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Abschied

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Es ist schon eigenartig nicht?

Ich stehe hier – allein. Niemand ist mehr da. Nur du und ich. Ich bin noch hier.

Es ist ziemlich warm heute. Die Sonne scheint, es ist Sommer. In den Freibädern und an den Seen herrscht Hochbetrieb.

Genauso ein Tag war es, als wir uns damals zum ersten Mal gegenüberstanden. Es war mein erster Tag in der Firma gewesen – natürlich kam ich zu spät.

Du hast dich furchtbar aufgeregt – erinnerst du dich? – und mir einen Vortrag über Arbeitsmoral, Weltwirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit gehalten – du warst mein Vorgesetzter, der Boss.

Ich fand dich schrecklich arrogant, du mich ziemlich kindisch.

In der ersten Zeit stritten wir uns andauernd. Du hattest allen Grund mich zu kritisieren. Ich mit meinen zwei linken Händen. Damals sah ich das natürlich anders. Ich hab es dir nicht leicht gemacht.

Und eines Tages, ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen, hast du mir gestanden, dass du mich liebst. Wir kannten uns damals schon über drei Jahre. Ich war so glücklich. Ich warf mich dir an den Hals und weinte wie ein kleines Kind. Selbst heute muss ich noch weinen. Ich weiß ich bin eine Heulsuse.

Mir bedeutete das so viel. Ich liebte dich schon ungefähr seit dem Zeitpunkt, als wir aufhörten miteinander zu streiten. Ich glaube, dass die Erkenntnis, dass es so ist, sogar der Auslöser dafür war. Ich konnte es nicht mehr ertragen, wenn du mich anschriest und strengte mich doppelt an. Und tatsächlich lächeltest du von da an viel öfter.

Wir hatten eine schöne Zeit zusammen, nicht immer leicht und doch wunderschön. Viele waren gegen unsere Beziehung, denn wer war ich schon? Aber du hieltest mich immer hoch und wir stützten uns gegenseitig.

Nach knapp einem Jahr zogen wir zusammen in eine geräumige Wohnung mit einer fast noch größeren Terrasse unweit unserer Arbeitsstelle.

Und dann an unserem 6. Jahrestag hieltest du um meine Hand an.

Ich kam spät von der Arbeit Heim, weil ich noch eine Präsentation fertig machen musste. Im Wohnzimmer brannten unzählige Kerzen und du saßt mit deinem engelsgleichen Lächeln dazwischen. Als ich reinkam, standest du auf, nahmst mich in den Arm und sagtest, dass du mich liebst und alle Welt es erfahren sollte. Dann knietest du dich vor mir hin, sahst mir tief in die Augen und fragtest mich, ob ich dich heiraten wolle.

Ich war so überrascht, gerührt, glücklich und... und ... Ich konnte nichts sagen. In mir drehte sich alles, Tränen liefen mir über die Wangen. Du hast mich so liebevoll angesehen. Als ich ja sagte, last du es eher von meinen Lippen ab, als das du es hörtest.

Der Tag unserer Hochzeit war der schönste in meinem Leben. Wir tranken, aßen, lachten, tanzten. Und – ich war so unbeschreiblich glücklich. Wir waren es.

Im nach hinein erscheinen mir die darauffolgenden Jahre wie ein Traum. Wir hatten beide Erfolg im Beruf, unzählige gute Freunde und freundliche Nachbarn. Wir lebten in unserem ganz persönlichen Garten Eden.

Vor ungefähr einer Woche platzte dieser Traum wie eine Seifenblase. Herzinfarkt durch einen angeborenen Herzfehler, sagten die Ärzte und, dass ich froh darüber sein sollte, dass es erst jetzt passierte. Jeder Tag hätte dein Letzter sein können.

In drei Monaten hätten wir unseren 12. Hochzeitstag. Zur Feier des Tages wollten wir zwei Wochen nach Südfrankreich fahren. Ich werde die Reise an Freunde verschenken und zu Hause bleiben. Wir sehen uns sicher bald wieder. Zu Hause fällt mir die Decke auf den Kopf und die Wände bewegen sich auf mich zu. Die Luft ist viel zu dünn und ich kann nachts nicht mehr schlafen. Unsere Katze ist weggelaufen. Ich bin ganz allein und die Aster, die ich dir zu unserem 5. Hochzeitstag schenkte, ging ein. Überall in der Wohnung fehlst du. Jeder Tag ohne dich bereitet mir Schmerzen. Mir fehlt dein Lachen, mir fehlen deine Sticheleien, wenn ich bei `Vom Winde verweht´ weine. Ich halte das nicht aus... Aber irgendwann sehen wir uns wieder und mein Name steht neben deinem.

Mischa und Jan

Hertzog

Zeit heilt nicht alle Wunden....

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