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Unwirklich

Teil 1

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Vorwort

Dies ist eine sehr emotionale Story, jedenfalls ist sie das für mich. Vieles habe ich versucht in dieser Geschichte zu verarbeiten. Einiges ist aber auch hinzugedichtet, was das ist bleibt eurer Phantasie überlassen. Ich hoffe euch gefällt die Story und falls ihr etwas entdeckt was nicht so toll ist - sofort Marker zücken, anstreichen und mit ein paar Lösungsvorschlägen direkt an mich schicken!!! Danke!!!

Yoshi

 

»Bennie!...... Bennie! «, rief ich durch das Haus.

»Matt ist weg!«

»Mooorgen!«, trötete eine nervtötende Stimme durch mein Zimmer.

Ich riss, noch im Halbschlaf, erschrocken meine Augen auf und konnte meinen Bruder schemenhaft im Türrahmen stehend erkennen. Ich brubbelte etwas Unverständliches in meinen nicht vorhandenen Bart und zog mir die Bettdecke bis zur Nasenspitze.

»Los!«, brüllte Bennie wieder und riss mir die Decke herunter.

»Verdammt du Blödkopp!«, schrie ich und fuchtelte panisch mit meinen Armen.

Kalt! Kalt! Kalt!

Ich war so schon ein übellauniger Morgenmuffel und jetzt so was! Benni konnte froh sein, dass ich ihm seinen Kopf nicht abriss. Trotzig schwang ich meine Beine aus dem Bett um sie gleich darauf in Benni`s blödes Modelauto zu rammen.

»Verdammt!«, brüllte ich laut, nicht ohne Hoffnung zu sein, dass mich meine Geschwister hörten und mich so ein wenig bemitleiden würden. Ich wartete also ein paar Sekunden, doch nichts tat sich. Mürrisch stand ich auf und streifte mir ein T-Shirt über um mit schlurfendem Schritt und zerknirschtem Gesicht in die Küche zu wanken, wo mich schon mein pervers gutgelaunter Bruder erwartete.

»Na ausgeschlafen?«, fragte er mich mit teuflischem Lächeln. Ich warf ihm einen bösen Blick zu und betitelte ihn als Saftarsch, wofür ich von ihm einen Apfel an den Kopf geworfen bekam.

Die Küchentür knarrte und meine Zwillingsschwester tappte in die Fresszelle.

»Morgen«, gähnte Tessa und drückte mir und Benni einen Kuss auf die Wange. Sie wirkte ebenso unausgeschlafen wie ich und deutete mit einem Kopfnicken auf Ihren Bruder. Aha, also hatte Benni auch sie geweckt.

»Wann geht das heute eigentlich los?«, fragte mich Tessa, als ich gerade versuchte mir eine ganze Brötchenhälfte in den Rachen zu schieben und fast daran krepierte.

»Mein Gott«, presste Sie unter eigenartigen Lachanfällen hervor, » kannst du auch normal essen? Mama und Papa haben genug Geld dagelassen. Du musst dir keine Sorgen machen, es wird schon kein Futterneid ausbrechen.«

»Schon gut«, nuschelte ich und antwortete dann auf Ihre Frage mit um Drei und ja kann ich. Ich erntete als Dank, dass ich so früh morgens (okay es war bereits mittags) überhaupt schon sprach, nur einen genervten Blick und hielt es für das Beste einfach so zu machen wie immer und meine Klappe zu halten.

Gegen zwei Uhr verließen wir unser Haus. Meine Eltern besaßen zwei Häuser und weil wir alt genug waren, natürlich nur nach Ihrer Meinung - wir ließen uns nur zu gern bemuttern-, durften wir in einem von Beiden wohnen. Ich liebte dieses Haus und ich liebte es mit Tessa und Benni unter einem Dach zu wohnen.

Benni rannte wie ein Bekloppter durch die Stadt und ich hatte Mühe mit ihm Schritt zu halten. Was auch eigentlich kein Wunder war, den Benni war Laufprofi, was mich langsam schon ankotzte, da ich mir immer rege Tipps übers Joggen anhören durfte, wo ich doch von Joggen soviel hielt, wie eine Kuh vom Rückenschwimmen. Während ich mir noch darüber Gedanken machte, warum Kühe eigentlich nicht schwimmen können, trafen wir auch schon an der S-Bahn Station ein. Wir müssen Gott sei Dank nur drei Stationen fahren, ging es mir durch den Kopf, denn die Bahn war wie immer gerammelt voll. Ärgerlich drängte ich mich durch die Massen und ergatterte für mich einen Sitzplatz. Bennie musste neben mir stehen und ich grinste ihn schadenfroh an.

Tja Rache ist eben süß!

»Triffst du heute eigentlich James?«, fragte er.

»Wenn er anruft, ja«, antwortete ich.

»Was ist das eigentlich mit euch Beiden?«

»Was meinst du?«, fragte ich ihn. »Jamie und ich sind beste Freunde, mehr nicht. Er steht auf Frauen, falls Du das meinst.«

Benni blickte mich beschämt von der Seite an.

»Sorry«, sagte er nur.

»Was denkst du nur von mir? Ich geh nicht mit Allem ins Bett was drei Beine hat.«

Gut das Benni nicht wusste, dass Jamie trotzdem schon mal probiert hat wie es ist mit einem Mann zu schlafen, und zwar mit mir.

Tja wenn ich daran denke........

Ein paar Minuten später erreichten wir unsere Haltestelle und stürmten zum Ausgang.

Mist, dachte ich, mit einem Blick auf die Uhr. Wir waren mal wieder zu spät dran.

Am Eingang der Uni angekommen verabschiedete ich mich von meinem Bruder, denn er studierte BWL und war bereits im 4. Semester, ich dagegen hatte mich für Medizin eingeschrieben und war erst im 3. Semester.

Mit schnellem Schritt sprang ich die Stufen zum Hörsaal hinauf und wäre fast mit Luca zusammengeprallt. Dieser konnte mich gerade noch abfangen und grinste über das ganze Gesicht. Ich schaute ihm direkt in seine haselnussbraunen Augen und bekam schon wieder weiche Knie. Verdammt das passierte mir in letzter Zeit ziemlich oft.

Mann, Luca war aber auch sexy!

Reiß dich zusammen Marc!

»Hey Chess!«, begrüßte er mich.

»Hi Luc.«.

»Na, hast du ausgeschlafen? «, fragte er mich hinterhältig, obwohl er die Antwort bereits wusste.

Ich verzog nur das Gesicht.

»Okay, schon verstanden«, winkte er ab und zog mich in den Saal. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen und genoss das Gefühl seiner Wärme auf meiner Haut. Seine Berührung verschaffte mir Gänsehaut. Nicht auszudenken, man würde ganz andere Sachen mit ihm machen.

Energisch schüttelte ich meinen Kopf, als ob ich dadurch auch die Gedanken an Luca abschütteln könnte.

Die nächsten Stunden verbrachten wir damit, den äußerst ausschweifenden Reden unserer Professoren zu lauschen. Einmal musst ich Luca wecken. Ich mein, ich konnte ihn ja verstehen, bei Dr. Martin schlief jeder ein. Er war zwar ein sehr guter Arzt, aber rüberbringen und das an seine Studenten weitergeben konnte er nicht.

Er blickte mich verschlafen an und schenkte mir wieder eines seiner umwerfenden Lächeln.

Ich seufzte leise. Dieser Kerl machte mich total mürbe.

Hallo?

Ich hätte gerne einen Freund, den ich nicht sexy finde! , schrie ich in Gedanken den Himmel an.

»Kommst du heute zu meiner Party?«, fragte mich Luca als wir gegen 18.00 Uhr uns auf den Heimweg machten. Ich schüttelte leicht den Kopf und Luca verstand das wohl als nein, was es aber gar nicht heißen sollte. Ich überlegte kurz und kam dann zum Schluss, dass ich ihn ruhig noch ein wenig zappeln lassen konnte.

Sein Lächeln erstarb und sein Blick wurde merkwürdig traurig. Ich hielt einen Moment inne. Dass ihn das so sehr mitnimmt, hätte ich gar nicht vermutet.

»Warum nicht?«, fragte er mich mit zittriger Stimme.

»Natürlich komme ich!«, gab ich grinsend zur Protokoll. Aber entgegen meiner Auffassung, dass Luca mit mir über diesen Scherz lachen würde, sagte er nur Arschloch und ging ohne ein weiteres Wort voraus. Erschrocken blieb ich stehen. Was war nur los mit ihm? War etwas passiert?

Ich beschloss den Fragen heute Abend in einer ruhigen Minute auf der Party auf den Grund zu gehen.

Müde schleppte ich mich nach Hause, wo Tessa und Benni schon mit dem Essen auf mich warteten. Tessa plapperte gleich darauf los, was heute alles im Heim los war ( meine Schwester ist Heimerzieherin), doch ich hatte keine große Lust mich zu unterhalten. Lucas Reaktion ging mir nicht aus dem Kopf.

»Tessa«, unterbrach Benni barsch ihren Redeschwall, » ich glaube Marc ist heute nicht nach reden zumute«.

Tessa schaute mich erstaunt an, nickte dann jedoch und ich ging in mein Zimmer.

Seufzend ließ ich mich aufs Bett fallen und dachte sofort wieder an Luca. Warum ging mir dieser Mann nicht aus dem Kopf?

Und plötzlich ging mir alles wahnsinnig auf den Keks. Schlagartig fing ich an zu weinen. Das letzte Mal weinte ich vor einem Jahr und ich hasste es. Ich fühlte mich schwach und das wollte ich nun wirklich nicht sein!

Leise öffnete sich die Zimmertür und Bennie schob seinen Schädel rein.

Vorsichtig setzte er sich neben mich und nahm mich in den Arm.

»Marc, bitte nicht weinen. Alles ist okay«, versuchte er mich zu beruhigen.

Benni ließ mich kurz alleine, weil es an der Tür klingelte.

Nach ein paar Minuten stand er wieder in meinem Zimmer, mit dabei Jamie.

Zögernd kam er auf mich zu, lächelte mich an und gab mir, als Benni aus dem Zimmer war, einen zarten Kuss auf die Lippen.

»Hey, wie geht's Dir?«, fragte er.

Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch.

»Nicht so gut «, antwortete ich und kuschelte mich in Jamies Arme.

Er streichelte sanft über meinen Rücken.

»Ist es Luca?«, fragte er und als ich schon wieder Tränen in den Augen hatte, seufzte er nur und wuschelte durch meine Haare.

»Wie weit soll es noch gehen, Marc? Du könntest jeden Typen in dieser verdammten Stadt haben, warum ausgerechnet Luca?«

»Ich weiß es nicht «, flüsterte ich.

»So kann es doch nicht weitergehen! Er steht nun mal nicht auf Männer!«

»Ich kann mir nicht aussuchen in wen ich mich verliebe, Jamie!«

»Das weiß ich auch, aber du brauchst mal ein bisschen Abwechslung!«

»Hat er nie mal irgendetwas in dieser Richtung durchsickern lassen?«, fragte ich ihn.

Jamie schüttelte seinen Kopf.

»Ich weiß nicht was mit ihm los ist. Er zieht sich immer mehr zurück. Aber er redet nicht mit mir darüber«.

»Ich habe gedacht ihr wärt beste Freunde?«

»Das dachte ich auch?.«

Drei Stunden später klingelte ich an Lucas Haustür. Eigentlich hatte ich keine Lust zu ihm zu gehen, sein atemberaubender Anblick war nicht leicht zu ertragen, doch Bennie drängte mich auf ein bisschen Ablenkung. Blöd nur das ich diese ausgerechnet bei dem Mann suchen musste, der mir in regelmäßigen Abständen das Herz brach.

Babette, meine beste Freundin öffnete die Tür und empfing mich mit einem strahlenden Lächeln. Sie umarmte mich stürmisch.

»Chess! Schön das du da bist, ich habe dich so vermisst.«

»Hi Süße «, sagte ich und drückte sie fest an mein Herz. Sie bedeutete mir sehr viel und ich liebte sie sehr. Leider wohnte Sie nicht mehr in Berlin, sondern war vor kurzem mit ihrem Freund an die Ostsee gezogen.

Ich folgte ihr durch die Wohnung, erzählte eine Weile mit ihr und ließ sie dann für einen Moment wieder in die Fuchteln ihres durchaus gutaussehenden Freundes gleiten. Dann begrüßte ich Oliver, Lucas Bruder, der mich eigenartig streng musterte. Ich sprach ihn darauf an, doch er wich mir gekonnt aus. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Olli wusste, was mit seinem Bruder los war.

Ich schnappte mir ein Bier und schaute mich suchend nach Luca um und entdeckte ihn auf dem Balkon. Er lehnte auf der Brüstung und blickte in den Sternenhimmel. Er sah umwerfend gut aus. Seine schwarzen Haare hatte er kreuz und quer gegelt und sich in eine blaue, ausgewaschene Jeans und in ein weißes Designerhemd geschmissen, unter das man seinen durchtrainierten Körper erahnen konnte. Ich seufzte mal wieder und trat auf den Balkon.

»Hi «, sagte ich flüsternd.

»Hi, schön das du gekommen bist«, antwortete er und ließ seinen Blick über mich gleiten. Ich fühlte mich ein bisschen unwohl und stellte mich neben ihm und blickte mit verträumtem Blick ebenfalls in den Abenhimmel. Luca beobachtete mich noch immer und mir wurde heiß und kalt. Kein weiteres Wort hatten wir gesprochen, standen nur da und hingen jeder unserer Gedanken nach.

»Marc «, brach er dann die Stille.

»Hm?«

»Ich bin froh dich als Freund zu haben. «

In mir brodelte es, ich fühlte mich himmel hoch jauchzend und zu Tode betrübt. Mir lag es auf der Zunge, ich wollte es ihm sagen, doch dann machte ich mal wieder einen Rückzieher....

»Warst du schon mal verliebt«, fragte er mich dann.

Ich verstand nicht ganz was er wollte. Warum fragte er das?

Ich brauchte nicht lange zu überlegen und antwortete mit ja.

»Hm«, kam es von Luca und er nickte mit dem Kopf.

»In Matthew?«

Mir blieb die Luft weg. Ich strauchelte und ließ mich nach unten sinken, nicht ohne dass mir Tränen in die Augen stiegen.

»Wo.....Woher weißt du von Matt?«

Luca drehte seinen Kopf und schaute mir direkt in die Augen. Ich zitterte, fühlte mich hilflos und hatte das Gefühl gleich kotzen zu müssen.

Er antwortete zuerst nicht, doch als ich ihn verzweifelnd bittend ansah, senkte er seinen Blick und setzte sich neben mich auf den kalten Boden.

»Ich habe Benni getroffen.....«

»Warum hat er es dir einfach so erzählt?«, fragte ich unter heftigem Schluchzen.

»Wir sind darauf zu sprechen gekommen«.

Langsam wurde ich wütend.

»Ach ja? Findet ihr es toll mein Liebesleben auseinander zu pflügen?«

»Marc, bitte es war doch nicht weiter schlimm.«

Ich wurde noch wütender.

»Für mich ist es aber schlimm!«, schrie ich ihn an und bereute dies kein bisschen. 1 Jahr lang hatte ich vergeblich versucht das zu vergessen und jetzt mussten diese beiden Hohlköpfe das wieder ausbuddeln.

Wutschnaubend stürmte ich zur Wohnungstür und ließ sie krachend von draußen ins Schloss fallen.

Langsam lief ich durch die Straßen Berlins in Richtung eigenes Zuhause. Immer wieder kreisten meine Gedanken um Matt und ich weinte leise vor mich hin.

Hätte ich ihn nur nie kennen gelernt.....

2.Teil

»Wie lange dauert es denn noch?«, fragte ich genervt meinen Vater, der gerade bemüht war, die Deutschlandkarte auswendig zu studieren.

»Verdammt Marc, ich suche mir nen Wolf und du nervst!«, schnauzte er mich an. Ich schmollte ihn beleidigt an und rollte mit den Augen. Wir waren erst seit vier Stunden unterwegs und hatten uns schon gnadenlos verfahren, dabei wollten wir doch eigentlich nur an die Ostsee, genauer gesagt auf die Insel Usedom. Ich lehnte meinen Kopf gegen Benjamins Schulter, der genauso genervt neben mir saß und schloss für einen Moment die Augen. Ich freute mich auf den Urlaub mit meiner Familie. Ich liebte sie sehr und der Urlaub war ein Geschenk meiner Eltern zum bestanden Abitur.

Ich riss erschrocken die Augen auf, als meine Mutter scharf bremste.

» Idiot!«, schrie sie und lächelt mich dann durch den Rückspiegel an.

»Entschuldige, wollte dich nicht wecken.«

»Schon okay«, antwortete ich und schaute kurz zu Tessa. Meine Schwester war immer noch in ihr Buch vertieft, eigentlich mein Buch, ein schwules noch dazu. Ich hatte mich kurz vor dem Abitur geoutet und war überrascht wie gut meine Eltern es aufnahmen. Bei meinen Geschwistern machte ich mir von vornherein keine Gedanken. Sie waren sehr offen und standen immer hinter mir....

Nach einer weiteren Stunde endlosen Hin- und Hergefahrens kamen wir dann endlich in Heringsdorf an und stellten unseren Wagen auf dem Hotelparkplatz ab. Ich stieß die Tür unseres Voyagers auf und zog die frische Meeresluft durch meine Nasenflügel.

Bennie konnte es sich natürlich nicht verkneifen mich anzuschubsen und mir mitzuteilen, dass ich ja hier vielleicht meinen Traummann treffen würde.

Ja toll! Treffer und versenkt!

Ich schaute ihn nur böse an und hievte meinen Koffer aus dem Wagen und folgte meinen Eltern zum Hoteleingang.

Und dann traf mich der Schlag!

Wie angewurzelt blieb ich stehen und blickte, nein starrte in diese wunderschönen braunen Augen, die hinter unglaublich langen schwarzen Wimpern lagen.

Er war?..Er war?.einfach nicht zu beschreiben!

Mein Blick wanderte zu seinem Mund, der sanft von einem kleinen Lächeln umspielt wurde. Sein Gesicht wirkte männlich und sanft zugleich. Ich starrte immer noch, unfähig meine Augen von ihm zu lösen und als er dann auch noch lächelte, war es ganz um mich geschehen!

Ich war verliebt!

Nach ein paar Minuten- mir kam es vor wie eine Ewigkeit- zog mich Bennie am Ärmel weiter und ich musste notgedrungen hinter meinen Eltern in das Hotel schlurfen. Mann dazu hatte ich gerade jetzt überhaupt keine Lust!

Ich blickt mich noch einmal um und erhaschte noch kurz sein lächeln. Mit einem seligen Gesichtsausdruck verbrachte ich dann den ganzen Abend in Gedanken an ihn.

Es war schon weit nach Mitternacht, als wir endlich in den Betten lagen (ich teilte mir mein Zimmer mit Bennie und Tessa) und wie immer noch nicht gleich einschlafen konnten. Tessa war noch im Bad und Bennie mummelte sich in seine Bettdecke.

»Er hat dir gefallen, hm?«, fragte er plötzlich unvermittelt.

Ich erschrak ein wenig. Hatte man mir das so deutlich angesehen?

»Ja«, antwortete ich und blickte beschämt zu Boden. Gut dass es dunkel war, sonst hätte Bennie jetzt meine knallrote Birne gesehen.

Ein Moment war Stille, dann fragte er:

»Hast du eigentlich schon mal einen Mann geküsst?«

»Nein«, antwortete ich.

»Würdest du ihn gerne küssen?«

»Ja, ich denke schon«, flüsterte ich.

»Dann spreche ihn an«, sagt er und legte sich auf die Seite um tief und fest einzuschlafen. Ich war zu perplex um noch etwas darauf zu antworten und schloss meine Augen.

Nach wenigen Minuten war ich ins Reich der träume entschwunden.

»Hey Marc, aufstehen!«, flüsterte meine Mutter und rüttelte sacht an meinem Arm. Ich streckte mich ausgiebig und gähnte laut. Zaghaft öffnete ich meine Augen und schloss sie gleich wieder. Helles Sonnenlicht blendete mich und ein leises Fluchen entfuhr mir. Sofort kriegte ich eine Kopfnuss und ein frecher Bengel zugeworfen und wurde regelrecht aus dem Bett geschubst.

Langsam rappelte ich mich auf und versuchte mich anzuziehen. Tja beim Versuch ist es dann auch geblieben. Das T-Shirt war falsch rum, die Boxer auf Links und als ob das noch nicht genug wäre, hatte ich schon seit einer halben Stunde nen Dauerständer. Na gut war vielleicht etwas übertrieben, aber klein Marc war nicht zu übersehen. Nur gut, dass meine Mutter das Zimmer bereits verlassen hatte, dafür bemerkte Bennie, der neben mich getreten war, meinen Zustand und lachte sich kaputt. Ich murmelte ihm nur Blödkopp entgegen und versuchte mich halbwegs in Ordnung zu bringen.

»Hey was habt ihr heute vor?«, fragte mein Vater uns drei und schmierte nebenbei Butter auf sein Brötchen. Tessa - mein Zwilling schaute mich kurz an und wie aus der Pistole geschossen kam von uns beiden: »Strand! «

»Na wie soll's auch anders sein, sagte meine Mutter kopfschüttelnd. Ihr könntet euch zur Abwechslung ja mal die Gegend anschauen.«

Bennie zog theatralisch seine Augenbrauen hoch.

»Kultur?«, fragte er entgeistert.

» Pah«, war da nur der einzige Kommentar.

Nach dem ausgiebigen Frühstück (ich hatte sage und schreibe 5 Brötchen gegessen!), machten wir uns auf den Weg zum Strand. Unser Hotel lag genau an der Prommenade, so dass wir nicht weit zu gehen brauchten. Am wunderbaren Sandstrand angekommen, ließ ich mich in den selbigen plumpsen und blickte mich suchend um. Hm, keine wirklich hübschen Jungs hier, stellte ich traurig fest.

»Marc!«, rief Tessa und schmiss mit ein Frisbee zu. »Los komm, mach mal mit, damit dein Traumtyp auch auf dich aufmerksam wird.«

Ich fasste es einfach nicht. Konnte man Geschwister nicht einfach mal einsperren, sagen wir mal für schätzungsweise 20 Jahre? Das ist doch nicht zu fassen! Noch lauter ging es ja nun schon gar nicht mehr. Kein Wunder also, dass sich jeder in unsere nähere Umgebung zu mir umdrehte und mich interessiert musterte. Mit hochrotem Kopf stand ich auf und rächte mich an Tessa dafür, indem ich den Frisbee in regelmäßigen Abständen ins Wasser warf und Sie ihn hohlen musste.

Ich hatte keine Ahnung, dass mich auch zwei braune Augen beobachteten, die mich schon mal gesehen hatten.

Irgendwann nach ein paar Minuten entschlossen wir uns, dass mit dem Spielen aufzugeben und uns in die Ostsee zu stürzen. Im ersten Augenblick kam es mir so vor, als würden mir sämtliche Körperteile abfallen. Es war nämlich kalt, um ehrlich zu sein saukalt! Aber ich war ein Mann, jawohl und Männer jammern nicht! Trotzdem konnte ich ein Zähneklappern, als ich nach ca. 3 Minuten wieder hinausstürzte, nicht vermeiden.

Wir sonnten uns noch ein bisschen und machten uns dann irgendwann auf den Weg zum Hotel. Vor dem Hotel angekommen, entdeckte ich die Maschinen der Bikergruppe, die ich gestern schon gesehen hatte. Ein paar Suzukis, eine Ducati und eine Honda waren dabei und ich betrachtete sie näher. Ich liebte Motorräder, hatte auch einen Führerschein (allerdings konnte ich bis jetzt nur gedrosselte Maschinen fahren), aber leider nicht das nötige Kleingeld mir ein Eigenes zu kaufen.

»Gefällt dir die Suzi?«, fragte dann plötzlich eine schöne tiefe Männerstimme neben mir und ich drehte erschrocken meinen Kopf zur Seite.

Dort stand er wieder, der Typ von gestern. Wieder hatte er seinen Kombi an und wieder lächelte er.

»Hm«, sagte ich nur, zu blöd im Kopf um auf einer normalen Sprachebene mit dem Objekt meiner Begierde zu kommunizieren.

»Sie war ja auch teuer«, sagte er und ließ seinen Blick über das Bike gleiten. Im selben Augenblick wünschte ich mir, dass er seinen Blick auch mal so über mich gleiten lassen würde. Blödsinn verwarf ich den Gedanken gleich wieder. Dieser Kerl war bestimmt nicht schwul, dazu sah er zu hetero aus (obwohl sieht man das einem Mann an?) und selbst wenn, wäre ich ganz sicher nicht sein Typ.

»Hallo?«

Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken und verzweifelt blickte ich ihm in die Augen, um dann schon wieder in irgendeine Träumerei zu fallen.

»Entschuldige was hast du gesagt?«, fragte ich stammelnd. Er lächelte nur und sagte dann:

»Wo warst du denn gerade mit deinen Gedanken?«

Ich glaube das möchtest du gar nicht wissen!

»Ähm... beim Motorradfahren«, entgegnete ich geistreich und versuchte mir selber einen Arschtritt zu geben. Welcher Teil meines Gehirns dachte sich eigentlich solche Schwachsinnigkeiten aus?

»Fährst du selber?«

Ich nickte.

»Ich kann fahren, habe aber kein Bike.«

»Was hältst du von einer Spritztour? «

Oh je, solche eindeutigen Zweideutigkeiten machten die Sache noch viel schlimmer!

»Gerne«, sagte ich nur und bekam gleich darauf einen Helm in die Hand gedrückt. Weiß Gott woher er den so schnell hatte.

»Aber ich fahre«, sagte er und schwang sich auf das Krad. Ich kippte die Fußrasten nach vorn, stellte meinen linken Fuß auf die linke Raste und schwang mich ebenfalls gekonnt auf den Rücksitz. Dann erst merkte ich, dass ich nur in kurzer Jeans und T-Shirt Motorrad fahren wollte.

Ich tippte ihm auf die Schulter und machte ihn darauf aufmerksam. Ernst sagte er: »Steig ab!« und ich hoffte augenblicklich sterben zu können. Da bot mir mein absoluter Traumtyp eine »Spritztour« auf seinem Bike an und ich Depp hatte nichts anderes zu tun, als diese Sache auch noch zu vermasseln!

Ich stieg also ab und wartete darauf, dass er was sagte.

»Also ähm...«begann er, »?wie heißt du eigentlich?«

»Marc Chesari.«

»Chesari, wiederholte er leise. Ist das italienisch?« Ich nickte.

»Schön.«

»Marc, meine Kumpels und ich wollten heute weggehen, vielleicht Kneipe oder so. Hast du Lust mitzukommen? Vielleicht finden wir auch noch ne Kombi für dich, damit du mitfahren kannst.«

»Äh, ja klar gerne«, antwortete ich begeistert.

»Wann soll es losgehen?«

»Hm, ich schätzte gegen acht. Ist das okay?«

»Mehr als okay«.

Und schon wieder hätte ich mich treten können.

»Gut, dann sehen wir uns heute Abend. Ich freu mich.«

Ich mich auch, rief ich in Gedanken.

Am Abend dann so kurz nach halb Acht, versuchte Tessa ein paar vernünftige Klamotten aus meinem Koffer zu fischen und schließlich fand ich mich in einer weißen Leinenhose und einem weißen Hemd wieder und war eigentlich ganz zufrieden mit dem was ich im Spiegel sah. Schnell noch ein bisschen Gel in die Haare, ein bisschen Calvin Klein rangesprüht und fertig war ich.

Mam und Paps stauten nicht schlecht, als ich mich kurz vor 8 aus dem Staub machte. Sie tolerierten es zwar, nicht ohne jedoch mir irgendwelche geistreichen Tipps zu geben.

Kauf dir Kondome! Und so weiter. Na toll ich habe noch nicht mal einen Mann geküsst, ganz zu schweigen von richtigem Sex! Soweit wollte ich noch gar nicht denken! Außerdem wusste ich ja gar nicht, ob er (wie heißt er eigentlich?) auch schwul war!

Als ich aus dem Hotel trat, warteten die anderen schon auf mich. Er begrüßte mich mit Handschlag und stellte mir dann seine Kumpels vor. Schienen alle ganz nett zu sein, zumindest auf den ersten Blick. Christopher, Stefan, Kevin und Gunnar gingen voraus und ich trottete mit ihm hinter ihnen hinterher.

»Wir haben beschlossen, doch nicht zu fahren«, sagte er kurz und erklärte mir dann, dass ganz in der Nähe eine Bar sei. Ich nickte stumm, in voller Erwartung dessen, was heute Abend passieren würde.

Den Rest der Wege redeten wir nicht, genossen es nur nebeneinander im Sand zu gehen und dem Rauschen des Meeres zuzuhören. Ab und zu riskierte ich einen Blick nach rechts, um ihn genauer zu betrachten. Er war größer als ich, wenn auch nur ein paar Zentimeter und durchtrainiert. Seine Gesichtszüge wirkten entspannt und glatt und er sah zufrieden aus. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen und ich fühlte mich ertappt. Erschrocken ließ ich meinen roten Kopf zur Erde fallen und wünschte mir gleichzeitig ihn zusätzlich noch in den Sand stecken zu können.

»Wie heißt du eigentlich?«, fragte ich ihn nach einer halben Ewigkeit.

»Matthew Cheston«, antwortete er und ich blieb erschrocken stehen. Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht mit so einem Namen.

»Geschockt?«, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Nein, überrascht. Woher kommst du?«

»Aus Berlin«, lachte er und erklärte gleichzeitig, dass sein Vater ein Deutscher war und seine Mutter aus Australien stammte.

»Australien, schwärmte ich. Da wollte ich schon immer mal hin.«

»Es ist wirklich wunderschön da, sagte er leise. Meine Eltern leben da.«

»Warum bist du dann in Berlin«, fragte ich neugierig.

» Eigentlich bin ich nur hergekommen um meine Großeltern zu sehen, habe dann aber beschlossen länger hier zu bleiben um die Heimat meines Vaters kennen zu lernen. «

Ich war enttäuscht. Hieß das er musste zurück?

»Gehst du wieder zurück?«

»Irgendwann bestimmt, sagte er, oder ich treffe jemanden der mich davon abhält«, fügte er hinzu und zwinkerte mir zu.

Hä, hatte ich das gerade richtig interpretiert? War er doch vielleicht entgegen aller Warscheinlichkeit schwul? Ich beschloss mir vorerst keine Hoffnung zu machen und ging in die Bar, bei der wir inzwischen angekommen waren.

Die anderen hatten es sich bereits bequem gemacht und sich schon was zu trinken bestellt. Wir setzten uns dazu und versanken augenblicklich in tiefe und anregende Gespräche.

Nach ein paar Stunden, blickte ich kurz auf meine Uhr, um festzustellen, dass es schon weit nach Mitternacht war und beschloss einen Moment an die frische Luft zu gehen. Draußen setzte ich mich auf die Stufen der Eingangstür und zündete mir eine Zigarette an. Eigentlich wollte ich ja aufhören, doch brauchte ich erstmal was zu Beruhigung. Matts Kumpel mochten mich, soviel hatte ich jetzt schon rausbekommen, doch wie stand Matt selber zu mir? Darauf hatte ich noch keine Antwort bekommen.

»Hey!«, sagte jemand plötzlich und setzte sich neben mich auf die Stufen. Ich erschrak heftig und brüllte lautstark:

»Verdammt mach das nie wieder du Idiot! Ich kriege noch mal nen Herzinfarkt!«

»Hey«,sagte Matt grinsend, als ich ihn ansah und verschämt über meinen Ausraster zu Boden blickte,» du bist ja noch viel süßer , wenn du dich aufregst«, sagte er mit einem zuckersüßen Lächeln im Gesicht.

Ich musste heftig schlucken. Hatte er das wirklich gerade gesagt? Nein, bestimmt hatte ich das nur falsch verstanden, doch als ich in Matts Augen schaute, wusste ich dass er es Ernst meinte.

Wir starrten uns eine Weile an und plötzlich wussten wir dass wir es wollten. Wir sagten kein Wort, wussten einfach dass es so war. Matt zog seine Augenbraue hoch, stand dann auf und hielt mir seine Hand entgegen. Ich zögerte einen Augenblick, konnte mich dann jedoch nicht wehren und umschloss die Seine mit meiner. Schweigend gingen wir zum Hotel zurück, ich schrieb währenddessen eine SMS an meine Eltern, dass alles okay sei und so weiter und standen dann vor Matts Zimmertür. Noch während er es aufschließ, hauchte er mir sanft einen Kuss in den Nacken, der mir eine Wahnsinnsgänsehaut verschaffte. Ich schwebte über den Teppichboden und wurde von Matt wieder heruntergeholt, in dem er mich sanft in das Zimmer schob.

Langsam bewegte sich sein Mund auf den meinen zu und sanft küsste er mich auf die Lippen. Ich glaubte mein Innerstes würde explodieren. Tausende von Schmetterlingen starteten und landeten in meinem Magen. Alles drehte sich und gieriger wurde mein Verlangen nach ihm.

Zaghaft schob ich meine Zunge in seinen Mund und suchte nach seiner. Ich fand Sie und umkreiste sie liebevoll. Er stöhnte leise auf, was mich nur noch mehr in Rage brachte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Jetzt erst wusste ich, was bei den Beziehungen zu Mädels immer gefehlt hatte. Es war immer wunderbar gewesen, keine Frage, aber dort war ich nie ich selbst. Jetzt war es etwas anderes.....

Seine Hände wanderten meinen Rücken auf und ab und zerrten an meinem Shirt. Ich hielt ihn kurz zurück, um es mir über den Kopf zu ziehen. Mit großen Augen stand er vor mir und betrachtete mich. Zärtlich streichelte er mit seinen Fingerkuppen über meine Brust und meinen Bauch und wieder fühlte ich dieses Kribbeln überall auf meiner Haut.

Er schubste mich leicht nach hintern, so dass ich auf das bett fiel und legte sich neben mich.

»Du bist schön«, flüsterte er und küsste mich erneut.

»Matt?«

»Hm«, sagte er, während er sich daran machte meine Hose zu öffnen.

»Ich habe noch nie mit einem Mann.....«

Er hielt inne und legte seinen Kopf schief.

»Wie alt bist du Marc?«, fragte er.

»19«

»Oh ganz schön jung, ich bin schon 24. «

Ich musste grinsen.

»Na meinst du, du bringst es noch im Bett?«, lachte ich und erhielt prompt dafür eine Kopfnuss. Wieso werde ich in diesem Urlaub eigentlich immer geschlagen?

»Ich werde nichts tun, was du nicht willst. Aber glaube mir, du wirst mich darum anflehen, dass ich alles mit dir mache«, sagte er und grinste dreckig und küsste mich leidenschaftlich. Als ich fast schon keine Luft mehr bekam, wanderten seinen Lippen tiefer und umkreisten meine Brustwarzen. Er leckte kurz daran und ich stöhnte leise auf. Sanft küsste er meinen Nabel, suchte kurz nach meinem Blick, fand ihn und hatte auf einmal klein Marc im Mund.

Ich wusste im ersten Augenblick gar nicht wie mir geschah. Da lag nun die Liebe meines Lebens neben mir und blies mir einen! Und er konnte das gut, verdammt gut.

Ich kam so heftig wie noch nie. Genüsslich leckte sich Matt danach über die Lippen, rutschte ein Stück höher und lächelt mich an. Noch völlig ausgepowert streichelte ich seinen Hinterkopf und zog ihn zu einem weiterem leidenschaftlichen Kuss hinunter.

Plötzlich ließ er von mir ab, setzte sich mit dem Rücken zu mir auf und nestelte an irgendetwas rum. Nach einigen Minuten blickt er über seine Schulter zu mir:

»Mach die Augen zu!«, befahl er mir und drehte mich, kaum dass ich die Augen geschlossen hatte, auf den Bauch. Er hob mein Becken an und ich spürte einen kurzen Schmerz.

Ich verfiel vollends in Extase. Ich hatte Sex! Richtigen Sex! Mit einem Mann!

Ich hörte Matts immer schneller werdenden Atem und spürte seine rythmischen Bewegungen. Dann überwältigte ihn der Orgasmus und er stöhnte laut auf. Angeheizt von seiner Männlichkeit, kam auch ich, zum zweiten Mal. Erschöpft ließen wir uns fallen und eng aneinander gekuschelt schliefen wir sofort ein....

Inzwischen sind 6 Monate vergangen. Ich war zurück in Berlin und absolvierte gerade meinen Wehrdienst. Eigentlich wollte ich ja nicht zum Bund, sondern Zivildienst machen, aber mein Talent Dinge kurzfristig anzupacken, hielt mich davon ab und ich musste mich ebenfalls in einen Tarnanzug quetschen.

Matt und ich besuchten uns sooft wie es ging. Leider war das viel zu selten. Ich vermisste ihn mit jedem Tag mehr und liebte ihn auch mit jedem Tag mehr.

Wir waren unzertrennlich und auch meine Freunde schlossen ihn sofort ins Herz. Nur Babette traute ihm nicht über den Weg. Sie fand Matt ebenfalls sehr gutaussehend und nett, doch irgendetwas sträubte sich in ihr gegen ihn. Als wir einmal darüber sprachen, konnte sie mir jedoch keine genaue Antwort geben.

Wie auch immer, Matt und ich waren sehr glücklich.

Zumindest dachte ich das......

Es war Sonntagmorgen, langsam krochen die Sonnenstrahlen in mein Zimmer und ich räkelte mich unter der Bettdecke. Vorsichtig streckte ich mich und presste dann vor Schmerz die Lippen aufeinander.

»Verdammt!«, fluchte ich. Bei dem blöden obligatorischen 30 Km Marsch, hatte ich mir eine Schulter ausgerenkt, beim Versuch ein Zelt aufzubauen. Wie blöd musste man eigentlich sein, sich dabei eine Schulter auszukugeln?

Na ja, lassen wir das...

Wie gesagt, wachte ich so langsam auf und drehte mich zu Matt um, der friedlich neben mir schlief. Oder besser gesagt neben mir schlafen sollte, denn Matt war nicht da.

Ich machte mir vorerst keine Gedanken darüber. Matt war ein Frühaufsteher und überraschte mich gerne mit einem Frühstück. Ich stand also auf, zog mich an und ging in die Küche, wo es schon verfüherisch nach Brötchen roch.

Doch in der Küche standen nur Benni und Tessa. Sie erschraken, als sie mich sahen und wurden dann plötzlich merkwürdig ruhig. So waren Sie normalerweise nicht.

Sofort wurde ich unruhig.

»Bennie!...... Bennie! «, rief ich meinem Bruder zu.

»Matt ist weg!«

»Ich weiß Marc.«

»Was ist los?«, fragte ich, doch ich bekam im ersten Augenblick keine Antwort darauf.

»Sag schon!«

»Matthews Eltern haben angerufen. Sie sagen, dass Matt nicht nach Hause gekommen ist.«

Ich kapierte nichts. »Hä? Sie wissen doch dass er bei mir schläft«, sagte ich.

Benni machte einen zaghaften Schritt auf mich zu und hielt mir ein gefaltetes Blatt Papier hin. Ich griff es und begann zu lesen:

Für Marc, die Liebe meines Lebens,

Ein Wind weht um das Haus und immer wieder

wach ich aus Träumen auf und geh umher

mein Kopf ist schwer und fühlt sich an wie Fieber

ich will zu dir zurück und find den Weg nicht mehr

Alles um mich rum rückt in weite Ferne

ich schrumpfe und verirre mich im Flur

die Erde bebt, mir ist als sähe ich Sterne

doch in der Dunkelheit verliert sich ihre Spur

Nichts was ich berühre ist von Dauer,

nichts bringt das Verlorene zurück

das einzige was bleibt ist meine Trauer

der Schmerz und die Erinnerung an das Glück

Und immer wieder weht der Wind und immer wieder

fall ich ins nicht zurück und geh umher

ich sing beim Gehen vor mich hin

damit ich weiß das ich noch bin und der Wind,

er weht- weht immer wieder.

(Blumenfeld)

Matt

Ich lass den text ein zweites, ein drittes, ein zehntes Mal und begriff ihn auch dann nicht.

Was sollte das bedeuten? War er gegangen?

Ich fand nie einen Antwort darauf und ich sah Matt nie wieder......

3. Teil

Irgendwann kam ich zu Hause an und schlurfte leise in mein Zimmer. Doch ich hatte die Rechnung ohne meinen Bruder gemacht. Benni hatte mich gehört und hielt mich zurück.

Schon wieder wütend befreite ich mich und schnauzte ihn an:

»Ganz toll, Benjamin. Warum erzählst du nicht gleich der ganzen beschissen Welt von Matt? Warum musstest du es ausgerechnet Luca erzählen?«

Benni blickte traurig zu Boden, doch tat er mir in dieser Minute keineswegs leid.

»Luca hat mich gefragt.«

»Na und? Das ist doch kein Grund, es gleich jedem zu erzählen. Verdammt Ben, du weißt doch selber, wie lange ich gebraucht habe darüber hinweg zu kommen. Jetzt ist alles wieder da!«

Benni traute sich immer noch nicht mir in die Augen zu schauen. Ich spürte dass da noch etwas anderes war.

»Was ist los?«, fragte ich ihn.

»Marc?«

»Was?«. Schon ärgerlicher.

»Matt hat sich gemeldet.«

Augenblicklich wurde mir schwarz vor Augen und ich fiel in Ohnmacht.

Ich erwachte mit stechenden Kopfschmerzen.

»Er kommt zu sich!«, sagte eine mir vertraute Stimme leise.

Luca!

Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch es gelang mir nicht.

»Schon gut, flüsterte Luca und streichelte sanft meine Wange. Ruhe dich erstmal aus.«

Ein paar Stunden später erwachte ich erneut und diesmal schaffte ich es sogar meine Glubschen aufzumachen. Das erste was ich sah, waren Lucas wunderschöne braune Augen, doch anders als sonst, geriet ich nicht ins Träumen. Zu groß war der Schock, dass Matt sich gemeldet hat.

»Benni!«, rief ich krächzend.

»Benni ist da«, antwortete Luca und streichelte meine Wange.

Verdammt konnte er das nicht mal sein lassen? Das machte die Situation nicht gerade einfacher.

Unter den immer noch starken Kopfschmerzen versuchte ich mich aufzusetzen und ließ meine Beine über den Rand des Bettes baumeln. Mir war ein bisschen schwindelig und ich musste mich notgedrungen an Luca festhalten. Sofort verschaffte mir diese Berührung wieder eine Gänsehaut, obwohl ich im Moment wirklich nicht in der Stimmung war. Wir schauten uns einen Moment lang in die Augen und ich konnte unendliche Trauer in Lucas Blick erkennen. Was war nur los mit ihm, ich meine er machte sich Sorgen, dass verstand ich auch, aber da war noch etwas anderes.

»Marc, ich bin da«, sagte Benni und setzte sich neben mich auf das Bett.

» Erzähl mir endlich was passiert ist«, sagte ich ungeduldig.

Benni seufzte:

»Matt hat angerufen. Er hat gefragt, wie es dir geht und ob er dich treffen könne. Ich war so geschockt seine Stimme zu hören, dass ich im ersten Moment gar nicht wusste was ich sagen sollte. Ich habe ihm gesagt, dass du nicht da bist. Er wird sich noch mal melden.«

»Was will er?«, fragte ich unter Tränen.

Benni schüttelte den Kopf.

»Ich weiß es nicht Marc. «

Ich weinte, nein heulte wie ein Schlosshund.

Er hatte mich verlassen und jetzt tauchte er einfach wieder so auf und will mit mir reden! Was denkt er sich bloß?

Irgendwann versiegten meine Tränen. Benni und Luca waren immer noch da.

»Ich gehe besser«, sagte Luca, schaute mich traurig an und wuschelte kurz durch meine Haare.

Diesmal seufzte ich laut auf.

Ich liebte ihn so sehr, doch jetzt war alles anders.

Matt hatte sich gemeldet und ich wusste plötzlich nicht mehr wer ich war.

Es war gegen 23 Uhr als ich endlich im Bett lag. Verzweifelt versuchte ich ein bisschen zu schlafen, doch es gelang mir nicht wirklich.

Ich schloss die Augen und wollte mich gerade umdrehen, als das Telefon klingelte...

Zögernd nahm ich den Hörer ab.

»Marc?«

Die Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken.

Matt!!!!

Ich war schockiert. So lange hatte ich seine Stimme nicht gehört. So lange hatte ich mich nach ihm gesehnt.

»Wie...wie geht es dir?«, fragte er schüchtern.

»Wie soll es mir schon gehen?«, startete ich wütend mit einer Gegenfrage.

»Ich .....ich....es tut mir leid, Marc. Ich würde gerne mit dir reden. Hast du Zeit für mich?«

Ich glaubte mich verhört zu haben.

»Was denkst du dir eigentlich, Matt? Du hast mich sitzengelassen, einfach so, ohne Grund. Du hast dich ein Jahr nicht gemeldet. Ich wusste nicht einmal ob es dir gut geht oder ob dir etwas passiert ist. Und jetzt tauchst du einfach wieder auf und erwartest von mir, dass ich so tue als wäre nichts passiert?!«

»Marc, ich kann nicht erwarten, dass es so wird wie vorher zwischen uns, aber ich möchte versuchen dir mein Verhalten zu erklären. Bitte gib mir eine Chance!«

»Vergiss es!«, brüllte ich in den Telefonhörer und knallte denselbigen auf die Gabel.

So wütend war ich schon lange nicht mehr. Ich wusste nicht wie ich reagieren würde, wenn er sich meldet, jetzt war es passiert, doch fühlte ich mich nicht wirklich befreit.

Ich kroch zurück in mein Bett, schloss die Augen und versuchte erneut ein wenig zu schlafen. Selbstverständlich kreisten meine Gedanken um Matt und zwischendurch auch um Luca.

Genervt drehte ich mich auf den Bauch.

Ich wollte nicht darüber nachdenken!!

Verschlafen und völlig fahrig wachte ich am nächsten Morgen auf, ließ mich aus dem Bett plumpsen und schleppte mich zur Tür, als ich sie auch prompt ins Gesicht geschmissen bekam.

»Verdammt kannst du nicht aufpassen!«, brüllte ich und bereute es auch gleich. Vor mir stand ein erschrockener Jamie, der mich traurig aus seinen braunen Augen ansah.

Ich versuchte ein bisschen zu lächeln, was mir, glaube ich, nur beschränkt gelang.

»Entschuldige, Jamie. Ich wollte dich nicht anschreien. Habe nur wenig geschlafen?«

Jamie nickte nur, trat zur Seite und gab damit den Blick auf denjenigen frei, der hinter ihm stand?...

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