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Mein Bester Freund

Teil 1

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Informationen

 

Er saß auf der Couch und sah fern. Heute wollte er sich mit seiner Freundin treffen, wieder einmal ein bisschen rummachen. Doch sie konnte nicht, sie ging mit Freundinnen in die Disko. Nicht dass er eifersüchtig war, aber es war schon komisch: Sie war immer öfter mit ihren Freundinnen weg ohne ihn, wollte ihn nicht dabei haben oder wenn sie bei ihm war, machten sie nichts, außer Film zu schauen. Er glaubte nicht recht daran, dass sie ihn betrügen würde, aber er war sich nicht sicher. Er wollte schon öfters mit ihr darüber reden, aber sie blockte immer ab und sagte, dass sie keine Lust zum Sex verspürte. Er nahm es hin, wenn auch nicht ganz mit Freude. Wer er war? Ganz einfach, er hieß Elias Sander, war 1.89 m groß, 80 kg schwer, gut durchtrainiert, blaue Augen und blonde Haare.

Er hätte gerne mal eine Erklärung von ihr gehabt, das würde er sich so wünschen… aber in der Zwischenzeit könnte er sich die Zeit ja mit anderen Mädchen vertreiben.

Es klingelte an der Tür. Tja, wenn man vom Teufel spricht, dachte er sich. Er hatte nur eine Unterhose an, dachte zwar daran, sich noch was umzuwerfen, aber wenn es Inga sein würde, würde sie nur grinsen und sofort wissen, was er wollte. Er spürte, wie sein Penis anschwoll. Es klingelte erneut. „Ja, ja ich komme ja schon!“ sagte er mehr zu sich selbst. Elias öffnete die Türe und vor ihm stand Jonas. Er schaute etwas verdutzt: „Jonas was machst du hier?“ „Danke für deine wunderschöne Begrüßung“, antwortete Jonas, „Mir war fad, deswegen dachte ich mir, ich komme zu dir! Stör ich?“ „Nein… nein komm doch herein!“ Jonas bedankte sich und trat ein. Elias hätte sich gerne wen anderen gewünscht, aber wenigstens hatte er nun einen Zeitvertreib. Jonas war genau so groß wie Elias, nur ein oder zwei Kilo schwerer, hatte braune Augen und dunkelbraune, schon fast schwarze, Haare.

„Was machst du hier? Ich meine du bist ja halb nackt!?“ bemerkte Jonas. Na das sieht ihm wieder ähnlich, er sieht so was sofort und spricht mich darauf an. Ähm ja zum besseren Verständnis: Jonas ist schwul, auch wenn er das nicht gerne zu gibt.

„Tja ich wollte… mir einen Porno ansehen, eigentlich. Aber mir ist die Lust nun vergangen“, sagte Elias. Jonas sah ihn schräg an. „Ja, ähm okay, wenn du meinst“, bemerkte er nur. Sie setzten sich auf die Couch und sahen sich das spannende Programm an. Es lief mal wieder gar nichts, es war Samstagabend, wenn wunderte es da?

Elias hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich etwas über zu ziehen, und Jonas versuchte, nicht die ganze Zeit auf die Boxer zu starren, was ihm sichtlich schwer fiel, immerhin wurde er durch die Reportage der Affen in Afrika nicht gerade abgelenkt.

„Spielt’s nichts Interessanteres als diesen Käse?“ fragte Jonas vorsichtig, bevor er über Elias noch herfallen würde.

„Ah! Ich weiß schon, worauf du aus bist“, entgegnete Elias.

„Hä? Das weißt du nicht…!“

„Sicher, Mann, ich hab doch Augen im Kopf! Nur gibt’s keine Pornos für dich, das tut mir leid“, sagte Elias triumphierend und lehnte sich weit zurück in die Couch. Jonas sah ihn noch kurz an, dann wandte er sich aber wieder der Reportage zu.

„Der Abend wird sicher todlangweilig heute, und ich kann ihn nicht einmal dazu überreden, sich mit mir ’nen Porno rein zu ziehen,“ dachte sich Jonas und stand seufzend auf.

„Naja, wenn du dir nur diese hirnlähmende Reportage reinziehst, kann ich ja auch wieder heimgehen“, sagte Jonas zu Elias. Der sah ihn augenblicklich verdutzt an, und Jonas merkte, dass Elias sich alleine fühlte und blieb lieber bei ihm.

Jonas setzte sich, beziehungsweise hatte es vor, doch er entschied sich, vorher noch auf die Toilette zu gehen. „Komme gleich wieder“, sagte er zu Elias und ging den Flur entlang bis ganz nach hinten, wo sich die Toilette befand.

Während Jonas der Natur seinen Lauf lies, klingelte es erneut an der Türe. Mit schweren Schritten ging Elias hin.

„Marina? Was… was tust du hier? Hattest du nicht gesagt, du gehst mit deinen Freundinnen in die Disko?“ fragte Elias sie.

„Ja, doch zuvor will ich dir nur sagen, dass es AUS ist zwischen uns“, sie betonte dieses Aus so, als ob sie ihm das einbläuen wollte für die Ewigkeit. Man hörte nur mehr die Türe knallen, Marina vor der Türe heulen, Elias im Flur heulen.

Jonas machte sich schnellst möglich daran, sich fertig zu machen, und ging zu Elias hin. „Scheiße!“ bemerkte Jonas und sah die Tränen über Elias’ Gesicht laufen. Er nahm ihn in die Arme.

„He Mann, bilde dir bloß nichts ein“, sagte Elias.

„Nein Mann, so’n Arschloch bin ich nicht! Komm steh’ auf!“ Jonas half ihm auf und setzte ihn auf die Couch.

„Ein Bier?“ fragte Jonas ihn. Elias nickte nur. Jonas holte aus dem Kühlschrank zwei Bier und machte sie auf. Eines stellte er seinem besten Kumpel hin, der mit einem Zug die halbe Dose leer trank. Elias sah ihn verzweifelt an, Jonas war auch sein bester Kumpel.

„Warum?“ war die einfache Frage von Elias.

„Diese Frage stellen sich täglich wahrscheinlich eintausend Menschen, wenn ihr Partner mit ihnen Schluss macht. Bei euch war eh schon längst die Luft draußen“, versuchte Jonas ihn aufzubauen. Elias sah ihn mit roten und feuchten Augen an, bedankte sich bei ihm und nahm ihn einmal fest in die Arme. Jonas schaute zwar zuerst etwas verdutzt, wusste aber, dass Elias die starke Schulter eines Freundes nun brauchte.

„Na komm, es gibt noch so viele andere Mädchen, die hübsch und klug sind“, munterte Jonas ihn auf. Elias lies los, sah ihm in die Augen, und plötzlich gab Elias ihm einen Kuss, direkt auf den Mund. Seine Hände drückten Jonas Kopf leicht zu ihm, ohne wesentlichen Druck. Jonas schaute zuerst extrem verdutzt, doch dann schloss er die Augen und genoss einfach den Moment. Diesen Moment hatte er sich oft erträumt, aber er hätte nie gedacht, dass es wirklich einmal passieren würde.

Elias wandte sich sofort ab und sah verlegen zu Boden, auch Jonas wusste jetzt nicht wirklich, was er machen sollte. Jonas stand auf und sagte: „Ich glaube für heute ist es besser, wenn ich verschwinde!“ Elias nickte und Jonas ging mit gesenktem Haupt hinaus in die dunkle Nacht. Er hatte durchaus nicht vor, nach Hause zu gehen, er wollte sich an den kleinen Fluss setzen, der neben dem Haus verlief, und nachdenken. „Wie fühlt sich Elias jetzt bloß? Mann, hätte ich ihn doch bloß nicht… halt er hat ja mich geküsst. Vielleicht sehnt er sich bloß nach etwas Zärtlichkeit.“ Jonas’ Gedanken rasten wie ein ICE auf gerader Strecke mit 300 km/h, und er wusste doch keinen Weg, keinen Rat; der ICE wusste wenigstens, wo er hinzufahren hatte. Jonas griff in seine Jackentasche, darin fand er seinen iPod. Er setzte die Kopfhörer auf und schaltete den kleinen Shuffle ein. Er suchte nach etwas Bestimmtem, nach einem Lied, das für die Situation gut passte. Und Jonas fand auch eines: Nightwish – Gethsemane; ja das war das, was er jetzt brauchte, etwas Sentimentales. Er lag da am Ufer des Flusses und sah sich den Sternenhimmel an.

„Wir sind doch beide 18 Jahre alt, wir können doch… ‚Freunde’ sein, wir leben auch in Österreich und nicht irgendwo in Afrika. Hier in Wien! Da gibt’s doch keine Probleme mit sowas… aber… ich kann ihn doch nicht ‚schwul machen’. Das hört sich komisch an! Ach er wird schon wissen was er tut, morgen ist das alles wieder vergessen. Within Temptation – Jillian (I’d give my heart), das Lied passt jetzt super.” Jonas sang mit, ganz leise und nur für sich.

Irgendwann wurde er aber auch müde, und dachte sich, bevor er hier noch einschliefe, ginge er lieber nach Hause. Doch gerade als er sich aufrappeln wollte, bemerkte er, dass Elias im weißen Pulli und weißer Hose neben ihm saß. Jonas schreckte sich, nahm die Ohrstöpsel aus den Ohren und fragte ihn, wie lange er schon hier sitzen würde.

„Cirka seit einer Stunde“, antwortete dieser gedankenverloren und betrachtete weiterhin den Sternenhimmel.

„Schön… was?“ fragte Jonas nebenbei. Elias nickte. Er wirkte verändert, und Jonas hatte das Gefühl, dass er sich lieber für das von vorher entschuldigen sollte.

„Du Elias… das von vorhin tut mir…“, doch da hatte Elias seinen Kopf zu ihm gewandt, und Jonas verharrte augenblicklich in seinem Satz. Elias weinte… immer noch oder wieder? Jonas wusste es nicht, setzte sich näher zu ihm hin, sein linker Arm schlug um Elias’ Schulter.

„Warum… weinst du?“ fragte Jonas vorsichtig und wischte eine Träne liebevoll aus Elias’ Gesicht.

„Das ist alles nicht fair! Weißt du? Ich hab’s lange geheim gehalten…“, antwortete Elias leise. Jonas verstand, was er meinte.

„Aber gerade mir hättest du’s ja sagen können!“ entgegnete Jonas.

„Ja, damit du dann deine Chance witterst oder was?“ antwortete Elias, aber es war nicht böse gemeint.

„Verstehe…und jetzt?“ fragte Jonas. Elias drehte wieder den Kopf zu Jonas und sah ihm in seine braunen Augen. In der Nacht wirkten sie mehr wie schwarze Augen. Elias’ Augen hingegen funkelten hellblau durch die dunkle Nacht. Dieser Moment war so romantisch, dass keiner von beiden diese Nacht wieder vergessen würde – und es war nicht wegen Sex, nein! Hier ging es mehr darum, dass Jonas und Elias zu einander gefunden hatten, was Jahre lang Jonas’ Traum gewesen war, und Elias sich nicht eingestehen wollte, war nun Realität geworden. Der Kuss der jetzt folgte war intensiver, leidenschaftlicher und süßer als der Vorherige, und beide genossen es. Die Zungen des jeweils anderen erkundeten die Mundhöhle des anderen. Beide hatten die Augen geschlossen, es war nicht von Nöten, dass sie sich sahen, sie kannten sich auch so gut genug. Und aus den Ohrstöpseln des iPod’s schallte nun das Lied „Show me Love“ von t.A.T.u. Es passte wirklich hervorragend! Die Stille der Nacht, der Mond, dessen Schein von der Wasseroberfläche reflektiert wurde, und die wenigen Grillen, die zirpten, machten diesen Moment noch unvergesslicher.

Beide glaubten, dieser Kuss hätte jetzt Stunden gedauert, dabei waren bloß drei Minuten vergangen. Sie ließen von einander ab und sahen sich an. Sie lächelten.

„Zufrieden?“ fragte Elias.

„Ja zufrieden!“ antwortete Jonas.

Sie ließen sich ins Gras fallen, wollten einfach nicht mehr aufstehen. Um diese Uhrzeit kam hier sowieso niemand vorbei. Sie sahen sich noch einmal verträumt an und beschlossen dann ins Haus zu gehen.

„Aber es gibt keinen Sex!“ sagte Elias zu ihm. Jonas nickte.

„Klar!“

Als sie in Elias’ Zimmer waren, legten sie sich in das große Bett und deckten sich zu, sahen sich nur mehr kurz an, dann wurde ein „Gute Nacht“ gehaucht und das Licht gelöscht. Beide schliefen sofort ein, heute war ja auch eine Menge passiert.

Tags darauf wurden sie von einem lauten Donner geweckt. Es war erst acht Uhr morgens, und das an einem Sonntag. Draußen war es grau in grau und die ersten Regentropfen kamen herunter, Blitze zuckten. Elias schmiegte sich an Jonas heran. Beide noch etwas müde versuchten zu schlafen, ehe ein Blitz sie aufschreckte. Im ersten Moment glaubte Elias, er hätte ins Haus eingeschlagen, doch als er das Fenster öffnete sah er, dass der Blitz nur ein paar Meter von der Hauswand entfernt eingeschlagen hatte.

Nun da sie wach waren standen sie auf. Immerhin waren sie jetzt wach, denn der Blitz hatte ihr Adrenalin in unerreichte Höhen geschossen.

„Wo sind eigentlich meine Eltern?“ fragte er sich. Die Antwort kam prompt. Ein Zettel klebte auf dem Kühlschrank:

Moin Elias!

Papa und ich sind für eine Woche auf Fuerteventura. Geschäftsreisen, du weißt ich hasse sie, aber mir blieb nichts anderes übrig. Mach dir eine schöne Woche, immerhin bist du ja schon 18!

Lg

Mama

„Ah, so war das! Und bitte wann sind sie gefahren?“ fragte Elias sich, doch da er es eh nicht wusste, schob er die Angelegenheit beiseite. Damit hatte er jetzt einmal eine ganze Woche das Haus für sich und Jonas. Der musste ja ganz aus dem Häuschen sein nach den gestrigen Vorfällen.

Elias sah aus dem Fenster und stellte fest, dass das Gewitter weiter gezogen war. Es regnete zwar noch, aber nur mehr leicht, und abgesehen vom Donnergrollen schlugen auch keine Blitze mehr ein, schon gar nicht neben dem Haus.

Elias machte sich daran, ein Frühstück für Jonas und sich zu kochen. Spiegeleier mit Speck, eine Kanne Kaffe und noch ein paar süße Sachen.

Und da kam auch schon Jonas herunter. Die Unterhose hatte keine Beule mehr, dennoch konnte sich Elias ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Jonas ignorierte das, begrüßte ihn und gab ihm auch noch einen Kuss.

„Was versuchst du hier?“ wollte Jonas wissen, denn jeder wusste, dass Elias ein schlechter Koch war.

„Ich versuche gar nichts! Ich koche hier!“ stellte Elias fest. Jonas machte ein paar Fenster auf, um die gute Regenluft hereinzulassen, dann setzte er sich an den Tisch und las sich den Zettel durch, den Elias vom Kühlschrank abgenommen und auf den Tisch gelegt hatte.

„Ah! So ist das also. Und wann sind sie abgefahren? Gestern waren sie nicht mehr da oder?“ wollte er wissen.

„Nein, gestern waren sie nicht mehr hier! Aber wann sie gefahren sind, weiß ich auch nicht. Aber auf den Kanaren ist es sicherlich schöner als hier“, bemerkte Elias. Jonas stimmte ihm zu. Dann bekam er die „Spiegeleier“ vorgesetzt.

„Wirken die nur verbrannt oder sind sie es auch?“ fragte Jonas witzelnd.

„Die wirken nur so“, spottete Elias zurück.

„Pizza?“ fragte Jonas ihn. Elias nickte.

„Ist besser und keiner tut sich weh dabei“, sagte Jonas. Beide mussten lachen. Elias stand auf und gab Jonas einen Kuss. Elias’ Hand streichelte Jonas flachen Oberkörper bis sie an die Unterhose herankam. Beide merkten, wie sich in ihren Hosen etwas tat. Elias setzte sich so auf Jonas Schoß, dass er ihm ins Gesicht schauen konnte. Abermals erforschten ihre Zungen die Mundhöhlen des anderen. In dem Moment riss die dichte Wolkendecke auf und die Sonne strahlte durch das offene Küchenfenster auf die beiden herunter.

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