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Silberne Romantik

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Ich spüre Wärme und Gemütlichkeit. Irgend etwas Weiches, das ein zufriedenes Grinsen auf mein Gesicht zaubern lässt, umgibt mich und schenkt mir ein Gefühl von tiefster Geborgenheit. Wegen der Angst, ich könnte aus diesem herrlichen Traum erwachen, wage ich es nicht, die Augen zu öffnen. Etwas Weiches hat sich fest an mich geschmiegt und ich nehme einen leichten, angenehmen Druck auf meiner Brust wahr. Du liegst direkt neben mir und umschlingst mich mit deinen Armen, so dass ich deinen gleichmäßigen Atem spüren kann. Wärme geht von deinem Körper aus, umgibt mich und bereitet mir dieses wohlige Gefühl, geliebt zu werden.

Ich muss blinzeln, als ich meine Augen aufmache, denn die ersten verstohlenen Sonnenstrahlen klettern schon über den flachen Horizont und erhellen allmählich das Zimmer. Ich versuche mich zu orientieren. Wo bin ich? Wo sind wir? Das Bett, auf dem wir kuscheln, ist groß und gemütlich. Rechts und links befinden sich zwei Nachttischchen, auf denen jeweils eine kleine Lampe steht, die sich mit einem Kettchen an- und ausmachen lässt. Das Zimmer ist zwar etwas nüchtern eingerichtet, strahlt aber dennoch etwas Lebhaftes aus, weshalb eine ausgeglichene Atmosphäre entsteht. Durch die große Balkontür stehlen sich weitere morgendliche Sonnenstrahlen, die den Raum mit einem warmen Licht erfüllen und der dünne, seidene Vorhang, der beiseite geschoben ist, zaubert eine rötlichen Nuance an die Wände, die den Ort noch romantischer erscheinen lässt. Das tiefblaue Meer mit den vielen Lagunen belebt das Gefühl von Freiheit. Wir sind allein. Es ist unser erster Morgen in dem schönen Vier-Sterne-Hotel an der Westküste von Mahé, inmitten der tropischen Gärten der Seychellen.

Wieder schaue ich in dein honigsüßes Gesicht, und dieses Gefühl, geliebt zu werden, steigert sich immer mehr. Ja, man kann sagen, dass ich der glücklichste Mensch der Welt bin. Du träumst mit einem ruhigen Lächeln, was mir zeigt, dass du dich wohl fühlst. Noch niemals habe ich etwas gesehen, was niedlicher ist. Mein Allerliebster liegt neben mir, alleine in einem schnuckeligen Hotel, nur wenige Meter von dem goldenen, feinen Sandstrand entfernt, auf Mahé.

Wir haben diese Reise bei einem Preisausschreiben gewonnen, wobei wir eigentlich die Prospekte immer desinteressiert auf den Müll werfen. Nur dieses Mal haben wir, eben so zum Spaß, mal eines ausgefüllt und liegen jetzt hier vereint und genießen es, zu leben. Ich kann mein Glück immer noch nicht fassen.

Irgend etwas lässt dich kurz aus deinen Träumen gleiten, weswegen du deine verschlafenen dunkelbraunen Äuglein aufmachst und mich verträumt anguckst. Weil es inzwischen hell geworden ist, machst du sie auch gleich wieder zu und klammerst dich nur noch fester an mich. Wieder verspüre ich diese überwältigende Nähe und streife durch deine zerzausten Haare. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich hier nicht mit irgendeiner Person liege - sondern mit dem Menschen, den ich über alles auf der Welt begehre. Alles ist traumhaft und nichts kann unser Liebesglück zerstören. Ich genieße es, deine Anwesenheit zu fühlen, jedes Geräusch von dir wahrzunehmen und jede Bewegung von dir zu erspüren. Sanft streichle ich über deine Wangen und flüstere dir leise ins Ohr, dass ich dich liebe. Du vergräbst dein Gesicht noch tiefer in meiner Brust und lächelst zufrieden in dich hinein. Wir liegen einfach nur da und lauschen den Wellen, wie sie leise, aber immerwährend, gegen die Bucht brechen.

Nach kurzer Zeit hebst du gemächlich deinen Kopf, um mir einen hingebungsvollen Kuss zu geben, wobei du immer noch die Augen geschlossen hältst und mich leidenschaftlich umklammerst. Es ist ein wundervolles Gefühl, von dir geliebt zu werden. Ich erwidere deinen Kuss zärtlich und fliege mit dir weit über dem Horizont, während wir verführerisch unsere Zungen spielen lassen. Unsere Münder harmonieren in einer Woge der Hingebung und Verbundenheit, und jede Berührung von dir lässt mein Herz ein bisschen höher pochen. Du hast die Gabe, mich restlos in deinen Bann zu ziehen und mich alles um mich herum versäumen zu lassen. Allmählich wird mir wärmer und in meinem Kopf beginnt es zu pulsieren. Wie kann es nur möglich sein, sich so ungeheuer zu verlieben, sich so zu verlieren? Ein massives Gribbeln durchfährt meinen Bauch, das eindeutig sagt, dass ich verliebt bin. Ein eindeutiges Zeichen, dass man den Partner, den man braucht, gefunden hat. Nichts auf der Welt könnte mir dieses Gefühl wegnehmen.

Ich denke darüber nach, wie es mit uns angefangen hat. Wir waren erst 16, als wir uns kennenlernten, also vor fast 4 Jahren. Du bist in meine Nachbarschaft gezogen, weil dein Vater hier eine Arbeit gefunden hatte. Ich weiß noch ganz genau, wie du aus dem Auto gestiegen bist und ich mich einfach nicht mehr bewegen konnte. Ich habe mich von der ersten Sekunde an in dich verliebt. Du standst friedlich da, hast mich nicht einmal bemerkt und doch war ich sofort wie gelähmt und hoffte zugleich, dass dieser Augenblick nie verwelken würde. Nachdem du ins Haus gegangen bist, stand ich immer noch da und war nicht im Stande, einen klaren Gedanken zu fassen. War das wirklich real gewesen? Hatte ich gerade wirklich den hübschesten Jungen der Welt direkt vor meinen Augen gesehen?

Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Herz aufgeregt hämmerte und ich meine nassgeschwitzten Hände an der Hose abrieb. Mir war so mulmig im Bauch, dass es fast schon wieder weh tat. Meine Beine drohten nachzugeben und ich beschloss, mich lieber zu setzen. Immer und immer wieder schossen mir diese flüchtigen Sekunden durch den Kopf, wie du dastandst und ins Haus gegangen bist. Jedes mal gribbelte es in meinem Bauch, wenn ich an dich dachte – und ich dachte pausenlos an dich. Auch an den nachfolgenden Tagen und unruhigen Nächten bekam ich dich einfach nicht mehr aus meinem Kopf. Mir war es unmöglich, mich auf alltägliche Dinge, wie zum Beispiel Schuhe binden, zu konzentrieren, und sogar meinem Bruder ist die ständige Abwesenheit von mir aufgefallen. In der Nacht hast du mich in meinen Träumen besucht, geküsst und liebevoll gestreichelt, tagsüber spukten mir immer wieder diese wenigen Sekunden in meinem Verstand herum. Irgendwann war klar, dass ich dich wieder sehen musste und, koste es was es wolle, ich musste einfach wieder in deiner Nähe sein.

Nach einem verstohlenen Blick auf die Uhr, die uns verrät, dass es schon spät am Morgen ist, mache ich dir mit einem liebevollen Klaps auf den Po klar, dass wir jetzt besser frühstücken sollten, wenn wir nicht vorhätten, den ganzen Tag noch zu versäumen. Nicht gerade darüber erfreut, dich von mir lösen zu müssen, nimmst du langsam deinen Arm um mich herum weg, jedoch nicht ohne mich noch einmal sanft an der Brust zu streicheln. Rasch ziehe ich die wärmende Decke weg, um uns das Aufstehen ein bisschen zu erleichtern. Aber selbst dieser leicht beleidigte Blick von dir zeigt, dass du mich innig liebst.

Noch ein bisschen betäubt vom Kuscheln, ziehen wir uns gedankenverloren an und tapsen zusammen in die Küche. Ja, wir haben eine eigene Küche. Sie ist zwar kleiner als das Schlafzimmer, aber dafür auch etwas bunter dekoriert. Verträumt setzen wir uns an den runden Tisch und überlegen, was wir essen könnten. Irgendwie kann ich aber immer noch keinen klaren Gedanken fassen, denn schließlich sitzt mein Traumprinz ja direkt neben mir. Ich schaue tief in deine dunklen Augen und schon vergesse ich wieder alles um uns herum. Ich verliere mich darin, tauche ein und lasse alle Sorgen Sorgen sein. Du guckst mich immer noch mit diesem süßen, verschlafenen Blick an und ich muss dich einfach nochmal küssen. Ich streichle deine Wange und blicke gedankenverloren in deine Seele. Diesmal bist du der, der sagt, dass wir mal frühstücken sollten. Da der Kühlschrank noch leer ist, kommen wir bald darauf, dass wir hier wohl zu nichts mehr kommen und beschließen, unten beim Frühstücksbuffet zu essen. Wir richten uns langsam auf, immer noch nicht ganz wach, und gehen wieder zurück ins Schlafzimmer. Dort mache ich erstmal das Fenster auf, um ein bisschen durchzulüften.

Wusch! Kaum habe ich es aufgemacht, kommt uns eine gigantische Meeresluft entgegen, die uns erst einmal tief einatmen lässt. Jetzt hören wir auch die Vögel zwitschern und das Rauschen der Wellen ist deutlicher geworden. Wir sind in einer anderen Welt. In einer Welt, in der es keine Probleme gibt, keine Ängste oder Sorgen. In einer Welt, die uns völlig verzaubert. Unendliche Freiheit und unbegrenzte Möglichkeiten steigen uns in die Nase. Wir stehen vor dem Fenster, Arm in Arm, und gucken auf die gemütliche Bucht, die nur für die Hotelgäste bestimmt ist. Sie ist umgeben von zwei Klippen, die uns völlig von der anderen, richtigen Welt abschotten. Der Sand ist so unglaublich fein und schimmert in der Sonne, als wolle er uns sagen, dass wir zu ihm kommen und uns doch rein legen sollen. Die helle Sonne, die schon weit über dem Horizont steht, zaubert eine märchenhafte Atmosphäre in unsere kleine Bucht. Das Wasser ist so blau und sauber, dass es eine Augenweide ist. Die Klippen sind von wunderschönen Pflanzen umwachsen und runden unser kleines Paradies mit einem lebendigen Charme ab. Unser Hotel ist direkt auf dem Sand gebaut und ein kleiner Weg aus Kieselsteinen führt direkt, an der Terrasse vorbei, ans Meer. Hinter uns ist ein dschungelähnliches Dickicht und lässt die Besucher nur durch einen romantischen Weg hindurch.

Wir haben genug Platz und sind unter uns. Im Hotel gibt es nur noch drei weitere Gäste. Der eine ist ein leidenschaftlicher Taucher, der sich den ganzen Tag bei den Klippen aufhält, wobei er immer weiter von unserer Bucht weg schwimmt und erst spät Abends durch den Weg im Dschungel wieder zurückkommt. Die anderen sind ein italienisches Paar, das seine Flitterwochen hier verbringt und schon heute Nachmittag wieder abreist. Wir werden unsere Welt ganz alleine für uns haben und keiner stört uns. Wir haben die richtige Zeit erwischt, in der noch nicht so viele Touristen in dieser Gegend sind. Wir stehen da und atmen diese frische Luft, die nach Urlaub und Unbeschwertheit riecht, tief in uns hinein. Als ob wir nicht schon genug Glücksgefühle hätten, aber dieser Anblick und vor allem die Tatsache, dass wir zusammen hier sind, lässt uns auf den höchsten Wolken schweben.

Ich sage, dass ich es kaum erwarten kann, endlich ins Wasser zu springen, aber du lässt wissen, dass du erst noch etwas essen willst. Da bin ich natürlich einverstanden, denn für meinen Liebsten würde ich ausnahmslos alles auf der Welt tun. Also gehen wir eilig zum Buffet runter, das mit vielen leckeren Sachen bestückt ist, picken uns das Beste heraus und setzen uns an eines der kuscheligen Tischchen. Du fragst, was wir heute so alles vorhaben, obwohl du es ja eigentlich schon weißt. Da ich es aber selber nicht oft genug erwähnen kann, fasse ich also nochmal zusammen: Wir haben gesagt, dass wir erst einmal im Meer baden gehen und uns anschließend im weichen Sand die Sonne auf den Pelz brennen lassen. Heute Abend steigt im Hotel nebenan eine große Party und alle sind eingeladen. Es ist nicht weit und das will ich mir nicht entgehen lassen. Danach gehen wir nochmal zum Strand, um uns die Sterne anzugucken. Der Plan gefällt uns und wir stopfen schnell das Essen in uns hinein, damit wir endlich runter zur Bucht kommen. Aber dann fällt uns ein, dass wir gar kein Badezeug dabei haben und jagen nochmal hoch in unser Zimmer und raufen hastig unsere Sachen zusammen. Wir ziehen schnell unsere Badesachen an, wobei mir plötzlich wieder grippelig wird, bevor es mit Handtuch und Sonnencreme bepackt endlich losgehen kann.

Wir laufen den kleinen Weg entlang, der etwas geschlängelt durch den Sand verläuft. Die Kieselsteine massieren angenehm unsere Fußsohlen und heben unsere Laune noch ein bisschen mehr an. Wir werden immer schneller, das Meer fest in unserem Blick, ja, wir rennen schon, mit dem Gedanken, gleich ins angenehme Nass zu platschen. Wir halten uns an den Händen und erwarten jeden Moment das Wasser um uns herum. Lachend und mit Freudensprüngen begleitet stürzen wir uns ins Blaue. Erst die Füße, dann die Beine und schließlich der ganze Körper. Uns umgibt ein kühles, aber dennoch angenehmes und erfrischendes Nass. Wir lachen und toben, spritzen uns gegenseitig an, um danach wieder in die Arme des Anderen zu laufen und uns zu küssen. Wir lassen uns fliegen und tauchen wieder auf. Wir umarmen uns und lassen uns zusammen ins Wasser gleiten. Diese Augenblicke sind die schönsten meines Lebens, denke ich mir und vergrabe mich in den Armen meines Geliebten. Es ist so wunderschön hier. Das Paradies auf Erden. Neben dem kühlen Wasser spüre ich deine wohlige Wärme und deine nasse, glitschige Haut. Deine Lippen schmecken herrlich nach Salz und ich küsse dich immer und immer wieder. Ich liebe es, wenn sich deine Zunge mit meiner trifft und wir uns innig küssen. Du bist mein größtes Glück. Ich bekomme einfach nicht genug von dir.

Ich schlage vor, dass wir uns auf unser großes Handtuch legen, auf das wir locker zwei Mal drauf passen würden, um uns ein bisschen zu entspannen. Also platschen wir aus dem Wasser und tapsen durch den feinen Sand. Er bleibt an unseren Füßen hängen, aber das macht uns überhaupt nichts aus. Es ist ein ganz angenehmes Gefühl. Ein bisschen erschöpft lassen wir uns auf das Handtuch fliegen und legen uns auf den Rücken. Die Sonne streichelt sanft unsere Haut und hinterlässt ein angenehmes, warmes Gefühl. Sofort legst du deinen Arm wieder um mich herum, so, wie du es auch heute Morgen getan hast. Wir liegen hier, an einem wunderschönen Strand, an einem herrlichen Meer, an einem bezaubernden Platz und schwelgen in der Sonne. Plötzlich fällt dir ein, dass wir uns noch nicht mit Sonnencreme eingeschmiert haben und greifst nach der kleinen Tube. Irgendwas lässt mich grinsen und schon im nächsten Moment drehst du mich einfach auf den Bauch und fängst an, die Creme auf meinem Rücken zu verteilen. Ich genieße es und entspanne mich einfach. Deine weichen Hände gleiten über meinen Rücken und massieren mich auf göttliche Weise. Ich schließe die Augen, um dich noch intensiver spüren zu können, und jetzt merke ich auch ein angenehm laues Lüftchen, das mir um die Nase weht. Es ist herrlich. Ich liebe dich. Ich lasse mich einfach von dir verwöhnen, denn du scheinst ganz genau zu wissen, wie du mir Gutes tun kannst.

Obwohl es sehr entspannend und herrlich ist, sehe ich ein, dass du ja auch ein bisschen Creme gebrauchen könntest. Also erhebe ich mich und drehe dich jetzt auf den Bauch. Ich schmiere dich ein und verreibe alles sorgfältig auf deiner zarten Haut. Du fühlst dich göttlich an. Warm, weich und geschmeidig. Es ist ein schönes Gefühl, so nah bei dir zu sein. Ein Leben ohne dich könnte ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen. Ich folge dir, wohin auch immer du gehen magst, ich bleibe bei dir – für immer. Du scheinst es zu genießen, denn auch du schließt die Augen und entspannst dich.

Und wieder denke ich an früher. Wie konnte ich dich nur überzeugen, bei mir sein zu wollen? Ich konnte ja nicht einfach kommen und sagen, dass ich dich liebte und für immer bei dir sein wollte. Und was war, wenn du dich gar nicht für mich interessiertest? Plötzlich bekam ich es mit der Angst zu tun. Was war, wenn du überhaupt nicht auf Jungs standst, mich vielleicht verachtetest oder gar abstießt? Nein, soweit durfte es nicht kommen, ich wusste, dass ich dich brauchte, um zu überleben. Wenn wir schon nicht ein Paar werden sollten, so wollte ich wenigstens als guter Freund in deiner Nähe sein. Ich beschloss, dich beim nächsten Mal, wenn ich dich sähe, anzusprechen, um dich ganz normal nach deinem Namen zu fragen. Ganz cool, ganz locker, ganz freundschaftlich. Du durftest nicht merken, dass ich dich abgöttisch liebte. Aber anders als gedacht kam es nach ewigem Pläne austüfteln, Herumwälzen und Träumen irgendwann dazu, dass du vor meiner Tür standst. Ein harmloses Klingeln, ein nichts ahnender Gang zur Tür, ein unbedenkliches Öffnen… Und plötzlich war ich wieder geschockt – geschockt von deiner unglaublichen Ausstrahlung, deinem unbeschreiblichen Aussehen, gebannt von deiner Gestalt und gefangen in deinen Augen. Du hast mich begrüßt, aber ich bekam nur ein gezwungenes Nicken hin. Du hast mich verdutzt angeschaut und gefragt, ob ich mit dir raus gehen wolle. Gott verdammt, nichts lieber als das. Ich wollte bejahen, aber ich bekam keinen Ton heraus. Ich musste einen knallroten Kopf haben und eine erbärmliche Figur abgegeben haben, so zitternd und unbeholfen ich da stand. Ich schleppte mich, in der Hoffnung, meine Knie würden mich tragen, in mein Zimmer und zog mir meine Schuhe an. In meinem Kopf spielten meine Gefühle Billard. Du warst da – bei mir – wie im Traum… alles wirkte wie ein Traum. Mein Körper wippte mit jedem Herzschlag mit, so sehr pochte es. Mit jedem Atemzug wurde mir schlechter, nicht weil mir unwohl war, sondern weil das Gribbeln in meinem Bauch ungeahnte Ausmaße annahm. Ich war dankbar, dass du geduldig auf mich gewartet hattest, obwohl ich nichts sagend wieder in mein Zimmer gegangen war. Auf die Frage meiner Mutter, wer das sei, antwortete ich nicht. Nicht weil ich es ihr nicht sagen wollte, im Gegenteil, ich wollte die ganze Welt anschreien, dass DU bei mir warst, nein, ich bekam einfach keinen Ton heraus, so sehr ich mich auch bemühte. Mit zitternden Händen und wackeligen Knien schlich ich wieder Richtung Haustüre, wobei ich dabei nicht das stützende Geländer los ließ. Du standst da und hast mich einfach nur angegrinst. Warum grinstest du mich so an? Du fragtest, ob mir nicht gut sei, und am liebsten wollte ich dir um den Hals fallen und dir ins Ohr flüstern, dass es mir noch nie besser ging. Stattdessen aber schüttelte ich nur mit dem Kopf und löste mich von dem Geländer, das ich krampfhaft umgriff. Natürlich versuchte ich, so normal wie möglich zu wirken, schließlich solltest du nicht merken, wie meine Gefühle um dich standen. Ich wollte nichts versauen. Also riss ich mich zusammen und konzentrierte mich, nicht ganz so dämlich zu gehen. Du meintest, dass du neue Freunde suchtest, weil du hier doch keinen kanntest. Ich wäre am liebsten vor Freude in die Luft gesprungen und wollte dich umarmen. Stattdessen nickte ich nur wieder und lief konzentriert neben dir her, deinen Blick immer meidend. Ich wusste, wenn du mich noch einmal ansehen würdest, würde ich das nicht überleben. Du kamst auf die Idee, an diesem warmen Tag Eis essen zu gehen. Mir war völlig egal, wohin wir gehen würden, einzig und allein die Gewissheit, dass du bei mir warst, hätte mich bis ans Ende der Welt getrieben. Also nickte ich erneut, immer noch unfähig zu reden, und wir bogen in Richtung Eiscafé ab. Mittlerweile hatte ich mich wieder etwas beruhigt und konnte sogar wieder reden. Du fragtest mich, was ich machen würde, was meine Hobbys wären und was ich später machen wolle. Mechanisch beantwortete ich wie im Tran alle deine Fragen und war froh, dass du nur diese Standardfragen gestellt hattest, so dass ich nicht wirklich nachdenken musste. Auch ich war gegen später in der Lage, ein paar Fragen zu stellen und die Tatsache, dass du sie mit Freuden beantwortetest, da ich auch Interesse an dir zeigte, ließ erneut alle möglichen Hormone in meinem Körper umher tanzen.

Nachdem wir uns fertig eingecremt haben, legen wir uns wieder auf den Rücken und konsumieren die gut tuenden Sonnenstrahlen. Sie streicheln uns, umgeben uns und schenken uns ein behütetes Gefühl. Wir halten uns an den Händen, während wir den Wellen lauschen und uns an der Sonne laben. Die Zeit vergeht wie im Flug. Es ist einfach zu chillig, um aufzustehen und was anderes zu machen. Aber irgendwann wird es uns dann doch zu warm und wir beschließen, ins Haus zu gehen, um uns zu richten und erstmal was zu trinken. Wir raufen uns auf und packen unsere Sachen zusammen. Wankend schweben wir den schmalen Weg entlang und gehen zurück ins Hotel. Oben angekommen, kramst du nach dem Schlüssel und schließt unser Zimmer auf. Es ist angenehm kühl im Gegensatz zu draußen. Wir gehen in die Küche, um was zu trinken. Eisgekühlter Eistee und Orangensaft stehen im Kühlschrank. Wahrscheinlich war der Service da, denn es befinden sich auch so Sachen wie Joghurt oder eine Wassermelone darin. Während wir trinken, überlegen wir uns schon, was wir später anziehen wollen. Wir haben noch eine Stunde Zeit, bis die Party anfängt. Die Gläser wieder abgestellt und im Koffer gewühlt, finden wir schließlich das passende Outfit. Du trägst natürlich ein buntes Hemd und eine dünne Jeans. Ich ziehe mir einen dünnen Pullover und eine leichte Cordhose an. Noch schnell die Haare gemacht und ein liebliches Parfum, das süß, aber dennoch männlich riecht, aufgelegt, und schon schlendern wir die Treppen hinunter. Weil wir die ganze Zeit gealbert und uns geküsst haben, ist die Party schon seit einer Stunde im Gange. Aber das ist dann doch egal, weil es ja eh erst später richtig anfängt, denken wir uns. Wir laufen den romantischen Weg durch den Dschungel entlang, wobei wir uns manchmal ducken müssen, weil die Pflanzen schon ein bisschen rein gewachsen sind.

Bis zu dem anderen Hotel, das eine riesige Anlage ist, ist es nicht sehr weit. Die Sonne ist noch gut über dem Horizont, aber nicht mehr so stark wie vorhin. Eng aneinander klebend laufen wir bis zur Kreuzung, die wie eine kleine Lichtung wirkt. Rechts geht es zum anderen Hotel und links geht es zur Straße. Mit ausgelassener Stimmung biegen wir natürlich rechts ab und merken, wie sich der Boden unter unseren Füßen langsam verändert. Er wird weicher und der Weg breiter. Schon von Weitem hören wir die lockere Musik und lachende Menschen. Je näher wir kommen, umso mehr freuen wir uns auf das Kommende. Nach drei Minuten sind wir dann endlich da und stehen vor einem großen Hotel, das aber trotzdem in die Landschaft passt, weil es rund wie eine Hütte und mit Pflanzen, die es auch im Dschungel gibt, umwachsen ist. Es macht einen gemütlichen Eindruck und die Stimmung scheint gigantisch zu sein. Langsam und ein bisschen befremdet schleichen wir uns näher an die fröhlichen Menschen heran. Sie scheinen alle sehr großen Spaß zu haben und wir werden herzlich mit einem Lachen und einem leckeren Cocktail begrüßt. Sie sind uns sofort sympathisch, obwohl wir nicht mal ihre Sprache sprechen, aber das ist hier genauso unwichtig wie ein künstlicher Blumenstrauß. Wir stehen auf einem relativ großen Platz, der mit einer Reihe von großen Fackeln, die mit schmalen, rot leuchtenden Kettchen verbunden sind, abgegrenzt ist. Die Tanzfläche ist der einzige Ort, an dem es keinen Sand gibt, hier haben sie den Boden mit einem weichen Parkett ausgelegt. Es ist sehr gemütlich hier. An den Ecken stehen jeweils große Lautsprecher, die die Musik der Band, die südländische und romantische Lieder spielt, verteilen. Von Lautsprecher zu Lautsprecher sind lange Ketten von Lampions und bunte Lichter aufgehängt.

Mittlerweile ist es schon dämmrig geworden, aber es ist immer noch angenehm warm. An den Eingängen zur Tanzfläche stehen zwei runde Schüsseln, die auf einem Sockel stehen und in denen irgendeine Flüssigkeit brennt, die bläulich und beruhigend schimmert. Eine kleine Strandbar, die gegenüber der Band steht, ist südländisch dekoriert und bietet alles an, was man trinken kann. Überall sind bunte Lichter aufgehängt, die ein festliches Flair verbreiten. Wir laufen zur Band und hören ein bisschen der Musik zu. Ich umarme dich von hinten mit meinen Armen und du lehnst deinen Kopf an meine Brust an. Leicht im Takt wippend stehen wir da und nehmen ab und zu einen Schluck von unseren Getränken. Die Band spielt herrliche Lieder. Die südländischen Rhythmen und die einheimischen Klänge verzaubern uns wieder in eine andere Welt. Die Musik, die Lichter, die Fackeln und die Drinks, alles ist sehr romantisch. Gedankenverloren lasse ich mich hinreißen.

Es hat lange gedauert, bis wir uns das erste Mal richtig nah kamen. Wir haben immer öfter was miteinander unternommen und sind gute Freunde geworden. Jedes Mal war ich von deiner Anwesenheit betört und es fiel mir schwer, mich normal zu verhalten. Immer noch bekam ich das Gribbeln in meinem Bauch und immer noch bekam ich weiche Knie, wenn ich dich sah. Nur das Schwitzen und nervöse Herumzittern ließ langsam nach. Eines Tages war es soweit, ich habe bei dir übernachtet. Wir schauten ein paar Filme und spielten ein bisschen am PC, als du mit einem müden Blick zu verstehen gabst, dass du jetzt schlafen möchtest. Ich hatte nichts dagegen und sah mich suchend im Zimmer um. Wo sollte ich denn schlafen? Es gab nirgends eine Couch oder gar eine Matratze und ein leicht beunruhigendes Gefühlt machte sich in mir breit. Als du bemerkt hast, wie verwirrt ich umher glotzte, hast du gefragt, ob es mir was ausmachen würde, bei dir im Bett zu schlafen. Ob es mir was ausmachen würde? Verdammte Scheiße, ich hätte so viel dafür gegeben, so nah bei dir sein zu können. Wieder wurde das Gribbeln stärker und ich begann erneut zu stottern. Mein Herz raste wie wild und mit einem gekünstelten Kopfschütteln machte ich den PC aus. Du wolltest tatsächlich mit mir in einem Bett schlafen, konnte das denn möglich sein? Ich erwartete ja überhaupt nichts, ich wollte nur so nah wie irgend möglich bei dir sein. Aber dass ich jetzt so nah bei dir sein würde, hätte ich mir nie träumen lassen. Du hast genickt und damit angefangen, dich auszuziehen. Ich musste aufpassen, dass ich dich nicht wie ein Dinosaurier anstarrte, aber ich konnte nicht anders als dich im Augenwinkel zu beobachten, wie du dich ins Bett gelegt hast. Oh mein Gott, gleich würde ich neben dir liegen, deine Haut berühren, deinen Geruch wahrnehmen. Und wieder wurde mir ganz schlecht und schwindelig. Ich musste mich hinlegen, um nicht in Ohnmacht zu fallen, so schwarz war mir schon vor Augen. Also begann auch ich, mich bis auf die Boxershort auszuziehen und mich neben dich zu legen. Mein Herz drohte aus meinem Brustkorb zu springen und ich begann ehrlich daran zu zweifeln, diese Nacht zu überstehen. Wieso tatst du das? Du murmeltest etwas von „Gute Nacht“ und dass du mich mochtest. Dass du mich mochtest? Du mochtest mich? Jetzt musste ich mich wirklich ernsthaft beruhigen, sonst wäre ich wahrscheinlich doch noch weggetreten. In meinem Kopf schwirrten tausend verschiedene Gefühle... du mochtest mich. Ich atmete zwei Mal tief durch und spürte auch augenblicklich, wie ich mich etwas beruhigte. Aber nur etwas und nicht lange, denn jetzt nahm ich erstmals bewusst deine Anwesenheit wahr. Ich spürte deine Wärme, hörte deinen Atem und nahm deinen Geruch in der Bettdecke und an dir war. Noch nie im Leben hatte ich was Herrlicheres gerochen. Es muss eine Ewigkeit gewesen sein, wie ich so da gelegen bin und regungslos an die Decke gestarrt habe. Immer wieder überkam mich ein so starkes Verliebheitsgefühl, dass ich unbewusst kurz aufhörte zu atmen. An Schlaf war natürlich überhaupt nicht zu denken, auch wollte ich keine Sekunde dieses Traumes verpassen. Plötzlich hast du irgendwas gebrabbelt und dich zu mir gedreht. Jetzt konnte ich deinen Atem direkt in meinem Gesicht spüren und unsere Beine berührten sich. Es fühlte sich wie ein Heer aus tausend Pfeilen an, die meine Haut durchbohrten, nur nicht so schmerzhaft, sondern lieblich. Als wären es Amors Pfeile persönlich. Mein Herz überschlug sich und mich hätte es nicht verwundert, wenn du wegen des lauten Hämmerns aufgewacht wärst. Ich wusste nicht, wie mir geschah, und ich schloss die Augen. Dann geschah das Unglaubliche... Du murmeltest meinen Namen und tastetest nach meinem Arm. Du berührtest meine Schulter, meinen Hals, meine Brust, bis du endlich meine Hand fandest und sie um dich legtest. Ich war elektrisiert, kaum zum Atmen fähig. Mein Kopf drohte zu explodieren. Du hattest meinen Arm um dich gelegt und friedlich weiter geschlafen. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also drehte ich mich auch zu dir und drückte dich noch näher an mich heran.

Mittlerweile ist es schon wieder dunkler geworden und die Stimmung wird immer ausgelassener. Inzwischen haben wir schon unseren zweiten Cocktail in der Hand und wippen immer mehr im Rhythmus hin und her. Ich mache den Vorschlag, dass wir doch tanzen könnten und stelle das Glas auf eine kleine Ablage. Du machst es mir gleich und tänzelnd laufen wir zur Mitte der Fläche. Ich umklammere dich und lege meine Hände auf deinen Rücken. Wir schauen uns an und auch du legst deine Arme um mich herum. Der Rest geht ganz von alleine. Du legst deinen Kopf auf meine Schulter und drückst dich noch enger an mich heran. Wir schwingen einfach mit dem Takt. Es ist wunderschön. Wir tanzen miteinander, während sich die Sonne langsam aber sicher unter dem Meer verkriecht. Die Band spielt ein romantisches Lied nach dem anderen und wir vereinigen uns immer mehr zu einem einzigen, tanzenden Knäuel. Ich spüre deinen warmen Atem an meinem Hals und du hörst, wie mein Herz aufgeregt schlägt. Es schreit, verlangt nach dir. Dein warmer Körper umgibt meinen und andersherum. Wir bewegen uns gemeinsam zur Musik. Ich will, dass dieser Tag nie zu Ende geht. Es ist der schönste Tag in meinem Leben, ich werde ihn nie vergessen. Es ist alles so romantisch und schön. Ich spüre dich ganz nah bei mir.

Inzwischen ist es schon dunkel geworden und die Sterne, die vorhin nur ganz leicht leuchteten, blinken jetzt in ihrer ganzen Pracht. Der ganze Himmel ist mit hellen Sternen bestückt. Irgendwie habe ich das Gefühl, mit dir alleine sein zu wollen und schlage vor, dass wir zum Strand gehen könnten, um die Sterne zu beobachten. Du bist einverstanden und langsam, immer noch uns zur Musik bewegend, laufen wir eng beieinander einen kleinen Weg entlang, der von leuchtenden Fackeln am Rand begleitet wird. Der Weg führt direkt zum Strand, wobei er immer breiter wird. Schließlich endet er, indem die Fackeln rechts und links scharf abbiegen und irgendwo im Nichts verschwinden. Wir stehen da. Das ruhige Meer direkt vor uns. Der runde Mond hat mit der Sonne den Platz getauscht und verstreut sein silbernes Licht auf uns und das Meer. Die Sterne funkeln, winken uns zu, laden uns ein, Platz zu nehmen. Wir sind ganz allein. Alle sind noch oben bei der Party. Wir laufen noch ein Stückchen dem Wasser entgegen und setzen uns in den noch warmen Sand. Ich lege meinen Arm um dich herum, während das blitzende und warm leuchtende Wasser das sanfte Mondlicht reflektiert.

Ein Mondschatten auf dem Wasser, der wie ein Pfeil direkt auf uns gerichtet ist, macht alles noch viel romantischer, als es in meinen Träumen je sein könnte. Wir blicken nach oben, wo uns die Sterne zustimmend anblinzeln. Es sind so viele, so unendlich. Das schwache Rauschen der Wellen singt uns ein liebevolles Lied, alles scheint sich mit uns zu vereinigen. In der Ferne nimmt man, wenn man ganz genau hinhört, noch die leise Musik wahr, und ein sanftes Meereslüftchen weht uns behutsam den Duft der weiten Welt in die Nase. Alles passt. Wir legen uns auf den Rücken, um die Sterne noch besser beobachten zu können. Plötzlich, aus dem Nichts, explodiert eine wunderschöne magische Feuerwerkskugel am Himmel. Darauf folgen noch ein paar weitere, jedoch alle in verschiedenen atemberaubenden Farben. Ein farbenfroher Regen nach dem anderen lässt mich von meinen Gefühlen überwältigt werden und ich ziehe dich ganz nah an mich heran, um dich zu küssen. Ich lege mich auf dich, die Hände neben deinen Schultern abgestützt, küssen wir uns zärtlich. Jetzt ist nur noch das Feuerwerk zu hören, das sich mit den bunten Explosionen abwechselt. Noch nie warst du mir so nah, wie jetzt. Wir küssen uns immer intensiver, bekommen nicht genug voneinander. Die Gefühle spielen ihr eigenes Spiel und lassen den Verstand aussetzen. Ich will dich nur noch spüren, so nah wie möglich bei mir. Ich will deine Nähe und Liebe voll und ganz auf mich wirken lassen. Ich blicke dich mit einem fragenden Blick an, den du mit einem honigsüßen Lächeln erwiderst. Du legst deine Hand an meinen Hinterkopf und ziehst mich wieder zu dir. Unsere Zungen berühren sich und ein warmes Gribbeln macht sich wieder in meinem Körper breit. Langsam öffne ich mit einer Hand den obersten Knopf deines Hemds. Ein riesiger Feuerwerkskörper explodiert am Himmel und zieht alles mit seinem roten Licht in den Bann - außer uns, denn wir sind schon längst da.

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