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December Picture

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„Nein Tyler, bitte nicht! Ich find das nicht lustig!“, lachte Noah seinen näher kommenden Freund an. Dieser setzte seinen Weg unbeirrt, mit einem weiterhin fröhlichen Lächeln fort. Innerlich hatte Noah schon längst aufgeben und sich schon auf das verrückte Vorhaben seines Freundes eingelassen.

„Ich bin vollkommen verschwitzt, genau wie du! Wir werden uns den Tod holen!“, versuchte er zu widersprechen. Das Rockkonzert ihrer Lieblingsgruppe, das vor wenigen Minuten zu Ende ging, war aufregend und gleichzeitig auch phantastisch gewesen und die zwei hatten bei jedem Lied mitgefiebert.

Der Mund des braunhaarigen Mannes verzog sich zu einem unwiderstehlichen Schmollmund.

„Ich würde dich auch gesund pflegen!“

„Aww, du bist süß.“

Noah öffnete seine, von einer dünnen Schweißschicht überzogenen Arme, um wenig später seinen Geliebten in diese zu schließen.

„Und wie würdest du mich heilen?“

Tylers Ausdruck verwandelte sich in ein Schmunzeln. Er führte seine rechte Hand zu der Nase seines Gegenübers und stupste sie mit seinem Zeigefinger zärtlich an. Die verbleibende Hand hielt einen kleinen, schwarzen Gegenstand hinter dem Rücken verdeckt.

„Lass mich überlegen.“ Er setzte eine eindrucksvolle Denkpause, bevor er weitersprach:

„Als erstes würde ich dir wohl eine Hühnersuppe nach dem Rezept meiner Mutter kochen und dich damit füttern. Dann könnte ich meinem Noah mein liebstes T-Shirt mit SpongeBob überlassen, um deinen geschwächten Körper warm zu halten und schließlich tät ich das nun Folgende ununterbrochen.“

Damit beugte Tyler sich vor und fing seinen Liebhaber in einem leidenschaftlichen Kuss. Süße Münder tanzten elegant gegeneinander und die zwei von dem Konzertbesuch ausgepowerten Körper pressten weiter ineinander. Fast gleichzeitig lösten sich die Beiden und blieben nach Luft schnappend voreinander stehen.

„Okay, lass es uns machen“, stimmte Noah schließlich mit rauer Stimme Tylers Vorhaben zu.

Freudig quietschte Tyler auf und zog seinen Freund, mit ineinander verschlungenen Fingern, zum Ausgang der Halle durch eine schwere Metalltür nach draußen. Eisiger Wind und ein weißer Hinterhof mit angrenzendem Wald empfing die Liebenden. Das Paar kannte die Halle, in der das Konzert statt gefunden hatte, nur zu gut, den sie liebten es zusammen viel zu unternehmen. Vor allem ihre Vorliebe für harte Rockmusik trieb sie öfters hierhin. Nach einigen Konzerten hatten sie dann diesen ruhigen Platz gefunden, wo beide endlich ungestört sein konnten.

Alles war umhüllt mit schwachem Mondlicht und den leise zur Erde sinkenden Schneeflocken.

Die kleinen Sechsecke tanzten um ihre warmen Körper, als Noah und Tyler ihren Weg rüber zu dem unbelassenen Fleck Natur machten.

„Stell dich bitte vor den Baum dort“, flüsterte Tyler in das ihm nahegelegene Ohr. Noah befolgte den Wunsch umgehend und sah seinen Freund erwartungsvoll an.

„So gut?“

„Perfekt!“

Tyler nickte zustimmend. Die Vorfreude auf das Kommende zauberte ein leicht verklärtes Grinsen auf seine Lippen. Er zog den schwarzen Gegenstand hervor und hob ihn vor seine Augen. Der eine Finger drückte auf einen Knopf oben an dem Gerät und mit einem „Klick“ begann die Elektronik zu arbeiten. Ein heller Lichtstrahl folgte und danach ein Summen, als ein sich noch entwickelndes Foto aus einer Spalte fuhr. Tyler griff nach dem Papier und beobachtete, wie langsam Umrisse darauf entstanden. Das Weiß, welches im starken Kontrast zu seinen schwarz lackierten Fingernägeln stand, nahm Form und Farbe an.

Das fertige Foto in seine Hosentasche steckend schaute Tyler auf, um von einem erwartungsvollen Blick durchbohrt zu werden.

„Du bist wunderschön Noah, aber ich möchte ein Bild von deinem Rücken. Du weißt ganz genau warum!“

Ohne ein Wort zog Noah das ohnehin schon nasse Kleidungsstück, welches seinen Oberkörper bedeckte, aus. Elegant vollführte sein leicht durchtrainierte Körper eine halbe Drehung um seine Achse, wodurch der leicht gebräunte Rücken in Tylers Sichtfeld rückte. Und dies gab auch den Blick auf etwas so Atemberaubendes frei, welches den Braunhaarigen kurz ehrfürchtig die Luft anhalten lies. Mit zitterigen Händen hob er die Kamera wieder nach oben und drückte, im ihm richtig erscheinenden Moment, auf den Auslöser. Diesmal blickte er mit noch größerer Vorfreude auf das sich entwickelnde Foto.

Zum Vorschein kam das wohl Schönste, was je ein simples Papier verziert hatte.

Noahs nackter Rücken mit den seitlich herabfallenden Armen. Um ihn herum tanzten die weißen Schneeflocken ihre ganz eigene Show durch die bereits zugeschneiten Bäume. Alles war erleuchtet vom Blitzlicht, welches sich mit dem Mondlicht mischte und der Szene einen unwirklichen, doch zugleich verzauberten Glanz verlieh. Jedoch den absolut schönsten Teil, abgesehen von Noahs eigener Schönheit, bildete das neue Tattoo. Komplett in schwarz schattiert und geformt, trafen sich zwei engelsgleiche Flügel auf Noahs Wirbelsäule. Die Spitzen endeten erst an den weit entfernten Eckpunkten der Schultern. Die Federn waren so detailgetreu und perfekt aufgemalt, dass man glauben konnte, jeden Augenblick einen Flügelschlag zu erblicken. Auf diese, seine Arbeit, war Tyler besonders stolz, er hatte sich extra viel Mühe begeben, da es sein Liebling war, den er so verschönert hatte.

Eine mokkafarbene Hand kam aus dem Nichts und entzog das Foto Tylers Händen, wodurch dieser aus seiner Starre befreit wurde. Der Engel stand plötzlich vor ihm und begutachtete sich selbst mit kritischen Augen. Mit einem sanften Lächeln hob Noah schließlich seinen Blick, um den von Tyler zu fangen.

„Du hattest Recht. Die Flügel sind perfekt. Danke Tyler!“

Er beugte sich vor und legte einen flüchtigen Kuss auf die Lippen von seinem Schatz.

„Ich habe dich nur vervollständigt! Mein Engel“, flüsterte Tyler mit allem Ernst und aller Liebe, die er aufbringen konnte.

Nach diesen, für Noah rührenden Worten, hielt er es einfach nicht mehr aus. Vor Freude weinend fiel er seinem Liebsten in die Arme und klammerte sich an den wärmenden Körper. Die beiden trafen sich in dem wohl leidenschaftlichsten Kuss, den sie je teilen durften. Glücklich, ihre Liebe einem anderen schenken zu dürfen und die gleiche zurück zu erhalten. Tylers Hände wanderten fast ehrfürchtig über die noch unbedeckten Flügel auf Noahs Rücken. Als sie sich lösten, strich der Tätowierer sanft die Tränen mit einigen geschmolzenen Schneetropfen aus dem Gesicht seiner Liebe.

„Lass uns rein gehen. Ich möchte wirklich nicht, dass du krank wirst! Danke für das Foto.“

Ein Lachen bildet sich abermals in Noahs Zügen und er entgegnet frech:

„Aber du wolltest mich gesund pflegen! Das lass ich mir nicht entgehen.“

The End

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