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Let's go Cheat

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Michael stürmte ausgepowert von der Bühne. War das wieder anstrengend, vor 2.000 Leute zu spielen. Seine Arme taten ihm weh vom ständigen Schlagen mit den Sticks. Ben schmiß ihm ein Handtuch entgegen:

»Trockne dich erst mal ab! J, Pat und ich wollen nachher noch ins N.Y.P.D. Kommst du mit?«

Nachdem Mike sich den Schweiß abgewischt hatte, grinste er frech.

»Nein, ich habe heute Abend ein Rendezvous!«

»Aber doch nicht schon wieder mit diesem Internetflittchen?« fragte Ben.

»Hey, Andrea ist kein Flittchen, sondern das verrückteste Ding, von dem ich je gehört habe,« konterte Mike.

»Ach, mach doch was du willst, aber sei bloß vorsichtig. Du weißt nie wirklich, mit wem du dich unterhältst!«

Michael hatte Bens Warnung kaum noch gehört, schon war er unter die Dusche gejumpt, gewaschen und fertig angezogen. Nach den endlosen 10 Minuten Fahrt ins Hotel, stürmte Mike gleich auf sein Zimmer und fuhr den Laptop hoch. Ab ins Internet und auf diese pervers bunte Seite. Ein Klick auf den Chatbereich, nur noch einloggen und los geht‘s. Wo war Jellybaby nur? Im Musik-Chat, im T. V.-Chat, im Crazy-Chat? Nein!?

»Hhhhmm«, Mike stöhnte auf.

Wo war sie nur? Da, im Flirt-Chat steckte sie. Michaels Herz begann höher zu schlagen. Schnell schrieb er ins Eingabefeld:

»...Baby, was geht ab?« Blink!

Ein: »Hi Crazydog« kam zurück.

Crazydog: »Was treibst du denn hier?«

Jellybaby: »Flirten, was sonst! Mal sehen, welchen feschen Kerl ich hier aufreißen kann. ; ) «

Crazydog: »Hm,... versuch es doch mal mit mir....«

Jellybaby: »Stehst du denn auf schwarze Haare, sportlich und immer zu einer Schandtat bereit? Dann könnte man es glatt mal mit dir versuchen ; ) «

Crazydog: »Du hast deine schokobraunen Augen nicht erwähnt, die kleine Narbe unterm Kinn vergessen und deine Stupsnase. Um mit dir zusammen zu kommen würde ich fast alles tun! = )«

Jellybaby: »Spinner! Thanks, Mike du bist wirklich charmant. Schade nur, dass ich in Italien lebe und du in Amerika.«

Das machte Michael traurig. Ihm war klar, er liebte sie. Doch konnten sie nicht zusammen sein. Sie, Andrea Tafuri, lebte in Italien. Immer war sie bedacht, ihren Vater im Restaurant zu helfen und machte zugleich auch bei ihm eine Ausbildung als Köchin. In ihrer Freizeit spielte sie Fußball und Billard, sie stand auf die Red Hot Chili Peppers, Scorpions, Blink 182, The Rasmus und viele mehr. War immer gut drauf und liebte es, Streiche zu spielen.

Einmal tauschte Andrea die Rasiercreme ihrer Schwester mit Sprühsahne aus. Das war ein Spaß, meinte sie. All das und mehr wußte Mike. Jeden Tag dachte er an sie, es verging keine Minute, ohne dass er nicht einmal ihren Namen in Gedanken gesagt hatte. Die sechs Monate, seit sie sich kennen gelernt hatten, vergingen wie im Flug. Mike wußte noch genau, dass er einen babyblauen deutschen Fanbrief bekommen hatte.

Von einem Dirk, das war ja das lustige. Da er den Inhalt nicht verstand, gab er die dort angegebene Webseitenadresse ein und schon war die Regenbogenseite vor seinen Augen aufgebaut. Im Chat waren nur drollige Leute, die meisten schrieben auf deutsch. Aber das, was er lesen konnte, kam ihm manchmal seltsam vor. Über das eine Pärchen konnte er nur lachen.

Hannes80 hatte mit Sexyboy21 rumgemacht. Mike fand das so komisch, dass er die zwei Schwulen verarschen wollte und sie angemacht hatte. Nun ja, dann kam sie, Jellybaby, und hat die zwei in Schutz genommen. Schräg und standfest konterte sie jeden Spruch von Mike. Seit dem hatte er sich immer auf Andrea gefreut. Ihre fröhliche, listige und süße Art hatte ihn einfach verzaubert.

Crazydog: »Ich meine es ernst, Andrea. Wir kennen uns schon ein halbes Jahr und ich muß dir sagen, ich mag dich wirklich sehr.«

Jellybaby: »Ich dich auch Mike. Jeden Tag freue ich mich aufs neue, was du zu berichten hast.«

Crazydog: »Ja, nur ich wollte eigentlich auf was hinaus, also ....«

Crazydog: »Was ich sagen wollte...«

Crazydog: » Ich habe mich in dich verliebt.«

So jetzt war es raus. Endlich hatte Mike sein Geheimnis gelüftet. Aber was würde Andrea dazu sagen?

Jellybaby: »Michael, erst mal, ich bin sehr gerührt. Mögen tu ich dich auch, aber die Entfernung! Ich kann nicht sagen, dass ich dich liebe, da ich doch weiß, dass du immer so weit weg sein wirst. Ach Mike, ich wünschte, du würdest hier leben oder ich bei dir. Aber das geht nicht. = ( «

Crazydog: »ANDREA! Das ist mir egal. Ich bin mir gegenüber mit meinen Gefühlen ins Klare gekommen. Wir haben uns noch nie gesehen, doch weiß ich, dass ich dich liebe. Du bedeutest mir die Welt. Unzählige male haben wir gechattet, lange Mails habe ich dir geschrieben, selbst gesimst habe ich dir. Mir ist immer klarer geworden, was ich für dich empfinde. Du hast mir in mancher schweren Stunde bei gestanden. Als ich abgehoben bin, hast du mich auf den Teppich zurück geholt. Als mein Vater den Schlaganfall bekam, hast du mich getröstet und als ich Angelina Jolie die Hand geschüttelt habe, hast du dich auch riesig für mich gefreut. Weil du weißt, sie ist meine Lieblingsschauspielerin. All das und mehr haben mich überzeugt, dich zu lieben. Mir ist dein Aussehen scheißegal, falls du davor Angst hast. Das einzige was zählt ist, dass ich mich in dich, in deine Art, Gefühle wieder zu geben, in dein Denken und dein Handeln verliebt habe, in deinen Charakter und alles, was dazu gehört. Da ist mir die Entfernung völlig egal! Ich verspreche dir, ich finde einen Weg, um mit dir zusammen zu sein.«

Jellybaby: »Mike, ich liebe dich ja auch, aber du findest keinen Weg, um mit mir zusammen zu kommen. Weißt du wie teuer ein Flug ist? Komm vergiß es, und laß uns Freunde bleiben.«

Crazydog: »Ich kann es nicht vergessen. Ich will mit dir zusammen sein. Du weißt doch, dass ich dir erzählt habe, dass ich in einer Band spiele. So unbekannt sind wir gar nicht. Unser fünftes Album: 1 Hour, ist von Null auf Platz 1 der amerikanischen Album-Charts eingestiegen. Und unser erstes Album Keep it Natural, war damals schon in den deutschen Charts gleich auf Platz 2 eingestiegen. Also, was ich sagen will, ich habe Karriere gemacht und einiges verdient. Ich könnte ohne Probleme ein Haus in Italien kaufen und zu dir ziehen. Ich liebe dich und will nicht mehr ohne dich sein.«

Jellybaby: »* Uff * Du bist der Drummer von Natural? Von deinem abgefahrenen Geschmack und deinem Style hast du mir ja schon mal erzählt, aber ich hätte nie gedacht, dass du der MIKE bist. Trotzdem würde es nicht gehen. Ich kann meinem Vater das nicht antun. Nein! Sorry, Michael.«

Crazydog: »Was kannst du deinem Vater nicht antun? Hat er etwa was dagegen, dass du einen Amerikaner als Freund haben könntest? Glaub mir, ich werde für dich da sein und dir helfen. Wenn es sein muß, steige ich bei Natural aus. Ich würde alles für dich tun!«

Jellybaby: »Ich kann es meinem Vater einfach nicht sagen. Wir sind eine angesehene Familie. Wie sieht es denn aus, wenn ich dich vorstellen würde? Mein alter Herr würde mich verstoßen oder gleich eine passende Verlobung arrangieren.«

Crazydog: »Aber warum? Warum soll ich nicht zu dir passen? Ich kann mich auch benehmen. Wenn mich dein Vater besser kennen lernen würde, dann hätte er bestimmt nichts mehr dagegen. Ich würde doch alles für dich tun. Nur für dich, wirklich alles. Du bist das Beste was mir je passieren konnte.«

Jellybaby: »Michael, versteh doch, Du bist ein Mann. Ich liebe dich auch, aber ... Oh Gott, er würde mich umbringen. Er hält von so was nichts. Es würde ihm das Herz brechen.«

Crazydog: »Wieso? Du bist 21 Jahre alt, dann darfst du dich doch mit Männern treffen. Oder verbietet dir dein Vater einen Freund? Sonst gehst du doch auch mit deinen Kumpels weg. So streng kann er doch nicht sein.«

Jellybaby: »Ich bin ja auch sein einziger Sohn. Aber er kommt von der alten Schule, mit Homosexualität hat er nichts am Hut. Mit einer Frau darf ich mich treffen, aber mit einem Mann?! Nein, nie dürfte ich das, auch wenn ich dich über alles liebe.«

Michael mußte erst einmal den Absatz erneut lesen. Wie Sohn? Homosexualität? War das gerade ein schlechter Scherz? Das kann doch nicht sein. Wollte Andrea etwa damit sagen, dass sie schwul ist? Dass SIE in Wirklichkeit ein ER ist?

Jellybaby: »Was ist Mike? Bist du noch da?«

Crazydog: »Bist du ein Mann?«

Das war alles was Michael noch zu Stande brachte.

Jellybaby: »Wie jetzt, ich verstehe deine Frage nicht. Worauf willst du hinaus?«

Crazydog: »Bist du ein Mann?«

Michael konnte seine Frage nur wiederholen. Er mußte es wissen, und zwar jetzt gleich.

Jellybaby: »Ja klar bin ich ein Mann. Aber was willst du jetzt damit bezwecken? Soll ich nicht so feige sein und zu meinen Gefühlen stehen? Du hast recht. Ich muß für unsere Liebe kämpfen!«

Wie konnte Andrea jetzt noch was von Liebe schreiben? Er war ein Kerl! Michael würde doch nie einen Mann lieben. Nein, niemals. Er war nicht schwul. Er stand auf Frauen. Mit Andrea wollte er nichts mehr zu tun haben. Wütend und niedergeschlagen beendete er den Chat. Wie konnte ihm so was passieren? Er, Michael Wayne Johnson, könnte niemals mit einem Kerl zusammen sein. Tränen liefen ihm übers Gesicht, seine Welt war eingestürzt, und er stülpte sich ein Kissen übers Gesicht. Sein Schluchzen und Jammern war nicht zu hören., alles wurde vom Kissen erstickt. Er hätte sich am liebsten umgebracht, doch wußte er, es würde nichts ändern. Seine Gefühle irrten sich nicht, selbst sein Verstand verriet ihm, dass er Andrea liebte.

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