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Regenbogenfamilie

Teil 87 - Frust- oder Lustshopping

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Informationen

 

Während der Fahrt zum Einkaufszentrum fragte Florian, warum wir zum Einkaufen gehen. Er wollte vor allem wissen, ob wir nur seinetwegen das Shopping für den Nachmittag angesetzt haben. Bevor ich ihm antworten konnte, erklärte David: „Wir gehen sicher nicht nur deinetwegen zum Einkaufen. Tobias und ich brauchen auch wieder neue Sachen, da vor allem unsere älteren Sachen, die noch aus Kinderheimzeiten stammen, entweder zu klein geworden sind oder sich langsam aber sicher in Einzelteile auflösen. Bei Pit und Pete kann ich dir nicht sagen, warum die beiden Jungs dabei sind. Aber vermutlich wollen sie ebenfalls einkaufen gehen. Warum wir uns auch noch mit Felix und Dennis treffen hat sicher den Grund, dass auch sie einkaufen wollen. Ich vermute, dass Dennis sich mit seinen Eltern und Geschwistern trifft, weil er sie in letzter Zeit sehr selten in München besucht hat. Ich freue mich schon, sie jetzt auch endlich kennenzulernen.

Wir waren Ende September mit Peter und Thomas schon einmal auf Shoppingtour, damals haben wir für ihre Hochzeitsfeier unter anderem unsere Anzüge und alles, was dazu gehört, eingekauft. Thomas hat uns damals erklärt, dass wir eine von ihm festgelegte Mindestmenge haben sollten, damit notfalls auch beim Ausfall der Waschmaschine wir immer noch frische Wäsche haben sollten. Inzwischen haben wir festgestellt, dass wir, nachdem wir uns nur an der Mindestmenge orientiert haben, doch etwas zu wenig haben.“

Ich ergänzte: „So weit hat dir Dave alles richtig erklärt, warum wir dich zum Einkaufen mitnehmen. Du sollst deine Bestände aufstocken und denk daran, das eine oder andere bereits eine Nummer größer zu kaufen, damit wir nicht in kürzester Zeit erneut zum Einkaufen losfahren müssen. Ich denke, ihr drei solltet gemeinsam losziehen. David und Tobias können dir genau sagen, inwieweit du deine Bestände aufstocken solltest. Eines noch vorab, diskutiere nicht mit Thomas oder mir über Geld. Wir haben den beiden Jungs damals schon erklärt, dass wir ihnen nur das zum Ausgeben geben, dass ihnen auch zusteht. Thomas und ich wollen nicht mit euch Geld verdienen. Beim ersten Großeinkauf sind wir nur in Vorleistung gegangen. Das gilt auch für die beiden Hinterbänkler. Ihr bekommt nachher die gleiche Summe wie Florian, damit ihr euch entsprechend eindecken könnt.

Falls ihr für eure Zimmer etwas zum Dekorieren einkaufen wollt, läuft das nicht über euer Bekleidungsgeld. Ihr bekommt alle fünf das gleiche Taschengeld. Wir müssen uns da an den Vorgaben des Jugendamtes orientieren. Ich vermute, dass dabei Pit und Pete mit weniger auskommen müssen als sie bisher von ihren Eltern erhalten haben. Ich hoffe, das ist kein Problem für euch zwei!“

Pit meinte: „Für mich sicher nicht. Ich habe bisher überhaupt kein Taschengeld erhalten, da wir aber immer alles bekommen haben, was wir benötigten, war Taschengeld in der Form für mich nicht so wichtig. Mich würde aber interessieren, wie das mit dem Taschengeld überhaupt ablaufen soll und für was ich es ausgeben darf.“

Tobias meinte: „Die Fragen kann ich euch ganz einfach beantworten. Wir bekommen unser Taschengeld immer am Monatsersten auf ein Girokonto überwiesen, über das wir frei verfügen können. Was du dir davon kaufst, ist ganz allein deine Angelegenheit. Wenn du dir etwas Größeres davon kaufen willst, bleibt dir nichts anderes übrig, als deine monatlichen Zahlungen so lange zu sammeln, bis du genügend Geld auf dem Konto hast.“

Florian antwortete ihm: „Ich habe bisher kein Girokonto, über das ich verfügen kann. Unser Taschengeld wurde bisher immer wöchentlich durch unsere Betreuer ausbezahlt. Also können mir Thomas oder Peter gar kein Geld auf mein Konto überweisen.“

Ich erklärte: „Florian, das ist kein Problem. Wir werden am Montagnachmittag zur Bank fahren und für dich ein eigenes Konto eröffnen, auf das dein Taschengeld überwiesen wird. Weil wir gerade über Bankkonten sprechen. Wie sieht es bei euch, Pit und Pete, aus? Habt ihr beide jeweils ein Konto, über das nur ihr verfügen könnt. Wenn nicht, solltet ihr beide ebenfalls am Montag mitkommen, damit wir für euch auch ein Konto eröffnen können.“

Pit erklärte: „Ein Girokonto besitze ich nicht. Ich habe nur ein Sparkonto, auf dass ich nur Zugriff über meine Eltern habe. Ich komme auf alle Fälle am Montag mit, damit Peter für mich das Taschengeldkonto einrichten lassen kann.“

Pete erklärte endlich: „Fangen wir mit dem Taschengeld an. Das bekam ich regelmäßig von meinen Eltern bar auf die Hand. Sicher werde ich beim Taschengeld gewaltige Einbußen haben, denn meine Eltern haben schon längere Zeit versucht, die fehlende Zuneigung durch immer höheres Taschengeld auszugleichen. Deshalb brauche auch ich ein Taschengeldkonto, über das nur ich verfügen kann.“

David meinte: „Am besten wird es sein, wenn ihr wie Tobias und ich ein Konto bekommt, auf dass ihr auch Online zugreifen könnt, und mit der Girocard können wir dann auch an der Kasse, wie die Erwachsenen, bezahlen. Das Einzige, worauf ihr achten müsst, ist die Tatsache, dass euer Konto nicht ins Minus abrutschen kann. Hast du nur noch zehn Euro auf dem Konto, kannst du auch nur diese Summe ausgeben. Mit der App hast du aber einen guten Überblick über dein Konto.

Peter ich habe eine andere Bitte, mich nerven die Kontoauszüge. Ich habe gelesen, dass man auch einen monatlichen Kontoauszug haben könnte, den ich mir als PDF herunterladen kann.“

Pete schaute ihn an und fragte: „Kann ich da auch mein bisher gesammeltes Taschengeld einzahlen und so, nach und nach, ausgeben, wie ich will?“

„Okay,“ meinte ich und sprach weiter, „dann kommt ihr am Montag alle mit zur Bank und wir werden eure Konten so einrichten oder umstellen, wie ihr es gerne hättet. Pete, sicher kannst du deine Rücklagen auf das Konto einzahlen, warum sollte das nicht gehen.“

Mit dem Gespräch über Taschengeld und Konten hatten wir zwischenzeitlich das Einkaufszentrum erreicht und Thomas meinte, nachdem er eingeparkt hatte: „Tobias und David, wie viel wollt ihr beide heute ausgeben? Ich werde euch beiden den Betrag mit Sofortüberweisung auf eure Konten transferieren. Dann könnt ihr den drei Jungs zeigen, wie das mit dem Bezahlen über eure Girocard abläuft. Die drei anderen erhalten von uns den Betrag als Bargeld, mit dem sie auf Einkaufstour gehen können.“

Mein Smartphone meinte wieder einmal, das meine Aufmerksamkeit erforderlich ist und so nahm ich den Anruf von Dennis entgegen. Er erklärte mir, dass sie an der Einfahrt zum Parkhaus stehen und wo wir uns treffen können. Seine Eltern würden auch gleich hier sein. Sie kommen mit der U-Bahn. Ich erklärte ihm, dass wir im dritten Untergeschoß des Parkhauses wären und neben uns noch ein freier Parkplatz wäre, den wir ihnen die nächsten Minuten freihalten würden. Wenn ihr im dritten Untergeschoß seid, solltet ihr uns eigentlich schon sehen.

Während Thomas unseren beiden Jungs den gewünschten Betrag auf ihr Konto transferierte, waren die Jungs schon ausgestiegen und hielten nach Dennis und Felix Ausschau. Thomas hatte die beiden Überweisungen erledigt, als Dennis sein Auto neben uns einparkte. Gemeinsam ging es nach oben ins erste Untergeschoss, wo wir uns bei der Information mit Dennis Eltern und Geschwistern treffen sollten.

Die beiden Brüder von Dennis kamen auf uns zu gerannt, als sie Dennis entdeckt hatten und fielen regelrecht über ihn her. Als nächster musste Felix daran glauben, der gelegentlich schon mit Dennis bei seinen Eltern in München gewesen ist. Dennis Eltern begrüßten erst Thomas und mich und danach gingen sie zu ihrem Sohn, um ihn und Felix zu begrüßen.

Dennis stellte seinen Eltern und Geschwistern zuerst David und Tobias vor: „Das sind die beiden, die von Peter und Thomas adoptiert wurden.“ Danach erklärte er: „Die nächsten zwei sind erst seit einigen Tagen am Gutshof. Beide haben Probleme mit ihren Eltern und sind als Pflegekinder bei Peter und Thomas. Der Jüngste in der Runde ist Florian. Er kommt aus dem gleichen Kinderheim in München, wie David und Tobias. Derzeit ist er als Pflegekind bei Peter und Thomas, wird aber in Kürze von Manuel und Daniel aus der Gärtnerei adoptiert.“

Dennis Mutter fragte nach. „Wieso zuerst bei Peter und Thomas als Pflegekind und später die Adoption durch Manuel und Daniel?“

Ich erklärte: „Das war ein Trick unserer Betreuerin des Rosenheimers Jugendamt. Sie meinte, um das Verfahren zu beschleunigen, kommt Florian zuerst zu uns, da wir als Pflegeeltern registriert sind. Manuel und Daniel haben gleichzeitig die Adoption über das Jugendamt beantragt. Es ging vor allem darum, dass er bereits nach den Weihnachtsferien in Rosenheim zur Schule gehen kann und nicht vielleicht erst im April oder Mai dieses Jahres.“

Dennis sagte: „Wollen wir uns nicht erst einmal trennen und einkaufen gehen? Wir treffen uns in zwei Stunden im Obergeschoss in Renners Café. Dann könnt ihr euch noch mit Peter und Thomas unterhalten, während wir Kids ohne euch die Läden noch unsicher machen und auf den Kopf stellen.“

Während Felix, Dennis, seine Eltern und seine Geschwister bereits loszogen, drückte Thomas jedem unserer drei Pflegekinder jeweils vierhundert Euro in die Hand, damit sie einkaufen können. Zusammen mit Pit und Pete entschwanden sie in den Tiefen des Einkaufszentrums. Thomas und ich machten uns ebenfalls auf den Weg, um in den nächsten knapp zwei Stunden das einzukaufen, was wir uns vorgenommen hatten.

Kurz vor fünfzehn Uhr standen wir, jeder mit zwei Einkaufstüten bewaffnet, vor dem Café Renner und warteten auf unsere Kids. Aber auch auf Felix, Dennis und seine Eltern mit den Geschwistern. Als nach zehn Minuten noch immer keiner zu sehen war, griff ich zum Smartphone und wählte Florians Nummer.

Als er das Gespräch entgegennahm meinte er: „Hi, Papa, wir sind gleich bei euch. David und Tobias wussten nicht mehr, wo das Café ist, so dass wir es erst auf einem der Übersichtspläne suchen mussten. Ich glaube ich kann das Café schon sehen, bis gleich.“

Thomas hatte sich inzwischen umgedreht und sagte zu mir: „Peter, ich habe sie entdeckt. Sie kommen von der Ostseite her auf uns zu. Ich kann aber nur unsere fünf Kids erkennen, Felix und Dennis sind definitiv nicht bei ihnen.“

Da ich immer noch in den westlichen Teil des Einkaufszentrums blickte, sagte ich, nachdem ich Dennis und seine Familie endlich entdeckte: „Der Rest ist in deinem Rücken zu uns auf dem Weg. Sie werden ebenfalls gleich hier eintreffen.“

Während David, Tobias, Pete und Pit noch weiter einkaufen wollten, erklärte Florian: „Mir reicht’s. Ich bleibe hier. Wenn ich mit euch mit muss, könnt ihr mich von Laden zu Laden tragen. Ich bin froh, wenn ich mich endlich hinsetzen kann.“

Auch die beiden jüngeren Brüder von Dennis erklärten, dass sie jetzt keinen Schritt mehr gehen können. Sie müssten nachher doch noch von der U-Bahn den Rest des Weges nach Hause zu Fuß laufen und bis dahin wollen sie sich etwas erholen.

So zogen nur die sechs älteren Jungs wieder los, um das Einkaufszentrum unsicher zu machen, wie sie es nannten. Ihre Taschen hatten sie alle bei uns stehen gelassen und waren wie der Blitz wieder verschwunden. Die Zeit war gerade günstig, so dass wir im Café problemlos zwei Tische für sieben Personen fanden, die zudem noch direkt nebeneinander standen.

Florian hatte sich zu Thomas und mir an den Tisch gesetzt, der zweite Tisch gehörte Familie Huber. Thomas und ich bestellten uns je einen Cappuccino mit einem Stück Käsekuchen, während Florian sich einen großen Eisbecher bestellte. Als die Bedienung die Bestellung am Nebentisch aufnahm bekam ich hauptsächlich mit, dass die beiden Brüder von Dennis ebenfalls einen großen Eisbecher haben wollten, der ihnen erst nach einer längeren lautstarken Diskussion zugestanden wurde.

Ich fragte Florian: „Na, hast du dein ganzes Geld ausgeben können oder hast du nur das Notwendigste eingekauft?“

Er schaute mich treuherzig an und erklärte: „Peter, ich habe fast gar nichts eingekauft. Die vier Großen sind mit einem Tempo durch die Läden, da hatte ich keine Chance, mein Geld loszuwerden. Im Grunde genommen schaffte ich es nur, wenn ich mich schneller entscheiden konnte als die Jungs. Mal schauen, vielleicht gehen Manuel und Daniel nächstes Wochenende mit mir in Rosenheim einkaufen oder kannst du nächsten Samstag mit mir einkaufen gehen?“

Thomas meinte: „Vermutlich wäre es besser gewesen, wenn Peter und ich mit dir hier einkaufen gegangen wären. Jetzt verstehe ich auch, warum du keine Lust mehr hattest, mit den Großen noch einmal loszuziehen. Für dich war das scheinbar doch eher mehr Frust als Lust beim Einkaufen. Falls Manuel und Daniel keine Zeit haben und Peter verhindert sein sollte, können auch wir zwei zum Einkaufen gehen am nächsten Samstag.“

Im Gespräch mit Robert Huber, dem Vater von Dennis stellte sich heraus, dass er von mir definitiv wissen wollte, ob es bei den geplanten Terminen für die Umsetzung der Mitarbeiter der Münchner Immobilienverwaltung zum Gutshof Ende September bleiben wird oder bereits erkennbar sei, dass es Terminprobleme geben könne.

Ich erklärte ihm: „Wenn weiterhin keine längere Frostperiode unsere Pläne über den Haufen werfen sollte, sind der Großteil der Bauarbeiten mit Beginn der Sommerferien abgeschlossen. Das bedeutet, dass es bei der geplanten Umsiedelung des Unternehmens Ende September bleiben wird, da die Mitarbeiter vermutlich ab Mitte August in die Wohnungen einziehen können.

Ich denke, dass in einem Zeitfenster von vier oder fünf Wochen alle Familien von München auf den Gutshof umziehen werden. Ihr solltet das untereinander besprechen und vereinbaren, wer wann umzieht. Immerhin muss der Geschäftsbetrieb ohne Unterbrechung weiterlaufen, wobei die ersten Mitarbeiter dann bereits am Gutshof arbeiten werden, während der Rest noch in München sitzt.

Wenn alle Mitarbeiter umgesiedelt sind wird, in der Folgewoche, das Büro in München leergeräumt und dem Vermieter übergeben. Da die gesamte Immobilie im Besitz der Stiftung ist, sollten deine Kollegen daran denken, dass die Büroräume spätestens ab ersten November neu vermietet werden können, sofern keine größeren Instandhaltungsmaßnahmen erforderlich sind, die rechtzeitig zu planen und mit unseren Handwerkern abzustimmen sind.“

Robert Huber schaute mich an und erklärte: „Darüber haben wir intern noch gar nicht gesprochen. Ich glaube, bei uns hat keiner so richtig auf dem Schirm, dass die Immobilie nach unserem Auszug neu vermietet werden muss. Das werde ich gleich am Montag mit meinen Kollegen besprechen.“

Ich ergänzte meine Ausführungen: „Wegen der Räumung der Büroräume habt ihr als Ansprechpartner Alejandro Sanchez, unseren Facilitymanager im Gutshof. Er wird entscheiden, was weiterverwendet werden kann und vorübergehend eingelagert wird und was zu entsorgen ist. Alle Akten, die nicht mehr vor Ort benötigt werden und bereits digitalisiert sind, sollten bis spätestens Ende Juli im Archiv bei der J. Graf GmbH eingelagert sein. Soweit ich informiert bin, sollte bei euch die Digitalisierung der Altakten bereits abgeschlossen sein und alles, was aktuell eingeht, wird von euch direkt in der Dokumentenverwaltung hinterlegt. Also sollte der Termin für die Einlagerung machbar sein.

Berücksichtigt sollte auch werden, dass für die Mitarbeiter, die übers Wochenende umziehen, ihr Arbeitsplatz am Freitag vorher in Umzugskisten verpackt ist. Dann kann alles über das Wochenende an dem neuen Arbeitsplatz im Gutshof angeliefert werden.

Mir ist klar, dass das jetzt bereits sehr viele Details waren, aber je besser alle auf den Umzug vorbereitet sind, desto problemloser wird der Umzug ablaufen. Wenn ihr es für nötig erachtet, könnte ich Anfang Februar oder im März mit Alejandro zu einer Besprechung ins Münchner Büro kommen.“

Robert lachte und antwortete: „Richtig, Peter, da stecken bereits sehr viele Details drin, die zu beachten sind, damit der Umzug ohne Komplikationen ablaufen kann. Sag mal, bist du schon öfter umgezogen, weil du ganz genau sagen kannst, worauf zu achten ist?“

Ich lachte und antwortete: „Gottseidank nicht, privat bin ich nur von einer Mietwohnung in unser Reihenhaus und vor gut zwei Jahren auf den Gutshof umgezogen. Mit Firmenumzügen habe ich keinerlei Erfahrung, wenn man den Umzug der G. Bauer GmbH innerhalb der gleichen Straße außer Acht lässt.“

Ich schaute auf die Uhr, als ich hinter mir die Stimmen unserer Jungs erkannte. Erfreut stellte ich fest, dass sie rechtzeitig vor der geplanten Rückfahrt zum Gutshof wieder zu uns gestoßen sind. Als ich mich umdrehte konnte ich erkennen, dass alle weitere Einkaufstüten in den Händen hielten. Ich fragte: „Wollt ihr noch etwas zu trinken, bevor wir die Fahrt nach Hause antreten?“

David antwortete: „Nein danke, wir waren zwischendurch kurz beim McDonald und haben dort eine Kleinigkeit gegessen und etwas getrunken. Bis wir wieder zuhause sind werden wir sicher nicht verdursten.“

Das schien das Stichwort für den mittleren der Huber-Brüder zu sein, da er plötzlich erklärte: „Wir könnten doch heute ausnahmsweise auch bei McDonalds zum Essen gehen. Mama, dann brauchst du auch zuhause nicht mehr extra ein Abendessen vorbereiten und könntest mit Papa gemeinsam in die Glotze schauen. Und wir würden dich auch nicht nerven, wann es endlich Abendessen gibt.“

Angelika Huber schaut zu ihrem Mann Robert, der nur nickte. Sie sagte: „Jungs, ich denke nicht, dass wir heute unbedingt zu McDonalds gehen sollten, aber da Papa seine Zustimmung gegeben hat, gehen wir ausnahmsweise dort zum Abendessen.“

Dass sich die beiden Jungs freuten, war nicht zu übersehen, sie führten einen Indianertanz auf, der richtig sehenswert war und der den einen oder anderen der Vorbeieilenden stoppen ließ, um den beiden Jungs zuzusehen. Robert meinte: „Wenn ihr nicht sofort wieder ruhig seid ziehe ich meine Zusage zurück.“

Schlagartig hörte das Geheul auf und dass Zappeln und Hüpfen wurde eingestellt. Dennis sage: „Ihr seid wohl nicht ganz dicht, ihr könnt euch doch nicht so aufführen, nur weil Mama und Papa mit euch zum McDonalds gehen.“

Die vier Hubers verabschiedeten sich und verschwanden in Richtung McDonalds. Nachdem Thomas unsere Rechnung beglichen hatte gingen wir zum Aufzug, der uns ins dritte Untergeschoss bringen sollte, wo unsere Fahrzeuge geparkt waren. Beim Einräumen der Einkaufstaschen in die Fahrzeuge, bat ich alle zu überprüfen, ob jeder seine Sachen dabei hat.

Thomas und Felix hatten am Kassenautomaten die Parkscheine bezahlt und kamen zu uns. Thomas meinte: „Peter, ich denke du übernimmst die Rückfahrt zum Gutshof, die Fahrzeugschlüssel habe ich dir ja bereits übergeben.“

Ich setzte mich hinters Lenkrad und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Thomas hatte sich neben mich gesetzt, nachdem er sich überzeugt hatte, dass die Heckklappe und der Einstiegsbereich für unsere Passagiere ordnungsgemäß verschlossen sind. Ich blickte nach rechts und sah, dass Felix bereits ausgeparkt hatte. Ich tastete mich vorsichtig rückwärts aus dem Parkplatz und lenkte den Galaxy in Richtung Ausfahrt. Oben an der Straße wartete Felix auf uns, der bis zur Autobahn direkt hinter uns herfuhr.

Nach einem Kilometer auf der Autobahn läutete Thomas Smartphone und nachdem er abgenommen hatte und auf Lautsprecher geschaltet hatte, hörte ich wie Dennis sagte, dass wir Felix zu langsam fahren würden und sie uns jetzt überholen und vorausfahren werden. Thomas meinte dazu nur: „Fahrt vorsichtig, wir sehen uns nachher am Gutshof.“

Felix gab Gas und kurze Zeit später war er bereits an uns vorbeigezogen. Aus der hintersten Reihe kam dann der Kommentar, ob ich nicht auch schneller fahren könne und wieder zu Felix aufschließen könne. Thomas meinte: „Sicher könnte Peter das, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die beiden Jungs in Felix Wagen sicher nur wenige Minuten früher ankommen als wir.“

Ich sagte: „Pit, ich habe hier die Verantwortung für euch und euer Leben und fahre so wie ich es für richtig halte. Ich möchte mich nicht vor deinem Bruder Mario rechtfertigen müssen, warum ich so schnell unterwegs gewesen sei und einen möglichen Unfall nicht durch angemessene Fahrweise verhindert habe. Lieber nicht so schnell unterwegs, aber dafür heil und gesund am Ziel anzukommen ist für mich wichtiger.“

Bis zur Ausfahrt Weyhern gab es keinerlei Probleme auf der Autobahn. Komischerweise wurde die Restfahrzeit bis zum Ziel ab dem Zeitpunkt immer länger, statt kürzer zu werden. Kurz vor der Ausfahrt Irschenberg kam im Radio die Durchsage, dass die Autobahn zwischen Irschenberg und Bad Aibling in Richtung Salzburg an einer Unfallstelle nur einspurig befahrbar ist und wegen der Landung des Rettungshubschraubers immer wieder komplett gesperrt wird.

Damit war klar, dass wir die Autobahn an der Anschlussstelle Irschenberg verlassen würden und über Landstraßen zumindest bis Bad Aibling weiterfahren würden. Kurz bevor wir die Autobahn verlassen wollten, klingelte erneut Thomas Smartphone. Da Thomas wieder auf Lautsprecher war, hörten wir Dennis sagen: „Thomas, wenn ihr noch könnt, verlasst spätestens am Irschenberg die Autobahn. Etwa drei Kilometer nach der Ausfahrt beginnt bereits der Stau und wir stehen inzwischen vollständig.“

Thomas meinte: „Peter ist schon seit Weyhern aufgefallen, dass etwas nicht stimmt und wir haben vor kurzem die Durchsage mit dem Unfall gehört. Wir sind gerade am Irschenberg beim Verlassen der Autobahn. Gut zu wissen, dass ihr nicht in diesen Unfall verwickelt seid. Viel Spaß euch im Stau. Vermutlich werden wir dadurch lange vor euch zu Hause sein.“

Dennis meinte noch: „Hoffentlich sind wir wenigstens rechtzeitig zuhause, wenn wir nachher alle gemeinsam zum Essen gehen wollen. Ansonsten können wir nur später dazukommen.“

Als Dennis aufgelegt hatte meinte ich: „Ich befürchte, je nachdem wie weit die Beiden noch von der Unfallstelle entfernt sind, dass sie nicht vor zwanziguhrdreißig ankommen werden. Ich bin selbst einmal in so einem Stau gestanden, wo mindestens dreißig Minuten gar nichts mehr lief und danach ging es bis zur Unfallstelle auch nur im Schritttempo voran. Ich habe damals mehr als zwei Stunden länger gebraucht, bis ich endlich am Ziel war.“

Pit, der bisher ruhig geblieben war, meinte: „Okay Peter, ich nehme meinen Wunsch, dass du schneller fahren solltest, zurück. Immerhin haben wir dadurch den Vorteil jetzt die Autobahn rechtzeitig zu verlassen und können ohne größeren Stau direkt nach Hause fahren. Felix und Dennis stecken im Stau fest und können nur abwarten, bis sie endlich an der Unfallstelle vorbei sind.“

Statt der rund zwanzig Minuten, die wir über die Autobahn ab dem Irschenberg bis nach Hause gebraucht hätten, standen wir nach knapp dreißig Minuten vor dem Verwalterhaus, wo als erstes Florians Kisten und seine Einkäufe ausgeladen wurden. Pete schnappte sich seine Einkaufstaschen und gemeinsam mit Florian schleppten die zwei Jungs ihre Einkäufe und die Kisten ins Dachgeschoss, während wir zum Gutshaus weiterfuhren.

David, Tobi und Pit schnappten sich ihre Einkaufstaschen. Ich ergriff die Tüten von Thomas und mir und gemeinsam ging es nach oben. Vor unserer Wohnungstür sagte ich zu Pit: „Du lieferst deine Tüten oben ab und kommst, wie die Beiden aus dem Verwalterhaus, zu uns in die Wohnung.“

Während die Jungs ihre Tüten in ihr Zimmer brachten, ging ich mit meinen und Thomas Einkaufstüten in unser Schlafzimmer.

Kurze Zeit später betrat Thomas mit Pete und Florian unser Wohnzimmer, wobei in dem Augenblick machte sich Thomas Smartphone erneut bemerkbar. Als er es aus der Hosentasche gefischt hat grinste er und meinte Dennis sei dran.

Er nahm das Gespräch entgegen und wir hörten Felix fluchen: „Verdammter Mist, warum musste ich unbedingt schneller fahren, um vor Peter und Thomas zu Hause zu sein. Wäre ich einfach hinter Peter hergefahren könnten wir jetzt bestimmt schon gemütlich im Wohnzimmer sitzen.“

Thomas grinste und antwortete: „Das siehst du völlig richtig. Florians Sachen sind bereits in seinem Zimmer und wir sitzen hier gemütlich in unserem Wohnzimmer. Auch wenn du dich jetzt maßlos aufregst und dir Vorwürfe machst, damit kommst du auch nicht schneller ans Ziel. Sei doch froh darüber, dass du nicht zu den Unfallbeteiligten gehörst, dann würde es womöglich noch länger dauern, bis du wieder gemütlich im Wohnzimmer sitzen kannst“

Dennis sagte: „Das versuche ich auch schon die ganze Zeit ihm zu erklären. Ist halt nur Mist, weil sich hier über eine halbe Stunde überhaupt nichts mehr bewegt hat. Seit zwei Minuten rollen wir jetzt wenigstens im Schritttempo vorwärts. Wir wollten euch nur auf dem Laufenden halten, wie es uns geht.“

Nachdem, bis auf unsere Stau Geschädigten, alle im Wohnzimmer versammelt waren, fragte ich in die Runde, was die Einzelnen alles so eingekauft hatten. So nach und nach erfuhren wir, dass bis auf Florian alle mit ihrer Ausbeute zufrieden waren. Mit ihm hatte ich bereits vereinbart, dass wir am kommenden Samstag einen neuen Anlauf in Sachen Einkauf starten werden.

Gegen viertel nach neunzehn Uhr klopfte es und Philipp, Marcus und Mario traten ins Wohnzimmer ein. Als Philipp bemerkte, dass Felix und Dennis noch fehlten, fragte er, ob Dennis heute Abend arbeiten würde. Thomas erklärte: „Ich gehe nicht davon aus, dass Dennis heute arbeitet. Er hat seinen freien Tag. Aber wenn du ganz genau wissen willst, wo die Beiden stecken, kann ich dir nur sagen, irgendwo zwischen Irschenberg und Bad Aibling im Stau nach einem schweren Verkehrsunfall.“

Pit grinste frech und ergänzte: „Die beiden sind selbst schuld. Peter ist ihnen zu langsam gefahren auf der Autobahn und die beiden haben überholt und sind losgedüst. Peter hat zwischen Weyhern und Irschenberg bemerkt, dass etwas nicht stimmt und nach der Durchsage im Radio sind wir ab Irschenberg über Landstraßen nach Hause gefahren. Die beiden sind zum Glück nicht in den Unfall verwickelt, aber da zeitweise der Verkehr noch angehalten wurde kommen sie nur sehr langsam vorwärts. Peter meinte schon, dass sie vermutlich nicht vor zwanzig Uhr hier sein werden.“

Kurze Zeit später kamen Kevin und seine Schwester Katharina ins Wohnzimmer und drängten zum Aufbruch. Wieder meldete sich Thomas Smartphone und als er das Gespräch angenommen hatten hörten wir Dennis: „Thomas, wir sind nur noch etwa einhundertfünfzig Meter von der Unfallstelle entfernt. Leider wurde der Verkehr wegen des Starts des Hubschraubers wieder angehalten. Er ist inzwischen in der Luft, so dass es sicher gleich weitergehen wird. Wenn nichts mehr dazwischenkommt, werden wir gegen neunzehnuhrfünfundvierzig am Gutshof ankommen; bis gleich.“

Thomas meinte noch: „Fahrt vorsichtig, auf ein paar Minuten mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an. Wichtig ist nur, dass ihr heil hier ankommt.“

Danach gingen wir geschlossen nach unten ins Restaurant, wo wir im Nebenzimmer bereits von den restlichen Bewohnern des Verwalterhauses erwartet wurden. Alexandra kam auf Thomas zu und fragte: „Kann ich mir für etwa eine halbe Stunde Dennis ausleihen, wir haben im Moment etwas Stress, weil eine Servicekraft ausgefallen ist.“

Thomas schaute Alexandra schelmisch an, bevor er ihr erklärte: „Nein, kannst du leider nicht. Es sei denn du hättest einen Hubschrauber und kannst ihn auf der Autobahn zwischen Irschenberg und Bad Aibling aus dem Stau befreien. Er und Felix stehen seit fast zwei Stunden im Stau nach einem schweren Verkehrsunfall.“

Sie schaute ihn an und meinte: „Und warum steht ihr nicht im Stau, sondern seid bereits hier?“

Erneut antwortete Thomas: „Peter hatte es auf der Heimfahrt nicht so eilig, so dass wir rechtzeitig die Information hatten und sind deshalb ab Irschenberg über Landstraßen nach Hause gefahren. Mit etwas Glück könnten die Beiden aber in der nächsten halben Stunde hier auftauchen. Macht euch unseretwegen keinen Stress. Wenn wir unsere Getränke haben, könnt ihr in aller Ruhe eure Gäste im Restaurant zuerst abarbeiten, wir wollten sowieso auf die beiden Jungs warten.“

Alexandra meinte: „Dann nehme ich gleich eure Getränkebestellungen auf und wenn alles hergerichtet ist, bekommt ihr eure Getränke.“

Dass wir nach der Bestellung doch fast dreißig Minuten auf unsere Getränke warten mussten, hatten wir im Restaurant auch noch nie erlebt. Als Dennis und Felix eintrafen schickte Thomas Dennis sofort ins Restaurant, wo er sich bei Alexandra melden sollte.

Fünf Minuten später schob er einen Servierwagen mit den Getränken ins Nebenzimmer und meinte: „Ich darf an euch die bestellten Getränke verteilen. Das Restaurant ist bis auf den letzten Platz besetzt, und durch den Ausfall einer Servicekraft rotieren gerade alle. Im Anschluss nehme ich eure Bestellung für das Abendessen entgegen. Danach darf ich mich dann zu euch setzen. Alexandra meinte, euch würde es sicher nicht stören, wenn ich nicht in Dienstkleidung serviere oder eure Bestellungen entgegennehme.“

Da er von den meisten die Vorliebe bei den Getränken kannte, hatte er keine Schwierigkeiten seine Gläser an den Mann, beziehungsweise an die Frau, zu bringen. Nur zweimal musste er nachfragen, wer das bestellt hatte.

Obwohl es keine festgelegte Sitzordnung gab, hatte es Florian geschafft, dass er direkt neben mir saß und an seiner anderen Seite Manuel Platz genommen hatte. Als Dennis bei Manuel die Bestellung aufnahm fragte ihn dieser: „Na, wie war es, so rund zwei Stunden im Stau zu stehen?“

Dennis antwortete: „Frag mich lieber nicht. Mich hat es nicht großartig gestört. Aber Felix war das absolute Nervenbündel, weil er sich andauernd Vorwürfe machte. Er schimpfte sich einen Idioten, nur weil er es so eilig hatte vor Peter und den anderen zuhause zu sein, stünden wir jetzt in diesem verfluchten Stau.“

Als nächster war Florian an der Reihe, der seine Bestellung loswerden sollte. Ich war neugierig, was er sich bestellen würde. Als er Dennis fragte, ob er sich auch das Mittagsmenü aus dem Gesindehaus bestellen könne, antworte er ihm, dass das am Samstagabend leider nicht möglich sei. Er sagte, suche dir doch etwas aus der Speisekarte aus. Dann wandte er sich an mich und wollte wissen, was ich gern hätte.

Ich erklärte: „Als Vorspeise nehme ich die Pilzrahmsuppe mit den frischen Champignons, als Hauptgang würde ich heute den Kalbsbraten mit hausgemachten schwäbischen Spätzle und frischem Gartengemüse bevorzugen und als Dessert habe ich mich auf den Kaiserschmarrn mit Apfelmus festgelegt.“

In dem Moment erklärte Florian: „Das will ich auch probieren. Außer Kaiserschmarrn kenne ich den Rest nicht. Aber wenn Peter das bestellt, kann es nicht schlecht schmecken.“

Als Thomas an der Reihe war sagte er nur frech: „Ich nehme auch was meine beiden Vorgänger bestellt haben.“ Als ich ihn direkt in die Augen schaute, erkannte ich, dass er ursprünglich etwas anderes bestellen wollte. Er zwinkerte mir zu und meinte: „Wenn sich Florian schon auf deinen guten Geschmack verlässt, warum sollte ich mich dann euch nicht anschließen?“

Als er alle Bestellungen entgegengenommen hatte, schob er den Servierwagen zurück ins Restaurant. Als er wieder zurückkam sagte er zu mir: „Alexandra war heilfroh, dass wir nicht in den Unfall verwickelt waren und ich die gesamten Bestellungen im Nebenzimmer aufgenommen habe. Inzwischen hat sich die Situation im Restaurant wieder etwas entspannt, da die meisten Gäste inzwischen ihr Essen erhalten haben. Sie hat noch gemeint, dass es vermutlich etwas länger dauern würde, bis das Essen kommt und mich gebeten, alle weiteren Getränkebestellungen digital zu übermitteln.“

Er meinte: „Könnt ihr mir kurz zuhören. Wer bei Getränken Nachschub benötigt, sagt es bitte mir. Ich bestelle alles, was ihr zum Trinken wollt.“

Ich schaute zu Florian und meinte: „Mich würde es interessieren, wie du es geschafft hast, einen Platz zwischen Manuel und mir zu ergattern? Ich dachte eher, du würdest dich zu deinen Mitbewohnern im Dachgeschoss gesellen.“

Florian grinste mich an und erklärte furz trocken: „War alles Planung. Ich wollte heute Abend zwischen meinen beiden Pflegevätern und den zukünftigen Adoptivvätern sitzen. Was ich dabei nicht beeinflussen konnte, wer jeweils direkt neben mir sitzt. Aber so wie sich das jetzt ergeben hat, passt das schon.“

Bis unsere Vorspeisen und Suppen geliefert wurden, vergingen gut fünfundzwanzig Minuten. Kerstin, eine Kollegin von Dennis, schob den Servierwagen ins Nebenzimmer und bat Dennis ihr beim Servieren zu helfen. Da er die Bestellung aufgenommen hatte, wusste er genau, was jeder Einzelne bestellt hatte, und so war der Servierwagen in Minutenschnelle abgeräumt.

Ich beobachtete Florian aus dem Augenwinkel, da ich neugierig war, wie er mit der bestellten Pilzrahmsuppe und den Champignonstücken umgehen würde. Den ersten Löffel hatte er nur mit wenig Suppe benetzt und schob ihn vorsichtig in den Mund. Seinem Gesichtsausdruck entnahm ich sehr schnell, dass er vom Geschmack doch etwas überrascht war.

Immerhin löffelte er danach normal große Portionen der schmackhaften Suppe in seinen Mund. Als wir beide unsere Suppentasse geleert hatten, meinte er: „Peter, bis jetzt war es zumindest kein Fehler, dass ich mich deiner Bestellung angeschlossen habe. Die Suppe hat, vom Geschmack her, nichts mit einer Tütensuppe gemeinsam, die es im Kinderheim gelegentlich gegeben hat. Ich hatte vermutet, dass wir eine Tütensuppe vorgesetzt bekommen.“

Ich schaute Florian an und sagte: „Das lässt du am besten nicht Sebastian hören. Er legt viel Wert darauf, dass alle Gerichte mit frischen Zutaten zubereitet werden. Er würde dich, wegen deiner Aussage, dass er dir eine Tütensuppe vorsetzt, aus dem Lokal werfen und dir ein lebenslanges Hausverbot erteilen. Dass alles mit frischen Lebensmitteln zubereitet wird, ist mit einer der Gründe, warum er mit dem Restaurant innerhalb kürzester Zeit so erfolgreich war. Das hatte auch Auswirkungen auf die Gärtnerei Winter und unseren Hofladen, da er in seiner Speisenkarte immer darauf hingewiesen hat, woher er seine frischen Produkte bezieht.“

„Ups,“ meinte Florian, „gut, dass du mir das erklärt hast. Den Ärger mit Sebastian muss ich nicht haben. Kocht Sebastian die Gerichte für die Kinder und Jugendlichen auch nur aus frischen Produkten?“

Ich grinste und bestätigte: „Du wirst es nicht glauben, aber genau das macht Sebastian mit seiner Mannschaft. Er kocht alles, egal ob Restaurant oder Gesindehaus, immer nur aus frischen Zutaten.“

Thomas, der uns zugehört hatte, erklärte: „Wir werden sicher nicht bei Sebastian petzen, dass du ihn verdächtigt hast, er könnte Tütensuppen verwenden. Dass dir die Suppe besser geschmeckt hat, als das, was du bisher gekannt hast, sollte dir doch zeigen, dass das, was sonst bei manchen Menschen auf den Tisch kommt, nicht Sebastians hohen Ansprüchen gerecht wird. Selbst bei uns gibt es schon lange keine Fertiggerichte mehr. Soweit ich mitbekommen habe, wird im Verwalterhaus nach den gleichen Grundsätzen gekocht, sofern überhaupt gekocht wird. Da alle immer mittags in der Kantine essen, wird bei den meisten höchstens am Wochenende selbst gekocht.“

Thomas hatte seinen letzten Satz gerade beendet, als Alexandra mit Kerstin ins Nebenzimmer eintraten und den Servierwagen mit unseren Hauptgerichten hereinschoben. Erneut unterstützte Dennis die Beiden bei der Verteilung der Essen.

Dieses Mal ersparte ich es mir, Florian zu beobachten, wie er sich an den Kalbsbraten mit den hausgemachten Spätzle und dem frischen Gemüse herantastete.

Nachdem alle aufgegessen hatten und Kerstin die leeren Teller eingesammelt hatte, fragte Thomas Florian: „Bist du mit deiner Wahl, dem Kalbsbraten, zufrieden oder hattest du dir darunter etwas völlig anderes vorgestellt?“

Florian lachte und antwortete: „Da ich in meinem bisherigen Leben noch nie Kalbsbraten gegessen habe, hatte ich keine Vorstellung was mich erwarten könnte. Gut, Spätzle kannte ich bereits. Aber selbst dabei wurde ich, von dem was Sebastian auf den Teller gebracht hat, überrascht. Das Fleisch war so butterzart gekocht, dass es einem schon fast auf der Zunge zerging. Das Gemüse hingegen war nicht so weichgekocht, wie ich es aus dem Kinderheim kenne.“

Plötzlich tauchte Sebastian im Nebenzimmer auf und sagte: „Ich hoffe es hat euch allen geschmeckt, auch wenn es heute ausnahmsweise etwas länger gedauert hat, bis ihr euer Essen erhalten habt. Wir hatten auf Grund der wenigen Vorbestellungen für heute Abend nicht mit diesem Andrang gerechnet und wurden regelrecht überrollt.

Alexandra wollte schon einige Gäste abwimmeln, als wir uns darauf einigten, den Leuten das Angebot zu unterbreiten, dass wir ihnen, nach einer kurzen Wartezeit, einen Tisch im großen Saal anbieten könnten. Wir wollten zumindest keine sonstigen Gäste bei euch im Nebenzimmer unterbringen. Erschwerend kam hinzu, dass bei den Servicekräften ein Mitarbeiter durch kurzfristige Erkrankung ausgefallen ist und Dennis nicht einspringen konnte, da er mit Felix im Stau auf der Autobahn gestanden ist.“

Als Sebastian geendet hatte fragte Florian vorsichtig: „Sebastian, hast du kurz Zeit für mich, ich glaube, ich sollte dir etwas beichten.“

Sebastian kam näher und setzte sich auf Manuels Sitz, da dieser kurz vorher aufgestanden war und den Raum verlassen hatte. Er sagte zu Florian: „Was willst du mir erzählen. hat dir mein Essen nicht geschmeckt?“

Florian schaute ihn grinsend an und meinte: „Ich kann nicht behaupten, dass es mir nicht geschmeckt hat. Ich bin der Meinung, dass die Pilzrahmsuppe mit den Champignonstücken und der Kalbsbraten hervorragend geschmeckt haben. Ich habe mich bei Peter wohl nicht richtig ausgedrückt, so dass Peter dachte ich würde dir unterstellen, dass du Tütensuppe verwendest und sie mit Champignonstückchen verfeinerst. Er hat mir erklärt, dass bei dir alle Gerichte nur mit frischen Zutaten, maximal, mit getrockneten Kräutern und Gewürzen, hergestellt werden und du Gästen, die Gegenteiliges behaupten, lebenslanges Hausverbot erteilen würdest. Stimmt das wirklich, oder hat Peter nur einfach übertrieben mit dieser Aussage?“

Sebastian lachte und erklärte: „Peters Aussage, dass ich schon einigen Gästen Hausverbot erteilt habe stimmt. Wenn jemand behauptet, das Gemüse, das ich verwendet habe, käme aus der Konserve, dann bin ich schon manchmal so frei und schleppe den Gast in die Küche und in meine Lagerräume, wo er sich auf die Suche nach den Konservendosen machen darf. Wenn er nicht fündig wird, erkläre ich ihm, dass ich nicht auf solche Gäste wie ihn angewiesen wäre und erteile das Hausverbot. Glücklicherweise sind das aber nur wenige Ausnahmefälle, die frisch zubereitetes Essen nicht von Konserven unterscheiden können. Ist damit dein Problem gelöst?“

Florian antwortete nicht, sondern nickte nur, um Sebastian zu zeigen, dass er alles verstanden hatte. Da Manuel wieder zurückkam, stand Sebastian auf und meinte: „Ich werde jetzt schauen, dass ihr bald euer Dessert bekommt“, und ging aus dem Nebenzimmer.

Dennis fragte alle, ob einer noch etwas zum Trinken bestellen möchte und Thomas und ich orderten je einen Cappuccino. Florian fragte, ob er sich auch einen Cappuccino bestellen dürfe. Ich meinte dazu, dass er das selbst entscheiden kann. Wenn Dennis keinen für dich ordern darf, wird er dir das schon mitteilen. Dennis, der unser Gespräch mitbekommen hatte, sagte zu ihm: „Kein Problem, Cappuccino enthält keinen Tropfen Alkohol, soll ich einen für dich mitbestellen?“, was Florian wiederum mit heftigem Nicken beantwortete.

Bevor sich die gesellige Runde kurz nach zweiundzwanzig Uhr auflöste, fragte ich Manuel, ob wir am Sonntagnachmittag wieder einmal einen Spielenachmittag mit allen Bewohnern des Verwalterhauses einlegen wollen. Ich würde sagen, ihr kommt zum Kaffee, und abends gibt es entweder belegte Brote oder so etwas ähnliches zum Abendbrot.

Manuel erklärte: „Peter, tut mir leid, das geht morgen nicht. Wir haben beschlossen, den Sonntag zu nutzen, um uns gegenseitig besser kennenzulernen und dabei auch die Aufgabenteilung neu zu organisieren. Wenn du und Thomas Lust haben, kommt doch ihr zu uns zum Kaffee. Für manches Thema können wir sicher euren Rat gebrauchen.“

Ich erwiderte ihm: „Ich werde mit Thomas darüber sprechen, versprechen kann ich noch nichts. Was, wenn David und Tobias mitkommen wollen, sofern sie nicht was anderes vorhaben?“

Dazu meinte Manuel: „Sie können gern mitkommen, wenn sie wollen. Uns stören die Zwei sicher nicht. Vielleicht können sie uns ja bei der Neuorganisation unterstützen.“

Ich grinste und erklärte: „Ich ruf dich morgen früh an und sage dir, ob wir kommen und wie viele von uns euch überfallen.“

Wir verabschiedeten uns und gingen nach oben in die Wohnung, wo ich Thomas und unsere beiden Jungs von meiner Absprache mit Manuel informierte. Thomas meinte: „Meinetwegen, ist wenigsten eine Abwechselung zu unserem sonst üblichen Sonntagsprogramm. Ich komme auf alle Fälle mit.“

David überlegte, bevor er erklärte: „Geplant habe ich nichts für morgen, ich denke, ich werde auch mitkommen ins Verwalterhaus. Thomas sieht das völlig richtig, ist wenigstens eine Abwechselung zu den üblichen Sonntagen.“

Tobias war damit derjenige, der sich noch dazu äußern musste und eine Entscheidung treffen sollte. Er meinte: „Da David schon zugesagt, gibt es für mich im Grunde genommen nur eine Möglichkeit, wenn ich morgen Nachmittag nicht allein hier in der Wohnung hocken will. Klar komme ich mit, allein die Neugier verbietet mir, dass ich allein hierbleibe.“

Die Entscheidung war damit gefallen, so dass ich beschloss, Manuel sofort anzurufen und ihm mitzuteilen, dass wir morgen als Familie bei ihnen aufschlagen würden. Er meinte, dass war aber eine sehr schnelle Entscheidung.

Am Montagmorgen merkte man sofort, dass die Weihnachtsferien wieder zu Ende waren. Der Wecker holt Thomas und mich wieder um sechs Uhr morgens aus dem Bett. Nachdem ich heute mit den drei Neuen zur Schule fahren durfte, ging ich ins Bad, nachdem ich den Kaffee aufgesetzt hatte.

Wenn ihr ich euch wundert, warum ich nichts vom Sonntag erzähle. Keine Panik, ihr habt nichts versäumt. Wir waren zum Kaffee im Verwalterhaus, aber das war’s dann auch schon. Das Einzige, was noch kurz erwähnenswert wäre, wir haben mit unseren beiden Jungs einen Kuschelabend mit einem romantischen Film verbracht.

Thomas deckte den Tisch und um sechsuhrdreißig saßen wir beim Frühstück, während Dave und Tobi das Bad stürmten. Fünfzehn Minuten später waren auch die beiden Jungs am Frühstückstisch und sie fragten frech, ob ich sie auch in die Schule mitnehmen würde.

Ich erklärte: „Tut mir leid, ich bin kein Busfahrer. Wenn ihr mitfahren wollt, dann wollen die vier jüngeren auch bei mir mitfahren. Aber wir haben kein Fahrzeug, in dem neun Beifahrer mitfahren könnten. Ihr fahrt, wie immer, mit den anderen mit dem Schulbus. Denkt bitte daran, dass ihr heute Mittag Pit, Florian und Pete einsammelt und im Schulbus mit zum Gutshof mitnehmt. Ich werde es den Jungs auf der Fahrt zur Schule noch einmal verklickern, dass sie mit euch und dem Schulbus am Mittag zurückfahren. Dann warte ich heute Mittag im Büro auf euch und anschließend gehen wir gemeinsam in die Kantine. Bis dahin besorge ich auch die Chipkarten für die Jungs, damit sie ihr Essen in der Kantine bezahlen können.

David schaut mich an und meinte: „Peter, okay, ich habe es kapiert, dass wir mit dem Schulbus fahren müssen. Du fährst mit den Jungs in die Schule, um dort die notwendigen Ummeldungen zu erledigen, also eine einmalige Angelegenheit.“

Thomas verabschiedete sich um sieben Uhr, um ins Büro in der Stadt zu fahren. Kurz danach machten sich David und Tobias fertig, um ihren Schulbus zu erreichen. Als Kevin und Raphael klingelten verschwanden die beiden Jungs mit ihnen im Treppenhaus. Felix trat ins Esszimmer und setzte sich zu mir an den Frühstückstisch. Ich erinnerte ihn daran, dass ich mit den drei Jungs gleich in die Schule fahre und später ins Büro komme.

Es klingelte an der Wohnungstür und als ich öffnete, stand Pit vor mir mit seiner Schultasche. Ich meinte: „Ich ziehe mir nur kurz festes Schuhwerk und die Winterjacke an, dann können wir los.“ Ich ging noch einmal kurz ins Esszimmer, wo ich mir die vorbereiteten Unterlagen für die Schule schnappt und verabschiedete mich von Felix. Gemeinsam mit Pit ging es nach unten.

Auf dem Weg zu den Garagen stießen Pete und Florian zu uns. Ich kutschierte das Fahrzeug aus der Garage und ließ die Jungs einsteigen. Auf dem Weg zur Schule erinnerte ich die Jungs daran, dass sie mittags mit dem Schulbus zum Gutshof zurückkommen sollten.

Vor dem Sekretariat stoppten die Jungs und ich klopfte an. Auf ein freundliches „Herein“ öffnete ich die Tür und trat mit den drei Jungs ein. Frau Maier zuckte kurz, als sie mich erkannte. Sie sagte: „Herr Maurer, sie und die Jungs müssen noch einen kleinen Moment warten, ich hole Frau Gerber aus dem Lehrerzimmer.“

Sie stand auf und verließ das Sekretariat, wobei sie die Tür zum Flur offenließ. Kurze Zeit später hörten wir schon Stimmen auf dem Flur und Frau Maier und Frau Gerber betraten den Raum in Begleitung eines weiteren Herrn.

Frau Gerber sagte: „Guten Morgen, Herr Maurer, darf ich ihnen zuerst meinen Stellvertreter, Herrn Bohn, vorstellen. Wir wurden am Donnerstag bereits informiert, dass wir ab Montag einen neuen Schüler aus München bekommen, der wegen eines Adoptionsverfahrens nach Rosenheim abgegeben wurde.“

Sie schaute zu Florian und meinte: „Dann bist du vermutlich Florian Hübner, unser neuer Schüler aus München. Ich vermute jetzt einmal, dass sie und ihr Ehepartner die neuen Adoptiveltern von Florian werden.“

Ich schaute sie und sagte: „Ganz so einfach ist das leider nicht. Thomas und ich wurden nur als seine vorläufigen Pflegeeltern bestimmt, bis das laufende Adoptionsverfahren abgeschlossen ist, da man es für dringend erforderlich hielt Florian schnellstmöglich in die neue Schule zu integrieren, um ihm die Umstellung zu erleichtern. Auch im Hinblick darauf, dass er im nächsten Jahr seinen Realschulabschluss erreichen will.“

Frau Gerber schaute mich an und fragte: „Wissen sie schon, wer seine zukünftigen Adoptiveltern sein werden?“

Ich schaute Florian an, der ihr erklärte: „Natürlich wissen wir, wer meine Adoptivväter sein werden. Es sind Manuel und Daniel Winter, die ebenfalls auf dem Gutshof, aber im Verwalterhaus, leben.“

Ich übergab Frau Gerber die mir vorliegenden Unterlagen, die Thomas und mich als seine vorläufigen Pflegeväter auswiesen und alle sonstigen Unterlagen, die ich für seine Anmeldung an der neuen Schule erhalten hatte. Frau Gerber warf kurz einen prüfenden Blick auf die Unterlagen und überreichte sie der Sekretärin zur weiteren Bearbeitung.

Zu ihrem Stellvertreter sagte sie: „Raimund, da du der zukünftige Klassenleiter von Florian bist, übernimm du doch bitte die Vorstellung von Florian in seiner neuen Klasse. Da Herr Maurer scheinbar noch eine weitere Überraschungen auf Lager hat, muss ich mich erst um diese kümmern. Gibst du bitte Gernot Bescheid, dass er in meiner Klasse für die erste Stunde die Vertretung übernehmen soll.“

Herr Bohn schnappte sich Florian, und nachdem sich beide verabschiedet und das Sekretariat verlassen hatten, meinte Frau Gerber: „Ich denke wir sollten in mein Büro gehen, vor allem, weil ich davon ausgehe, dass das, was mich jetzt noch erwartet etwas länger dauern wird.“

Wir gingen ins Direktorat und sie bat uns, uns bereits in der Besprechungsecke breit zu machen, sie besorgt nur etwas zum Trinken für uns. Sie fragte noch ob Kaffee okay sei, was von uns bestätigt wurde. Sie ging zurück ins Sekretariat und bat Frau Maier, uns Kaffee ins Direktorat zu bringen.

Sie setzte sich zu uns und sagte: „Herr Maurer, ich habe keine Ahnung, warum unsere beiden Schüler Peter Burgmeister und Peter Brunnmeier in ihrer Begleitung in der Schule auftauchen. Können sie mir bitte erklären, was das soll?“

Ich schaute sie an und meinte, sicher könne ich ihr das erklären, aber ich denke es macht mehr Sinn, wenn ihnen die beiden Jungs das selbst erklären. Ich schaute die Zwei an und fragte: „Wer von euch will anfangen?“

Peter Burgmeister drängelte sich vor und erklärte: „Frau Gerber, das ist eine lange und komplizierte Geschichte. Soviel vorweg, Peter und Thomas sind vom Jugendamt zu meinen vorläufigen Pflegeeltern bestimmt worden, nach dem Vorfall, der dazu geführt hat, dass ich aus Sicherheitsgründen nicht mehr bei meinen Eltern leben kann.“

Ich nutzte die Gelegenheit und übergab Frau Gerber die Unterlagen, in denen festgelegt war, dass Thomas und ich seine vorläufigen Pflegeeltern sind.

Sie schaute kurz in die Unterlagen, nickte und meinte: „Willst du mir erklären, wie es dazu gekommen ist und muss die Schule zusätzliche Maßnahmen zu deiner Sicherheit ergreifen?“

Pete grinste und antwortete ihr: „Das Einzige, was zu beachten wäre, dass für meine Mutter eine gerichtliche Anordnung vorliegt, dass zwischen ihr und mir immer ein Sicherheitsabstand von mindestens fünfhundert Metern einzuhalten ist. Wie ihnen sicher bekannt ist, hat die Gutshofgruppe zwischen Weihnachten und Neujahr einen Einstellungsevent veranstaltet. Da ich mich um einen Ausbildungsplatz bemüht hatte, nahm ich am Event teil. Bis zum zweiten Januar war alles in Ordnung. An diesem Tag sollte mich meine Mutter vom Gutshof abholen. Als ich ihr berichtete, dass ich zukünftig keine Ausbildung als Bürokaumann machen würde, sondern eine Ausbildung als Forstwirt antreten werde, stimmte sie noch widerwillig zu.

Ich hatte Peter gebeten meiner Mutter anzubieten, dass ich während meiner Ausbildung in den neuen Jugendwohnungen am Gutshof untergebracht werden könnte. Als ihr Peter das erklärt hatte, wollte sie von mir wissen, warum ich dort leben möchte. Ich erklärte ihr, dass sie wahrscheinlich froh sein wird mich loszuwerden, da ich schwul bin.

In dem Moment flippte sie komplett aus, brüllte und beschimpfte mich und erklärte lautstark, dass alle Schwulen vergast werden sollten. David rief geistesgegenwärtig bei Frau Wegmann vom Jugendamt an und schilderte ihr den Vorgang. Innerhalb kürzester Zeit tauchten die ersten beiden Polizisten im Jugendhotel auf und versuchten meine Mutter zu beruhigen. Ich nutzte die Gelegenheit und telefonierte mit meinem Vater, der weitere Polizeieinheiten in Bewegung setzte und sich sofort auf den Weg zum Gutshof machte. Zwischenzeitlich war auch Frau Wegmann eingetroffen, während meine Mutter sich mit den beiden Polizisten einen lautstarken Wortwechsel lieferte.

Meine Mutter wurde vorläufig festgenommen und von den zusätzlich eingetroffenen Polizeibeamten abgeführt. Da keiner wusste, wie lange meine Mutter von der Polizei festgehalten werden kann, bot Frau Wegmann meinem Vater an, dass ich zu meiner Sicherheit vorübergehend in einem Kinderheim untergebracht werde. Die beiden einigten sich am Ende darauf, dass ich vorläufig bei Peter und Thomas als Pflegekind unterkommen kann.

Sie werden sicher in der Zeitung von der großzügigen Sachspende meiner Eltern an einen Rosenheimer Verein gelesen haben. Das war nur eine vorgetäuschte Ausrede, damit bei meinem kurzfristigen Auszug aus meinem Elternhaus nicht die volle Wahrheit in der Öffentlichkeit breitgetreten wird.

Vorausgegangen war der Anruf eines Nachbarn, der einen vermeintlichen Einbruchsdiebstahl bei der Polizei gemeldet hatte. Beinahe hätte das zur Verhaftung von mir und meinen Helfern geführt. Erst ein Telefonat zwischen dem leitenden Beamten und meinem Vater konnte das noch verhindern.

Zwischenzeitlich habe ich mich auch von meinem Vater getrennt, da er keine Konsequenzen aus dem Verhalten meiner Mutter ziehen will, wegen seiner Stellung in der Öffentlichkeit. Das ist die Geschichte in Kurzform, warum ich jetzt auf dem Gutshof lebe.“

Sie schaute Peter Burgmeister immer noch entgeistert an und, als sie sich wieder etwas gefangen hatte, meinte sie: „Ich verstehe, warum du nicht mehr bei deinen Eltern leben kannst. Deine Mutter könnte weiterhin versuchen dich umzubringen. Ich kann nur für sie hoffen, dass sie das Schulgebäude nie wieder betreten wird.“

Ich schaute sie an und erklärte: „Für sie zur Information, Peter, oder Pete, wie er bei uns gerufen wird, wohnt wie Florian im Verwalterhaus und teilt sich dort ein großes Dachzimmer mit einem unserer Auszubildenden. Sollte seine Mutter am Gutshof auftauchen, verbleibt uns genügend Zeit, um die Polizei zu informieren. Der Schulweg stellt kein Problem dar, da acht Mitbewohner des Gutshofes gemeinsam unterwegs sind.“

Sie schaute ihn an und fragte: „Willst du schon in deine Klasse vorausgehen oder erledigen wir das zusammen mit Peter Brunnmeier, wenn ich weiß, warum er am Gutshof lebt.“

Pete war der Meinung, dass es besser sei, wenn sie beide gleichzeitig verspätet in der Klasse ankommen und in einem Aufwasch die Veränderungen erklärt werden.

Damit war Peter Brunnmeier an der Reihe seine Geschichte zu erzählen. Er erklärte: „Ich bin keineswegs schwul wie Pete. Und trotzdem gibt es einen triftigen Grund, warum ich jetzt ebenfalls auf dem Gutshof lebe. Aber der Reihe nach. Ich war ebenfalls einer der Teilnehmer beim Einstellungsevent am Gutshof. Beim Vorstellungsgespräch habe ich, nach Absprache mit meinem Bruder Mario versucht, eine Einstellung als Auszubildender zum Gärtner mit allen Mitteln zu verhindern.

Peter, dem mein Verhalten komisch vorkam, erklärte mir, dass ich seiner Meinung absichtlich das Vorstellungsgespräch vergeigt habe und wollte von mir wissen warum. Als ich ihm erklärte, dass ich von meinem Vater gezwungen wurde mich bei der Gärtnerei Winter als Auszubildender zu bewerben, weil er meinem Bruder die Leitung der Gärtnerei nicht mehr zutraut, nachdem er vor knapp zwei Jahren den schweren Verkehrsunfall hatte. Ich habe ihm erklärt, dass wir gemeinsam die Gärtnerei später führen wollen. Mario übernimmt den gärtnerischen Teil und ich den kaufmännischen Bereich.

Peter lud Mario zu einem Gespräch ein und zusammen beschlossen wir, unserem Vater diesen Vorschlag zu unterbreiten. Beim Gespräch am ersten Januar, bestand mein Vater darauf, dass er seinen Willen durchsetzen will. Selbst ein Angebot durch Peter, die Gärtnerei zu übernehmen um unsere Pläne umzusetzen, lehnte er kategorisch ab. Zuhause stritten sich unsere Eltern stundenlang lautstark, was am späten Abend sogar einen Polizeieinsatz wegen Ruhestörung auslöste.

Glücklicherweise haben wir das nicht mehr mitbekommen, da mein Bruder und ich kurz vorher das Haus verlassen hatten. Mario hatte bei Peter angerufen und angefragt, ob er uns für ein paar Tage Asyl gewähren würde, bis sich unsere Eltern wieder beruhigt hätten. Als wir bei Peter eintrafen erklärte er, dass er uns zwar Asyl gewähren würde, er aber zu seiner und Marios Sicherheit das Jugendamt einschalten wird.

Noch am gleichen Abend trafen wir mit Frau Wegmann zusammen, die Mario und mir noch einmal erklärte, wie wichtig es sei, dass sie eingeschaltet wurde. Sie erklärte dabei, dass Mario in große Schwierigkeiten geraten könne, wenn meine Eltern behaupten würden, er hätte mich entführt. Auch für Peter könne das problematisch werden, weil er Beihilfe zu meiner Entführung geleistet hätte.

Ich stimmte also zu, dass ich vom Jugendamt in Obhut genommen werde, bis die Sache mit meinen Eltern geklärt ist. Barbara meinte noch, da mein Bruder bereits volljährig ist, könnte er vom Jugendamt als mein Sorgeberechtigter bestimmt werden. Das war alles am ersten Januar. An dem Abend fragte Mario Peter, ob er auch eine andere Gärtnerei kaufen würde, damit wir gemeinsam unseren Traum verwirklichen können.

Er erzählte Peter, dass die Gärtnerei Grubmüller seit längerem zum Verkauf stehe, weil der Besitzer bisher keinen Nachfolger gefunden hat. Er beauftragte Mario, den Kontakt herzustellen und bereits am dritten Januar fanden die Besichtigung und die Kaufverhandlungen statt. Am Ende waren sie sich einig, und der Kauf wurde mit Handschlag besiegelt. Seit dem vierten Januar laufen die Vorbereitungen für die Wiederinbetriebnahme der Gärtnerei Grubmüller.

Meine Mutter wollte noch versuchen, mit unserem Vater zu vermitteln. Doch als ihr Mario erklärte, dass für ihn der Zug mit dem Kauf der Gärtnerei dafür endgültig abgefahren sei, trennte sie sich von meinem Vater und ist vorübergehend bei ihren Eltern untergekommen. Weil Mario ihr eine zweite Chance geben will, erklärte er mir, dass er sich deswegen mit ihr treffen will.

Ich meinte dazu, dass mein Vertrauensverhältnis zu meiner Mutter nachhaltig geschädigt sei, weil ich ihr zutraue mit meinem Vater gemeinsame Sache zu machen, um mich doch noch dazu zu zwingen seinen Willen zu akzeptieren. Wir haben Frau Wegmann mitgeteilt, dass Mario deswegen auf die Sorgeberechtigung verzichten wird und gebeten, diese Rolle Peter und Thomas zu übertragen, dem vom Jugendamt zugestimmt wurde.

Mario wird diese Woche in die Betriebsleiterwohnung der Gärtnerei Grubmüller umziehen, während ich bis zu meiner Volljährigkeit am Gutshof in der Obhut von Peter und Thomas bleiben werde. Untergebracht bin ich im Gutshaus, im Gästezimmer seines Sohnes Philipp in der zweiten Etage.“

Als er geendet hatte schaute Frau Gerber ihn lange an, bevor sie meinte: „Ich fasse es nicht, so etwas in der heutigen Zeit.“

Ich übergab ihr die Unterlagen von Peter Brunnmeier und sie sagte: „Wir werden in unseren Unterlagen vermerken, dass die Herren Peter und Thomas Maurer als Sorgeberechtigte für die beiden Jungs eingetragen sind und wir uns zukünftig an sie zu wenden haben, wenn es Probleme geben sollte.“

Sie schaute mich an und sagte: „Herr Maurer, sehe ich das richtig, dass sie innerhalb weniger Tage dreimal als Pflegeeltern bestimmt wurden. Könnte es sein, dass wir zukünftig damit rechnen können, dass weitere Pflegekinder hinzukommen?“

Ich lachte und erklärte ihr: „Ich hoffe nicht, aber theoretisch wäre es sicher möglich. Bei den beiden Jungs ist das nur zustande gekommen, weil ich von Anfang an in die Vorgänge involviert war. Sonst hätte das Jugendamt sicher auf andere Pflegeeltern zurückgegriffen. Bei Florian war es eher ein Trick vom Jugendamt, um ihn so schnell wie möglich nach Rosenheim umzusiedeln.“

Frau Gerber grinste und sagte: „Vermutlich war es nicht das erste Mal, dass sie mit ihrem beherzten Eingreifen Jugendliche vor größerem Schaden oder einer Dummheit bewahrt haben. Vor allem, wenn ich dabei ihr Vorgehen mit der Einbindung des Jugendamtes, betrachte.“

Ich wollte ihr schon antworten, als Pit erklärte: „Da können sie sich sicher sein Frau Gerber. Nach dem was ich in den letzten Tagen erfahren habe, sind es mehr als ein Dutzend Fälle, wo Peter bereits geholfen hat. In den letzten Tagen gab es noch einen weiteren Jungen, dem von Peter geholfen wurde. Es war ein Teilnehmer aus Österreich, der auch am Bewerbungsevent teilgenommen hat. er sollte am zweiten Januar von seinen Eltern abgeholt werden. Sie riefen vormittags verzweifelt an und erklärten, dass sie ihren Sohn nicht abholen könnten, weil ein betrunkener Autofahrer am frühen Morgen ihr parkendes Auto in Schrott verwandelt hatte. Er meinte, Robert kann so lange bleiben, bis seine Eltern wieder mobil sind und ihren Sohn abholen können. Sein Vater hat ihn dann am sechsten Januar abgeholt.

Wenn ich das richtig verstanden habe, gab er außerdem drei Kids aus einem Münchner Kinderheim die Chance, am Bewerbungsevent kurzfristig teilzunehmen. Die Kids haben ihre Weihnachtsferien im Jugendhotel verbracht und hatten sich spontan entschieden, sich um einen Ausbildungsplatz im Gutshof zu bemühen.“

Als Pit geendet hatte fing ich zu lachen an und erklärte Frau Gerber: „Bei meinen Mitarbeitern habe ich mir mit meinem Engagement für die Jugendlichen bereits verschiedene Spitznamen eingehandelt, so unter anderem den Titel Samariter der Jugendlichen. Ich selbst sehe das etwas anders. Wenn jemand meine Hilfe braucht und sie auch annimmt, dann versuche ich demjenigen so gut wie möglich zu helfen.“

Nachdem die erste Schulstunde fast vorbei war, meinte sie: „Ich denke, ich sollte sie nicht länger aufhalten Herr Maurer, außerdem würde ich gerne die Gelegenheit nutzen und die beiden Jungs zu Beginn der zweiten Stunde in ihrer Klasse abzuliefern.“

Ich verabschiedete mich von den Beiden und machte mich auf den Weg zurück zum Gutshof. Mein erster Weg führte mich zu meiner Assistentin Petra, die erklärte: „Felix hat mich informiert, dass du in der Schule bist, um drei neue Mitbewohner anzumelden. Dass du eine weitere Gärtnerei gekauft hast, ist auch schon bei mir angekommen. Hast du einen Tag die Weihnachtsruhe genießen können oder hast du volle Pulle durchgearbeitet.

Ich grinste und meinte: „Ich fürchte, letzteres trifft es am Besten. Leider wird sich das auch noch die ganze Woche hinziehen, bis es wieder etwas ruhiger wird. Morgen ist am Vormittag der Notartermin und anschließend noch ein Termin bei der Hausbank der Gärtnerei. Für Mittwoch hat Mario, der Betriebsleiter der Gärtnerei, eine weitere Besprechung angesetzt.“

Petra meinte: „Habe ich mir fast gedacht. Bei mir stapeln sich die Terminanfragen, vor allem wegen der neu erworbenen Gärtnerei. Der Erste war Klaus Brunner von der Buchhaltung, der dich deswegen dringend sprechen will. Dann war Philipp hier und hat mir die Chipkarten für die drei Jungs vorbeigebracht. Alejandro will gegen elf Uhr vorbeischauen, wegen der Schlüssel für die Jungs. Dein Ausbildungsbeauftragter Florian will wissen, ob es bei der Gärtnerei Auszubildende gibt, die er zu betreuen hat und er wollte dich auf den neuesten Stand der vorliegenden Ausbildungsverträge bringen.

Die Personalabteilung wollte wissen, was sie mit den Personalunterlagen der Gärtnereimitarbeiter anfangen soll, die ihr von Thomas übergeben wurden. Ich habe ihr erklärt, dass sie die Mitarbeiter in der neuen Gärtnerei anlegen sollen, die bereits eingerichtet wurde. Ich habe schon festgestellt, dass die Jungs der IT bereits gut vorgearbeitet haben, dass alle Kollegen sofort loslegen können.“

Ich meinte: „Petra, schick mir als erstes Klaus. Zu Florian gehe ich nachher direkt. Alle anderen bitte erst am Nachmittag. Ich muss mich auch noch durch die Mails der letzten gut zwei Wochen durcharbeiten. Es wird zwar nicht so viel sein wie sonst üblich, da ja bekannt war, dass wir bis sechsten Januar Betriebsurlaub haben.“

Ich ging in mein Büro und startete mein Notebook. Ich hatte kaum angefangen meine Mails zu lesen, als es an meiner Bürotür klopfte. Ich rief herein, aber statt dem erwarteten Klaus, betrat Bernhard mein Büro. Ich schaute ihn an und meinte: „Hast du nur eine kurze schnelle Frage, oder ist dein Anliegen umfangreicher. Klaus wird jeden Moment hier auftauchen.“

Bernhard lachte und erklärte: „Ich wollte dich nur in Sachen Dokumente bei der neuen Gärtnerei auf dem Laufenden halten. Der neue Scanner und Drucker für die Gärtnerei ist geordert und wird am Donnerstag angeliefert. Wir haben inzwischen die verbindliche Zusage, dass der Breitbandanschluss in der Gärtnerei wieder freigeschaltet wird. Wir werden am Donnerstag die gesamte Technik in der Gärtnerei aufbauen, so dass spätestens am kommenden Montag voll gearbeitet werden kann.

Mit Mario habe ich vereinbart, dass wir uns am Freitag die vorhandenen papierenen Dokumente anschauen und einen Plan für die Digitalisierung machen. Vermutlich werde ich am Montag in der Gärtnerei sein und die Mitarbeiter einlernen. Ich habe mir schon überlegt, ob ich Richy die Dokumente aufschwatzen kann. Dazu wollte ich aber vorher deine Zustimmung einholen.“

Ich erklärte: „Sprich darüber mit Manuel. Wenn er Richy zeitweise entbehren kann, habe ich nichts dagegen. Wichtig ist, dass Mario in der Lage ist, diese Arbeiten durchzuführen und seine Mitarbeiter im Büro notfalls einarbeiten kann. Wir werden am Mittwoch in der Besprechung diskutieren, inwieweit er kaufmännische Unterstützung brauchen kann. Pit, sein kleiner Bruder, steht nur während der Ferien zur Verfügung und auch nur dann, wenn seine Mutter nicht in der Gärtnerei mitarbeitet, was noch nicht entschieden ist.“

Bernhard sagte: Alles verstanden, dann werde ich mich mit Manuel kurzschließen wegen Richy.“ Als er das sagte, klopfte es erneut und bevor ich herein sagen konnte, stand Bernhard an der Tür, öffnete sie und meinte: „Klaus, komm rein, ich bin fertig. Servus Peter, ich schaue später noch einmal herein, wenn ich mit Manuel alles geklärt habe.“

Klaus trat ein und Bernhard schloss die Tür von draußen. Er setzte sich zu mir an den Schreibtisch und schaute mich an. Ich wartete, bis er endlich zu sprechen anfing. „Peter, hättest du mich nicht vor oder wenigstens in der Weihnachtspause vorwarnen können, dass du für die Stiftung wieder einmal auf Einkaufstour gehst? Ich vermutete zwar, dass demnächst neue Immobilien gekauft werden, aber dass du eine komplette Gärtnerei kaufen und dort auch noch bauen willst, kommt doch etwas überraschend für mich.“

Ich schaute ihn an und erklärte: „Wenn ich ehrlich zu dir sein soll, vor Weihnachten hatte ich auch nicht die Absicht eine weitere Gärtnerei zu erwerben. Wie du sicher bei unseren Besprechungen mitbekommen hast, hat Manuel angesprochen, dass er mit der Gärtnerei Winter an seine Kapazitätsgrenzen kommt und wir uns überlegen sollen, wo und wie er seine Produktion ausweiten kann.“

Klaus lachte: „Sicher habe ich das mitbekommen. Aber ich bin davon ausgegangen, dass dafür die bisher verpachteten Flächen verwendet werden, bei denen heuer und im nächsten Jahr die Pachtverträge auslaufen.“

Ich antwortete: „So war das anfänglich auch gedacht. Durch Ereignisse während der Ferien hat sich die Notwendigkeit ergeben umzudenken. Bei unserem Bewerbungsevent hatten wir Bewerber, die ihre Ausbildung im Gemüseanbau machen wollten. Bei einem der Bewerber ist mir während des Bewerbungsgesprächs aufgefallen, dass er verzweifelt versuchte, sich so schlecht darzustellen, dass wir ihn als Bewerber ablehnen.

Du kennst mich lange genug, dass ich der Sache auf den Grund gehen musste. Bei einem weiteren Gespräch offenbarte er, warum er so gehandelt hat. Er wurde von seinem Vater dazu gezwungen diese Ausbildung zu absolvieren, damit er später die heimische Gärtnerei übernehmen kann. Dabei erzählte er mir, dass sein älterer Bruder bereits eine Ausbildung zum Gemüsegärtner abgeschlossen hat und sogar den Meisterbrief in der Tasche hat.

Sein Vater will an seinen älteren Bruder die Gärtnerei nicht mehr übergeben, da er durch einen schweren Verkehrsunfall körperlich etwas gehandicapt ist. Langer Rede, kurzer Sinn: Wir haben uns mit Manuel zusammengesetzt und haben einen Plan ausgeheckt. Pit sollte sich als Bürokaufmann ausbilden lassen und mit seinem Bruder gemeinsam die Gärtnerei führen. Teil des Planes war es auch, auf diesen Anbauflächen gemeinsam das benötigte Gemüse zu produzieren.

Diesen Vorschlag haben wir seinen Eltern vorgetragen und gehofft, dass der Plan ihre Zustimmung findet. Ich habe sogar angeboten, die Gärtnerei zu übernehmen und mit seinen Jungs die Pläne zu verwirklichen. Sein Vater war stur und hat sich geweigert, auch nur darüber nachzudenken. Zuhause haben sich die Eltern der beiden Jungs stundenlang lautstark gestritten, bis die beiden ihre Konsequenzen daraus gezogen haben. Mario rief bei mir an und fragte, ob ich ihm und seinem kleinen Bruder Asyl gewähren könne, bis seine Eltern wieder zur Vernunft gekommen sind.

Meine einzige Bedingung dabei war, dass ich nur in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt diese Aktion durchziehen werde. Seit Samstag ist Pit jetzt unser Pflegekind, weil den Eltern das Sorgerecht entzogen wurde.

Mario fragte mich am Montag vergangener Woche, ob ich auch in eine am Jahresende stillgelegte Gärtnerei investieren würde und ich erklärte: Warum nicht, wenn die Konditionen okay sind. Am Montagabend fand wegen Pit das erste Gespräch mit Barbara vom Jugendamt statt, wobei Barbara von ihrem Mann und ihren Kindern begleitet wurde. Dieter, der den ganzen Hintergrund mitbekommen hatte, fragte, ob wir die Gärtnerei Grubmüller übernehmen würden, da fünf seiner Sorgenkinder wegen der Schließung der Gärtnerei dort ihren Job verloren haben und er sich freuen würde, wenn wir sie wieder einstellen würden.

Dazu musst du wissen, dass Dieter Heimleiter einer Einrichtung für leicht körperlich und geistig behinderte Menschen ist. In diesem Moment stand für mich bereits fest, dass ich die Gärtnerei kaufen würde, da die Beschäftigung von benachteiligten jugendlichen Mitarbeitern eine Aufgabe der Stiftung darstellt.

Am Mittwoch besichtigten wir in großer Delegation die Gärtnerei und einigten uns auf die Übernahme, da der finanzielle Rahmen passte. Seit Donnerstag laufen die Vorbereitungen, die Gärtnerei schnellstens wieder in Betrieb zu nehmen, wobei Sepp, der Gründer der Gärtnerei Grubmüller, angekündigt hat, dass er die nächsten Monate den Neustart unterstützen wird. Kommende Woche wird mit dem Anbau von Feldsalat in den Gewächshäusern begonnen. Manuel und Mario stecken mitten in der Planung, wer was und in welchen Mengen anbaut. Der Restart der Gärtnerei ist damit bereits voll im Gange.

Morgen Vormittag ist der Notartermin angesetzt und anschließend gehen Sepp und ich zu seiner Bank, um alles umzustellen. Vermutlich wirst du am Mittwoch an der Besprechung über den Fortgang der Gärtnereiübernahme teilnehmen.“

Klaus hatte mir aufmerksam gelauscht und meinte: „Okay, ich habe jetzt zumindest verstanden, warum du so kurzfristig gehandelt hast. Immerhin hast du die Jungs von der IT sofort mit an Bord geholt und die haben bereits einiges vorbereitet, weshalb ich bereits heute morgen feststellen konnte, dass es einen weiteren Mandanten in der Stiftung gibt.“

Ich schaute Klaus an und ergänzte: „Leider ist noch nicht alles geklärt. Dazu brauche ich deine Mithilfe. Wir werden in beiden Gärtnereien dieselbe Software einsetzen, das steht schon fest. Offen ist aber die Frage, wer die Rechnung an die Kunden stellt. Ich finde, es sieht in der Außenwirkung nicht gut aus, wenn der Kunde zukünftig zwei Rechnungen bekommt, nur weil das eine Produkt in der Gärtnerei Grubmüller produziert wird und das andere in der Gärtnerei Winter. Ich sehe momentan zwei Lösungen. Die erste wäre, dass die Gärtnerei Winter wie bisher offiziell liefert und in Rechnung stellt und die Gärtnerei Grubmüller würde dabei ihren Anteil der Gärtnerei Winter in Rechnung stellen.

Das Verfahren, mit der Verrechnung untereinander, wie bei den Hofläden, können wir hier nicht anwenden. Ich überlege seit ein paar Tagen, ob es Sinn machen würde, eine eigene Vermarktungsgesellschaft zu gründen, die zukünftig diese Aufgabe übernimmt. Vor allem könnten damit auch die Waren abgerechnet werden, die von den Landwirten für die Vermarktung in den Supermärkten bereitgestellt werden. Hierzu haben die Gespräche sowohl mit den Landwirten als auch mit den Abnehmern bereits begonnen.

Ein weiteres Problem ist der Hofladen, den wir in der Gärtnerei einrichten wollen. Die Räumlichkeiten sind dazu vorhanden. Werden die Einnahmen und Ausgaben über die Gärtnerei abgerechnet, was die einfachste Lösung wäre, oder wird der Hofladen als eine Filiale des Hofladens am Gutshof geführt?“

Klaus überlegte lange, bevor er mir antwortete: „Für den Hofladen in der Gärtnerei würde ich die Abrechnung über die Gärtnerei bevorzugen, da es einfacher ist. Vor allem, wenn ich an die Personalkosten denke, die ansonsten extra aufgeteilt werden müssten. Bei deinem ersten Problem würde ich dir zumindest in der Anfangsphase dazu raten, deinen Vorschlag mit der Abrechnung über die Gärtnerei Winter zu realisieren. Langfristig, auch unter Berücksichtigung der erweiterten Vermarktung der Hofladenprodukte, wäre sicher über die Abwicklung durch eine eigene Vermarktungsgesellschaft nachzudenken.

Ein geeigneter Zeitpunkt wäre, in diesem Fall, die Fertigstellung und Inbetriebnahme der Lager- und Abpackhalle. Dazu sollten wir uns einen markenrechtlich geschützten Namen einfallen und sichern lassen. Wir sollten das auch im Vorfeld mit den Mitarbeitern im Marketing besprechen und klären.

Ich sehe schon, mit jeder Erweiterung des Unternehmens kommen neue Herausforderungen auf uns zu, die gelöst werden müssen. Du hast mich mit deinem Vorschlag einer eigenen Vermarktungsgesellschaft überrascht. Aber im Grunde genommen ist es nur eine logische Konsequenz unserer bisherigen Arbeit.“

Ich antwortete: „Klaus, würdest du bitte im Vorfeld mit dem Marketing einen geeigneten Begriff abklären. Wenn ihr mich bei den Besprechungen dabeihaben wollt, solltest du mir nur die Termine rechtzeitig mitteilen. Die Idee mit dem geschützten Namen finde ich gut. Vielleicht können wir ihn sogar für eine Werbekampagne einsetzen. Aber das sollen uns die Mitarbeiter vom Marketing erklären.“

Klaus meinte: „Was mich in diesem Zusammenhang noch interessiert, wie wir die Vortragssalden der Gärtnerei in unsere Buchhaltung bekommen. Wobei für mich wichtig wäre, dass wir die Daten elektronisch übernehmen können, am besten auch mit einem vollständigen Inventarverzeichnis. Über den Zahlungsverkehr reden wir dann morgen nach deinem Banktermin.“

Ich lachte und erklärte: „Für das Gespräch mit dem Steuerberater gibt es noch keinen Termin. Ich hoffe jedoch, dass er kooperativer ist wie andere Kollegen der Branche. Dafür will ich von dir aber wissen, ob ich ihm im Gegenzug anbieten kann, ihm eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter abzunehmen, sofern die Wegnahme des Mandats bei ihm personellen Auswirkungen haben sollte.“

Klaus grinste mich an und meinte: „Ich habe mir schon gedacht, dass du diese Frage stellen wirst. In Anbetracht unseres Gesprächs tendiere ich dazu, dir zuzustimmen und ihm das Angebot zu unterbreiten. Mit der neuen Gärtnerei und einer Vermarktungsgesellschaft sowie weiteren Immobilien wird die Arbeit in der Buchhaltung nicht weniger werden. Vor allem auch, nachdem im Bereich der Handwerker immer mehr Eingangsrechnungen für Materialeinkäufe anfallen.

Peter, ich werde mit den Leuten vom Marketing sprechen und wir werden dich einbinden, wenn wir erste Ergebnisse haben.“

Er verabschiedete sich und ich beschloss direkt zu Florian gehen und seine Fragen zu klären. Als ich sein Büro betrat grinste er und sagte; „Servus Peter, ich habe schon gehört, dass in den letzten Tagen so einiges los war. Wobei ich ja Einiges noch selbst mitbekommen habe. Von Florian wusste ich ja, dass er dir und Thomas als vorläufiges Pflegekind zugeordnet wird. Bei den beiden anderen Jungs war das für mich heute Morgen eine kleine Überraschung.“

Florian wollte wissen, welche Auswirkung das auf die beiden Ausbildungsverhältnisse hat, aber auch ob es in der neuen Gärtnerei Auszubildende gibt, die von ihm zu betreuen wären.

Ich erklärte: „In der Gärtnerei gibt es aktuell keine Auszubildenden, da Sepp wegen der Aufgabe der Gärtnerei in den letzten Jahren nicht mehr ausgebildet hat. Bei Pit, der bei uns als Auszubildender zum Bürokaufmann anfangen wird, sind noch einige Fragen mit dem Jugendamt zu klären, bevor es einen Ausbildungsvertrag geben wird.

Der Vertrag von Pete wurde noch von seinem Vater, Herrn Burgmeister unterschrieben, hier brauchen wir von Barbara noch die Bestätigung, dass wir, mit Zustimmung des Jugendamts, als Pflegeeltern an den Vertrag gebunden sind. Bei beiden Jungs ist es aktuell so, dass keiner der Beiden bis zur Volljährigkeit zu seinen Eltern zurückkehren will. Thomas und ich werden auf alle Fälle bis dahin Sorgeberechtigte bleiben.“

Florian fragte, ob ich mit ihm mittags in die Kantine gehen würde, weil er sich im privaten Rahmen mit mir austauschen will. Er würde gern in eine der neuen Wohnungen im Gutshof einziehen, wenn diese im Sommer fertiggestellt sind.

Ich antwortete: „Florian, ich werde heute meine Mittagspause erst machen, wenn die Jungs von der Schule kommen, also so gegen halb zwei, du kannst dich uns gern anschließen. Wegen einer Wohnung solltest du dich einfach an unsere Mietverwaltung wenden und dir die noch freien Wohnungen zeigen lassen. Sollte aktuell nichts mehr frei sein, lass dich bei ihnen vormerken, dass sie dir alle freiwerdenden Wohnungen im Raum Rosenheim vorab anbieten sollen.

Eventuell kannst du dich auch für eine der Dachwohnungen entscheiden, die im Zuge der Errichtung der Lager- und Abpackhalle in der neuen Gärtnerei entstehen und die vermutlich auch im Spätsommer oder Herbst fertiggestellt werden.“

Florian schaute mich an und sagte: „Hast du schon Pläne von den Wohnungen über der Halle in der Gärtnerei? Die Wohnungen würde ich mir gern einmal ansehen. Wenn die ebenfalls bis zum Herbst fertig werden ist es egal. Ich habe mir schon angeschaut, wo die Gärtnerei liegt, und die Lage würde mir gut gefallen. Vor allem ist der Weg ins Büro auch nicht so weit wie bisher. Wenn es euch nicht stört, gehe ich nachher mit euch zum Mittagessen.“

Ich schaute auf die Uhr und meinte: „Wenn du mitkommst in mein Büro, kann ich dir in der Zwischenzeit, bis die Jungs von der Schule kommen, die Pläne zeigen. Diese müssten bereits in der Planverwaltung hinterlegt sein.“

Er folgte mir in mein Büro und ich meldete mich in der Bauplanverwaltung an. Den Ordner für das neue Bauprojekt, aber auch alle anderen Pläne der Gärtnerei, waren bereits integriert. Ich öffnete den Plan mit dem Dachgeschoss und zeigte Florian die Wohnungen. Als Florian die Pläne sah, meinte er: „Die Drei-Zimmer-Wohnung mit der größeren Dachterrasse würde mir gut gefallen. Aber die wird sicher zu teuer für mich sein. Wobei die Zwei-Zimmer-Wohnung ist auch gut geschnitten und relativ groß, die gefällt mir auch.“

In dem Augenblick wurde die Tür zu meinem Büro aufgerissen und die Jungs stürmten mein Büro. Die fünf Bewohner des Gutshauses warfen ihr Schultaschen auf einen Haufen und wollten schon weiter ins Gesindehaus. Ich bremste sie aus: „Halt, erstens kommen wir mit zum Essen und zweitens brauchen die drei Neuen noch ihre Chipkarte, damit sie ihr Essen auch bezahlen können.“

Ich übergab Pit, Pete und Florian ihre Chipkarte, mit der sie ihr Essen in der Kantine bezahlen konnten. Ich meinte noch: Gut aufpassen, wenn sie verlorengehen sollte, bitte umgehend melden und sperren lassen. Zu Zehnt ging es ins Gesindehaus in die Kantine zum Essen. Irgendwie seltsam, an der Essensausgabe war eine längere Schlange, die es normalerweise um die Zeit nicht gab. Als wir unser Essen erhielten, meinte Dennis, dass die Busse mit den beiden Schulklassen fast mit zweistündiger Verspätung angekommen sind und alles durcheinandergewirbelt haben.

Ich hatte mit den fünf Jungs abgesprochen, dass wir direkt nach dem Essen zur Bank fahren wollten. Sie sollten ihre Schultaschen in ihre Zimmer bringen und mit ihrem Personalausweis oder dem Kinderausweis zurückkommen, damit sie sich bei der Bank ausweisen konnten. Ich hatte die Unterlagen über die Unterbringung als Pflegekinder in unserer Familie bereits eingesteckt. Für David und Tobias brauchte ich keine Nachweise, die Unterlagen über die Adoption lagen bereits vor.

Ich wollte gerade nach draußen gehen und dort auf die Jungs warten, als ich in der Lobby von einem der mitgereisten Lehrer angesprochen wurde: „Herr Maurer, kann ich sie kurz sprechen. Ich möchte mich bedanken, dass sie mit ihrer Stiftung ermöglicht haben, dass wir zwei Schüler auf die Klassenfahrt mitnehmen konnten, deren Eltern sich solche Reisen finanziell nicht leisten können. Ich würde ihnen die beiden Kids heute Abend während des Abendessens gern vorstellen.“

Ich meinte: „Können wir das auf morgen Mittag oder Abend verschieben? Ich habe heute einfach noch zu viele Termine und irgendwann will ich auch abschalten und mich regenerieren können. Ich muss gleich wieder los zum nächsten Termin, mit unseren drei neuen Pflegekindern.“

In diesem Moment tauchten David und Tobias neben mir auf und meinten, dass wir so langsam los sollten, damit wir nicht zu spät zum Termin kommen. „Pit wartet schon draußen und Pete und Florian werden auch gleich hier sein.“

Ich verabschiedete mich und ging mit meinen Jungs nach draußen. Aus der Garage holte ich den Galaxy und gemeinsam ging es zur Bank.

Unser Firmenkundenbetreuer bei der Bank schaute mich etwas verwundert an und sagte: „Ich dachte sie kommen wegen dem Kauf der Gärtnerei Grubmüller und wollen die Konten umstellen auf Online-Zahlungsverkehr.“

Ich schaute ihn verwundert an und erklärte: „Der Termin findet morgen nach dem Notartermin zusammen mit dem bisherigen Eigentümer statt. Heute bin ich hier, weil ich mit unseren drei Pflegekinder ein Taschengeldkonto eröffnen möchte, so wie sie bereits für David und Tobias eingerichtet wurden.“

Er meinte: „Da sind wohl bei uns Details der beiden Termine durcheinander gekommen. Wer von den dreien möchte als erster sein Konto eröffnen?“ Mich wunderte es nicht, dass Florian meinte, sie könnten mit ihm anfangen.

Er bat um seinen Ausweis und bereitete die Unterlagen vor, die von Florian und mir unterschrieben werden mussten. Bevor es zur Unterschrift ging, wollte Tobias wissen, ob er auch eine Giro-Card bekäme, damit er seine Einkäufe bezahlen könne. Als Herr Schmitt erklärte: „Der Antrag für die Giro-Card ist bereits vorbereitet und wird mit unterschrieben. Auch das Online-Banking wird für dich eingerichtet. Im Prinzip bekommst du ein Konto wie bei einem Erwachsenen mit dem einzigen Unterschied, dass du nur über vorhandes Guthaben verfügen kannst.

Bei jedem Zettel, den Florian unterschreiben, sollte erklärte er ausführlich, für was er dort seine Unterschrift leistet. Im Anschluss unterschrieb ich alle Dokumente als Erziehungsberechtigter. Das gleiche Spielchen wiederholte sich bei den Kontoanträgen für Pit und Pete.

Pete fragte, ob er auf sein Konto gleich etwas einzahlen könne, da er sein bisher gesammeltes Taschengeld dort hinterlegen will. Herr Schmitt meinte, wenn einer von euch etwas einzahlen will, kann er das ab sofort jederzeit, entweder in der Bankfiliale oder mit der Giro-Card an Automaten, die auch Einzahlungen annehmen.

Der nächste war David, der Herrn Schmitt befragte, ob er seine Kontoauszüge umstellen könne auf digitale Kontoauszüge, die er als PDF-Datei abrufen und speichern könne.

Herr Schmitt erklärte: „Die Umstellung ist kein Problem. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sichergestellt sein sollte, dass er mit diesen Kontoauszügen sorgfältig umgeht. Wenn deine digitalen Exemplare verloren gehen, kann dir die Bank diese zwar erneut zur Verfügung stellen, was jedoch Kosten in Höhe von fünf Euro je Kontoauszug verursachen würde.“

David grinste und sagte: „Kein Problem, ich werde das mit meinem großen Bruder klären. Er wird mir sagen, wie ich diese Daten sicher aufbewahren kann. Wie schaut es bei euch aus? Tobias, Florian, Pit und Pete, wollt ihr auch auf digitale Kontoauszüge umstellen? Philipp wird uns schon sagen, wie wir damit umgehen müssen, damit sie nicht verloren gehen.“

Ich musste lächeln bei seiner Aussage. Genau genommen hatte er ja recht. Wahrscheinlich wäre allerdings Bernhard der bessere Ansprechpartner für diese Frage, da er der Spezialist in der Firma für die Verwaltung von Dokumenten ist.

Immerhin entschieden sich alle fünf Jungs dazu, ab sofort auf Kontoauszüge in Papierform zu verzichten, so dass Herr Schmitt für alle die Umstellung einrichtete und ihnen am Ende einen weiteren Zettel zur Unterschrift vorlegte, in dem sie noch einmal auf den sorgfältigen Umgang mit ihren elektronischen Daten hingewiesen wurden.

Am Ende erklärte er den Jungs, dass sie ihre Giro-Card spätestens in einer Woche mit der Post erhalten werden, sowie einen weiteren Brief mit dem Pin für die Nutzung der Karte. Pit, Pete und Florian überreichte er noch die notwendigen Unterlagen, dass sie das Online-Banking sofort einrichten können, entweder über die Webseite oder über die App für ihr Smartphone.

Auf dem Rückweg erklärte ich den Jungs, dass sie wegen der sicheren Verwahrung ihrer digitalen Dokumente besser mit Bernhard sprechen sollten. Er ist immerhin in unserer Firmengruppe derjenige, der sich am bestem mit Dokumentenmanagement auskennt.

Florian fragte David, ob er ihm und den anderen beiden Jungs behilflich sein könne, das Online-Banking auf ihren Smartphones einzurichten. David grinste und meinte: „Ich denke, dass ihr das problemlos allein könnt. Tobias und ich haben das ohne Hilfe hinbekommen. Aber wenn du Probleme hat, kannst du uns gern fragen.“

Bei der Einfahrt in das Gutshofgelände, erklärte ich unseren Pflegekindern: „Denkt daran, damit wir euch euer monatliches Taschengeld auf die Konten überweisen können, brauchen Thomas und ich eure IBAN. Am besten ihr schreibt die Daten auf einen kleinen Zettel, den ihr dann mir oder Thomas gebt.“

Kurz vor sechzehn Uhr betrat ich wieder mein Büro. Kaum, dass ich mich gesetzt hatte, stand Petra im Büro und meinte: „Peter, du hast heute noch zwei feste Termin, gleich um sechzehn Uhr kommt Armin, der sich mit dir wegen Oliver Dombrowski, dem Marketingmitarbeiter vom Ostseehotel kurzschließen will. Wenn ich das richtig verstanden hat, will er die nächste Woche in den Süden kommen.

Um sechzehnuhrdreißig überfallen dich Michael und Marion. Sie wollten oder konnten mir nicht sagen, um was es bei dem Termin geht.“

Immerhin konnte ich drei neue Mails lesen, die nur Informationen enthielten, bevor es an der Tür klopfte und Armin in der Tür stand. Die wichtigste war die Letzte, die alle wichtigen Informationen für den morgigen Termin beim Notar enthielt. Da ich sie kurz zu Ende lesen wollte, bat ich Armin, sich bereits in der Besprechungsecke auszubreiten, ich wäre gleich bei ihm.

Ich setzte mich zu ihm an den Besprechungstisch und fragte nach seinem Anliegen. Er erklärte mir: „Peter, du hast zwar nach der Besichtigung des Ostseehotels angekündigt, dass Oliver mit mir Kontakt aufnehmen würde wegen der Eventplanung am Ostseehotel nach dem Umbau. Ich bin davon ausgegangen, dass er sich deswegen erst während des Umbaus bei mir melden würde. Heute hatte ich eine Mail im Postfach, mit der er ankündigt, dass er bereits am kommenden Montag hier aufschlagen wird und sich von mir alles zeigen lassen will. Er bat mich, für ihn ein Zimmer im Jugendhotel von Montag bis Freitag zu reservieren. Alexandra hat das abgelehnt, da sie nächste Woche vollständig ausgebucht seien. Darf ich ihm ein Hotelzimmer in einem anderen Hotel in Rosenheim besorgen?“

Ich konterte mit einer Gegenfrage und gleichzeitig auch einer Feststellung: „Warum soll unser Mitarbeiter in einem fremden Hotel untergebracht werden? Meines Wissens haben wir nächste Woche im Seminarhotel nur eine Veranstaltung. Dort sollten genügend freie Zimmer vorhanden sein, du solltest ihn dort unterbringen.

Ich kann dir vermutlich auch beantworten, warum er sich für nächste Woche angemeldet hat. Ende dieser oder Anfang nächster Woche fällt die Entscheidung, ob wir dieses Jahr mit dem Zeltlager an der Ostsee gastieren oder ob es nach Österreich ausgelagert wird.

Sollte das Zeltlager an der Ostsee stattfinden, dürfen die Mitarbeiter sofort in die Detailplanung einsteigen und gleichzeitig das Unterhaltungsprogramm für die Kids planen. Wenn bei der Planung für die Sanierung des Ostseehotels keine Probleme auftreten, werden wir spätestens Anfang Juli mit dem Umbau anfangen. Damit stehen uns fast alle Mitarbeiter des Hotels für die Durchführung des Zeltlagers von Anfang an zur Verfügung.

Weil wir auf dem Platz bis zu vierhundert Teilnehmer unterbringen könnten, hängt es nur noch davon ab, wie viel Kids und Erwachsene verpflegt werden und wo die zusätzlich dafür benötigen auswärtigen Mitarbeiter untergebracht werden können.“

Armin schaute mich an und sagte: „Sehe ich das jetzt richtig, dass ich damit nicht in die Vorbereitungen für das Zeltlager involviert bin?“

Ich grinste und meinte. „So würde ich das nicht sehen. Vermutlich brauchst du deswegen nicht ständig vor Ort sein. Ich brauche dich hier, für verschiedene Events, die du vorbereiten darfst. Zum einen die Übergabe der Jugendwohnungen an das Jugendamt. Dazu einen Event in der neuen Gärtnerei, wenn unser neues Lager- und Abpackzentrum in Betrieb genommen wird. Wir werden in den Sommerferien mit Sicherheit ein volles Gesindehaus haben, wofür ebenfalls alles geplant werden muss. Dazu, Anfang September, die Einführungstage für unsere neuen Auszubildenden.

Harald, also der Caterer, hat bereits bei mir angefragt, ob er ab Ende September wieder das große Zelt aufstellen lassen kann, für Firmenfeiern und Veranstaltungen. Ab Ende November möchte er im beheizten Zelt verschiedene größere Weihnachtsfeiern anbieten.“

Er erwiderte: „Gut, dass du mir bereits jetzt erklärt hast, dass ab Juli doch so einiges auf mich zukommen wird. Ich hatte schon befürchtet, dass ich die Sommermonate an der Ostsee verbringen darf, ohne meine Familie. Okay, dann werde ich in der kommenden Woche mit Oliver das Grundgerüst für das Zeltlager erarbeiten. Peter, ich will dich nicht länger aufhalten.“

Er verabschiedete sich und mir verblieben noch ein paar Minuten, bis die nächsten Gesprächspartner auftauchen würden. Wieder konnte ich mehrere Mails lesen und zwei sogar beantworten, bevor erneut an meine Bürotür geklopft wurde.

Marion und Michael traten ins Büro ein und setzten sich in die Besprechungsecke. Ich setzte mich zu ihnen und meinte: „Mit welchen Problemen wollt ihr mich überrollen?“

Michael lachte und erklärte: „Peter, was denkst du von uns. Es gibt zwei Dinge, die wir mit dir besprechen wollten. Ich fange einfach mal an. Mit Barbara hatten wir heute unsere monatliche Konferenz, wo sie uns davon informiert hat, dass wir am Gutshof drei neue Pflegekinder hätten. Gut, dass es nur eine Telefonkonferenz war. Wir haben uns beide zuerst nur angeschaut, weil wir von dem ganzen bisher überhaupt nichts mitbekommen haben. Wir wissen noch nicht einmal, wo die drei überhaupt untergekommen sind. Bei dir in der Wohnung ist sicher kein Platz für die drei Kids.“

Ich schmunzelte und meinte: „Marion, ich bin schwer verwundert, dass dir deine beiden Jungs scheinbar nichts erzählt haben, dass seit heute acht Schüler nach Rosenheim in die Schule fahren. Fangen wir mit Florian an. Er ist noch dreizehn Jahre alt und kommt aus dem Münchner Kinderheim. Er ist seit Samstag auf dem Gutshof.

Er wohnt im Dachgeschoss des Verwalterhauses und ist nur vorübergehend als Pflegekind bei Thomas und mir. Der junge Mann wird von Manuel und Daniel adoptiert. Dabei hat Barbara getrickst und uns als Pflegeeltern vorgeschoben, damit Florian kurzfristig zu uns kommen kann und nicht abgewartet werden muss, bis das Adoptionsverfahren durch ist oder die beiden Gärtner als Pflegeeltern anerkannt sind.“

Bevor ich weitersprechen konnte, meinte Marion: „Davon hat uns Barbara nichts erzählt, dass sie euch das Pflegekind untergejubelt hat, damit sie die Adoption bearbeiten kann.“

Da Marion wieder stoppte, erzählte ich weiter: „Seit Freitagabend ist Peter Brunnmeier, genannt Pit, unser Pflegekind. Das ist eine längere Geschichte. Er ist bei Philipp und Marcus in einem der Gästezimmer, zusammen mit seinem volljährigen Bruder Mario. Mario wird vermutlich diese Woche umziehen in die Betriebsleiterwohnung der Gärtnerei Grubmüller. Pit bleibt bei uns wohnen.

Der dritte im Bunde ist Peter Brunnmeister, genannt Pete. Er ist bereits seit dem zweiten Januar unser Pflegekind. Warum er bei uns ist solltet ihr doch mitbekommen haben. Immerhin hatten wir einen großen Polizeieinsatz im Gesindehaus. Pete ist schwul und seine Mutter kommt damit nicht klar. Sie ist der Meinung, dass ihr Sohn vergast werden solle. Pete wohnt ebenfalls im Verwalterhaus und teilt sich das Zimmer mit Richy, zumindest bis zum Sommer, bis Richy in eine Jugendwohnung oder möglicherweise sogar in das Appartement in der Gärtnerei Grubmüller umgesetzt wird. Das war in Kurzform, warum derzeit drei weitere Pflegekinder im Gutshof leben.“

Michael erklärte: „Sicher haben wir letzten Montag mitbekommen, dass im Gesindehaus ein Großeinsatz der Polizei war. Dass einer der jugendlichen Bewerber als Pflegekind bei uns untergebracht wurde, haben wir nicht mitbekommen. Normalerweise landen solche Fälle doch eher in einem Kinderheim. Das Gleiche vermute ich auch bei Pit.“

Ich antwortete: „Fangen wir mit Pete an. Sein Vater wollte auf keinen Fall, dass er in ein Kinderheim kommt, so dass Barbara fragte, ob wir ihn als Pflegekind aufnehmen würden. Bei Pit sollte eigentlich sein Bruder Mario das Sorgerecht erhalten. Aber Pit hat Barbara gebeten, dass er bei uns als Pflegekind bleiben kann, wenn Mario demnächst in die Gärtnerei umzieht. Der Hintergrund dazu ist, dass Mario zumindest mit seiner Mutter wieder Kontakt aufnehmen will, nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt hat. Pit kann seiner Mutter derzeit noch kein Vertrauen entgegenbringen, nachdem sie bisher immer seinen Vater unterstützt hat, der Pit zwingen wollte die Gärtnerei zu übernehmen, obwohl sein Bruder Mario bereits alle Voraussetzungen erfüllt hat. Nur weil sein Ältester wegen eines schweren Verkehrsunfalls noch immer körperlich leicht eingeschränkt ist, will er ihn nicht mehr als seinen Nachfolger haben.

Das ist mit ein Grund, warum ich kurzfristig die Gärtnerei Grubmüller übernommen habe und Mario als Betriebsleiter einsetze. Gleichzeitig sichere ich damit die Arbeitsplätze von fünf körperlich leicht eingeschränkten Jugendlichen.“

„Oha,“ meinte Marion, und sprach weiter, „Jetzt verstehe ich so langsam, warum die Pflegekinder bei dir und Thomas sind. Dass du eine weitere Gärtnerei gekauft hast, hat sich heute schon herumgesprochen. Aber warum, diese Frage konnte uns bisher keiner beantworten. Die einzige Vermutung, die dazu geäußert wurde, die Gärtnerei Winter kann allein die Nachfrage nach Biogemüse bei seinen Abnehmern nicht mehr sicherstellen.“

Ich lachte und erklärte: „Das war auch der Ausgangspunkt, warum Manuel mit Mario zusammenarbeiten wollte, um die Nachfrage bereits in diesem Jahr sicherzustellen. Wir hatten nur gehofft, dass wir Marios Vater mit diesem Vorschlag überzeugen können, die Gärtnerei an seine beiden Söhne Mario und Pit zu übergeben, um langfristig den Fortbestand sicherzustellen.

Durch seine Sturheit sind wir erst auf die Idee gekommen, eine fremde Gärtnerei zu übernehmen und da hat sich die Gärtnerei Grubmüller angeboten, da sie zum einunddreißigsten Dezember stillgelegt werden sollte. Sepp ist froh, dass wir den Geschäftsbetrieb nahtlos übernommen haben und alle bisherigen Mitarbeiter weiterbeschäftigt werden. Er unterstützt Manuel und Mario mindestens noch für ein halbes Jahr, bis er sich endgültig auf sein Altenteil zurückzieht.“

Marion erklärte: „Damit sollten wir das Thema Pflegekinder abhaken. Wir wissen, warum wir bisher nicht informiert waren, da alle drei Kids innerhalb weniger Tage aufgenommen wurden. Unser zweiter Punkt ist das geplante Zeltlager. Da wollte Barbara wissen, wie der Stand der Dinge ist und ob sie bereits wieder die Werbetrommel rühren darf.“

Ich grinste und sagte: „Ich kann euch die Frage noch nicht definitiv beantworten. Wenn mich mein Gedächtnis nicht in Stich lässt, haben wir festgelegt, dass bis Mitte Januar die Weichen für das diesjährige Zeltlager gestellt werden müssen. Für die letzten offenen Punkte, die noch zu klären sind, hatte ich gebeten, diese bis zum Ende dieser Woche zu erledigen, danach würde eine endgültige Entscheidung fallen.

Mir ist nur inzwischen aufgefallen, dass keiner bisher auf die Idee gekommen ist, dass wir für ein Zeltlager an der Ostsee wahrscheinlich zwei Sozialarbeiter benötigen. Für das Jugendhotel Ostsee brauchen wir für ein Haus in dieser Größenordnung ebenfalls zwei Sozialarbeiter, deren Einstellung aber bisher nicht in Angriff genommen wurde, weil der Zeitraum bis zur Eröffnung noch mindestens achtzehn Monate in der Zukunft liegt.

Ich bitte euch: Könnt ihr die Suche anstoßen? Wir suchen zwei Leute, die später auch die Arbeit im Jugendhotel Ostsee übernehmen können. Ihr könntet vielleicht direkt bei einer Ausbildungsstätte im Norden mit der Suche nach geeigneten Mitarbeitern beginnen. Logischerweise könnt ihr auch bei den Jugendämtern in den umliegenden Landkreisen rund um das Hotel nachfragen, ob ihnen Initiativbewerbungen vorliegen. Damit wir nach dem Zeltlager bis zum Start im Jugendhotel Ostsee die Neuen beschäftigen können, holen wir sie zu uns oder ins Jugendhotel Tirol, um sie intensiv auf ihre Aufgaben vorzubereiten.“

Michael grinste mich frech an und erklärte: „Ich sehe schon. Peter will wieder Neulingen die Chance geben, um sie langfristig in die Arbeit der Stiftung einzubinden. Ich werde morgen mit Barbara reden, ob sie mir Kontakte zu den Jugendämtern und Ausbildungseinrichtungen knüpfen kann und mein Glück dort versuchen. Ich werde mich auch mit der Universität in Verbindung setzen, an der ich studiert habe. Wir hatten einige Kommilitonen, die aus dem Norden stammten. Vielleicht finden wir auch hier geeignete Bewerberinnen oder Bewerber.“

Ich antwortete: „Egal, Hauptsache wir haben zwei Kandidaten, die sich ihren Einstieg ins Berufsleben so vorstellen können. Halte mich bitte auf dem Laufenden, wie sich die Angelegenheit entwickelt.“

Michael verabschiedete sich und wünschte noch einen schönen Abend. Marion blieb noch bei mir, da sie mit mir etwas Privates besprechen wollte. Sie erklärte mir: „Peter, ich hatte geplant, dass ich die Sommerferien mit meinen beiden Jungs im Zeltlager verbringen kann. Barbara hat angefragt, ob ich mir vorstellen kann, mit den beiden Gruppen aus dem Kinderheim Rosenheim am Zeltlager teilzunehmen, egal ob an der Ostsee oder in Tirol.

Ich schaute sie an und meinte: „Was du während deines Urlaubs machst, hat mich als Arbeitgeber normalerweise nicht zu interessieren. Wenn Michael in der Zeit keinen Urlaub macht, kannst du mit deinen beiden Söhnen auch an einem x-beliebigen Zeltlager teilnehmen. Die Aufgaben, die während dieser Zeit auf Michael zukommen aus dem Bereich Gesindehaus / Jugendhotel, sollten in dieser Zeit minimal sein.

Ab Mitte August wird er sich in der Hauptsache mit den Neuzugängen aus den diversen Kinderheimen beschäftigen, die am ersten September ihr Ausbildung in den verschiedenen Teilbereichen des Gutshofes beginnen. Und natürlich dem Management des Jugendhauses, das für das Jugendamt reserviert ist. Ich meine, da sollten auch zwei Neuzugänge kommen, von denen Barbara bereits gesprochen hat.“

Marion sah mich durchdringend an, bevor sie versuchte zu erklären: „Ich hatte eher gehofft, dass ich als Sozialarbeiterin am Zeltlager teilnehme, da ja im Ostseehotel bisher noch keine Kollegen existieren, die diese Aufgabe übernehmen könnten. Gut, in Tirol gibt es Bernd, den ich zumindest unterstützen könnte. Da du vorher Michael damit beauftragt hast, nach Sozialarbeitern zu suchen, die später im Ostseehotel arbeiten sollen, hat sich mein Plan vermutlich vor wenigen Minuten in Luft aufgelöst, außer du findest bis dahin keine Sozialarbeiter.“

Ich erklärte abschließend: „Marion, die Frage werden wir heute nicht abschließend klären können. Ich denke wir stellen deine Anfrage zurück, bis wir gesicherte Fakten für das Zeltlager haben.“ Marion verabschiedete sich und ich widmete mich wieder meinen E-Mails.

Kurz vor achtzehnuhrdreißig tauchte David bei mir im Büro auf und erklärte: „Peter, Thomas hat mich losgeschickt. Ich soll dich zum Abendessen holen und soll auf dich warten, damit du nicht doch einfach weiterarbeitest und ewig nicht erscheinst.“

Während ich bereits mein Notebook ausschaltete, sagte ich: „Ich fürchte, dass Thomas damit richtig gelegen wäre, was das Weiterarbeiten anbetrifft. Morgen Vormittag habe ich schon wieder Auswärtstermine und ich komme nicht dazu meine sonstige Büroarbeit zu erledigen. Ich hätte vermutlich während der Weihnachtspause doch regelmäßig meine Emails lesen sollen. Wäre vermutlich vernünftiger gewesen, dann hätte ich die unwichtigeren Mails bereits aussortieren können.“

Während des Abendessens erzählten die fünf Jungs, dass sie heute beschlossen hätten, die Hausaufgaben zukünftig gemeinsam zu machen. Das habe sich ergeben, als sie zuerst mit den drei Taschengeldneulingen ihre Zugriffe auf die Konten eingerichtet haben und anschließend die wenigen neuen Hausaufgaben vom heutigen Tag erledigt hätten. Da bei uns der meiste Platz sei, würden sie sich grundsätzlich nachmittags hier in der Wohnung treffen.

Ich grinste und erklärte: „Das macht nur so lange Sinn, wie sich eure Noten dadurch verbessern oder zumindest gleich gut bleiben. Solltet ihr nur Blödsinn im Kopf haben und sich eure Leistungen verschlechtern, werde ich es nicht weiter dulden.“

Tobias erzählte, dass er mit Bernhard gesprochen habe und der sich morgen Nachmittag mit ihnen zusammensetzt, um ihnen eine einfache Lösung für die Speicherung ihrer digitalen Dokumente zu zeigen, auf die sie sowohl von den Smartphones als auch von den Notebooks aus zugreifen könnten. Er klärte, dass diese Lösung natürlich von allen Bewohnern des Gesindehauses und des Gutshauses genutzt werden kann und bereits wird.

Wir saßen noch bis kurz vor zweiundzwanzig Uhr gemütlich zusammen, bis David und Tobias meinten, sie würden jetzt im Bad und anschließend ins Bett verschwinden, damit sie für den Schulbesuch gut ausgeschlafen seien.

Als die beiden das Wohnzimmer verlassen hatten sagte Thomas: „Ab sofort wieder Normalität, zumindest bis zu den nächsten Ferien.“

Ich antwortete Thomas: „Dann will ich für dich hoffen, dass du mit deiner Aussage richtig liegst. Ich habe leider immer noch das tragische Gefühl, dass alles, was bisher gelaufen ist, nur der Auftakt zu weiteren unliebsamen Ereignissen sein könnte.“

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