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Regenbogenfamilie

Teil 84 - Abreisen und noch mehr Ärger

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Informationen

 

Jetzt war er da. Der zweite Januar, der uns mit der ersten großen Abreisewelle aus dem Gesindehaus beschäftigen wird. Aus dem Gesindehaus reisen alle zukünftigen Auszubildenden, mit wenigen Ausnahmen, ab.

David und Tobias schliefen bereits in der Nacht vom ersten auf den zweiten Januar wieder in unserer Wohnung und Sebastian Heilmann sollte noch eine Nacht länger hierbleiben, da er erst am Folgetag von seiner Familie abgeholt wird. Sie hatten bei der Anreise bereits angekündigt, dass sie ihn auf der Rückreise aus dem Winterurlaub wieder einsammeln würde.

Selbstverständlich blieben auch die drei Auszubildenden aus dem Münchner Kinderheim hier, da für sie der Urlaub auf dem Gutshof erst am sechsten Januar zu Ende gehen würde. Robert Kirchners Eltern hatten ihren Sohn informiert, dass sie ihn erst im Laufe des Nachmittags abholen würden.

Die Ersten, die aufbrechen mussten, waren unsere Bewerber aus den Kinderheimen in Thüringen und Hessen. Sie wurden bereits kurz nach acht Uhr morgens mit einem kleineren Bus abgeholt, den Armin, unser Eventmanager, kurzfristig organisiert hatte. Beide Gruppen traten den ersten Teil des Heimweges gemeinsam an. Erst in München würden sich die Jugendlichen in unterschiedliche Züge setzen, die sie an ihr Ziele bringen sollten.

Ich stand draußen vor dem Bus und verabschiedete mich von jedem Einzelnen mit Handschlag. Als alle im Bus ihren Platz gefunden hatten erklärte ich: „Wir wünschen euch eine gute Heimreise und wir sehen uns spätesten in etwas mehr als acht Monaten wieder hier, wenn ihr euren Ausbildungsplatz bei uns antreten werdet. Bleibt gesund bis dahin und vergesst nicht eure unterschriebenen Ausbildungsverträge kurzfristig zurückzusenden.“

Plötzlich standen auch David und Tobias im Bus und sagten, dass sie sich freuen, wenn alle im September ihren Ausbildungsplatz antreten würden. Danach schloss der Busfahrer die Tür und der Bus mit den dreizehn Heimkindern und ihren Betreuern setzte sich in Bewegung. Wir winkten noch, bis wir das Fahrzeug aus den Augen verloren.

Meine beiden Jungs folgten mir ins Gesindehaus und erklärten mir, dass bei uns alle anderen noch schlafen und sie jetzt ihr letztes Frühstück im Gesindehaus genießen werden. Dann folgte ich meinen Jungs in den Speisesaal zu einem gutes Frühstück.

Knapp die Hälfte der restlichen Bewerber und etwas mehr als die Hälfte der Kinder aus dem Kinderheim München war bereits beim Frühstück versammelt. Während ich mich zu Severin an den Tisch setzte, hatten David und Tobias es vorgezogen, sich zu den Bewerbern zu setzen.

Beim Frühstücken fragte mich Severin: „Ich habe mitbekommen, dass Frau Wegmann vom Jugendamt Rosenheim gestern Abend bei euch gewesen ist. Hat sie dich dabei informiert, dass alles nach Plan verläuft mit dem Umzug von Florian zu euch auf den Gutshof und ihr ihn am siebten Januar aus dem Kinderheim abholen könnt?“

Ich grinste und erklärte: „Hat sie, aber erst nachdem David eine Bemerkung fallen lassen hat, dass er gehört hätte, dass alles nach Plan verlaufe mit dem Umzug von Florian zu seinen Pflegeeltern. Da meinte sie, dass sie ganz vergessen habe mich davon zu informieren. Ich frage mich sowieso, warum bereits innerhalb eines Tages vom Münchner Jugendamt eine Entscheidung getroffen wurde.“

Severin lachte mich an und sagte: „Du kannst sicher sein, dass Heinz, der Leiter des Kinderheimes seine Finger im Spiel hatte. Ich hatte ihn angerufen und informiert, dass Felix von einem Paar, das im Gutshof wohnt, als Pflegekind aufgenommen wird und möglicherweise sogar eine Adoption geplant sein könnte. Er hatte zu mir gesagt, dass er sich darum kümmern würde, dass Florian gleich nach den Weihnachtsferien direkt in Rosenheim in der Schule angemeldet werden könne. Soweit ich mitbekommen habe, freut er sich, dass wir einen Schützling weniger haben, denn das Jugendamt hatte ihm erklärt, dass wir kurzfristig drei Geschwister als Zugänge erhalten, deren Eltern vor einigen Tagen mit dem Auto tödlich verunglückt sind. Die drei liegen derzeit noch mit leichteren und mittleren Verletzungen in einem Münchner Krankenhaus.“

Betroffen schaute ich ihn an und sagte: „Das wird keine leichte Aufgabe, für drei Geschwister eine neue Pflegefamilie zu finden.“

„Vermutlich werden die Drei nur vorübergehend bei uns untergebracht. Das Jugendamt versucht derzeit mit Hilfe der Polizei die Großeltern ausfindig zu machen. Heinz meinte, sie hätten bereits ein Großelternpaar ausfindig gemacht, diese sind jedoch auf einer längeren Kreuzfahrt in der Karibik unterwegs,“ erklärte mir Severin.

Inzwischen waren alle beim Frühstück. Auch Florian Untersberger, unseren Ausbildungsbeauftragten, hatte ich bereits kurz gesehen. Da es inzwischen schon kurz vor neun Uhr war, werden in Kürze die ersten Eltern aufschlagen, die ihre Jugendlichen abholen wollen. Deshalb erklärte ich Severin, dass ich ihn jetzt verlassen werde.

Ich räumte mein Frühstücksgeschirr ab und ging direkt in die Lobby. Da es hier noch ruhig war, warf ich einen kurzen Blick in den kleinen Gruppenraum, den wir für eventuelle Gespräche mit den Eltern reserviert hatten. Hier war alles vorbereitet, um die Ausbildungsverträge zu unterschreiben zu können oder Fragen zu beantworten.

Gegen neunuhrfünfzehn tauchte Linus bei mir auf und meinte, seine Eltern würden gleich hier sein um ihn abzuholen und das Gespräch hinsichtlich der Unterbringung während der Ausbildung zu führen. Ich fragte ihn, für welche Lösung er sich entschieden habe. Ob er sich eine der größeren Kleinwohnungen mit Gerald teilen möchte oder er ein Personalzimmer im Seminarhotel bevorzugt.

Er lachte und meinte: „Ich kann mir beides vorstellen, würde aber das Personalzimmer im Seminarhotel bevorzugen, da ich mit Alexandra besprochen habe, dass ich eine längere Zeit im Seminarhotel ausgebildet werde.“

Ich hatte die ganze Zeit den Hoteleingang im Auge behalten und meinte zu Linus, er soll doch seine Eltern einsammeln und wir ziehen uns in den kleinen Gruppenraum zurück. Er drehte sich um und winkte seinen Eltern, dass sie zu uns kommen sollten. Ich war inzwischen aufgestanden und begrüßte seine Eltern recht herzlich und bedankte mich im Voraus dafür, dass sich die Zeit genommen haben, die Frage der Unterbringung auf dem Gutshof abzuklären.

Wir gingen gemeinsam ins kleine Gruppenzimmer und nachdem ich die Tür geschlossen hatte, legte Linus seinen Eltern den Ausbildungsvertrag zum Unterschreiben vor. Sowohl er als auch seine Eltern leisteten diese Unterschriften zu dem Vertrag.

Danach erklärte er seinen Eltern: „In Sachen Unterbringung hat mir Peter zwei Alternativen unterbreitet. Entweder in einem Personalzimmer im Seminarhotel unterzukommen oder mir eine Kleinwohnung mit Gerald zu teilen, der ebenfalls im Schichtdienst, allerdings in der Landwirtschaft, arbeitet. Ich habe Peter eben mitgeteilt, dass ich das Personalzimmer bevorzugen würde, auch deshalb, weil der größere Teil meiner Ausbildung dort stattfinden wird.“

Sein Vater meinte, wenn das so geht, dann wolle er sich da nicht querstellen. Er erwarte aber, dass Linus an seinen freien Tagen von ihm oder seiner Frau abgeholt werden kann und die Zeit zuhause bei seiner Familie verbringt.

Ich schaute Linus Vater an und erklärte ihm: „Das kann und darf ich in dieser Form so nicht akzeptieren. Wenn ihr Sohn seine freien Tage hat, dann soll er sich erholen. Wenn er sich vor Ort erholen oder etwas unternehmen will können sie ihn nicht dazu zwingen, dass er nach Hause kommen muss.“

Linus Mutter schaute ihren Mann an und erklärt: „Du bist dir schon im Klaren darüber, wenn du Linus zwingen willst jedes Mal nach Hause zu kommen wird das nur funktionieren, bis er volljährig ist. Ab dem Zeitpunkt kann er seinen Aufenthaltsort selbst bestimmen.

Dazu kommt, mit der Unterschrift unter den Vertrag, der Linus erlaubt in einer vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellten Unterkunft einzuziehen, übergibst du ihm einen Teil unserer Fürsorgepflicht. Ich verstehe sehr genau, warum Peter gegen deine Anordnung Widerspruch einlegen muss.

Ich finde es gut, denn hier lernt er auf eigenen Füßen zu stehen und eigene Entscheidungen zu treffen. Wenn er zu uns kommen will ist er immer gern gesehen. Nur wenn er bei uns im Betrieb mithelfen soll, kann Peter das dauerhaft verbieten, dass er deswegen nach Hause fahren kann.

Wenn du über deinen Sohn bestimmen willst, musst du ihn selbst ausbilden und selbst dann kann er sich gegen deine Anordnungen wehren, da jedem Mitarbeiter eine angemessene freie Zeit zur Erholung zusteht. Solltest du glauben, dass Jugend- und Arbeitsschutzgesetze für deinen Sohn in deinem Betrieb nicht gelten, dann täuscht du dich gewaltig.“

Mit der Reaktion von Linus Mutter hatte ich nicht in dieser Form gerechnet. Sie hatte ihm eine klare Ansage gemacht, dass sein Vorgehen in dieser Form nicht legal ist. So wartete ich erst einmal ab, wie Linus Vater reagieren würde.

Alle drei unterhielten sich jetzt auf Italienisch, so dass ich kein Wort ihrer Diskussion verstand. Während sie weiterdiskutierten, stand ich auf und verließ den Raum. In der Lobby traf ich Florian, der von mir wissen wollte, ob bei den Verträgen mit Linus alles klar sei.

Ich erklärte ihm kurz, dass in der Familie Meinungsverschiedenheiten in italienischer Sprache ausdiskutiert werden und da ich der Sprache nicht mächtig bin, ich mich einfach vom Acker gemacht habe.

Florian berichtete, dass die ersten Teilnehmer bereits abgeholt seien und bei diesen keine Fragen oder sonstige Schwierigkeiten aufgetaucht sind. Er hat jetzt bereits fünf unterschriebene Verträge, die er weiter bearbeiten kann.

Eine weitere Mutter näherte sich uns und sagte: „Ich würde gern meinen Sohn Peter Burgmeister abholen und seinen Ausbildungsvertrag zum Forstwirt unterschreiben. Er hatte sich bei euch für einen anderen Ausbildungsberuf beworben, uns aber schon telefonisch mitgeteilt, dass er jetzt Forstwirt lernen wird. Wie kommt es, dass ihr ihm jetzt doch für seinen Traumberuf eine Stelle anbieten konntet, nachdem es dafür keine Stellenausschreibung gab?“

Ich lachte und erklärte ihr: „Das ist einfach zu erklären, die zuständigen Mitarbeiter haben vergessen ihren Bedarf anzumelden. Bei einem Waldspaziergang der Kids vom Münchner Kinderheim, bei dem die Mädchen und Jungs einiges lernen konnten, fragte einer der Münchner, ob wir den Forstwirt auch als Ausbildungsberuf anbieten würden und wann Auszubildende genommen werden.

Unser Mitarbeiter erklärte dem Jungen, dass er sich gerne bewerben könne. Zum ersten September würden sie zwei Ausbildungsplätze anbieten. Da Florian, unser Ausbildungsbeauftragter, beim Waldspaziergang dabei war, hatte er alles mitbekommen und fragte den Chef der Truppe, warum sie bei uns keinen Bedarf angemeldet hätten.

Wir würden in den nächsten Tagen, die Bewerbungsgespräche für das kommende Jahr führen und bisher liegen uns für diesen Ausbildungsberuf keine Bewerbungen vor. Wir haben unsere Bewerber am ersten Abend davon informiert, wie viele Ausbildungsplätze für die einzeln Berufszweige wir anbieten können und wie viele Bewerber für die jeweiligen Berufe vorliegen. Als ihr Sohn das hörte, hat er sich sofort gemeldet und angekündigt, dass er sich für die noch freie Stelle eines Forstwirtes bewerben will.“

Frau Burgmeister sagte: „Ich habe zwar am Anfang nicht verstanden, warum ihr einen so großen Aufwand betreibt, um Auszubildende einzustellen. Mit den Informationen, die uns Peter in den vergangenen Tagen zukommen ließ, ist mir klar geworden, dass das mehr als nur ein Bewerbungsgespräch war. Ihr habt den Jugendlichen die Gelegenheit gegeben euch und die anderen Bewerber besser kennenzulernen. Die beiden nachmittäglichen Ausflüge, einmal der Brauereibesuch und das Bauernhofmuseum, sowie der Besuch der Therme, haben keinen üblichen Bewerbungsstress aufkommen lassen. Die Silvesterfeier mit dem großen Feuerwerk war für unseren Sohn eines der Highlights, wie er sich ausdrückte. Er hat mir auch erzählt, dass eines der Kinder vom Kinderheim in München,demnächst als Pflegekind im Gutshof aufgenommen wird. Er freut sich jetzt schon, wenn er im September seine Ausbildung bei euch beginnen kann.“

Peter Burgmeister näherte sich im Rücken seiner Mutter und begrüßte sie. Er meinte, hier sind die Unterlagen zum Unterschreiben und wenn ihr mich zu Hause loswerden wollt, werde ich bei Peter, meinem obersten Boss, einen Antrag auf ein Appartement für die Zeit der Ausbildung stellen. Dabei grinste er seine Mutter frech an.

Sie schaute mich an und fragte: „Sie bieten ihren Auszubildenden auch eine Unterkunft an? Jetzt würde ich schon gerne wissen warum?“

Ich versuchte ihr zu erklären: „Wir haben Bewerbungen von Jugendlichen aus Kinderheimen in Kassel, Thüringen und aus dem Münchner Kinderheim. Sechzehn minderjährige Jugendliche aus den Kinderheimen haben von uns einen Ausbildungsvertrag erhalten. In Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Rosenheim errichten wir auf dem Gutshofgelände drei Gebäude mit jeweils achtzehn bis zwanzig Kleinwohnungen oder Appartements. Wir haben uns für diese Lösung entschieden, da die minderjährigen Jugendlichen maximal bis zum Erreichen der Volljährigkeit im Kinderheim leben können und anschließend während ihrer Ausbildung in Jugendwohnungen untergebracht werden. Da wir zwei Sozialarbeiter am Gutshof beschäftigen, können sie mit Ausbildungsbeginn in den Wohnungen oder Appartements untergebracht werden und wir ersparen ihnen einen weiteren Umzug. Ein Teil der Kleinwohnungen wird zukünftig direkt vom Jugendamt belegt, die dafür einige bisher über das ganze Stadtgebiet verteilten Wohnungen aufgeben können.“

Sie schaute mich an und fragte nach: „Einsparung eines weiteren Umzugs während der Ausbildung?“

Ich lieferte ihr die passende Erklärung: „Der erste Umzug wäre vom jetzigen Kinderheim in ein Kinderheim in Rosenheim oder Umgebung. Der zweite Umzug würde stattfinden mit dem Erreichen der Volljährigkeit.“

Sie antwortete mir: „Jetzt verstehe ich. Sie errichten rund sechzig Kleinwohnungen und Appartements nur für Jugendliche, die in Ausbildung stehen. Teilweise werden die Kids auch bei ihnen ausgebildet. Der Rest ist für junge Menschen, die in Kinderheimen leben und in anderen Betrieben in Rosenheim eine Ausbildung absolvieren.“

Ich ergänzte meine bisherige Erklärung: „Natürlich belegen wir die Wohnungen auch mit unseren Auszubildenden, die nicht aus Kinderheimen kommen, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Auszubildende, die im Schichtdienst arbeiten, wie in der Landwirtschaft, in der Gastronomie oder im Hotel, werden dabei berücksichtigt.

Im Sommer kommen die derzeitigen Auszubildenden des neuen Jugendhotels an der Ostsee dazu, die während der Renovierungs- und Umbauphase für bis zu zwölf Monate ihre Ausbildung bei uns fortsetzen.“ Ich fragte dann unseren künftigen Azubi Peter: „Jetzt würde mich aber doch interessieren, warum du einen Antrag auf eine Unterbringung in unseren Jugendwohnungen stellen willst.“

Frau Burgmeister schaute ihren Sohn an und meinte: „Das würde mich auch brennend interessieren, wieso du dich um ein Appartement bewerben willst und warum wir dich loswerden sollten.“

Peter Burgmeister grinste wieder und sagte: „Da sind möglicherweise mehrere Punkte, die ich anführen kann. Fangen wir mit dem Ersten an. Während meiner Ausbildung wohnen mindestens die Hälfte aller Auszubildenden direkt im Gutshof. Da ich mich mit den allermeisten sehr gut verstehe, würde mir das gut gefallen.

Wichtiger aber ist der zweite Punkt. Ich würde mir, solange ich keinen Führerschein besitze, mir die tägliche Fahrt zu meinem Ausbildungsplatz ersparen. Drittens, Papa nervt mich schon dauernd damit, dass ich mit achtzehn zuhause ausziehen soll. Ich hätte ihm lange genug auf der Tasche gelegen.

Warum ihr mich vielleicht loswerden wollt, wäre der vierte Punkt. Ich bin mir seit mehr als einem Jahr sicher, dass ich entweder schwul oder bisexuell bin, da ich mich sowohl für Mädchen als auch für Jungs begeistern kann. Wenn es mir so ergeht wie einigen der schwulen Jungs, die hier leben und arbeiten, brauche ich dringend eine Möglichkeit, wo ich unterkommen kann. Ich will nicht, dass es mir wie David ergeht, der von seinen Eltern rausgeworfen wurde und auf dem Straßenstrich gelandet ist.“

Oha, da hatte er jetzt schwere Geschütze aufgefahren. Ich hatte Peters Mutter während seiner Ausführungen gut beobachtet und bemerkt, dass sie beim vierten Punkt kurz gezuckt hatte. Ich blickte sie weiterhin an und wartete auf ihre Reaktion.

Diese lies auch nicht lange auf sich warten und sie brüllte los: „Du schwuler Abschaum, du bist nicht mehr mein Sohn, ich will dich nie wieder sehen. Meinetwegen kannst du auf dem Straßenstrich verrecken, ich würde dir keine Träne nachweinen. Geh mir aus den Augen und deinen Ausbildungsvertrag werde ich auf keinen Fall unterschreiben.“

Sie hatte so laut gebrüllt, dass Severin erschrocken aus dem Spielezimmer in die Lobby kam und mich verwundert anschaute. Auch aus dem Speisesaal und den anderen Gemeinschaftsräumen kamen einige der Kids in die Lobby und wollten das Schauspiel erleben.

Bevor ich etwas sagen konnte, sagte Peter Burgmeister mit lauter Stimme: „Genau das ist der Grund, warum ich lieber auf dem Gutshof leben möchte. Es gibt dort Menschen, die einen so akzeptieren, wie man ist. Hier wird keiner verurteilt, weil er schwul, lesbisch, bisexuell oder ein Flüchtling ist. Ich wusste doch dass ihr mich hassen werdet, wenn ich vor euch meine Gefühle ausbreiten würde.“

Severin hatte sich zu Peter gestellt und schaute Frau Burgmeister an, bevor er sie fragte: „Ist das alles, was sie noch für ihren Sohn übrighaben, dass sie ihm den Tod wünschen, nur weil er sich mehr für Jungs interessiert? Sie sollten sich schämen, mit dieser Einstellung im einundzwanzigsten Jahrhundert zu leben.“

Immer mehr Schaulustige sammelten sich in der Lobby. Inzwischen waren auch einige Eltern hinzugekommen, die gerade ihre Söhne und Töchter abholen wollten. Plötzlich stand David neben mir und meinte, er habe alles mitbekommen und Barbara angerufen. Ihr Eingreifen hier ist dringend erforderlich. Sie kommt so schnell wie möglich und bringt gleich Verstärkung mit.

Frau Burgmeister brüllte Severin an: „Sie sind wohl der Stecher meines Sohnes, weil sie sich schützend vor ihn stellen. Solches Gesindel wie sie und mein Sohn wurden zu Adolfs Zeiten einfach vergast. Schade, dass das heute nicht mehr möglich ist. Ich werde sie auf alle Fälle anzeigen wegen Verführung eines Minderjährigen. Sie sollten sich schämen, in aller Öffentlichkeit ihre schwulen Gelüste zur Schau zu stellen.“

Ich sah, dass Severin kurz vor dem Explodieren war und bat ihn, sich mit weiteren Äußerungen gegenüber Frau Burgmeister zurückzuhalten. Es gäbe genug Zeugen für die geäußerten Unterstellungen. Er schaute mich dankbar an und so versuchte ich die Lage wieder in den Griff zu bekommen.

Ich schaute Frau Burgmeister an und klärte sie auf: „Severin ist sicher nicht an ihrem Sohn interessiert. Er hat sich nur schützend vor ihren Sohn gestellt, weil er als Sozialarbeiter und Betreuer der Kids des Münchner Kinderheims gesetzlich verpflichtet ist Minderjährige vor Schaden zu bewahren. Sie sollte vorsichtig mit ihren Äußerungen umgehen, die sie von sich geben, denn im Streitfall würden sich solche Äußerungen negativ bei Gericht auswirken.“

Sie lachte und meinte wieder laut brüllend zu mir: „Noch so ein Kinderficker, der versucht mich einzulullen und mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich werde jetzt die Bullen rufen und sie sollen euch sofort verhaften und nach Möglichkeit lebenslang in einer geschlossenen Anstalt unterbringen, bis ein neuer Adolf an die Macht kommt und euch alle vergast.“

Ich lachte sie an und erwiderte: „Sie können sich ihre Mühe ersparen. Drehen sie sich einfach um, die Herren von der Polizei stehen bereits direkt hinter ihnen.“

Sie drehte sich um und wollte schon loslegen, als ihr der ältere der beiden Polizisten erklärte: „Sie brauchen uns nichts erklären. Wir haben alles mitgehört. Herr Maurer, wir wurden von Frau Wegmann vom Jugendamt in Rosenheim informiert, dass hier eine weibliche Person randalieren soll. Handelt es sich bei dieser Person um Frau Burgmeister? Übrigens, Frau Wegmann wird in den nächsten Minuten ebenfalls hier eintreffen.“

Er wandte sich an Frau Burgmeister und sagt: „Ihre letzten Äußerungen, die sie in unserer Anwesenheit von sich gegeben haben, beinhalten neben Beamtenbeleidigung und persönlichen Beleidigungen auch jede Menge rechtsradikales Gedankengut. Sie sind vorläufig festgenommen.“

Ich sah, dass Barbara gerade das Jugendhotel betrat und wollte ihr zuwinken, als Frau Burgmeister erneut zu brüllen anfing: „Ihr Scheißbullen wollt mich wohl verarschen! Wagt es nicht mich festzunehmen. Ich bin die Gattin des Oberstaatsanwalts Erwin Burgmeister, ihr könnt mir überhaupt nichts anhängen und mich schon gar nicht vorläufig festnehmen.“

Ihr Sohn trat hinter Severin hervor und sagte zu ihr: „Mama, da liegst du völlig daneben. So wie du dich in den letzten zwanzig Minuten aufgeführt hat, bleibt den beiden Polizisten keine andere Wahl als dich festzunehmen. Ich habe deshalb in der Zwischenzeit kurz mit Papa telefoniert und ihm von deinem Wutausbruch berichtet. Er ist unterwegs hierher und will weitere Beamte mitbringen. Mach es bitte nicht schlimmer, als es schon ist.“

Sie wollte auf ihren Sohn losgehen. Der jüngere der beiden Polizisten hatte wohl so etwas erwartet, packte ihren Arm und bog ihn auf ihren Rücken. Die Beamten legten ihr Handschellen an, so dass sie nicht mehr handgreiflich werden konnte. Barbara war in der Zwischenzeit bei mir angekommen und fragte, ob bei uns alles in Ordnung wäre.

Ich lachte und sagte: „Dank Davids Anruf bei dir ist zumindest niemand körperlich verletzt worden. Die Äußerungen von Frau Burgmeister waren zwar beleidigend, aber immerhin hat sie im Beisein der Staatsgewalt weiterhin kein Blatt vor den Mund genommen, was ihr direkt zum Verhängnis wurde.

Das Einzige was mich daran stört, ist die Tatsache, dass die anwesenden Eltern, die ihre Kinder abholen wollten, Zeugen in der Angelegenheit geworden sind und deshalb alle angehört werden müssen. Vor allem kann ich nicht abschätzen, wie ihr Mann, der Oberstaatsanwalt ,in dieser Situation reagieren wird.“

Ich winkte Peter zu mir heran und fragte ihn: „Hast du eine Ahnung wie dein Vater darauf regieren wird, wenn er mit weiteren Leuten in wenigen Minuten eintreffen wird?“

Er schaute Barbara und mich an und sagte: „Ich kann es euch nicht sagen. Noch habe ich meinem Vater nicht gesagt, dass ich schwul oder bisexuell bin. Er wird es jetzt so oder so erfahren und ich habe keine Ahnung wie er reagieren wird.“

Ich sagte zu ihm: „Ich meinte weniger deine persönliche Situation, die können wir im Griff behalten. Es geht um deine Mutter. Wie könnte er wegen ihr reagieren?“

Er überlegte und meinte: „Ich habe keine Ahnung, aber ich vermute es wird ihn schwer treffen, wenn er hört, was hier abgelaufen ist. Dazu der Hintergrund, dass das alles nur geschehen ist, weil ich mich meiner Mutter gegenüber geoutet habe. Wenn er akzeptiert, dass ich eher auf männliche Lebensgefährten gepolt bin, befürchte ich, dass meine Mutter echte Probleme bekommt. Ehrlich gesagt, ich kann nur im Nebel stochern.“

Dennis hatte den beiden Polizisten einen unserer Seminarräume zugewiesen, wohin sie sich mit Frau Burgmeister zurückgezogen. Florian hatte angefangen, mit den Eltern die Gespräche zu führen. Er kam auf mich zu und meinte: „Du solltest dich bei Familie Galanis blicken lassen, ich glaube da ist eine Entscheidung gefallen. Ich ging wieder in den Gruppenraum und entschuldigte mich erst einmal für die Probleme und die Lautstärke, die alles etwas durcheinandergewirbelt hat. Ich hoffte, sie wären mir nicht böse, dass ich mich während ihrer Diskussion zurückgezogen habe und bat sie mir zu erklären, wie sie sich geeinigt haben.

Frau Galanis meinte: „Wir haben uns nach hitziger Diskussion darauf geeinigt, dass Linus nur nach Hause kommt, wenn er sich selbst dafür entscheidet. Wir würden uns zwar freuen, wenn er einmal die Woche nach Hause kommt. Aber es ist kein Muss. Hinzu kommt, dass wir entschieden haben, dass wir uns an den Kosten der Unterbringung beteiligen. Ich finde es sehr gut, dass er hier besser lernen kann für sich selbst verantwortlich zu sein.“

Ich schaute sie etwas ungläubig an und sagte: „Von einer Beteiligung an den Unterbringungskosten war von unserer Seite nie die Rede. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir die Kosten bei den Jugendlichen übernehmen, die beruflich bedingt bei uns untergebracht werden müssen.

Wenn sie sich an den Kosten beteiligen wollen, müsste ich wissen, in welcher Höhe sie sich beteiligen wollen. Dann kann ich veranlassen, dass sie von uns einen Vertrag für die anteilige Beteiligung der Erziehungsberechtigten an der Unterbringung des Auszubildenden ausgefertigt bekommen.“

Linus Vater meinte: „Wir von unserer Seite würden uns mit etwa der Hälfte der ortsüblichen Nettomiete für ein Appartement beteiligen. Ich rechne damit, dass wir dabei auf eine Summe von maximal dreihundert Euro monatlich kommen werden. Hier sind die drei Ausfertigungen des unterschriebenen Ausbildungsvertrages. Den Unterbringungsvertrag übersenden wir ihnen zusammen mit dem Vertrag über unsere Beteiligung an der Unterbringung.“

Ich schaute ihn an und meinte: „Gut, damit können wir das Ausbildungsverhältnis in den nächsten Tagen bereits bei der IHK anmelden. Sie bekommen von uns ein Exemplar zugeschickt, wenn alle Unterschriften vorliegen. Ein Vertragsexemplar bleibt bei der IHK, ein weiteres gehört zu unseren Ausbildungsunterlagen. Ich kann ihnen bereits zusichern, dass die Hälfte der Nettomiete unter der von ihnen genannten Summe bleiben wird, da die Stiftung für diese Wohnungen keinen Gewinn erwirtschaften muss und deshalb preiswerter sein kann als die ortsübliche Miete.“

Die drei verabschiedeten sich und Linus flüsterte mir zu, dass er sich bei mir melden würde, wenn erneut Probleme auftauchen würden. Ich begleitete sie bis zum Ausgang und wünschte ihnen noch eine gute Heimfahrt.

Einer der Beamten fragte mich, wieso ich die drei Personen nicht extra registriert habe als Zeugen des Vorfalls. Ich erklärte ihm: „Familie Galanis war in einem der Gruppenräume und sie haben dort ihre eigenen Probleme lautstark in Italienisch diskutiert, sie haben von dem Geschehen in der Hotelhalle nicht viel mitbekommen.“

Der junge Polizeibeamte näherte sich mir mit einem geschätzt fünfundvierzig Jahre alten Herrn mit Anzug. Er stellte ihn mir als Erwin Burgmeister, Oberstaatsanwalt, vor. Ich begrüßte ihn und meinte zu ihm: „Unangenehme Situation, in der wir uns kennenlernen.“

Er grinste und meinte: „Ist leider nicht das erste Mal, dass meine Frau mich in eine unangenehme Lage bringt. Aber mit dem, was ich bisher erfahren habe, hat sie sich heute so danebenbenommen, dass selbst ich ihr vermutlich nicht mehr helfen kann.“

Ich schaute ihn ernst an und fragte, ob es möglich wäre, dass wir beide mit seinem Sohn ein klärendes Sechs-Augen-Gespräch führen können. Er schaute mich an und meinte: „Ich habe bereits mit meinem Sohn Peter gesprochen. Er hat mir ausführlich erklärt, warum seine Mutter so ausgetickt ist. Ich kann nicht verstehen, wo bei meiner Frau das Problem liegt. Für mich ist es kein Problem, dass mein Sohn schwul oder bisexuell ist. Ich darf als Oberstaatsanwalt gar keine solchen Einstellungen haben, sonst könnte ich in entsprechenden Verfahren als befangen abgelehnt werden.“

Ich atmete erleichtert auf, bevor er erklärte: „Ich würde trotzdem gern mit ihnen und meinem Sohn ein Gespräch führen, bei dem wir uns abstimmen, wie es mit Peter vorläufig weitergehen kann. Und bis geklärt ist, was langfristig mit meiner Frau wird.“

Wir holten seinen Sohn Peter zu dem Gespräch und gingen ins Büro unserer Sozialarbeiter, da wir uns dort ungestört unterhalten konnten. Wir hatten uns in die kleine Besprechungsecke gesetzt und Herr Burgmeister erklärte: „Herr Maurer, ich bin mir nicht sicher, ob ich meinen Sohn unter den derzeitigen Voraussetzungen mit nach Hause nehmen kann. Frau Wegmann vom Jugendamt hat mir angeboten, Peter vorübergehend in einem Kinderheim unterzubringen. Ich kann mich mit diesem Angebot nicht anfreunden und würde ihn lieber privat irgendwo unterbringen bis geklärt ist, was mit meiner Frau geschieht.“

Er schaute seinen Sohn an und fragte ihn: „Wüsstest du eine Möglichkeit, wo du für ein paar Tage unter schlüpfen könntest, bis etwas Gras über diese Sache gewachsen ist? Bei einem deiner Freunde, wäre vielleicht da irgendwo eine Möglichkeit?“

Peter schaute mich verzweifelt an und antwortete: „Ich will weder in ein Kinderheim noch irgendwo bei Freunden untergebracht werden. Am liebsten würde ich hier auf dem Gutshof bleiben. Eventuell kann ich mir noch vorstellen bei meinen Großeltern für ein paar Tage zu bleiben.“

Herr Burgmeister schaute seinen Sohn an und erklärte: „Das mit deinen Großeltern ist keine so gute Idee. Ihr rechtsradikales Gedankengut wurde deiner Mutter von deinem Großvater eingetrichtert, da brauchst du dich vorerst nicht blicken lassen.“

Diesmal schaute er mich an bevor er fragte: „Herr Maurer, haben sie die Möglichkeit meinen Sohn für die nächsten Tage irgendwo auf dem Gutshof unterzubringen?“

Peter strahlte mich an, als sein Vater diese Frage stellte. Ich überlegte lange bevor ich antwortete: „Meine Möglichkeiten sind aktuell etwas eingeschränkt, ein oder zwei Chancen sehe ich eventuell noch. Bei Jonas und Tim im Verwalterhaus sehe ich eine Möglichkeit. Du müsstest dir aber das Zimmer mit Richy teilen. Bei meinem Sohn sind derzeit Mario und Pit untergebracht, dort könntest du dir vielleicht das Zimmer mit Pit teilen. Du könntest jedoch auch bis zum Ende der Weihnachtsferien hier im Gesindehaus bleiben. Nach den Ferien sind wir wieder voll ausgebucht mit Schulklassen und ihren Lehrern. Hier hättest du bis zum sechsten Januar auch noch die Kids aus dem Münchner Kinderheim.“

Dann wandte ich mich wieder an Herrn Burgmeister: „Die wichtigste Frage dabei bleibt für mich erst einmal, was verstehen sie unter ein paar Tage? Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob es wirklich nur mit ein paar Tagen abgetan sein wird. Ihr Sohn hat erklärt, dass sie ihn nerven und er mit achtzehn ausziehen soll, da er ihnen schon lange genug auf der Tasche gelegen habe. Ihre Frau hat es etwas dramatischer formuliert. Sie hat vor allen Anwesenden lautstark erklärt, dass sie ihren Sohn nie wieder sehen will. Ich denke also, mit ein paar Tagen wird es dabei nicht getan sein. Peter braucht eine langfristige Lösung, wie es mit ihm weitergehen soll. Der Vorschlag von Frau Wegmann zielt genau in Richtung einer dauerhaften Unterbringung ihres Sohnes.“

Überrascht schaute er mich an und erklärte: „So hatte ich das aber nicht verstanden, als sie mir erklärte, dass mein Sohn am besten vorübergehend in einem Kinderheim untergebracht werden soll.“

Ich lachte und meinte: „Das Jugendamt spricht immer erst einmal von vorläufiger Unterbringung, denn am Ende muss in den meisten Fällen das Familiengericht entscheiden. Ich denke, wir sollten zuerst mit Barbara besprechen, ob sie einer Unterbringung im Gutshof zustimmen kann, bevor wir klären, wo er bei uns untergebracht werden könnte.“

Wir gingen zurück in die Hotelhalle, wo inzwischen wieder Ruhe eingekehrt war. Die meisten Eltern hatten mit ihren Mädchen und Jungs bereits das Haus verlassen. Als Geralds Eltern mich entdeckten kamen sie auf mich zu und fragten, wann wir unser Gespräch führen könnten, sie müssten so langsam wieder auf ihren Hof zurück. Ich meinte, entweder sofort oder wir verschieben auf einen anderen Tag.

Der Seminarraum war inzwischen wieder frei und ich ging mit Gerald und seinen Eltern dorthin. Florian folgte uns und meinte, wenn es noch Fragen geben sollte, er würde uns alles erklären. Herr Eckmüller meinte: „Ich habe den Vertrag gelesen, auch wegen der Unterbringung. Von unserer Seite gibt es dazu keine Fragen. Wir wollten uns hauptsächlich bei Herrn Maurer dafür bedanken, dass er unserem Sohn, trotz meines Fehlverhaltens die Chance gibt, am Gutshof eine grundsolide Ausbildung in biologischer Landwirtschaft zu bekommen. Die Verträge haben wir bereits unterschrieben. Unser Sohn hat den Ausbildungsvertrag ebenfalls unterzeichnet. Wann kann mein Sohn sein Appartement beziehen? Ich vermute, das wird sicher einige Tage vor Ausbildungsbeginn sein.“

Ich meinte dazu: „Wir werden sie auf alle Fälle vom genauen Datum noch schriftlich in Kenntnis setzen. Da in dem Zeitraum voraussichtlich achtzehn bis zwanzig Jugendliche hier einziehen werden, ist es besser, sie kommen nicht alle auf einmal. Die Termine werden so angesetzt, dass für jeden mindestens zwei oder drei Tage zur Eingewöhnung der Abläufe bleiben.“

Gerald lachte und ärgerte seinen Vater: „Du kannst es wohl gar nicht mehr erwarten, bis ich vorübergehend von zu Hause ausziehe, damit du in meiner Abwesenheit endlich die Hütte umbauen und neuen Wohnraum schaffen kannst. Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich während der Ausbildung nicht regelmäßig zuhause auftauchen werde. Sonst muss ich am Ende meine Wäsche selbst waschen.“

Geralds Mutter meinte: „Wenn du schon die Möglichkeit hast, deine Wäsche selbst zu waschen, macht es meines Erachtens mehr Sinn, wenn du lernst welche Aufgaben in einem eigenen Haushalt anfallen. Dazu gehört mit Sicherheit Staubsaugen, Kochen und Waschen. Zu mir brauchst du deine Schmutzwäsche nicht mitbringen.“

Ich lachte und erklärte: „Liebe Familie Eckmüller, ich danke für diese Erkenntnisse. Florian, wir sollten für alle Hausbewohner eine Einweisung durchführen. Themen sind dann, wie Wäsche gewaschen wird, wie mit einem Staubsauger die Wohnung gereinigt wird oder wie Betten zu beziehen sind. Wobei, ich fürchte, dass die Heimkinder in der Beziehung unseren sonstigen Hausbewohner einiges voraushaben werden. Für sie gehört das ab einem gewissen Alter dazu, dass sie sich in ihrer Gruppe mit einbringen.“

Geralds Mutter fragte: „Was war bei euch heute Vormittag eigentlich los, wir sind richtig erschrocken, als wir hier ankamen und so viele Polizeifahrzeuge gesehen haben.“

Ich erklärte: „Wir hatten nur eine Mutter, die komplett ausgetickt ist, als ihr der eigene Sohn in unserem Beisein erklärte, dass er schwul oder bisexuell sei und sich derzeit eher von Jungs angezogen fühlt. Sie beschimpfte ihn aufs Übelste und als sie fast handgreiflich werden wollte und der Betreuer der Münchner Heimkinder dazwischenging, unterstellte sie ihm das er sich an kleinen Kindern und möglicherweise an ihrem Sohn vergriffen habe. Mein Adoptivsohn David hatte inzwischen die Mitarbeiterin des Jugendamts informiert und sie schickte sofort die Polizei vorbei, ehe sie selbst hier auftauchte. Die Beamten wurden von ihr ebenfalls beleidigt. Peinlich dabei ist nur die Tatsache, dass es sich dabei um die Gattin von Erwin Burgmeister, dem Oberstaatsanwalt, handelt. Er ist jetzt auch hier, um zu retten, was zu retten möglich ist. Nur fürchte ich, ungeschoren wird seine Gattin nicht davonkommen. Ihr Sohn will nicht mehr zuhause leben, da sie ihm erklärt hat sie will ihn nie wieder sehen. Entweder er kommt in ein Kinderheim oder wir können ihn hier am Gutshof unterbringen. Ich werde gleich ein Gespräch mit der Mitarbeiterin vom Jugendamt, dem Vater und dem Sohn führen, ob das Jugendamt einer Unterbringung am Gutshof seine Zustimmung geben kann.“

Geralds Mutter meinte, dann sollten wir Herrn Maurer nicht länger aufhalten. Bei uns ist alles geklärt und wir sollten uns langsam auf den Heimweg machen. Wir haben noch jede Menge Arbeit, die auf uns wartet. Sie verabschiedeten sich und traten mit ihrem Sohn den Heimweg an.

Ich suchte Barbara und ging mit ihr zu Herrn Burgmeister und seinem Sohn. Herr Burgmeister wollte, dass wir zu diesem Gespräch wieder in das Büro gehen sollten, da er nicht will, dass alles in der Öffentlichkeit breitgetreten wird. Wir setzten uns wieder in die Besprechungsecke und Barbara fragte Herrn Burgmeister, ob er und sein Sohn eine Entscheidung gefällt hätten, wie es vorläufig weitergehen soll.

Der Oberstaatsanwalt erklärte Barbara: „Wir konnten keine endgültige Entscheidung treffen. Ich will nicht, dass Peter in ein Kinderheim kommt. Wir haben Herrn Maurer gefragt, ob ich meinen Sohn vorläufig am Gutshof unterbringen kann. Er hat gemeint, er hätte noch ein oder zwei Möglichkeiten, würde aber erst mit ihnen alles klären wollen.“

Barbara schaute ihn an und erklärte: „Mit dem, was ihre Frau hier abgeliefert hat, hat sie den Staat auf den Plan gerufen. Vorerst ist ihr das Umgangsrecht mit ihrem Sohn untersagt. Ich habe ihnen eigentlich keinen Vorschlag gemacht. Vom Amts wegen muss ich ihren Sohn in staatliche Obhut nehmen. Ich bin auch kein Fan davon, Jugendliche in diesem Alter in einem Kinderheim unterzubringen. Deshalb mein Angebot, sie sollten sich eine Alternative überlegen, mit der sie und ihr Sohn leben können und die vom Jugendamt akzeptiert werden kann. Mit der von ihnen angesprochenen Unterbringung ihres Sohnes am Gutshof, haben sie einen Vorschlag unterbreitet, der vom Jugendamt angenommen werden kann, solange sie kooperativ mitarbeiten. Peter, du und Thomas seid bei uns als Pflegeeltern registriert. Wenn ihr zustimmt, wird das Jugendamt euch die vorübergehende Pflegschaft übertragen.

Herr Burgmeister, sie können ihren Sohn, nach Voranmeldung beim Jugendamt, jederzeit auf dem Gutshof besuchen. Ihrer Frau sind jedoch alle Besuche untersagt. Ihr Sohn kann entweder heute oder morgen seine persönlichen Sachen abholen, die er in nächster Zeit benötigt. Er wird hierzu von zwei Polizeibeamten und entweder Peter oder Thomas begleitet.“

Ich meinte, dass wir den Kreis kurz um zwei Personen erweitern sollten, damit Thomas seine Zustimmung zur Pflegschaft geben kann und ich würde auch Richard, genannt Richy, dazu holen, da ihr Sohn sich mit ihm das Zimmer teilen muss. Ich werde kurz mit Thomas telefonieren und Richard holen. Ich stand auf und verließ den Raum, und wollte mit Thomas telefonieren. Ich hörte sein Telefon in unmittelbarer Nähe und legt wieder auf. Als ich mich umdrehte stand er hinter mir und meinte: „Warum hast du gerade versucht mich anzurufen.“

Ich antwortete ihm: „Ich brauche dich gleich für eine Entscheidung im Büro unserer Sozialarbeiter, aber dazu brauche ich auch Richy. Hast du ihn zufälligerweise in den letzten Minuten hier irgendwo gesehen.“

Thomas meinte, er hätte ihn vor wenigen Minuten an der Rezeption gesehen, wie er Dennis und Florian geholfen hat. Ich ging zur Rezeption und bat Richy, Thomas und mich ins Büro der Sozialarbeiter zu begleiten, da wir gleich etwas zu klären hätten. Er schaute mich verwundert an und so erklärte ich: „Keine Angst, du hast keinen Fehler gemacht. Es geht um Piet, und da brauche ich deine Hilfe.“

Wir gingen zurück ins Büro, wo Barbara, Peter und sein Vater auf uns warteten und sich unterhielten. Wir holten die beiden Bürostühle und setzten uns zu ihnen in die Besprechungsecke. Ich bat Barbara kurz zu erklären, warum wir hier zusammengekommen sind.

Sie informierte uns: „Thomas, ich kenne nicht deinen Wissensstand, über das, was sich heute Vormittag hier im Haus abgespielt hat. Ich gehe zumindest davon aus, dass du von den Jungs die wichtigsten Informationen erhalten hast.“

Da Thomas nickte, sprach Barbara weiter: „Frau Burgmeister hat dabei erklärt, dass sie ihren Sohn nie wieder sehen will, weil er schwul oder bisexuell ist. Sie wurde von den Beamten der Polizei in Gewahrsam genommen und ich habe ihr und Herrn Burgmeister erklärt, dass ihr das Umgangsrecht mit ihrem Sohn untersagt ist.

Da wir nicht wissen, wie lange Frau Burgmeister von der Polizei festgehalten wird, habe ich angekündigt, dass Peter, oder wie ihr in nennt, Piet, vorübergehend in einem Kinderheim untergebracht wird. Herr Burgmeister war der Meinung, dass das keine gute Lösung sei. Ich gab ihm die Chance mit seinem Sohn nach einer anderen Lösung zu suchen.

Die beiden haben vorher erklärt, dass innerhalb der Familie keiner zu Verfügung steht, wo Piet unterkommen könne. Sie haben sich mit Peter besprochen und bei ihm angefragt, ob Piet für einige Zeit auf dem Gutshof unterkommen könne. Nachdem Peter meinte, es gäbe ein oder zwei Möglichkeiten, wo er untergebracht werden könne, habe ich ihm eine vorläufige Zusage erteilt.

Peter wollte vorher jedoch mit den Betroffenen besprechen, ob sie bei der Angelegenheit mitwirken wollen. Deshalb sitzen wir jetzt hier. Er kann auf dem Gutshof bleiben, wenn ihr ,Thomas und dein Peter, als Pflegeeltern eingesetzt werden. Es hängt jetzt auch von deiner Zustimmung ab. Richy, du bist der zweite Baustein, für einen Verbleiben auf dem Gutshof. Könntest du dir vorstellen, dass du dir dein Zimmer im Verwalterhaus bis auf weiteres mit Piet teilen kannst und das auch möchtest. Nur wenn von euch Beiden zugestimmt wird, steht einem Verbleib auf dem Gutshof nichts mehr im Weg. Wenn es von euch noch Fragen gibt, Peter, aber auch ich, werden sie euch beantworten.“

Thomas schaute in die Runde und sagte zu Piet: „Dir ist schon klar, was das für dich bedeutet, wenn Peter und ich deine Pflegeeltern werden, auch wenn es nur von vorübergehender Dauer sein könnte. Wenn nicht, dann sollte dir Barbara sehr ausführlich erklären, was es bedeutet in einer Pflegefamilie untergebracht zu werden. Deine Eltern haben in dieser Zeit kein Recht über deinen Aufenthaltsort zu bestimmen, noch können sie dir etwas verbieten oder erlauben.“

Piet schaute erst Thomas, danach Barbara an und meinte: „Wenn ich ehrlich sein soll, ich habe keinen blassen Schimmer, was das bedeutet. Ich war der Meinung, auch wenn ich am Gutshof wohne, ist mein Vater weiterhin der Erziehungsberechtigte. Papa, kannst du mir bestätigen, dass Thomas mich nicht an geschummelt hat, damit ich meine Entscheidung überdenke.

Herr Burgmeister erklärte: „Peter, das ist gesetzlich so geregelt. Ab dem Zeitpunkt, wenn du unter staatlicher Vormundschaft stehst, verlieren die Eltern ihre Rechte über dich zu bestimmen, bis diese Vormundschaft wieder aufgehoben wird. Es gibt die Möglichkeit, dass deine Eltern sich mit einbringen können, was im Fall deiner Mutter durch das Umgangsverbot aufgehoben wird.“

Piet schaute ungläubig in die Runde und Barbara erklärte: „Könntet ihr das vielleicht so erklären, dass Piet das auch versteht, ohne gleich in Juristendeutsch zu versinken. Piet, um es einfach zu formulieren, wenn du am Gutshof bei Peter und Thomas bleibst, übernehmen die Beiden ab dem Zeitpunkt die gleichen Rechte wie deine Eltern bisher.

Der einzige Unterschied dabei ist, dass das Jugendamt gelegentlich überprüft, wo du untergebracht bist und dabei nicht verwahrlost, so wie wir das bei Richy machen. Nur hat er keine Pflegeeltern, sondern wird direkt durch das Jugendamt betreut. In diesem Fall übernehmen die beiden Sozialarbeiter vor Ort diese Aufgabe in unserem Auftrag.“

Richy grinste und sagte zu Piet: „Keine Angst, wenn Michael oder Marion bei mir kontrollieren, ist das meist nur ein Gespräch, ob aus meiner Sicht alles so weit in Ordnung ist. Bis zu meiner Volljährigkeit werden von ihnen auch alle Dokumente als Erziehungsberechtigte unterschrieben, in deinem Fall würden das Peter oder Thomas übernehmen. Ich für meinen Teil bin es vom Kinderheim her gewohnt mir ein Zimmer zu teilen. Wenn du dich dafür entscheidest am Gutshof zu bleiben, bist du bei mir herzlich willkommen. Spätestens im Sommer ziehe ich in eine der neuen Jugendwohnungen um und dann hast du ein Zimmer für dich allein, bis vielleicht ein neuer Junge vom Jugendamt bei Peter und Thomas untergebracht wird. Im Verwalterhaus zu leben bedeutet, eher in einer Wohngemeinschaft zu sein. Du solltest dir zumindest verinnerlichen, dass im Haushalt deine Mithilfe gefragt ist. Die Wäsche wird als Beispiel gemeinsam gewaschen, wir machen in kleineren Gruppen am Wochenende das gemeinsame Frühstück oder Mittagessen. Bevor ich es vergesse, du bekommst in den nächsten Tagen noch einen jüngeren Pflegebruder, der im Zimmer neben uns einziehen wird.“

Immerhin hatte Richy damit bereits bekundet, dass er kein Problem darin sieht, wenn Piet bei ihm einziehen würde. Jetzt war im Grunde genommen nur noch die offizielle Zustimmung von Thomas erforderlich. Eigentlich nur eine Formsache, da Thomas und ich immer bereit waren, schwule Jugendliche bei ihren Problemen zu unterstützen. Dass er in nächster Zeit nicht das einzige Pflegekind sein würde, hat Richy bereits angedeutet.

Barbara schaute jetzt zu Thomas und bat ihn, seine Meinung zu vertreten. Thomas antwortete: „Barbara, du weißt genau, dass du immer auf Peter und mich zählen kannst, wenn schwule Jugendliche Hilfe brauchen. Wenn Peter dir bereits eine Zusage gegeben hat, dann gibt er sie nicht nur in seinem Namen. Ich bin automatisch immer dabei, wozu sind wir denn letztendlich verheiratet.“

Barbara grinste und wollte schon etwas sagen, ich fragte deshalb: „Barbara siehst du ein Problem darin, wenn Piet im Sommer ebenfalls in eines der Appartements für die Jugendlichen umzieht, denn zu dem Zeitpunkt tritt er seinen Ausbildungsplatz als Forstwirt bei uns an. Diese Frage unter der Voraussetzung, dass Piet zu diesem Zeitpunkt noch bei uns in der Pflegefamilie lebt.“

Jetzt schaute sie mich etwas verblüfft an und antwortete: „Wieso sollte ich? Es ist die Entscheidung der Eltern oder der Pflegeeltern, wo ihr Kind während der Ausbildung untergebracht ist. Da damit geklärt ist, dass Piet auf dem Gutshof unterkommt. Jetzt gilt es nur noch zu klären, wie er an seine persönlichen Dinge kommt. Ich hatte vorgeschlagen heute oder morgen, fahren Thomas und Piet mit Unterstützung durch die Polizei nach Hause und holt dort seine Sachen ab. Die Polizeibegleitung kann unterbleiben, solange sich Frau Burgmeister noch in Polizeigewahrsam befindet. Peter, habt ihr Umzugskartons, in die Piets Sachen verpackt werden können, oder soll ich vom Jugendamt Kartons bereitstellen lassen?“

Ich lachte und meinte: „Kartons haben wir genügend von den bisherigen Umzügen im Keller des Gutshauses gelagert, das sollte kein Problem sein. Piet, was glaubst du wie viele Kartons wirst du brauchen für Bekleidung, Schulsachen und sonstiges wie CDs oder Bücher.“

Richy mischte sich ein und erklärte: „Wenn wir den Umzug heute machen, können wir einen der Kleintransporter der Gärtnerei nutzen, in dem haben mindestens zehn oder sogar mehr Umzugskartons ihren Platz. Ich würde Piet auch helfen beim Einpacken und Schleppen der Kartons. Vielleicht können statt Thomas auch Jonas und Tim mitfahren.“

Da ich nur nickte, zückte Richy sein Smartphone und schickte Manuel eine Nachricht. Barbara wandte sich an Herrn Burgmeister und fragte: „Ich hoffe sie können mit der angebotenen Lösung leben. Wenn sich eine Änderung der Situation ergibt, die eine Rückkehr von Piet in ihre Familie zulässt, setzen wir uns erneut zusammen um nach Prüfung der Fakten eine neue Entscheidung treffen.“

Er nickte und sagte: „Vorerst ist es auf alle Fälle die vernünftigste Lösung für alle Beteiligten. Ich bedauere sehr, dass durch das Verhalten meiner Frau überhaupt eine solche Maßnahme notwendig wurde. Ich bin damit einverstanden, Peters Sachen noch heute aus dem Haus zu schaffen, solange meine Frau noch in Polizeigewahrsam ist. Damit bleibt uns zumindest zuhause ein größeres Polizeiaufgebot erspart. Für die Medien wäre das ein hervorragender Aufhänger für eine Schlagzeile, die vielleicht so lauten könnte, „Haus des Oberstaatsanwalts von Polizisten durchsucht“ und das kann ich im Moment sicher nicht gebrauchen.“

Bevor er zu Ende gesprochen hatte, klopfte es bereits an der Tür und Richy rief frech herein. Manuel trat ins Büro und sein erster Kommentar dazu war: „Krisensitzung und ich habe eine Einladung dazu bekommen. Für wen muss ich die Kastanien aus dem Feuer holen?“

Mit Ausnahme von Herrn Burgmeister lachten wir alle herzlich über seine Begrüßung. Richy erklärte ihm frech: „Du darfst für meinen und euren neuen Mitbewohner die Kartoffeln aus dem Feuer holen. Piet zieht mit sofortiger Wirkung bei mir ein. Keine Sorge, ich bin nicht etwa plötzlich schwul geworden. Heute Vormittag gab es hier im Gesindehaus reichlich Stress mit Piets Mutter, die ihren Sohn nie wieder sehen will, weil er sich als schwul oder bisexuell bei ihr geoutet hat. Peter und Barbara haben beschlossen ihn auf dem Gutshof unterzubringen. Thomas und Peter wurden als seine Pflegeeltern eingesetzt. Es geht jetzt darum, möglichst kurzfristig zu Piets bisherigem Zuhause zu fahren und seine Sachen auf den Gutshof zu bringen. Ich habe vorgeschlagen, dass wir mit einem der Kleintransporter der Gärtnerei die Sachen noch im Laufe des Nachmittags abholen, bevor seine Mutter wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen wird und möglicherweise wieder handgreiflich werden kann.

Wenn wir mit dem Transporter und einem Auto fahren, könnten vielleicht Jonas und Tim mitkommen und die Sache beschleunigen. Zu sechst sollten wir das Einpacken innerhalb einer oder eineinhalb Stunde erledigt haben.“

Ich meinte dazu: „Jetzt keinen auf Hektik machen, wir werden erst mal gemeinsam etwas zu Mittag essen und danach könnt ihr sofort losfahren. Ihr solltet nur die Umzugskartons bereits vorher in den Lieferwagen einladen. Bei der Gelegenheit solltet ihr schon mal den Koffer von Piet ins Verwalterhaus mitnehmen und in eurem Zimmer unterstellen. Er kann sich dann auch kurz sein neues Zuhause ansehen. Wir sehen uns in zwanzig Minuten im Speisesaal.“

Nachdem die Jüngeren das Büro verlassen hatten, sagte ich zu Barbara: „Gibt es noch etwas, was du Herrn Burgmeister sagen willst, das du mit Rücksicht auf die Jungs vorher nicht angesprochen hast.“

Sie schaute mich an erklärte: „Eigentlich schon, aber das wird ihm sicher nicht gefallen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Piet bis zu seiner Volljährigkeit in die Familie zurückkommen wird. Eine Chance hätte er nur wenn sie sich von seiner Frau trennen würden. Menschen ihres Kalibers, die durch und durch rechtsradikal sind, können sehr schwer von ihrer Einstellung abgebracht werden. Wenn sie mit ihrer Frau zusammenbleiben wollen, wird ihm kein Gericht in Deutschland ihren Sohn in die Familie zurückschicken. Sie können sich nur entweder für ihren Sohn oder für ihre Frau entscheiden. In letzterem Fall werden sie sich damit abfinden müssen, dass sie sich mit ihrem Sohn nur dann privat treffen können, wenn ihre Frau nicht dabei ist. Ich denke aber, dass ihnen, Herr Burgmeister, das durchaus bewusst ist. Als Oberstaatsanwalt haben sie oft genug mit rechtsradikalen Straftätern zu tun.“

Er schaute sie an und meinte: „Danke, Frau Wegmann, dass sie dieses Thema nicht im Beisein der Jungs angesprochen haben. Mir ist schon bewusst, dass ich meinen Sohn in Zukunft nicht so häufig sehen werde. Noch habe ich mich nicht entschieden, aber über eine Trennung von meiner Frau habe ich bereits nachgedacht. Die Entscheidung fällt mir nicht leicht, weil ich damit meine Karriere aufs Spiel setzen würde. Genau genommen muss ich mich entscheiden zwischen Ehe und Karriere oder meinem Sohn und einem Karriereende. Wenn mein Sohn noch einige Jahre jünger wäre, würde meine Entscheidung eindeutig zu seinen Gunsten ausfallen. Mit seinen knapp sechzehn Jahren und fünf Monaten muss ich berücksichtigen, dass er ohnehin spätestens nach Abschluss seiner Ausbildung von zu Hause ausziehen wird. Ich hätte sogar einer Lösung zugestimmt, dass mein Sohn mit Ausbildungsbeginn in eine Jugendwohnung, so wie sie hier angeboten wird, umziehen kann. Durch die heutige Aktion meiner Frau wurde mir die Möglichkeit genommen, selbst Entscheidungen zu treffen.“

Thomas schaute auf die Uhr und meinte: „Unsere zwanzig Minuten sind fast abgelaufen, wir sollten langsam nach den Jungs schauen. Herr Burgmeister, sie fahren doch sicher nachher mit den Jungs zu ihrem Haus und unterstützen die Jungs bei der Räumaktion?“

Er schaute uns an und meinte: „Peter hat einen Schlüssel. Helfen kann ich den Jungs ja doch nicht. Ich wollte direkt zur Polizeistation fahren und klären, wie es mit meiner Frau weitergeht. Vor allem will ich wissen, wie lange sie noch im Polizeigewahrsam bleibt.“

Piet, Richy und die vier Jungs aus dem Verwalterhaus betraten die Hotellobby und gemeinsam ging es in den Speisesaal. Wir stellten uns in die Warteschlange an der Essensausgabe. Plötzlich stand Severin neben mir und meinte: „Gut, dass du mich vorher rechtzeitig ausgebremst hast, ich war nahe daran Frau Burgmeister eine Ohrfeige zu geben. Die hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Wie geht es jetzt weiter in der Sache?“

Ich erklärte: „Piet wird vorerst im Gutshof untergebracht. Thomas und ich sind vom Jugendamt als seine Pflegeeltern eingesetzt worden. Du kannst Florian mitteilen, dass er mit seinem Umzug auf den Gutshof einen älteren Pflegebruder bekommt. Richy wird sich zukünftig mit Piet das Zimmer im Verwalterhaus teilen, bis im Sommer die Jugendwohnungen fertig werden.“

Nach dem Mittagessen telefonierte ich mit Mario und fragte, ob es bei ihm Neuigkeiten gäbe. Wir vereinbarten, dass wir uns in einer viertel Stunde in meinem Büro treffen würden.

In dieser Zeit waren die sechs Jungs bereits unterwegs, um Piets Sachen abzuholen. Ich suchte Florian, nein nicht unser zukünftiges Pflegekind, sondern meinen Mitarbeiter für die Auszubildenden. Ich fand ihn an der Rezeption, wo er sich mit Felix und Dennis unterhielt, stellte mich zu ihnen und fragte: „Bei der Abreise der Jugendlichen alles glatt verlaufen oder gab es noch weitere Probleme?“

Dennis grinste und meinte: „Bis auf zwei Jungs sind alle wieder weg, Robert, dessen Eltern erst am Nachmittag kommen und Sebastian, der morgen erst abgeholt wird, sind noch im Haus.“

Florian meinte: „Nach dem kurzen Schock heute morgen war der Rest ein Kinderspiel. Leuten, die nach dir gefragt haben, habe ich erklärt, dass du dich um einen Notfall kümmern müsstest.“

Ich schaute ihn an und sagte: „Ach, weil du das gerade ansprichst. Du kannst für Peter Burgmeister Thomas und mich als Pflegeeltern eintragen. Die offiziellen Papiere bekommst du noch. Ich treffe mich jetzt gleich mit Mario und seinem Bruder. Mal schauen, was da voran geht.“

Florian schaute mich an und meinte: „Bedeutet das, dass Piet ab sofort ebenfalls am Gutshof wohnen wird? Vermute ich jetzt richtig, dass die sechs Musketiere losgezogen sind, um Peters Sachen einzusammeln und alles hierher zum Gutshof bringen?“

Ich grinste und meinte, dass er mit seiner Vermutung richtig liege, ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass es sich um die doppelten Musketiere handeln soll. Ich verabschiedete mich und meinte noch, dass ich die nächste Zeit im Büro mit Mario und Pit sitzen würde.

Zusammen mit Thomas ging ich ins Gutshaus, wo wir im Flur bereits auf Mario und Pit trafen. Ich sperrte mein Büro auf und wir setzten uns in die Besprechungsecke in meinem Büro. Mario meinte: „Bevor ich dir unsere Neuigkeiten erzähle, würden wir gern wissen, was heute Vormittag im Jugendhotel los war. Es war nicht zu überhören, dass innerhalb kürzester Zeit mindestens fünf Polizeifahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn vorgefahren sind. Wir konnten nur beobachten, wie später eine Frau von den Polizisten in Handschellen abgeführt wurde.“

Thomas grinste und meinte: „Das ist eine lange Geschichte. Peter erklärt euch in Kurzform, was abgelaufen ist, sonst kommst du nicht mehr dazu deine Neuigkeiten loszuwerden.“

Ich schaute zuerst Thomas an und sagte: „In Kurzform, interessanter Ansatz, gut ich versuche es. Peter Burgmeister wurde von seiner Mutter abgeholt, ich habe mich kurz mit ihr unterhalten. Peter nutzte die Chance und outete sich bei ihr als schwuler oder bisexueller Sohn. Dabei ist sie vollkommen ausgeflippt und erklärte ihrem Sohn, dass sie ihn nie wieder sehen will. Zusätzlich hat sie rechtsradikales Gedankengut benutzt und erklärt solche Leute gehören vergast. David hat Barbara angerufen und ihr alles geschildert. Ihr, und Peters Vater, den sein Sohn angerufen hatte, haben wir den Großeinsatz der Polizei zu verdanken.

Sie hat die Polizeibeamten beleidigt und weiter herumgetobt, bis sie mit Handschellen ruhiggestellt wurde. Danach ging es in der Hauptsache noch um das Problem, wo Peter untergebracht werden kann, dass Jugendamt hat den Eltern das Sorgerecht vorerst abgesprochen. Peter wird sich mit Richy vorübergehend das Zimmer teilen. Thomas und ich sind als Pflegeeltern bestellt worden.

Manuel und Daniel, Jonas und Tim, sowie Peter und Richy sind jetzt unterwegs, um Peters persönliche Sachen aus dem Haus der Eltern zu holen. Das war’s in Kurzform. Jetzt aber zu euch, was habt ihr für Neuigkeiten für mich.“

Mario schaute mich an und sagte: „Ich habe mit dem Eigentümer, Herrn Grubmüller gesprochen und ihm erklärt, wie du dir die Übernahme der Gärtnerei vorgestellt hast. Er war von deinem Konzept begeistert, da er großen Wert darauflegt, dass der Name der Traditionsgärtnerei erhalten bleibt. Er wollte sich heute noch mit uns treffen. Aufgrund der Probleme im Gesindehaus habe ich mich mit ihm geeinigt, dass wir uns morgen um zehn Uhr in der Gärtnerei treffen. Er ist bereits ausgezogen und wir könnten nach dem Kauf kurzfristig dort einziehen.

Ich habe ihn gefragt, wie viele Mitarbeiter er zuletzt beschäftigt hat. Er meinte, er hatte fünf Mitarbeiter, die aus einem Wohnheim für leicht körperlich und geistig behinderte Menschen stammen und weitere neun Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Er hat mir auch erklärt, dass die fünf Mitarbeiter eine qualitativ hochwertige Arbeit leisten, nur die Arbeitsgeschwindigkeit ist etwas langsamer als bei dem sonstigen Personal.

Von unseren Eltern haben wir bisher nichts gehört. Ich denke, sie werden heute vermutlich zuerst beim Jugendamt gewesen sein und dort erfahren haben, dass ihnen das Sorgerecht vorläufig entzogen wurde und Pit unter der Betreuung des Jugendamtes steht, bis die Frage seiner Ausbildung in seinem Sinne entschieden wurde.

Wobei, wenn Barbara hier am Gutshof war, wird der Termin wegen eines Notfalls gar nicht stattgefunden haben. Vielleicht auch deswegen bisher keine Reaktion von den Beiden.“

Ich fragte: „Wann sollten wir morgen losfahren, wenn wir rechtzeitig dort sein wollen?“

Mario meinte: „Es dürfte reichen, wenn wir gegen neunuhrdreißig hier abfahren. Die reine Fahrzeit wird bei Google Maps mit etwa zwölf Minuten angegeben.“

Thomas meinte: „Hast du ihn gebeten uns die Daten seiner Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen, damit ihr die Mitarbeiter kurzfristig davon informieren könnt, dass ihr sie weiterbeschäftigen wollt, falls es zum Verkauf an euch kommt.“

Dieses Mal grinste Mario und erklärte: „Klar habe ich das bei meinem Gespräch angesprochen und er hat mir erklärt, dass er uns die Unterlagen mitbringen wird und er sie uns aushändigt, wenn wir ihm verbindlich erklären, dass wir die Gärtnerei kaufen wollen. Das erspart uns zumindest, kurzfristig nach neuen Mitarbeitern suchen zu müssen.“

Ich war neugierig und wollte wissen, wie Mario und Pit mit meinem Sohn und seinem Ehepartner zurechtkommen oder ob es Schwierigkeiten in der Wohngemeinschaft gibt. Pit grinste und erklärte: „Die beiden Jungs sind klasse. Sie helfen uns, wo sie können. Wir haben gemeinsam einen Plan entwickelt, wie wir uns in die Wohngemeinschaft einbringen können. Ich habe bereits gelernt, wie man eine Waschmaschine bedient und wie die Wäsche sortiert wird. Morgen werde ich mit Philipp gemeinsam das Frühstück vorbereiten, wir kommen also nicht mehr zu euch zum Futtern.“

Ich fragte, ob es sonst noch etwas zu berichten gäbe. Als die Jungs das verneinten, erklärte ich: „Wir sehen uns heute Abend um neunzehn Uhr in einer großen Runde im Restaurant. Ich werde dazu Richy, Piet, David, Tobias, Felix, Dennis, Tim, Jonas, Daniel und Manuel mitbringen. Dort werden wir auch abklären, wer morgen zur Gärtnereibesichtigung mitkommen wird.

Nach meinen Vorstellungen sollen uns morgen zumindest Manuel, Daniel, Richard und Piet begleiten. Piet deshalb, damit er ein Gefühl für meine Arbeit bekommt. Ich habe letztes Jahr David und Tobias mitgenommen, als wir das neue Jugendhotel an der Ostsee besichtigt haben, obwohl sie gerade mal eine beziehungsweise zwei Wochen als Pflegekinder bei uns waren.“

Wir waren gerade aufgestanden und wollten uns verabschieden, als mein Smartphone klingelte. Ich nahm das Gespräch entgegen, da es als internes Gespräch angezeigt wurde. Ich meldete mich wie üblich mit meinem Namen und der Frage was ich für den Anrufer tun könne.

Ich war verwundert als sich die Mutter von Mario und Pit meldete und zeigte sofort an, dass sich die beiden ruhig verhalten sollten. Sie fragte mich doch tatsächlich, ob ich ihr sagen könne, wo sich ihre beiden Söhne aufhalten würden. Sie erzählte mir, dass sie heute beim Jugendamt waren, aber nichts erreicht haben, da die zuständige Sachbearbeiterin zu einem Notfall gerufen wurde.

Ich erklärte ihr: „Das tut mir leid, dass sie die zuständige Dame im Jugendamt nicht angetroffen haben, der Notfall war hier bei uns im Gutshof, wo eine Mutter zu randalieren anfing, Ihr Sohn hatte ihr vorher erklärt, dass er schwul sei. Innerhalb weniger Minuten waren vier oder fünf Polizeifahrzeuge vor dem Jugendhotel versammelt. Der Junge wird jetzt vom Jugendamt betreut.

Selbst wenn ich es wüsste, ich dürfte ihnen keine Auskünfte erteilen, wo das Jugendamt ihre beiden Jungs untergebracht hat, so leid es mir tut. Ich befürchte nur, selbst das Jugendamt wird ihnen diese Auskunft verweigern.“

Die Beiden grinsten, als ihnen klar war, dass entweder ihr Vater oder ihre Mutter am Telefon war und mich aushorchen wollte. Sie fragte mich, ob ich ihren Sohn noch als Auszubildenden zum Bürokaufmann nehmen würde, wenn ihr Mann einlenken sollte.

Ich überlegte kurz, wie ich darauf antworten sollte, ohne zu viel zu verraten: „Ich befürchte, der Zug ist gestern bereits abgefahren. Solange das Jugendamt für ihren Sohn zuständig ist, bin ich von der Entscheidung des Jugendamtes abhängig. Mario hat sich jedoch bei mir telefonisch gemeldet und angefragt, ob ich auch eine andere Gärtnerei ankaufen würde, um ihm und seinem Bruder ihren Traum zu ermöglichen. Er hat mich vor einer halben Stunde angerufen und mitgeteilt, dass er eine Gärtnerei gefunden hat, die zum Verkauf stehen würde. Ich treffe mich morgen mit ihm, um die Gärtnerei zu besichtigen. Sollte morgen eine Kaufentscheidung fallen, wird Mario nicht mehr als Nachfolger für die Gärtnerei seines Vaters zur Verfügung stehen.

Wie Peter sich entscheiden wird, kann ich ihnen nicht sagen, darüber habe ich mit Mario nicht gesprochen. Vielleicht will er seine Ausbildung direkt bei seinem Bruder absolvieren. Ich kann ihn morgen vielleicht dazu befragen. Ob er mir etwas verrät, kann ich ihnen nicht sagen.

Wenn sie noch etwas retten wollen, sollte die Entscheidung schnellstens gefällt werden. Das meinte ich mit meinem Satz, dass der Zug bereits gestern abgefahren sei. Mit seinem Engagement zeigt mir Mario, dass er fest gewillt ist, seinem Vater zu beweisen, dass er trotz seiner leichten Behinderung eine Gärtnerei erfolgreich leiten kann, und ich werde ihm die Chance geben.“

Sie erklärte mir, dass sie sofort mit ihrem Mann sprechen und versuchen werde, ihm die Dringlichkeit seiner Entscheidung aufzuzeigen. Vor allem nachdem feststeht, dass Mario alle Hebel in Bewegung setzt, um seinem Vater das Gegenteil zu beweisen.

Ich verabschiedete mich und beendete das Gespräch. Mario und Peter schauten mich belustigt an, bis Mario sagte: „Peter, du pokerst ganz schön hoch. Ich glaube nicht daran, dass sich Vater überhaupt bewegen lässt, seine festgefahrene Meinung zu ändern. Wenn ja, würde ich behaupten, es ist ein Wunder geschehen. Interessant war deine Ausführung, dass ich mich bei dir telefonisch gemeldet habe und dir mitgeteilt habe, dass ich eine Gärtnerei gefunden habe, die zum Verkauf steht und wir morgen einen Besichtigungstermin haben. Mutter wird sicher verstanden haben, dass ich nicht mehr in den Familienbetrieb zurückkehren werde und sie am Ende beide Söhne verloren hat, auch wenn du ihr erklärt hast, dass du nicht wüsstest, wie Peter sich entschieden hat.“

Pit meinte: „Peter, so wie du meine Mutter abgefertigt und ihr doch durch die Blume mitgeteilt hast, dass der Zug abgefahren ist, hat mich fasziniert. Jetzt können wir nur noch abwarten, ob das Wunder geschieht von dem Mario gesprochen hat.“

Ich erklärte ihnen: „Dann hätte ich ein Problem, wenn ich morgen den Kauf zusage und ihr dann doch zu euren Eltern zurückgehen würdet, kann ich nur Daniel zum technischen Leiter der Gärtnerei machen. Wenn ich meine Zusage einmal gegeben habe, gibt es für mich kein Zurück. Das sollte euch klar sein.“

Wir sehen uns, wie abgemacht, um sieben Uhr im Restaurant bei Sebastian und Alexandra. Die Jungs verschwanden und Thomas meinte zu mir: „Mit deiner letzten Aussage hast du die Beiden jetzt ganz schön unter Druck gesetzt.“

Ich lachte und erklärte: „Das war nicht meine Absicht. Ich werde die Gärtnerei kaufen, egal ob mit oder ohne Mario und Pit. Das stand für mich bereit gestern Abend nach dem Gespräch mit Dieter Wegmann fest, nachdem er mir geschildert hat, dass fünf seiner Zöglinge ihren Arbeitsplatz in der Gärtnerei verloren haben. Ich wollte ihnen damit andeuten, dass ich auch ohne sie weitermachen werde. Über mögliche Konsequenzen bei einer Zusammenarbeit habe ich nicht gesprochen. Das würde ich eher als „unter Druck setzen“ verstehen. Ich habe ihnen sogar angedeutet, dass ich immer zu meinem Wort stehe und das gilt auch gegenüber den beiden Jungs.“

Thomas und ich gingen zurück ins Gesindehaus und als wir eintraten, stand Robert in der Lobby und weinte. Ich ging zu ihm und fragte ihn, warum er Tränen in seinen Augen hätte. Er erzählte mir, dass seine Eltern vor wenigen Minuten angerufen haben und ihm mitgeteilt haben, dass sie heute nicht mehr kommen und sie wissen auch noch nicht, ob sie ihn morgen bereits abholen können.

Ich nahm ihn in meinem Arm und wollte wissen, warum sie heute nicht mehr kommen würden. Da er nicht sofort antwortete hakte ich nach, ob etwas Schreckliches geschehen sei. Endlich reagierte er und antwortete: „Nicht unbedingt, irgend so ein Idiot hat das Auto meiner Eltern vor ihren Augen geschreddert. Der Fahrer des Fahrzeugs konnte nur noch tot aus dem Auto geborgen werden.“

Ich meinte: „Robert, wo ist das Problem? Dann bleibst du eben noch ein oder zwei Tage länger bei uns. Wir setzen dich doch nicht auf die Straße, nur weil deine Eltern verhindert sind. Sei doch froh, dass deine Eltern noch nicht im Auto gesessen haben und ihnen nichts passiert ist. Auch wenn das Fahrzeug einen Totalschaden hat, der lässt sich doch ersetzen.“

Robert lächelte und meinte: „Das hat meine Mutter auch gesagt. Ich hatte mich doch so sehr darauf gefreut meine Eltern heute wiederzusehen und mit ihnen zurück nach Österreich zu fahren.“

Erneut machte sich mein Smartphone bemerkbar und ich konnte nur erkennen, dass es sich um einen Anrufer aus Österreich handeln würde. Ich hatte Roberts Mutter Gitti in der Leitung, die mir von ihrem Malheur berichtete und fragte, ob Robert noch für ein paar Tage bei uns bleiben könne, bis sie ein neues Auto hätten. Wenn nicht, dann sollten wir ihn in einen Zug setzen und sie würden ihn schon irgendwie am Bahnhof abholen.

Ich erklärte ihr: „Gitti, kein Problem, Robert kann problemlos noch ein paar Tage hierbleiben. Ich stehe neben deinem Sohn und er hat mir schon von der Zerstörung eures Autos berichtet. Hast du ein Problem, wenn ich Robert die nächsten Tage ein kurzes Praktikum in unserer Küche verpasse? Dann ist er tagsüber etwas abgelenkt. Zudem sind die Kids aus dem Kinderheim noch bis sechsten Januar im Haus. Allein wird er nicht sein in den nächsten Tagen. Meldet euch rechtzeitig, wenn ihr wieder mobil seid und Robert abholt.“

Sie meinte noch: “Danke Peter, wir waren schon in Sorge um unseren Jungen. Wenn du ihn bei Sebastian in der Küche unterbringst, richte ihm einen schönen Gruß von mir aus. Wir melden uns, wenn wir wieder mobil sind, spätestens am Wochenende werden wir ihn abholen.“ Sie verabschiedete sich und wir beendeten das Gespräch.

Robert meinte: „Ich habe mitbekommen, dass meine Mutter bei dir angerufen hat. Du hast ihr erklärt, dass ich in der Zwischenzeit, bis sie mich abholen, bei Sebastian ein Praktikum machen soll. Das ist allemal besser als dauernd mit den Kids vom Münchner Kinderheim abzuhängen.“

Ich sagte zu ihm: „So, du bringst jetzt deinen Koffer zurück in dein Zimmer. Dann schnappst du dir deine Schmutzwäsche sowie David oder Tobias und ihr geht zu uns in die Wohnung. Lass dir von den Beiden erklären, wie deine Wäsche gewaschen wird. Ich werde inzwischen mit Sebastian reden wegen deines Praktikums.“

Robert tigerte los, um unsere beiden Jungs zu suchen. Ich versuchte mein Glück im Büro von Alexandra, das aber unbesetzt war. Ich ging zur Rezeption und wollte gerade in der Küche anrufen, als Robert mit unseren beiden Jungs sich näherten. Als sie bei mir standen schauten mich meine Jungs intensiv an, so dass ich fragte: „Gibt es ein Problem, wenn einer von euch beiden Robert erklären soll, wie seine Wäsche zu waschen ist?“

David und Tobias grinsten mich an und Tobias erklärte: „Damit haben wir kein Problem, wir wollten dir nur vorschlagen, dass Robert die nächsten Nächte bei uns auf der Gästematratze schlafen kann und nicht im Gesindehaus bleiben muss. Florian, sein Zimmerpartner, fährt heute wieder nach Hause und er wäre dann allein.“

Thomas stand hinter den Jungs und fragte: „Habt ihr Robert überhaupt gefragt, ob er die nächsten Nächte bei euch auf dem Gästebett schlafen will? Vor allem, habt ihr ihn darüber aufgeklärt, dass es bei uns recht locker zugeht, wenn morgens oder abends das Badezimmer benutzt wird?“

Das hatte gesessen. David und Tobias hatten innerhalb einer Sekunde ziemlich Farbe angenommen. David meinte: „Gefragt haben wir ihn schon und er war auch einverstanden damit bei uns zu übernachten. Ihn darauf aufmerksam zu machen, dass wir oft zu zweit oder dritt gleichzeitig im Bad sind, wenn wir es am Morgen wieder einmal eilig haben, darauf haben wir ihn nicht hingewiesen.“

Ich lachte und sagte: „Ihr wolltet ihn wohl vor vollendete Tatsachen stellen, wenn der Fall eintritt. Ich denke, Robert ist freizügig genug erzogen worden, dass er damit kein Problem haben sollte.“

Robert lachte laut schallend los, grinste die Jungs frech an und sagte: „Ich befürchte, da muss ich euch beide enttäuschen. Mit euch gehe ich auf keinen Fall gleichzeitig ins Bad. Wenn ich aber mit Thomas oder Peter gleichzeitig im Bad sein soll, damit hätte ich keine Schwierigkeit.“

Unsere Jungs schauten erschrocken Robert an, als er das von sich gab. Ich grinste und meinte: „Jungs, jetzt lacht doch auch darüber. Robert hat euch doch nur verarscht und ihr seid auf seine Aussage hereingefallen. Robert, danke, die Ansage haben die Beiden wieder einmal gebraucht. Ich finde es gut, dass du so schlagfertig darauf reagiert hast.“

Tobias grinste und meinte: „Robert, du Schuft, du wolltest uns nur hereinlegen und wir waren so doof und haben es dir geglaubt. Na warte, wir werden uns dafür revanchieren, dessen kannst du dir sicher sein.“

Ich meinte: „Jungs, ich denke, ihr solltet Roberts Koffer mitnehmen und euch um die Wäsche kümmern. Nicht das Robert morgen ohne frische Klamotten durch die Wohnung laufen muss. Er erhält dann von mir die Erlaubnis euren Kleiderschrank zu plündern.“

David konterte und erklärte „Peter, jetzt hast du unseren Racheplan durchkreuzt, ich fand die Idee übrigens sehr gut, Robert als Strafe nackt durch die Wohnung laufen zu lassen“ und grinste recht frech dabei.

Unsere zwei Jungs nahmen Roberts Koffer und verließen das Jugendhotel. Nicht ohne zu erklären, dass sie sich auch gleich um das Gästebett für Robert kümmern würden, sofern er nicht mit ihnen zusammen in einem Bett schlafen wolle.

Thomas grinste und meinte, das war die Retourkutsche für Robert. Ich meinte, wenn es nichts Schwerwiegenderes ist, kann Robert problemlos damit leben. Ich werde noch Roberts Mutter anrufen und ihr mitteilen, dass ihr Sohn ab sofort in unsere Familie integriert wurde. Thomas schmunzelte und meinte, damit würde ich sie jetzt auch noch schocken wollen.

Ich holte mein Smartphone aus meiner Hosentasche und ließ mir die Nummer des letzten Anrufers anzeigen und drückte auf den Knopf für den Verbindungsaufbau. Als sich Gitti meldete, fragte sie sofort, ob es Probleme mit Robert gebe und er doch am Bahnhof abgeholt werden will. Thomas deutete mir an, dass er ins Gutshaus gehen wird.

Ich meinte: „Deswegen rufe ich nicht bei dir an, ich wollte dich nur davon informieren, dass Robert ab sofort nicht mehr im Gesindehaus übernachtet. Meine beiden Jungs haben ihn eingeladen, dass er, bis er von euch abgeholt wird, bei ihnen im Zimmer auf dem Gästebett schlafen kann. Robert hat die Einladung angenommen. Ich habe die Jungs in unsere Wohnung geschickt, dass sie mit Robert seine Schmutzwäsche waschen, damit er in den nächsten Tagen wieder frische Klamotten hat. Ich bin davon ausgegangen, dass er nur Wäsche für die paar Tage dabei hatte.“

Gitte lachte und meinte: „Peter, wie er leibt und lebt. Denkt immer sofort an alles, was notwendig ist. Ich muss gestehen, an frische Wäsche habe ich nicht im Geringsten gedacht, als ich vorher mit dir und mit Robert telefoniert habe. Du hast richtig vermutet, wir haben nur so viel eingepackt, wie er für die sechs Tage gebraucht hätte. Die für mich aber größere Überraschung sind deine beiden Jungs. Ihn einfach bei sich aufzunehmen, hätte ich nicht so ohne weiteres erwartet. Da noch bis zum sechsten Januar Ferien bei uns sind, würde es reichen, wenn wir ihn am Feiertag, den ihr auch feiert, abholen. Vermutlich wird ab er nur mein Mann kommen, da ich am Feiertag leider arbeiten muss.“

Ich antwortete ihr: „Ich werde Robert nachher informieren, dass am sechsten Januar sein Vater kommt und ihn abholt. Wenn es nach uns geht, könnte er auch noch länger bleiben, da würde sich Sebastian sicher freuen. Ich freue mich darauf, deinen Mann am Heiligdreikönig-Feiertag zu treffen. Ich wünsche euch viel Glück bei eurem Autokauf.“

Nachdem Gitti sich ebenfalls verabschiedet hatte, legt ich auf und wählte die Nummer von Sebastian in der Küche. Eine seiner Mitarbeiterin meldete sich und ich bat sie mir Sebastian ans Telefon zu holen. Sie erklärte mir, dass Sebastian noch gut eine viertel Stunde in der Pause sei. Sie würde ihm ausrichten, dass er sich bei mir dringend melden soll.

Kaum hatte ich aufgelegt, näherte sich Florian, der seinen Koffer hinter sich herzog. Er schaute mich an und sagte: „Alle Unterlagen liegen bei mir im Büro. Ich werde mich morgen Vormittag damit beschäftigen. Jetzt geht es erst einmal nach Hause. Ich werde den Rest des Tages nur faulenzen und die Ruhe allein zuhause genießen.“

Ich schaute ihn an und meinte: „Mach das mal, aber ich will dich morgen keinesfalls im Büro sehen, es reicht, wenn du dich nach dem Feiertag um deine Akten kümmerst. Du solltest wenigstens ein paar frei Tage haben. Ich hatte für mich gehofft, dass ich auch etwas abschalten kann, aber mit den ganzen Problemen geht das doch nicht so einfach. Robert bleibt noch bis zum Sechsten bei uns. Ein vermutlich betrunkener Autofahrer hat heute morgen das parkende Fahrzeug seiner Eltern in Schrott verwandelt.“

Florian schaute mich fragend an und sagte: „Ich dachte er wurde auch schon abgeholt. Sein Koffer stand nicht mehr in unserem Zimmer, als ich es verlassen habe.“

Ich lachte und erklärte: „Gut beobachtet, Robert ist mit David und Tobias bei uns in der Wohnung, um die Wäsche zu waschen. Die Jungs haben ihn eingeladen, in den nächsten Tagen bei ihnen im Zimmer auf einem Gästebett zu übernachten.“

Florian erklärte mir: „Ich bin morgen Vormittag auf alle Fälle hier, noch ist Sebastian Hellmann nicht abgeholt. Vielleicht kann ich seine Unterlagen für die Ausbildung, vollständig unterschrieben bereits zu mir nehmen. Wir sehen uns danach erst wieder am neunten Januar nach dem Wochenende.“

Florian packte seinen Koffer und ging zu seinem Auto. Ich blickte ins Spielezimmer und stellte fest, dass die Kids vom Münchner Kinderheim scheinbar auch nicht im Haus sind. Ich hatte mich schon gewundert, warum es so ruhig im Haus war und beschloss, ins Gutshaus zu gehen um nach den Jungs und Thomas zu sehen. Vorher wollte ich noch kurz in die Küche schauen, ob Sebastian inzwischen seine Pause beendet hatte.

Ich war gerade im Gutshaus angekommen, als mein Smartphone einen Anrufer ankündigte. Ich erkannte, dass Sebastian anrief, nahm das Gespräch an und meinte nur, dass ich in einer Minute bei ihm in der Küche sei. In der Küche angekommen fragte er sofort: „Was ist so dringlich, dass ich mich sofort bei dir melden sollte?“

So erklärte ich: „Ich habe zwei Anliegen an dich. Das Erste, ich brauch heute Abend das Nebenzimmer. Wir komme mit insgesamt siebzehn Personen zum Essen. Zweiter Punkt, kannst du Robert in den nächsten zwei oder drei Tagen als Praktikant in der Küche gebrauchen? Seine Eltern können ihn erst am sechsten Januar abholen. Heute, kurz vor ihrer Abfahrt, wurde ihr parkendes Auto von einem betrunkenen Verkehrsteilnehmer zu Schrott gefahren.“

Sebastian grinste und meinte: „Zu Erstens: Ich werde im Nebenzimmer für euch eindecken lassen, kein Problem. Heute sollte es ausnahmsweise wieder einmal etwas ruhiger sein, ist nur ein normaler Wochentag. Zu Zweitens: Sicher kann Robert für zwei oder drei Tage bei uns in der Küche als Praktikant sein. Am Besten, er kommt zur Spätschicht. Dann ist Carsten im Haus, mit dem er schon einen Nachmittag gut zusammengearbeitet hat.“

Ich bedankte mich und ging endlich nach oben in die Wohnung. Da ich die Jungs noch beim Waschen der Wäsche vermutete, schaute ich als erstes ins Bad, in dem ich nur eine arbeitende Waschmaschine vorfand. Im Wohnzimmer wurde ich fündig, dort hatten sich die fünf Jungs um die Spielkonsole versammelt und wurden von Thomas beobachtet. Ich setzte mich neben ihn und fragte ihn leise, ob er wüsste, wo die Kids aus dem Kinderheim abgeblieben seien.

Er meinte nur: „Die Frage kann ich dir nicht beantworten. Es war schon so ruhig, als ich mit dir drüben war.“ So stellte ich die Frage etwas lauter in die versammelte Runde. Dennis, der gerade Spielpause hatte antwortete: „Die Kids wollten heute die Gelegenheit nutzen und sind mit ihren Betreuern zum Schlittenberg gegangen. Sie wollten spätestens gegen siebzehnuhrdreißig wieder im Haus sein.“

Mir fiel ein, dass ich noch Manuel anrufen wollte. Zum Einen wegen heute Abend, unserem gemeinsamen Abendessen, und zum Zweiten wegen des Besichtigungstermins morgen Vormittag in der Gärtnerei. Ich blickte auf die Uhr und hoffte, dass sie in der Zwischenzeit bereits wieder zurückgekommen waren. Es waren immerhin mehr als drei Stunden vergangen, seit sie aufgebrochen waren, um die Sachen von Piet abzuholen.

Ich war gerade aufgestanden, um unser mobiles Haustelefon zu holen, als mein Smartphone erneut einen Anrufer ankündigte. Ich blickte auf mein Smartphone und erkannte, dass Manuel mich sprechen wollte. Ich nahm das Gespräch an und meinte, was es Neues gibt.

Er lachte und erklärte: „Probleme über Probleme. Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass wir soeben bei Burgmeisters losgefahren sind und in zwanzig Minuten am Gutshof eintreffen. Kannst du uns deine beiden Jungs schicken, damit sie uns beim Hochschleppen helfen können.“ Ich meinte: „Einen kleinen Moment ,ich frage sie kurz.“

Ich störte die Jungs beim Spiel und fragte, ob sie in fünfzehn Minuten im Verwalterhaus helfen könnten, die Sachen von Peter Burgmeister in Richys Zimmer hoch zutragen. Alle fünf grinsten mich an und reckten ihren Daumen nach oben.

Ins Smartphone sprechend, meinte ich: „Meldet euch kurz, wenn ihr angekommen seid, fünf Jungs stehen bereit, euch zu helfen. Ich werde mitkommen, wir Beide haben noch etwas zu besprechen.“

Manuel antwortete: „Okay, ich erzähle dir nachher, warum es so lange gedauert hat, bis wir wieder abfahren konnten. Wir hatten einen überaus interessanten Nachmittag.“

Da die Jungs ihr Spiel abgebrochen hatten sagte ich: „Robert, ich habe noch einmal mit deiner Mutter telefoniert. Sie hat mir erklärt, dass an Heiligdreikönig dein Vater kommt und dich abholen wird, weil deine Mutter arbeiten darf. Sie wünscht dir viel Spaß bei Sebastian in der Küche. „

David meinte, wir sollten kurz nach der Waschmaschine schauen, die erste Wäsche dürfte durch sein. Robert, Tobias und David verschwanden in Richtung Bad. Felix schaute mich an und sagte: „Zieht Peter Burgmeister jetzt bei Richy ein und warum?“

Ich erklärte kurz: „Ja, er zieht vorübergehend dort ein. Thomas und ich sind vom Jugendamt als vorläufige Pflegeeltern eingesetzt worden und Richy hat angeboten ,sich das Zimmer mit Piet zu teilen. Vermutlich wird er bis zur Volljährigkeit in gut eineinhalb Jahren unser Pflegekind sein.“

Thomas meinte: „Ich bleibe hier sitzen, denn ich habe keine Lust schon wieder in Hektik zu verfallen. Ich hatte gehofft, dass wir einen ruhigen Nachmittag schieben können, aber davon merke ich bisher überhaupt nichts.“ Ich sagte dazu nichts, was sollte ich ihm schon darauf antworten, ich hatte ja dasselbe gehofft.

Dann ging ich auf den Flur, wo inzwischen alle dabei waren sich winterfest anzuziehen. Wir gingen gemütlich nach unten und in der frischen Luft weiter bis zum Verwalterhaus. Jonas Auto stand bereits vor dem Haus und vier Personen stiegen gerade aus. Jonas öffnete den Kofferraumdeckel. Richy und Piet schnappten sich die ersten beiden Kisten und verschwanden im Haus.

David und Tobias packten einen Computer und einen Monitor, den sie ebenfalls nach oben trugen. Robert hatte sich eine weitere Umzugskiste geschnappt und folgte David. Zwischenzeitlich war Daniel mit dem Kleintransporter ebenfalls angekommen und er und Manuel stiegen aus. Daniel öffnete hinten die beiden Flügeltüren. Felix und Dennis nahmen je einen Umzugskarton und brachten ihn ins Haus.

Manuel kam zu mir: „Wir beide werden nicht mehr zum Schleppen gebraucht, gehen wir doch gleich ins Wohnzimmer und können uns dort in Ruhe unterhalten.“ Ich folgte ihm und im Wohnzimmer setzten wir uns auf das Sofa. Er meinte, ich solle anfangen, bei ihm dauere es doch etwas länger mit seiner Erzählung.

Ich meinte: „Bei mir ist es einfach, ihr seid alle heute Abend ins Restaurant eingeladen. Ich will mich dafür bei euch bedanken, dass ihr alle so unkompliziert und schnell zugesagt habt, Peter Burgmeister beim Umzug zu helfen. Hinzu kommt, dass wir auf Mario und Pit treffen, weil wir uns über das weitere Vorgehen abstimmen wollen.

Ich habe ein Attentat auf dich vor. Kannst du Daniel morgen Vormittag allein in die Gärtnerei schicken? Ich brauche dich für die Gärtnereibesichtigung der zum Verkauf anstehenden Gärtnerei, die Mario an Land gezogen hat. Das, was ich dir jetzt sage, bleibt vorerst unter uns. Wenn ihr mir morgen erklärt, dass die Gärtnerei brauchbar ist für unsere Zwecke, kaufe ich sie, selbst wenn Mario am Ende vielleicht doch zu seinem Vater zurückgeht.

Barbaras Ehemann Dieter hat mir gestern Abend erzählt, dass fünf seiner leicht physisch behinderten Zöglinge ihren Job verloren haben, weil die Gärtnerei geschlossen wurde. Das ist mit ein Grund, warum ich sie kaufen will. Auch sie gehören zu der Gruppe benachteiligter Jugendliche, für die unsere Stiftung steht. Für den Fall, dass Mario ausfällt, würde ich Daniel gern als Betriebsleiter unter deiner Führung sehen, ansonsten bleibt alles wie geplant.“

Manuel schaute mich an und wollte wissen, warum ich befürchte, dass Mario aussteigen könnte. Ich erklärte ihm: „Ihre Mutter hat mich heute angerufen und gefragt, ob ich wüsste, wo ihr Sohn Peter sei. Ich habe ihr zwar erklärt, dass ich keine Ahnung hätte und selbst wenn ich es wissen würde ihr nicht sagen dürfte. Sie machte dabei eine Andeutung, dass sie mit ihrem Mann reden würde und ihn zum Einlenken bewegen will. Ich gehe davon aus, dass wenn bis morgen früh kein Wunder geschieht, wie Mario es nannte, er bei uns einsteigt.“

Manuel meinte, dann ist bei dir heute Nachmittag auch keine Langeweile aufgekommen. Daniel trat ins Wohnzimmer und meinte, es ist alles oben. Manuel sagte ihm, er solle doch bitte die ganze Mannschaft ins Wohnzimmer lotsen, es gäbe Neuigkeiten.

Daniel stellte sich in den Flur und rief nach oben, dass sich alle im Wohnzimmer versammeln sollen. Es dauerte nicht lange bis wir zu zwölft im Wohnzimmer saßen. Als alle mit Getränken versorgt waren, erklärte Manuel, dass heute um neunzehn Uhr alle im Restaurant von Peter zum Essen eingeladen sind.

Danach erzählte er: „Die Jungs, die mit uns waren, kennen die Geschichte schon, die ich euch erzählen werde. Wir sind nach dem Mittagessen, wie vereinbart zu Peters Elternhaus gefahren. Piet hat uns aufgesperrt und wir haben die Umzugskarton befüllt und nach und nach zum Transporter gebracht.

Nach gut einer halben Stunde, wir waren gerade damit beschäftigt seinen Schreibtisch abzubauen, stürmten plötzlich ein halbes Dutzend Polizisten das Haus und wollten uns wegen Einbruchsdiebstahl verhaften. Piet versuchte ihnen zu erklären, dass wir im Auftrag des Jugendamtes hier wären, um mit ihm seine persönlichen Sachen zu holen. Er zeigte ihnen sogar seinen Personalausweis.

Sie wollten ihm jedoch nicht glauben, bis er erklärte, dass seine Mutter heute Vormittag auf dem Gutshof Sonneneck ausgetickt sei und ihn als Abschaum bezeichnet hat, weil er sich ihr gegenüber als schwul geoutet hat. Er erklärte ihnen, dass er mit seinem Schlüssel das Haus aufgesperrt und seine Helfer ins Haus gelassen hat.

Er meinte noch, sein Vater könnte die Geschichte sicher bestätigen. Dieser müsste momentan auf der Polizeidienststelle sein, um zu klären, wie lange seine Frau in Polizeigewahrsam bleiben müsse. Einer der jüngeren Polizisten konnte sich erinnern, dass er heute Vormittag bei der Aktion am Gutshof mit dabei war und sagte dies dem leitenden Kollegen.

Peter rief seinen Vater an und übergab dem Polizisten das Telefon. Die beiden unterhielten sich eine kurze Zeit, und nachdem der Dienststellenleiter ebenfalls bestätigt hatte meinte der Einsatzleiter, wir könnten weiterarbeiten. Ich wollte mich gerade wieder dem Schreibtisch zuwenden, als er plötzlich rief „Stopp“ und leichenblass wurde.

Danach wurde zügig das Gespräch beendet und er übergab Peter sein Smartphone. Er erklärte uns, wir dürften zwar weiterarbeiten und Peters Sachen einladen, wir würden jedoch ab sofort unter Polizeischutz stehen, bis die Aktion abgeschlossen sei. Fünf seiner Kollegen gab er den Auftrag keinen ins Haus zu lassen, der sich dem Haus nähert.

Als Peter fragte, warum wir nur unter Polizeischutz weiterarbeiten dürften, erklärte uns der Polizist. Deine Mutter ist vor etwa einer halben Stunde aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden, kurz bevor dein Vater dort ankam und sie könnte bereits auf dem Weg hierher sein. Sie hatte sich ein Taxi genommen und scheint zum Gutshof gefahren zu sein, um ihren Wagen zu holen. Kollegen von uns waren vor wenigen Minuten dort und haben festgestellt, dass das Auto nicht mehr am Parkplatz stand.

Dein Vater wird mit einer Polizeieskorte hierher gebracht und wir sollen bleiben, bis ihr alles von Peter in die Fahrzeuge verstaut habt. Richy meinte dazu, genau dieser Polizeiauflauf sollte doch verhindert werden durch unsere schnelle Aktion. Es sollte alles erledigt sein, bis Peters Mutter aus dem Polizeigewahrsam entlassen wird. Er würde gerne wissen, wer uns die Polizei aufgehalst hat.

Es knackste im Funkgerät und einer der Polizisten meldete, dass der Nachbar, der die Polizei informiert hat, vor der Tür steht und den leitenden Beamten sprechen will. Er meinte, er solle ihn hereinbringen, der könne gleich etwas erleben. Nach wenigen Minuten tauchte die Beiden bei uns auf und der Nachbar sagte sofort, als er Peter erblickte, er hätte nicht erwartet ihn hier anzutreffen und mit seinen Kumpels das Haus seines Vaters auszurauben.

Der Beamte meinte zu ihm, er solle seine Klappe halten. Seinetwegen sei die Polizei ausgerückt, um eine Aktion des Jugendamtes Rosenheim zu behindern. Er solle sich schon einmal darauf einstellen, dass ihm die Kosten des Einsatzes aufgebrummt würden. Peter stehe seit heute Morgen unter Aufsicht des Jugendamtes, weil seine Mutter Morddrohungen gegen ihren Sohn ausgesprochen habe.

Richy meinte zu dem Nachbarn, genau diesen Polizeiauflauf wollte der Oberstaatsanwalt verhindern, als dieser die Erlaubnis erteilte, in einer schnellen Aktion die persönlichen Dinge seines Sohnes aus dem Haus zu holen. Der werde sich freuen, wenn er gleich mit einer Polizeieskorte hier eintreffen werde.

Der Nachbar wollte sich rechtfertigen und erklärte, dass er das alles nicht gewusst hätte und er nur deswegen die Polizei informiert hat, weil er von einem Einbruch am helllichten Tag in Abwesenheit der Familie Burgmeister ausgegangen sei. Der Polizist meinte, er hätte vielleicht erst mit euch reden können, Einbrecher stellen ihre Fahrzeuge mit Aufschrift nicht so offensichtlich am Tatort auf.

Wieder knackste das Funkgerät und von draußen wurde gemeldet, dass ein Reporter vor der Tür stehe, der nähere Auskünfte zu dem Einbruch beim Oberstaatsanwalt haben will. Bevor der Beamte antworten konnte sagte Richy, jetzt ist die Kacke am Dampfen. Wenn morgen in der Zeitung steht, dass beim Oberstaatsanwalt in seiner Abwesenheit eingebrochen wurde.

Piet meinte, lasst den Mann herein, wir sollten ihn aufklären, dass es keinen Einbruch gab, sondern von einem Nachbarn ein Fehlalarm bei der Polizei ausgelöst wurde. Zur Strafe solle er das bitte dem Pressevertreter persönlich erklären und dass er den Vorfall bedauert. Aber bitte keinen Ton über die Vorfälle am Vormittag oder dass die Arbeit unter Polizeischutz weitergeführt wird.

Der Polizist erklärte, einer soll mit dem Pressemenschen zu uns kommen. Dafür soll ein Kollege seine Position übernehmen. Nach zwei Minuten tauchte der Pressevertreter auf und Piet erklärte ihm, dass er in Absprache mit seinem Vater, heute mit seinen Freunden einige Dinge aus dem Haus bringen sollte, die von seiner Familie an einen Verein gespendet werden sollen, die es an Bedürftige weitergeben. Unser Nachbar glaubte wohl, dass es sich um einen Einbruch handle und hat die Polizei informiert. Wir konnten das Missverständnis inzwischen aufklären und unser Nachbar wird ihnen gern bestätigen, dass es ihm leidtut, dass hier unnötiger Polizeieinsatz stattgefunden hat.

Bevor der Nachbar etwas sagen konnte, meinte der Reporter, ob er den Ausweis von Piet sehen könne. Wir könnten ihm ja ein Märchen auftischen. Piet gab ihm seinen Ausweis und nachdem der gute Mann den Ausweis geprüft hatte, meinte er, okay, sie sind der Sohn des Oberstaatsanwalts.

Er schaute zum Nachbarn und der erklärte ihm, dass es ihm schrecklich leid tut, dass er dieses große Polizeiaufgebot hier ausgelöst hat. Er sei davon ausgegangen, dass von der Familie keiner zuhause sei und er deswegen einen Einbruch vermutet habe.

In diesem Moment betrat der Oberstaatsanwalt den Raum und Piet sagte zu seinem Vater, Papa, du kannst doch dem Mann von der Presse sicher bestätigen, dass du mich beauftragt hast, zusammen mit meinen Kumpels, die alten Klamotten und die nicht mehr benötigten Möbel zu entsorgen, genauer gesagt dem Verein zu übergeben, der sie an Bedürftige weitergeben wird.

Ich hatte den Oberstaatsanwalt während Peters Ausführungen genau beobachtet und mich darüber gewundert, dass er mit keiner veränderten Miene der Story seines Sohnes lauschte. Er erklärte dem Reporter, er könne die Ausführungen meines Sohnes nur bestätigen, dass unser Nachbar unglücklicherweise einen Einbruch vermutet hat, ist eine bedauerliche Fehleinschätzung. Ich bin trotzdem froh darüber, dass unsere Polizei trotz allem umsichtig reagiert hat und keiner zu Schaden gekommen ist.

Der Pressevertreter erklärte, dann werde er schreiben, dass es sich bei dem Polizeieinsatz im Hause des Oberstaatsanwalts um eine Fehleinschätzung des Nachbarn gehandelt hat, der einen Einbruch vermutet habe. Beim Eintreffen der Polizei konnte der anwesende Sohn Entwarnung geben, dass er mit seinen Freunden im Auftrag seines Vaters ältere Bekleidung und Haushaltsgegenstände abholen und an einen Verein zu Verteilung an Bedürftige bringen sollte. Er bedankte sich für die offenen Auskünfte, die er erhalten hat und verabschiedete sich. Er wurde von dem Beamten aus dem Haus begleitet. Als von draußen die Nachricht kam, dass er das Grundstück verlassen hat, meinte Herr Burgmeister: Jungs, das war eine unglaubliche Leistung von euch vor dem Reporter zu verschleiern, dass ihr deinen Auszug aus der elterlichen Wohnung abwickelt.

Von draußen kam die Meldung, dass sich das Fahrzeug von Frau Burgmeister nähert. Ab sofort herrschte Hochspannung bei uns. Herr Burgmeister ging mit drei Polizisten nach draußen, wir arbeiten zügig weiter, dass wir so schnell wie möglich fertig werden.

Nach fast einer halben Stunde kam einer der Polizisten wieder herein und meinte, ihr könnt wieder einladen, Herr Burgmeister ist mit seiner Frau weggefahren, sie wollen in einer Stunde wiederkommen, bis dahin solltet ihr fertig und unterwegs sein. Wir schauten uns nur an und trugen sofort alles, was fertig war direkt zum Transporter, um einzuladen.

Nach vierzig Minuten waren wir fertig mit Einpacken und Einladen und zusammen mit den Polizisten verließen wir den Schauplatz unseres heutigen Abenteuerausflugs. So eine Aktion will ich jedenfalls nie wieder durchziehen müssen.

Wir hatten Manuels Beschreibung ohne Zwischenfragen angehört. Ich meinte: „Da hattet ihr einen sehr ereignisreichen Nachmittag, von dem ihr noch euren Enkelkindern erzählen könnt.“

David lachte und ergänzte: „Das erzählt ein schwuler Vater seinem schwulen Sohn. In der Hoffnung, dass er eines Tages Enkelkinder haben wird.“

Jetzt mussten alle über Davids freche Ergänzung lachen. Ich meinte: Wenn ihr Piet jetzt noch helfen wollt beim Zusammenbau der Möbel und beim Einrichten, solltet ihr euch wieder ans Werk machen. Wir können während und nach dem Abendessen weiter über die Erlebnisse am Nachmittag reden. Denkt aber daran, dass ich euch um neunzehn Uhr im Restaurant im Gutshof im Nebenzimmer erwarte.“

Richy und Piet waren zuerst aufgestanden, als David sagte: „Ich vermute, dass wir euch alle helfen wollen. Ich frage mich nur, ob es Sinn macht, dass mehr als vier oder fünf Leute in eurem Zimmer helfen. Der Rest wird sich vermutlich gegenseitig beim Arbeiten behindern. Reicht es, wenn wir fünf aus dem Gutshaus euch helfen, dann könnten eure Mitbewohner sich von den Strapazen des Nachmittags erholen.“

Richy erklärend lachend: „Selbst zu siebt könnte es eng werden. Aber wenn wir uns gut aufteilen, schaffen wir sicher mehr, als wenn ich mit Piet alles allein machen darf. Okay, Jungs kommt mit, wir teilen uns einfach auf.“

Die fünf Jungs, einschließlich Robert, standen auf und gingen mit nach oben ins Dachgeschoss. Manuel meinte: „Wir hätten den beiden Jungs schon geholfen. Doch ich habe nichts dagegen, wenn ich mich mental schon auf morgen vorbereiten kann.“

Daniel erklärte: “Mir passt das auch. Manuel hat mir vorher zugeflüstert, dass ich mich zumindest am Vormittag um alles kümmern muss, da er mit Peter zu einem Termin außer Haus unterwegs ist.“

Tim meinte: „Jonas und ich hätten auch helfen können. Vor allem deswegen, weil wir für heute Abend, dank Peters Einladung, kein Abendessen vorzubereiten brauchen. Dazu kommt, dass wir in der Landwirtschaft heute unseren freien Tag haben.“

Ich erklärte: „Ich werde ins Gutshaus gehen und Thomas von eurem Abenteuer am Nachmittag berichten. Er wird dann nur sagen, ich habe doch gebeten, dass Piets Vater mit euch mitfahren und nicht sich darum kümmern soll, wann seine Frau aus dem Polizeigewahrsam entlassen wird. Wenn der Nachbar sein Auto gesehen hätte, wäre er auch nicht auf die Idee gekommen, der Polizei einen Einbruch zu melden.“

Ich verabschiedete mich und ging ins Gutshaus zu Thomas.

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