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Regenbogenfamilie

Teil 102 - Toni zieht um

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Am Aschermittwoch war ich wieder wie üblich gegen sieben Uhr dreißig in meinem Büro. Da Kevin und Frederik erst gegen acht Uhr den Termin bei mir hatten, konnte ich mich für knapp eine halbe Stunde den Arbeiten widmen, die gestern und vorgestern etwas zu kurz gekommen waren.

Pünktlich tauchten die beiden Jungs in meinem Büro auf und setzten sich direkt in die Besprechungsecke. Ich beendete kurz, was ich gerade bearbeitet hatte, und setzte mich zu den beiden Jungs an den Besprechungstisch. Ich sagte: „Frederik, du wolltest mich dringend sprechen wegen des Hofladens in der Gärtnerei Grubmüller, für den du gestern die volle Verantwortung übernommen hast. Dann lass mich hören, was ich wissen muss.“

Frederik schaut mich an und meint: „Peter, ich habe einen umfangreichen Katalog von Fragen. Ich gehe davon aus, dass wir heute nicht alle Punkte abarbeiten können. Ich werde versuchen, sie in der Reihenfolge der Wichtigkeit und Dringlichkeit mit dir abzuarbeiten. Gestern habe ich die Unterlagen genau angesehen, die mir von deiner Tochter übergeben wurden. Nachher will ich kurz zur Gärtnerei fahren und mir den zukünftigen Hofladen anschauen.

Wenn ich mir den Plan des Ladens ohne Möblierung anschaue und dazu den Plan des Ladenbauers sehe, habe ich das Gefühl, dass der gesamte Laden unübersichtlich wirkt. Deshalb will ich mir ein Bild machen und eventuell kurzfristig umplanen. Da morgen bereits die Einrichtung angeliefert wird, bleibt mir nicht viel Zeit. Glücklicherweise kam gestern Nachmittag der Anruf, dass die Monteure erst am Montag kommen und nicht, wie bisher geplant, zusammen mit der Anlieferung am Donnerstag.

Sie hängen bei einem anderen Kunden fest, wo nicht alle Teile für den Laden rechtzeitig angeliefert wurden. So kann ich mir übers Wochenende noch in Ruhe überlegen, was dringend geändert werden soll. Vor allem will ich eventuelle Änderungen mit dir besprechen und dir auch erläutern, warum ich es ändern will.

Der nächste Punkt betrifft die Planung, was im Hofladen der Gärtnerei verkauft werden soll. Ich habe mir die Liste angeschaut und mit dem ganzen Sortiment abgeglichen. Es fehlt einiges aus dem Gesamtsortiment. Vor allem sieht es so aus, als ob wir kein vorbestelltes Fleisch ausgeben können. Weil ich gerade vom Fleisch rede. An wen muss ich mich wenden, wenn der Hofladen als weitere Ausgabestelle aufgenommen werden soll?“

Ich erläuterte: „Alle Fragen bezüglich des Internetauftritts des neuen Hofladens besprichst du mit Roland Kaminsky, unserem Chef-Webdesigner der Unternehmensgruppe. Ihn findest du im IT-Gebäude. Roland ist ein genialer Designer. Aber man sieht ihm auch sofort an, dass er zur Gruppe der schwulen Mitarbeiter gehört, da er ein tuntiges Verhalten an sich hat.

Was das Warensortiment des Hofladens angeht, kannst du aus dem gesamten Sortiment auswählen, das für die Hofläden gelistet ist. Ich vermute, dass meine Tochter sich entweder auf das Gängigste beschränkt hat oder wegen Platzmangels das Sortiment eingeschränkt ist.

Ich habe letztens mitbekommen, dass du einen Teil der Backwaren im Hofladen verkaufen möchtest. Aufgrund der Lage des Hofladens hatten wir anfänglich beschlossen, keine Backwaren anzubieten. Wenn du denkst, dass für diesen Sortimentsbereich eine Nachfrage besteht, versuche es anfangs nur mit verschiedenen Brotsorten. Bei entsprechender Nachfrage kannst du das Sortiment immer noch erweitern.

Auch ich habe einen Punkt, über den wir bisher nicht diskutiert haben. Die Fläche vor dem Hofladen bietet sich an, in den Sommermonaten ein Terrassen-Café anzubieten. Und es gibt noch einen weiteren Punkt, den ich mit dir besprechen will. Immer mehr setzen sich in den Märkten die digitalen Preisschilder durch. Könntest du dir vorstellen, in einem Pilotprojektm, für unsere Hofläden den Einsatz zu testen?

Frederik grinste mich an und sagte: „Peter, bei meinem bisherigen Arbeitgeber werden seit etwa drei Monaten digitale Preisschilder eingesetzt. Er hat sich meiner Meinung nach für das falsche System entschieden, da der Preis mit einen extra Gerät direkt am Preisschild geändert werden muss. Die Praxis hat gezeigt, dass die Preisschilder sehr oft nicht dem aktuellen Preis entsprechen, vor allem bei Aktionen und Sonderangeboten.

Es gibt mehrere Systeme, bei denen die Preise zentral verwaltet und tagesaktuell die Preisschilder erstellt werden. Der finanzielle Aufwand ist in der Investitionsphase etwas höher, rechnet sich aber durch den geringeren Personalaufwand in der Folgezeit.“

Wieder durfte ich reagieren: „Bei einem Laden in der Größenordnung eines Supermarktes sehe ich sehr wohl den Vorteil von zentral gesteuerten Preisschildern. Bei dem eingeschränkten Sortiment eines Hofladens denke ich, ist es einfacher das Preisschild vor Ort zu ändern.“

Frederik widersprach: „Wenn du langfristig alle Hofläden damit ausstatten willst, macht es eindeutig mehr Sinn die zentrale Steuerung zu verwenden. Weil dann alle notwendigen Preisschilder zentral an den gespeicherten Verkaufspreis angepasst werden. Ein Beispiel dazu: Nehmen wir den Feldsalat. Wir verkaufen ihn zum Preis X in allen Hofläden. Bei einer Preisänderung zu Y muss in jedem Hofladen das Preisschild von Hand geändert werden. Wenn das Preisschild nicht geändert wird, weil es übersehen wurde, zeigt der Kassenzettel einen abweichenden Preis.“

Ich erklärte: „Ich denke, wir sollten mit deinem Projekt zuerst mal die grundsätzliche Eignung von digitalen Preisschildern testen. Das kann mit der einfacheren Variante sicher von dir und deinen Mitarbeitern gehändelt werden. Wir können immer noch, bei einer flächendeckenden Einführung, auf ein zentrales Management der digitalen Preisschilder umstellen . Hinzu kommt, dass ich nicht sicher bin, ob sich alle beteiligten Landwirte mit ihren Hofläden daran beteiligen werden.

Da wir zukünftig auch einen kleinen Supermarkt auf dem Campingplatz im Allgäu betreiben werden, wo vermutlich weniger Bioprodukte angeboten werden, müssen wir die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigen.“

Frederik grinste und sagte: „Okay, wir werden im Hofladen der Gärtnerei Grubmüller die einfachen digitalen Preisschilder testen. Ich sehe das wie du. Beim Supermarkt auf einem Campingplatz gibt es andere Voraussetzungen, als wir sie bei einem reinen Hofladen mit Bioprodukten antreffen. Kommen wir zu meinen weiteren Punkten.

Der Zeitplan für den Aufbau der Regale sieht vor, dass spätestens am Mittwoch alle Regale stehen sollten. Normalerweise benötigt man für die Beschickung der Regale etwa ein bis zwei Wochen. Das würde bedeuten, dass wir den Hofladen spätestens Mitte März eröffnen könnten. Ich hatte gestern noch ein kurzes Gespräch mit Werner und Armin, die bis Mitte nächster Woche ein Konzept erarbeiten wollen, wie die Eröffnung ablaufen könnte. Sie werden gleichzeitig die Kostenaufstellung erarbeiten.

Ich denke, das sollte für unser erstes Gespräch genug Informationen sein. Dann melde ich mich nach der Besichtigung des Hofladens in der Gärtnerei wieder bei dir. Da kann ich dir zumindest bereits sagen, ob wir umplanen sollten. Ich wünsche dir viel Spaß bei deinem Termin mit der Wohnungsübergabe an Toni.“

Kevin, der bisher nur zugehört hatte, fragte an, ob er sich zusammen mit Frederik verkrümeln könne. Ich meinte: „Ich bin davon ausgegangen, dass du mich heute bei meiner Arbeit begleitest. Wenn ich am Nachmittag mit dem Kleinlaster Tonis Kisten bei seinen Eltern abhole, kannst du in eurem Appartement weiterarbeiten. Morgen beginnt dein Praktikum in der IT-Abteilung. Den Vertrag hierzu wird dir Florian von der Auszubildenden-Verwaltung zur Unterschrift vorlegen.

Wir beide gehen jetzt direkt zu ihm und fragen, wie der Stand der Dinge ist. Ich hoffe, dass dein Ausbildungsvertrag von der IHK rechtzeitig bearbeitet wird, damit du am ersten März deine Ausbildung starten kannst.“

Wir standen auf und Frederik fragte, wen er in der Gärtnerei Grubmüller als Ansprechpartner habe. Ich erklärte ihm, dass er sich zum einen an Mario wenden könne, der als Betriebsleiter dort zuständig ist, aber auch an Sepp, den ehemaligen Eigentümer der Gärtnerei, der vorerst noch mitarbeitet und Mario bis zum Sommer unterstützen wird.

Auf dem Flur verabschiedete Frederik sich von uns und meinte, er komme am späten Nachmittag wieder bei mir vorbei. Völlig unerwartet tauchte Immo-Michi auf und sagte: „Peter, wir sollten uns auf den Termin mit Toni und seiner Mutter vorbereiten. Du hast den Termin auf neun Uhr dreißig festgelegt in deiner Mail an mich.“

Ich antwortete: „Geplant ist gegen neun Uhr dreißig, aber Toni ruft mich an, wenn er mit seiner Mutter und seinen Brüdern vom Seminarhotel losfährt. Ich bin gerade auf dem Weg zu Florian, weil wir dort Kevins Praktikumsvertrag erledigen wollen.“

Er begleitete uns zu Florian und als wir ins Büro eintraten, meinte er: „Der Praktikumsvertrag ist noch nicht ausgefertigt. Ich habe erst eben den Mustervertrag von der Personalabteilung erhalten.“

Ich erwiderte: „Ich bin aus drei Gründen bei dir. Erstens der Praktikumsvertrag, zweitens wollte ich wissen, wie der aktuelle Stand bei Kevins Ausbildungsvertrag ist. Der dritte Punkt, den ich noch habe, ist eine größere Aufgabe an dich, die mit dem Vertrag für ein Praktikum zu tun hat.“

Florian meinte: „Den aktuellen Stand für Kevins Praktikumsvertrag kennst du bereits. Bei der IHK ist aufgefallen, dass wir das neue Software-Unternehmen bisher nicht als Ausbildungsbetrieb angemeldet haben. Ich habe gleich noch einen Termin bei Klaus, damit wir die Firma als weiteren Ausbildungsbetrieb anmelden. Zuerst mache ich jetzt den Praktikumsvertrag für Kevin fertig. Was für eine neue Aufgabe hast du für mich?“

Ich erklärte: „Im Zusammenhang mit dem Praktikumsvertrag für Kevin ist mir aufgefallen, dass wir unsere Ausbildungsplätze bisher nicht bei den Rosenheimer Schulen angeboten haben und dass wir zukünftig Plätze für ein einwöchiges Berufspraktikum anbieten wollen. Normalerweise beginnt jetzt so langsam die Zeit, wo sich die Schüler für diese Praktika anmelden. Deine Aufgabe besteht darin, kurzfristig alle Abteilungen anzusprechen und dir vorläufige Zahlen geben zu lassen, wie viele und in welchen Ausbildungsberufen wir im kommenden Jahr Plätze anbieten können. Mit den Angaben werden wir alle Schulen im Landkreis Rosenheim von unseren Praktika- und Ausbildungsstellen informieren. Wäre gut, wenn du gleichzeitig alle Abteilungs- und Betriebsleiter informieren würdest, dass wir ab sofort diese Praktika anbieten.“

Florian meinte: „Okay, mit diesem Projekt werde ich mich nach der Mittagspause auseinandersetzen. Reicht es dir, wenn ich dich morgen früh informiere, wie weit ich gekommen bin?“

Ich sagte: „Geht in Ordnung, es reicht, wenn wir nächste Woche an die Schulen herantreten können. Denk bitte bei Kevins Vertrag daran, dass er sein Praktikum in der allgemeinen IT macht, vor allem, da das neue Unternehmen bisher noch nicht als Ausbildungsbetrieb eingetragen ist.“

Michi, Kevin und ich gingen zurück in mein Büro. Kaum hatten wir uns in die Besprechungsecke gesetzt klingelte mein Smartphone. Beim Blick auf die Uhr war ich mir sicher, dass nur Toni der Anrufer sein konnte. Ich nahm das Gespräch entgegen und Toni meinte, sie seien unterwegs und würden gleich vor dem Jugendhotel parken.

Wir standen wieder auf und gingen zum ehemaligen Gesindehaus. Fast zeitgleich kamen wir mit Toni, seinen Brüdern und seiner Mutter an. Die Vier stiegen aus dem Auto und Ilona fragte, ob sie bereits die beiden Koffer und die Kisten mit nach oben nehmen könnten.

Ich erklärte: „Ihr könnt die Sachen von Toni gern mit nach oben nehmen, aber bis nach der Wohnungsübergabe solltet ihr alles vor der Wohnungstür abstellen.“

Gemeinsam gingen wir nach oben und Michi öffnete das Appartement. Wir wollten im ersten Anlauf die Wohnungsübernahme von Ludwig und Christian durchführen. Daher bat ich Kevin, Familie Mittermayer Frederiks und sein Appartement zu zeigen, bis wir den ersten Teil der Übernahme vorbereitet haben. Er ging mit Toni, seiner Mutter und seinen Brüdern ins Appartement der beiden Jungs.“

Während Michi das Übernahmeprotokoll ausfüllte, ging ich ebenfalls ins gegenüberliegende Appartement und hörte, wie Ilona sagte: „Ihr habt das Appartement mit allen Möbeln angemietet? Eure Vormieter haben sich echt etwas einfallen lassen, als sie ihre Einrichtung geplant haben. Da bin ich jetzt richtig gespannt, wie dein Appartement eingerichtet ist.“

Ich erklärte dazu: „Die Planung für diese Einrichtung stammt ganz allein von Christian, der ursprünglich auch allein in dieses Appartement einziehen sollte. Dass er sich noch vor seinem Einzug in Ludwig verknallt hatte, führte dann dazu, dass beide Jungs eingezogen sind. Das Appartement von Toni ist weniger aufwendig eingerichtet, hat aber auch seinen Reiz.“

Ich wandte mich an Kevin und meinte: „Ihr habt gestern nach der Wohnungsübergabe scheinbar noch ordentlich zugeschlagen. Hätte ich nicht gedacht, dass ihr schon so weit eingerichtet seid. Denkt daran, die leeren Kartons könnt ihr hinter dem Gutshaus in der Kartonpresse entsorgen. Den Schlüssel dazu bekommt ihr in der Küche von Sebastian. Wie war die erste gemeinsame Nacht in den eigenen vier Wänden?“

Kevin grinste und sagte: „Peter, wir haben beide sehr gut und ruhig geschlafen, im Grunde nicht anders als in den Tagen zuvor. Probleme hatte ich nur am Anfang, nachdem ich vom Jugendamt und der Polizei aus der Psychiatrischen Klinik herausgeholt wurde. Aber das lag eher daran, dass noch nicht feststand, wie es mit mir weitergehen soll. Seitdem Frederik hier ist und ich gute Zukunftsaussichten habe, kann ich bereits viel ruhiger einschlafen.“

Ilona schaute Kevin verstört an und fragte: „Wie soll ich das verstehen? Du bist vom Jugendamt und der Polizei aus einer psychiatrischen Klinik herausgeholt worden? Wie bist du in die Klinik gekommen?“

Ich schaute Kevin an und deutete an, dass ich das Ilona erzählen will. Er nickte, so dass ich erklärte: „Ilona, es gibt immer noch Eltern die glauben, Homosexualität sei eine Krankheit von der man geheilt werden kann. Kevins Eltern haben ihn in die Klinik gebracht, damit er dort geheilt werden soll. Sein Freund Frederik fand heraus, warum Kevin sich nicht mehr bei ihm gemeldet hat und ebenso, dass er von seinen Eltern in diese Klinik gebracht wurde. Er übermittelte diese Information dem Jugendamt Miesbachin einem anonymen Hinweis. Das Jugendamt muss solchen Hinweisen grundsätzlich nachgehen. Da dies in diesen Fällen nicht immer einfach ist, wird hier meist nicht lange gefackelt, sondern sofort schwere Geschütze aufgefahren. Mit einem Beschluss des Familiengerichts wird mit polizeilicher Unterstützung dem Krankenhaus ein Besuch abgestattet und der Jugendliche herausgeholt.

Das Kevin bei uns gelandet ist lag eher daran, dass die zuständige Mitarbeiterin beim Jugendamt noch Kontakt zu unserem Sozialarbeiter Michael hatte und von ihm wusste, dass wir schwulen Jungs in dieser Situation weiterhelfen. Kevin ist nicht der erste junge Mann, der auf diese Art am Gutshof aufgenommen wurde.

Zusammen nahmen wir Kontakt zu seinem Freund Frederik auf, der nach Vermutung von Kevin der anonyme Hinweisgeber sein musste. Ich erklärte Frederik, dass er erst in einigen Wochen persönlichen Kontakt mit Kevin haben könne, wenn sich die Lage entspannt hat. Gleichzeitig bot ich ihm an, mit mir Kontakt aufzunehmen, wenn er nach seinem Outing bei seinen Eltern in Schwierigkeiten geraten sollte.

Es dauerte dann nur zwei Tage bis sein Anruf kam. Er hatte am Vorabend seinen Eltern seine Neigung zu Jungs mitgeteilt, und wurde von ihnen aufgefordert, innerhalb eines Monats sein Elternhaus zu verlassen. Ich erklärte ihm, wie er vorgehen solle und sich dann bei mir wieder zu melden. Zwei Stunden später rief er an und fragte, wohin er kommen soll. Ich gab ihm meine Adresse durch und eine Stunde später stand er mit Sack und Pack in meinem Büro.

Natürlich wollte er von mir wissen, wie ich jetzt weiter vorgehen will, da er der Überzeugung war, ich sei so etwas wie eine erste Anlaufstelle für schwule Jugendliche, wie er es mir erklärte. Weil bereits feststand, dass Benjamin und Bernhard vergangenes Wochenende in ihre größere Wohnung umziehen würden, erklärte ich ihm, dass er für ein paar Tage in einem Gästezimmer untergebracht wird und dann in das Appartement einziehen kann. Das ist im Großen und Ganzen die Geschichte um die beiden Nachbarn von Toni.“

Tonis Brüder und Ilona hatten fasziniert meiner Erzählung gelauscht und Tonis Bruder Ludwig meinte zu Kevin: „Junge, du musst ein besonderer Glückspilz sein. Erst nimmt Tonis oberster Boss dich auf und dann auch noch deinen Freund. Dass er euch auch eine vernünftige Unterkunft anbieten kann, ist doch fast wie sechs Richtige im Lotto.“

Kevin grinste und erklärte: „Das sehe ich auch so wie du. Es kommt noch etwas hinzu. Peter hat für mich auch noch einen Ausbildungsplatz, bei dem ich am ersten März meine Ausbildung anfangen kann. Mein Freund Frederik, ein gelernter Einzelhandelskaufmann, bekommt einen festen Job im neuen Hofladen bei der Gärtnerei Grubmüller. Wir haben beide mit Hilfe von Peter das große Los gezogen.“

Ilona schaute mich an und fragte: „Zum Thema Ausbildung hätte ich eine Frage. Stellt ihr im nächsten Jahr neue Auszubildende ein? Ich frage deshalb, weil Ludwig derzeit auf der Suche nach zwei verschiedenen Praktika-Plätzen für jeweils eine Woche ist, die er sich auf Anweisung der Schule suchen soll.“

Ich meinte: „Grundsätzlich kann ich deine Frage mit einem klaren Ja beantworten. Wir versuchen derzeit festzustellen, wie hoch der Bedarf im kommenden Jahr sein wird. Spätestens Anfang nächster Woche sollten mir die Zahlen vorliegen. Ich habe mit Florian, unserem Ausbildungsbeauftragten, bereits besprochen, dass wir unsere Ausbildungsberufe an die Schulen melden wollen und wir dazu auch Praktikumsplätze anbieten wollen.

Ein Praktikum kann Ludwig bei uns immer machen, wenn er einen Beruf erlernen will, den wir anbieten. Problematisch ist es nur, wenn wir für diesen Beruf im kommenden Jahr keinen Auszubildenden einstellen können. Ludwig, deshalb meine Frage an dich: Hast du schon eine Idee, in welche Richtung es gehen könnte?“

Bevor Ludwig antworten konnte, stand Immo-Michi im Appartement und meinte, wir könnten die Übergabe des Appartements jetzt angehen, er habe alles vorbereitet. Ilona, Toni, meine Wenigkeit und Michi gingen ins Appartement, um die Übergabe durchzuziehen. Tonis Brüder Ludwig und Georg blieben noch bei Kevin. Sie wollten sich noch mit ihm unterhalten und ihm ein wenig beim Aufräumen helfen. Ilona schaute ihre beiden Jungs kurz an, schüttelte kurz den Kopf und ging mit uns in Tonis Appartement.

Unterwegs meinte sie: „Das sind ja ganz neue Töne bei meinen beiden Söhnen. Wenn ich ihnen zuhause sage, sie sollen ihre Zimmer aufräumen, gibt es sofort lautstarken Protest.“

Toni grinste und meinte: „Die zwei sind inzwischen in der Pubertät. Ich war doch auch nicht anders als meine beiden Brüder. Eigentlich solltest du das doch alles schon von mir kennen.“

Ilona lachte und erklärte: „Stimmt, zuhause rege ich mich inzwischen nicht mehr auf. Ich war eher verwundert darüber, dass sie bei einem für sie fremden Jungen plötzlich beim Aufräumen mithelfen wollen. Da steckt doch sicher etwas anderes dahinter!“

Da Michi die Übergabe gut vorbereitet hatte, war innerhalb weniger Minuten alles geklärt und Ilona und Toni unterschrieben das Übergabeprotokoll. Anschließend legte er Toni und seiner Mutter den Mietvertrag zum Unterschreiben vor. Ilona las sich den Vertrag gut durch und unterschrieb als Erziehungsberechtigte den Vertrag. Toni durfte ebenfalls den Mietvertrag mit unterschreiben, da er mit Erreichen der Volljährigkeit an ihn übergehen werde.

Ilona schaute mich an und meinte überraschend: „Peter, der Mietvertrag ist doch für dich ein Draufzahl-Geschäft. Das kann doch nicht funktionieren.“

Ich erklärte: „Das, was hier als Miete ausgewiesen ist, ist der Anteil, den dein Sohn während seiner Ausbildung für das Appartement beisteuert. Dazu kommt von seinem Arbeitgeber ein fester Betrag den dieser beisteuert, weil er als Auszubildender aus verschiedenen Gründen nicht bei seinen Eltern leben kann. Bei Toni war es anfangs so, dass er nicht jeden Tag von München anreisen und wieder zurückfahren konnte. Inzwischen hat er immer noch diesen Status, da er teilweise wegen seines Arbeitsbeginns um sechs Uhr morgens nicht rechtzeitig, ohne Unterstützung von einem Dritten, am Ausbildungsplatz erscheinen kann. Der Vertrag läuft so, als würde Toni im Sommer in eine der Jugendwohnungen einziehen. Mit dem Unterschied, dass er mit Ausbildungsende nicht innerhalb von sechs Monaten sich eine neue Bleibe suchen muss, sondern er auch dauerhaft bleiben kann.

Du glaubst doch nicht wirklich, dass Toni im Personalzimmer im Seminarhotel untergebracht wurde, ohne dass der Arbeitgeber dafür einen Obolus entrichten musste. Für ihn ist es seine erste eigene Wohnung, für die er aus eigener Tasche einen Beitrag leisten muss. Wenn du den Vertrag vollständig gelesen hast, sollte aufgefallen sein, dass Toni mit dem Ende seiner Ausbildung eine ortsübliche Miete zahlen wird.“

Ich verabschiedete mich und meinte noch: „Viel Spaß beim Einzug ins Appartement, wir sehen uns am Nachmittag, wenn wir mit dem Kleinlaster Tonis persönliche Sachen bei euch abholen werden“. Ich ging ins Appartement von Kevin und sagte, dass wir uns langsam wieder in Richtung Büro bewegen sollten. Ludwig und Georg erklärte ich, dass sie jetzt ihrem großen Bruder beim Einräumen helfen dürfen.

Auf dem Weg nach unten meinte Michi: „Ich besorge mir noch die Unterschriften von Ludwig und Christian, dann kann ich den Mieterwechsel gleich noch abschließen. Der Wechsel vom anderen Appartement ist bereits erledigt. Die Möglichkeit, eine Wohnung als möbliert einzutragen, ist bereits vorhanden, jedoch mir bisher noch nicht aufgefallen.“

Während Michi ins IT-Gebäude ging, landeten Kevin und ich wieder in meinem Büro. Ich fragte ihn, wie die Hilfe von Tonis Brüdern ausgesehen hat. Er grinste mich an und erklärte: „Es gab keine Mithilfe.#Die Jungs haben mich nur ausgefragt. Die meisten Fragen bezogen sich auf ihren Bruder. Glücklicherweise konnte ich ihnen da nicht weiterhelfen, da ich ihn ja gestern zum ersten Mal kennengelernt habe.

Ansonsten wollten sie von mir wissen, wie ich mich gefühlt habe, als meine Eltern mich in die Klinik abgeschoben haben. Eine wichtige Frage für die beiden Jungs war, ob ich mit meinen Eltern wieder Kontakt aufnehmen würde. Ich habe ihnen erklärt, dass ich mir das momentan nicht vorstellen kann, mit meinen Eltern jemals wieder in Kontakt zu treten. Vor allem, wenn ich daran denke, dass sie meinen Lebensstil nicht akzeptieren wollen.

Peter, ich möchte mich bei dir bedanken, dass du mir die Aufgabe abgenommen hast, darüber zu erzählen, wie und warum ich zu euch gekommen bin. Ich fand deine Art, wie du das erzählt hast, sehr faszinierend.“

Ich erwiderte: „Das war doch selbstverständlich, dass ich dir in dieser Situation beigestanden bin. Dafür brauchst du dich nicht extra zu bedanken. Mich würde mehr interessieren, welche Eindrücke du heute bisher sammeln konntest, abgesehen davon, dass ich dich moralisch unterstützt habe.“

Kevin meinte dazu: „Ich fand deine Reaktionen auf Frederiks Pläne bemerkenswert. Er will alles auf den Kopf stellen und du reagierst mit einer Ruhe, die ich so nicht erwartet habe. Ich habe mit erheblich mehr Widerstand von deiner Seite gerechnet.“

Dazu erklärte ich, nachdem ich lächeln musste: „Ich fand es gut, dass er sich seine eigenen Gedanken dazu macht. Ob sich alles so umsetzen lässt wie er sich das vorstellt, das wird die Zeit zeigen. Für mich ist sein Engagement für den neuen Hofladen ein gutes Zeichen. Wenn ich ehrlich sein soll, mir hat der Plan des Ladenbauers auch nicht gefallen. Nur habe ich nicht die nötige Erfahrung, um das zu einhundert Prozent zu beurteilen.

Für Frederik ist es, genau wie für dich, ein Neuanfang. Er hat bisher in einem Supermarkt gearbeitet und mit dem Hofladen betritt er für sich ein absolutes Neuland. Ich lasse mich überraschen wie er den Hofladen gestalten wird, oder ob er doch am Ende bei der Lösung des Ladenbauers bleiben wird.“

Kein Mensch kann exakt voraussagen, welche Produkte im Hofladen nachgefragt werden. Die Produktplanung hat sich meines Wissens bisher daran orientiert, was in unserem Hofladen am besten läuft. Vergleichen könnte man es vielleicht noch am ehesten mit dem Hofladen in der Gärtnerei Winter. Dort gibt es aber nicht groß Abweichungen zum Hofladen im Gutshof.

Neugierig bin ich jedoch darauf, welche Ideen Frederik, Armin und Werner zur Ladeneröffnung entwickeln. Von meiner Seite gibt es eine weitere Idee, was wir zusätzlich anbieten könnten. Die Idee muss ich erst mit unserem Architekten abklären, ob sie bautechnisch überhaupt durchführbar ist. Wenn du zufälligerweise sehr neugierig bist, rufen wir gemeinsam Jason an und ich erkläre ihm, welche Vorstellungen und Wünsche ich habe.“

Kevin erwiderte: Logisch bin ich neugierig. Ich frage mich nur, wie Frederik auf deinen Vorschlag reagiert, den selbst ich bisher noch nicht kenne.“

Ich holte mir das Mobilteil und wählte die Rufnummer unseres Architektenteams. Als ich Jason in der Leitung hatte erklärte ich ihm, dass ich auf laut hören gehe, weil ein interessierter Zuhörer neben mir sitzt. Nach dem Umschalten erklärte ich: „Jason, ich habe eine Idee, wie wir den neuen Hofladen in der Gärtnerei Grubmüller noch attraktiver machen könnten. Ich habe jedoch keine Ahnung, ob sich das so einfach umsetzen lässt. Mir schwebt vor, den Hofladen um ein kleines Café zu erweitern, so wie wir es hier am Gutshof bereits haben. Ich denke dabei an einen voll verglasten Anbau vor dem Laden oder eventuell auch seitlich angebracht.“

Wir hörten: „Peter, du treibst mich mit deinen Wünschen noch in den Wahnsinn. Ich werde einen erfahrenen Kollegen auf deinen Wunsch ansetzen, der alles klären soll und der sich anschließend mit dir in Verbindung setzen wird. Soll ich vielleicht im Neubau in Marktoberdorf auch noch ein Café mit unterbringen?

Ich lachte und erklärte: „Die Idee stammt jetzt aber von dir und nicht von mir. Spaß beiseite, wir brauchen dort kein eigenes Café. Die Gäste für dieses Café können wir doch im Restaurant und im dazugehörigen Biergarten unterbringen. Warum also extra ein Café einplanen?“

Wir verabschiedeten uns von Jason. Nachdem ich aufgelegt hatte, meinte Kevin: „Ich hatte anfangs fast geglaubt, dass Jason sauer auf dich ist wegen des Vorschlags, den du ihm unterbreitet hast. Mit seiner Nachfrage und deiner Antwort zum Café im Allgäu wurde mir bewusst, dass ihr euch vermutlich nur auf den Arm genommen habt.“

Ich erklärte: „Ich kenne Jasons Vater schon seit über dreißig Jahre. Wir haben beide in München studiert und einige Zeit in derselben Wohngemeinschaft gelebt. Ich ging nach meinem Studium zurück nach Rosenheim, während Jasons Vater in München blieb. Vor knapp drei Jahren war ich auf der Suche nach einem jungen Architekten, der unsere Baupläne umsetzen sollte. Alexandra empfahl mir damals Jason, den Sohn ihres Nachbarn. Bei unserem ersten Zusammentreffen stellte sich heraus, dass er der Sohn meines ehemaligen Mitbewohners in der Wohngemeinschaft ist. Sein Vater ist mit seiner Familie vor rund fünfzehn Jahren zurück nach Rosenheim gezogen, was ich aber nie mitbekommen hatte. Seitdem werden alle neuen Projekte mit dem Architekturbüro Schreiber aus Rosenheim abgewickelt. Das Architekturbüro hatte auch die Gebäude für die Gärtnerei Grubmüller geplant.“

Mein Smartphone klingelte und als ich das Gespräch entgegennahm, hatte ich Mario in der Leitung. Er sagte: „Peter, bei mir ist seit über einer Stunde ein junger Mann, der mich nach allen möglichen Sachen in Bezug auf den Laden fragt. Ich kann ihm die Fragen nicht aus dem Stegreif beantworten und Sepp, der wahrscheinlich alles aus dem Hemdsärmel schütteln könnte, ist irgendwo in den Gewächshäusern mit den Mitarbeitern. Kannst du ihm vielleicht weiterhelfen?“

Ich lachte und meinte: „Da kann ich dir nicht weiterhelfen. Ich vermute, dass Frederik bei dir ist. Er ist seit gestern als Filialleiter, auf Vorschlag meiner Tochter, für den Laden zuständig und wird auch den Aufbau überwachen. Du wirst in Zukunft fast täglich mit ihm zu tun haben. Wenn du ihm nicht helfen kannst, organisiere dir Sepp, dass er die Fragen von Frederik beantwortet.

Du kannst ihm sicher einen Plan vom Laden mit allen dazugehörigen Nebenräumen besorgen, da er bisher nur einen Plan für die Ladeneinrichtung von Martina erhalten hat. Ich bräuchte ebenfalls ein Exemplar, für das Gespräch mit Frederik, dass du mir per Mail zukommen lassen kannst.

Ich verabschiedete mich und beendete das Gespräch. Kevin schaute mich an und fragte: „Peter, ich verstehe nicht, warum brauchst du deinen eigenen Plan vom Laden mit allen Nebenflächen, die dazugehören. Was willst du mit Frederik besprechen?

Ich antwortete: „Einfach erklärt, ich will wissen, wovon Frederik spricht. Auch möchte ich auch darüber nachdenken, wie die Nebenflächen sinnvoll genutzt werden können. Wenn ich, zum Beispiel, im Laden mehr Artikel unterbringen will habe ich das Problem, dass ich von jedem Artikel nur eine kleinere Menge unterbringe. Mit einem kleinen Zwischenlager kann ich bei gängigeren Artikeln eine kleine Reserve vorhalten, bis zum nächsten Liefertermin.

Wenn wir ein Café aufbauen wollen, muss ich für die Kunden ein eigenes WC einplanen. Habe ich dafür überhaupt einen Platz? Ebenfalls wäre eine kleine Küche für das Hofcafé ein *nice to have* für die Bewirtung mit einem Frühstück oder kleinen Gerichten. Zudem muss das benutzte Geschirr und Besteck irgendwo gereinigt werden.“

Kevin lachte und meinte: „Okay, ich habe es verstanden. Mit deiner Überlegung, den Hofladen um ein kleines Café zu erweitern, erhöhst du die Attraktivität. Was aber zur Folge hat, dass du dafür auch die notwendigen Voraussetzungen schaffen musst. Weil du für das Unternehmen verantwortlich bist musst du darauf achten, dass von deinen Mitarbeitern nichts übersehen wird.“

Ich sagte: „So ungefähr stimmt dein Ansatz. Ich bin der Verantwortliche, der drauf zu achten hat, dass alles nach den geltenden Gesetzen und Vorschriften abläuft. Klar sollten meine Mitarbeiter wissen, was alles zu beachten ist. Aber es kann immer etwas durchrutschen. Selbst mir kann ein Fehler unterlaufen. Deshalb sammle ich im Vorfeld alle wichtigen Informationen, um annähernd fehlerfrei zu sein.“

Während meiner letzten Worte hatte es an der Tür geklopft. Ich rief herein und meine beiden Jungs David und Tobias stürmten mein Büro. „Papa, wir sollten langsam zum Mittagessen in die Kantine gehen, wenn wir um vierzehn Uhr bei Tonis Familie mit dem Kleinlaster sein sollen, um seine Umzugskisten abzuholen“, meinte Tobias grinsend.

Ich sagte: „Gut, dass ihr gekommen seid. Kevin und ich hätten vermutlich durch unsere intensive Unterhaltung übersehen, dass ich mit euch am Nachmittag den Termin mit Toni und seiner Mutter haben, um seine Sachen abzuholen. Lasst uns sofort in die Kantine gehen, damit wir rechtzeitig unterwegs sind.“

Auf dem Weg in die Kantine stellte ich fest, dass der Kleinlaster schon vor dem Gutshaus bereitstand. Da mir bisher keiner die Fahrzeugschlüssel übergeben hatte, rief ich bei Manuel an und fragte, wo er diese deponiert habe. Er erklärte mir, dass Daniel die Schlüssel an der Rezeption im Jugendhotel für uns hinterlegt habe. Alexandra sollte dich informieren, dass die Schlüssel bei ihr seien.

Beim Eintreten in die Lobby des Jugendhotels stellte ich fest, dass Alexandra nicht an der Rezeption war. Ich ging in ihr Büro und bat sie um die Schlüssel für den Kleintransporter. Sie schaute mich an und meinte: „Peter, der Schlüssel wartet auf dem Tresen auf dich. Du musst ihn dir nur holen. Ich habe gerade versucht, dich in deinem Büro zu anzurufen. Jetzt ist mir auch klar, warum ich dich dort telefonisch nicht erreicht habe, du warst bereits auf dem Weg in die Kantine.“

Ich bedankte mich für die Auskunft, holte den Schlüssel vom Tresen und ging mit den Jungs in die Kantine zum Essen. Während des Essens fragte Kevin, ob er mit uns kommen und helfen könne, was ich aber mit der Begründung ablehnte, dass im Fahrerhaus des Kleinlasters nur zwei Sitzplätze für die Beifahrer vorhanden sind.

„Wenn du helfen willst, dann gerne später, wenn wir wieder zurück sind. Du kannst den Jungs beim Hochtragen von Tonis Sachen helfen. David oder Tobi können dir eine Nachricht übermitteln, wenn wir auf dem Heimweg sind.“

Die beiden Jungs meinten, wenn wir dich informieren sollen, bräuchten wir deine Rufnummer, unter der wir dich erreichen können. Kevin gab den beiden Jungs seine Mobilfunknummer, die die beiden sofort in ihren Smartphones abspeicherten. Tobi fragte noch, ob er WhatsApp habe, dann würden sie ihn zur Guthofgruppe einladen.

Nach dem Mittagessen, es war immerhin kurz vor dreizehn Uhr dreißig, verabschiedeten wir uns von Kevin, der erklärte, dass er in der Zwischenzeit in ihrem Appartement weiter aufräumen und einen Teil der nicht mehr benötigen Kartons wegbringen will.

Während der Fahrt zum Reihenhaus, wo Tonis Familie wohnt, erklärte ich meinen beiden Jungs, dass wir jetzt gleich dort ankommen, wo ich mit meiner Familie mehr als fünfundzwanzig Jahre gewohnt habe, bevor wir vor etwas mehr als zwei Jahren zum Gutshof umgezogen sind.

Tobi meinte: „Ich dachte immer, dass ihr schon länger auf dem Gutshof wohnt. Schön, dass wir auf diesem Weg endlich kennenlernen, wo ihr früher gelebt habt und unsere beiden älteren Geschwister aufgewachsen sind.“

Kurz vor vierzehn Uhr standen wir vor unserem Reihenhaus, das derzeit an Tonis Eltern vermietet ist. Ich hatte gerade vor der Einfahrt eingeparkt, als sich die Haustür öffnete und Tonis jüngere Brüder aus dem Haus stürzten. Mit großem Abstand folgten Toni und seine Mutter. Sie begrüßten uns, als hätten wir uns seit Tagen nicht mehr gesehen. Toni erklärte: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass ihr so pünktlich vor der Tür stehen würdet. Ich habe eher vermutete, dass ihr erst in einer halben Stunde hier sein würdet, da ich davon ausgegangen bin, dass ihr erst gegen vierzehn Uhr losfahren würdet.“

Ich erwiderte: „Wenn ich eine feste Uhrzeit angebe, dann meine ich das auch so. Ich habe immer davon gesprochen, dass wir um vierzehn Uhr vor dem Haus stehen würden, um alles einzuladen.“

Tonis Mutter Ilona meinte: „Wir haben uns zu lange in Tonis Appartement aufgehalten und sind gerade mit dem Mittagessen fertig. Leider konnten die Jungs noch nicht die Kisten mit Tonis Sachen aus dem Keller nach oben bringen. Kann ich euch, bevor die große Hektik des Einladens beginnt, auf eine gemütliche Tasse Kaffee einladen? Kuchen haben wir aus dem Gutshof Café mitgenommen.“

Ich antwortete: „Ich würde sagen, wir drehen den Spieß um, zuerst wird eingeladen und anschließend, bevor wir den Heimweg antreten, setzen wir uns noch gemütlich zu einer Tasse Kaffee zusammen, oder hat einer von den Jungs einen besseren Vorschlag?“

David meinte: „Ich bin auch der Meinung, erst die Arbeit und danach gemütlich eine Tasse Kaffee, damit wir uns kurz erholen können, bevor wir am Gutshof alles im Gesindehaus ins Dachgeschoss schleppen. Dauert vermutlich sowieso länger, als alles aus eurem Keller in den Transporter zu bringen. Jungs, zeigt uns den Weg zu den Kisten von Toni, die wir mitnehmen dürfen.“

Während die Jungs ins Haus gingen, öffnete ich im Heck die beiden Türen, damit wir die Kartons zügig einladen konnten. Ilona meinte: „Peter, ich geh dann mal wieder ins Haus und bereite alles zum Kaffeetrinken vor. Hättest du nachher für mich ein paar Minuten? Ich würde gern etwas mit dir besprechen.“

Ich meinte: „Sicher werden wir die Zeit finden und wir können uns in Ruhe unterhalten. Wenn es dich nicht stört, können wir das gleich beim Kaffee besprechen. Willst du nicht im Beisein der Kids sprechen, verschieben wir das Gespräch auf später, während die Jungs den Transporter im Gutshof ausräumen.

Sie erklärte: „Die Jungs können ruhig hören, was ich mit dir besprechen will. Es geht hier nicht um irgendwelche Geheimnisse, die ich mit dir besprechen möchte. Ist vielleicht gut, wenn sie dabei sind, dann brauche ich es ihnen später nicht extra zu erklären.“

Während Ilona zurück ins Haus ging, tauchten David und Tobias an der Haustür auf und näherten sich dem Transport mit den beiden ersten Umzugskarton. Als sie ihre Kisten auf der Ladefläche abgestellt hatten, meinte Tobias: „Peter, wenn ich richtig gezählt habe, stehen im Keller etwa fünfzehn Kisten, die alle in Tonis Appartement sollen. Die Kisten sind nicht sonderlich rationell eingepackt und scheinen alle sehr leicht zu sein.“

Meine beiden Jungs waren fast wieder an der Haustür angekommen, als Tonis Brüder Georg und Ludwig gemeinsam mit einer weiteren Kiste das Haus verließen. Kurz hinter den beiden tauchte dann Toni mit einer weiteren Kiste auf. Sie stellten ihre beiden Umzugskartons auf der Ladefläche ab und verschwanden wieder ins Haus.

Innerhalb der nächsten viertel Stunde hatten sie alle Kisten aus dem Keller auf der Ladefläche des Transportes deponiert, die ich sorgfältig verstaute, damit die Ladung nicht unnötig verrutschen kann. Am Ende sicherte ich die Kisten mit den Stangen, die für die Ladungssicherung vorgesehen waren.

Ich verschloss den Transporter und ging mit den Jungs ins Haus. Ich folgte ihnen in die Essecke, wo Ilona in der Zwischenzeit alles für unser Kaffeekränzchen vorbereitet hatte. Meine beiden Jungs setzten sich rechts und links von mir an den Tisch, die Jungs von Ilona setzten sich uns gegenüber. Ilona, die mitbekommen hatte, dass wir im Haus waren, kam aus der Küche und brachte eine große Kanne mit Kaffee mit.

Sie stellte den Kaffee auf den Tisch und setzte sich rechts von mir, an die kurze Seite des Tisches. Sie fragte als erstes mich nach meinem Wunsch, welches Tortenstück ich haben will. Ich entschied mich heute für die Käsesahne mit den Mandarinen, die von Ilona auf meinen Dessertteller gestellt wurde. Danach durften sich meine beiden Jungs entscheiden, was sie haben wollen.

Während meine beiden Jungs von Ilona versorgt wurden, schenkte ich mir eine Tasse Kaffee ein und gab die Kanne an Tobias weiter, damit er sich einschenken könne und dann im Uhrzeigersinn weiterreichen sollte. Als alle versorgt waren, meinte Ilona: „Jungs, das dürfte euch auch interessieren, was ich jetzt mit Peter besprechen will. Ihr seid inzwischen alt genug, dass wir euch am Nachmittag allein zuhause lassen können. Ich will demnächst nicht mehr nur am Wochenende arbeiten, sondern am besten von Montag bis Freitag. Peter, kannst du mir sagen, ob bei euch derzeit Mitarbeiter für den Service gesucht werden, bevor ich mich anderweitig nach einem neuen Job auf die Suche mache?“

Ich schaute Ilona an und erklärte: „Ich kann dir nicht sagen, ob wir derzeit auf der Suche nach qualifiziertem Servicepersonal sind. Dazu müsste ich Alexandra befragen, die dafür zuständig ist. Ich hätte vielleicht eine andere Idee. Da muss ich jedoch noch abwarten, ob dieses Projekt realisiert werden kann. Unsere Architekten prüfen derzeit, ob wir ein kleines Café, in Verbindung mit unserem neuen Hofladen in der Gärtnerei Grubmüller, verwirklichen können.

Ich gehe davon aus, dass unsere Architekten in den nächsten zwei oder drei Tagen wissen, ob wir das Projekt verwirklichen können. Das Café wird immer nur dann geöffnet sein, wenn auch der Hofladen offen hat. Unter der Woche bis achtzehn Uhr und samstags bis Mittag. Der Hofladen wird spätestens Mitte März öffnen. Wann das Café starten kann, ist derzeit noch ungewiss.

Das ist insbesondere abhängig davon, welche An- und Umbauten am Gebäude erforderlich sind. Wenn du Interesse hast, lass es mich wissen, dann halte ich dich auf dem Laufenden, wie sich das Projekt entwickelt. Ich gebe dir die Adresse der Gärtnerei, dann kannst du dir vorab alles anschauen und mir sagen, ob meine Idee nicht nur ein Traum ist oder ob er aus deiner Sicht erfolgreich umgesetzt werden kann.

Von hier aus ist es egal, ob du zum Gutshof fährst oder in die Gärtnerei Grubmüller. Der Weg dürfte sogar etwas kürzer sein als zum Gutshof. Da wir für den Betrieb des Cafés mindestens zwei Mitarbeiter benötigen, könntest du nach Absprache immer nur jeden zweiten oder dritten Samstag vormittags arbeiten. Vergiss nicht, in der Gastronomie wird fast nur im Schichtdienst gearbeitet. Im Café stelle ich mir zwei Schichten vor, Frühschicht von sieben Uhr dreißig bis vierzehn Uhr, Spätschicht ab zwölf Uhr bis achtzehn Uhr dreißig.“

Georg, der bisher ruhig zugehört hatte, meinte: „Mama, hast du das bereits mit Papa besprochen? Nicht dass er wieder der Meinung ist, dass du zuhause bleiben sollst, um auf uns aufzupassen.“

Ilona erklärte: „Wir haben vor einigen Wochen darüber gesprochen und er hat sich meiner Meinung angeschlossen, dass wir euch inzwischen vermutlich nachmittags allein lassen könnten. Wenn ich mir Peters Angebot so betrachte, dann bin ich eine Woche nachmittags bereits um vierzehn Uhr dreißig wieder zu Hause, in der zweiten Woche seid ihr allein, bis Papa nach Hause kommen würde.

Wenn Peter kein Problem hat, könntet ihr in der Woche, wenn ich nachmittags arbeite, mit dem Schulbus zum Gutshof fahren, dort ein Mittagessen bekommen und anschließend eure Hausaufgaben dort erledigen. Ludwig, du hast doch erzählt, dass Florian, der auf dem Gutshof lebt, nach den Weihnachtsferien in deine Klasse gekommen ist. Georg, gibt es nicht auch einen Schüler am Gutshof, der in deine Klasse geht?“

Georg grinste verschmitzt und erklärte: „Mama, ich habe dir doch bereits erklärt, dass wir einen einzigen Schüler in der Klasse haben, der vom Gutshof kommt. Er heißt Stephan und seine Mama ist die Sozialarbeiterin, die dort wohnt und arbeitet. Stephan wohnt direkt in der Wohnung neben Tonis Appartement.

Was ist, wenn wir mittags nicht zum Gutshof fahren wollen, sondern lieber zu Hause unsere Hausaufgaben erledigen wollen? Mama, du solltest erst mit den Leuten reden, bevor du über ihren Kopf hinweg entscheidest, dass wir mittags mit zum Gutshof fahren und sie nerven sollen.“

Ich lachte und meinte: „Jungs, da habt ihr schlechte Karten. Wenn eure Eltern im Sommer in eine neue Wohnung im Gutshof umziehen, dann dürft ihr täglich zum Gutshof fahren und mit den anderen Schulkindern in der Kantine das tägliche Mittagessen genießen. Wir reden hier vielleicht von zwei oder drei Monaten Übergangszeit, bis ihr fest im Gutshof wohnt. Ich gehe nicht davon aus, dass das Café in der Gärtnerei Grubmüller vor Ende Mai oder sogar erst im Juni eröffnen kann. Bis dahin ändert sich für euch erst einmal nichts. Sollte eure Mutter in den Sommermonaten im Biergarten im Gutshof mitarbeiten können, droht euch das gleiche Schicksal. Denn dass wir ab Mai wieder Mitarbeiter für den Service im Biergarten brauchen, steht definitiv fest.

Ich rate euch, sprecht ihr beide erst einmal mit euren Mitschülern vom Gutshof. Die werden euch sicher erklären, wie das mit den schulpflichtigen Kids, deren Eltern arbeiten, so abläuft. Ludwig, du hast deiner Mutter mindestens einen weiteren Mitschüler, Mitbewohner des Gutshofes unterschlagen, wenn Florian in deiner Klasse ist, solltest du auch Ronald, einen meiner Pflegesöhne, sowie Raffael, unseren Spanier, kennen.“

Ludwig schaute mich an und sagte: „Ich wusste nicht, dass Ronald auf dem Gutshof lebt und du sein Pflegevater bist. Ich weiß nur, dass er in einer Pflegefamilie mit seinem großen Bruder lebt. Ich dachte immer, die beiden Jungs fahren mit dem Schulbus mit, weil sie in eurer Richtung wohnen.

Von Raffael weiß ich nur, dass er von seinem Onkel, der schon länger in Deutschland lebt, adoptiert wurde. Er kommt ursprünglich aus einem Kinderheim in Madrid, wo er jahrelang untergebracht war, nachdem seine Adoptiveltern verstorben sind. Obwohl er mit dem gleichen Bus wie die Gutshofkids fährt wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass er im Gutshof wohnen könnte.“

Ich meinte: „Seit Januar haben wir, meines Wissens, insgesamt zwölf Kinder und Jugendliche, die vom Gutshof mit dem Schulbus zu den Rosenheimer Schulen fahren. Die Hälfte davon fällt nach den Sommerferien weg, weil sie eine Ausbildung beginnen. Wie viele Neue dazukommen, kann ich euch nicht sagen, zumindest zwei davon sitzen mir gegenüber am Tisch.

Da in den neuen Wohnungen vorwiegend Familien mit Kindern und Jugendlichen einziehen, kann ich mir durchaus vorstellen, dass ab Herbst dieses Jahres mehr als zwanzig Gutshofbewohner den Schulbus benutzen werden.“

Ilona sagte: „Peter, erinnere mich nicht daran, dass wir im Sommer umziehen. Immerhin sind beim nächsten Umzug die Kartons mit den Sachen von Toni nicht mehr dabei, weil sie heute bereits zum Gutshof gehen. Gut, dass wir sie nicht mit unseren Möbeln eingelagert haben, sonst hätten wir die Sachen aus dem Münchner Zwischenlager holen dürfen.“

Ich erklärte: „Wir sollten wieder zum Gutshof zurückfahren, immerhin müssen die Kartons alle noch in Tonis Appartement. Ilona, kommt ihr gleich mit oder kommt ihr erst später zum Gutshof?“

Ilona meinte: „Eigentlich wollte ich hierbleiben. Könntest du Toni mitnehmen. Dann würde ich erst morgen wieder zum Gutshof kommen, wenn wir gemeinsam zum Einkaufen fahren. Du hast doch sicher noch einen Platz für Toni im Transporter?“

Ich schaute Ilona an und erklärte: „Der Transporter ist nur für einen Fahrer und zwei Begleitpersonen zugelassen. Ich habe keinen Bock darauf bei einer Kontrolle Ärger zu bekommen, wenn im Führerhaus mehr als drei Personen angetroffen werden. Es gibt nur drei Sicherheitsgurte, Toni hätte also kein Rückhaltesystem und das Risiko ist mir zu groß. Ich muss nicht an einem Unfall schuld sein. Es würde einen Riesenärger bedeuten. Ilona, du könntest Toni nur kurz am Gutshof abliefern und sofort wieder nach Hause fahren. Deine beiden Jungs können inzwischen zuhause bleiben und den Kaffeetisch abräumen. Ich denke, wir finden am Gutshof genügend Helfer, die beim Schleppen der Kisten helfen werden.“

Ilona sagte: „Ludwig, Georg, ihr habt gehört. In der Zwischenzeit könntet ihr den Kaffeetisch abräumen und ich bringe Toni kurz zum Gutshof in sein Appartement.“

Ludwig erklärte: „Mama, wir können doch auch mitfahren. Den Tisch können wir auch noch abräumen, wenn wir wieder zurück sind. Toni freut sich sicher, wenn wir ihm beim Hochtragen seiner Umzugskisten helfen. Außerdem ist alles schneller im Appartement, wenn wir den Jungs helfen.

Ilona reagierte damit: „Meinetwegen, dann fahren wir jetzt mit Toni zum Gutshof. Aber sobald alles im Appartement ist, fahren wir wieder zurück. Ihr gebt sowieso keine Ruhe, bis ich euch mitnehme. Wenn ihr euch am Gutshof wie Zicken benehmt, fahre ich ohne euch nach Hause und ihr könnt sehen, wie ihr wieder nach Hause kommt. Haben wir uns verstanden, meine Herren?“

Beide nickten nur. Damit war zumindest vorübergehend jede weitere Diskussion vom Tisch. Toni lächelte nur, was bei mir sofort die Alarmglocken läuten ließ. Er ging mit mir und meinen beiden Jungs nach draußen, wo er zu mir sagte: „Peter, Ludwig und Georg haben zwar genickt, was aber nicht automatisch bedeutet, dass die beiden mit unserer Mutter nach Hause fahren werden.

Ich kenne die Beiden nur zu gut. Peter, hättest du ein Problem damit, wenn ich meine beiden Brüder über Nacht bei mir schlafen lasse, oder kannst du uns jemanden organisieren, der die beiden heute Abend nach Hause bringt? Mama wird sie auf keinen Fall später noch abholen, da bin ich mir absolut sicher.“

Ich grinste und erklärte: „In deinem Bett wird es wohl etwas zu eng sein, wenn ihr zu dritt darauf schlafen wollt. Einer muss zum Schlafen vermutlich auf deine kleine Sitzlandschaft ausweichen. Du bist der Mieter und du entscheidest, wer in deinem Appartement übernachten darf.

Ich kann dir nur einen Tipp geben. Wenn sie bei dir übernachten, dann schick sie morgen früh in den Hofladen, um frische Brötchen für euer Frühstück zu holen. Das sollte helfen, dass sie nicht ständig bei dir übernachten wollen. Sie sollen erkennen, dass sie den Luxus, den sie zuhause haben, bei dir nicht erwarten dürfen.“

Toni erwiderte: „Dein Vorschlag klingt gut. Den werde ich auf alle Fälle umsetzen, wenn die beiden bei mir übernachten. Im Moment sind Ferien, da geht das schon mal, dass sie nicht zuhause übernachten. Aber du siehst das völlig richtig. Es sollte nicht zur Gewohnheit werden.“

Ich meinte, wir sehen uns gleich wieder am Gutshof, ich fahre mit meinen beiden Jungs los, damit ihr nicht auf uns warten müsst. Ich stieg in den Kleintransporter und startete den Motor. David und Tobias waren schon eingestiegen, während ich noch mit Toni plauderte. Unterwegs fragten meine Jungs, was ich so Wichtiges mit Toni zu besprechen hatte.

Ich erzählte nur kurz, dass Toni befürchtet, dass seine beiden Brüder später nicht mit Ilona nach Hause fahren würden, sondern noch bleiben und helfen wollen. Er wollte nur wissen, ob ich etwas dagegen hätte, wenn seine beiden Brüder bei ihm übernachten, oder ich jemanden organisieren kann der sie nach Hause bringt. Sein Appartement, seine Entscheidung, habe ich ihm erklärt.

Wir standen vor Familie Mittermayer vor dem Gesindehaus und ich öffnete schon die Hecktüren, damit die Jungs gleich ausladen können. Mein Smartphone meldete einen neuen Anruf, den ich, ohne aufs Display zu sehen, entgegennahm. Ich hatte Frederik als Gesprächspartner nicht erwartet. Er erklärte mir, dass er bereits auf dem Rückweg zum Gutshof sei und direkt bei mir vorbeikommen würde.

Toni stellte sich neben mich und meinte: „Die Katastrophe ist bereits eingetroffen, Ludwig fing mit Mama erneut an zu diskutieren. Sie hat erklärt, dass damit die getroffene Vereinbarung hinfällig sei und sie mit den beiden Jungs sofort nach Hause fahren wird. Wie du selbst siehst, hat sie wieder ausgeparkt und fährt ohne meine beiden Brüder nach Hause, nachdem die beiden einfach ausgestiegen sind.

Kannst du kurz mit ihr telefonieren und ihr mitteilen, dass die beiden über Nacht hierbleiben können? Sie soll für die beiden morgen frische Bekleidung mitbringen. Peter, wenn du bei deinem Smartphone Bluetooth einschaltest, übermittle ich dir ihre mobile Rufnummer.“

Ich erklärte: „Bluetooth sollte eingeschaltet sein, versuch’ dein Glück.“

Mein Handy signalisierte, dass die Übermittlung funktioniert hatte, und ich speicherte die Daten sofort in meine Kontakte ein. Toni ging zum Heck des Kleintransporters, schnappte sich einen Umzugskarton und ging mit seinen Helfern nach oben in sein Appartement.

Während ich auf Tobias oder David wartete, fuhr Frederik am Gutshaus vor. Als er ausstieg rief ich ihn zu mir und meinte, wir müssten kurz warten, ich will mit Tobias oder David abklären, dass sie Manuel oder Daniel den Schlüssel des Kleintransporters übergeben. Fast wie gerufen tauchten sogar beide auf und ich bat sie, wenn alles ausgeladen ist, den Transporter abzuschließen und Manuel die Schlüssel zu übergeben.

Ich sagte ihnen, dass ich mit Frederik in meinem Büro sein werde, da wir noch einiges zu besprechen hätten. Bevor ich das Gespräch mit Frederik beginnen wollte, rief ich Tonis Mutter am Smartphone an und erklärte ihr, was ich mit Toni vereinbart habe. Sie fragte zwar, warum Toni sie nicht informieren würde, so dass ich ihr erklärte, dass er die beiden Jungs erst zu einem späteren Zeitpunkt davon informieren will, wenn sie bereits auf heißen Kohlen sitzen.

Ilona lachte und meinte: „Peter, ich finde den Plan die beiden Jungs erst einmal schmoren zu lassen genial. Noch besser gefällt mir dein Vorschlag, die beiden Jungs morgen früh loszuschicken, um im Hofladen für ihr Frühstück einzukaufen.“

Anschließend gingen wir gemeinsam ins Gutshaus und in mein Büro. Wir setzten uns in die Besprechungsecke und er wollte anfangen mir zu erklären, als es an der Bürotür klopfte.

Als ich hereinrief, öffnete sich die Tür ein kleines Stück und Kevin steckte seinen Kopf ins Zimmer, bis er uns sah. Er fragte: „Peter, störe ich bei eurer Besprechung? Tobias hat mir gesteckt, dass Frederik hier ist und mit dir etwas zu besprechen hat.“

Ich blickte zu Frederik und signalisierte ihm, dass Kevin dabei sein kann, wenn er derselben Meinung sei. Frederik grinste und sagte: „Na komm schon herein. Das, was ich mit Peter besprechen will, sind keine Geheimnisse. Es geht nur um den neuen Hofladen in der Gärtnerei Grubmüller.“

Kevin setzte sich zu uns in die Besprechungsecke und Frederik sagte: „Ich habe mir den Hofladen und die Nebenräume dazu genau angesehen. Mario war leider keine große Hilfe, er konnte mir keine Auskünfte zum Hofladen geben. Er ist weder informiert, wie er aussieht, noch kann er mir etwas zur geplanten Eröffnung sagen. Erst als Sepp aus den Gewächshäusern kam erfuhr ich, wie der bisherige Hofladen ausgesehen hat.

Bisher wurde dort nur das verkauft, was in der Gärtnerei produziert wurde, dazu für Hobbygärtner im Frühjahr vorgezogene Pflanzen. Als ich ihn fragte, ob es für dieses Jahr auch vorgezogene Pflanzen zum Verkauf geben würde, erklärte er, dass dies in der neuen Planung von Manuel und Mario nicht vorgesehen sei.

Als ich ihn fragte, was er in der Vergangenheit jährlich mit seinen Jungpflanzen umgesetzt hätte, meinte er, dass er vor allem verschiedene Salate, Tomaten und Paprika in erheblichem Umfang verkauft hätte. Bei Zucchini, Krautköpfen, Sellerie und Gurken war die Nachfrage um einiges niedriger. Ganzjährig konnte er verschiedene Kräuter, wie Petersilie, Schnittlauch und Basilikum in Ton- oder Kunststofftöpfen verkaufen.

Peter, kann ich die Jungs bitten, für den Laden eine gewisse Menge von vorgezogenem Gemüse für den Verkauf einzuplanen? Wenn Sepp bis letztes Jahr vorgezogenes Gemüse verkauft hat, werden seine Stammkunden sicher wiederkommen und einkaufen wollen. Wenn wir dieses Jahr nichts anbieten, brauchen wir damit nächstes Jahr nicht wieder anfangen, das ist zumindest meine persönliche Meinung dazu.“

Ich schaute Frederik an und meinte: „Das Sepp in der Vergangenheit vorgezogenes Gemüse verkauft hat ist mir bekannt. Ich war der Meinung, dass in beiden Gärtnereien auch dafür vorproduziert und anschließend verkauft wird. Ich sehe das so wie du. Wenn wir heuer nichts anbieten, gehen die Kunden woanders hin. Wir sollten mit den beiden Jungs und Sepp kurzfristig einen Termin vereinbaren, an dem wir den Punkt mit ihnen besprechen. Kümmerst du dich darum?

Bevor du jetzt weitere Punkte ansprichst. Ich habe heute Vormittag mit unserem Architekten gesprochen, der alle Gebäude der Gärtnerei geplant hat. Ich wollte von ihm wissen, ob wir dort den Hofladen um ein kleines Café erweitern und ergänzen können, das nur während der Öffnungszeiten des Ladens geöffnet hat. Sie wollten das umgehend prüfen und mir sagen, welche Möglichkeiten vorhanden wären.“

Frederik schaute mich an und erklärte: „Peter, die Idee ist genial. Ich hatte noch eine andere Idee. Auf der rechten Seite des Gebäudes ist eine etwa vierzig Quadratmeter betonierte Fläche, die nach Aussage von Sepp voll unterkellert ist. Dort war eine Doppelgarage geplant, die nie errichtet wurde. Ich hatte die Idee, dass wir hier einen Teil unseres Gemüseangebots platzieren könnten. Dort wäre auf jeden Fall ein idealer Platz für das Café, weil es dort einen eigenen Zugang zum Gebäude gibt.

Warten wir ab, was die Architekten vorschlagen. Ich habe mir den Raum und den Einrichtungsplan sehr genau angeschaut und ich bin jetzt sogar noch mehr davon überzeugt, dass der vorliegende Plan nicht gut durchdacht ist. Ich werde später noch eine Skizze anfertigen, wie ich den Laden einrichten würde, die wir vor dem Aufbau am Montag noch besprechen sollten.

Bevor ich es vergesse, Mario hat mir für dich und mich einen vollständigen Plan des Erdgeschosses ausgedruckt, ich vermute, du wolltest ihn wegen des Cafés haben.“

Er legte einen der beiden Pläne auf den Besprechungstisch und zeigte mir den unterkellerten, aber nicht überbauten Bereich auf der rechten Seite des Gebäudes. Ich sah sofort, dass mit einem Mauerdurchbruch ein direkter Zugang vom Hofladen zum Café möglich ist. Der bisherige Zugang zum Haus führte in einen Flur mit drei kleineren Räumen an der Nordseite des Gebäudes und weiteren Türen zum Hofladen und ins Treppenhaus. Irgendetwas störte mich, bis ich erkannte, dass im dritten Raum unsere IT untergebracht sein musste.

Ich erklärte: „Frederik, der Platz ist geeignet für das Café, aber nur, wenn wir in den beiden noch freien Räumen zwei Toiletten für die Gäste einbauen können. Die Theke kann nur im Anbau untergebracht werden und zusätzlich ein Zugang vom und zum Hofladen. Damit schaffen wir ein weiteres Problem. Es gibt damit kein Büro und kein Zwischenlager für den Hofladen.

Wobei das Zwischenlager nicht unbedingt mein Problem ist. Mit der Fertigstellung unseres neuen Lagers wird dort nicht nur Obst und Gemüse gelagert, sondern auch ein kleines Zentrallager für die Waren der Landwirte eingerichtet. Ab dem Zeitpunkt erfolgt die Belieferung aller Hofläden von hier aus.“

Frederik schaute zuerst mich an, dann in den Plan des Erdgeschosses, den er vor sich liegen hatte. Er studierte lang den vor sich liegenden Plan bis er meinte: „Peter, wir könnten doch mit dem Büro für den Hofladen in das derzeit leerstehenden Büro, neben der Gärtnereiverwaltung, einziehen. Der Raum ist groß genug und wir könnten hier auch unser kleines Zwischenlager einrichten.“

Ich grinste und erklärte: „Da muss ich Einspruch einlegen. Der Raum ist bereits fest verplant für die kaufmännische Abteilung des Auslieferungslagers. Da kannst du dich auf keinen Fall breitmachen. Eher kann ich mir vorstellen, dass du einen Schreibtisch in der Verwaltung der Gärtnerei bekommst. Langfristig werden in dem Büro nur Mario und Richard sitzen.

Nachdem derzeit noch keine festen Pläne erstellt wurden, welche Mitarbeiter zukünftig die neue Vermarktungsgesellschaft haben wird, da das neue Lager- und Abpackzentrum erst errichtet werden muss, kann ich dir auch nicht wirklich erklären, wie viele Mitarbeiter zukünftig dort beschäftigt sind. Sicher brauchen wir einen Logistiker, der Wareneingang und Warenausgang bearbeitet. Vermutlich werden wir bei der Verpackung des Gemüses den einen oder anderen Mitarbeiter der Gärtnerei einsetzen.

Offen bleibt der kaufmännische Bereich. Dort sind die Eingangsrechnungen zu verarbeiten und sämtliche Ausgangsrechnungen zu erstellen. Dazu ein Abteilungsleiter, der für die Koordination zuständig ist. Langfristig wird Richie in der Gärtnerei Grubmüller den kaufmännischen Teil abwickeln oder Marios Bruder Pit übernimmt irgendwann diese Aufgabe nach seiner Ausbildung.

Ich bin mir sicher, dass wir für das Problem, ein kleines Büro für den Hofladen und das Hofcafé eine Lösung finden werden. Wichtig ist jetzt erst einmal, die Planung für das Hofladen Café durch den Architekten. Vielleicht ergibt sich damit automatisch eine Lösung, wo wir das nötige Büro unterbringen können.

Gibt es sonst noch etwas, dass du jetzt mit mir besprechen willst? Wenn ja, dann sollten wir das sofort erledigen und uns nicht so lange mit Zukunftsplänen beschäftigen, von denen wir noch nicht einmal wissen, ob und wann sie umgesetzt werden können.“

Frederik erklärte mir: „Peter, wir sollten uns auf die Einrichtung und die geplante Eröffnung konzentrieren, ich habe noch die Vorschläge von Armin und Werner, über die wir zumindest sprechen sollten.

Ich fange als erstes mit den vorgeschlagenen Marketingmaßnahmen von Werner an. Er meinte, wir sollten schnellstens den Eröffnungstermin festlegen und auf der Internetseite der Hofläden die Neueröffnung bekannt machen. Wenn wir uns auf einen Termin geeinigt haben, wird er die örtliche Presse zur Neueröffnung einladen.

Meine Idee, in der näheren Umgebung Flyer an die Haushalte zu verteilen, findet er gut. Wir sollten aber erst zwei oder drei Tage vor der Eröffnung mit der Verteilung anfangen. Er überlegt sich bis morgen, wo die Flyer verteilt werden sollen und welche Stückzahlen wir davon benötigen. Über die Inhalte sollten wir noch reden. Er würde sich an den Internetseiten der Hofläden orientieren.

An Eventmöglichkeiten hat Armin vorgeschlagen, am Eröffnungstag ein kleines Kinderkarussell aufzustellen, sofern der Platz dafür vorhanden sei. Ansonsten wäre eine Verkostung von verschiedenen angebotenen Produkten sehr sinnvoll. Da wir auch Backwaren verkaufen wollen, könnten wir an den ersten zwei oder drei Tagen mit einer Sonderpreisaktion Werbung dafür betreiben.

Armin hat angeregt, dass wir Führungen durch die Gärtnerei anbieten sollen. Den Punkt möchte ich vorher noch mit Mario und Sepp besprechen. Die Idee finde ich wiederum gut, da wir so der breiten Öffentlichkeit zeigen können, dass unsere Produkte nach biologischen Grundsätzen angebaut werden.

Mein Vorschlag, was den Eröffnungstermin angeht, wäre nach meinem heutigen Wissensstand, dass wir den, auf den Donnerstag in der dritten Märzwoche legen und bis einschließlich Samstag feiern. Das wäre dann der zweiundzwanzigste März für die Eröffnung. Für den Aufbau habe ich eine Woche gerechnet, wobei der Ladenbauer nur von drei Tagen spricht.

Danach bleiben etwa zweieinhalb Wochen für die Erstbefüllung der Regale. Da der Laden nicht zu groß ist, sollten wir rechtzeitig eingeräumt haben. Was ich dabei nicht abschätzen kann, ob alle Waren rechtzeitig geliefert werden. Das ist das einzige Problem, dass ich derzeit sehe. Vielleicht kann mir einer der Spezialisten für die einzelnen Artikel die durchschnittliche Lieferzeit aus dem System herausholen, das würde mir zumindest helfen, die Lieferzeiten besser einzuschätzen.“

Ich meinte: „Für diese Frage wendest du dich am besten an Philipp oder Marcus, über sie bekommst du auch dein Kassensystem. Vor allem sollte deine Warenwirtschaft bereits laufen, damit du die Wareneingänge und die Eingangsrechnungen verbuchen kannst, gleichzeitig mit dem Einräumen der Ware. Um die Bezahlung der offenen Rechnungen musst du dich nicht kümmern, das läuft alles direkt in der zentralen Buchhaltung.“

Ich rief bei Marcus an und fragte vorsichtig nach, ob für den neuen Hofladen der Gärtnerei Grubmüller alles bestellt sei, oder ob da noch Nachholbedarf besteht. Marcus meinte, dass ein Kassensystem dafür in Auftrag gegeben wurde, das nächste Woche geliefert wird. Ansonsten sei bisher nichts in Auftrag gegeben. Ich fragte ihn deshalb, ob er jetzt Zeit habe, damit wir das mit Frederik alles besprechen können. Er meinte dazu, dass er in fünf Minuten bei mir im Büro sei, damit sie den Punkt IT-Ausstattung des Hofladens kurzfristig erledigen könnten, bevor wieder neue Aufgaben auftauchen.

Marcus tauchte mit seinem Notebook in der Hand bei mir im Büro auf und setzte sich zu uns in die Besprechungsecke. Er meinte: „Peter, außer der Bestellung eines Kassensystems ist absolut nichts geklärt, wo der neue Hofladen eingegliedert wird. Martina hatte bisher keine Zeit, das mit uns abzuklären.“

Ich meinte, dann wollen wir mit den Grundlagen anfangen: „Der neue Hofladen ist Bestandteil der Gärtnerei Grubmüller und wird als weitere Einnahmequelle angelegt. Behalte im Hinterkopf, dass möglicherweise noch ein weiteres Hofcafé dazukommt. Das kann aber noch einige Monate dauern. Frederik braucht dazu die Warenwirtschaft, damit er die Wareneingänge erfassen kann.

Marcus, ich denke es wird sinnvoll sein, dass er seine Bestellungen für die Erstausstattung bereits im System anlegt, damit er von Anfang an ein übersichtliches System hat. Ich denke, ihr habt ihm das System auf seinem Notebook bereits eingerichtet. Damit könnte er seine Erstbestellung einstellen und die Ware mit geplantem Liefertermin ordern. Frederik, hast du dich mit der Warenwirtschaft schon vertraut gemacht oder noch keinen Blick darauf geworfen?“

Frederik erklärte: „Ich habe mir die Warenwirtschaft des Hofladens im Gutshof angesehen. Zu dem was ich bisher kenne, gibt es keine großen Unterschiede. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich am Warenwirtschaftssystem und am Kassensystem für den Hofladen in der Gärtnerei Grubmüller anmelden soll. Die Information habe ich bisher nicht erhalten.“

Marcus grinste und sagte: „Du bist bisher nur für den Hofladen im Gutshof zugelassen. Die Berechtigungen für den Hofladen Grubmüller müssen dir erst noch von uns eingerichtet werden. Sehe ich das richtig, dass wir Frederiks Berechtigungen für den Hofladen im Gutshof stilllegen und für den Hofladen Grubmüller anlegen sollen? Wenn ja, werde ich das heute noch erledigen. Damit hast du ab morgen den vollen Zugriff auf die Warenwirtschaft des neuen Hofladens.

Ich werde die Artikelstammdaten aus dem Bereich der Hofladenprodukte freischalten, damit siehst du, was du alles bestellen könntest. Wundere dich jedoch nicht darüber, dass du dort noch Artikel findest, die nicht mehr bestellbar sind. Einige der bisherigen Lieferanten haben sich aus dem Hofladenverbund verabschiedet oder bestimmte Produkte werden nicht mehr hergestellt. Diese Produkte können logischerweise nicht mehr geordert werden.

Frederik, wenn du die Bestellungen für den Erstbestand erfasst hast, melde dich bei mir, damit ich dir zeigen kann, wie die Bestellungen versandt werden. Bei einigen Lieferanten, unter anderem dem Gutshof, sendest du die Bestellung direkt in das vorhandene System. Alle anderen erhalten die Bestellung per Mail mit einem digitalen Inhalt und einem Bestell-PDF, das ausgedruckt werden kann.

Auch die eingehenden Rechnungen werden teilweise direkt elektronisch übermittelt und direkt ins System übernommen. Hast du den Wareneingang verbucht, werden diese Rechnung automatisch freigegeben, wenn Bestellmenge und der Einzelpreis übereinstimmen. Bei Abweichungen sind die Rechnungen in einem weiteren Schritt freizugeben.

Alles, was von den beiden Gärtnereien produziert wird, wird über die Gärtnerei Winter abgerechnet, die intern regelt, wer welches Produkt hergestellt hat. Bernhard arbeitet bereits an der Lösung, wie das zukünftig aussehen wird, wenn über die geplante Vermarktungsgesellschaft die Belieferung der Hofläden erfolgt.“

Ich erklärte: „Ich denke, wir sollten an dieser Stelle abbrechen. Marcus, wenn du alles einrichtest, werde ich morgen mit Frederik die Erstbestellung zusammenstellen und die Liefertermine vorgeben. Zusätzlich werden demnächst neue Produkte hinzukommen, die exklusiv nur in den Hofläden der beiden Gärtnereien angeboten werden. Jungpflanzen, die der Kunde im eigenen Garten großziehen kann. Was wir konkret anbieten, wird sich in den nächsten Tagen in einem Gespräch mit Mario, Manuel, Sepp, Frederik und mir entscheiden.“

Marcus grinste und sagte: „Peter, da du der Geschäftsführer der Gärtnerei Grubmüller bist, werde ich dir ebenfalls alle Befugnisse für die Gärtnerei einrichten. Dann könnt ihr gemeinsam die Erstbestellung erstellen. Du solltest nur berücksichtigen, dass sich in den letzten beiden Jahren die Warenwirtschaft weiterentwickelt hat und viele Abläufe von damals überholt sind.“

Damit verabschiedete sich Marcus und ich saß wieder allein mit Frederik in meinem Büro. Frederik schaute mich an und sagte: „Peter, dass du der Geschäftsführer der Gärtnerei Grubmüller bist, höre ich eben zum ersten Mal. Ich dachte immer, dass Mario die Gärtnerei leitet und er mein Vorgesetzter ist.“

Ich erklärte: „Sowohl Mario als auch Manuel sind jeweils die technischen Betriebsleiter der beiden Gärtnereien. Als Geschäftsführer bin ich in beiden Gesellschaften eingetragen. Ich halte mich grundsätzlich aus dem Tagesgeschäft heraus, dafür sind die beiden Jungs zuständig. Das Prinzip gilt nicht nur für die beiden Gärtnereien, sondern gilt für fast alle Betriebe und Betriebsteile.

Ich komme normalerweise nur ins Spiel, wenn es um größere Verträge oder Neuinvestitionen geht. Wie sich die einzelnen Unternehmen und Teilbereiche entwickeln liegt immer bei den jeweiligen Bereichsleitern. Das war von Anfang an so, als ich den Gutshof als Familienoberhaupt übernommen habe. Bis heute habe ich diesen Entschluss nicht einmal bereuen müssen. So lange ich lebe und dem Gutshof als Familienoberhaupt vorstehe, werde ich an dem Prinzip nichts ändern.

Frederik, du bist der technisch Verantwortlich für den Hofladen und das Hofcafé in der Gärtnerei Grubmüller, Mario wird sich auch in Zukunft nur auf seine Kernkompetenz, den Gemüseanbau beschränken. Eines solltest du noch wissen, wenn Probleme auftauchen, denen du dich auf Anhieb nicht gewachsen fühlst, kannst du jederzeit damit zu mir kommen. Gemeinsam werden wir die Schwierigkeiten meistern.

Für mich war vom ersten Augenblick an klar, dass du langfristig im Bereich Warenwirtschaft eine Führungsposition einnehmen wirst. Dass meine Tochter mir sagt, dass sie dich besser geeignet für diese Aufgabe hält, war für mich am Ende entscheidend, dir die Leitung des Hofladens und des Hofcafés in der Gärtnerei Grubmüller anzuvertrauen. Sie hat damit wahre Größe gezeigt.“

Frederik hatte staunend meinen Worten gelauscht und sagte: „Dass du mir von Anfang dein großes Vertrauen in mich zeigst, bestätigt nur meinen ersten Eindruck, den ich von dir gewonnen habe. Ich konnte und wollte es nur bisher nicht glauben. Peter, hast du keine Angst, dass mir ein katastrophaler Fehler unterläuft und ich das Projekt Hofladen in der Gärtnerei Grubmüller in den Sand setzen könnte?“

Ich erklärte ihm lächelnd: „Nicht nur du könntest das Projekt Hofladen und Hofcafé in den Sand setzen. Das kann bei jedem anderen Mitarbeiter ebenfalls sein. Warum sollte bei dir das Risiko größer sein als bei einem anderen Mitarbeiter? Da du mich laufend informierst, sehe ich da keine große Gefahr. Ich habe die Möglichkeit jederzeit einzugreifen, wenn ich Schwierigkeiten auf uns zukommen sehe.

Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass jeder Mitarbeiter sich Gedanken darüber macht, ob seine Überlegungen und Entscheidungen zum Wohl des Unternehmens sind. Bei dir sehe ich das nicht anders!“

Frederik grinste und meinte: „Ich habe es verstanden. Jedem kann ein grober Fehler unterlaufen, der zu einer Katastrophe führen könnte. Du verlässt dich auf deine Gefühle und Instinkte, und greifst ein, wenn dir auffallen sollte, dass etwas schieflaufen könnte. Peter, ich bin morgen früh bei dir und dann besprechen wir meinen Einrichtungsvorschlag für den Hofladen.“

Kevin, der die ganze Zeit dabeigesessen hatte, stand auf, ebenso Frederik. Sie verabschiedeten sich von mir und ich wünschte den beiden noch einen schönen Abend, bevor sie mein Büro verließen.

Ich überlegte kurz ob es Sinn ergibt, sich noch auf eine größere Aufgabe zu stürzen. Wobei ich des Nachdenkens enthoben wurde, als mein Telefon einen Anrufer ankündigte. Ich nahm das Gespräch entgegen, da ich anhand der Nummer identifizieren konnte, dass der Anruf aus dem Architekturbüro kommen musste.

Es meldete sich ein Robert Königer und meinte: „Jason hat mich beauftragt zu prüfen, ob es bei der Gärtnerei Grubmüller möglich sei, zusätzlich zum Hofladen ein Gärtnerei Café einzurichten. Herr Mauer, dass wird vermutlich nicht ganz einfach werden. Vom Platz her betrachtet sehe ich kein Problem. Die schwierigere Frage ist dabei, ob sie dafür eine Baugenehmigung von der Stadt erhalten!“

Da er eine Pause einlegte, erklärte ich: „Herr Königer, zuerst habe ich eine Bitte an sie. Ich bin mit allen Mitarbeitern des Architekturbüro Schreiber, die mit mir immer wieder eng zusammenarbeiten übereingekommen, dass wir uns gegenseitig nur mit dem Vornamen ansprechen. Ich handhabe das auch so in allen Unternehmen, die zur Gutshofgruppe gehören. Ich hoffe, ich darf sie mit Robert anreden, ich bin Peter.“

Robert lachte und erwiderte: „Ich habe damit kein Problem. Nur war ich mir nicht sicher, ob ich sie einfach duzen darf. Ich weiß, dass sie mit dem Senior- und Juniorchef sowie seiner Frau, per du sind. Aber das gibt mir als Mitarbeiter noch lange nicht das Recht, sie mit ihrem Vornamen anzusprechen. Sie sind im Übrigen einer der wenigen Kunden, die so ein vertrauensvolles Verhältnis zum Architekturbüro Schreiber haben.“

Ich meinte: „Robert, dann erklär mir kurz, wie das Ganze aussehen könnte und was einer möglichen Baugenehmigung im Weg stehen könnte. Zum besseren Verständnis für dich, ich habe bereit eine Kopie des ursprünglich genehmigten Bauplans vor mir liegen.

Robert schilderte: „Rechts neben dem Gebäude, siehst du auf den ursprünglichen Plänen eine Doppelgarage, die nach Aussage von Jason nie errichtet wurde. Der Raum darunter ist voll unterkellert. Dort könnten mit dem Einbau einer Treppe die notwendigen Toiletten errichtet werden. Zusätzlich verbleibt noch Raum für ein kleines Warenlager.

Nach vorne hin wird die vorhandene gepflasterte Fläche verbreitert, so dass dort ein eigener Zugang zum Café erfolgen kann und sich damit eventuell sogar eine Ausweitung der nutzbaren Fläche ergibt. Auf einem Teil der gepflasterten Fläche habe ich für die Sommermonate eine Café-Terrasse vorgesehen, auf der maximal vier oder fünf Tische mit den dazugehörigen Stühlen Platz finden können.

Jason hat vorgeschlagen, dass die bisherigen Schaufenster des Ladens entfernt werden sollen und ein kleiner, etwa zwei bis drei Meter tiefer Erweiterungsbau die Ladenfläche vergrößert. Nach seiner Meinung ist die bisherige Ladenfläche nicht ausreichend für einen vernünftigen Hofladen. Er schlägt außerdem vor, die beiden Anbauten in Holzbauweise zu errichten.

Auf der Südseite erhält das Café eine großzügig verglaste Wand, die viel Licht ins Innere des Cafés lässt. Wenn du Interesse hast, stelle ich dir den Entwurf in eurer Bauplanverwaltung zur Verfügung. Ich bräuchte spätestens am Montag eine Aussage von dir, ob wir die Bauplanänderungen in der Form einreichen können. Ein erstes kurzes Gespräch mit der Baubehörde hat ergeben, dass unser Vorschlag genehmigungsfähig sei.

Ich erwiderte: „Robert, die Pläne kannst du gern einstellen. Ich werde sie mir zügig ansehen und nach Rücksprache mit dem Leiter des Hofladens eine Entscheidung treffen. Wir haben bei der Erweiterung des Hofladens das Problem, dass der Anbau im laufenden Betrieb erfolgen muss, da der Hofladen spätestens Mitte März eröffnet wird.“

Robert erklärte mir: „Der Zimmerer, mit dem wir eng zusammenarbeiten, fertigt das Gebäude in Bauteilen in seiner Montagehalle. Der Aufbau erfolgt bei den kleinen Anbauten innerhalb eines Arbeitstages. Für den kleinen Anbau am Hofladen braucht er etwa eine Vorlaufzeit von vier bis sechs Wochen, beim Café in der geplanten Ausführung hat er eine Vorlaufzeit von sechs bis acht Wochen.

Wenn wir innerhalb von vier bis sechs Wochen die Baugenehmigung erhalten, kann der Hofladen frühestens im Juni erweitert werden. Anfang August könnte das Café errichtet werden und mit dem notwendigen Umbauten im Gebäude könnte Mitte September eröffnet werden. Unter der Voraussetzung, dass die Baugenehmigung in etwa sechs Wochen vorliegt. In der Zwischenzeit habe ich dir den neuen Bauplan auf eure Bauplanverwaltung hochgeladen.“

Wir verabschiedeten uns und ich beendete das Gespräch. Ich öffnete in der Bauplanverwaltung den von ihm übermittelten Plan und verschaffte mir einen ersten Überblick. Da hier eine schnelle Entscheidung notwendig war rief ich Frederik an und bat ihn, doch noch einmal in mein Büro zu kommen, mit dem Hinweis, es gebe Neuigkeiten in der Angelegenheit Hofladen.“

Keine fünf Minuten später stand Frederik in meinem Büro. Auf meine Frage, warum Kevin nicht mitgekommen sei, erklärte er mir, dass Kevin in den Hofladen zum Einkaufen gegangen sei. Ich bat ihn, sich einen der Stühle mitzubringen und sich neben mich zu setzen, da ich neue Pläne vom Architekten erhalten habe.

Als er sich neben mich gesetzt hatte, zeigte ich ihm die Planung des Architekten für den Hofladen und erklärte, dass der Hofladen mit einem Anbau in Holzbauweise erweitert werden könnte. Er schaute sich den Plan sehr genau an, bevor er mich anschaute und erklärte: „Peter, das ist jetzt nicht wirklich euer Plan.“

Ich erklärte: „Der Vorschlag, den Hofladen zu vergrößern stammt von Jason, da er der Meinung sei, dass der bisherige Laden für einen Hofladen etwas zu klein geraten sei. Er hat den planenden Architekten gebeten, für den Hofladen einen Anbau mit zusätzlicher Verkaufsfläche einzuplanen.

Das einzige Problem, dass der Anbau beim Hofladen bei einer zügigen Genehmigung unserer Baumaßnahmen frühesten zwischen Ende Mai und Ende Juni realisiert werden kann. Beim Café geht er von einer Fertigstellung ab Mitte September aus. Er hat mir erklärt, dass der Anbau nicht direkt errichtet wird, sondern die vorgefertigten Wandelemente direkt angeliefert und montiert werden. Das Aufstellen des Anbaus selbst würde etwa einen Tag dauern.

Wie lange der Innenausbau dauern wird, das können uns nur die Handwerker sagen, wenn sie den vollständigen Arbeitsumfang kennen.“

Frederik meinte: „Ich kann Jasons Aussage bestätigen. Die vorhandene Fläche im Hofladen ist sehr knapp bemessen, wobei sie für den bisherigen Verkauf ab Gärtnerei durchaus großzügig bemessen wart. Eine Erweiterung der Verkaufsfläche kann sich nur positiv auf den Hofladen auswirken. Es wären, wenn ich das vernünftig betrachte, immerhin mindestens zwanzig bis dreißig Quadratmeter, die dem Laden zusätzlich zur Verfügung stehen würden.

Solange sich die geplante Erweiterung nicht nachteilig auf den laufenden Betrieb des Hofladens auswirkt, sehe ich auch kein Problem, den Hofladen nicht wie vorgesehen zu eröffnen. Ich werde meine aktuelle Planung für die Inneneinrichtung trotzdem ohne eine mögliche Erweiterung durchziehen, solange nicht sicher feststeht, dass eine Erweiterung kommt und wann sie aufgebaut werden kann. Aus meiner Sicht spricht nichts gegen den Plan des Architekten.“

Deshalb erklärte ich: „Dann werde ich morgen Jason und Robert grünes Licht für den Erweiterungsbau des Hofladens und den zugehörigen Bauantrag geben. Beim Café lasse ich den Architekten freie Hand, was sie planen und dem Bauamt zur Genehmigung vorlegen wollen. Für mich ist heute auch Schluss, der Tag war lang genug.“

Ich schaltete mein Notebook aus und verließ zusammen mit Frederik mein Büro. An der Treppe verabschiedete ich mich von Frederik und ging nach oben in unsere Wohnung. Als ich die Wohnungstür öffnete, sah ich Thomas im Flur an der Tür zu unseren beiden Adoptivsöhnen stehen. Er wollte scheinbar klopfen und wurde von mir gestört.

Er schaute mich überrascht an und sagte: „Ich wollte eben die Jungs bitten, dich aus dem Büro zu holen, da gleich das Abendessen fertig sein wird.“

Dabei grinste er und klopfte bei den Jungs an. Ich hörte, wie Tobias „herein“ rief. Thomas öffnete die Tür und sagte. „Jungs, ihr könnt dann langsam zum Essen kommen. Eigentlich wollte ich jetzt einen von euch losschicken, damit er Peter aus seinem Büro einsammelt. Das ist jedoch nicht mehr notwendig, er ist soeben angekommen.“

Er zog die Tür wieder zu und ich lächelte und meinte: „Kann ich dir noch etwas helfen, oder hast du schon alles vorbereitet.“

Er antwortete: „Du kannst mir noch beim Tisch eindecken helfen und alles, was ich vorbereitet habe, aus der Küche ins Esszimmer bringen.“

Ich hängte meine Winterjacke an die Garderobe und folgte ihm ins Esszimmer. Gemeinsam deckten wir den Esstisch. Was mir sofort auffiel, dass er den Tisch für sechs Personen eindecken wollte. Als ich ihn fragte, ob wir noch Besuch bekämen, erklärte er, dass heute ausnahmsweise auch Felix und Dennis mitessen würden.

Ich schaute ihn verwundert an und erklärte: „Ich wusste nicht, dass Dennis heute keine Spätschicht macht. Ich bin davon ausgegangen, dass er die ganze Woche abends später nach Hause kommt.“

Thomas lachte und meinte: „Das war wohl auch der ursprüngliche Einsatzplan. Aber gestern Abend hat er für den Rest der Woche den Plan abgeändert. Er hat jetzt sogar ein langes freies Wochenende von Freitag bis einschließlich Montag. Die nächsten Tage ist er immer abends zuhause.

Wie war eigentlich dein Arbeitstag heute? Die beiden Jungs haben mir schon erzählt, dass sie mit dir im Reihenhaus gewesen sind und die Kisten von Toni geholt haben. Sie mussten mir auch gleich erklären, dass seine beiden Brüder heute bei Toni übernachten werden. Warum konnten sie mir leider nicht erklären.“

Ich erzählte ihm: „Die Brüder wollten unbedingt mit Toni zurück zum Gutshof, um ihm beim Hochtragen der Kisten zu helfen. Sie sollten zuhause bleiben und inzwischen den Kaffeetisch abdecken, während ihre Mutter kurz Toni zum Gutshof bringt. Sie einigten sich darauf, dass die beiden Jungs mitkommen können, aber nach dem Hochschleppen sofort mit ihrer Mutter zurückfahren.

Unterwegs gab es wohl weitere Diskussionen und Ilona wollte nur noch Toni aussteigen lassen. Sie selbst wollte mit den beiden Jungs direkt zurückfahren. Da die Brüder trotzdem aus dem Auto ausstiegen, fuhr Ilona ohne ihre beiden Söhne nach Hause. Sie hatte den beiden Jungs im Vorfeld angekündigt, dass sie abends selbst sehen können, wie sie nach Hause kommen, sie würde sie keineswegs abholen.

Ich lasse mich jetzt einfach überraschen, was da heute noch auf uns zukommen könnte. Toni und ich haben beschlossen, dass keiner vom Gutshof die beiden Jungs nach Hause bringen wird. Damit sie ihre Lektion lernen, haben wir uns für sie noch ein paar kleine Hindernisse einfallen lassen.“

Wir hatten den Tisch inzwischen eingedeckt und die vorbereiteten Speisen aus der Küche geholt. Unsere vier Mitbewohner waren zwischenzeitlich im Esszimmer eingetrudelt und hatten sich bereits an den Tisch gesetzt. Wir setzten uns mit an den Tisch und ließen uns das Abendessen schmecken.

Noch waren nicht alle mit dem Essen fertig, als unsere Haustürglocke Besucher ankündigte. Dennis, der bereits fertig war, stand auf, um den oder die Besucher hereinzuholen. Da er die Tür zum Esszimmer offenließ, konnten wir hören, wie er Toni und seine beiden Brüder im Flur begrüßte.

Kurze Zeit später stand er mit Toni und seinen beiden Brüdern im Esszimmer. Toni grinste vor sich hin, was mir sagte, dass er die Bombe bisher noch nicht gezündet hatte. Er fordert Ludwig auf, mir sein Anliegen zu erklären. Es dauerte gut eine Minute, bis Ludwig sagte: „Peter, wir brauchen deine Hilfe. Mama will nicht und Papa kann uns heute nicht mehr vom Gutshof abholen, da er noch auf Dienstreise ist. Wir wissen jetzt nicht, wie wir nachhause kommen sollen. Peter, kannst du uns nach Hause fahren, oder wenigsten jemanden beauftragen, der uns nachhause bringen kann?

Toni hat gemeint, dass du uns da vielleicht helfen könntest. Er hat gemeint, wir könnten doch mit dem Stadtbus in die Stadt zurückfahren, der draußen vor dem Gutshof vorbeifährt. Wir haben leider unsere Monatskarten nicht dabei, wir würden in diesem Fall als Schwarzfahrer gelten. Toni wollte uns das Geld für die Fahrkarten leihen, aber wir hätten es ihm von unserem Taschengeld wieder zurückgeben müssen.“

Ich schaute die beiden an und sagte: „Bevor ich darüber nachdenke, ob ihr Beiden Hilfe von mir bekommt, will ich wissen, warum ihr nicht einfach mit eurer Mutter zurückgefahren seid, nachdem sie eindeutig erklärt hat, wenn ihr euch nicht an die Abmachungen halten solltet, sie ohne euch beide nachhause fährt und ihr auch nicht abgeholt werdet. Das war für mich eine eindeutige und klar verständliche Ansage von ihr. Wenn ihr schon von Anfang an den Plan hattet, euch über die Vereinbarung hinwegzusetzen, hättet ihr doch wenigstens eure Fahrausweise einzustecken können, damit ihr wieder zurück in die Stadt kommt. Im Moment stehen eure Chancen sehr schlecht, dass ich euch Hilfe anbieten werde.“

Toni der hinter seinen Brüdern stand streckte den Daumen nach oben. Ludwig und Georg schauten mich wegen meiner letzten Aussage ganz geschockt an. Georg hatte schon die ersten Tränen in den Augen und meinte: „An unserem Dilemma ist nur Ludwig schuld, er hat die ganze Zeit mit Mama herum diskutiert, dass wir doch Toni beim Ausräumen der Kisten helfen könnten und später heimfahren könnten. Ich konnte doch nicht ahnen, dass Mama ihre Drohung ernst meinen würde.“

Ludwig schaute zu Georg und erklärte: „Mir ist inzwischen klar geworden, dass ich das verbockt habe. Ich hätte nicht so stur sein dürfen. Klar, ich habe Georg damit in diese unliebsame Situation gebracht. Könntet ihr wenigstens Georg nach Hause bringen? Für mich allein, werde ich schon irgendwo einen Platz zum Übernachten finden, entweder im Treppenhaus des Jugendhotels oder bei Kevin und Frederik.“

Immerhin konnte ich aus seiner Aussage heraushören, dass er die Schuld für ihre schwierige Lage auf sich nimmt. Ich blickte zu Toni, dessen Daumen wieder nach oben zeigte. Mit einem leichten Kopfnicken deutete er an, dass ich den Jungs meinen Vorschlag unterbreiten könne.

Ich schaute die beiden Jungs an und erklärte: „Ich habe vorher noch kurz mit eurer Mutter telefoniert, nachdem ich mit eurem Bruder Toni eine Vereinbarung getroffen habe. Ihr beide dürft heute ausnahmsweise auf dem Gutshof übernachten, wenn ihr euch an die Vorgaben, die ich euch jetzt mache, halten werdet.

Ihr könnt beide bei eurem Bruder in seinem Appartement übernachten, wobei einer im großen Bett bei Toni schlafen darf, der andere muss mit dem Sofa vorliebnehmen. Morgen früh geht Ludwig in den Hofladen und kauft für euch zum Frühstück ein, aber nur das, was Toni ihm sagt, was er für euch besorgen soll. Damit ihr morgen nicht den ganzen Tag mit euren verschmutzten und verschwitzen Klamotten herumlaufen müsst, bringt euch eure Mutter frische Bekleidung mit.

Ansonsten erwarte ich von euch beiden, dass ihr zukünftig erst über die möglichen Folgen eures Handelns nachdenkt, damit ihr nie wieder in so eine Lage kommt. Das gilt vor allem für dich, Ludwig. Georg, von dir erwarte ich, dass du zukünftige eigene Entscheidungen triffst und nicht einfach nur das machst, was Ludwig oder deine Freunde für das Richtige halten. Damit habe ich euch meine Auflagen erklärt. Ich hoffe ihr könnt das in dieser Form akzeptieren.“

Georg antwortete als Erster: „Peter, ich bin mir vollkommen sicher, dass ich mit deiner Ansage leben kann. Das heute Erlebte hat mir gezeigt, dass ich mich auf die Aussagen von anderen, in diesem Fall war es Ludwig, nicht immer zu einhundert Prozent verlassen kann. Ich werde mit Ludwig morgen früh zum Einkaufen mitgehen und darauf achten, dass wir nur das vom Hofladen holen, was uns Toni angewiesen hat.“

Da Georg Ludwig durch Kopfnicken zu verstehen gab, dass er nichts mehr zu sagen habe, erklärte Ludwig: „Peter, die Lektion musste wohl so ausfallen für mich. Eines ist mir dabei auch klar geworden. Es gibt immer Menschen, die mich nicht fallen lassen. Selbst wenn ich einen großen Bockmist gebaut habe. Ich verspreche dir, zukünftig lieber einmal mehr darüber nachzudenken, welche Folgen mein Handeln haben kann.

Georg ich möchte mich auch bei dir entschuldigen, dass ich dich durch meine Unvernunft in diese Lage gebracht habe. Ich glaube, ich muss mich auch bei Toni entschuldigen, dafür, dass ich ihn in die doofe Position gebracht habe, mit Peter darüber zu sprechen, wie unsere unangenehme Situation geklärt werden kann.

Peter, ich habe eine Frage an dich, habe ich nach dem heutigen Tag überhaupt noch eine Chance, einen Ausbildungsplatz in einem der Unternehmen der Gutshofgruppe zu bekommen?“

Ich lachte und erklärte: „Ludwig, ich bin mir sicher, dass du dich deswegen nicht um deine Chancen auf einen Ausbildungsplatz in der Gutshofgruppe gebracht hast. Wenn du lernfähig bist und aus deinen Fehlern lernen kannst, bist du auf dem richtigen Weg. Entscheidend für deine Bewerbung ist am Ende das Vorstellungsgespräch, das jeder zukünftige Auszubildende oder Mitarbeiter vor seiner Einstellung ins Unternehmen zu führen hat.“

Thomas sagte in die Runde: „Da das Problem der beiden jüngeren Huber-Brüder gelöst ist und eine weitere Diskussion zu diesem Thema kein anderes Ergebnis bringen wird, von mir die Frage an alle, wer von euch hat Bock auf einen abwechslungsreichen Spieleabend?“

Toni meinte dazu. „Ich habe schon von Dennis gehört, dass hin und wieder bei euch lustige Spieleabende stattfinden. Durch meine Unterkunft im Seminarhotel hatte ich bisher keine Gelegenheit daran einmal teilzunehmen. Ich wäre auf alle Fälle dabei, wenn meine Brüder sich anschließen würden.“

Georg erklärte in schon fast unangenehmer Lautstärke: „Ich bin auch dabei, seit Toni zuhause ausgezogen ist, haben wir keinen Spieleabend mehr durchgeführt.“

Ludwig sagte: „Georg, geht das auch etwas leiser, mir platzt fast mein Trommelfell. Ich kann mich meinen beiden Brüdern nur anschließen und beim Spieleabend mitmachen. Ich fürchte, wenn wir ab Spätsommer hier wohnen, werden wir öfter zu einem Spieleabend bei euch auftauchen, wenn wir euch nicht stören.“

Tobias grinste und sagte: „Bevor wir anfangen, sollte erst einmal der Tisch abgeräumt werden, sonst wird das nichts mit einem Spieleabend, oder ist einer von euch anderer Meinung.“

Dennis und Felix standen auf und fingen an den Tisch abzuräumen, wobei sie von David und Tobias tatkräftig unterstützt wurden. Thomas stand auf und ging zu unserer Kommode, wo alle Utensilien für einen Spieleabend gelagert sind. Er kam zurück mit Spielkarten, die für Rommé oder Canasta geeignet waren.

Georg und Ludwig schienen enttäuscht zu sein, als sie erkannten, was Thomas auf den Tisch legte. Er meinte zu den beiden Jungs: „Keine Panik, wir werden weder Rommé noch Canasta mit euch spielen. Ihr kennt doch sicher das Spiel Elfer raus, das werden wir mit den Karten spielen. Die Variante erfordert noch mehr taktisches Verhalten, da jede Farbreihe doppelt vorhanden ist. In diesem Fall heißt es Achter raus, das ist die mittlere Karte in einer Reihe.

Abweichend von den Regeln bei Elfer raus, endet das Spiel in dem Moment, wo einer seine letzte Karte anlegen kann. Die restlichen Spieler zählen den Wert ihrer Karten, die sie in der Hand halten zusammen und die Punkte werden notiert. Wer am Ende die meisten Punkte hat, ist der Verlierer. Die kleinen Karten von zwei bis neun zählen mit dem Wert, der auf der Karte steht, alle anderen Karten werden mit zehn Punkten abgerechnet.“

Thomas hatte den Block vor sich liegen und schrieb alle neun Mitspieler auf, wobei er im Uhrzeigersinn die Namen notierte, beginnend bei ihm. Ich ergänzte: „Es gibt dabei eine Variante, die wir abwechselnd spielen, ein Spiel startet mit der Acht, beim nächsten Spiel beginnen wir mit der Zwei und dem Ass. Das erfordert noch mehr heraus, da bei jedem Spiel eine andere Taktik zum Einsatz kommen muss.“

Ich mischte die Karten, und da wir mit neun Personen schon fast zu viele waren, erhielten alle Spieler von mir zum Start nur sieben Karten. Ich erklärte: „Ebenfalls abweichend von Elfer raus, darf jeder nur einmal ziehen, wenn er nicht kann.“

Links neben mir saß Georg, der damit die ersten Karten ablegen konnte, wenn er eine oder mehrere Achter in den Händen hielt. Er legte eine Kreuz Acht und schaute seinen Nachbarn David an, dass er weitermachen solle. Da er keine passende Karte zum Ablegen hatte zog er eine Karte vom Stapel und meinte, der nächste bitte.

Ich werde euch jetzt nicht den ganzen Spielverlauf in Einzelheiten berichten, ich kann nur sagen, am Ende war Thomas der Glückliche, der seine letzte Karte in der Hand als Erster anlegen konnte und damit das Spiel beendete. Er notierte bei allen die in der Hand verbliebenen Punkte.

Georg meinte: „Ich kenne zwar Elfer raus, aber die Variante mit den Canasta-Karten, ist doch um einiges schwieriger zu spielen. Ich bin schon neugierig darauf, welche Taktik in der zweiten Variante zum Einsatz kommen kann. Da jede Karte zweimal im Spiel vorhanden ist, musst du dir gut überlegen, ob du blockieren willst oder die Karte lieber auf den Tisch legst.“

Georg hatte sich den dicken Kartenstapel geholt und mischte die Karten mehrmals durch. Nachdem er mich abheben ließ, verteilte er wieder jeweils sieben Karten an die Mitspieler. Er meinte zu David, der links von im saß, dass er beginnen soll oder ziehen, er erinnerte noch daran, dass in dieser Runde jeweils mit der Zwei oder dem Ass gestartet wird.

Wir spielten am Ende achtzehn Runden, als Thomas meinte: „Leute es ist kurz vor zweiundzwanzig Uhr, ich denke, wir sollten so langsam zum Ende kommen. Morgen früh ist für einige von uns die Nacht bereits wieder um sechs Uhr morgens zu Ende. Ich werde jetzt den Sieger und den Verlierer ermitteln.“

Während er das Gesamtergebnis jedes einzelnen Spielers ermittelte, packten wir die Spielkarten in den vorgesehenen Karton und warteten geduldig, bis Thomas von allen Spielern die Ergebnisse ermittelt hatten. Ludwig sagte: „Die Variante ist echt schwerer zu gewinnen, wenn ich es mit dem Originalspiel Elfer raus vergleiche.“

Toni verkündete: „Dennis hat wirklich nicht geschwindelt, als er mir erzählt hat, dass die Spieleabende eine Riesengaudi für alle Mitspieler sind. Vor allem habe ich ein Spiel kennengelernt, das an Elfer raus angelehnt ist, aber seine eigenen Tücken mitbringt, da jede Karte zweimal vorhanden ist.

Vermutlich wird es auch beim Original so sein, wenn du zwei Spiele zusammen verwendest. Ich bin gerne wieder dabei, wenn ihr in nächster Zeit wieder einmal einen Spieleabend veranstaltet. Mir hat es richtig Spaß gemacht. Ich wollte schon immer einmal an einem Spieleabend bei euch teilnehmen, es hat nur nie geklappt, da ich keinen fand, der mich zu später Stunde ins Seminarhotel gefahren hätte.“

Thomas meinte:“ So ich bin mit der Auswertung fertig, soll ich mit dem Gewinner oder Verlierer anfangen?

Wir einigten uns darauf, dass Thomas mit dem Sieger anfangen soll. Er erläuterte: „Bei den wenigen Punkten, die ich in den einzelnen Runden gesammelt hatte, bin ich fast davon ausgegangen, dass ich heute wieder einmal der Sieger sein könnte. Es gibt jedoch einen Mitspieler der ganze fünf Punkte weniger gesammelt hat wie ich.

Noch dazu ist es einer der drei Jungs, die heute zum ersten Mal in ihrem Leben diese schwierige Variante von Elfer raus gespielt haben. Ich kann mich aber nicht festlegen, ob der Sieg der Kategorie Anfängerglück oder zur Kategorie Pech in der Liebe gehört. Übrigens, die beiden Brüder des Siegers haben sich ebenfalls wacker geschlagen, sie belegen die Plätze drei und vier.

Toni, ich darf dir zu deinem ersten Platz mit der niedrigsten Gesamtpunktzahl gratulieren. Wie schon angekündigt Platz drei und vier geht an die Huber-Familie, Georg konnte mit etwas mehr als zehn Punkten Vorsprung den dritten Platz erobern. Euch beiden gratuliere ich zu eurem guten Abschneiden.“

Ludwig kommentierte das Ergebnis: „War doch klar, dass Toni der Gewinner ist. Ich ahnte es in dem Moment, wo Thomas erklärte, dass er sich nicht sicher sei, welcher Kategorie er es zuordnen solle. Pech in der Liebe kann nur Toni sein, Georg ist noch zu jung dafür und bei mir wäre höchstens die Kategorie Anfängerglück richtig gewesen.“

Wir mussten alle lachen über Ludwigs Schlussfolgerungen, bis Toni meinte: „Ludwig, sei dir nicht so sicher, dass für dich die Kategorie Pech in der Liebe, vollständig auszuschließen ist.

Thomas erklärte weiter: „Den Platz im Mittelfeld hat wie immer mein Schatz Peter erobert. Kommen wir jetzt zu den beiden weiteren Plätzen, den teilen sich punktgleich unsere beiden Söhne David und Tobias. Jungs, das ist das erste Mal, dass ihr beide bei einem Spieleabend die gleiche Punktzahl erreicht habt.

Bevor ich die beiden letzten Plätze verkünde, es bleiben nur noch Dennis und Felix über, will ich von Dennis wissen, was heute bei ihm los war. Normalerweise landest du bei unseren Spieleabenden immer in der vorderen Hälfte der Platzierten, so ein Ergebnis bin ich von dir nicht gewöhnt.“

Dennis grinste und meinte: „Irgendwie war heute nicht mein Tag, entweder saß ich auf dem falschen Platz oder ich hatte die unmöglichsten Karten. Ich habe nicht eine einzige Runde für mich entscheiden können. Ich hatte mehrfach das Problem, dass ich gekonnt hätte, aber bis ich zum Ablegen kam, hatte einer vor mir die passende Karte angelegt. Ich vermute, dass ich heute sogar nur mit dem letzten Platz vorliebnehmen darf. Ich hoffe, dass es beim nächsten Spieleabend wieder besser für mich läuft.“

Thomas schaute ihn an und sagte: „Dennis, du vermutest richtig, wenn du darauf tippst, dass du heute den letzten Platz belegt hast, aber auch damit muss ein Spieler oder auch ein Sportler leben können.“

Toni schaute seine beiden jüngeren Brüder an und meinte: „Ludwig, Georg, auf geht´s, wir sollten so langsam in meine Bude kommen, bevor wir schlafen können, haben wir noch etwas Arbeit vor uns. Wir müssen noch die Liege zum Schlafsofa umbauen und eine Wolldecke mit Bettzeug beziehen.“

Die drei Jungs standen auf und verabschiedeten sich von uns, wobei Georg sagte und fragte: „Peter, Thomas, das war für mich ein fantastischer Spieleabend. Ich hoffe, wir bekommen noch öfter die Gelegenheit mit euch einen Spieleabend mitzuerleben. Gute Nacht und danke noch einmal, dass wir bei Toni, in seinem Appartement, übernachten dürfen.“

Ich grinste und erklärte: „Georg, dafür brauchst du dich nicht bei mir Bedanken. Dein großer Bruder ist Mieter des Appartements und es ist seine Entscheidung, wer bei ihm übernachten darf. Ärger bekommt er nur, wenn es deswegen zu laut zugeht und sich seine Nachbarn in ihrer Nachtruhe gestört fühlen. Jungs, jetzt seht zu, dass ihr ins Gesindehaus kommt, wir wollen nicht schuld sein, wenn ihr morgen früh nicht ausgeschlafen seid.“

Wir hörten, wie die Jungs die Wohnungstür zumachten und David meinte: „Tonis Brüder sind ganz schöne Früchtchen. Wenn ich mir bei meinen Eltern so etwas erlaubt hätte, ich hätte mindestens eine Woche Hausarrest dafür bekommen.“

Thomas lachte und als er sich wieder gefangen hatte, erklärte er: „David, willst du uns damit sagen, dass du in ihrem Alter ebenfalls immer wieder über die Stränge geschlagen hast und dafür von deinen Erzeugern mit Hausarrest belohnt wurdest?“

David lief bei Thomas Aussage rot an, so dass ich nachlegte: „Thomas ich fürchte, dass du mit deiner Vermutung den Nagel auf den Kopf getroffen hast. David, du glaubst doch nicht wirklich, dass Jungs, aber auch Mädchen, in diesem Alter einfach zu handhaben sind. Ich erinnere dich da nur an die Geschichte, die ich bei der Winterwanderung in den alten Stallungen erzählt habe, wo mein Bruder Dieter und ich einen Riesenärger mit unserem Vater bekommen haben.

Damit ist doch eindeutig bewiesen, dass nicht nur du oder Tonis Brüder ihren eigenen Kopf durchsetzen wollen. Oder nimm Tobias als Beispiel, als er seine Drohung, aus dem Kinderheim zu verschwinden, in die Tat umsetzen wollte. Er hatte nur das Glück, dass sein Plan im letzten Moment vereitelt wurde und er in unserer Familie gelandet ist.“

Während David und Tobias sich anschauten, meinte Dennis: „Schade, dass ich damals an der Winterwanderung zu deinen Lieblingsplätzen nicht teilnehmen konnte. Peter, mich würde schon interessieren, was du den Kids damals erzählt hast.“

Ich meinte: „Wenn David gut aufgepasst hat, kann er dir die Geschichte erzählen. Frag ihn einfach morgen oder übermorgen, da kann er dich über meine und Dieters Schandtaten aufklären und wie es uns ergangen ist. Thomas und ich werden jetzt verschwinden, den spätestens um sechs Uhr ist unsere Nachtruhe wieder zu Ende.“

Wir standen auf, wünschten den Jungs eine gute Nacht und gingen ins Schlafzimmer, um eng aneinander gekuschelt einzuschlafen.

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