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Welcome to the other world

Teil 2 - The trouble we are in

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Informationen

 

Das Auto ruckte und der Motor erstarb. Die rasante Bremseinlage seiner Mutter verursachte, dass Daniel aus dem Schlaf gerissen wurde.

Wieder einmal.

Das wievielte Mal hatten sie sich jetzt eigentlich schon verfahren?

Daniel hielt ungerührt seine Augen geschlossen. Er glaubte, dass es das dritte Mal war.

Und das war auch der Grund warum sie schon verdammt spät dran waren.

Schließlich hatten sie für die Mittagszeit einen Termin mit der Umzugsfirma vereinbart.

Aber was ging ihn das eigentlich an, dachte der Junge bitter. Schließlich war er ja nicht einmal gefragt worden ob er hier her wollte. Und so ließ er seine Augen geschlossen und simulierte weiter den Schlaf der Gerechten.

Plötzlich riss ihn die überschwängliche Stimme seiner Mutter aus seinen trüben Gedanken.

"Danny, Sweatheart! Wir sind da!", flötete Mrs. Sparrow euphorisch.

Doch nicht verfahren?

Probeweise blinzelte Daniel mit einem Auge, kurze Zeit später mit dem zweiten.

Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder an das Tageslicht gewöhnt hatte.

Schließlich hörte er wie seine Mutter die Tür öffnete und ausstieg.

Etwas kühlere Luft strömte nun ins Wageninnere und brachte einen ländlichen Geruch mit sich. Irgendwo in der Nähe muhte eine Kuh.

Moment mal...

Kühe?!

Daniel riss seine Augen weit auf und ruckte im Sitz nach vorn. Was er dabei nicht bedachte war, dass er noch angegurtet war und sich beinahe strangulierte.

Daniel musterte nun, da er jetzt einen besseren Blick nach draußen hatte, misstrauisch seine Umgebung. Geistesabwesend rieb er sich die schmerzende Stelle am Hals, wo der Gurt eingeschnitten hatte.

Vor ihm erstreckte sich ein Bauernhof, wenn er das richtig sah. Rechter Hand befanden sich zwei backsteinerne Wohnhäuser, links sah er Gebäude, die irgendwie nach Stallungen aussahen. Als er in den Rückspiegel schaute, erblickte er eine Art Scheune. Die verschiedenen Gebäude waren kreisförmig um den Hof angelegt worden, auf dem sie nun standen.

Fassungslos starrte der Jugendliche auf ein paar Hühner, die über den gepflasterten Boden streunten und sich gackernd um ein paar Körner stritten.

Das war doch ein schlechter Scherz, oder?

Leicht verwirrt blickte er zu seiner Mutter, die gerade ihre Handtasche vom Rücksitz fischte. Dass sie sie fand, grenzte schon an ein kleines Wunder, so viel Gepäck staute sich auf den Sitzen hinter ihnen.

"Mom, bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind?", fragte er zweifelnd, obwohl es eher klang, als würde er sich Sorgen um den Geisteszustand seiner Mutter machen.

"Natürlich, Schatz. Mühlstraße 23, genau hier sind wir richtig", Rebecca Sparrow grinste ihn an und verschwand wieder aus dem Wagen.

Sie waren hier richtig?

Eiskalte Panik stieg in ihm hoch. Das konnte doch unmöglich wahr sein!

Oder vielleicht doch... Er glaubte sich nun daran zu erinnern, dass seine Mutter erwähnt hatte, dass die Leute, die ihnen das Haus vermieteten, einen Bauernhof besaßen. Warum hatte er nicht daran gedacht, dass sich das Haus auf dem Hof befinden könnte?

Fuck!

Wenn das hier wirklich wahr war, dann würden sie...

"Mom, das hier ist die Einöde. Wir sind in der Pampa gelandet. Holy shit!" Sein Tonfall war so trocken, dass er schon fast zu bröseln begann. Er versuchte, sich sein Entsetzten über diese Situation nicht anmerken zu lassen.

Mrs. Sparrow steckte noch einmal den Kopf ins Wageninnere, wobei ihr dunkelbraunes, langes Haar über ihre Schulter fiel. Ihre grünen Augen blitzen auf, und das hatte meist nichts Gutes zu bedeuten.

"Daniel John Sparrow!", tadelte sie ihren Sohn. "Was habe ich dir über solche Ausdrücke gesagt? Ich habe das Gefühl, dass ich mich heute schon zum zehnten Mal wiederhole, wenn das überhaupt reicht."

Daniel blicke standhaft in die Unheil verkündenden Augen seiner Mutter. Auf eine Standpauke konnte er jetzt wirklich verzichten. Als ob nicht so schon alles schlimm genug war!

"Ich würde das hier eher als Idylle bezeichnen", fuhr sie fort. "Und dir tut es sicherlich auch mal gut aus dem Großstadtmief herauszukommen."

Nun zwinkerte sie dem Jungen zu. "Komm schon, so schlimm wird es schon nicht werden. Schau dir erst einmal alles an und gib dem hier eine Chance. Hm?"

Sanft legte sie ihre schmale Hand auf den Unterarm ihres Sohnes und strich darüber.

So streng sie auch manchmal sein wollte, sie konnte es nie lange bleiben. Vor allem nicht, wenn er so unglücklich aussah. Dass er versuchte, es vor ihr zu verbergen, machte es nur noch schlimmer.

Sie ließ Daniels Arm wieder los und ein Grinsen machte sich auf ihren Lippen breit.

"Und jetzt schwing deinen knackigen Hintern aus dem Auto. Oder willst du da drin Wurzeln schlagen?"

"Mom!", rief Daniel entrüstet und verärgert zugleich. Manchmal konnte seine Mutter so kindisch sein!

"Was denn? Stimmt doch! Du siehst gut aus, Darling. Ich darf doch wohl mal ein bisschen stolz auf meinen Sohn sein." Rebecca betrachtete ihren Sohn. So gefiel er ihr schon besser. Es half doch nichts ständig Trübsal zu blasen und ständig alles in sich hinein zu fressen. Manchmal wusste sie nicht woran sie bei ihrem Sohn war, wenn er keinerlei Gefühlsregungen zeigte.

Da war es ihr lieber, wenn er wenigstens wütend war. Und sah sie nicht auch so etwas wie Verlegenheit in den Zügen Daniels?

Er war doch so leicht aus der Reserve zu locken. Wie sein Vater.

Daniel hingegen ärgerte sich wirklich über seine Mutter. Wie konnte sie ihm nur so etwas Peinliches an den Kopf werfen? So etwas sagte man doch als Mutter nicht! Er spürte, wie ihm heiß im Gesicht wurde. Mürrisch blickte er zu ihr hinüber.

Hätte sie keine Ohren, würde sie jetzt wahrscheinlich im Kreis grinsen. Das sah schon fast schmerzhaft aus.

"Lass das!", grummelte der Jugendliche und machte Anstalten die Tür zu öffnen.

Nachdem er sich abgegurtet hatte, machte er sich daran, sich aus dem Auto herauszufalten. Das traf es sicher am Besten, denn mit circa 1,90 Metern war diese Kiste nun wirklich nicht auf seine Größe ausgerichtet.

Vorsichtig schwang er seine Beine ins Freie, immer darauf bedacht nicht noch einmal mit dem Handschuhfach aneinander zu geraten. Seit fünf Stunden hatte er nun das erste Mal das Gefühl, dass seine Beine wieder richtig durchblutet wurden.

Äußerst angenehm.

Mit den Armen stützte er sich ab und erhob sich nun entgültig aus dem Sitz.

Nur um jetzt mit seinem Kopf gegen die Karosse zu stoßen.

Metal vs. Knochen.

Daniel ging eindeutig als Verlierer hervor.

Er hielt sich den Kopf und versuchte einen Schmerzensschrei zu unterdrücken.

Trotzdem verließ ein dumpfes Ächzen seine Lippen. Besser als die Flut an Flüchen, die ihm mit einem Mal in den Kopf stiegen.

Neben dem pochenden Schmerz natürlich.

Mrs. Sparrow hatte das Ganze beobachtet und konnte sich kaum mehr zusammenreissen. Neben irgendwelchem Gegrummel ihres Sohnes glaubte sie "Mistkarre" und "gegen mich verschworen" zu hören.

Nun war es mit der Beherrschung der zierlichen Frau vorbei und sie brach in lautes Gelächter aus.

"Vielen Dank für dein Mitgefühl, Mom!", zischte Daniel böse. Es kam ihm vor, als wäre in seinem Schädel ein Bauarbeiter mit Presslufthammer unterwegs, aber immerhin ließ der Schmerz langsam nach.

Trotzdem, das würde sicher eine Beule geben...

"Ach Dan, das sah einfach zu komisch aus!", konterte die Frau schwach und nach Atem ringend.

Sie hatte das Auto mittlerweile umrundet. Nun stand sie vor dem Braunhaarigen, der sie um mindestens zwei Köpfe überragte. Sie legte ihren

Kopf in den Nacken und betrachtete Daniel, wie er sich seinen Schädel hielt.

"Geht's wieder?"

"Hm", murrte er. "Das gleiche sollte ich dich fragen. Sah eben verdammt nach Atemnot aus."

"Mein Sohn macht sich Sorgen um die Gesundheit seiner alten Mutter. Wie rührend!", schniefte sie gespielt und ignorierte den zynischen Unterton ihres Sohnes.

Sie nutzte die leichte Benommenheit Daniels aus, zog ihn am Kragen zu sich herunter und verpasste ihm schnell einen Kuss auf die Wange.

"Was sollte das denn jetzt?", fauchte er gereizt und richtete sich wieder auf.

"Ach, nur ein kleines Trostpflaster, damit das Auweh nicht mehr so schlimm ist", grinste Rebecca und tätschelte ihm noch einmal die Wange.

"Ich mag mich vielleicht irren, aber ich dachte, aus dem Alter bin ich raus", knurrte Daniel.

Er korrigierte seine Gedanken von vorhin. Mütter gaben nicht nur peinliche Kommentare von sich, sie handelten auch so.

"Glaub mir, mein Sohn, eigentlich solltest du schon wieder in dem Alter sein, wo es dir gefällt von Frauen geküsst zu werden", lächelte sie und fügte aber noch "Nun, vielleicht nicht unbedingt von deiner Mutter" hinzu.

Einsicht war ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung, dachte er sich.

"Tse..." Das war das Einzige, was der Junge zu erwidern hatte.

Dem Mundwerk seiner Mutter war er einfach nicht gewachsen. Wie oft hatten sie schon solche Wortgefechte ausgetragen und er war als Verlierer hervorgegangen.

Diese schien etwas Ähnliches zu denken und lächelte still vor sich hin.

Oh ja, er ließ sich wirklich genauso leicht ärgern wie sein Vater...

"Genug mit dem Geplänkel, Sohn", riss sie sich von ihren Gedanken los. "Wenn es der Zustand deines Schädels erlaubt, würde ich dich bitten, das Büro hier zu suchen. Vielleicht findest du ja jemanden der es dir zeigen kann. Da drüben auf der Koppel ist glaube ich jemand."

"Und was tust du währenddessen?" Daniel klang immer noch etwas zynisch und er versuchte auch gar nicht erst es zu verstecken.

"Nun, ich dachte ich mache es mir hier bequem und nehme ein Sonnenbad. Ist doch perfektes Wetter dafür, meinst du nicht?", antwortete die Frau völlig ernst.

Daniels Augen weiteten sich.

"Wie bitte?!", brachte er gerade noch, aber dafür ziemlich fassungslos, hervor.

"Ha! Erwischt!", lachte Rebecca. "Ich rufe natürlich die Umzugsfirma an und kläre das mit unserer Verspätung. Immerhin ist es schon bald Mittag."

Daniel brodelte innerlich.

Warum musste seine Mutter immer so ein Kind sein? Und warum, verdammt noch mal, fiel er immer wieder auf sie herein?!

"Na dann, auf in den Kampf, mein Hübscher!"

Daniel blickte sie noch einmal böse an und drehte sich um.

Jetzt sah er auch die Koppel, die seine Mutter meinte. Und da stand tatsächlich jemand bei den Pferden.

Wenigstens musste er sich jetzt nicht mehr die Füße wund laufen um jemanden zu finden. Das machte die ganze Sache schon etwas erträglicher.

Langsam setzte sich der Junge in Bewegung. Doch seine Laune trübte sich immer mehr, je näher er der Koppel kam und er die Gestalt besser erkannte.

Wahrscheinlich irgend so ein Bauerntrottel, dem er lang und breit alles erklären musste, dachte er verächtlich.

Darauf hatte er wirklich keinen Bock. Abschätzend musterte er den Jungen aus nun geringerer Entfernung.

Daniel seufzte innerlich. Womit hatte er nur so etwas verdient. Trotzdem musste er den höchstwahrscheinlich begriffsstutzigen Spargeltarzan ansprechen.

"Hey, Cowboy."

Daniels Stimme troff regelrecht vor Sarkasmus.

Luca zuckte leicht zusammen, als er die tiefe Stimme hinter sich vernahm.

Irgendetwas an dem Tonfall des Anderen gefiel ihm nicht. Sofort hatte er ein komisches Gefühl im Magen.

Die Worte klangen so... bösartig und abwertend.

Wer da hinter ihm stand, war Luca schon lange klar. Er hatte den anderen Jungen beobachtet, seit er mit seiner Mutter angekommen war. Wenn er an die Szene zurück dachte, musste er leicht schmunzeln.

Als er bemerkte, dass der Andere auf ihn zukam, wandte er sich rasch um und striegelte hastig seinen Hengst Merlin weiter.

Jetzt hielt er inne, stand aber immer noch mit dem Rücken zu dem Jugendlichen.

Zu diesem komischen Gefühl im Magen kam nun noch ein anderes hinzu.

Panik.

Er hatte ihn gerade in Englisch angeredet.

Was, wenn er nur seine Muttersprache beherrschte?

Englisch war nie Lucas Stärke gewesen und würde es wahrscheinlich auch nie werden. Die Sprache war für ihn ein Buch mit sieben Siegeln.

Er war bis jetzt nur selten in die Verlegenheit gekommen, sich mit einem rein Englischsprachigen zu unterhalten. Wenn es mal einen Austauschschüler in seiner Klasse gab, hielt er sich immer dezent zurück.

Doch nun... Er musste sich der Herausforderung stellen, wenn es sein musste.

Also ergab sich Luca seinem Schicksal und drehte sich langsam um. Er konnte ja schließlich nicht ewig schweigen.

Vor ihm stand ein hoch gewachsener Junge. Das war also der Australier. Mindestens 1,90 vermutete er. Um ihm in sein scharf geschnittenes Gesicht zu schauen musste er seinen Kopf leicht in den Nacken legen. Seine Kleidung war Ton in Ton, wenn man es so wollte.

Schwarzes Shirt.

Schwarze Hose.

Schwarze Schuhe.

Selbst sein schulterlanges Haar, welches er im Nacken zusammen gebunden hatte, schien fast schwarz.

Irgendwie wirkte er im Allgemeinen sehr einschüchternd.

Das einzige was diese düstere Ausstrahlung etwas milderte war die Bräune, die seine nackten Arme und das Gesicht bedeckte und der weiße Anhänger um seinen Hals.

Er sah gut aus, dachte Luca. Und seltsamerweise schien er ihm in irgendeiner Art sympathisch zu sein.

Nur diese abweisende Haltung irritierte ihn.

Der Australier stützte sich lässig am Gatter ab und hatte Luca immer noch fixiert.

"Äh..."

Klasse, Luca. Was Besseres ist dir wohl nicht eingefallen? Jetzt wird er dich sicherlich für eine Intelligenzbestie halten.

Er war doch sonst nicht so, kam eigentlich mit den meisten Leuten gut aus und wusste auch immer etwas zu sagen.

Verlegen wandte er den Blick ab und kramte in seinem Gedächtnis panisch nach irgendwelchen englischen Begrüßungsfloskeln.

Verdammt! Warum hatte er damals nicht besser aufgepasst, als sie das im Unterricht durchgenommen hatten?!

Langsam wurde das Schweigen peinlich und eine leichte Röte überzog seine Wangen.

Der Typ machte ihn völlig nervös...

Was wollte er überhaupt von ihm?

Außer, ihn mit diesem durchdringenden Blick zu verunsichern.

Nervös kratzte sich Luca am Kinn. In einer Hand hielt er noch immer die Striegelbürste.

Plötzlich bemerkte er, wie ihn etwas sanft in den Rücken stupste.

Merlin.

Es hatte fast den Anschein als wolle er ihn aufmuntern.

Komm schon, schien diese Geste zu sagen.

Tatsächlich, so konnte es wohl kaum weiter gehen. Also gab sich Luca einen Ruck und lächelte den größeren Namenslosen freundlich an.

Also doch kein Englisch.

Musste der andere sich eben mit Deutsch begnügen, dachte Luca und hoffte inständig, dass er ihn verstand.

"Kann... Kann ich dir irgendwie helfen?"

Daniel betrachtete den kastanienbraunen Haarschopf vor ihm. Für einen Augenblick hatte er daran gedacht einen bissigen Kommentar zurückzugeben.

Schließlich war er ja nicht aus Langeweile über den ganzen Hof gelaufen.

Als er aber das Gestammel und den verlegenen Blick seines Gegenübers bemerkte, ließ er es sein.

So, wie er aussah, tat er ihm fast Leid.

Fast.

Aber er machte es dem Jungen auch nicht einfach, da er nur so vor sich hin schwieg.

Das tat er ja absichtlich, denn er war noch immer sauer auf seine Mutter und hatte wirklich keine Lust sich länger zu unterhalten.

Er wollte nur schnellstmöglich die Informationen, die er brauchte und dann wollte er wieder abhauen.

Nun, wenigstens musste er seinen ersten Eindruck von dem Jungen korrigieren.

Er war gar nicht so schmächtig, wie er zunächst gewirkt hatte. Er war zwar schlank, zierlich und um einiges kleiner als er selbst, doch seine leicht trainierten Arme deuteten darauf hin, dass er sich viel bewegte. Das kam wahrscheinlich von der Arbeit hier. Seine Haut war von der Sonne leicht gebräunt und auf seiner Nase tummelten sich ein paar Sommersprossen.

Die dunkelblauen Augen blickten ihn nun offen und freundlich an.

Ein Trottel schien er auch nicht zu sein, höchstens etwas schüchtern oder verunsichert. Irgendetwas im Blick des anderen verriet ihm das.

So what?

Vielleicht war es einen Versuch wert.

Vielleicht hatte seine Mutter Recht und er sollte nicht gleich von Anfang an auf stur schalten.

Vielleicht sollte er diese Veränderung wirklich als einen Neuanfang sehen.

Also gut.

"Well... ich suche das Büro. Wir sollten uns dort melden, wenn wir da sind."

Mit einer Kopfbewegung deutete er in Richtung Auto wo seine Mutter, noch immer telefonierend, stand.

Also sprach er doch Deutsch. Luca atmete erleichtert auf. Und er hatte einen leichten Akzent. Irgendwie machte ihn das doch gleich etwas sympathischer.

Unwillkürlich verzog sich sein Mund zu einem breiten Lächeln.

Daniel runzelte misstrauisch die Stirn.

"Ist irgendwas?"

"Nein, nein!", Luca schüttelte beschwichtigend den Kopf. "Ich bin übrigens Luca." Er streckte seine freie Hand aus und hielt sie dem Großen hin.

"Daniel. Daniel Sparrow", antwortete er und ergriff die angebotene Hand.

Der Händedruck war warm und fest, bemerkte Luca.

Daniel hieß er also. Sein Nachname wollte überhaupt nicht zu seiner Erscheinung passen. Luca grinste in sich hinein. Spatzen waren ja eigentlich klein, frech, putzig und, nun ja, niedlich.

Daniel hingegen war eher das Gegenteil.

Groß, undurchschaubar und attraktiv.

Dass Luca so etwas dachte, konnte er selbst nicht ganz fassen. Aber es entsprach der Wahrheit.

Das er wusste, was dieser Name im Deutschen bedeutete, war auch schon ein dummer Zufall. Letztes Schuljahr hatte er eine Hausarbeit schreiben müssen, um seine Note zu retten. Zum Glück hatte ihm sein Lehrer das Thema frei gestellt und so entschied er sich für heimische Vogelarten.

Es schien, dass sich diese Quälerei nun doch noch auszahlte. Allerdings anders als gedacht.

"Du suchst also das Büro? Nun, dann musst du wieder über den Hof, dann zu dem Haus ganz links, um die Ecke und..."

Luca hielt inne und schüttelte leicht den Kopf.

"Weißt du was?"

"Nein. Aber du wirst es mir sicher gleich sagen", antwortete Daniel kühl und zog eine Braue fragend nach oben.

Luca grinste ihn breit an.

"Sicher." Währenddessen schnupperte der Grauschimmel hinter ihm in seinem wirren Haarschopf.

"Hey, lass das, Merlin!", lachte Luca und schob das samtige Maul des Hengstes beiseite.

"Ich bringe dich selbst hin", wandte er sich wieder an Daniel. "Ehe ich es dir erklärt habe, wo du hin musst, sind wir auch schon dort."

Daniel zuckte nur mit den Schultern. Sollte ihm nur recht sein.

"Scheint ziemlich anhänglich zu sein, oder?" Er fixierte einen Punkt neben Luca.

"Was?" Die blauen Augen schauten in verwirrt an und folgten dann Daniels Blick.

Nicht zu fassen, jetzt knabberte Merlin an seinem T-Shirt.

"Oh... Kann man so sagen." Ein schiefes Grinsen schlich sich auf Lucas Lippen.

"Er war schon immer ziemlich neugierig." Luca streichelte den Hengst noch einmal, bevor er sich losmachte und geschickt über das Gatter kletterte.

Nun, als er direkt neben ihm stand, wirkte Daniel noch größer.

"Wollen wir?", fragte er, ohne den Anderen direkt anzuschauen.

Daniel deutete ein Nicken an und beide machten sich auf den Weg.

Schweigend gingen sie nebeneinander über den Hof. Daniel blickte sich um, von seiner Mutter war nichts mehr zu sehen.

Seltsam.

Sie war doch eben noch da gewesen.

Verstohlen blickte Daniel zu Luca hinunter. Dieser schwieg und ging mit einem leichten Lächeln auf den Lippen neben ihm her. Als würde ihn die Stille zwischen ihnen nicht stören.

Daniel störte sie gewaltig.

Nichts hasste er mehr als diesen unangenehmen Moment, wo er einfach nicht wusste, was er zu seinem Gegenüber sagen sollte.

So etwas zermürbte ihn. Hinzu kam noch die Sonne, die unbarmherzig auf sie hinunter brannte.

Das Einzige, was das Schweigen durchbrach, war das Gackern der Hühner nahe der Scheune.

Irgendwo knatterte ein Traktor.

Sie waren schon fast bei einem der Backsteinhäuser angekommen, als Daniel es nicht mehr aushielt und die Ruhe durchbrach. Irgendwas musste er einfach sagen, auch wenn er sicher nicht zu den gesprächigsten Exemplaren der Gattung Mensch gehörte.

Aber ein bisschen Small Talk konnte ja nicht schaden.

"Sag mal, arbeitest du hier?"

"Hm.", grinste ihn Luca von der Seite an. "Kann man so sagen."

Das verwunderte Daniel dann doch.

Er war hier ein Stallbursche?

Der Junge war doch nicht älter als er selbst.

"Macht das überhaupt Spaß?"

Er zweifelte daran, dass es toll war Mist aus irgendeinem stinkigen Stall zu kratzen. Er würde sich sicher nicht dazu durchringen können.

"Ja, klar. Ich liebe die Tiere hier über alles. Ich kann es morgens kaum abwarten zu den Pferden zu kommen."

Lucas Züge, zunächst von Euphorie geprägt, wurden sanft und er lächelte mild vor sich hin, die Augen halb geschlossen.

Komischer Typ, dachte Daniel. Trotzdem, in den Gesten des anderen lag so viel Begeisterung. Irgendwie mochte er den anderen immer mehr. Die anfängliche Skepsis war fast vollständig verschwunden.

Die beiden Jungen umrundeten das Haus und betraten eine Art Garten. Es war hübsch hier. Er blickte zu den Rosen, die neben dem Eingang des Hauses rankten.

Eigentlich hatte sich Daniel ja vorgenommen diese Gegend hier nicht zu mögen.

Es schien fast unmöglich.

Hier war alles so liebevoll gestaltet. Der Garten, das Haus, selbst der Hof. Das ganze Gelände strahlte so viel Friedlichkeit aus.

Komischerweise beruhigte das Daniels Nerven.

Kurz zuvor war er bei dem Gedanken daran, die nächsten Jahre hier zu verbringen, fast wahnsinnig geworden.

Wie seine Stimmung so umschlagen konnte war ihm völlig unklar.

Plötzlich kniete sich Luca nieder. Vor dem Eingang in der Sonne lag ein rostroter Kater und sonnte sich.

"Hallo, Odin."

Luca begann den Kater hinter den Ohren zu kraulen. Dieser schloss genießerisch die Augen und begann zu schnurren.

"Ihr habt hier ziemlich ausgefallene Namen für eure Tiere, right?"

Daniel blickte auf den in der Sonne rotbraun leuchtenden Haarschopf vor sich.

Luca legte seinen Kopf in den Nacken und schaute zu Daniel auf. Mit einer Hand schirmte er die blendenden Sonnenstrahlen ab.

"Hm, stimmt schon. Bei dem hier passt er aber ziemlich gut. Odin kann ziemlich herrisch sein.", lachte er.

Odin hingegen schien die Kritik an seiner Person gar nicht witzig zu finden. Er blickte Luca herablassend aus seinen bernsteinfarbenen Augen an, erhob sich und verschwand mit hocherhobenem Kopf im Gebüsch.

"Siehst du, was ich meine?"

Er sah wie Daniels Mundwinkel kurz zuckten. Dann war sein Gesicht wieder reserviert wie zuvor.

Wenn er mal lächeln würde... Das würde ihm sicher stehen, dachte Luca und erhob sich wieder.

Ihm schien es, als ob Daniel seine Gefühle nicht offen zeigen wollte. In keiner Weise. Schon seltsam. Aber immerhin war er gerade erst hier her gekommen, in eine fremde Umgebung und zu fremden Leuten. Wahrscheinlich würde er selbst ähnlich reagieren. Und ein schlechter Mensch schien er ja auch nicht gerade zu sein, machte er doch gerade Anstalten, eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Mochte er doch etwas griesgrämig sein, schließlich hatte jeder seine Macken.

Und vielleicht legte sich das ja irgendwann.

"Komm, lass uns reingehen."

Daniel betrat hinter Luca den kühlen Flur, dessen Wände weiß getüncht waren.

Auf dem Boden neben dem Eingang stand eine große Vase mit allerlei Sommerblumen darin.

Luca blieb gleich vor der ersten Tür stehen und klopfte an. Drinnen verstummte ein Gespräch. Der Jugendliche drückte die Klinke herunter und betrat den Raum.

Daniel trat hinter ihm ein und blickte sich um.

Hinter dem Schreibtisch, auf dem sich ein paar Ordner und Papiere den Platz mit zwei dampfenden Kaffeebechern teilten, saß eine kleine, rundliche Frau mit freundlichem Gesicht. Auf der gegenüberliegenden Seite saß...

"Mom! Was tust du denn hier?", fragte Daniel ärgerlich.

"Nun, das mit der Umzugsfirma war schnell geklärt. Da bin ich einfach auf die Suche gegangen und ehe ich mich versah, war ich auch schon hier." Rebecca lächelte Frau Burgmeister an und wandte sich wieder ihrem Sohn zu. "Hast ja ganz schön getrödelt, Darling." Sie zwinkerte ihn an und bedeutete ihm damit, dass sie das nicht ernst gemeint hatte.

"Danke, dass du Daniel hergebracht hast.", bedankte sich die Frau auf der anderen Seite des Schreibtisches bei Luca.

Woher wusste sie wie er hieß? Wieder zog Daniel misstrauisch die Brauen zusammen. Als er wieder zu seiner Mutter blickte wurde ihm einiges klar. Sie hatte wohl wieder ohne Unterlass geplappert und der Frau wahrscheinlich seine ganze Lebensgeschichte erzählt. Das wäre mal wieder typisch für sie.

"Ich bin Corinna Burgmeister.", riss ihn die kleine Frau aus seinen Gedanken und streckte ihm, wie Luca zuvor, ihre Hand entgegen.

"Meinen Sohn Luca hast du ja schon kennen gelernt, wie ich sehe."

Daniel nahm etwas überrumpelt die Hand der Frau und schüttelte sie kurz. Dann blickte er leicht irritiert zu Luca. Dieser grinste ihn verschmitzt an und stibitzte dann die Kaffeetasse seiner Mutter.

"Ähm... Ja, scheint so..." Jetzt wo er die Frau Burgmeister genauer betrachtete fiel ihm eine gewisse Ähnlichkeit auf. Auch sie hatte blaue Augen und kastanienbraunes Haar wie ihr Sohn.

Luca nahm einen Schluck aus der Tasse und stellte sie wieder ab.

"Tja, ich werde dann mal wieder. Ich hab noch viel zu tun." Er hatte sich schon wieder zur Tür gewandt, als er sich noch einmal umdrehte und Daniel aufmunternd anlächelte.

"Bis später."

So perplex wie Daniel noch immer war, wusste er darauf nichts zu sagen. Luca war also der Sohn des Hauses. Und er hatte ihn zunächst für einen lahmen Angestellten gehalten...

Wie peinlich.

Zum Glück hatte er nichts dergleichen verlauten lassen.

Aber Luca hätte ja auch mal was sagen können, dachte Daniel verärgert.

Trotzdem schien er ganz nett zu sein. Und immerhin gab es hier schon mal jemanden in seinem Alter. Das würde die ganze Situation sicherlich erträglicher machen.

Nur am Rande bemerkte er, wie Corinna Burgmeister und seine Mutter ihr Gespräch wieder aufnahmen.

Was er nicht bemerkte, war, dass sich seine Züge bei dem Gedanken etwas aufhellten.

Die beiden Frauen unterhielten sich nun über die Formalitäten und Daniel schaltete ab. Nach etwa fünfzehn Minuten langweilte er sich fast zu Tode.

Wie schafften es Frauen eigentlich so leicht vom eigentlichen Thema abzuweichen?

Zu Beginn fand er es ja noch interessant, wie sie vom Mietvertrag zu Gartenarbeit und Rezepten kamen.

Mittlerweile fand er es nur noch nervtötend. Nervös trommelte er mit einem Schuh auf den Boden.

Schließlich hielt er es nicht mehr aus und verließ das Büro.

Er bemerkte es kaum, wie ihn seine Füße über den Hof trugen, den gleichen Weg, den er mit Luca vorher genommen hatte. Erst, als er wieder am Zaun der Koppel stand, wurde er sich dessen bewusst.

Langsam ließ er seinen Blick über das Gelände schweifen.

Von Luca jedoch war nichts zu sehen. Warum auch? Er hatte ja gesagt, dass er noch viel zu tun hatte. Da würde er sicherlich nicht den ganzen Tag hier verbringen.

Daniel stützte sich mit den Unterarmen auf den Zaun und ließ seinen Blick über die Weide streifen. Er blieb an dem Grauschimmel hängen. Wie hieß der noch? Ach ja, Merlin. Der Zauberer wälzte sich nun aber ziemlich unedel im Dreck.

Hinter sich vernahm Daniel Schritte und Geklapper von Hufen und wenig später vernahm er Lucas helle Stimme.

"Na? Schon fertig?"

Daniel wandte sich nicht um. Sein Blick war immer noch auf Merlin gerichtet, der nun auf dem Rücken lag und das Bad im Dreck ausgiebig zu genießen schien.

Das sah... interessant aus.

"Mietverträge sind nicht gerade die spannendste Sache der Welt, weißt du?", antwortete er leicht sarkastisch.

Luca starrte weiter den Rücken Daniels an und lächelte wieder. Der Junge schien einen Hang zur Ironie zu haben. Wenn man das erst einmal bemerkt hatte, wusste man, wie man mit ihm umgehen musste, fand Luca.

"Hm. Da hast du Recht. Ich hab mich sowieso schon gefragt, wie du das so lange aushältst."

Mit seiner Rechten hielt er locker das Halfter des schwarzen Pferdes neben ihm fest, das scheinbar ebenso interessiert den Rücken Daniels betrachtete.

Daniel wandte sich nun um und sah den anderen Jungen fragend an.

"Sag mal, tut er das öfter?"

Als Luca nicht verstand, was er meinte, deutete er mit dem Daumen über seine eigene Schulter auf Merlin.

Nun begriff Luca. Seine Augen weiteten sich und Verzweiflung war nun darin geschrieben. Kurz darauf seufzte er resigniert.

"Ja, tut er. Manchmal frage ich mich, warum ich ihn überhaupt noch striegele. Merlin hat wirklich nur Unsinn im Kopf."

Der Schwarze an seiner rechten Hand ruckte ungeduldig mit dem Kopf.

"Ja, ja, mein Guter. Nicht so nervös."

Er streichelte noch beruhigend über den Hals des Tieres, bevor er das Gatter öffnete und ihn auf die Weide führte.

Der Junge konnte wirklich gut mit Tieren umgehen, zumindest soweit Daniel das beurteilen konnte. Er war dem großen Schwarzen gegenüber ruhig, gelassen aber doch bestimmt. Er schien regelrecht eine beruhigende Wirkung auf das Pferd zu haben, das doch so nervös war.

Bemerkenswert.

Bevor er ihn los ließ, tätschelte er das Tier noch einmal und kehrte dann wieder zu Daniel zurück.

"Deine Mutter scheint sich ja schon gut mit meiner zu verstehen."

"Allerdings... Sie tauschen sogar schon Kochrezepte aus und sinnieren darüber nach, wann wohl die beste Zeit dafür wäre die Rosen zurück zu schneiden.", grummelte Daniel.

"Aha. Jetzt weiß ich warum du geflüchtet bist."

Luca lächelte Daniel an und blickte ihm, bewusst das erste Mal, in die Augen und sog scharf Luft ein.

Wow.

Warum war ihm das nicht schon eher aufgefallen?

Hatte er ihn denn noch nie mit Verstand angesehen?

Er hatte so etwas noch nie wirklich gesehen.

Daniel hatte ein grünes und ein braunes Auge.

"Wahnsinn. Feenaugen.", murmelte er.

"What?" Daniel war irritiert über diesen Begriff. Er hatte dieses Wort noch nie gehört und trotzdem beschlich ihn ein ungutes Gefühl.

"Deine Augenfarbe...", setzte Luca zu einer Erklärung an.

In Daniel zog sich alles zusammen.

Ah. Darauf lief es also hinaus. Wieder einmal. Wie er seine verschieden farbigen Augen doch hasste. Immer waren sie in seiner Kindheit Anlass für Streit und Hänseleien gewesen. Er wurde oft genug als abnormal hingestellt und viele der Kinder mieden ihn.

Und nun ging das wieder von vorn los. Eigentlich hätte er es sich doch denken können. Es war immer nur eine Frage der Zeit gewesen. Sicher kam gleich ein dummer Kommentar.

Daniel hatte gedacht, Luca wäre in Ordnung. Aber wahrscheinlich hatte er sich da getäuscht. Er war ja doch nicht anders als die Anderen.

Sofort zog er sich in sich zurück und ging in eine Abwehrhaltung.

"Meine Augen gehen dich einen Dreck an!"

In Daniels ruhiger Stimme schwang ein gefährlicher Unterton mit. Seine Worte waren so feindselig und kalt, dass sich Luca sämtliche Haare im Nacken aufstellten. Daniel hatte die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst und seine Augen flackerten unheilvoll.

Luca bemerkte das und wich unterbewusst einen Schritt zurück.

Hatte er etwas Falsches gesagt?

"Aber...", begann er, um ein eventuelles Missverständnis aufzuklären.

"Hör zu, kümmere dich um deinen eigenen Kram, klar?!", fiel Daniel ihm ins Wort. Seine Augen hatten sich feindselig zu zwei Schlitzen verengt.

Der Typ ging ihm so was auf die Nerven. So war es ja schon immer gewesen, dachte er wütend. Immer wurde er betrachtet wie ein seltenes Tier.

"Ich wollte doch nur..."

Oh nein, dachte Luca. Hier lief gerade etwas schief.

Furchtbar schief.

Daniel war zwar vorher auch nicht gerade die Freundlichkeit in Person und eher gleichgültig gewesen, doch wie er sich nun verhielt...

Irgendetwas musste er unternehmen. Luca merkte, wie ihm jede Sekunde die Kontrolle über die Situation mehr entglitt.

Daniel ließ ihn jedoch gar nicht erst ausreden.

"Was du wolltest ist mir scheißegal. Kratz du lieber weiter die Hufe dieser Viecher hier aus und lass mich in Ruhe."

Seine Stimme war nur noch ein bedrohliches Zischen. Wütend drehte er sich um und ging zu dem Umzugswagen, der vor ein paar Minuten eingetroffen war, zurück.

Das hatte gesessen.

Luca wusste gar nicht, dass Worte so verletzen konnten.

Es tat weh, was Daniel gesagt hatte, das war sicher.

Wie konnte die ganze Situation nur so eskalieren?

Dabei wollte er ihm doch nur sagen, dass er seine Augen schön fand, dass er noch nie so etwas gesehen hatte...

Doch warum hatte Daniel so hässlich reagiert?

Warum musste die erste Gefühlsregung, die Daniel Luca offen zeigte, Wut oder gar Hass sein?

Er hatte sich wohl doch in dem Jungen geirrt, dachte Luca enttäuscht. Er war ja auch selbst Schuld. Warum war er auch so naiv und versuchte immer das Gute im Menschen zu sehen? Marie hatte schon immer gemeint, dass ihn das noch einmal anspringen würde.

Wie Recht sie doch hatte. Luca wünschte sich jetzt nichts sehnlicher, als mit seiner besten Freundin zu reden.

Er blickte Daniel noch so lange nach, bis er hinter dem Transporter verschwunden war und fragte sich immer wieder, was er nur Falsches gesagt haben könnte.

Geknickt ging er zum anderen Ende der Koppel und ließ sich im Schatten der großen Eiche dort nieder.

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