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Das fängt ja gut an

Teil 6

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Inhaltsverzeichnis

28. KAPITEL - The Wedding Reception (Der Hochzeit Zweiter Teil)

Was wollte er bloß von mir? Wollte er jetzt auf der Hochzeit einen Streit anfangen? Oder vielleicht doch ...? Aber diesen Gedanken verwarf ich gleich wieder. Das konnte nicht sein. Nicht nach all dem, was er mir vor zwei Monaten an den Kopf geworfen hatte. Das war völlig unmöglich. Er kam immer näher.

»Hallo, Sammy.«

»Was willst du?«, fragte ich forsch.

»Mach es mir nicht schwerer, als es eh schon ist.«

»Also ...?«

»Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll ... Naja, das, was ich letztes Mal gesagt habe, tut ... mir Leid ... Ich habe überreagiert ... Und wie soll ich sagen ... Du bist immer ... noch mein ... Sohn und ich lass dich nie im Stich ... Ich bin immer für dich da ... Klar, ich habe mich noch nicht an den Gedanken gewöhnt, dass mein Sohn keine Kinder bekommt, aber ich werde es müssen und alles daran setzten, dass es klappt. Ich will wieder ein Teil deines Lebens sein ... Ich hab einen tollen Jungen und kenn ihn nicht mal. Aber ich will dich kennen lernen, mit allem, was dazu gehört ...«

Dann schwieg er. Jetzt war es an mir etwas zu sagen. Aber ich wusste nicht was. Ich war auf einen Streit eingestellt, und jetzt machte mir mein Vater ein Friedensangebot. Das einzige, was ich im Moment konnte, war ihn anzulächeln.

»Sind die zwei Plätze hier noch frei?«

»Ja.«

Mein Vater winkte Manuela zu uns und die beiden nahmen Platz.

Ich stellte ihnen dann Danny, Tim und Mike vor. Sie begrüßten sich freundlich und dann kam auch schon der erste Gang und im Saal war nur noch das Geklapper von Besteck und Gläsern zu hören. Nach dem Essen wurde es wieder etwas lauter und auch wir unterhielten uns.

»Und ihr drei seid die Söhne von Manfred?«, fragte mein Vater nichtsahnend in die Runde.

»Nicht ganz.«, mischte ich mich ein, »Danny ist Manfreds Sohn, Mike und Tim sind Brüder und Mike ist mein Freund.«

Jetzt fiel meinem Vater erst mal die Kinnlade runter. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.

»Sammy, du hast einen guten Geschmack.«, stellte Manuela fest.

»Auch wenn ich da nicht so richtig mitreden kann, muss ich Manuela recht geben. Dein Geschmack ist wirklich gut.«

»Stimmt.«, grinste ich meinen Vater an und gab Mike erst mal einen Kuss.

Wieder schaute mein Vater etwas dumm aus der Wäsche, aber er sagte nichts. Dafür hörte ich um uns herum Getuschel und einige Gäste zeigten mit dem Finger auf uns, während sie sich unterhielten. Aber das alles ignorierte ich einfach und gab Mike noch einen leidenschaftlichen Kuss, den er mit Freude erwiderte.

»He, ihr zwei, es freut mich ja, dass ihr euch so gut versteht.«, unterbrach uns mein Vater, »aber könntet ihr das nicht auf später verschieben? Die Leute glotzen ja schon.«

»Ja und? Stört er dich etwa, wenn du Manuela küsst und ihr angestarrt werdet?«

Und schon waren Mikes Lippen wieder auf meinen. Wenig später hörte ich, wie ein paar Gäste anfingen zu applaudieren und in der Ferne hörte ich meine Großtante, die mittlerweile 76 war, zu ihrem Mann sagen: »Ach, sieh dir die zwei an. So verliebt möchte ich auch nochmal sein.«

Auch wenn es schön war Mike zu küssen, ich musste mich ja auch etwas mit den Gästen unterhalten. Also löste ich mich aus unserer Umarmung.

Mittlerweile waren meine Ma und Manfred auf der Tanzfläche und tanzten den ersten Tanz. Ich löste ihn ab und drehte mich nun im Kreis mit meiner Mutter, die von einem Ohr zum anderen strahlte. Die Band spielte abwechslungsreiche Musik und es waren auch viele moderne Lieder dabei, so dass auch die Jugend nicht zu kurz kam. Irgendwann spielten sie «One more night» und ich forderte Mike auf. Wir gingen Hand in Hand zur Tanzfläche und er legte seine Arme um meine Hüften und seine Hände landeten auf meinem Po, den er während dem Tanz zärtlich streichelte. Ich legte meine Arme um seine Hüften und wir bewegten uns langsam zum Takt der Musik. Unsere Köpfe wanderten langsam zueinander und unsere Lippen fanden einander ...

Gegen acht Uhr fuhr der Chauffeur meine Ma und Manfred zum Flughafen, da ihr Flieger um 9.30 Uhr abflog. Doch bevor sie gingen, warf meine Mutter noch den Brautstrauß in die kreischende Frauenmenge und meine Cousine Tanja fing ihn und hätten sie nicht ein paar andere wieder beruhigt, hätte sie einen Herzinfarkt bekommen.

29. KAPITEL - You'll See

Am nächsten Tag sind wir erst mittags aufgestanden, da die Party noch bis weit nach Mitternacht ging. Irgendwie hatten wir an diesem Tag auf nichts Lust, genauso wenig wie am Sonntag. Wir saßen einfach nur vor dem Fernseher und haben uns mit Chips vollgestopft.

Leider war es der letzte Ferientag und es hieß früh ins Bett zu gehen. Also standen wir um 6.00 Uhr auf. Mike würde mit mir in eine Klasse gehen und Danny würde sich um Tim kümmern. Das Gespräch mit dem Direktor verlief ohne große Schwierigkeiten und Mike wurde nur ermahnt nicht zu stören, da die Klasse ja in einem halben Jahr Abitur schreiben würde.

Also machten wir uns auf in das Klassenzimmer.

»Sammy, was hast du jetzt?«

»Moment, zwei Stunden Englisch-LK.«

»Und was macht ihr gerade?«

»Shakespeare, «Macbeth», ist ganz gut.«

»Stimmt, den kenn ich. Hab ich damals auch gelesen.«

»Freu dich, dann wird dich Frau Eckert darüber ausquetschen.«

Mittlerweile waren wir vor der Zimmertür, wo Thomas schon auf uns wartete.

»Hi Sammy und Mike.«

»Morgen Thommy«, antworteten wir fast synchron.

»So ihr drei Labertaschen, wir wollen anfangen.«

Mike setzte sich neben mich und Thommy auf die andere Seite.

»Well, let's get started. Who read the scond act?«, kurze Pause, »Nobody? Does anybody know what happens in the first scene of the second act?«

Mike meldete sich.

»Yes, äh, who are you?«

»I'm Mike and I stay with Sammy's. I met him during the summer holidays.«

»Are you from L.A.?«

»Yes.«

Dann unterhielten sich die beiden 20 Minuten über L.A. und das Leben in Amerika. Frau Eckert dachte wirklich, dass Mike Amerikaner wäre. Nachdem dieses Missverständnis auch geklärt war, ging es weiter mit Macbeth. Aber irgendwie hatte kein anderer mehr eine Chance etwas zu sagen, da sich Mike und Frau Eckert heftige Diskussionen über das Stück lieferten. Wir waren richtig froh darüber, denn somit konnten wir alle noch etwas schlafen. Endlich erlöste uns der rettende Gong und wir konnten in die Pause gehen. Mike wurde von den anderen umzingelt und alle fragten ihm Löcher in den Bauch. Schließlich mussten wir uns zur nächsten Stunde aufmachen. Chemie-LK. Ich weiß, blöde Wahl, aber mir fiel nichts Besseres ein. Dort begann das «Woher kommst du?» Frage-Antwort-Spiel von neuem. Die Woche verlief ohne größere Ereignisse. Das einzige, was mich verwirrte, war der Satz des größten Weiberhelds der Jahrgangsstufe. »Wir sehen uns dann wohl am Samstag.« Ich schenkte diesem Satz keinerlei Beachtung und ließ Mark mit seiner Mädchentraube allein.

30. KAPITEL - Out Tonight

»Was machen wir heute?«

»Zu was hast du denn Lust?«

»Wollen wir nicht mal in die Disco gehen?«

»Was für eine Disco schwebt dir denn so vor?«

»Habt ihr eine für unsereins?«

»Klar, in der Innenstadt. Das Soul City.«

»Cool. Wollen wir da hingehen?«

»Ja, hast du was Passendes zum Anziehen.«

»Wo geht ihr hin?«, fragte Tim interessiert.

»In die Disco.«

»Schade. Wir dachten ihr kommt mit ins Kino.«

»Sorry, heute nicht.«

»Na gut, dann eben nicht.«, sprach’s und schon war er wieder verschwunden.

»Hast du jetzt was zum Anziehen dabei?«

»Ich denke schon.«

»Gut, dann müssen wir so um 23.00 Uhr aufbrechen. Vorher ist da nichts los.«

»Alles klar, dann lass uns noch ein bisschen spazieren gehen.«

Also gingen wir Hand in Hand und mit Hund in den nahegelegenen Wald und genossen die gute Luft. Als wir am Abend zurückkamen, war es bereits dunkel. Wir machten uns noch ein paar belegte Brote, bevor wir in die Dusche gingen und uns für den heutigen Abend fertig machten. Ich zog eine dunkelgraue Hose und mein enges königsblaues T-Shirt an. Dann kam noch etwas Schaum in die Haare, damit sie auch richtig gestylt waren. Mike hingegen hatte eine hellbeige, recht figurbetonende Hose und ein schwarzes, hautenges T-Shirt an. Er sah einfach zum Anbeißen aus. Seine, inzwischen wieder neu blondierten, Haare hatte er mit etwas Gel durchgewuschelt und es sah so aus, als wäre diese Unordnung mit höchster Präzision gemacht worden. Nachdem wir unsere Schuhe angezogen hatten, stiegen wir ins Auto, dass mir meine Mutter während ihrer Flitterwochen überlassen hatte, und fuhren zum Soul City. Obwohl es Samstagnacht war, bekamen wir gleich in der Nähe einen Parkplatz und so machten wir uns auf den Weg. Der Türsteher kannte mich schon, sah Mike mit einem kurzen Lächeln an und ließ uns ohne große Probleme hinein. Nachdem wir unsere Jacken abgegeben hatten, ging ich zielstrebig auf die Bar zu, denn auf der Tanzfläche war noch nichts los. Ich bestellte mir eine Cola, da ich ja noch Autofahren musste, und Mike sich einen Wodka-Lemon. Langsam wurde es voller und es kamen auch immer mehr süße Jungs. Die Tanzfläche füllte sich. Auch Mike hielt nichts mehr auf seinem Hocker und er mischte sich unter die Tänzer, während ich die Leute noch etwas beobachtete und meine Cola austrank. Es war lustig mit anzusehen, wie einigen Jungs die Augen aus dem Kopf fielen, als sie Mike tanzen sahen. Jetzt kam mein Auftritt. Ich ging auf die Tanzfläche und bewegte mich im Rhythmus langsam auf Mike zu, der genau wusste, was ich vorhatte. Stück für Stück näherte ich mich und schob dabei die sich im Weg befindlichen Jungs mit sanfter Gewalt zur Seite und war dann auch bei meinem Schatz angekommen. Ich legte meine Hände auf seine Hüften und er seine um meinen Hals. Dabei hielten wir aber immer noch eine knappe Armlänge Abstand. Wie in Zeitlupe bewegten wir uns nun aufeinander zu und als sich unsere Köpfe trafen, gaben wir uns einen Kuss. Einige der Jungs blickten sauer und enttäuscht zu uns.

Nach über einer Stunde Dauertanzen gingen wir zur Bar und tranken noch eine Cola. Ich stellte gerade mein Glas ab, als mir von hinten auf die Schulter getippt wurde. Nichtsahnend drehte ich mich um und verschluckte mich fast, als mich Mark angrinste. Im Arm hatte er einen netten Boy, den ich bis dahin noch nie gesehen habe.

»M... Ma... Mark? Wa... was ... machst ... d... du denn hier?«

»Wohl das gleiche wie du.«

»Schon klar, aber du wärst der letzte gewesen, den ich hier erwartet hätte.«

Mittlerweile hatte ich meine Stimme wieder gefunden und auch mein Kinn vom Boden aufgesammelt. Mark machte den Vorschlag in die Chill-Out-Zone zu gehen, da man dort besser reden konnte. Dort angekommen suchten wir uns erst mal einen freien Tisch und setzten uns.

»Darf ich vorstellen. Das ist David. David, das sind Mike und Sammy.«

»Hi, freut mich euch kennenzulernen.«

»Ganz meinerseits.«

»Hi, aber Mark, seit wann bist du denn schwul?«

»Wird man das irgendwann? Ich dachte, so ist man einfach.«, grinste mich Mark an.

»Hör auf Späße zu machen, du weißt genau, wie ich das meine.«

»Schon OK, also so richtig sicher bin ich mir erst seit letztem Sommer. Da hab ich Davi kennengelernt. Aber davor hatte ich schon so eine Vermutung. Naja, du weißt ja selbst, wie das so ist.«

»Stimmt, und wie hast du ihn kennengelernt?«

»Das war recht komisch. Ich lag gerade am Strand und genoss die Sonne, als plötzlich irgendetwas stolperte und schnurstracks auf mir landete. Nachdem ich wieder Luft bekam, stellte ich fest, dass dieses Etwas Davi war. Er hatte mit ein paar Freunden Ball gespielt und ist einem Ball nachgehechtet und auf mir gelandet, Er entschuldigte sich tausendmal und lud mich am Abend auf 'ne Cola ein. Wir haben uns dann an der Bar getroffen und etwas geredet. Dabei stellten wir fest, dass wir beide aus München kamen und sogar dieselbe Grundschule besucht haben. Es wurde ziemlich spät und so beschlossen wir, uns am nächsten Tag am Strand weiter zu unterhalten. Am Morgen war ich schon total nervös und konnte kaum was essen.«

»Da warst du nicht der einzige.«, mischte sich nun David ein, »frag mal, wie es mir ging. Ich hab mich fünfmal umgezogen, und das für den Strand, wo man eh nur 'ne Short trägt. Total blöd halt.«

»Stimmt allerdings.«

Dafür fing sich Mark erst mal einen Ellenbogen ein, der aber gleich von einem Küsschen abgelöst wurde.

»Naja, weiter, dann hab ich Davi am Strand getroffen und wir haben uns den ganzen Tag unterhalten. Über alles und nichts. Ich bemerkte nicht mal, dass es schon später Nachmittag war, und ich nichts gegessen hatte. Irgendwann brach ich dann auf, aber Davi rief mich zurück, da ich mein Handtuch vergessen hatte. Ich ging zurück und anstatt es mir zu geben, legte er es um meine Schultern und zog mich zu sich und ... dann küsste mich dieser Spinner ... Aber jetzt müsst ihr auch erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt.«

Also erzählten wir von unserem ersten Zusammenstoß am Flughafen, von Mikes Hotelzimmer-Aktion und wie wir schließlich zusammengekommen sind. Danach unterhielten wir uns noch ein bisschen und gingen dann gemeinsam auf die Tanzfläche. Die Nacht war schneller vorbei als sie überhaupt begonnen hatte und ehe wir uns versahen, war es schon fünf Uhr am Morgen und wir verabschiedeten uns und fuhren nach Hause.

Als wir daheim ankamen, sah ich, dass Licht in meinem Zimmer brannte. Hatte ich vergessen es zu löschen? Mike und ich gingen leise hinauf, da wir Danny und Tim nicht wecken wollten, aber als ich meine Zimmertür öffnete, saß Tim auf meinem Stuhl und schaute hinaus auf die Straße.

»Hey, Timmy, was ist denn los?«

»Nichts, ich konnte nur nicht schlafen und wollte Danny nicht wecken.«

»Ach so, und da ja nichts ist, sind deine Augen wegen einer Bindehautentzündung so rot. Hab ich recht?«

»Nein.«

»Jetzt sag schon Brüderchen, was ist mit dir los?«

»Ach ich weiß es auch nicht, ich versteh es ja selbst nicht.«

»Wie sollen wir es dann verstehen, wenn wir nicht mal wissen, was passiert ist?«

»Also gut, aber ihr dürft Danny nicht sagen, dass ihr was von mir erfahren habt.«

»Nein, das machen wir schon nicht.«

»Naja, wir waren im Kino. Danny hatte sich 'ne Cola gekauft und ich 'ne Riesentüte Popcorn. Irgendwie hab ich mit dem Ellenbogen gegen seine Cola gestoßen und er hat sie über seine Hose verteilt. Zum Glück hatte ich Taschentücher dabei und wir versuchten seine Hose wieder zu trocknen. Und da bin ich irgendwie auch über seinen Hosenstall gefahren.«

»Ja und, was ist so schlimm daran. Hat er was gesagt?«

»Das nicht, aber ich habe etwas bemerkt. Das, was sich in seiner Hose befindet, war nicht mehr weich.«

»Ach so, und jetzt weißt du nicht, wie du dich verhalten sollst.«

»Genau, er hat kein Wort darüber verloren, aber ich weiß auch nicht, ob es was zu bedeuten hat oder nicht.«

»Schon klar, und du traust dich nicht, ihn zu fragen.«

»Spinnst du? Einmal was auf die Fresse zu bekommen reicht mir.«, dabei wurde seine Stimme laut und zittrig. Der Vorfall damals am Strand schien ihm doch näher zu gehen, als er sonst immer zugab.

»War ja nur 'ne Idee. Aber was willst du dann tun?«

»Weiß ich doch auch nicht.«

»Bist du dir sicher, dass er schläft? Ich schau mal nach ihm.«

Also ging ich aus meinem Zimmer und den Gang hinunter und schaute vorsichtig in Dannys Zimmer. Soweit ich es in der Dunkelheit erkennen konnte, lag Danny mit hochgezogener Decke da und ich hörte ihn leise atmen.

»Tim, bist du es?«

»Nein, ich bin's.«

»Sammy, schon zurück? War es schön?«

»Was heißt schon? Es ist mittlerweile 6 Uhr morgens.«

»Was? Ich kann nicht schlafen.«

»Tut dir was weh?« Ich spielte den Unwissenden.

»So kann man es auch sagen.«

»Bitte?«

»Komm erst mal rein und mach die Tür zu.«

Ich schloss die Tür. Mittlerweile hatte Danny seine Nachttischlampe angeknipst und ich setzte mich auf den Rand seines Betts.

»So, was ist denn los, Kleiner?«

»Ach, ich weiß es doch selbst nicht mehr. Ich versteh es nicht.«

»Und wie soll ich dir helfen, wenn ich nicht weiß, was du nicht verstehst.«

Zögernd begann Danny zu erzählen, was ich kurz vorher von Tim erfahren hatte. Er erzählte es sehr zögerlich und machte zwischendurch lange Pausen.

»Und jetzt weiß du nicht, warum du 'nen Steifen bekommen hast?!?«

»Ja, ich bin total verwirrt. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Warum nur?«

»Das kann ich dir auch nicht beantworten, aber so viel weiß ich, wenn du Tim magst, dann musst du das mit ihm klären. Aber zuerst solltest du dir darüber klar werden, was du willst. Und die Entscheidung kann dir keiner abnehmen, da musst du selbst durch. Mehr kann ich dir jetzt auch nicht sagen, aber wenn du mit jemandem reden willst, weißt du ja, meine Tür steht dir immer offen.«

»Ja, ich versuch jetzt etwas zu schlafen.«

»Schlaf gut.«

»Du auch, und Sammy?«

»Ja?«

»Danke.«

»Schon gut.«

Ich ging wieder zurück in mein Zimmer, in dem nur noch Mike saß.

»Wo ist Timmy?«

»Er ist ins Wohnzimmer, er wollte noch etwas allein sein. Und was ist mit Danny?«

»Der kann auch nicht schlafen. Wenn ich richtig liege, dann haben wir bald ein neues Pärchen.«

»Hat er dir gesagt, er ist ...«

»Nein, gib ihm Zeit. Das ist alles ganz neu für ihn, und du weißt doch noch, wie das bei dir war. Je mehr dich die Leute bedrängen, desto mehr verschließt du dich.«

»Du hast ja recht, aber es ist doch so offensichtlich.«

»Ja, aber er braucht Zeit, es selbst zu akzeptieren.«

»Schon gut, komm ins Bett, ich bin müde.«

Ich zog mich noch aus, putzte meine Zähne und schlüpfte zu Mike unter die Decke. Ich gab ihm noch einen Kuss, kuschelte mich dann an ihn und kurz darauf war ich auch schon in Morpheus Armen.

31. KAPITEL - I Only Want To Say

Um 10 Uhr wurde ich durch ein lautes Dröhnen, das scheinbar unmittelbar neben meinem Ohr war, wach. Ich öffnete die Augen und blickte direkt in Mikes offenen Mund. Er schnarchte wie ein alter Presslufthammer und jeglicher Versuch ihn zum Schweigen zu bringen misslang. Es war unerträglich und obwohl ich noch hundemüde war, stand ich auf und ging in die Küche um mir einen Kaffee zu machen. Tim lag auf der Couch im Wohnzimmer und auch er schnarchte wie ein Weltmeister. Scheint wohl in der Familie zu liegen. Wie dem auch sei, während der Kaffee durch die Maschine lief, ging ich zum Kiosk und holte frische Semmeln (für alle Norddeutschen: Brötchen) und eine BamS, da es sonntags keine andere gibt. Als ich zurück kam, roch es schon nach frischem Kaffee. Ich schenkte mir eine Tasse ein, schmierte mir eine Semmel und begann in der Zeitung zu lesen. Ich war noch nicht weit gekommen, als auch schon Danny in der Tür stand und mich mit verschlafenen Augen anschaute.

»Morgen Sammy.«

»Morgen Danny, konntest wohl auch nicht schlafen.«

»Nein, aber warum bist du schon wach?«

»Mike schnarcht wie 'ne alte Dampflok und da bin ich aufgewacht. Auch Kaffee?«

»Ja, irgendwie muss ich ja wach werden.«

Ich schenkte ihm eine Tasse ein und dann wendete ich mich wieder der Zeitung zu und Danny fing an zu frühstücken. Es war eine komische Stille in der Küche, nur das Kauen und Umblättern war zuhören.

»Sammy, ich glaub ich bin auch schwul.«

»Bitte?«, ich hatte gar nicht richtig zugehört und war mir nicht sicher, ob er wirklich das gesagt hatte, was ich dachte.

»Ich glaube ich bin schwul.«, wiederholte er.

»Glaubst du es oder bist du es?«

»Ich bin schwul.«

Er hatte es gesagt, endlich. Diesen Satz konnte ihm keiner abnehmen. Das war etwas, das er selbst sagen musste. Ich habe ja schon länger gedacht, dass er schwul ist. Da ich aber weiß, dass es nichts bringt, jemanden darauf anzusprechen habe ich gewartet, bis er so weit war.

»Und du hast dich in Tim verliebt.«

»Ja, er ist einfach so süß. Ich kann das nicht beschreiben, aber schon als ich ihn das erste Mal gesehen habe, fing mein Herz an zu rasen und ständig musste ich an dieses scheue Lächeln denken, das er mir bei der Begrüßung zuwarf.«

»Ich weiß, das haut einen um.«

»Und was soll ich jetzt tun? Ich kann ihm doch nicht einfach sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe.«

»Sag ihm einfach, was du gerade mir gesagt hast. Er wird es sicher verstehen und vielleicht fühlt er ja genauso.«

»Ich geh gleich zu ihm.«

»Laß ich doch schlafen, ihr werdet noch so viel Zeit haben, dass du auch noch etwas warten kannst.«

Danny ging wieder und ich las endlich meine Zeitung zu Ende. Ich hatte gerade das Wetter durch, als Mike kam und sich erst mal einen Kaffee nahm.

»Morgen Sammy.«

»Morgen Mike, nimm dir eine Semmel. Gerade erst geholt.«

»Wie lang bist du denn schon wach?«

»Seit 10. Du hast mich ja nicht schlafen lassen.«

»Was? Ich?«

»Ja, du hast geschnarcht.«

»Echt? Das tut mir leid, ich hoffe du verzeihst mir.«

»Klar, sonst hätte ich dir wohl keine Semmel angeboten.«

»Wo ist eigentlich Tim?«

»Der schläft noch im Wohnzimmer.«

»Nein, da ist er nicht. Ich hab schon nachgeschaut.«

»Sind seine Schuhe da?«

»Ja.«

»Ach, dann weiß ich, wo er ist.«

»Weißt du etwa mehr als ich?«

»Ich glaube schon. Danny war zuvor bei mir.«

»Hat er ...?«

Ich nickte.

»Wir sollten mal nach ihnen schauen.«

Also gingen wir noch oben und klopften vorsichtig an die Tür.

»Ja, herein.«

Wir öffneten die Tür und da lagen die beiden Arm in Arm auf Dannys Bett. Sie strahlten beide von einem Ohr bis zum anderen.

»Wie ich sehe, hat Danny mit dir geredet.«

»Genau.«

»Wir wollen euch auch nicht lange stören, aber jetzt gibt es erst mal ein paar Verhaltensregeln.«

»Wir wissen, nur mit Kondom, immer vorsichtig sein und ein Handtuch unterlegen, sonst gibt es flecken.«

»Genau und lasst euch Zeit, nichts überstürzen. Ihr habt alle Zeit der Welt. Und so nebenbei gefragt: Wollt ihr was zum Essen?«

»Ich hab keinen Hunger.«

»Ich auch nicht.«

»Muß Liebe schon sein, aber ihr wisst schon, dass man sich nicht nur von Luft und Liebe ernähren kann?«, grinste Mike sie an.

Für diesen Satz flog ihm erst mal ein Kissen entgegen.

»Und macht die Tür zu, von außen.«

Wir waren noch nicht ganz aus dem Zimmer, als die beiden schon wieder mit ihrer neu gefundenen Liebe beschäftigt waren und sich küssten.

»Sind sie nicht niedlich?«

»Doch, fast so süß wie wir.«

Da gab ich Mike erst mal einen Kuss und schob ihn währenddessen langsam in mein Zimmer. Dort legte ich ihn aufs Bett und ...

32. KAPITEL - What A Game

Die nächsten Tage waren Danny und Tim kaum zu sehen. Die meiste Zeit verbrachten sie in ihrem Zimmer, das sie nur verließen um in die Schule zu kommen. Am kommenden Samstag hatte Danny ein Turnier, daher mussten wir schon um 5 Uhr aufstehen, da wir noch nach Augsburg fahren mussten. Die Fahrt dorthin verlief reibungslos und nach etwa einer Stunde hatten wir die Sporthalle erreicht. Mittlerweile war es schon halb Acht und Danny lief gleich in die Umkleideräume und wir suchten uns einen guten Sitzplatz. Wenig später hatten die Spiele begonnen und Danny spielte noch mal so gut wie sonst. Er warf einen Korb nach dem anderen und seine Mannschaft schaffte es ins Finale. Es stand 64 zu 63 für die Gegner und es waren nur noch wenige Sekunden zu spielen. Danny nahm einem Gegner den Ball ab und lief zum Korb. Er hob die Arme zum Wurf an und warf. Der Ball flog wie in Zeitlupe. Er traf gegen die Rückwand, prallte zurück und rollte am Ring entlang, bis er schließlich in dem Korb fiel. Die Fans jubelten los und es ertönte der Schlusspfiff. Einige Zuschauer liefen auf das Feld um der Mannschaft zu gratulieren. Auch Tim hielt nichts mehr auf seinem Stuhl. Er lief zu Danny und gab ihm einen Kuss ...

Die Spieler erstarrten. Als erstes brach einer der gegnerischen Mannschaft das Schweigen.

»Seht euch mal das an. Wir haben gegen eine Schwuchtel verloren.«

»Das gibt's doch nicht, so ein kleiner Homo hat uns besiegt.«

»Das ist doch widerlich.«

Jetzt griff einer aus Dannys Mannschaft ein.

»Ihr könnt doch bloß nicht verlieren.«

»Wen interessiert es, ob Danny schwul ist oder nicht. Hauptsache er spielt gut und ist ein netter Kerl, und beides trifft zu.«

»Also hört auf euch hier so aufzuspielen und fragt euch lieber, warum ihr so schlecht gespielt habt.«

Unter Murren zogen die anderen ab.

»Danke Jungs.«

»Schon gut, aber du hättest uns ruhig sagen können, dass du schwul bist.«

»Ja, aber ich wusste nicht, wie ihr reagiert und hatte einfach Angst.«

»Jetzt weißt du ja, wie wir reagieren. Ich kann mich nur wiederholen. Das ist uns doch scheißegal, wen du liebst, Hauptsache du spielst gut und bist ein netter Kerl, und das bist du.«

»Wo ist eigentlich Tim hin?«, fragte Danny.

»Ich weiß es nicht.«, ich blickte mich suchend um, »dort hinten sitzt er, in der Ecke.«

Wir gingen zu ihm. Tim saß mit hängenden Schultern und dem Rücken an die Wand gelehnt da.

»Hey Süßer, was ist?«

»Ach, lass mich, ich hab schon wieder alles falsch gemacht. Nur wegen mir hast du Ärger mit deinen Freunden.«

»So ein Unsinn. Die sind alle voll auf meiner Seite und den Idioten von der anderen Mannschaft haben sie gehörig den Kopf gewaschen. Und jetzt wisch dir die Tränen aus den Augen. So kann ich dich ja niemandem vorstellen. Die laufen ja alle vor Schreck davon.«

Das brachte wieder ein Lächeln in Tims Gesicht und dann wurde er erst mal den ganzen Freunden von Danny vorgestellt. Alle waren richtig nett, und nachdem sie sich geduscht und umgezogen hatten, gingen wir noch gemeinsam zum Essen. Gegen Nachmittag fuhren wir wieder nach Hause und machten uns erst mal einen schönen Abend. Wir kuschelten uns auf die Couch und sahen irgendeinen alten Hollywood-Schinken. Wobei wir recht wenig von dem Film mitbekamen, denn Danny und Tim waren, genauso wie Mike und ich, mehr miteinander beschäftigt. Irgendwann müssen wir dann eingeschlafen sein, denn als ich wieder aufwachte, war es draußen bereits hell und eine nasse Zunge schleckte über mein Gesicht. River. Ich öffnete die Terrassentür, ließ ihn hinaus und stellte ihm sein Fressen und frisches Wasser hin. Danach sah ich auf die Uhr und erschrak. Es war bereits Elf vorbei. In weniger als vier Stunden würden Mama und Manfred von ihren Flitterwochen zurück kommen, und wir mussten noch aufräumen. Also weckte ich erst mal die anderen und wir frühstückten kurz.

»Also, ihr zwei macht hier unten sauber und Mike und ich kümmern uns um den 1. Stock. Und jetzt Beeilung, wir haben nicht mehr viel Zeit.«

»Und wieso macht ihr oben sauber?«, fragte Danny.

»Weil ich genau weiß, sobald ihr in deinem Zimmer seid, dauert es Stunden, bis ihr wieder rauskommt, und so lange haben wir nicht Zeit. Schluss mit der Widerrede und macht euch an die Arbeit.«

Wir schnappten uns Eimer, Lappen und Besen und machten uns an die Arbeit. Nach einer guten Stunde waren wir fertig und das Haus glänzte wie neu. Naja, so sauber war es auch nicht, aber es sah doch recht ordentlich aus. Kaum hatten wir uns hingesetzt um etwas zu trinken, als auch schon die Tür aufging und meine Mutter und Manfred in die Küche kamen. Wir begrüßten einander erst mal herzlich.

»Wie schön, dass ihr das Haus nicht abgebrannt habt.«

»Was denkst du eigentlich von uns, Manfred? So wenig Vertrauen?«

»Naja, ich weiß nicht, aber Danny war früher immer etwas chaotisch und hat recht viel Unfug gebaut.«

»Aber mittlerweile ist er vernünftig geworden und hat sich verliebt.«, grinste ihm Tim entgegen.

Bei diesem Satz erstarrte Danny. Damit hatte er jetzt absolut nicht gerechnet.

»So, mein Sohn hat sich also verliebt. Und wieso grinst du da so, Tim?«

Jetzt war auch Tim wie festgewachsen. Beide sahen verlegen zu Boden und brachten keinen Ton raus. Manfred und meine Mutter grinsten sich an.

»Schon gut, dann haben wir also richtig vermutet.«

»Wie?«, brachte Danny hervor.

»Na, so wie Tim dich immer angeschaut hat und du verlegen zu Boden geblickt hast. Und dann dein Schweigen, wenn es um Schwule und so ging. Das war doch alles recht verdächtig.«

»Und nachdem eure Alten auch nicht auf den Kopf gefallen sind, haben wir eins und eins zusammengezählt und da war es klar.«

Mike und ich konnten uns ein Grinsen nicht mehr verkneifen, während Danny und Tim immer noch verwundert um sich blickten. Danach mussten die beiden erst mal erzählen, wie sie zueinander gefunden hatten. Danach wollten wir aber auch wissen, wie die Flitterwochen so waren, und was sie alles erlebt hatten. Viel erzählten sie allerdings nicht. Sie hatten sich etwas die Insel angesehen und viel Zeit am Strand verbracht. Ich vermute ja ganz stark, dass sie die meiste Zeit im Hotelzimmer waren, aber das sind ja nur Spekulationen...

33. KAPITEL - Notes

Manfred hatte noch eine Überraschung, die er uns aber erst am nächsten Tag erzählte, da die beiden von der Reise doch recht müde waren. Als gegen Mittag alle aufgestanden waren, gab es einen Familienrat im Wohnzimmer.

»Also, ich hab euch ja gestern schon 'ne Überraschung versprochen.«, begann Manfred, »wie ihr ja wisst, hat unsere Firma auch im Ausland Zweigstellen. Und ich soll in einer davon die Leitung übernehmen. Das bedeutet natürlich, dass wir umziehen müssen.«

»Klar, und wohin?«, frage Danny.

»Nach Amerika.«

»Amerika ist groß. Wohin genau?«, mischte ich mich ein.

»Nach Los Angeles.«

»Ehrlich, und wann?«, fragte Danny aufgeregt.

»Zu Beginn des Sommers nächstes Jahr. Nachdem Sammy sein Abitur hat. Danny, du machst die Schule dort fertig. Sammy kann dort auf das College gehen, sofern er das will.«

»Heißt das jetzt, dass du dann ganz in meiner Nähe bist?«

»Klar Mike, sofern du dann noch da bist.«

»Sicher. Werdet ihr dort ein Haus kaufen? Oder habt ihr schon eines?«

»Nein, haben wir noch nicht.«, meldete sich jetzt auch meine Mutter zu Wort. »Aber die Firma bezahlt ein Haus. Wieso fragst du?«

»Nur, weil das Haus neben unserem leer steht und wenn ihr wollt, kann ich mal meinen Dad fragen, ob es noch zu haben ist.«

»Klar, das wäre toll, und besonders für euch. Hab ich recht?«

»Richtig, man muss doch praktisch denken.«

Die restlichen Tage redeten wir ständig darüber, was wir dann alles machen werden, wenn wir Tür an Tür leben werden. Zu schnell verging diese Woche und Mike und Tim mussten wieder gehen, aber es würde nur ein kurzer Abschied werden. Trotzdem flossen am Flughafen ein paar Tränen.

34. KAPITEL - The Perfect Year

Die nächsten Wochen geschah nichts Aufregendes und somit war ich froh, dass endlich der 22. Dezember war. Das hieß nämlich, dass wir nach L.A. fliegen würden um bei den Müllingers Weihnachten zu feiern und natürlich auch um das neue Haus zu besichtigen. Der Flug verlief reibungslos und gegen Abend kamen wir auch am Sunset Boulevard an. Nachdem wir uns herzlich begrüßt hatten, gab es erst einmal etwas zu Essen. Danach unterhielten wir uns noch etwas, jedoch nicht mehr lange, da wir von dem Flug doch recht geschafft waren.

Danny und ich hatten noch keine Geschenke für Tim und Mike, also fuhren wir am nächsten Morgen in die Stadt um etwas passenden zu finden. Sehr zu meinem Erstaunen hatte Danny schon nach kurzem einen sehr schönen Anhänger und die passende Kette gefunden. Ich hatte zwar auch schon eine Menge schöner Dinge gesehen, aber das passende war noch nicht dabei. Ich suchte und suchte, aber nichts gefiel mir.

»Sammy, wie findest du das?«

»Wunderbar, das ist sehr schön.«

Danny hatte eine Uhr gefunden. Sie war silbern und hatte ein schwarzes Lederarmband. Sie war perfekt, genau das richtige Geschenk. Jetzt musste noch etwas Persönliches auf das Gehäuse. Ich sagte dem Verkäufer, was ich gerne eingraviert hätte. Danny und ich gingen etwas Essen und am Nachmittag war die Uhr fertig. Wir gingen wieder in den Laden, ließen die Geschenke noch schön einpacken und machten uns auf den Nachhauseweg.

»Wo seid ihr denn gewesen?«

»Das verraten wir dir nicht, Timmy.«

»Das ist eine Überraschung.«

»Dann eben nicht.«

Tim zog murrend ab und Danny und ich brachten unsere Geschenke in Sicherheit.

»Glaubst du, der Anhänger wird Tim gefallen?«

»Sicher, es ist ein tolles Geschenk und er wird sich sehr darüber freuen. Hast du noch etwas eingraviert?«

»Klar, aber das geht nur Tim und mich etwas an.«

»Schon OK, ich habe ja nur gefragt.«

Danach wurde die ganze Beleuchtung für das Haus zusammengesucht. Es ist erstaunlich, wo man überall Lichterketten und der gleichen »verstecken« kann. Hinter dem guten Geschirr im Wohnzimmerschrank fand Mike das Lametta. In der Sauna im Keller waren die Lichterketten untergebracht. Und an manch anderem ungewohnten Ort fand man die restliche Weihnachtsdekoration. Irgendwann kamen auch Karl und Manfred mit dem Weihnachtsbaum, der im Wohnzimmer »fachmännisch« aufgestellt wurde. Naja, es dauerte zwar über eine Stunde, bis die beiden Männer den Baum in die Senkrechte gebracht hatten und nach einer Ewigkeit war er auch noch gerade, aber immerhin stand er. Wir gingen alle recht früh schlafen, da wir am nächsten Tag einiges vorzubereiten hatten.

Schon am frühen Morgen waren meine Ma und Gerda in der Küche mit dem Weihnachtsessen beschäftigt. Während Mike und ich uns um die Innendekoration kümmerten, verschönerten die anderen den Garten. Nicht nur der Baum wurde mit Kugeln geschmückt, nein, auch Gerda und meine Ma. An ihre Ohrringe hingen wir Weihnachtskugeln. Erst fanden die beiden das überhaupt nicht lustig, ergaben sich dann aber doch ihrem Schicksal und lachten mit. Aber sie hatten schon zur Rache angesetzt und schnappten sich das Lametta und »verzierten« unsere Haare. Gegen Abend waren dann alle Vorbereitungen getroffen und wir zogen uns um. Nach dem Essen sangen wir noch ein paar Lieder und gingen dann ins Bett. Gegen Mitternacht schlich ich mich aus Mikes Zimmer und verstaute mein Geschenk in seinem Strumpf, der wie alle anderen über dem Kamin hing. Dann schlich ich mich wieder nach oben und legte mich leise zu Mike ins Bett.

Am nächsten Morgen wurde ich recht früh wach, aber Mike war nicht mehr in seinem Zimmer. Also ging ich ins Wohnzimmer, in dem schon die anderen saßen.

»Morgen miteinander.«

»Endlich bist du wach. Dann können wir ja unsere Geschenke öffnen.«

Und schon griffen wir alle nach unseren Strümpfen und sahen hinein. Von Mikes Eltern bekam ich einen Einkaufsgutschein, meine Eltern schenkten mir Geld. Als letztes machte ich Mikes Geschenk auf. Es war ein silberner Ring, der zu dem Armband passte, dass er mir damals geschenkt hatte, und auf der Ringinnenseite war das Wort «Forever» eingraviert. Ich gab Mike erst einmal einen langen Kuss und bedankte mich bei ihm. Nun öffnete er mein kleines Päckchen und kriegte erst mal große Augen, als er die Uhr sah.

»Jetzt hast du nie mehr eine Ausrede, dass du zu spät kommen kannst.«, grinste ich ihn an.

»Das ist das schönste Geschenk, dass ich je bekommen habe. «You're the One». Danke!«

Mike gab mir einen stürmischen Kuss, und ich hatte Mühe nicht von meinem Sessel zu fallen. Mittlerweile hatten alle ihre Geschenke ausgepackt. Tim hatte für Danny auch einen Ring, der aber aus Gold war. Auch er hatte den Ring gravieren lassen, aber keiner der beiden wollte verraten, was zu lesen war.

Nachdem der ganze Weihnachtsstress vorbei war, gingen wir das neue Haus besichtigen. Manfred hatte es schon vor ein paar Wochen besichtigt und sofort zugeschlagen. Das Haus war wirklich ein Traum. Das Erdgeschoß hatte ein riesiges Wohnzimmer, eine, wie meine Mutter meinte, traumhafte Küche, ein Kaminzimmer und ein geräumiges Büro. Im ersten Stock waren das Schlafzimmer meiner Eltern, ein großes Bad, ein Ankleidezimmer und zwei Gästezimmer. Der zweite Stock sollte völlig uns gehören. Zwei riesige Zimmer, ein etwas kleineres Wohnzimmer, eine Kochnische und auch eine Sauna waren da. Desweiteren hatte das Stockwerk von außen einen eigenen Aufgang, so dass wir nicht immer durch das Haus gehen mussten, was sehr zu empfehlen ist, wenn man spät in der Nacht noch Besuch erwartet. Der erste und zweite Stock war mit großen Balkonen ausgestattet. Aus dem Wohnzimmer sah man auf eine traumhafte Terrasse hinter der sich ein Swimmingpool befand. Im Keller waren ein kleiner Whirlpool und ein großer Raum, der mit einem Billardtisch ausgestattet werden sollte. Meine Mutter war zwar gegen diesen »Unfug«, wurde aber von drei Männern überstimmt. Das Haus hat ein Deutscher gebaut, daher auch der Keller, den man in Amerika recht selten findet. Im Garten befand sich noch ein Poolhaus und zwischen unserem und dem Grundstück der Müllingers gab es eine Gartentür, so dass Mike und Tim kommen konnten, wann immer sie wollten.

An Sylvester gingen Danny, Tim, Mike und ich in die Innenstadt, da dort eine riesige Party war. Es war eine tolle Stimmung, die Leute tanzten und grölten. Etliche Bands waren engagiert und sorgten zusätzlich noch für gute Laune. Pünktlich um Mitternacht setzte ein großes Feuerwerk ein. Mike und ich umarmten uns und küssten uns lange, nachdem wir das Lichterspiel am Himmel genossen hatten. Wir schworen uns, dass dieses Gefühl für immer so bleiben sollte. Für immer ...!

EPILOG - The Day Has Come

Mittlerweile ist es Anfang Juli und ich habe mein Abitur und auch Danny hat die Schule schon vier Wochen eher beenden dürfen. Ich sitze gerade hier am Computer und tippe die letzten Zeilen, währen Danny hinter mir die letzten Sachen zusammenpackt, die wir Morgen nach Amerika mitnehmen müssen.

Gleich wir die Abschiedsparty beginnen, zu der auch Thommy, Lisa, Ingo, Carmen und auch Mark und Davi da sein werden. Etliche andere Freunde aus meiner Schule werden wohl auch kommen und natürlich ist auch die gesamte Verwandtschaft da. Tante Martha, Cousine Tanja, mein Dad, Manuela und so weiter ...

Morgen ist es endlich so weit. Nach über einem halben Jahr sehe ich meinen Schatz wieder. Ich bin total nervös und irgendwie ist mir auch schlecht.

»Sammy, kommst du, die ersten Gäste sind da.«

»Ich bin gleich da, ich muss das hier noch eben zu Ende schreiben.«

»Gut, beeil dich.«

So, ihr hört es. Ich muss jetzt auf die Party. Macht's gut, ach und auch einen schönen Gruß von Danny ...

»Come on and sail the sea with me
Come on, let's go around the world
Maybe find a flat or a canyon house for the season
I was so lucky you came by and turned a different corner
It could have been someone else you had in mind, oh my
I was so lucky you picked me
My trash turned to silver
Yeah, I could've been somewhere else
You could have passed by
Oh, you could have passed by
What would you make of this, my baby?
The sun through the trees
Is there a better place to be?«

(von Per Gessle)

Nachwort

So, das war jetzt die Story von Sammy, Mike, Danny und Tim. Auch wenn es bestimmt noch viel über die vier zu erzählen gäbe, ist nun doch die Zeit gekommen, sie erst mal alleine weiter leben zu lassen.

Aber bevor die Geschichte ganz zu Ende ist, muss ich mich noch einmal bei Thomas bedanken, der mir zu jeder Zeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist, und das nicht nur bei der Story. Danke nochmals, du bist super.

Ein ganz lieber Dank geht an Nick, durch den das Ganze erst möglich ist. Keep on rockin' buddy!

Auch bei allen Lesern, die mir mit ihren Mails Anregungen, Kritik und auch Lob zukommen haben lassen, sei an dieser Stelle Danke gesagt.

Zum Schluss noch ein riesiges Dankeschön an zwei tolle Menschen. Sie wissen zwar, dass ich sie meine, aber ich will sie trotzdem erwähnen.

Nico, ich wüsste gar nicht, wo ich da anfangen sollte, also sag ich einfach Danke! One day all your dreams will come true.

Und auch Ingo, einfach nur Danke. Let's party! Den Discoabend habt ihr nur ihm zu verdanken.

Und bevor ich mir jetzt noch die Finger wundtippe, hör ich lieber auf ...

Euer Sammy

»Heute ist nicht aller Tage, ich schreib wieder, keine Frage.« (frei nach »Paulchen Panther«) *g*

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