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Nudelbolognese

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Was? Was war es, fragte ich mich. Warum ging mir dieser Mensch nicht mehr aus dem Kopf? Nacht für Nacht Wachliegen, zu hoffen etwas von Ihm zu hören. Tag für Tag, die Minuten zählen bis er die Tür reinkommt. Einen Blick von Ihm zu erhaschen. Ein Lächeln zu sehen, in der Hoffnung, er ahnt, was ich für Ihn empfinde und dass es ihm genauso geht.

»Hallo Dennis«, ihn zu begrüßen und sein »Hi du« zu hören.

Er schaut mich an.

Ein Moment, auf den ich den ganzen Tag gewartet hab. Diese niedlichen blauen Augen, die kurze niedliche Nase, diese Wangen, wie gern hätte ich sie berührt. Ganz leicht, hauch zart wollte ich diese süßen kleinen Ohren abtasten. Meine Hände durch sein kurz geschorenes blondes Haar gleiten zu lassen. Ihn in den Arm nehmen und festhalten und nie wieder hergeben. Verschmelzen mit seiner zarten Seele - Eins sein mit ihm.

Du gehst die Treppe hinauf, in die Küche und dann in dein Zimmer - verfolgt von meinem Blick. Ich verfolgte jeden deiner Schritte. Malte mir im Gedanken aus, bei dir zu sein, dich zu sehen, zu beobachten, deine Nähe zu spüren und mit dir zu reden.

Es war wie ein Zwang. Ich musste natürlich rein zufällig in die Küche und es war natürlich auch rein zufällig, dass ich gerade jetzt Hunger hatte. So half ich mir und lieferte mir einen Grund näher bei dir zu sein, weil dein Zimmer rein zufällig an die Küche angrenzte. Während ich so am Herd stand lauschte ich jedem Geräusch. Ich sah Dich, in deinem Zimmer vor deinem PC hockend und sog mir dieses Bild ein. Mir entging keine deiner Bewegungen.

Wie sehr würde mir gefallen wenn du jetzt meinen Namen rufst, mich bitten würdest mich zu dir zu setzen und mich fragst »Wie war dein Tag mein Kleiner«

Wie du mir eine selbstgedrehte Zigarette anmachst (er hatte die Zigarette im Mund gehabt, ich werd Ohnmächtig) und mir in den Mund schiebst und dir selbst eine Zigarette anzündest. Wir gemütlich rauchend.

»Los erzähl schon«

Mich in die Seite stupst. Wir plaudern, du lächelst mich an. Ach, würde dieser Augenblick bloß nie vergehen.

»Autsch ...... Scheisse....... grrrrrags«

»Verdammt!«

Ich sollte mich doch wieder besser aufs Kochen konzentrieren. Ich hoffte, dass mich keiner gehört hat. Zu peinlich war mir mein Ausflug.

Und dann.

»Hey was machst du! Ist dir was passiert?« säuselte er fast.

»Ach ne ist alles okay« stotterte und nuschelte ich vor mich her, während ich meinen Daumen unter kaltes Wasser hielt.

Bummmmmmmmmmmsssssss. Es warf mich fast um. Er streckte seinen Kopf über die Spüle. Er war mir so nah. Mir blieb fast das Herz stehen.

»Ja, Ja noch ein Stück« flehte ich vor mich hin.

Meine Knie wurden weich. Am liebsten würde ich mich einfach fallen lassen. Nachgeben zusammen sacken. Realitätsverlust pur.

Du berührst mich, mir wird schwarz vor Augen. Dein Duft strömt in meine Nase. Ich verlier die Besinnung.

»Ach das ist nicht so schlimm« behauptete er fachmännisch, »ich hol dir ne Salbe«.

Er spricht!

Langsam kehre ich in die Realität zurück. Verfolge mit meinem Blick wie er auf Socken über den Küchenparkett gleitet. Jede seiner Bewegungen ist so graziös. Wie eine Feder schwebt er dahin - von meinen Blicken verfolgt.

»Hier, Bephanten - Salbe! Die musste da drauf machen, dann gibt es keine Blase«.

Er spricht! Wie süß er reden kann...

Meine Umgebung bewegt sich im Zeitlupentempo. Kann die Zeit nicht einfach still stehen? Kann es diesen Moment nicht für immer geben? Ach ja, kochen.

Ich bin grad beim kochen. Die Zeit vergeht wieder normal. Er sieht mich an.

»Hm, das riecht aber lecker« säuselte er.

»Was gibt es denn?« fragte er.

»Nudelbolognese, kannst gerne mitessen, ist genug da!« antwortete ich.

»Dazu Rotwein« stammelte, stotterte und nuschelte ich vor mich her.

Ähm wie jetzt? Das mit dem Wein ist dir aber spät eingefallen, wohl ein bisschen durcheinander der »Kleine«, oder?

»Ja gerne, soll ich was helfen?« fragte er.

»Ach nein, mein Blondengel, das mach ich so, so gern für dich« sprach ich.

Ich spinne! Hab ich das wirklich gesagt? Blondengel? Ich bin verrückt!! Durchgedreht!! Nicht mehr normal!

Puuuuuuuhhhhhh, Erleichterung macht sich breit, ich hab es doch nicht gesagt. Aber ich hätte es gerne gesagt! Ach, wie gerne hätte ich es gesagt.

Am liebsten »Ich liebe dich?ich, ich hab mich in dich verliebt« sagen?

In deine Augen blicken und hoffen, dass du mich nicht verurteilst, nur annähernd so empfindest wie ich.

»Ich mich auch in dich« fiepst du.

Meine Augen lassen nicht ab von dir beobachten deine Reaktionen. Millimeter für Millimeter verfolge ich die Bewegungen deiner Lippen. Sauge dich in mich auf. Leg meine Arme um dich, streiche dich mit meinen Händen über deinen Rücken, drück dich an mich. Spüre dich so nah. Unsere Wangen streichen an einander vorbei, ich spüre deinen Atem.

Ich bin im siebten Himmel. Der Boden unter mir sackt weg. Zusammenbruch.

»Hallo, ... Hallo? Kann mal jemand das Licht wieder an machen?«

Es wird wieder hell. Ich sitze am Tisch. Kurz zuvor hattest du Teller, Besteck, und zwei Gläser, auf dem Tisch platziert. Mit zwei Töpfen bewaffnet gehe ich zum Tisch, stelle sie auf die Holzbrettchen, die in der Mitte des Tisches Ihren Platz gefunden hatten. Ich füll die Weingläser und du nimmst meinen Teller und füllst Ihn mit Nudeln.

»Genug?« höre ich wieder dieses fiepen. Der Löffel mit Tomatensoße findet in kleinen Kreisen, den Weg über meine Nudeln. Jede seiner Bewegung wird genauestens von mir aufgezeichnet. Nichts entgeht meiner multifunktionsultramegadoller Superlinse für Aufzeichnungen auf Festspeichergewebe. Kurzum auch Langzeitgedächtnis gemeint.

Entschuldigt für diesen Ausdruck, aber ein größerer Schwachsinn ist mir gerade nicht eingefallen! Alles wird festgehalten! Unendlich viele Bilder die in, um und auf irgendeiner Zelle ihren Platz finden.

Hm, Hm? Eigentlich waren wir doch beim Essen.

»Lecker! Sehr lecker« hauchte er.

Und ich, wer auch sonst, verfolgte jede seiner Bewegung. Den Weg, des Löffels zu seinem Mund, kannte ich auswendig. Jede seiner Bewegung, fest bei mir abgespeichert, war der Lohn des Wartens, des Hoffens. Hoffen, dass du kommst, dich zu sehen.

Einen Hauch spüren, Deinen Hauch.

Es war sooooooo schön in deiner Nähe zu sein. Mit dir zu lachen und zu reden. Dir zuzusehen. Einfach neben dir zu sitzen, sich wohl und geborgen fühlen, mit dir die Strasse entlangzulaufen, torkelnd nach einem netten Billardabend und einigen Bier zu viel. Zu genießen, wenn du mich angerempelt hast und ich darauf achtete, dass du nicht fällst. Lachend oder auch schweigend nach Hause zu gehen.

Hoffend, dass du mich fragst »Rauchen wir noch Einen zusammen«

(Joint? werden sich einige fragen, »Na klar was denn sonst«...).

»Na klar, gerne. Ich dachte schon du fragst nie.« nuschelte ich.

Ich hätte sogar noch ganz andere Sachen mit dir gemacht, wenn du mich nur gefragt hättest.

Beruhig dich! Ruhig Brauner! Ruhig Brauner, schön die Zügel halten. Da gehören ja immerhin zwei zu. Und? Ist es nicht besser den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach?

Du bist in seiner Nähe, du weist was er macht, du kannst ihn sehen, mit Ihm reden, mit Ihm lachen, einfach nur bei Ihm sitzen, ihm zusehen, ihn spüren und wissen, dass er da ist?

Für Ihn kochen? Ihm kochen beibringen?

»Hm, oder ne, besser nicht«

Er räumt immer hinterher ab, und schält Kartoffeln.

Ich hasse Kartoffel schälen. Aber, dass ist mir im Grunde auch egal. Für ihn würde ich auch gerne Kartoffeln schälen. Aber heute gibt es eh Nudeln.

Bis ans Ende der Welt gehen. Halt! Halt! Stopp mal! Das ist ganz schön weit hergeholt. Was würdest du den am Ende der Welt machen? So weit, weit, weit weg und allein.

*Traurigguck*. Ich halte es nicht mehr aus.

`Er`? er raubt mir den Verstand. Wie viel Kraft hat ein Mensch und was hält dieser aus.

Du... du machst dir was vor!

Nein? nein! Ich bin nicht schwul. Das kann nicht sein, das darf nicht sein und? und überhaupt.

»Sage es Ihm doch endlich, dann? dann hast du Gewissheit und du? du wirst sehen wie er darauf reagiert.«

»Als, ....als wenn dass so einfach wäre!«

Wo man doch weis, dass nicht sein kann was nicht sein darf.

So kann man nicht fühlen!

»Du bist krank? pervers!« oder »Du interessierst dich nur für meinen Schwanz«. Kurzum »Du bist einfach nur Geil, du brauchst mal wieder ne Frau« oder »Da staut sich bei dir aber ganz schön was an!«

Ist ja fast harmlos. Und? Und wo soll man hin mit all diesen Gefühlen und Gedanken und der Unsicherheit, wenn man schon fast nicht mehr weis was noch real oder Fiktion ist, was erlaubt ist und was verboten ist.

Wie weit kann Liebe gehen, oder ist es gar keine Liebe? Ist es doch nur Sex? Was ist es?

Ich denke ich bin krank, ernsthaft krank!

Du hast eine Psychose oder so ein Zeugs. So kann man nicht fühlen, so darf man nicht fühlen.

»Ach wenn ich dir doch endlich davon erzählen könnte« flehte ich kniend.

Selbst wenn du mir sagen würdest »Tut mir leid«, aber ich bin nicht schwul aber ich bin trotzdem gern dein Freund!» oder «Ich steh nicht auf dich!» wäre mir allemal lieber gewesen als die Ungewissheit.

Die Ungewissheit ob man so fühlen darf und kann. Die Grenze nicht zu überschreiten, real oder unreal?

Ist das normal? Kann man so fühlen? Oder bin ich doch krank?

Jeden Tag aufs Neue, immer wieder die gleichen Fragen.

Ist es krank schwul zu sein? Einen Mann als Mann zu lieben? Oder ist es gar keine Liebe?

Du bist einfach nur krank! Was macht man, wenn man nicht dagegen ankommt? Sich dieser Gedanken nicht erwehren kann. Wenn Sie einen gefangen halten. Oder?

Man ist doch »KRANK«.

Na stopp mal! Jetzt werd mal wieder normal!

Du bist beim Essen, und dir gegenüber sitzt jemand, der dir dein Herz gestohlen hat und dich um deinen Verstand bringt! Und es gibt *Nudelbolognese*...

Sich in Nudelbolognese ertränken, das müsste doch ein schöner Tod sein. Ich mag Nudelbolognese.

Auf solche Gedanken kann man schon mal kommen wenn man beim Essen ist.

Wie gern hätte ich mal mit jemand darüber geredet. Aber wie denn, wenn man sich selbst nicht akzeptieren kann - weil man anders ist.

Wenn man hört, wie jemand »Schwanzlutscher« sagt. Es einem selbst die Kehle zuschnürt, man verschämt auf den Boden sieht und gleichzeitig demjenigen an die Gurgel springen möchte. Ihn anschreien »Was weist du denn davon wie es ist schwul zu sein?«

Oder? Ich glaub ich habe es! Ich weiß selber nicht, wie es ist, schwul zu sein. Und eigentlich bin ich gar nicht schwul.

Übrigens, wenn Ihr wissen wollt, was wir so frühstücken?

Besser gesagt ich?

Lasst es mich Wissen!

Ansonst würde ich gerne wissen ob ich jetzt krank bin oder nicht!

Oder?

Vielleicht doch einfach nur schwul?

Oder.....?

Wie gerne hätte ich darauf eine Antwort!

Na ja, vielleicht find ich die Antwort beim Frühstück.

Ende

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