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Die Liebe und die Freiheit

Teil 5 - Die Begegnung

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Wie an jedem Morgen der letzten Tage, ging Cain zu Daikin in die Arena, um seine Geschicklichkeit und Erfahrung im Umgang mit den Waffen zu festigen. Er war immer noch innerlich aufgewühlt von dem, was er über seine Mutter herausgefunden hatte. Ständig dachte er an sie. Dennoch wollte er sich nicht davon abbringen lassen, seinen Plan in die Tat umzusetzen.

Daikin wartete schon auf ihn, mit dem Schwert in der Hand und in voller Rüstung: „Na endlich, da bist du ja. Es wird ja auch langsam Zeit. Nicht das du jetzt denkst, da du immer besser wirst, könntest du dich auf den Lorbeerblättern ausruhen. Es geht weiter für dich, lege deine Rüstung an und stell dich!“

Ohne ein Wort tat Cain das, was ihm angewiesen wurde. Mit seinem Schwert in der Hand stellte er sich, zum Kampf bereit. Und wieder das Parieren, Angreifen und Blocken üben. Der Junge war schon so gut, dass er seinen Lehrer sehr schnell an dessen Grenzen bringen konnte. Während er immer und immer wieder seine Übungen trainierte, stellte er fest, dass ihm seine innerliche Wut, erzeugt durch die Ungerechtigkeit seines Vaters gegenüber seiner Mutter, alles einfacher von der Hand gehen ließ. Daikin konnte Cain kaum noch etwas entgegensetzen. Für den Jungen war es eine gute Vorbereitung, um seinen Vater endgültig die Stirn zu bieten.

Dennoch bemerkte Daikin, dass sein Schüler mit den Gedanken woanders war, unterbrach das Training und hielt Cain zu einer Pause an: „Cain, was ist denn schon wieder los mit dir? In den letzten Tagen ist mir aufgefallen, dass du oft gedanklich abwesend bist. Willst du mir nicht erzählen, was dich bedrückt?“ „Ich gebe dir mein Wort darauf, alles was wir hier reden, bleibt unter uns“, stellte Daikin noch klar.

Cain wusste nicht wie er antworten sollte, aber es schien, als bliebe ihm nichts anderes übrig. Er musste Daikin ins Vertrauen ziehen, wahrscheinlich würde es ihm sonst nie besser gehen. Und so legte er sein Schwert nieder und setzte sich auf den kalten Arenaboden, Daikin tat es ihm nach.

„Ich weiß nicht, womit ich anfangen soll“, begann Cain dann schließlich mit zum Boden gesenkten Blick zu erzählen. „Wie Ihr wisst, ist mein Vater sehr streng. Ich komme nur schwer damit zurecht, obwohl es in meinem bisherigen Leben immer so war. Und dann der Verlust meiner Mutter, den hab ich immer noch nicht ganz verkraftet.“

Daikin hörte in Ruhe zu, ohne Cain ins Wort zu fallen.

„Und ich musste feststellen, dass man mich die letzten Jahre nur angelogen hat. Was den Tod meiner Mutter betrifft, war alles Schwindel, sie ist gar nicht gestorben. … Sagt mir habe ich recht?“

Daikin schaute erschrocken und stand auf. Mit den Händen auf dem Rücken, lief er vor Cain eine ganze Weile auf und ab. Daikin hatte es befürchtet, ihre Majestät oft gewarnt, dass es bald ans Licht kommen würde. Plötzlich blieb er stehen und starrte zu Cain hinunter: „Wie hast du erfahren, dass sie noch lebt? Sag schon!“

Cain stand auch auf und erzählte Daikin, wie er seine Mutter fand. Dass er mal wieder in Gedanken versunken und träumend durch die Flure schlenderte und nicht aufgepasst hatte, wohin er lief. Dadurch war er die Treppe hinunter gefallen, die in den Flur führte, an dessen Ende er die Kammertür seiner Mutter fand. Und wie er versuchte mit ihr Kontakt aufzunehmen, sie aber ihn und seine Briefe immer wieder ignorierte. Cain schaute seinem Lehrer fest in die Augen und sagte: „Ich bin entschlossen! Ich will meine Mutter dort rausholen und von hier weggehen. Wir werden anderswo ein Leben führen, in Ruhe, weit entfernt von meinem schrecklichen Vater.“

Daikin war so erschrocken von den Worten des Jungen, dass er kein Wort herausbekam. Stattdessen setzte er sich wieder und hielt die Hände vor sein Gesicht.

„Daikin, ich brauche Eure Hilfe! Ich muss hier weg, versteht Ihr? Ich kann hier nicht länger bleiben, es ist mir unmöglich, denn meiner Mutter geht es schlecht. Ich bitte Euch, gebt mir einen Rat!“

Der Lehrer war immernoch niedergeschlagen. Wie konnte Cain ihm das nur erzählen, es würde Verrat an Kiran bedeuten, er würde gegen den Willen des Herrschers handeln, er würde bestraft werden, sicher mit dem Tod. Daikin schüttelte den Kopf: „Ich kann dir nicht helfen, selbst wenn ich wollte. Du weißt, wie hart dein Vater ist. Was du tun willst, das ist Verrat. Er wird deine Mutter umbringen und mich selbstverständlich, weil ich davon weiß. Wahrscheinlich wird er vor Zorn zum Schluss auch noch dich töten. Es geht einfach nicht, vergiss deine Mutter! Finde dich mit dem Gedanken ab, nicht von hier mit ihr wegzukommen. Jeder der hier bei deinem Vater lebt und arbeitet, muss das bis zu seinem Lebensende tun. Sei kein Narr und denk nicht mehr daran!“

Cain hatte befürchtet, dass Daikin so etwas sagen würde, dabei hatte er seinen Lehrer als einen willensstarken und mutigen Mann eingeschätzt. Doch anscheinend hatte er die äußerliche Härte falsch gedeutet, denn wie er so verzweifelt und in sich gesunken vor Cain auf dem Boden saß, unfähig dem Jungen in die Augen zu sehen, konnte man die Angst erkennen, die dieser starke Mann vor seinem Herrscher hatte. Dennoch versuchte Cain seinen Lehrer umzustimmen. Er setzte sich nochmals zu ihm auf den Boden und sprach: „Bitte, ich flehe Euch an. In den letzten Tagen habe ich gedacht, wir wären Freunde geworden. Und ich hab Euch nie anders behandelt. Mein Platz ist nicht hier, nicht auf diesem kalten Stein in einer dunklen Halle. Ich sehe uns zusammen in einer besseren Welt. Damit ich das erreiche, muss ich aber hier weg. Nicht heute, nicht morgen, das braucht Vorbereitungszeit. Meine Mutter muss auch damit einverstanden sein. Könntet Ihr nicht irgendwas tun, mit ihr in Kontakt treten, vielleicht hört sie Euch ja zu?“

Daikin stand auf und verließ die Arena. Ohne ein Wort, er schaute nicht einmal zurück, er ging einfach hinaus und ließ Cain stehen.

Auf diese Reaktion war Cain nicht gefasst. Er hatte erwartet, wenn er keine Zustimmung bekommen würde, dass Daikin ihn anschreien, einen Dummkopf, einen Wahnsinnigen oder Verrückten nennen würde. Jedoch ganz ohne jegliches Wort, damit war es für Cain deutlich. Jetzt würde alles vorbei sein. Daikin würde zu seinem Vater gehen und alles erzählen. In Kürze würde er zu Kieran gerufen werden und eine schwere Strafe bekommen.

Cain stand auf und verließ die Arena ebenfalls, ohne ein wirkliches Ziel lief er durch die schwarzen Gänge. Plötzlich vernahm er Stimmen, leise Stimmen. Um die Ecke herum belauschte er ein Gespräch. Sein Lehrer und eine Zofe konnte er erkennen. Es schien die seiner Mutter zu sein, er hatte sie wenige Male beobachtet, als sie die Tür der Kammer öffnete, nachdem er einen Brief unter dieser hindurch geschoben hatte. Er verstand nicht viel, nur ein paar Brocken: „… das können wir nicht zulassen… die Gefahr ist zu groß… ein anderer Plan muss her…“ Cain konnte sich keinen Reim drauf machen. Dabei beobachtete er, wie sich die Bedienstete und sein Lehrer näher kamen, sich berührten, sich einen unsicheren Kuss gaben.

Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen: „Die beiden also! Daikin wusste schon immer, dass meine Mutter lebt und hat dieses Spiel mitgespielt. Da wird noch ein Gespräch nötig sein. Ich bekomme ihn schon dazu, dass er uns helfen wird.“

Aus einem eben noch verzagt vor sich hin schlendernden Cain wurde schlagartig ein mutfassender, entschlossener Junge. Er wartete bis die zwei verschwunden waren und als sie weg waren, schlich Cain in sein Zimmer und schloss sich dort ein. Auf seinem Bett liegend konnte er immer noch nicht verstehen, was die beiden miteinander gesprochen hatten. Was hatte es zu bedeuten? War es zu seinem Nutzen? Oder war es, dass Daikin es verhindern wollte, weil er sich endlich gegen Kieran auflehnen würde? Immer mehr dachte er über seinen Plan nach, ob es denn richtig wäre oder falsch, aber wenn er nicht mehr hier leben wollte, musste er weg und das war der einzige Ausweg. Schon bald darauf schlief er ein.

Am Morgen wurde er von Vogelgezwitscher vor seinem Fenster geweckt, ein ganz seltenes Geräusch in diesen tristen Mauern. Cain stand auf, wusch sich und richtete seine Kleider, denn er wollte nicht deswegen von seinem Vater gerügt werden. Anschließend lief er in den Saal, wo ihn Kieran, wie jeden Morgen erwartete. Cain setzte sich und wartete, bis sein Vater etwas sagen würde, doch heute war alles ruhig. Für Cain zu ruhig, denn selbst das alltägliche, morgendliche Anmuffeln: „ … musst du immer der Letzte sein … sitz gerade … mach dies, mach das …“, fehlte heute. Doch plötzlich schlug die Tür auf, Daikin betrat den Saal und zog sofort Kierans Aufmerksamkeit auf sich. Alle anderen hielten inne in ihrem Tun und Cain verschluckte sich fast. Sein Herz fing an zu rasen.

„Verzeiht!“, begann Daikin mit einer tiefen Verbeugung, einer tieferen, als es sonst für ihn üblich war, „Majestät, ich muss Euch sprechen, gestattet, dass ich näher komme!“

Kieran deutete ihm an, näher zu treten und sich zu ihnen zu setzen: „Was gibt es so Dringendes, dass es nicht bis nach unserem Mahl warten könnte? Was liegt dir auf dem Herzen? Sprich!“

Cain schluckte schwer, denn er dachte, dass sein Lehrer ihn jetzt verraten würde. Dann wäre wirklich alles aus und dieses Mahl sein Henkersmahl.

Daikin tat, wie ihm befohlen wurde und kam auch gleich zur Sache. „Ich wollte Euch Bericht erstatten, Euren Sohn betreffend“, begann er mit wichtiger Miene. „Dieser hat sich in den letzten Wochen sehr gut gemacht, seine Kampfstärke ist außerordentlich. Wenn ich ehrlich bin, schafft er es bereits ab und an, mich in die Knie zu zwingen. Ich hätte nie erwartet, dass Euer Sohn in so kurzer Zeit diese Fähigkeiten entwickelt.“ Daikin machte eine Pause und genoss es zu sehen, wie Kieran anscheinend vor Vaterstolz die Brust schwoll und wie Cain ihn überrascht und fassungslos anstarrte. „Aber ich glaube seine Fähigkeiten kann man noch verfeinern“, ergänzte er schließlich.

Kieran war sehr angetan von dem Bericht und wandte sich seinem Sohn zu: „So, du hast dich also gebessert? Das ist mal eine Neuigkeit die ich gerne höre. Ich wusste doch, dass mit Strenge und Härte ein Mann aus dir wird. Tatsächlich habe ich festgestellt, dass du dich in den letzten Wochen verändert hast. Du wirst mir immer ähnlicher. Mach weiter so, dann wirst du ein so mächtiger Herrscher werden wie ich.“

Cain konnte nicht glauben, was da eben passierte. Er zwang sich ein kleines Lächeln ab und hob dabei den Kopf.

„Nun, ich glaube da er sich an die Regeln gehalten und sich wirklich sehr angestrengt hat, wäre eine Erleichterung für ihn sicher nicht verkehrt Hoheit“, sprach Daikin weiter.

Kieran legte seinen Zeigefinger an die Schläfe und grummelte dabei. Man kannte es nicht von ihm, dass er nachgeben würde, doch dann sagte er zu Cain gewandt: „Gut, gut Sohn, was würdest du den gerne zurück haben? Ein paar Bücher vielleicht?“

Cain dachte nach und schüttelte den Kopf. Ihm fehlte das Lesen, ja. Doch er wollte nicht gleich nicht wieder als Maus abgestempelt werden und versuchte ein anderes Zugeständnis von Kieran zu erhalten: „Ja, lesen würde ich gern wieder. Und wie Ihr schon sagtet Vater, ich habe mich verändert, meine Neugier ist inzwischen weit größer, als sie durch die Bücher hier befriedigt werden könnte. Daher würde ich gern in die Stadt gehen, ins Haus der Gelehrten. Sie erzählten von einer Bibliothek dort, einer Sammlung von Büchern und Schriften, die das ganze Wissen der Menschheit in sich tragen würden. Das würde ich mir von Euch erbeten.“

Kieran schaute seinen Sohn an, der seinem Blick nicht wich. Nach kurzem Verharren gab sich der Vater mit dem Wunsch des Jungen zufrieden und gewährte ihm einen Tag in jeder Woche diesen Besuch bei den Gelehrten.

Cain beendete sein Frühstück, stand dann auf und ging Richtung Arena, um mit Daikin weiter zu trainieren. In der Arena angekommen, machte er sich fertig, er legte seine Rüstung an und wartete auf seinen Lehrer. Nach kurzer Zeit kam auch Daikin dazu, er sah sehr wütend aus. Mit einem lauten Knall schloss sich die schwere Holztür hinter ihm. Er ging auf Cain zu und drückte den Jungen mit einer Hand an der Schulter zu Boden. War Cain bei dem Zuschlagen der Tür zusammengezuckt, das war noch nie vorgekommen, so war er jetzt starr vor Schreck, fühlte sich unfähig, sich Daikin zu widersetzen. Was würde jetzt passieren? Cain kniete auf dem Boden und Daikin ging vor ihm auf und ab, mit einer Hand auf dem Rücken und mit der anderen über seine Stirn streichend. Er wirkte sehr angespannt und drehte sich dann zu dem Jungen um: „Weißt du eigentlich, was du da tust? In die Stadt gehen, in die Bibliothek? Wir beide wissen, dass das nicht wahr ist oder? Hast du den Verstand verloren? Du bringst dich noch selbst in die Hölle. Was hast du genau vor? Und glaub mir, ich werde da nicht mitmachen!“

So wütend hatte Cain Daikin lange nicht gesehen, eigentlich noch nie. Laut, beherrschend, ja. Aber so wütend? Nein. Er wartete bis sein Lehrer sich beruhigt hatte und sich zu ihm setzte, dann fing er an ruhig zu antworten: „Nein, ich habe meinen Verstand noch nicht verloren. Und was ist denn schon dabei, ich möchte einfach nur gerne wieder lesen, meine Nase in die Bücher stecken. Wenn ich schon diese Gelegenheit bekomme, kann mir das bestimmt helfen, meine Idee zu planen, wie mein Weggang umzusetzen ist. Ich sagte Euch doch, nicht heute, nicht morgen. Aber bald, ganz bestimmt. Und ich glaube, dass Ihr mir helfen werdet, den Ihr steckt genauso drin in dieser Intrige.“

Cain machte eine Pause, um auf eine Reaktion von Daikin zu warten, doch dieser starrte Cain nur an. Der Junge hatte noch nie so selbstbewusst seine Worte benutzt oder so überzeugend vorgebracht, dass das was er tat, richtig war. So fuhr er fort: „Oder weiß mein Vater, dass Ihr ein Verhältnis mit der Bediensteten meiner Mutter habt? … Ihr habt richtig gehört. Ich weiß davon, denn ich habe Euch gestern zusammen gesehen.“

Daikin traute seinen Ohren nicht, der Junge hatte ihn in der Hand. Er senkte seinen Kopf und ließ die Schultern fallen. Ein klares Zeichen. Dann straffte er sich wieder und er beugte sich zum Prinzen vor und fragte: „Wann wollt Ihr in die Stadt? Vielleicht könnten wir zusammen gehen, dann fällt es nicht so auf, denn ich denke, dass Euer Vater Euch nicht traut und beobachten lässt. Bestimmt würde Euer Vater in mir den besten Beobachter sehen. Mir vertraut er … noch.“

Überrascht vernahm Cain diese Antwort. Soviel Respekt hatte ihm Daikin noch nie entgegen gebracht. Soviel, dass dieser sogar förmlich wurde. So hatte er doch einiges richtig gemacht. Entschlossen gab Cain zurück: „Schon morgen würde ich gerne gehen. Könnt Ihr dafür sorgen? Bitte macht Euren Einfluss geltend!“

Sein Lehrer nickte und stand auf. Cain tat es ihm nach und reichte Daikin die Hand, als Zeichen des Siegels der Verschwiegenheit und eines ehrenhaften Bundes zwischen ihnen. Daikin erkannte diese Geste und schlug ein, wohl wissend, dass er sich damit ganz in die Hand des Prinzen begab. Doch besser dem Prinzen Gefolgschaft zu leisten und sich vielleicht dadurch dem lebenslangen Dienst bei Kieran dem Schrecklichen zu entziehen, als von diesem mit dem Tod bestraft zu werden, falls es ihm zur Last gelegt werden könnte, wenn der Prinz gegen den Willen des Herrschers handeln würde.

Cain war einen Schritt weiter an seine Freiheit und an die seiner Mutter gekommen. Das spürte er genau. Deshalb beendete er jetzt diese Unterhaltung und wies seinen Lehrer mit einladender Handbewegung auf seinen Platz in der Arena. Beide Männer stellten sich ohne ein weiteres Wort bereit, erfassten ihre Schwerter und kämpften. Bis zum Abend trainierten sie zusammen. Cain war froh, dass es so gut für ihn ausgegangen war und stritt im Training fair und respektvoll mit Daikin. Ebenso tat es Daikin mit Cain. Kein beherrschender Ausruf, nur korrigierende Anweisungen, Hinweise und unterstützende Gesten. Ein wahrlich angenehmes Trainieren und Cain hatte ganz schnell begriffen, er war ein sehr gelehriger Schüler. Zum Schluss verabschiedeten sie sich mit festem Handschlag und Blick in die Augen. Jeder von ihnen wusste, was er dem anderen schuldig sein würde seit diesem Tag und so trennten sie sich. Cain machte einen kleinen Umweg, er wollte seiner Mutter noch eine Nachricht zukommen lassen, sie unterrichten, was er vor hatte und dass er sie nie aufgeben würde. Nachdem dies erledigt war, ging er in seine Kammer und begab sich zur Nacht.

Daikin schlug auch noch einen anderen Weg ein, er ging in die große Halle, in welcher Kieran immer noch auf seinem steinernen Thron saß. Er kniete nieder und fing an zu sprechen: „Ich habe mit Eurem Sohn den ganzen Tag trainiert, sein Ehrgeiz scheint durch Eure Zusage noch gestiegen zu sein, ein sehr gelehriger Schüler. Er lässt Euch durch mich fragen, ob er bereits morgen in die Stadt gehen dürfe? Und ich würde ihn begleiten, wenn Ihr meinem Vorschlag zustimmt. Ich wäre seine Wache, ihn zu sichern und um zu schauen, dass er seinen Weg findet.“

Kieran war mit dieser Idee einverstanden, nickte nur und entließ den Lehrer seines Sohnes mit einer Handbewegung. Daikin stand auf und zog sich in seine Kammer zurück.

Am nächsten Morgen betrat Daikin früh die Räume von Cain, der saß aber schon fertig auf seinem Bett und war sehr nervös. Das sah man den Jungen ziemlich gut an. Zur Beruhigung klopfte ihm Daikin auf die Schulter: „Euer Vater war einverstanden mit meinem Vorschlag und lässt Euch heute mit mir als Eure Begleitung in die Stadt gehen.“ Auch heute blieb Daikin bei seiner förmlichen Anrede gegenüber dem Prinzen. Ein Zeichen der Untergebenheit.

Zusammen verließen sie den Palast, vorbei an den Wachen, hinaus vor die Mauern des riesigen schwarzen Herrschaftssitzes. Es war kein saftiges Grün zu sehen, nur verdorrtes Gras, alte Bäume, deren gute Zeiten schon lange vorbei waren, sie trugen vor langer Zeit mal Früchte. Sowohl innerhalb, als auch außerhalb der Mauern das gleiche Bild. Sie durchschritten ein Tor, es schien einmal wunderschön gewesen zu sein. Es trug noch Anzeichen von Verzierungen, das verrostete Eisen ließ erkennen, dass wahre Meister es geschmiedet hatten.

Auf dem Weg in die Stadt schaute Cain Daikin an und fragte: „Welchen Weg müssen wir einschlagen, um in die Bibliothek zu gelangen? Und können wir uns Zeit damit lassen, ich würde mir gerne noch die Umgebung anschauen?“

„Selbstverständlich, das wird kein Problem sein. Wenn wir schon mal draußen sind und Ihr erlaubt, könnte ich auch ein paar Besorgungen machen. Ich möchte jemanden überraschen“, mit einem Augenzwinkern ging Daikin vor. Cain grinste und folgte ihm.

Die Stadt war heruntergekommen und man sah nur ein paar Leute auf den Straßen. Man konnte den Menschen ansehen, wie schlecht es ihnen ging. Viele saßen am Straßenrand und bettelten um eine Münze oder um einen Laib Brot, doch niemand gab ihnen was, weil sie selber nichts hatten. Kinder liefen in Kleidung herum, die teilweise zu klein war oder einfach nur sehr abgetragen. Cain konnte das nicht verstehen. Wie konnte man so über sein Volk herrschen? Verglichen mit diesen armen Menschen hatte er alles. Cain war so erschrocken über das, was er sah und gab sich die Schuld dafür.

Daikin bemerkte das dem Jungen dieser Anblick ekelte: „Schon gut Cain, ich weiß, was Ihr gerade denkt. Aber das ist das Werk Eures Vaters. Vor langer Zeit soll es hier mal wunderschön gewesen sein. Aber das habe leider auch ich nicht erlebt. Ich bin in dieser Welt groß geworden. Glaubt mir, man gewöhnt sich an alles. Nichts können wir gegen Euren Vater ausrichten. Beschweren sich die Menschen, schickt er seine Häscher und dann ergeht es denen schlecht, die es gewagt haben, diese Missstände zu benennen.“ Er fasste Cain an der Schulter und deutete ihm so weiter zugehen.

Zu Daikin gewandt sprach Cain leise aber wütend durch die Zähne: „Doch, ich kann das hier alles ändern, wenn mein Vater nicht mehr ist. Das ist doch kein Leben für diese Leute und meines auch nicht. Ich werde meinen Vater aufhalten, Ihr steht mir zur Seite!“

Sie gingen ein Stück weiter, denn über den Marktplatz mussten sie, um zur Bibliothek zu gelangen. Plötzlich blieb Cain stehen, ging keinen Schritt weiter. Daikin zog ihn, doch er reagierte nicht, war wie angewurzelt, starrte hinüber zu den wenigen Marktständen. Cain war anscheinend so überwältigt, vom dem, was er sah, dass er mit offenem Mund da stand und wohl schon vergessen hatte, was sie vorhatten. Daikin folgte dem Blick des Jungen. An einem Stand mit alten Schmuckwaren, die kaum gekauft wurden, stand sie. Das schönste Mädchen, das Cain je gesehen hatte. Sie hatte schwarzes, geflochtenes Haar, welches weit hinab über ihren Rücken hing. Mit einem Staunen über diese Schönheit ging Cain langsamen Schrittes auf sie zu. Daikin war selbst überrascht, wie der Junge reagierte und blieb hinter diesem, um seinen Schützling zu beobachten. Mit einem Mal hob das Mädchen den Kopf und schaute sich suchend um, dabei trafen sich ihre Blicke. Cain blieb erschrocken stehen, ihre hellen, grünen Augen brachten ihr Gesicht zum Leuchten. Das Mädchen lächelte ihn an und verschwand in der Menge der Leute. Der Junge schaute ihr noch nach und drehte sich zurück zu seinem Begleiter. Daikin fasste Cain an den Schultern und nickte nur, dann schob er ihn weiter zum Haus der Gelehrten.

Im Haus der Gelehrten angekommen, wurden die Beiden sogleich empfangen und hineingebeten. Schließlich waren die weisen Männer bis vor wenigen Monden noch die Gelehrten des Prinzen im Palast gewesen. Das Wiedersehen war herzlich, denn es blieb nicht bei einer Verbeugung. Cain freute sich so seine alten Lehrer zu treffen, dass er sie kurzerhand umarmte. Nach dieser überschwänglichen Begrüßung musste der Junge natürlich berichten, wie es ihm inzwischen ergangen war, dass er sich unter Daikins Händen zum Kämpfer entwickelt hatte und wie sehr er die Bücher und die weisen Worte und spannenden Geschichten vermisste. Die Gelehrten führten die Gäste in die Bibliothek, welche voller Bücher und Schriften war. Große Tische trugen noch Stapel an Papieren, Schriftrollen und Büchern, die noch nicht ihren Platz in den unglaublich hohen Regalen gefunden hatten. So hohe, weil nur erahnt werden konnte, wo sie endeten, denn die spärliche Beleuchtung mit den wenigen Laternen konnte kaum die letzten Regalböden erhellen. Mit Hilfe der zielsicheren Hände der Weisen, suchte sich Cain ein paar Bücher heraus, die von seiner Heimat erzählten und in denen er unbedingt lesen wollte. Er nahm sie mit in eine Ecke des großen Raumes. Dort konnten die zwei Gäste an einem gut beleuchteten Tisch Platz nehmen und die Schriften studieren. Die Gelehrten zogen sich in einen anderen Teil des Hauses zurück, sodass Cain und Daikin ungestört waren. Hier konnten sie auch in Ruhe miteinander reden. Cain wollte viel mehr über diese Welt vor der Herrschaft seines Vaters erfahren. Deshalb begann er gierig die Seiten in den handgeschriebenen Werken zu lesen. Ab und an besprach er das Gelesene mit Daikin, der oftmals ebenso darüber erstaunt war, wie es denn früher in diesem Land ausgesehen hatte und wie es zugegangen war.

Nach einer Weile jedoch bemerkte Daikin, dass Cain nicht mehr bei der Sache war. Und tatsächlich war dieser mit seinen Gedanken bei diesem Mädchen, welches er gerade auf dem Markt gesehen hatte. Vor seinem Begleiter konnte er nicht mehr viel verheimlichen, er kannte ihn zu gut und Daikin wandte das Wort an seinen Schützling: „Es hat Euch also voll erwischt, nicht wahr? Dieses Mädchen am Stand da draußen, sie ist schon eine Augenweide. Ihr seid mit den Gedanken bei ihr, stimmt’s?“

Cain setzte sich auf und schaute Daikin mit einem leichten Grinsen an. Zarte Schamesröte eines „Erwischten“ stieg in ihm auf, kaum zu erkennen beim Licht der Öllaternen: „Ja Ihr habt Recht, sie ist wunderschön. Habt Ihr ihre Augen gesehen? Sie leuchteten, wie zwei Sterne. Und ihr Haar, wie sie es gebunden hatte? Ich möchte wissen wer sie ist und woher sie kommt. Zu gern möchte ich sie wieder sehen. Können wir es nicht gut sein lassen für heute hier in der Bibliothek, nächste Woche wiederkommen und stattdessen nach ihr suchen? Ich möchte wenigstens ihren Namen kennen. Ich spüre mein Herz kräftig schlagen, sobald ich nur an sie denke.“

Daikin schaute den Jungen verständnisvoll an. Unglaublich, dass er dies miterleben durfte. Er freute er sich selbst so für Cain, als wäre dieser sein Sohn. Deshalb machte er ihm ein Angebot: „Lasst uns bitte zuerst schauen, was wir finden können und uns weiter hilft. Hier wird es ganz sicher einen Hinweis geben, wie Kieran die Herrschaft des Landes erlangte und wo sein wunder Punkt liegt. Und wenn wir dies herausgefunden haben, gehen wir und suchen Euer Mädchen, einverstanden?“

Cain überlegte einen Moment, dann gab er sich einen Ruck und stimmte diesem Vorschlag zu, denn er klang vernünftig. Immerhin hatten sie bis zum Abend noch genug Zeit und das eigentliche Ziel war diese Bibliothek. Sie steckten ihre Nasen also weiter in die Bücher. Ganz nebenbei bemerkte Cain, wie sehr er diesen Geruch von altem Papier und trockener Tinte vermisst hatte. Sie wälzten eine ganze Anzahl von Büchern, ohne auf wichtige Hinweise zu stoßen. Später konnten sie herauslesen, dass das Land Kaskur früher mit dem Nachbarland Aurelias vereint war. Ein großes Land, namens Aukaliur, es wurde von einem großen Herrscher regiert. Das lag aber schon fast einhundert Jahre zurück. Durch einen Machtkrieg in der Familie wurde es schlussendlich geteilt. In der nachfolgenden Zeit versuchte niemand eine Zusammenführung der Länder und so blieben diese getrennt. Sicher auch, weil man sich der einstigen Gemeinsamkeit nicht mehr erinnerte, immerhin war es schon drei Generationen her. Dass sich Cains Vater allerdings für eine gütliche Vereinigung begeistern könnte, war für die beiden Studierenden ganz ausgeschlossen. Es würde dem Wesen von Kieran dem Schrecklichen ganz und gar nicht entsprechen.

Nachdem sie dieses rausgefunden hatten, verabschiedeten sie sich von den Gelehrten und verließen die Bibliothek. Sie stiegen die letzten Stufen hinunter zur Haustür und unterhielten sich angeregt darüber, dass sie keinen großen Schritt weiter gekommen waren. „Jetzt wissen wir immer noch nicht, was wir machen sollen. Ich muss etwas tun für unser Land. Schau dich doch mal um! Das geht bestimmt schon seit vielen Jahren so und scheint immer schlechter für die Leute hier zu werden. Allein, wenn ich die Kinder sehe, wie sie herumlaufen müssen. Und ich möchte dies unserem Volk nicht länger antun“, sprach Cain. Plötzlich stolperte er und stützte über etwas. Ehe er aufstehen konnte, war Daikin bei ihm, half ihm auf und flüsterte ihm ins Ohr: „Bevor ihr euch aufregt, schaut genauer hin, worüber Ihr gestolpert seid! Ich glaube, man hat auf Euch gewartet.“

Daikin entfernte sich von dem Jungen, so konnte dieser besser um sich sehen. Cain klopfte sich den Staub von den Kleidern, blickte hoch, geradewegs in diese hellen, grünen Augen, die ihn den ganzen Tag nicht los gelassen hatten.

Das Mädchen machte sich zurecht und erhob sich: „Seid Ihr verletzt? Es tut mir leid, dass Ihr gefallen seid? Ich habe nicht nachgedacht, wohin ich mich hinsetze. Bitte verzeiht!“

Cain winkte es mit der Hand ab: „Es ist nichts geschehen. Ich hoffe, Euch ist ebenso wenig passiert.“ Dabei berührte er sie leicht an ihrem Arm.

Das Mädchen schüttelte den Kopf und wollte gehen, doch Cain hielt sie fest und fragte: „Wie ist Euer Name, sagt ihn mir!“

„Mein Name ist Darina. Ich bin nicht von hier, es tut mir leid, bitte verzeiht mir!“, antwortete Darina mit einem unsicherem Knicks.

„Es ist doch wirklich nichts passiert, habt keine Angst! Ich bin Cain, der Sohn von Kieran.“

Cain und Darina traten gemeinsam ins Freie und gingen ein kleines Stück zusammen, während sie miteinander angeregt redeten. Bis Daikin sie stören musste: „Es tut mir leid, aber Ihr müsst zurück. Wenn wir zu spät kommen … Ihr wisst was ich damit sagen will.“

Cain verabschiedete sich, blickte in Darinas wunderschöne Augen und versprach, dass sie sich wiedersehen würden. Das Mädchen sah ihnen noch eine Zeit lang nach, bis sie den Markt verlassen hatten und in einer Gasse Richtung Palast verschwunden waren.

Wieder im Palast angekommen, gingen die zwei Männer auf direktem Weg in den großen Saal, wo Kieran bereits an der mit dem Abendmahl gedeckten Tafel saß und auf die beiden wartete, gespannt darauf, was sie zu berichten hätten. Cain und Daikin betraten den Saal, verneigten sich kurz und nahmen auf Kierans Wink hin Platz. Kieran schaute sie an und fragte nach: „Nun, wie war es denn heute in der Stadt? Konntet ihr eure Neugier in der Bibliothek befriedigen?“

Cain fühlte sich angesprochen und antwortete: „ Ja Vater, danke. Es tat gut, den Kopf anderweitig zu nutzen. So verstaube ich nicht ganz.“

Daikin fing an zu grinsen und konnte nicht an sich halten: „Majestät, ich glaube Euer Sohn hat sich verliebt. Als wir am Marktplatz angekommen waren, entdeckte Cain ein wunderschönes Mädchen. Er kam aus dem Stauen nicht mehr heraus, sodass er noch in der Bibliothek an sie dachte. Als wir gingen, trafen wir dieses besagte Mädchen wieder und beide unterhielten sich. Wenn wir jetzt zu spät gekommen sein sollten, tut es uns leid, aber wie wir ja wissen, bei Frauen kann man schon mal die Zeit vergessen.“

Cain war es sichtlich unangenehm, dass sein Begleiter alles verraten hatte. Sein Gesicht färbte sich rot, er schämte sich und er war wütend, doch das konnte er jetzt nicht zeigen. Er hatte ja noch nie mit Mädchen oder Frauen etwas zu schaffen gehabt, durch diese Worte fühlte er sich nicht gerade gut.

Kieran war erstaunt: „Dann wird doch noch ein richtiger Mann aus dir. Kennst du ihren Namen?“

„Ihr Name ist Darina, sie ist wirklich wunderschön und nett zugleich. Sie hat schwarze, lange Haare und grüne Augen. Und ich versprach ihr, dass wir uns wieder sehen würden, aber das wird wohl leider nicht zustande kommen“, mit einem traurigem Blick senkte er den Kopf.

Kieran war auf einmal begeistert von seinem Sohn, denn er hatte sich immer gewünscht, dass dieser zum Mann werde. Dazu gehörte es in seinen Augen nicht nur, wie ein Soldat zu kämpfen, sondern sich auch mit einer Frau zu vereinen, seine Manneskraft in dieser Hinsicht zu beweisen, wenn man Lust dazu hatte. Für Kieran hatten die Frauen zu Diensten zu sein, wann immer ihm danach war. Dem Mann zu gehorchen, seine Lust zu stillen und wenn er es wollte, seinen Erben zu empfangen und auszutragen. Mehr Rechte gab er den Frauen nicht. Sie waren sein Spielzeug. Er beugte sich zu seinem Sohn vor: „Möchtest du sie denn wieder sehen? Und sie für dich haben?“

Cain schaute seinen Vater an und Kieran sprach weiter: „Was hältst du davon, sie öfter zu sehen? Immer dann, wenn du es möchtest? So langsam wirst du zum Mann, da gehört auch eine Frau zu. Finde sie morgen und frag sie, ob sie an den Hof kommen möchte, an deine Seite. Schmier ihr ruhig Honig ums Maul. Frauen wollen so etwas hören, glaub mir!“

„Ich werde es mir durch den Kopf gehen und es Euch morgen wissen lassen. Mit Verlaub, jetzt habe ich Hunger.“ Nach diesem Satz begann Cain zu essen. Kieran stutzte kurz über diese Antwort, tat es Cain aber gleich, ebenso auch Daikin. Cain war anscheinend wirklich hungrig, zumindest hatte er lange nicht mehr so reichlich gegessen. Mit den Gedanken, Darina wieder sehen zu dürfen, ging es ihm gleich viel besser. Nach seiner Mahlzeit ließ er sich in seinen Stuhl zurücksinken, er war richtig satt. Noch einen Schluck vom Met und dann fragte er, ob er sich zurückziehen dürfe.

Kieran stimmte zu: „Geh nur, denk aber an meine Worte!“

Cain verbeugte sich und verließ den Saal. Allein in seinen Räumen, schrieb er seiner Mutter wieder einen Brief, der sich wie ein Tagebuch las. Er wollte, dass seine Mutter von alldem Bescheid wusste. Cain schrieb von der Stadt und von Darina. Wie schön sie wäre und dass er glaube, sie sei seine, ihre Rettung. Diesen Brief brachte er dann an die Tür seiner Mutter. Er hatte dort nie wieder angeklopft, schob die Briefe nur zu ihr hindurch. Aber er wusste auch, dass nie eine Antwort von ihrer Seite kommen würde, obwohl er es sich insgeheim sehr wünschte.

Ungesehen gelangte Cain wieder zurück und setzte sich an sein Fenster, von dem aus er die ganze Stadt überblicken konnte. Er dachte über die Worte nach, die sein Vater ihm gesagt hatte: „Sicher ist es schön, sie immer zu sehen, wenn ich es wollte. Aber kann ich ihr dieses Leben am Hofe antun? Fragen kann ich ja, wie sie darüber denkt, ob sie es denn auch möchte. Nur eine Frage bleibt offen: denkt und fühlt sie genauso wie ich? Ich werde mit ihr sprechen und abwarten was sie sagt.“

Zur gleichen Zeit saß Darina an ihrem Fenster, dabei schaute sie zum Palast hoch. Die Frau, die sie aufgenommen hatte, als sie ganz ermüdet und heruntergekommen in dieser Stadt ankam, behandelte sie wie eine Tochter. Dieses Umsorgen, wie eine Mutter es tat, hatte ihr gefehlt. Diese alte Frau tat ihr Bestes und Darina blühte wieder auf. Sie war umhergeirrt, wer weiß wie lange, vielleicht Wochen oder gar Monate, ehe sie hierher fand. Von ihrer Vergangenheit wusste sie selbst nicht mehr viel. Ihre einzige Erinnerung war, dass sie an dem Ort, an dem sie aufgewachsen war, einen Vater hatte, der sie geliebt haben musste.

Die alte Frau hatte dem Mädchen nach ihrer Rückkehr vom Markt ein Tablett mit einem Becher warmer Milch und Brot gebracht. Auch Käse und ein Apfel lagen dabei. Die Frau stellte das Tablett auf einen kleinen Tisch, sie bemerkte schnell, dass Darina etwas bedrückte: „Was ist los mit dir? Seit du nach Hause gekommen bist, bist du sehr still. Du kannst es mir erzählen Darina, ist alles gut mit dir?“ Dabei legte sie ihre Hand auf die von Darina.

Das Mädchen schaute sie an, eine Träne lief ihr über die Wange. Darina schüttelte den Kopf: „Nein, es ist nicht alles gut. Ich war heute in der Stadt unterwegs und da hab ich einen jungen Mann kennengelernt. Er konnte mir von sich erzählen, aber ich, ich konnte es nicht. Was sollte ich ihm denn erzählen? Ich weiß doch selbst nicht, wer ich genau bin oder woher ich komme. Ich weiß nur, dass ich hier nicht aufgewachsen bin. Mir kommt hier nichts bekannt vor. Er sagte Cain sei sein Name, sein Vater sei Kieran, kennst du ihn, kannst du mir etwas zu ihm erzählen?“

Die Frau erschrak und ließ Darinas Hand los. Sie wusste nicht, wo sie beginnen sollte: „Kind, wenn es stimmt was du sagst, dann ahne ich, wem du begegnet bist. Dem Prinzen! Sein Vater Kieran ist der Herrscher des Landes Kaskur, er wird von allen gefürchtet. Man nennt ihn Kieran der Schreckliche. Sein Volk muss unter ihm leiden, du siehst es selbst, wir haben kaum etwas zu essen und das Land zerfällt immer mehr. Du musst dich nur umschauen. Das Gras vor unserer Tür, das war vor sehr langer Zeit einmal saftiges Grün und jetzt ist es verdorrt. Die Bäume sind nur noch Brennholz und auf den Feldern lässt sich auch nichts mehr ernten. Es weiß keiner, weshalb wir so gestraft werden. Und Cain, Prinz Cain, der ist sein Sohn. Der Junge, so erzählt man sich, hat es auch nicht leicht. Sein Vater soll sehr streng zu ihm sein. Wenn du ihn heute kennenlernen durftest, war das Glück, denn ich kann mich nicht erinnern, dass er je hier in der Stadt gesehen wurde. Und da ist noch etwas, hat dir Cain von seiner Mutter erzählt?“

Darina schüttelte den Kopf.

„Seit fünf Jahren hat man sie nicht mehr gesehen. Es heißt, Kieran hat sie umgebracht, weil sie ihm unbequem wurde. Darf ich dir einen Rat geben? Halte dich von Cain fern, es wird am Ende nicht gut für dich sein! Du wirst unglücklich werden, also vergiss ihn! Und jetzt iss und leg dich schlafen!“

Die Frau wandte sich zum Gehen. Darina konnte nur ein „Danke“ über ihre Lippen bringen. Sie hätte nie gedacht, dass die Leute im Palast so grausam sind. Würde Cain auch so grausam sein? Das konnte sie nicht glauben, er wirkte ganz anders. Er schien, als hätte er etwas von einem verloren geglaubten Freund, an den Darina sich nicht mehr erinnerte. Sie ging ans Fenster, mit einem sehnsüchtigen Blick zum Palast. Der Junge hatte es ihr angetan. Ihre Gedanken kreisten nur um ihn. Noch eine ganze Zeit saß sie da, bis sie müde wurde und sich ohne noch etwas zu essen ins Bett legte.

Im Palast, oben über der Stadt, saß Cain noch immer am Fenster, er nahm sich ein Papier und fing an das Mädchen, das er gesehen hatte, zu zeichnen. Als sein Bild fertig war, tat er es unter sein Kopfkissen und legte sich darauf, um zu schlafen. Seine Gedanken waren bei ihr, als er glücklich einschlief.

Am Morgen weckte ihn ein Zimmermädchen: „Guten Morgen Hoheit, es ist Zeit zum Aufstehen. Ihr habt schon fast den ganzen Morgen verschlafen. Euer Vater wartet auf Euch in der großen Halle.“

Cain sprang aus seinem Bett, kleidete sich schnell an und befeuchtete sein Gesicht mit einer Hand voll Wasser. Gleich darauf rannte er in die große Halle, wo Kieran auf ihn wartete. Der Junge stürmte hinein, kniete sich vor seinem Vater und entschuldigte sich: „Es tut mir leid Vater, ich habe nicht erwartet, das es gestern so anstrengend war, ich schlief tief und fest …“

Cain wurde von seinem Vater unterbrochen: „Hast du dir Gedanken gemacht, was das Mädchen betrifft? Mehr will ich von dir heute nicht.“

Cain schaute seinen Vater an und nickte: „Ich werde sie suchen und fragen, ob sie bei mir sein möchte. Doch ich werde sie nicht zwingen Vater. Wenn sie mitkommt, freue ich mich darüber, wenn nicht, gibt es noch andere Frauen.“

„Da hast du Recht mein Sohn, will die Eine nicht, nimmt man sich die Nächste. Gut, du kannst gehen! Heute Abend möchte ich hören, was daraus geworden ist.“

Cain nickte und ging in sein Gemach zurück, Daikin betrat es nach ihm. Er wollte Cain begleiten, doch der Junge lehnte ab. Er wollte Darina keine Angst machen, immerhin sollte sie freiwillig mitkommen, wenn sie es wirklich wollte. Mit Begleitung käme es einem Zwang gleich, meinte Cain. Daikin beugte sich dem Willen seines Prinzen und begleitete den Jungen nur bis zum Palasttor: „Cain, einen Augenblick noch! Das soll ich euch geben, es gehörte eurer Mutter, sie hat es von ihrer Mutter bekommen. Es ist das einzige Schmuckstück, welches sie retten konnte, alle anderen wurden ihr genommen und sie wünscht sich, jenes Mädchen, für welches Euer Herz schlägt, soll es bekommen. Eure Mutter hofft, dass sie das für Euch sein wird, wie Ihr es glaubt.“

Daikin überreichte Cain eine kleine Schachtel, die dieser öffnete. Darin lag eine wunderschöne Kette, aus reinstem Silber mit einer leuchtenden Perle als Anhänger. Diese Kette war sehr schlicht gehalten. Cain lief eine Träne über die Wange. Er nahm Daikin zum Dank in den Arm, zum ersten Mal, und ging in die Stadt.

Der erste Weg führte Cain zur Bibliothek um zu schauen, ob er Darina dort finden würde. Er sollte Recht behalten, sie saß an dem Tisch in der Ecke, an welchem er gestern mit Daikin gesessen hatte, versunken in ein Buch. Er ging leise auf sie zu und beobachtete sie. Sie war so wunderschön, heute trug sie ihr Haar offen.

Daria bemerkte erst nach einiger Zeit, dass an ihrem Tisch jemand stand. Sie hob den Kopf und sah Cain direkt in die Augen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie schloss das Buch und begrüßte ihn: „Guten Tag, Ihr habt aber Sehnsucht gehabt, wenn wir uns so schnell wieder sehen? Damit habe ich gar nicht gerechnet.“ Mit einer Handbewegung zeigte sie auf den freien Platz vor ihr. Cain setzte sich. „Was kann ich für Euch tun?“, wollte sie wissen.

Cain wusste nicht wie er beginnen sollte, der Satz seines Vaters ging ihm durch den Kopf: „Schmier‘ ihr Honig ums Maul, das wollen Frauen hören.“

„Guten Tag, Ihr seht heute wieder hinreißend aus. Die ganze Zeit musste ich an Euch denken und an den kleinen Sparziergang, den wir hatten. Ich habe Eure Anwesenheit sehr genossen. Aber sagt mir, wie habt Ihr Euren Abend verbracht?“

Darina setzte sich aufrecht hin und schaute ihm in die Augen: „Gestern Abend habe ich viel nachdenken müssen. Die Frau, bei der ich untergekommen bin, hat mir von Euch erzählt, denn ich hatte keine Ahnung, wer Ihr seid. Sie hat mir geraten, Euch fern zu bleiben. Sie meint es nicht böse, sie will mich beschützen. Gern würde ich Euch mehr von mir erzählen, nur kann ich das nicht. Ich weiß nicht wer ich bin und woher ich komme. Diese Frau hilft mir schon so gut, wie sie kann. Und ja, ich habe den Spaziergang mit Euch auch genossen und freue mich, Euch wieder zusehen, denn Ihr seid auch in meinen Gedanken.“

Diese ehrlichen Worte beeindruckten Cain sehr: „Ich bin eigentlich gekommen, um Euch etwas zu fragen. Ich würde Euch gern viel öfter sehen und weitere Spaziergänge unternehmen. Ich glaube, wir tun uns gegenseitig gut.“ Cain sprach diese Worte mit nervöser Stimme.

Das Mädchen schaute ihn verblüfft an: „Wir beide? Ihr möchtet mich öfter sehen, wie darf ich mir das vorstellen?“

Immer nervöser wurde Cain, eigentlich war es eine blöde Idee, sie kannten sich doch kaum und warum sollte sie ihm folgen wollen, wenn ihr die alte Frau schon rät, sie sollte sich von ihm fern halten. „Ich würde Euch gern mit an den Hof nehmen, dort könnten wir uns immer sehen. Mein Vater würde Euch sehr gern kennen lernen. Ich weiß, wir kennen uns kaum, aber glaubt Ihr an Liebe auf den ersten Blick? Ich schon, ich bekomme Euch seit gestern nicht mehr aus meinem Kopf und ich wünsche mir nichts sehnlicherer, als bei Euch zu sein.“

Darina schaute verdutzt, diese direkte Einladung hatte sie nicht erwartet. Natürlich hatte sie es auch gemerkt, diesen überspringenden Funken, dieses Knistern zwischen ihnen beiden, so als wären sie für einander gemacht. Nur wie sollte sie sich das Leben am Hofe vorstellen? Eingesperrt in einen goldenen Käfig? Sie gab unsicher zurück: „Genau das ist der Punkt. Wir kennen uns kaum. Warum sollte ich mit Euch gehen, zudem kenne ich mich mit den höfischen Regeln nicht aus und hier fühle ich mich recht wohl.“ Nach einer kurzen Pause, während der sie sich tief in die Augen sahen, sprach sie: „Dennoch wünsche auch ich mir, dass wir zusammen jeden Morgen wach werden. Aber ich kann hier nicht weg. Ich hoffe, Ihr verzeiht mir.“

Cain stand enttäuscht auf und schaute sie etwas wütend aber zugleich auch traurig an: „Ich werde nichts unversucht lassen, Euch zu überzeugen, dass Ihr zu mir gehört. Nehmt dies, als ein Zeichen meines ehrlichen Willens. Wenn Ihr Euch für mich entschieden habt, kommt damit zum Palasttor, man wird Euch hinein führen und zu mir bringen.“ Cain legte die Schachtel mit der Gabe seiner Mutter vor Darina auf den schweren Tisch, drehte sich um und verließ den Raum.

Darina war überrascht, sie hatte nicht einmal eine Möglichkeit gehabt etwas zu entgegnen, noch irgendein Wort zu ihm zu sagen. Sie betrachtete die Schachtel, nahm sie in die Hände und drehte sie nach allen Seiten, bevor sie sie vorsichtig öffnete. Als sie den Inhalt sah, stockte ihr der Atem, so schön war dieses Geschenk. Sie legte ihr Buch zur Seite und rannte hinaus. Doch Cain war nicht mehr zu sehen. Mit dem Geschenk an ihre Brust gedrückt, lief sie nach Hause.

Die Frau, die sich um Darina kümmerte, saß auf einem Stuhl vor ihrem Haus. Sie sprach das Mädchen auch direkt an, als sie es kommen sah: „Was ist passiert, erinnerst du dich jetzt an alles? Warum bist du so außer Atem?“

Darina schüttelte den Kopf und zeigte der Frau die Schachtel. Als diese sie öffnete, traute sie ihren Augen kaum. Sie hatte schon viele Schmuckstücke gesehen, jedoch nie ein solch besonderes in den Händen gehalten: „Wo hast du diese Kostbarkeit her?“

„Er war da, Cain war wieder da. Ich saß in der Bibliothek und er fand mich dort. Er sagte, dass er mich bei sich haben möchte und gab mir dieses, als ein Zeichen seiner Gefühle mir gegenüber. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er mich sofort mitgenommen. Nur lehnte ich ab, sagte ihm, dass ich das nicht möchte, da wir uns kaum kennen. Und er sagte darauf, er würde nichts unversucht lassen, damit ich merke das wir zusammen gehören.“

Die Frau stand auf und nahm das Mädchen in den Arm. „Wenn du dort nicht hin möchtest, dann gehst du auch nicht. Aber wenn du auch Gefühle für diesen Jungen hast, solltest du es in Erwägung ziehen. Sieh es als ein Zeichen, wer weiß, vielleicht kann er dir helfen. Du suchst doch Erinnerungen aus deiner Vergangenheit, er hat die Möglichkeiten dir zu helfen. Und ich fühle, er braucht auch deine Hilfe, ihr könntet gegenseitig für euch da sein.“

Soweit hatte Darina noch gar nicht gedacht, könnte Cain auch einsam sein in dem Palast? Braucht er Hilfe, wofür? Schließlich hatte er ihr Einiges erzählt und die alte Frau auch. Darina ging ohne ein weiteres Wort in ihre Kammer. Sie wusste nicht recht, was sie machen sollte, sie war hin und her gerissen. Sie setzte sich wieder ans Fenster und schaute zum Palast hoch, dort würde Cain auf sie warten.

Zurück im Palast traf Cain auf seinen Lehrer Daikin, der wiederrum war gespannt darauf, was der Junge zu berichten hatte: „Und was hat sie gesagt, wo ist sie?“ Er suchte mit den Augen nach dem Mädchen.

Der junge Prinz zuckte mit den Schultern: „Ich habe ihr die Schachtel gegeben und gesagt, wenn sie zu mir möchte, weiß sie, wo sie mich findet. Aber ich gebe nicht auf. Sie wird schon noch kommen.“

Nach diesen Worten ging Cain in seine Räume. Er holte das Bild, welches er von Darina gezeichnet hatte unter seinem Kissen hervor und strich zart darüber.

Derweil saß Darina immer noch am Fenster ihrer Kammer und überlegte, was sie nun tun sollte: „Das ist eine schwere Entscheidung für mich. Natürlich will ich herausfinden, woher ich komme und wohin ich gehöre, aber werde ich es erfahren, wenn ich Cain in den Palast folge? Oder sollte ich lieber hier bleiben, die alte Frau ist sehr gütig und fürsorglich zu mir? Wenngleich sie mir rät, diese Chance zu nutzen … Was mache ich denn jetzt? Cain geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Seine blauen Augen, dieser selbstbewusste Gang den er hat, nicht zu vergleichen mit dem eines Bauern.“

Sie holte die edle Kette hervor, die sie von Cain bekam und tat sie sich um. Der Perlenanhänger lag genau auf ihrer Brust, so konnte sie ihn unter ihrem Leibchen verstecken. In dem Augenblick, als sie sich in einem kleinen Wandspiegel betrachtete, traf sie ihre Entscheidung: „Sie hat Recht, Cain kann mir helfen. Ich könnte mit ihm von vorn beginnen. Und vielleicht kann ich auch ihm helfen, ich hoffe es sehr.“

Darina ging vom Fenster zum Schrank hinüber. Dort lagen ein Quersack und ein paar Kleider. Sogar ihr Schwert stand darin, aber das würde sie hier lassen. Was sollte sie am Hofe damit. Aber ihren Dolch nahm sie und steckte ihn zu den wenigen, ausgewählten Sachen in den Sack. Als sie fertig gepackt hatte, ging sie zu der alten Frau, die sich so aufopferungsvoll um sie gekümmert hatte und verabschiedete sich: „Ich werde jetzt zu Cain gehen, ich muss es einfach. Es zieht mich dorthin und ich glaube, du wirst Recht haben, er wird mir bestimmt helfen können. Für alles, was du für mich getan hast, danke ich dir sehr. Das Schwert, das ich bei mir trug als du mich fandest, lasse ich hier. Wir werden uns wiedersehen, darauf hast du mein Wort.“ Darina nahm die Frau in den Arm und fing an zu weinen. Die Frau konnte nichts sagen, sie weinte auch und wünschte Darina alles Gute und viel Glück. Dann machte sich das Mädchen auf den Weg zum Palast.

Durch die Straßen lief sie, immer näher kam der Palast. Bald stand sie vor dem großen schwarzen Tor, vor dem zwei Wachen postiert waren. Darina ging näher und sprach sie an: „Prinz Cain ließ mich zu sich rufen. Ich bin hier, um mit ihm zu sprechen.“

Eine der Wachen trat zur Seite und machte das Tor frei. Er rief zwei weitere Wachleute und wies sie an, das Mädchen hinein zu führen und den Prinzen zu unterrichten. An einer großen Holztür im Innenhof machten sie halt. Die Wache die sie begleitet hatte, sprach mit einem Diener, der sofort verschwand. Darina kam es wie eine Ewigkeit vor, die sie warten musste. Doch dann sah sie ihn, da war er ihr Retter. Cain stand regungslos am Tor und sah sie an. Darina zog die Kette hervor. Damit war es deutlich. Die Beiden liefen aufeinander zu und fielen sich in die Arme.

Cain und Darina, zwei einsame Seelen, hatten sich gefunden.

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