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Zu schwul, um frei zu sein?

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Informationen

 

Der Junge wohnt bei seinen Eltern.

Er geht noch zur Schule, ist gerade mal 14 oder 15 oder 16 Jahre alt.

Sein Vater ist Alkoholiker.

Er hasst „die Schwulen“.

Der Junge hat keine Chance.

Sein Vater beschimpft ihn, wann immer der Junge ihn sieht, was immer er macht, wie immer er sich verhält.

Seine Mutter ist dem Vater hörig.

Sie leidet ebenso unter den Attacken des Vaters, aber sie liebt ihn.

Also bleibt sie bei ihm.

Sie liebt auch den Jungen.

Aber er kann sich ihr nicht anvertrauen.

Was auch immer er ihr berichtet, von den Beschimpfungen (die sie für nicht so schlimm hält), den Schlägen (die „noch niemandem geschadet“ haben), dem Hass auf den Vater (den sie einfach ausblendet), sie versagt.

Für sie steht die Liebe zum Ehemann höher, als die Liebe zum Sohn.

Und deshalb versagt sie.

Als Mutter, und als Ehefrau.

Ja, als Ehefrau auch.

Denn wenn sie nicht dafür sorgt, dass der Vater endlich eine Entziehungskur macht und dem Alkohol Paroli bietet, dann versagt sie auch als Ehefrau.

Sie sei zu schwach, sagt sie.

Dabei ist sie die stärkste in der Familie.

Sie muss sich nur von dem Mann lossagen, ihm sagen: wenn du dich nicht änderst, verlasse ich dich!

Und meinen Sohn nehme ich mit.

Aber sie sagt das nicht.

Sie blendet die Probleme ihres Sohnes aus, wie sie ihre eigenen ausblendet.

Und so hat der Junge keine Chance.

Niemand in der Familie weiß von seinen sexuellen Neigungen.

Er wagt nicht, sich zu offenbaren.

Sein Vater würde ihn raussetzen.

Also bleibt er der Sohn, der Fußabtreter, der Prügelknabe, der Watschenmann.

Und frisst alles in sich rein.

Kann sich niemandem offenbaren.

Ist allein.

Ganz allein.

Ohne Chance, ein freier Mensch zu sein.

In einem Alter, in dem Menschen frei sein sollten.

Frei sein, zu atmen.

Frei sein, zu Träumen.

Frei sein, zu lieben.

Frei sein, zu leben.

Frei sein, ein Mensch zu sein.

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