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Eine andere Wahrheit

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Wo bin ich?

Es war kalt und hart, soviel spürte er, seine Augen waren verquollen.

Was ist passiert?

Langsam lüftete sich der Schleier über seinem Sichtfeld, er sah eine Straße, verlassen. Er kannte sie nicht. Er schaute nach links und nach rechts, die Straße entlang, kein Anhaltspunkt. Es war Vollmond.

Wo bin ich?

Er versuchte sich zu konzentrieren, es gelang ihm nicht, ein dumpfer Schmerz pochte in seinem Kopf und die Kälte förderte nicht gerade seine Konzentrationsfähigkeit. Bilder kamen zurück. Menschen, Musik, Getränke. Eine Party, nein, oder, er konnte die Bilder nicht greifen. Janus tauchte in seinen Gedanken auf, doch es war keine positive Erinnerung. Er wusste nicht wieso.

Wieso war es keine positive Erinnerung?

Ein weiteres Bild flackerte auf. Janus - Arm in Arm - mit Tim.

Tim? Dieser Bastard. Was macht der mit meinem Janus?

Er kramte in seinen Taschen, kein Handy.

Mist, verschollen im Niemandsland, ohne Handy.

Er musste weg von hier. Sollte er sich nach rechts oder nach links wenden?

Im Zweifel eben nach Norden.

Er suchte den Polarstern und fand ihn, nach links also. Los ging es, immer der Straße nach, weiter und weiter, wohin sie auch führte.

 

Der Mond versank langsam am Horizont und die Dämmerung neigte sich, immer noch war nichts in Sicht, kein Haus, keine Stromleitung, keine Lichter, nichts. Kein Anzeichen irgendwelcher menschlichen Anwesenheit, oder sonstigen Lebens. Wo war er. Eine Straße, der er nun schon mindestens 3,4 vielleicht mehr Stunden folgte und immer noch kein Lebenszeichen, kein vertrauter Ort, gab es sowas?

Angst überkam ihn. Hatte ihn wer absichtlich ausgesetzt? Irgendwo im Niemandsland, wollte irgendwer ihn loswerden? Wollte Tim ihn loswerden um an Janus ranzukommen? War Janus daran beteiligt?

Positiv denken, Positiv denken. Murmelte er vor sich her. Es muss an dieser Straße irgendwann einmal wer vorbeikommen und keine Straße führt ins Nirgendwo.

Die Kilometer schmolzen unter seinen Füßen dahin, bald war es Mittag, dann Abend. Immer noch war er allein. War er in die falsche Richtung gegangen? Hätte er nach Süden gehen sollen? Langsam wurde er müde, doch er konnte, er durfte nicht schlafen. Es war zwar nicht mehr Winter, aber dennoch kalt genug, dass er sich den Tod holen würde. Doch er konnte nicht mehr, nicht mal einen Meter. Erschöpft ließ er sich ins Gras fallen. Ein Schrei entrang sich ihm:

JANUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUS WO STECKST DU

Inzwischen war er sich sicher, dass Janus irgendwie in die Sache verwickelt war. Das Bild Janus und Tim, Arm in Arm, es ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Was war vorgefallen. Wurde er verraten, bildete er sich alles nur ein? Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und heulte. Alle hatten ihn im Stich gelassen, wollten ihn loswerden.

Leise begann eine Stimme zu säuseln, erst merkte er es gar nicht, doch die Stimme wurde lauter.

Hier bin ich, wisperte sie geisterhaft.

Janus?

Jah.

Wo bist du?

Überall.

Verarsch mich nicht, komm raus.

Ich bin direkt vor dir, neben dir und überall um dich rum.

DAS IST NICHT WITZIG JANUS.

(schweigen)

Komm sofort raus.

(schweigen)

JANUS!

Jah, wisperte die Stimme erneut.

Was soll der Scheiß?

Es kam keine Antwort mehr. Er war wieder allein. Schluchzend wurde er träge und schlief ein. Er träumte wirre Bilder von Janus und Tim, Janus und ihm und Tim und ihm. Die Stimme kam wieder vorbei und sprach: „Ich bin du und du bist ich, 2 Seiten einer Sache, untrennbar, gleich und doch verschieden; Verstehe doch.“

Verschwitzt wachte er auf. Er war immer noch an der Straße. An der Straße ins Niemandsland, ins Vergessen, ins unendliche Dunkel. Er wollte der Straße nicht mehr folgen, wollte nur noch dass es endet. Wie soll es nur weitergehn. Eine Zeitlang saß er da, dann stand er auf und lief weiter, gen Norden.

Er wollte nicht drüber nachdenken, doch die rätselhaften Worte kamen ihm immer wieder in den Sinn

Ich bin du und du bist ich, zwei Seiten einer Sache, untrennbar, gleich und doch verschieden; Verstehe doch.“

Er verstand gar nichts, was sollte das bedeuten, wieso war es Janus Stimme die das sprach. Die Landschaft verblasste langsam zu einem verwaschenen grau, nur die Straße war irgendwann noch zu erkennen, schnurgerade, schmaler werdend, bis zur Unendlichkeit. Seine Gedanken wurden leiser. Bis nichts mehr da war, weder er, noch die Straße, noch die Landschaft. Nur eine Stimme die sich freute, aber nicht, wie ihr vielleicht denkt, auf höhnische Weise, sondern vollkommen rein, unschuldig und von purem Glück durchwebt.

Nachwort

Heut mal nur was kurzes. Ist eine Kurzgeschichte! Wird nur einen Teil haben. Vielleicht mag nicht jeder verstehen was ich meine, vielleicht gar keiner, doch so ist das bei Kurzgeschichten. Sie haben alle eine Message, die man vielleicht erst später erkennt, einen versteckten Kern. Zwei Seiten der gleichen Sache eben. Vielleicht mögen manche denken, dass diese Zeilen wohl eher ein Vorwort sind, doch sie gehören ans Ende. Das schönste an Kurzgeschichten ist immer auch wenn man einen anderen Kern als der Autor sieht. Solang es nicht in der Schule ist, ist das was man selbst aus einer Kurzgeschichte mitnimmt nicht falsch. Und daher hoffe ich, dass ihr euren Kopf nicht zu sehr damit zermartert was ich nun sagen will oder wollte.

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