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12 Jahre Uferlos

Teil 5 - Das weiße Mädchen

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Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie die Fußmatte in einem Taxi.

Ich hatte die ganze Nacht wach gelegen und versucht, mit den Ereignissen des vergangenen Tages fertig zu werden.

Als mein Wecker um sechs Uhr zu klingeln begann, war ich schon längst aus meinem Bett aufgestanden und lief in meinem Zimmer auf und ab. Das Klingeln meines Weckers störte mich dabei überhaupt nicht. Immer wieder fiel mein Blick auf den Rucksack, welchen ich in der Nacht zuvor möglichst außer Sicht zu stellen versucht hatte. Und auch das Blut, welches verkrustet an ihm klebte, schob sich ein ums andere Mal in mein Blickfeld.

Was sollte ich nun tun?

Ein Mensch lag im Krankenhaus und würde vielleicht sterben…

Grausam schoben sich die Erinnerungsfetzen in mein Gedächtnis.

Ich hatte alles gesehen und war unfähig gewesen, es zu verhindern. Unfähig diesen Wahnsinnigen aufzuhalten…

War ich zu schwach?

Vielleicht hätte ich alles verhindern können, wenn ich nur stärker oder schneller gewesen wäre.

Ich hätte schneller sein müssen!

Solche und ähnliche Fragen und Vorwürfe schossen mir durch den Kopf. Immer und immer wieder, wenn mein Blick auf den blutverkrusteten Rucksack in der Ecke fiel.

Als, ich mich endlich dazu durchringen konnte, den Wecker zum Schweigen zu bringen, spielte ich kurz mit dem Gedanken, den Rucksack einfach zu säubern und zur Schule zu gehen, gerade so, als wäre nie etwas passiert. Als wäre die jüngste Vergangenheit nichts weiter als ein böser Traum gewesen. Schnell verwarf ich diesen Gedanken wieder. Immerhin konnte ich doch nicht alles ausblenden und einfach so weiter machen wie bisher. Oder doch?

Vor ungefähr einem halben Jahr hatte mein Stiefvater eine ISDN-Anlage installieren lassen, so dass ich mein eigenes Telefon mit eigener Durchwahl hatte. Und eben dieses Wunderwerk der Kommunikation riss mich aus meinen Gedanken: Es klingelte.

Langsam bewegte ich mich zum Schreibtisch, auf dem das Telefon stand. Ich ergriff den Hörer, schloss die Augen und hob ihn langsam an mein Ohr.

„Ja“ war alles, was ich zur Begrüßung auf Lager hatte.

Eine mir bekannte Stimme meldete sich und fragte, ob ich heute in die Schule gehen würde.

„Ich werde heute wohl schwänzen. Was ist mit dir?“

Mein Gesprächspartner hatte ebenfalls nicht vor, die Schule zu betreten.

„Treffen wir uns in der Stadt?“

Die Stimme aus dem Hörer erzählte mir etwas, doch ich bekam es gar nicht mehr mit. Erneut schweiften meine Gedanken ab, drehten sich um die Ereignisse des vorherigen Tages. Ich konnte die schrecklichen Bilder einfach nicht aus meinem Kopf verbannen, also öffnete ich meine Augen und sah sofort wieder den Rucksack…

Wie hypnotisiert starrte ich ihn an, während die Stimme noch immer redete. Wie ein Raubtier kam mir diese Tasche fast schon vor. Lauernd. Nur auf den Moment wartend, mich endlich anfallen und erlegen zu können. Und dann…

„Gut“, ich tat so, als hätte ich zugehört. „Ich werde dann so um Acht im Stadtzentrum sein. Wir sehen uns dann dort.“

Die Stimme sagte noch etwas, doch auch diese Worte erreichten mein Ohr nicht mehr. Ich legte den Hörer auf.

Noch immer klebte mein Blick auf dem Rucksack, und je länger ich ihn ansah, desto mehr wich meine Angst einer unbändigen Wut. Doch wusste ich damals nicht, auf wen ich wirklich wütend war. Heute weiß ich es…

„Verdammte Scheiße!“, fluchte ich und trat gegen meinen Rucksack.


Genau wie am Tag zuvor ging ich den Weg zur Bahnhaltestelle. Mir war es egal, ob man sich heute, hinter vorgehaltener Hand, das Maul über mich zerreißen würde. Sollten sie doch reden. All diese Lästermäuler würden irgendwann die Bahn verlassen und ich würde einfach weiter fahren.

Als ich in die Straßenbahn einstieg, war diese wie jeden Morgen noch sehr leer. Ich setzte mich auf einen der freien Plätze an einem Fenster und beobachtete die Welt durch schützendes Glas, wie in einem Zoo.

Wie sorglos die Menschen doch waren. Jeden Augenblick könnten sie durch irgend eine Laune des Schicksals ihr Leben verlieren.

Von einem Auto überfahren.

In der Badewanne eingeschlafen und ertrunken.

Ein kleiner Genickbruch unter der Dusche vielleicht.

Oder meinetwegen auch von einem Toaster gefressen.

Sie verschwendeten jeden Augenblick ihres Lebens bei dem hoffnungslosen Versuch, ein klein wenig glücklich zu sein. Doch sie alle würden eines Tages wieder daran erinnert werden, dass auf Glück nur sehr selten weiteres Glück folgt. Meistens ist dann erst mal das Pech an der Reihe. Von denjenigen, die es besonders hart trifft, liest man dauernd in der Zeitung, oder sieht Berichte im Fernsehen. Die anderen leiden anonym und im Verborgenen. Es ist also völlig egal, wann und wo man sich befindet – es kann immer passieren, dass sich ein Mensch, wie dieser Koda, in jemandes Leben drängt, und seine Klinge sich in jemandes Leib. Immerhin gab es Personen wie ihn ja nun wirklich im Überfluss auf diesem Planeten.

Ich war so in meine düsteren Gedanken vertieft, dass ich gar nicht merkte, dass die Straßenbahn sich schon gut gefüllt hatte. Dicht an dicht standen die Leute. Etliche Menschen, die meisten von ihnen Schüler, prügelten sich nahezu um die letzten Sitzplätze.

Es wäre stark untertrieben gewesen zu behaupten, ich hätte mich dabei unwohl gefühlt. Denn ob der Menschenmassen stieg eine regelrechte Panik in mir auf.

Ich versuchte mich irgendwie abzulenken und starrte wieder aus dem Fenster.

An der nächsten Haltestelle stiegen noch mehr Leute ein. Die gesamte Bahn war nun zum Bersten gefüllt. Unzählige Gesichter, von denen mich immer eines zu mustern schien.

Kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn und es fiel mir immer schwerer, still auf meinem Platz zu sitzen.

Plötzlich befand ich mich nicht mehr in einer überfüllten Straßenbahn. Ich war wieder vor der Eisdiele, in dem Einkaufszentrum, an diesem Tag…

Unzählige Menschen hatten sich um uns versammelt.

Aus weiter Ferne hörte ich Judith. Sie schrie.

„Nein! Koda, hör auf!“

Wie in Trance drehte ich meinen Kopf zu ihr und sah das Entsetzen in ihrem Gesicht.

Ich kniete auf dem Boden, hielt Nicos Körper in den Armen und beugte mich, in dem Versuch ihn zu schützen, über ihn. Schnell drehte ich meinen Kopf wieder zu Koda und unsere Blicke trafen sich.

Warum hilft uns denn niemand?

Warum greift niemand ein?

Heute würde ich mir diese Frage nicht mehr stellen, denn die Antwort liegt klar auf der Hand…

Entweder trauen sich die die Menschen nicht einzugreifen, oder es ist ihnen schlicht weg egal, was passiert.

So egal, wie es auch Koda war…

Sein kalter Blick ruhte auf mir und es fiel mir sehr schwer, ihm stand zu halten.

„Verpiss dich, oder du bist auch dran!“ Er sprach mit eiskalter, ruhiger Stimme.

Ich drückte Nico noch fester an mich. Er hatte ein zugeschwollenes Auge und blutete aus etlichen Schürf- und Platzwunden.

Koda trat nach mir, als er diesmal energischer sagte: „Ich hab gesagt, verpiss dich, du Hurensohn!“

Schweigend und unfähig mich zu wehren, steckte ich die Tritte ein und versuchte Nico, so gut es ging vor ihnen zu schützen.

Und dann passierte es…

Ich kann mich genauso gut daran erinnern, als wäre es erst vor wenigen Minuten passiert, und nicht vor über einem Jahrzehnt…

Langsam griff der Albaner hinter seinen Rücken und zog ein Messer mit verflucht langer Klinge aus seinem Gürtel.

„Du willst mich ficken, du Hurensohn?“

Mit der Klinge durchschnitt er die Luft, vor meinen Augen. Voller Angst folgten meine Augen jeder Bewegung, die das Messer machte. Ich erwartete jeden Augenblick den Schmerz, den dieses Ding anrichten konnte, zu spüren.

Schnell und mit nach unter gerichteter Klinge hab Koda das Messer über seinen Kopf.

„Ich werde Dich ficken!“

ICH WERDE DICH FICKEN!

Dieser Satz aus meinem Traum schoss mir ein ums andere mal durch den Kopf.

Plötzlich stand Judith vor ihm und versuchte seinen Arm fest zu halten. „Hör auf, du Mistkerl!“, kreischte sie mit Tränen erstickter Stimme.

Der Albaner schlug ihr mit der freien Hand ins Gesicht.

Dann stach er zu…


„Die Fahrausweise, bitte.“

Ich schreckte aus meinem Tagalbtraum auf, als der Fahrkartenkontrolleur mit seinem Ausweis vor meiner Nase rumfuchtelte.

Rückblickend finde ich es verdammt komisch, dass gerade dieser Satz, dem ich Jahre später sehr viele unangenehme Situationen zu verdanken hatte, mich damals zumindest eine Zeit lang vor der schrecklichen Erinnerung gerettet hatte.

Brav zeigte ich ihm meine Schülerfahrkarte. Dann schaute ich ihm nach, als er, ohne einen bösen Schwarzfahrer erwischt zu haben, die Bahn an der nächsten Haltestelle verließ.

Zu meinem großen Erstaunen waren die meisten Schüler bereits ausgestiegen. Ich war so tief in Gedanken versunken gewesen, dass ich überhaupt nicht mitbekommen hatte, dass die Bahn schon an meiner üblichen Haltestelle vorbei war.

Und wieder schaute ich aus dem Fenster, als die Bahn anfuhr. Es hatte zu regnen begonnen.

Nein, eigentlich trifft es das nicht ganz…

Es schüttete wie aus Eimern! Überall sah man Menschen, die versuchten, vor dem plötzlichen Regen Schutz zu finden. Nur wenige hatten einen Regenschirm bei sich. Deshalb versuchten die meisten Leute unter Zuhilfenahme einer Zeitung oder einer Tasche, die Wassermassen von ihren Körpern fern zu halten. Die Aussicht auf Erfolg hielt ich für überaus fraglich.

Kurz vor der nächsten Haltestelle, es waren noch sechs bis zum Stadtzentrum, sah ich ein Mädchen mit langen, blonden Haaren, das versuchte, die Haltestelle noch vor der Bahn zu erreichen. Obwohl sie ungefähr in meinem Alter war und demnach vor Energie nur so strotzen musste, hielt ich auch diese Mission für unmöglich.

Schnell stand ich auf und hielt die Türen der Bahn für sie geöffnet. Kalt spürte ich die dicken Regentropfen auf meinem Kopf, als sie sie endlich erreichte. Ihr blondes Haar klebte ihr nass und in dicken Strähnen im Gesicht und an den Schultern.

„Danke“, keuchte sie, völlig außer Atem.

„Kein Problem“, murmelte ich, als ich mich wieder zu meinem Sitzplatz bewegte.

Der Platz mir gegenüber war frei und genau dort setzte sie sich auch hin.

Aus zwei Gründen kann ich mich noch heute so gut an dieses Mädchen erinnern: Erstens, weil sie komplett in weiß gekleidet war. Sogar ihre Schuhe waren weiß. Und Zweitens, weil sie eine ziemliche Ähnlichkeit mit Judith hatte.

Judith…

Sie hatte versucht, Koda aufzuhalten. Versucht, Nico und mich zu schützen.

Aber warum?

Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, denn nach allem was ich wusste, hasste sie mich doch. Und Nico kannte sie praktisch gar nicht. Es hätte ihr also völlig egal sein können, was mit uns passieren würde. Aber das war es nicht. Egal, was auch immer ihre Motivation war, ich kannte sie nicht und würde sie vielleicht niemals danach fragen können…

Ich muss das Mädchen in Weiß die ganze Zeit über angestarrt haben. Schaute sie vorher noch aus dem Fenster, drehte sie jetzt abrupt den Kopf, sah mich direkt an und lächelte.

„Danke nochmal, das du die Tür aufgehalten hast“, sprach sie mich an. „Hätte nicht jeder gemacht.“

Schnell wich ich ihrem Blick aus. Und so richtete ich meine Worte eher an den Boden der Bahn als an sie. „Ja, ich weiß. Die meisten Menschen kümmern sich nur um ihre eigenen Sachen und sonst um nichts.“

Und wie ich das wusste!

Wieder sah ich die vielen Menschen im Einkaufszentrum. Wie sie um uns herum standen und gafften. Tatenlos. Teilnahmslos.

Tja, als Zuschauer ist man nun mal zur Neutralität verdammt.

„Ist alles in Ordnung?“ Sie lehnte sich ein Stück nach vorn und versuchte, einen Blick auf mein Gesicht zu erhaschen. „Du siehst so traurig aus.“

Heute könnte ich nicht sagen, ob es normal war, wie ich reagiert habe, aber so ist es nun einmal passiert.

„Wie heißt du?“, fragte ich sie, ohne auf ihre Frage zu antworten und ohne sie anzusehen.

„Karina, und du?“

Ich ignorierte auch diese Frage. Stattdessen hob ich den Kopf und bedachte sie mit einem freudlosen Blick. Der Ausdruck in meinen Augen musste sie wohl erschreckt haben, denn sie wich ob meines Blickes ein kleines Stück zurück.

„Karina, hör zu. Ich denke du bist bestimmt ein nettes Mädchen und so.“ Ohne dass ich es wollte, wurde meine Stimme immer lauter, als ich weitersprach: „Aber es geht dich einen Scheißdreck an, ob bei mir alles in Ordnung ist, oder nicht, okay?“

Deutlich konnte ich in ihren Augen sehen, das sie keine Ahnung hatte warum sie von mir so grundlos angeschnauzt wurde. Immerhin hatte sie es sicher nur gut gemeint. Trotzdem fuhr ich unbeirrt fort: „Ich stecke seit ein paar Tagen in der schlimmsten Zeit meines gottverdammten Lebens. Ich stolpere von einer Scheiße in die nächste und jedes Mal wird der Haufen größer.“

Sie wollte wohl etwas dazu sagen, hatte aber keine Gelegenheit, denn nun hatte ich mich erst richtig in Rage geredet: „Ich wurde in den letzten Tagen verarscht, verprügelt, ausgelacht, und vergewaltigt! Und jedes verdammte Mal, wenn ich jemanden näher an mich ran lasse, werde ich von dieser Person verarscht. Und sollte dies“, ich machte eine ausladende Geste, wie ein Zirkusdirektor, der die nächste Nummer ankündigte, „tatsächlich mal nicht der Fall sein, dann passiert demjenigen was Schlimmes. Erst gestern wurde jemand in meinem Beisein niedergestochen. Toll oder? Du siehst also, dass es nicht besonders ratsam ist, sich in meiner Nähe aufzuhalten.“ Die letzten Worte schrie ich ihr geradezu entgegen. Ein Gemisch aus Wut und Verzweiflung trieb mir die Tränen in die Augen. Wut über meine eigene Schwäche und die aus ihr geborene Verzweiflung.

Ich wandte den Blick wieder von dem Mädchen, dass wie vom Donner gerührt da saß, ab und sah wieder aus dem Fenster.

Erneut hielt die Bahn. Noch vier Haltestellen…

Eine kurze Zeit lang sagte niemand etwas und auch die anderen Fahrgäste, die auf Grund meines „Auftritts“ auf uns aufmerksam geworden waren, widmeten sich wieder ihren Zeitungen oder hingen ihren eigenen Gedanken nach.

Es regnete noch immer, aber der Regen verschwand schnell aus meinem Blickfeld, als die Bahn in den Untergrund fuhr und kurz darauf erneut hielt.

Noch drei Haltestellen…

War ich vorher noch der Meinung gewesen, dass Karina nun nicht mehr mit mir reden wollen würde, war ich umso überraschter, als sie es doch tat. Sie sprach leise, fast flüsternd. „Ist dir das alles wirklich passiert?“

Eine Antwort blieb ich ihr schuldig, also redet sie weiter. „Ich kann gut verstehen, warum du so verbittert bist. Das kann ich wirklich.“ Sie beugte sich wieder ein Stück vor und legte eine Hand auf mein Knie. Ich ließ es geschehen. „Aber sag mal, denkst du wirklich, dass es ewig so bleiben wird?“

Ein bitteres Grinsen und ein „Hmmm“ in Richtung des Bahnfensters war alles, was es von mir als Antwort gab.

Wir fuhren gerade in die nächste U-Bahnstation, als sie nach einer kurzen Pause weiter sprach: „Du denkst bestimmt, dass du der ärmste Mensch auf dieser Welt bist und dass sich an deinem Leid nie etwas ändern wird, oder? Aber das stimmt nicht, Patrick.“

Als sie aufstand und zur Tür ging, schenkte sie mir noch ein aufrichtiges Lächeln.

„So, ich muss hier raus. Danke nochmal fürs Türaufhalten und glaub mir, es werden auch wieder schöne Zeiten kommen, versprochen.“

Dann stieg sie aus.

Noch zwei Haltestellen…

Ich könnte bis heute Stein und Bein schwören, dass ich ihr meinen Namen nicht genannt hatte. Aber das muss ich wohl doch getan haben. Woher hätte sie sonst meinen Namen wissen sollen?

Obwohl…

Eigentlich hätte ja alles gepasst, oder?

Blondes Haar.

Weiße Kleidung.

Leider glaubte ich damals nicht an so etwas, und daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

Noch eine Haltestelle…

Und außerdem haben Engel doch Flügel, oder? Also, warum sollten die denn dann mit der Bahn fahren?

Als meine Haltestelle kam, stand ich von meinem Platz auf und bewegte mich zur Tür.

Tief sog ich die abgestandene Luft in meine Lungen, als ich aus der Bahn stieg und mir meinen Weg zurück an die Oberfläche kämpfte.

Es ging mir schon viel besser. Egal ob Engel oder nicht, aber das weiße Mädchen hatte mir sehr geholfen. Es tat gut, mal den ganzen Frust loswerden zu können. Leid tat mir nur, dass ich es an ihr ausgelassen hatte, wo sie es doch nur gut gemeint hatte.

Ich zündete mir eine Zigarette an, als ich die U-Bahnstation verließ und in den Himmel blickte. Es hatte aufgehört zu regnen. Die Wolken waren aufgebrochen und gaben ein kleines Stück blauen Himmel frei. Nicht viel, aber gerade noch groß genug, um sich daran erfreuen zu können. Genauso groß wie meine Hoffnung, dass vielleicht doch noch alles gut werden würde.

Genüsslich zog ich an meiner Zigarette und machte mich auf den Weg zu dem Ort, an dem ich mit Nico verabredet war.

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