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Liebe und solche Sachen

Teil 7

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Auf der anderen Seite vernehme ich erst mal nur Stimmengewirr, die Verbindung ist schlecht und ich muss mehrmals laut meinen Namen sagen, bevor sich die von mir so vermisste Stimme meldet.

»Hallo Maik?«

Felix sagt, er dürfe nicht lange sprechen und erzählt mir, fast ohne ein Pause zu machen, was die letzten Stunden passiert war. Als er an der kleinen englischen Bar vorüber ging, kamen plötzlich einige Gäste auf die Straße gestürmt. Ehe er es sich versah, war er von sich streitenden Engländern umgeben. Im selben Moment waren sie auch schon von Polizisten umringt, die der Wirt zur Hilfe gerufen hatte. Alle Erklärungsversuche, dass er nichts mit der Angelegenheit zu tun hatte, schlugen fehl. Selbst das sich die Engländer selbst für ihn einsetzten, störte die Polizisten nicht. Es mussten alle mit auf die Polizeiwache, wo ein nerviges und umständliches Verhör begann. Erst ein Dolmetscher einer englischen Reisegesellschaft konnte erreichen, dass Felix wieder frei kam. Nun stand er allerdings in Colombo, hatte kein Geld für ein Taxi und der Polizist vor ihm drängelte, dass Gespräch endlich zu beenden.

Marcel, Lisa und Julian hatten das bisherige Gespräch, bei dem sie ja nur mich verstehen konnten, mit gespannten Mienen verfolgt. Mein ruhiger Gesichtsausdruck schien sie aber weitestgehend zu beruhigen.

Nun was war zu tun? Ich schlage vor, selbst mit einem Taxi nach Colombo zu kommen und Felix abzuholen.

Wieder höre ich Gespräche im Hintergrund, kann aber nichts verstehen. Als sich Felix wieder meldet sagt er:

»Ich denke das wird nicht notwendig sein, der Polizist sagt mir, er wird sich um ein Taxi kümmern, es muss nur sichergestellt sein, dass ich auch bezahlen kann, wenn ich am Hotel bin.«

»Das ist kein Problem, ich warte natürlich auf Dich und werde das Taxi dann gleich bezahlen, wenn Du da bist.«

»OK, dann machen wir es so, also bis dann.«

Nun muss ich selbstverständlich erst einmal den anderen genau erzählen, was geschehen war. Erleichtert waren wir nun alle und ich glaube, dass 'erleichtert' in meinem Fall noch ziemlich untertrieben war. Trotzdem, die Anspannung und Aufregung der letzten Stunden wich nur sehr langsam. Während sich die anderen jetzt verabschiedeten, hole ich aus unserem Zimmer das Geld für das Taxi und setzte mich vor unser Hotel auf eine Bank.

Ich sehe auf meine Uhr. Es ist 4:30 Uhr als ich am Ende der Straße das Licht eines Fahrzeuges erkenne. Es ist das Taxi mit Felix. Ich bezahle den Fahrer und stehe nun vor Felix, der mich etwas müde aber glücklich anlächelt. Sekunden sehen wir uns nur an, bis wir uns in die Arme fallen. Seit Stunden habe ich auf diesen Moment gewartet und es kommt mir vor, als wenn es Tage gewesen wären.

»Man ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Ich hätte sterben können vor Angst um dich.«

»Ich weiß Maik. Ich habe mich auch total beschissen gefühlt. Ich wusste doch, dass ihr euch Gedanken macht, aber was sollte ich machen, die Polizei hat mir keine Chance gegeben, mich eher zu melden.«

»Ich bin so froh, dass du wieder da bist. Am Besten ich lasse dich für den Rest des Urlaubs nicht mehr los.«

Ich nehme Felix seine Hand und wir gehen, diesmal nicht an der Rezeption vorbei, sondern hinter dem Pool entlang Richtung Strand, um den hinteren Aufgang zu unserer Etage zu benutzen. Wir kommen an der Bank vorbei, auf der wir den ersten Abend gesessen hatten und ohne ein Wort zu sagen, haben wir beide wohl den selben Gedanken. Die Aufregung der Nacht hat die Müdigkeit vertrieben und wir setzen uns eng nebeneinander auf die Bank. Ich nehme Felix fest in den Arm. Er legt seinen Kopf auf meine Schulter und umschließt mich fest mit seinen Armen. Ich schließe meine Augen und spüre die Wärme seines Körpers, genieße seinen Geruch und höre leise sein Atmen. Das gleichmäßige Rauschen der Wellen klingt sehr beruhigend. Der Ort der mir am ersten Tag noch so beängstigend erschien, gab mir jetzt so viel Geborgenheit. Das große schwarze Meer scheint uns zu beschützen und der laue Wind der Nacht streicht behutsam um unsere Körper. Felix kuschelt sich nah an mich heran. Ein wohliges Gefühl von tiefer Zuneigung durchströmt mich und Felix scheint meine Anwesenheit sehr zu genießen. Seine linke Hand wandert langsam an meinem Oberkörper hinab, zwischen meine Beine, wo sie durch meine leichten Bermudashorts, schnell ihr Ziel findet.

Diese Berührung reißt mich kurz aus meinen Gedanken und ich zucke unwillkürlich etwas zusammen. Felix will seine Hand wieder wegnehmen aber ich beruhige ihn:

»Nein. Fass ihn wieder an, bitte. Es ist so schön.«

Die leicht kreisenden, zärtlich massierenden Bewegungen seiner Hand, bringen mich fast um den Verstand. Was immer um mich herum geschehen mag, ich werde nichts mehr spüren außer seiner Nähe. Ich lehne mich zurück und helfe seiner Hand in meine Shorts. Wie unheimlich zärtlich seine Finger sein können, mal ein fester Griff und dann wieder liebevolles Streicheln, behutsam und forschend zugleich. Ich möchte diesen Moment gern festhalten, für immer bewahren. Plötzlich schaut Felix mir grinsend in die Augen:

»Komm, wollen wir schwimmen gehen?«

»Jetzt gleich? Hier im Dunkeln? Ich habe keine Badehose an.«

»Ich auch nicht. Schämst du dich etwa?«, lacht Felix.

Natürlich nicht, und außerdem konnte ich es gar nicht erwarten, die nackte Haut des Jungen zu spüren, den ich noch immer fest in meinem Arm hielt. Die letzte Nacht die wir zusammen in meinem Bett verbracht hatten, war eigentlich viel zu brav verlaufen, um das wir noch einen Tag verschenken sollten, ohne uns einander ganz hinzugeben.

Die Augen haben sich an die Dunkelheit gewöhnt und der Schein des Mondes der sich im Wasser spiegelt, verdrängt die Finsternis. Ich kann meinen Blick nicht von Felix abwenden, während er sich langsam auszieht. Schon das allein genießen zu dürfen, macht mich im Moment zum glücklichsten Menschen. Er hat einfach einen wundervollen Körper, kaum behaart, kein Gramm Fett zu viel und einfach perfekt proportioniert. Ich bewundere ungeniert seine Nacktheit und als er seine Shorts langsam hinunter gleiten lässt, sehe ich endlich, was ich mir die letzten Tage schon so sehr gewünscht hatte. Felix lächelt und sagt leise:

»Komm endlich her. Du musst nicht nur gucken, du darfst auch mal anfassen.«

Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und schon verlieren wir uns in einen tiefen, langen Kuss, während meine Hände lustvoll über seinen Körper wandern. Seine samtweiche Haut fühlt sich warm an und meine Hände gleiten von seinem Kopf hinab bis zu seinem Bauch und weiter zu der Stelle, die ich gerade noch mit neugierigen Blicken gemustert hatte. Bei dieser Berührung wir sein Kuss noch inniger und lustvoll presst Felix seinen Körper an meinen.

»Ich denke, wir brauchen jetzt aber wirklich beide eine kleine Abkühlung, also los.«

Abkühlung war der richtige Ausdruck, denn das Wasser war tatsächlich für den ersten Moment ziemlich kühl, hatte aber sicher immer noch dieselben Temperaturen, wie unsere heimischen Gewässer auch am Tage. Wir legten uns ins flache Wasser, in den weichen Sand und setzen unsere Beschäftigung fort.

»Halt mich ganz fest Maik. Bitte ich möchte dich ganz nah bei mir spüren.«

»Nichts lieber als das.«, murmelte ich, so gut das eben beim Küssen geht.

Die nächsten Minuten geht alles ziemlich schnell. Wir sind beide nicht mehr richtig in der Lage unser Handeln zu kontrollieren. Viel zu lange haben wir auf diesen Moment gewartet und da jeder von uns weiß, was einen Jungen zur Ekstase bringen kann, bedarf es auch keiner großen Worte.

Ich bin wie benommen und komme erst richtig zu mir, als wir schon wieder in unserem Zimmer sind und eng aneinander gekuschelt in meinem Bett liegen. Wir haben uns seit dem wir aus dem Wasser gekommen sind, nicht mehr losgelassen. Keine Sekunde wollen wir voneinander getrennt sein.

Ich streichle Felix durch seine Haare. Er lächelt und doch sehe ich, dass er feuchte Augen bekommt. Er presst seinen Kopf an meinen Körper und beginnt leise zu weinen. Ich bin unsicher und ziemlich verwirrt.

»Felix, was ist mit dir. Was hast du?«

»Nichts Maik, ich weiß es selber nicht. Ich bin einfach nur glücklich. Ich hatte dieses Gefühl noch nie und habe Angst, es könnte alles nur ein Traum sein und es ist plötzlich alles vorbei.«

»Keine Angst ich glaube es ist unwahrscheinlich, dass wir beide den selben Traum haben und wenn, dann werde ich aufpassen, dass wir nie aufwachen, verlass dich darauf.«

»Ich hab dich sehr lieb Maik.«

»Ich dich auch.«

...

Ich werde durch ein recht seltsames Gefühl geweckt und zwar an einem Körperteil, dass man(n) im allgemeinen als »sein bestes Stück« beschreibt. Es fühlt sich warm und etwas feucht an.
Der Versuch meine Augen zu öffnen gelingt zwar, aber sie scheinen noch nicht gewillt ihren Dienst zu meiner vollsten Zufriedenheit zu verrichten. Die Sonne blickt direkt in unser Zimmer und es ist sehr hell. Ich überlege. Richtig, wir sind erst am frühen morgen ins Bett und selbst wenn ich nicht allzu lange geschlafen hatte, dürfte ich das Frühstück wohl schon versäumt haben.

Nach mehrmaligen blinzeln, kann ich die Bilder vor mir einigermaßen synchronisieren. Ich bin wach und sehe in die Augen eines Jungen namens Felix, der mich gerade an beschriebener, durchaus nicht unsensibler Stelle küsst und sich diebisch freut, dass seine Bemühungen mich auf diese Art zu wecken, zum Erfolg führen.

»He, endlich wach du Langschläfer?«

»Ja und ich werde ab jetzt immer so lange schlafen, bis du mich auf diese Weise weckst.«

Erst jetzt bemerke ich, dass es im Zimmer nach Kaffee und den im Hotel frisch gebackenen Brötchen duftet. Erstaunt sehe ich, dass der kleine Tisch neben meinem Bett recht reichhaltig gedeckt ist. Felix, der mein Erstaunen bemerkt, grinst jetzt fast von einem Oh bis zum anderen.

»Wie wäre es denn mit Frühstück, mein Schatz? Es ist schließlich kurz nach 11 Uhr.«

»Sag mal, wie hast du denn das organisiert? Ich denke es ist verboten, Speisen mit aufs Zimmer zu nehmen?«

»Ist es auch Maik. Aber nicht, wenn man die Kellner mit einem kleinen Trinkgeld besticht.«

Am liebsten wäre ich jetzt wieder eingeschlafen um mich noch etwas in besagter Weise von Felix wecken zu lassen, aber andererseits wollte ich auch den Kaffee nicht kalt werden lassen und der Tag ist ja noch lang, zumal Felix verspricht, seine Weckmethode später noch in Perfektion zu vollenden.

Ich ziehe mir also etwas über und setzte mich an den kleinen Tisch und Felix passt auf, dass ich auch von allem etwas esse. Der letzte Schluck Kaffee und es klopft.

Als ich die Tür öffne muss ich aufpassen, dass mich der Eindringling nicht gleich mit umreißt, als er in das Zimmer stürmt.

»Das müsst ihr euch unbedingt ansehen Jungs, da iss vorhin eine neue Familie aus Deutschland angekommen, da sind zwei Jungs dabei. Mein liebes Schwesterchen ist gerade dabei ihren Balztanz aufzuführen und schlendert ständig um die zwei herum, dass es schon fast peinlich ist.«

»Guten Morgen Julian.«, sage ich, »was sollen wir uns denn ansehen, die beiden Jungs, oder deine Schwester?

»Na Marie natürlich. Sie hat sich irgend einen bunten Fetzen übergeworfen, nur wenig Stoff und nichts drunter und schielt die zwei Typen immer ganz lässig über den Rand ihrer Sonnenbrille an.«

Wir beschlossen uns dieses Naturschauspiel einmal anzusehen und wollten Wetten abschließen, wen von den beiden sie wohl zuerst an der Angel hat. Julian meinte Marie sei da nicht zimperlich in der Wahl ihrer Mittel, wenn sie irgendwo einen süßen Jungen sieht. Irgendwie kann ich sie da ja verstehen.

Am Pool angekommen, begrüßen wir erst mal Marcel und Lisa, die schon seit dem Frühstück in der Sonne liegen und gehen dann zur Bar, um eine paar kühle Getränke zu bestellen. Es ist ungewöhnlich ruhig am Pool. Viele Gäste sind heute morgen abgereist und die neuen sind noch nicht alle da.

Von den zwei Jungs über die Julian berichtet hatte, ist nur einer zu sehen. Er sitzt am Beckenrand und lässt die Beine im Wasser baumeln. Marie sitzt auf der anderen Seite des Pools und räkelt sich »ganz unauffällig« in der Sonne. Ihre Bewegungen werden immer durch einen kurzen Blick unterbrochen, der wohl kontrollieren soll, ob ihre Vorstellung auch genügend Aufsehen erregt. Den Jungen scheint aber weder irgend etwas zu erregen, noch das er sich sonst wie beeindruckt von der Vorstellung zeigt. Er wird so etwa in unserem Alter sein und schaut etwas teilnahmslos ins Wasser. Er hatte sicher auch eine etwas unbequeme Nacht im Flugzeug hinter sich und sieht etwas müde aus.

Ich wunderte mich, dass Marie noch nicht neben ihm saß und ihm ihre persönliche Betreuung anbot. Nun gut ich hatte ja seinen Bruder noch nicht gesehen, vielleicht ist dieses Modell hier nicht ganz ihr Typ.

Julian versicherte auf diese Bemerkung von mir aber, dass alles was irgendwie etwas zum Spielen zwischen den Beinen hat und im entsprechendem Alter ist, auch unbedingt für Marie in Frage kommt. Nun und der Boy der da saß, war nun wirklich sogar ein recht ansehnlicher Vertreter seiner Gattung.

Felix und ich nahmen unser Glas und setzten uns neben den Boy und fragen, wo er denn her kommt.
Aus der Nähe von Berlin sagt er und unterstreicht das mit dem dazugehörigen Dialekt. Nach kurzer Zeit sind wir auch gut ins Gespräch gekommen und wir erfahren, dass er Markus und sein Bruder Stefan heißt. Marie schickt uns von der anderen Seite eindeutige Blicke. Man konnte es regelrecht an ihrem Gesichtsausdruck merken: »Das ist meiner - lasst ja die Finger von ihm.«

Nun da war ja keine Gefahr. Ich und Felix waren vergeben und Julian suchte nach einem Freund in seinem Alter.

Nach einer Weile fragte Markus:

»Und, wie sieht es hier mit Mädchen aus im Hotel.«

Ohne weiter darüber nachzudenken gab ich zur Antwort:

»Hm, weiß nicht so genau, eigentlich interessiert mich das auch nicht besonders.«

Felix schien etwas überrascht, von dieser recht deutlichen Aussage, konnte aber ein leichtes Grinsen nicht verbergen. Markus schaute mich ungläubig an und sagte mehr zum Spaß:

»Wieso bist du etwa schwul, oder fest vergeben?«

Ich sagte nun ziemlich ernst:

»Beides, ist das ein Problem?«

Ich war über mich selber erstaunt. Noch vor zwei Tagen hätte ich riesen Probleme damit gehabt, dies jemanden zu sagen, den ich gut kenne und erst recht keinem fast Fremden. Markus schien aber noch viel überraschter von meiner Antwort als ich, denn er begann zu stottern:

»Echt, ... du bist schwul? Ich ... ich meine ich habe noch nie einen Schwulen getroffen. Ich... ich meine persönlich. Bist du da irgendwie in Behandlung?«

»Ja,«, sagte ich trocken, »bei dem hier.«

Ich zeigte dabei auf Felix und legte meine Hand wie zum Beweis auf seine Schulter und Markus stotterte weiter:

»Ach... so... Ich hoffe meine Eltern haben nicht das falsche Hotel gebucht. Ich... ich meine ... versteht das nicht falsch, aber ich habe wirklich nur 'normale' Freunde ... und ..., ach seid mir nicht böse, aber ich weiß nicht recht, wie ich darauf reagieren soll. Wir haben bisher immer nur Witze über Schwule gemacht und ihr seht gar nicht so aus und seid so nett.«

»Keine Angst das ist ein ganz 'normales' Hotel mit ganz 'normalen' Gästen und mit zufällig einem ganz 'normalen' schwulen Paar, aber ein wenig vorsichtig musst du trotzdem sein, denn wir sind hier nicht die einzigen, die auf Jungs stehen.«

»Nun wer denn noch, ich glaube ja fast, dass ich hier als Hetero der Außenseiter bin.«

»Kann schon sein, aber guck mal da rüber das Mädchen ist noch zu haben.«

In Markus seinem Gesicht macht der Schreck einem leichten Lächeln platz, als wenn die Wolken vor der Sonne verschwinden.

»Nun das lass ich mir schon eher gefallen.«, grinst er zufrieden.

»Die kannste haben und 'n Abendessen gibt es gratis dazu.«

- pustet Julian hervor, der sich neben uns setzt und die letzten Worte wohl mitbekommen hat. Natürlich sagte er das ziemlich schnell und in seinem typischen Dialekt, so das ich Markus diesen Satz erst noch übersetzen muss.

Marie ist die ganze Sache wohl nicht mehr ganz geheuer, da sie wohl irgendwie zu spüren scheint, dass es sich bei unseren Gesprächen auch um sie dreht. Um schlimmeres zu verhindern, kommt sie jetzt zu uns herüber und beugt sich zwischen mich und Markus. Das leichte Stofftuch mit dem sie das nötigste ihres Oberkörpers verhüllt, lässt dabei einen ungehinderten Blick vom Kinn bis zum Bauchnabel zu. Was mich recht kalt lässt, führt bei Markus dazu, dass er für einen Moment nicht mehr in der Lage ist, seinen Mund zu schließen. Der für ihn etwas unerwartete Einblick, bringt scheinbar doch einige seiner Grundfunktionen durcheinander. Er will sich nur etwas zur Seite drehen und stürzt dabei ins Wasser.

»Da hast du's Schwesterchen,«, lacht Julian laut, »er sieht dich und will sich gleich das Leben nehmen.«

Marie ist aber scheinbar diese Sprüche ihres Bruders gewohnt und beugt sich nun noch etwas tiefer zu dem im selben Moment wieder auftauchenden Markus.

»Hi, ich bin Marie und wollte dich eigentlich mal an die Bar einladen, bevor dir die Jungs hier vielleicht noch was völlig falsches über mich erzählen, aber wie ich sehe willst du lieber baden.«

»Nein ..., ich meine ja, da nehme ich dankend an, ich wollte sowieso gerade etwas trinken und das mit den baden war eigentlich gar nicht so geplant.«

Felix und ich helfen Markus aus dem Wasser und während Marie und er an die Bar verschwinden, holt Julian einen Wasserball und binnen weniger Minuten sind wir drei und auch Marcel und Lisa im Pool verschwunden und ringen jeder gegen jeden um den Ball. Nach einer Weile beschließen wir zwei Mannschaften zu bilden und im Wasser Volleyball zu spielen. Felix spannt das Netz und ich ziehe mir ein T-Shirt über, um mich etwas vor der Mittagssonne zu schützen. Vom Beckenrand hatte uns schon eine ganze Weile ein Junge zugesehen und ich frage ob er nicht Lust hätte mit zuspielen, dann wären wir 2 x 3.

Der Junge sagt freundlich zu und freut sich offenbar darüber. Er ist vielleicht 18 Jahre alt, hat blonde kurze Haare und ist nicht gerade schlank. Er hat mit Sicherheit einige Kilo zu viel, die er sein eigen nennt. In seinem Gesicht tummeln sich lustig einige Sommersprossen und bevor er ins Wasser kommt, bringt er noch seine Brille in Sicherheit. Sein Name ist Stefan und welch ein Wunder, er hat einen Bruder namens Markus. Julian ist fertig mit dem Netz und los geht es.

Ich staune etwas, denn Stefan und Markus haben eigentlich nichts das verrät, dass sie Geschwister sind. Stefan scheint bei weitem nicht so ruhig wie sein Bruder zu sein und trotz seiner Figur ist er überraschend beweglich und spielt hervorragend Volleyball.

Felix spielt in der gegnerischen Mannschaft und wenn wir beide am Netz stehen, können wir es natürlich nicht lassen uns gegenseitig unter Wasser zu tauchen. Stefan hatte offenbar einmal mitbekommen, wie Felix mir unter Wasser einen Kuss gab und lächelt verlegen, als wir wieder auftauchen.

Kurz nach 13:30 Uhr wird Stefan von seinen Eltern zum Essen gerufen und auch wir haben trotz des späten Frühstücks jetzt Hunger. Julian fragt seine Eltern, ob er mit bei uns am Tisch essen kann und wir trocknen uns ab um in etwas leichter und legerer Kleidung im Speisesaal zu erscheinen. Markus steht etwas unschlüssig vor dem Büfett und inspiziert misstrauisch das Speiseangebot. Gerade will ich anfangen ihm ein wenig über die für ihn noch unbekannten Dinge zu berichten, drängelt sich auch schon Marie dazwischen und übernimmt diese Aufgabe.

Stefan ist da scheinbar etwas schneller in seiner Wahl und kommt gerade mit einem Salatteller an unserem Tisch vorbei. Er scheint meinen ungläubigen Blick zu bemerken, zuckt mit den Schultern und sagt:

»Na ja, ich mach gerade 'ne kleine Diät, ich hab's ja wirklich nötig.«

»Ja Dicker, gib's nur zu, du willst doch nur etwas attraktiver für die Mädels werden.« ärgert ihn sein Bruder, der gerade die Speiseauswahl beendet hat und mit einem vollen Teller zum Tisch seiner Eltern wandert.

Stefan verzieht viel sagend das Gesicht und trottet hinterher. Wir besprechen beim Essen, was wir aus dem Nachmittag machen könnten. Julian will mit seinen Eltern eine Bootstour auf dem nahe gelegenen Kanal machen und Marcel und Lisa wollen sich ans Meer legen. Felix und ich entschließen uns für die Variante Kanal, wenn noch zwei Plätze frei sind. Als wir das an der Rezeption abgeklärt haben, verschwinden wir im Zimmer um uns für die Bootsfahrt um zuziehen und die Kamera zu holen.

Der Holländische Kanal führt mehr als 100 km Richtung Norden bis nach Puttalam. Die Holländer haben diesen Kanal vor ca. 300 Jahren zum Abtransport von Gewürzen benutzt und das war damals hauptsächlich Zimt. Das interessanteste Stück ist sicherlich das zwischen Negombo, wo wir uns ja befinden, und Colombo. Diesen Abschnitt konnten wir also nun etwas genauer betrachten. Man sieht völlig überlade Boote, Menschen die am Ufer baden, Einheimische die mit kleinen Booten fischen und Kinder die im Wasser spielen. An vielen Stellen muss der Kanal ständig von Sand befreit werden. Eingerahmt ist dieser Wasserweg durch das wunderschöne tropische Grün. Es fällt schwer diese Welt hier richtig zu begreifen. Auf der einen Seite gibt es recht moderne Geräte und Maschinen, die für die Arbeit benutzt werden und auf der anderen Seite sieht man Arbeitselefanten, die mit dem Transport von Holz beschäftigt sind. Eine Welt wie sie gegensätzlicher kaum sein kann.

Nach ca. zwei Stunden sind wir wieder zurück im Hotel um kommen gerade noch zurecht zum Kaffee. Marcel und Lisa hatten uns vorsorglich schon ein paar Stück Kuchen reserviert. Stefan und Markus saßen nebenan und ihre Eltern wollten gleich wissen, wie unsere kleine Tour war und ob es sich lohnt, sie auch mal zu buchen. Nun da die Bootstour zum »Alles inklusive Angebot« gehörte, lohnte sie sich natürlich auf jeden Fall, denn man musste sie ja nicht extra bezahlen.

Marie saß ebenfalls mit am Nachbartisch neben Markus. Stefan sah irgendwie genervt aus. Er hatte nicht mehr das fröhliche Lächeln vom Vormittag im Gesicht. Sein Bruder schien irgendetwas zu ihm zu sagen, dass ich aber nicht verstehen konnte. Stefan schob mürrisch seinen Kuchen, den er noch nicht angerührt hatte, zu Markus und verschwand Richtung Pool. Ich bemerke das Markus von seiner Mutter, die offenbar verstanden hatte was er sagte, sehr vorwurfsvoll angesehen wird.

Felix und ich holen unsere Badesachen aus dem Zimmer und gehen auch wieder zum Pool, während die anderen Tischtennis spielen wollen. Stefan sitzt wie am Vormittag am Rand des Pools und lächelt uns an, als er uns kommen sieht. Wir setzen uns daneben und ich frage:

»Na, Zoff mit deinem Bruder?«

»Nein, Markus ist schon in Ordnung. Er ist nicht mein richtiger Bruder. Meine Mutter und sein Vater haben vor zwei Jahren geheiratet und so kommt es, dass ich eine Bruder habe, der nur zwei Wochen älter ist als ich.«

Nach einer kurzen Pause erzählt er weiter:

»Wir verstehen uns eigentlich super, aber wenn wir zusammen irgendwo hin gehen, ist es immer das selbe. Er bekommt die hübschen Mädchen und ich bleibe alleine. Markus hat schon auf so manches Date verzichtet, nur damit ich nicht alleine rumhängen muss, aber eigentlich will ich das nicht. Ich bin nun mal nicht so der Mädchenschwarm.«

Plötzlich lächelt Stefan wieder:

»Ihr zwei habt die Probleme mit Mädchen offensichtlich nicht, habe ich das richtig gesehen?«

»Ja Stefan, Felix und ich sind ein Paar, hast du da Probleme damit?«

»Nein, ich habe in Berlin einen guten Kumpel, der ist auch schwul. Ich kenne ihn von früher als wir noch nicht bei Markus und seinem Vater gewohnt haben. Ich verstehe mich sehr gut mit ihm und er ist der einzige, mit dem ich wirklich über alles reden kann. Er hat jetzt auch eine Freund. Ich glaube er ist sehr glücklich, aber wenn ich ihn mal brauche, ist er trotzdem immer für mich da.«

In diesem Moment kommt Markus zu uns stupst seinen Bruder von hinten an und meint:

»He, sei nicht sauer auf mich Brüderchen, war nicht so gemeint vorhin.«

»Weiß ich doch, Markus. Iss schon ok.«

Nach diesem Gespräch springen wir alle ins Wasser.

Den Rest des Tages verbringen wir alle gemeinsam. Wir zeigen Markus und Stefan die gesamte Hotelanlage und gehen vor dem Abendessen noch einmal ins Meer schwimmen. Am Abend sitzen wir wieder an unserem Stammplatz und beraten die Neuankömmlinge betreffs der Getränke.

Marie sitzt zwischen den beiden Brüdern und ist alles andere als verlegen, wenn es darum geht, etwas Körperkontakt zu erhaschen. Felix schaut mich plötzlich total verwundert an. Hat er das selbe bemerkt wie ich?

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