zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

Riding the Devil

Teil 4

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

Inhaltsverzeichnis

Daniel

Die nächsten Tage waren nicht so klasse, mein Kopf tat immer noch weh und nur in Filmen stehen Leute nach so was wieder auf und retten die Welt. Dafür war ich an den Wochenenden oft mit Chris im Landhaus und das war ziemlich super, besonders die Nächte, ich mein, im Bett macht das einfach mehr Spaß als am See und so langsam kriegte Chris auch mehr Spaß daran. Dafür gab's aber auch 'n ziemlich strengen Stundenplan, jedes Wochenende drei Mal drei Stunden mit Walsh, die meiste Zeit waren wir beim Schießen. Samstag morgens, wenn Dahille zu Chris kam, übte Walsh mit mir kämpfen und er brachte mir 'n paar echt gemeine Sachen bei. Er meinte immer 'Wenn du nicht kämpfst, um zu töten, dann bist du bald selbst tot', na ja, irgendwie war das schon brutal, bei Dahille hatte das noch einen Hintergrund, aber Walsh wollte einfach nur schnell und leise töten und genau das lernte ich von ihm. Ich weiß nicht, ob's an den Pistolen lag und am Kämpfen, aber irgendwie hatte ich angefangen, mehr nachzudenken als sonst. Ich mein, ich bin ja nicht blöd, aber eigentlich nicht so der nachdenkliche Typ...aber irgendwie...

"Walsh?"

Er hat wohl mitgekriegt, dass jetzt was Wichtiges kam, jedenfalls hat er mich nur angeguckt

"Was ist eigentlich, wenn mal nichts mehr geht? Wenn's zu viele sind und du nicht mehr weg kannst?"

Walsh legte seine Beretta weg und krallte sich ne Kippe. Gute Idee. Eigentlich rauchen wir hier unten auf der Schießbahn nicht, aber das war so'n Moment

"Du meinst, wenn es zu Ende ist? Chris hebt die letzte Kugel für sich selbst auf, aber das ist nicht meine Art. Ich nehme so viele mit, wie ich kann, damit der große Jäger da oben mich mit einem Lächeln empfängt. Ich habe Angst davor, alt und krank im Bett zu sterben, da ist mir eine Kugel lieber."

Ich hab nur genickt. Typisch Walsh. Keep it simple, dummy. Aber das war nicht so ganz meins. Ich hab dann Chris gefragt, am Abend, bei der Zigarette danach. Fand er gar nicht gut.

"War der Sex so gut, dass du gleich ans Sterben denkst? Dann wird's dunkel und dann kommt nichts mehr. Wie einschlafen, nur dass man nicht mehr aufwacht."

Ich weiß, wann sich jemand um 'ne Antwort drückt, ich weiß aber auch, wann es besser ist, die Schnauze zu halten. Später, kurz vor dem Einschlafen, hat er dann erzählt

"Daniel? Willst du immer noch wissen, was ich übers Sterben glaube?"

"Klar."

"Ich glaube, dass Sterben ziemlich weh tut, aber wenn es vorbei ist, dann wird es gut. Ich glaube, dass da oben ein paar von den Jungs auf mich warten, die diese Schweine getötet haben und ich glaube, dass die Danke sagen wollen... und vielleicht auch noch ein paar andere Leute."

"Und dann?"

"Und dann geht's irgendwie weiter... mir würde es schon reichen, eine gute Familie zu kriegen, mal ein bisschen Glück zu haben, das wäre schon klasse."

Chris hatte mir nie erzählt, was vorher gewesen war, vor den Filmen

"Deine Familie war wohl nicht so super, oder?"

Er sagte lange nichts und ich dachte schon, er wäre eingeschlafen, dann holte er tief Luft

"Nein, die war ziemlich schlimm. Ich weiß nicht, wer mein Vater ist. Meine Mutter hatte einen Freund, der für uns bezahlt hat. Sie brauchte nicht zu arbeiten. Dafür hat er sich mehr für mich als für sie interessiert. War ihr ganz recht. Als sie dann gemerkt hat, dass sie mit mir Geld machen kann, hat sie es getan. Als ich Schießen gelernt habe, habe ich keine Scheibe

gesehen, sondern den Kopf meiner Mutter."

Jetzt zuckte ich doch mal zusammen

"Hast du sie...erschossen?"

"Nein. Aber irgendwann werde ich sie über den Lauf meiner Pistole ansehen und dann werde ich wissen, ob ich abdrücke."

Na, das war doch mal 'n tröstlicher Gedanke vorm Einschlafen. Meine Güte, und ich hatte gedacht, ich hätte Pech mit meiner Mutter gehabt.

Am nächsten Wochenende war's dann so weit. Chris und ich machten Urlaub. Und das fing schon so richtig Klasse an, wir hatten uns am Bahnhof getroffen, das heißt, wir hatten uns noch nicht getroffen, Chris hat's nicht so mit Pünktlichkeit, die Bahn aber zum Glück auch nicht und deshalb kamen Chris und der Zug zur gleichen Zeit und da hab ich ihn gleich angeschissen

"Bist du bescheuert? Schleppst du deine Pistole mit?"

Man kann die Wölbung unter der Jacke sehen, wenn man weiß, wohin man gucken muss

"Natürlich. Du nicht?"

"Wie denn wohl, die liegt doch im Landhaus. Wenn dich jemand damit sieht, gibt's echt Ärger!"

"Quatsch, wer soll das denn sehen?"

"Ich hab's gesehen und so blöd sind die Bullen nun auch wieder nicht."

Er hat sie dann unauffällig in den Rucksack gesteckt... aber ich glaub, die Oma neben uns hätte uns nicht ihre Plätzchen rüber gegeben, wenn sie gewusst hätte, dass Chris 'ne 45' dabei hatte... oder sie hätte die Kohle gleich mitgeschickt. Zum Glück dauerte die Fahrt nicht so ewig und im Hotel haben die sich fast überschlagen als wir kamen, Chris' Vater hatte die

Reservierung gemacht. Dafür hatte das Doppelzimmer auch noch 'n Wohnzimmer mit Balkon, nicht schlecht, gar nicht schlecht. Mit dem Wetter hatten wir 'n bisschen Pech, war was windig, aber an der See ist das eigentlich ganz schön. Und dann wurd's so richtig romantisch, zusammen am Strand lang zu laufen und sich vom Wind mal so richtig durchpusten zu lassen, das hat schon was. Und da gab's auch Dünen und die waren echt super und wir haben wie die Blöden Verstecken gespielt und bei den Fußspuren im Sand war's nicht wirklich schwierig, wen zu finden und natürlich sind wir zusammen so 'ne Düne runtergerollt und Terry hätte mir die Ohren abgerissen, wenn er gesehen hätte, wie ich so 'n Abhang runtergesprungen bin, waren dreieinhalb bis vier Meter, aber es war einfach nur gut.

Chris hat zum Abendessen für uns beide Rührei mit Krabben und Bratkartoffeln bestellt und als wir das auf hatten, kriegte ich noch Hunger und wir haben einfach das Gleiche noch mal bestellt, dem Kellner ist fast die Kinnlade runtergefallen. Und zum Nachtisch gab's Eis und ich hab natürlich Schokoladeneis mit Schokoladensauce bestellt und spätestens da hat uns der Kellner endgültig abgeschrieben. Später, im Bett, war ich dann so richtig glücklich

"Chris, willst du eigentlich Kinder?"

"Scheiße, wie kommst du denn jetzt auf die Idee? Ist ziemlich unwahrscheinlich, dass wir schwanger werden, auch wenn wir uns noch so viel Mühe geben."

"Mist, dann kann ich die Pille ja absetzen. Ernsthaft, mit dir hätte ich gern Kinder."

Er hat 'n Moment gebraucht, um nachzudenken

"Ja, ich glaube, mit dir würde ich mir das zutrauen. Glaubst du, dass wir gute Eltern wären?"

Gute Frage, aber das kann doch eigentlich nicht so schwierig sein

"Wir können ja so 'n ganz Kleinen adoptieren, dann können wir ihn richtig verderben und dann wird er so wie wir."

"Das arme Schwein. Du kümmerst dich um die Windeln und ich gehe arbeiten."

"Vergiss es! Die Arbeit wird geteilt. Wie soll er denn heißen?"

"Hm, Tom finde ich ganz schön. Oder Nick. Oder Jamie."

"Jamie? Ich dachte es wird 'n Junge und Tom find ich besser."

"Sag mal, wenn wir uns ganz heftig anstrengen, vielleicht klappt es dann ja doch mit der Schwangerschaft?"

Na ja, versucht haben wir es jedenfalls...

Ein paar Monate später kam Dahille zum Frühstück und das machte er normalerweise nicht. Und Josef setzte sich mit an den Tisch und der wäre sonst lieber gestorben und da wusste ich natürlich, dass da was kam. Tat es auch.

"Liebe Freunde, wie es aussieht, haben wir wieder einen Verdächtigen."

Karl, also Herr von Mehringfeld, wir duzten uns inzwischen, machte den Chef.

"Wir wissen definitiv, dass er mehrere Filme gemacht hat, wir konnten ihm auch drei Snuffs zuordnen. Er hat vor ein paar Tagen wieder einen Film gemacht, der Junge lebt glücklicherweise noch, das Ausmaß der Gewalt und die Gesamtlage lassen jedoch vermuten, dass sich das bald ändern wird - wenn wir nichts tun. Daniel, wie sieht es aus, bist du dabei?"

Die Katze im Sack kaufe ich nicht

"Wobei? Was wäre mein Job bei der Sache? Wie läuft das ab?"

"Walsh, Chris und du treffen sich mit der Zielperson. Chris' Gesicht ist in der Szene ein Klassiker, das schafft Vertrauen, wir haben auch ein paar Namen, die ihr nennen könnt. Ihr bietet der Person eine Partnerschaft bei einem größeren Projekt an, nach dem Muster: Wir haben die Idee und auch die Leute, du hast das Equipment und das technische Know-how, also können wir uns gegenseitig helfen und richtig Geld verdienen. Ihr wollt natürlich die

Ausstattung sehen und wir haben Fotos aus den Snuffs. Wenn das der Ort ist, werdet ihr es wissen und Chris wird wissen, ob die Person es ernst meint, er kennt den Typ. Wenn er echt ist, dann befreit ihr den Jungen, Chris und Walsh erledigen den Rest, falls du dich da heraushalten möchtest. Dahille wird im Wagen warten, wenn nötig, wird er helfen."

Hörte sich für mich ganz gut an, aber eine Frage wollte ich schon lange mal loswerden

"Warum hetzen wir dem Typen nicht einfach die Bullen auf den Hals?"

Karl lächelte

"Das wäre uns allen auch lieber, glaub mir, aber unsere Beweise sind nicht immer das, was ein Gericht anerkennen würde. Auf den Filmen ist er natürlich nicht zu erkennen und er hat die üblichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Er vermietet seinen Folterkeller ganz offiziell - natürlich nur an Erwachsene, er ist häufig auf Geschäftsreise und natürlich gibt es irgendwo Einbruchspuren und damit kann jeder die Snuffs gemacht haben. Mit einem guten Anwalt heuchelt er tiefstes Entsetzen über das, was sich in seiner Abwesenheit in seinem Haus abgespielt hat und verlässt den Gerichtssaal als freier Mann. Danach wechselt er den Wohnsitz und fängt wieder an. Wir ziehen da eine endgültige Lösung vor."

Ich dachte an die Bilder von den toten Kids und nickte

"Ich bin dabei. Wann geht's los?"

"Abfahrt in 30 Minuten. Du bist der noch wenig erfahrene Geschäftspartner von Chris und hast bisher in privaten Produktionen mitgewirkt, jetzt willst du mal etwas Geld verdienen. Lass Chris reden, aber stell dich nicht dumm, okay?"

Ich nickte. Als ich heute Morgen aufgestanden war, hatte ich wirklich nicht gedacht, dass ich heute 'nem echten Kindermörder gegenüberstehen würde, aber so war's besser, sonst hätt ich wohl nicht so gut geschlafen. Ich holte meine Glock und steckte sie in den Gürtel, unter der Jacke praktisch nicht zu sehen, und dazu noch zwei Magazine, also, wenn ich mit 50 Schuss

nicht hinkam, dann war ich aber echt am Arsch. Trotzdem war ich 'n bisschen nervös, als ich mit Chris im BMW saß

"Wo geht's denn hin?"

"Wie üblich, ein abgelegenes Haus, ungefähr 40km Fahrt."

"Und was machen wir, wenn er gar nicht da ist?"

Na ja, schließlich war er ja wohl oft unterwegs, hatte Karl jedenfalls gesagt. Chris grinste nur und meinte trocken

"Er erwartet uns. Ich habe den Kontakt über das Internet gemacht und mein Gesicht in die Webcam gehalten, da fing er schon an, zu sabbern. Wahrscheinlich meint er, heute wäre sein Glückstag und wenn ich schon mal da bin, könnte er mich auch gleich vernaschen."

Er grinste immer noch, aber es war so 'n Grinsen, das die Hölle zufrieren lässt. Ich hab die Klappe gehalten und versucht, mich wie einer zu fühlen, der schon 'n paar Pornos hinter sich hat - hat nicht geklappt. Als Walsh auf einen Parkplatz fuhr und Dahille sich in den Kofferraum verkrümelte, wusste ich, dass es bald soweit war. Ich putzte mir unauffällig die Hände an der Hose ab und Chris lächelte

"Hey, keep cool. Wenn alles planmäßig läuft, brauchst du nur gut auszusehen und dafür brauchst du dich nicht anzustrengen."

Ist komisch, mit Komplimenten hatten wir's beide nicht so, ich mein, ich liebte Chris, aber gesagt hab ich's nicht und er auch nicht. Ist ja auch egal, jedenfalls wurde Walsh langsamer und Chris lud seine Pistole durch, jetzt wurd's ernst. Da stand 'n Haus mit Bäumen drumrum und ganz viel Gegend. Drei Snuffs hatte Karl gesagt, also drei tote Kinder und ein Junge wartete wohl noch ... wartete auf uns. Und dann hatte ich auf ein Mal wieder das Gefühl, wie damals, als ich den Film mit Chris gesehen hab. Da war ein Junge, so wie Chris, und ich würde dafür sorgen, dass er leben konnte, egal, was das kostete. Als wir ausstiegen, war ich es, der lächelte.

Der Typ hat wohl schon auf uns gewartet, wir brauchten nicht zu klingeln und er machte eigentlich 'n ganz freundlichen Eindruck

"Guten Morgen! Geht geradeaus durch, da ist das Wohnzimmer. Möchtet Ihr Kaffee? Ich habe welchen gemacht."

"Guten Morgen. Klar, Kaffee ist immer gut. Walsh, Daniel?"

"Für mich bitte schwarz."

"Für mich auch."

Im Wohnzimmer standen die Tassen schon auf dem Tisch, wir setzten uns hin und der Typ kam mit der Kanne aus der Küche. Mit der Kanne und mit irgendwas anderem. Und dann verschwamm die rechte Hand von Walsh und da wusste ich Bescheid. Das hier würde nicht planmäßig ablaufen. Auf gar keinen Fall. Walsh hatte viele Stunden damit verbracht, mir einzutrichtern, was ich machen musste. Das es wirklich funktioniert hatte, merkte ich erst, als ich auf dem Boden lag und meine Waffe in der Hand hatte und dann ist Chris' Pistole losgegangen und der Typ mit der Kaffeekanne in der linken Hand und mit der Pistole in der rechten hatte keinen Hinterkopf mehr. Und dann brach die Hölle los. Ich kann seitdem keine Actionfilme mehr gucken, ohne das meine Hände anfangen, zu zittern. Aber damals haben sie nicht gezittert. Einer hatte hinter dem Sofa gewartet, einer kam aus der Küche und einer aus dem Flur. Der aus dem Flur hatte eine MP und er kam schießend rein. Ich hab ihn über den Lauf meiner Pistole angeguckt und dann machte die Glock das, wofür sie gebaut worden war. Ich hab automatisch mitgezählt, vier Kugeln. Und ich glaub, sie haben alle getroffen. Und dann war plötzlich alles ruhig. Dahille stand in der Küchentür und seine MP qualmte noch ein bisschen. Keine Ahnung, wie der so schnell reingekommen war. Walsh stand langsam auf und machte so'n komisches Geräusch und Dahille ging langsam zu einem von den Sesseln. Ich konnte nur zwei Schuhe und 'n bisschen Hose sehen...zwei Schuhe...zwei Schuhe, die ich heute an Chris' Füßen gesehen hatte. Und da wusste ich, dass das komische Geräusch von

Walsh so was wie 'n Schluchzen gewesen war. Ich wollt's nicht sehen, aber ich bin hingegangen. Zwei kleine Löcher in der Brust. Die Augen waren offen und sahen nichts mehr. Nie mehr. Wir haben ihn ins Auto gelegt. Ich hab Chris' Pistole genommen. Es ist das Einzige, was ich von ihm habe. Manchmal, wenn ich's nicht mehr aushalte...dann denke ich an die letzte Kugel, die Chris immer für sich selbst aufgehoben hat. Sechs Kugeln sind noch drin. Das reicht.

Ich hatte mich schon ins Auto gesetzt, als Dahille kam

"Komm mit. Vielleicht finden wir, wofür Chris gestorben ist. Du hast es verdient, dabei zu sein."

Wir fanden es. Besser gesagt, wir fanden ihn. Im Keller, in einem Käfig wie so'n scheiß Hund. Er hatte tierische Angst, als wir da mit unseren Waffen reinkamen. Ich hab einmal geschossen, weil ich keinen Schlüssel zu diesem verdammten Käfig sehen konnte und dann hab ich ihn da rausgeholt

"Es ist vorbei. Es ist vorbei."

Mehr konnte ich nicht sagen. Ich wusste nicht so genau, ob ich ihn hassen sollte, weil Chris für ihn gestorben war, aber als ich dann ein zitterndes Bündel Mensch im Arm hatte, wusste ich wieder, was richtig war. Ich hab ihm gezeigt, was im Wohnzimmer lag, damit er wusste, dass es wirklich vorbei war. Walsh und Dahille haben kanisterweise Benzin verteilt und als

wir losfuhren, qualmte es schon mächtig. Walsh hat dann 'ne CD reingeschoben und ich hab echt gedacht, dass er jetzt durchdreht, aber als die Bloodhound Gang dann ihr 'Burn, motherfucker, burn' gesungen hat, da hab ich auch mitgemacht. Ich glaub, wenn uns die Grün-Weißen angehalten hätten, dann wär's Bonnie und Clyde geworden, aber die Bullen hatten Glück. Danach... das will ich nicht erzählen. Als ich mitgekriegt hab, dass der Junge, er hieß Jacques, 'ne ähnliche Familie wie Chris hatte, hab ich ihn mitgenommen. Zu uns nach Hause. Zu Dad. Raus aus dem Wahnsinn. Karl hatte versprochen, er würde das mit dem Papierkram regeln. Und dann stand ich da in unserem Flur, stank drei Meilen gegen den Wind nach Kordit und hätte jeden umgelegt, der sich mir in den Weg stellte. Und bei mir ein kleiner

Junge, der immer noch nicht so genau wusste, was Sache war. Er hat's erfahren. Er war dabei, als ich's Dad erzählt hab. Alles. Da hab ich Dad zum ersten Mal weinen sehen.

Ein paar Tage später kam ein Päckchen von Karl. Papiere für Jacques, der jetzt Dominik heißt, irgendeine Scheiße über Therapie und ein Bilderrahmen. Karl hat geschrieben, dass Chris sich das als Grabstein gewünscht hat. Ein Foto von ihm und drunter steht "Chris. Defender of every child but himself. Manager of everyone's pain but his own. A warrior who finally fell. Down in the Zero, still searching."

Dominik ist seit drei Jahren mein kleiner Bruder. Er ist kein Ersatz für Chris und wird es niemals sein. Er ist Dominik und lernt immer noch, was Leben eigentlich ist. Inzwischen lacht er manchmal. Ich auch. Und manchmal weinen wir zusammen. Und manchmal denke ich ein paar Tage nicht an die beiden Pistolen, die in meinem Schrank liegen. Stunts mache ich nicht mehr. Keine Ahnung, was werden soll...aber es wird werden, das weiß ich inzwischen.

Ende

Nachwort

Nachwort: Tut mir Leid, aber die Story hat sich selbständig gemacht und ist anders gelaufen, als ich es geplant hatte. Das liegt an einem Jungen namens Mikee Graham, ein Freund hat mich auf ihn aufmerksam gemacht. Mikee wurde von seinem Vater und dessen Freunden missbraucht und dabei mit AIDS infiziert. Er kam später in eine Pflegefamilie und starb am 10. Mai 1999 mit 16 Jahren. Einige Leute haben ihm im Netz eine Seite gemacht. Ich habe geweint, als ich sie gelesen habe. Hier ein Text aus dieser Seite, vielleicht verstehst du dann, warum Chris sterben musste, besser erklären kann ich es nicht:

Mikee Graham

Born September 30, 1982

Died May 10, 1999

Mikee was a kid that got abused, and it killed him, he died at sixteen, he died cus his body got

worn out and he was ill, he was brave right to the end, I want people to know him like I did,

he was a beautiful person, with a heart that was huge, he was a little kid, he missed out on a

lot of stuff in life and got way too much of other stuff in his life, he was my friend, I loved

him, we shared a lot of things together, we shared a lot of time together, his passing has been

tough for all who knew him like I did, I want to especially thank his foster parents Ed and Sue

for all they did for him, I know he was a handful, and they did everything they could to make

his life better, I have lots of wishes for mikee, and someday I will get to grant them for him. I

tried to give him the love he needed to survive, but it wasn't enough, there wasn't time, I know

he is in a better place right now and his pain is over, and I am pretty sure he is eating pizza. I

love ya mikee, [john] hugs mikee.

Mikee told me his last wish was trying to make a trip out to where I live, I promised him

about a year or so ago, I would teach him how to swim in the pacific ocean, he wanted to take

me up on my promise, his body never made it out here, but his heart and spirit did, my wife

and I talked often of mikee and how he was doing, we had decided that we wanted to adopt

him if it was possible, in my heart mikee is one of my sons

Mikee,

I remember when I first met you, you posted stuff at massf about being angry and scared it

was hard for you to talk to anyone, I remember reaching out to you and wondering about you,

wondering who you were and stuff, it took some time but we hooked up and we hit it off

pretty good, we got to be buds. You know mike I fell in love with you, something in my heart

told me it was ok for us to get close and we did. Your heart was right there, you shared it with

me each time we talked, I remember telling you bed time stories and carrying you off to bed,

tucking you in and kissing you goodnight, standing watch over you as you slept, taking your

nightmares so you could sleep. We ate a lot of pizza together and we stayed up talking all

night sometimes. We joked, we laughed, we hugged and we cried. You had a way of making

me smile, we made all sorts of plans too, I wish I had saved all the logs from when we talked,

I miss you mike. I miss seeing "[mike] hugs john" on my screen, I miss your jokes, I miss the

hugs so much, I miss holding you when you was sick, I miss you crawling up in my lap and

hugging you as we talked, Mike, I miss you so much. Star trek, every time I see those two

words I think of you mike, I know how much you loved that show, I was planning on taking

you to the set when you came to visit, I was planning a lot of stuff mike, I am still planning on

taking you swimming in the pacific, we will find a way somehow, we always found a way to

get things right.

So I sit here and I think of my friend mikee, I think about the green blanket, the pizza, the

stories, the hugs, the tears and how do I say goodbye. Mikee, I love you, I miss you, I will

never forget you. Every once in a great while I meet someone in my life that just grabs my

heart, some one that just lights up my whole world, someone that I take to in a instant, you are

one of those people for me Mikee. You got a place in my life that is all yours and will never

get filled by anyone or anything.

So how do I say goodbye to you, I don't, I cant, what I say now is I love you and I miss you, I

am still holding out for the day we meet and we get to hug for reals, I don't know when that

day will come but I know in my heart it will happen. Mikee, I will always be here for you,

always, I will be watching for you. ilu, imu.

JohnB

Lesemodus deaktivieren (?)