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Marc und die Liebe

Teil 5 - Endlich glücklich

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Informationen

 

Ich fuhr wie ein Wilder. Dass ich keinen Unfall baute war ein Wunder. Was hatte mich da nur geritten? Wo ich hin wollte, wusste ich schon, als ich ins Auto stieg. 30 Minuten später kam ich am Friedhof in Brügge an.

Ich blieb noch eine ganze Weile im Auto sitzen. Irgendwie hatte ich Schiss auszusteigen und an das Grab von Rene zu gehen.

Doch dann stieg ich endlich aus dem Auto und machte mich auf den Weg.

So langsam bin ich noch nie zu seinem Grab gegangen. Als ich endlich ankam, wurde mir ganz komisch. Ich hockte mich hin und fing erstmal bitterlich an zu weinen.

Ich schrie und flehte Rene an, mir zu verzeihen, dass ich ihn betrogen hatte. Auch wenn es nur ein Kuss war.

Ich weiß nicht wie lange ich da so saß, aber irgendwann holte mich die Müdigkeit ein und ich schlief ein. Als ich wieder wach wurde, war es schon hell.

Plötzlich hörte ich Schritte und jemand rief meinen Namen.

„Marc, bist du hier?“

Es war Micha.

„Gott sei Dank, da bist du ja. Ich hab mir solche Sorgen gemacht.“

„Hallo Micha. Tut mir leid. Wie hast du mich gefunden?“

„Das war nicht schwer. Als ich gestern Abend nach Hause gekommen bin, fand ich die Haustür offen und auf der Terrasse standen zwei Gläser und eine Flasche Wein. Ich dachte, du hättest mit Michael endlich was angefangen und ihr würdet zusammen im Bett liegen. Was mich nur stutzig machte, war die offene Haustür. Ich ging dann zu Bett und vor gut einer Stunde schellte es Sturm an der Haustür. Im Halbschlaf bin ich runter und da stand Michael. Er hatte die ganze Nacht draußen vorm Haus verbracht, und als er wach wurde, sah er mein Auto. Er erzählte mir was passiert war. Ich schickte ihn nach Hause und machte mich sofort auf den Weg, wo ich hin musste, wusste ich sofort.“

Er machte eine kurze Pause. Dann kam die Frage, auf die ich die ganze Zeit schon gewartet hatte.

„Marc, was ist passiert? Warum bist du abgehauen?“

„Ich… ich… hab Rene… betrogen“, stotterte ich und fing dann wieder an zu weinen.

Micha nahm mich in den Arm und tröstete mich. Wir saßen eine ganze Zeit so da, bis er das Wort ergriff.

„Das ist doch Blödsinn Marc, du hast Rene nicht betrogen. Glaub mir, Rene würde es sich wünschen, dass du wieder glücklich wirst. Aber solange du dich nicht mit Renes Tod abgefunden hast, denke ich, wird das nichts.“

„Es tut immer noch so verdammt weh, Micha.“

„Das glaub ich dir. Aber tu mir einen Gefallen, nimm dir alle Zeit, die du brauchst, und was ganz wichtig ist: Sprich mit Michael darüber.“

„Nein das kann ich nicht. Ich will ihn nicht mehr sehen.“

„Das ist doch Quatsch. Warum willst du ihn denn nicht wiedersehen?“

„Ich kann einfach nicht. Bitte belassen wir es dabei. Ich möchte jetzt nach Hause und ins Bett.“

„OK, lass uns fahren.“

Wir machten uns auf den Weg nach Hause. Ich fuhr extra langsam. Mein schlechtes Gewissen machte sich bemerkbar. Als wir zu Hause ankamen, dachte ich erst, Michael säße vor der Tür. Aber es war nur eine Sinnestäuschung.

Ich ging sofort ins Bett und schlief auch gleich ein. Als ich nach Stunden wach wurde, war es draußen schon dunkel. Im Haus war es still.

Ich ging hinunter ins Wohnzimmer. Alles war dunkel. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es schon fünf Uhr morgens war und ich den ganzen Tag und die Nacht durchgeschlafen hatte. Ich setzte mich auf die Couch und mummelte mich in meine Lieblingswolldecke ein. Mir schossen so viele Gedanken durch den Kopf. Ich wollte doch wieder glücklich werden, warum konnte ich das nicht? Warum wurde ich mit Renes Tod nicht fertig? Dass ich ihn nicht vergessen würde, war klar, aber warum fühlte ich mich so schlecht, als ich Michael küsste?

Ich wusste keine Antwort auf diese Frage.

Nach kurzer Zeit schlief ich dann ein.

Micha weckte mich zwei Stunden später.

„Morgen Marc, was machst du denn hier auf der Couch?“

„Ich wurde gegen fünf Uhr wach und bin hierunter gekommen. Hab noch etwas gegrübelt und muss dann eingeschlafen sein. Wie spät ist es?“

„Es ist jetzt kurz nach Sieben. Ich hab mir heute frei genommen, um bei dir zu sein, falls du mich brauchst.“

„Danke, das ist lieb von dir.“

Micha ging Brötchen holen und ich deckte den Tisch. Wir frühstückten in Ruhe. Viel sprachen wir nicht dabei, ich grübelte weiter vor mich hin.

Mein Grübeln wurde durch das Telefon unterbrochen. Ich schaute Micha an und er verstand, dass er dran gehen sollte.

Ich hörte nur auf einmal meinen Namen und wurde hellhörig.

„...warte, ich schau mal, ob er schon wach ist.“

„Marc, es ist Michael. Willst du mit ihm sprechen?“

„Nein, sag, ich schlafe noch oder sonst was.“

„Warum willst du denn nicht mit ihm sprechen?“

„Micha, bitte!“ antwortete ich und schaute ihn traurig an.

„Ok, ist ja schon gut.“

„Michael?“

„Er schläft noch. Soll ich Marc etwas ausrichten?“

„Ja ok, werde ich machen. Bis dann.“

Micha kam zurück an den Tisch, sagte aber nichts. Erst wollte ich fragen, was er mir ausrichten sollte, verkniff es mir aber dann, weil er mich sonst wieder gefragt hätte, warum ich nicht mit Michael sprechen wollte.

Die Tage vergingen und Michael rief fast täglich an. Wenn Micha nicht zu Hause war, ließ ich den AB angehen. Michaels Stimme klang traurig. Er bat mich, ihn doch zurückzurufen und mit ihm zu sprechen. Ich konnte aber noch nicht. Ich war noch nicht bereit dazu. Auch wenn das bedeuten würde, dass ich Michael verlieren würde, denn ewig würde er sicher nicht warten.

Nach drei weiteren Wochen wurden die Anrufe weniger. Ich hatte schon gedacht, Michael hätte aufgegeben, als es an einem Freitag an der Tür schellte.

Erst dachte ich, das sei sicher der Postbote oder Paketmann, aber als ich die Tür öffnete, stand Michael dort.

„Hallo Marc, da du auf keinen meiner Anrufe reagiert hast, hab ich mir gedacht, ich versuch es jetzt auf diesem Wege, auch wenn Micha mir davon abgeraten hat. Darf ich reinkommen?“

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich stand wie angewurzelt da.

„Hallo Marc, lässt du mich jetzt rein oder wollen wir uns hier an der Tür unterhalten?“

„Ja, wenn du schon mal da bist, dann komm halt rein“, sagte ich in einem recht unfreundlichem Ton.

„Oh, nicht so freundlich. Aber Micha hat mich schon darauf vorbereitet.“

Er ging an mir vorbei ins Wohnzimmer. Ich stand immer noch an der Tür. So langsam fing ich mich wieder und folgte Michael ins Wohnzimmer.

„Möchtest du was trinken?“, fragte ich ihn.

„Eine Apfelschorle, wenn du hast.“

„Ok, kommt sofort.“

Nachdem ich ihm die Apfelschorle gegeben hatte, setzte ich mich auf die Couch und wartete.

Er schwieg eine ganze Zeit. Wir schauten uns immer mal wieder kurz an. Ich konnte ihm aber nicht in die Augen schauen.

Dann unterbrach er das Schweigen.

„Marc, ich möchte dich weder unter Druck setzen noch sonst etwas, ich möchte einfach nur wissen, was ich an diesem Abend, als du wie nicht mehr gescheit abgehauen bist, getan habe.“

„Nichts.“ Mehr konnte ich nicht sagen.

„Wie, nichts?!“

„Nichts eben. Du hast nichts falsch gemacht. Es liegt an mir und an meiner Vergangenheit.“

„Willst du mir davon erzählen?“

„Ich glaube, ja. Ich denke, das wird vieles erklären und es wird Zeit, dass ich es weiterverarbeite, indem ich mit anderen darüber spreche. Da es etwas länger dauern kann, hole ich mir eben was zu trinken.“

Dies tat ich auch und dann erzählte ich Michael von Rene. Er hörte mir aufmerksam zu und unterbrach mich nicht ein einziges Mal.

Je mehr ich erzählte, desto zittriger wurde meine Stimme bis sie mir schließlich ganz versagte. Es kamen noch mal alle Erinnerungen hoch. Erst sah es so aus, als wolle Michael mich in den Arm nehmen und trösten, dann tat er es aber doch nicht.

Als ich mich dann wieder etwas gefasst hatte, erzählte ich weiter.

„Ja und nachdem Micha mich dann wieder in die Realität geholt hatte, beschloss ich, alles hinter mir zu lassen und woanders neu anzufangen. So sind wir dann hierher gezogen und dann bist du in mein Leben getreten. Erst fand ich es super schön und ich fühlte mich auch richtig gut dabei. Nur an dem Abend, als wir auf der Terrasse saßen und uns geküsst haben, kam alles wieder hoch und ich fühlte mich, als würde ich Rene betrügen. Ich bin in der Nacht zum Friedhof gefahren und hab dort bis zum Morgen an seinem Grab gesessen. Micha hat mich dort dann gefunden und nach Hause gebracht.“

Ich machte eine kurze Pause, um meine Gedanken zu ordnen. Wie sollte es weiter gehen? Wollte ich jetzt schon wieder jemanden in mein Leben lassen oder machte ich mir nur etwas vor?

Ich schaute Michael an und wusste die Antwort auf einmal.

„Michael, du bist mir wirklich nicht egal. Ich hab dich sehr gern und würde Dich nur ungern wieder aus meinem Leben streichen. Aber ich denke, ich brauch einfach Zeit. Wenn du das akzeptieren kannst, würde ich mich freuen, wenn wir noch mal ganz neu anfangen könnten.“

„Ich mag dich auch sehr, Marc, deswegen habe ich auch nicht so schnell locker gelassen. Wobei ich sagen muss, wenn du mich heute nicht rein gelassen hättest, hätte ich es wohl aufgegeben. Ich kann dich verstehen und ich möchte dir und uns alle Zeit geben, die du, nein, wir brauchen.“

„Danke dir. Ich war mir nicht sicher, ob du so antworten würdest. Ich verspreche dir, ich werde jetzt immer offen zu dir sein.“

„Lass uns einfach vergessen, was passiert ist.“

Er schaute auf die Uhr und verabschiedete sich dann auch, er musste zur Arbeit.

Als Michael gegangen war, saß ich noch eine ganze Zeit auf der Couch und ließ unser Gespräch Revue passieren. Mit so viel Verständnis hätte ich echt nie gerechnet. Die Zeit würde zeigen, ob er es auch wirklich so meint.

Als Micha am Abend nach Hause kam, erzählte ich ihm, dass Michael da gewesen war. Er freute sich, dass ich endlich mit ihm gesprochen hatte.

Die nächsten Wochen vergingen und ich unternahm viel in dieser Zeit mit Michael. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er sich etwas anders verhielt als vorher. Ob es nur daran lag, dass ich Zeit bräuchte? Oder hatte es mit etwas anderem zu tun?

Das Gefühl verstärkte sich, als Michael mir eines Tages sagte, er müsse in nächster Zeit mehr arbeiten und wir würden uns nicht mehr so oft sehen können. Bis dato hatten wir uns fast täglich gesehen und irgendetwas zusammen unternommen.

Ich hatte Michael jetzt seit zwei Wochen nicht mehr gesehen und auch nichts von ihm gehört. Ich vermisste ihn total. Allein seine Nähe gab mir Kraft und ich fühlte mich sehr geborgen bei ihm. Dies alles fiel mir jetzt auf, wo er nicht mehr da war.

Ich versuchte ihn zu erreichen, doch er ging nicht ans Telefon und rief auch nicht zurück. Wie viele Nachrichten ich ihm hinterlassen hatte, weiß ich gar nicht mehr.

Meine Laune wurde von Tag zu Tag schlechter und Micha bekam das so langsam zu spüren. Ich wurde mürrisch und hatte plötzlich an alles etwas auszusetzen. So kannte mich Micha gar nicht.

Eines Morgens, es war eine Woche vor meinem Geburtstag, platzte Micha der Kragen.

„Sag mal, Marc, welche Laus läuft dir seit Wochen eigentlich über die Leber? Deine Laune ist ja nicht mehr auszuhalten. Hast du schon wieder Ärger mit Michael?“

Er sagte das in einem Ton, den ich nur von ihm kannte, wenn er sauer war.

„Das ist es ja, er meldet sich seit mehr als zwei Wochen nicht. Er reagiert nicht auf meine Anrufe. Ich weiß nicht, was los ist.“

„Habt Ihr euch gestritten?“

„Nein, ganz im Gegenteil, es lief alles super. Bis ich das Gefühl bekam, er würde sich anders verhalten. Dann sagte er mir, er hätte demnächst weniger Zeit, weil er mehr arbeiten müsse und seitdem hab ich ihn weder gesehen noch gehört.“

„Das ist wirklich komisch, was aber nicht deine grottenschlechte Laune erklärt.“

„Mich nervt das halt. Ich hab ihm doch nichts getan.“

„Das ist aber noch lange kein Grund, deine schlechte Laune an mir auszulassen.“

„Ja, du hast ja Recht. Ich weiß nur nicht, was ich machen soll. Er fehlt mir total. Ich glaube, ich hab mich endgültig in ihn verliebt. Ich möchte ihn berühren und küssen. Er fehlt mir so. Das ist mir in den letzten Tagen so richtig bewusst geworden.“

„Hast du ihm das auch schon gesagt?“

„Na wie denn, du Scherzkeks?“

„Zum Beispiel als Nachricht auf seinem AB?“

„Nee, das find ich zu unpersönlich. Ich kann wohl nicht mehr tun als abzuwarten.“

„Oh je, das kann ja was werden. Ich schwöre dir, wenn du weiter deine schlechte Laune an mir auslässt, bekommen wir beide gewaltigen Ärger.“

„Ich verspreche dir, dass ich mich zusammen reißen werde.“

„Gut. Jetzt zu einem anderen Thema. Dein Geburtstag.“

„Och ne.“

„Oh ja. Hast du dir schon Gedanken gemacht, wen du alles einladen willst? Die Einladungen müssen spätestens morgen raus. Es bleibt doch dabei, dass du am nächsten Samstag feiern willst?“

„Ja, es bleibt dabei. Eine Liste hab ich auch schon fertig, obwohl, große Lust hab ich nicht.“

„Wo ist die Liste?“

„Die liegt oben am PC. Warum?“

„Weil ich das jetzt in die Hand nehme, sonst stehen wir beide nächste Woche alleine da.“

Micha verschwand nach oben, holte die Liste und machte sich daran die Einladungen zu schreiben.

Wie ich es ihm versprochen hatte, zeigte ich ihm gegenüber meine schlechte Laune nicht mehr so oft, und so langsam freute ich mich auch schon auf die Feier – obwohl man den 23. Geburtstag ja nicht so riesig feiert, normal feiert man ja nur „runde“ Geburtstage groß. Aber ich wollte die Feier auch als verspätete Einweihungsparty nutzen, weswegen es ein paar mehr Leute werden würden als sonst.

Ich wurde an meinem Geburtstag schon früh vom Telefon geweckt. So was hasste ich! Die meisten, die anriefen, würden auch später auf der Feier sein. Warum konnten die nicht bis dann warten mit ihren Glückwünschen?! Micha hatte schon den Frühstückstisch gedeckt, als ich herunter ins Wohnzimmer kam.

„Guten Morgen Marc. Herzlichen Glückwunsch!“, sagte Micha, kam auf mich zu und drückte mich ganz fest.

Wir hatten ausgemacht, dass wir uns gegenseitig nichts schenken würden. Wie so oft hielt er sich nicht dran. Auf meinem Platz lag ein recht großes Geschenk.

„Danke Micha. Sag mal, was liegt denn da? Das ist doch nicht für mich, oder?“

„Doch. Du kennst mich doch, ich kann halt nicht ohne.“

„Du bist mir einer! Dankeschön! Dann will ich es mal auspacken.“

Ich traute meinen Augen nicht. Es war ein Handy. Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, mir eins zuzulegen, aber war nie dazu gekommen.

„Micha, du bist verrückt.“

„Jetzt kann man dich wenigstens überall erreichen, wenn mal etwas ist.“

„Danke dir!“

Wir frühstückten in Ruhe und dann wurde es auch so langsam Zeit die restlichen Vorbereitungen für die Feier zu treffen.

Alles verlief ohne Probleme. Das Essen wurde auch pünktlich geliefert und gegen 18 Uhr kamen die ersten Gäste.

So gegen 20 Uhr waren dann alle eingeladenen Leute da und die Stimmung war herrlich.

Micha wirkte zwar irgendwie nervös, aber ich störte mich nicht weiter dran.

Gegen 22 Uhr, als die Feier so richtig im Gang war und ich mich gerade ausgelassen mit einigen Leuten unterhielt, schellte es.

Ich sah Micha davon stürmen, dachte mir aber nichts dabei – obwohl ich den Eingangsbereich trotzdem im Auge behielt. Micha kam alleine zurück. Jetzt wurde ich neugierig, entschuldigte mich bei Timo und Danny und machte mich auf den Weg zu Micha.

„Wer war denn da an der Tür?“

„Eine Überraschung. Die gibt es aber erst später!“, sagte Micha mit einem frechen Grinsen im Gesicht.

„Du und deine Überraschungen.“

Eine halbe Stunde später merkte ich, dass Micha schon wieder verschwunden war. Was der wohl wieder ausheckt, dachte ich mir.

Ich sollte es bald erfahren.

Ich unterhielt mich gerade mit meiner Mutter, als jemand von hinten auf mich zu kam und mir die Hände auf die Augen legte.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und alles Liebe und Gute wünsche ich dir!“

Ich glaubte nicht, was ich hörte, und vor allem, von wem es kam. Abrupt drehte ich mich um und vor mir stand Michael. Er sah verdammt gut aus, hatte sich richtig in Schale geworfen. In der Hand hielt er einen Umschlag, den er mir dann auch reichte.

„Danke. Ich hab, ehrlich gesagt, nicht mehr damit gerechnet, dich noch mal wieder zu sehen.“

„Es tut mir leid, Marc, aber lies was in dem Umschlag steht und du wirst alles verstehen. Ich hole mir mal was zu trinken.“

Schon war er verschwunden. Ich wusste erst nicht, was ich davon halten sollte. Schließlich gab ich mir einen Ruck und machte den Umschlag auf. Ein Brief kam zum Vorschein.

Den wollte ich aber nicht hier vor allen anderen lesen, also verzog ich mich. Weil es im Haus ebenso voll war, wie auf der Terrasse, machte ich mich auf den Weg in den Wald, setzte mich dort auf meine Lieblingsbank und begann den Brief zu lesen.

Mein lieber Marc,

Du fragst dich jetzt sicher, was das alles soll? Warum ich mich nicht mehr gemeldet hatte? Ich möchte dir in diesem Brief die Antworten auf diese und andere Fragen geben.

Ich hab mich total in dich verliebt, noch mehr sogar in der Zeit nach unserer Aussprache. Ich versprach, dir alle Zeit zu geben die du brauchst. Nur wurde es für mich immer schwerer. Deswegen hab ich dir erzählt ich müsste mehr arbeiten, damit ich einen Weg finden konnte, mich von dir fernzuhalten. Es ist mir nicht leicht gefallen.

Bei jedem deiner Nachrichten war ich in Versuchung, zurückzurufen, hab es dann aber doch nicht getan.

Du fragst dich jetzt sicher, warum?

Ich wollte wissen, was ich dir bedeute. Ich hab immer auf ein Zeichen von dir gewartet das mir sagt, er vermisst mich und er will mich. Aber es kam nichts. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, als Micha mich letzte Woche anrief. Er erzählte mir, dass du seit Wochen nur noch schlechte Laune hättest und er dich zur Rede gestellt habe. Ihm hast du dann das gesagt, worauf ich die ganze Zeit gewartet hatte: Dass du mich vermisst und dich in mich verliebt hast.

Ich wollte sofort zu dir, aber Micha hielt mich zurück. Er schlug vor, dass ich an deinem Geburtstag auftauchen sollte. Da ich nicht der gute Redner bin, kam ich dann auf die Idee mit dem Brief.

Marc, ich liebe dich! Ich möchte, dass wir zusammen sind. Wenn du das auch möchtest, dann komm jetzt zu mir und küss mich endlich!

In Liebe,

Michael.

Ich musste den Brief zweimal lesen um zu verstehen was dort stand. Sofort machte ich mich auf den Weg und suchte Michael.

Er stand gerade bei meiner Mutter, als ich auf ihn zustürzte, ihn umarmte und ihm dabei ins Ohr flüsterte:

„Ich dich auch und ich will dich! Bitte lass mich nie wieder alleine!“

Wir schauten uns danach kurz in die Augen und küssten uns. Diesmal tauchte kein Bild von Rene auf. Ich war einfach nur glücklich.

Plötzlich tobte ein Applaus wie ich ihn noch nie gehört hatte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl.

Dann kamen nacheinander alle Leute auf uns zu und beglückwünschten uns und wünschten uns viel Glück.

Erst verstand ich es nicht, aber dann lichtete sich der Schleier. Alle wussten was ich mitgemacht hatte, und freuten sich, dass ich nun endlich wieder jemanden gefunden hatte.

Als ich am nächsten Morgen wach wurde, lag Michael neben mir. Er schlief noch tief und fest. Ich war überglücklich. In der letzten Nacht liebten wir uns mehrmals. Es war einfach nur unbeschreiblich.


Die nächsten Wochen zogen ins Land und mit Michael lief alles prima. Wir verstanden uns immer noch prächtig und unternahmen viel zusammen.

Meine Mutter allerdings mochte ihn nicht so sehr. Sie konnte mir noch nicht mal sagen warum genau.

Doch auch dieses Glück sollte nicht von Dauer sein.

Eines Tages kam Michael zu mir und meinte, er müsse etwas mit mir besprechen.

„Marc, wir beide müssen einen Arzt aufsuchen.“

„Warum?“

„Ich muss mir irgendwo auf einer Toilette Filzläuse eingefangen haben und es kann gut sein, dass du auch welche hast.“

„Filz... was?“

„Filzläuse oder auch Sackratten genannt. Juckt es dich nicht im Schambereich?“

„Jetzt wo du es sagst, seit ein paar Tagen schon.“

Ich musste natürlich sofort nachsehen. Also flitzte ich ins Bad, schaute mir meine Schamhaare an und tatsächlich: Dort krabbelte es. Ich schrie erst einmal auf, ging dann aber wieder zurück ins Wohnzimmer zu Michael.

„Los komm, wir fahren sofort zum Arzt. Ich will keine Viecher an mir rumkrabbeln haben.“

So machten wir uns auf den Weg und kamen auch recht zügig bei meinem alten Hausarzt dran. Der schaute etwas komisch, als ich ihm sagte worum es ging. Er gab uns eine Lösung, die wir zweimal täglich auftragen sollten. Weiter sollten wir uns im Schambereich rasieren.

Das war das erste Mal, dass ich mir die Schamhaare abrasierte. Es war ein total merkwürdiges Gefühl.

Ein paar Tage später, als ich Micha endlich mal wieder zu Gesicht bekam, erzählte ich ihm davon.

„Hmm, also das ist nicht so lustig.“

„Das kannst du laut sagen. Ich hab mich vielleicht geekelt. Ich hoffe, Michael passt demnächst auf, wo er auf Toilette geht.“

„Ja ja, er sollte echt aufpassen.“

„Micha, du sagst das so komisch.“

„Na, ist dir noch nicht der Gedanke gekommen, dass dein Michael eventuell fremdgegangen sein könnte?“

„Was sagst du? Nee, auf den Gedanken bin ich noch nicht gekommen. Dies ist doch völliger Blödsinn. Das würde er nie machen. Jetzt, wo wir endlich zusammen sind und das auch schon seit vier Monaten.“

„Na wenn du meinst, aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“

Damit war das Thema beendet. Vorerst.

In mir war die Saat des Misstrauens gesät worden. Ich sprach Michael zwar nicht drauf an, aber mir fiel von dem Tag an auf, dass er viel weniger Zeit für mich hatte als vorher.

Sollte Micha doch Recht haben, dass Michael mich betrügt? Konnte das wirklich sein? Ich beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen.

Eines Abends, als Michael mal wieder was anderes vor hatte, lieh ich mir das Auto von Micha, das Michael nicht so gut kannte.

Ich stellte mich vor seine Wohnung hin und beobachtete das Haus. Gegen 20 Uhr kam er dort heraus, stieg in sein Auto und fuhr los. Ich folgte ihm.

Die Fahrt dauerte nicht lange. Er hielt vor einem kleinen Haus am Stadtrand. Ein junger Mann kam heraus und stieg zu ihm ins Auto. Was ich dann sah, schnürte mir die Kehle zu. Da das Licht im Auto noch kurz brannte, sah ich genau was vor sich ging. Michael knutschte leidenschaftlich mit dem fremden jungen Mann. Das war kein harmloser Freundschaftskuss mehr. Ich saß da wie versteinert und traute meinen Augen kaum.

Kurze Zeit später fuhren die beiden los. Ich musste wissen wo die beiden hin wollten und folgte ihnen.

Die Fahrt führte nach Dortmund in eine Schwulenkneipe. Ich überlegte hin und her, ob ich ihnen nach innen folgen sollte, entschied mich aber dann erstmal dagegen und versuchte durch die Fenster etwas sehen zu können. Zum Glück war es in der Kneipe nicht sehr voll und ich hatte die beiden schnell ausgemacht. Sie saßen an einem kleinen Tisch in der Nähe der Bar. Sie küssten sich schon wieder. Ich hielt das nicht mehr aus. Dies war eindeutig. Oh, der sollte mir nach Hause kommen, der konnte was erleben.

Als ich wieder zu Hause war, musste ich mir erstmal einen Schnaps genehmigen. Was sollte ich jetzt nur machen? Ihn drauf ansprechen? Mir ging es total mies. Es tat weh und schmerzte, aber gleichzeitig war ich so was von wütend.

Warum? Diese Frage stellte ich mir den Rest des Abends. Warum hatte er erst so um mich gekämpft und als er mich dann hatte, betrog er mich? Warum? Ich fand einfach keine Antwort. Eins wusste ich aber, so einfach würde er mir nicht davonkommen.

Am nächsten Morgen erzählte ich Micha was ich den Abend vorher beobachtet hatte.

„Sag dies bitte noch mal?“

„Er ist zu einem anderen Mann gefahren und sie haben sich im Auto leidenschaftlich geküsst und später in der Schwulenkneipe auch noch mal.“

„So ein mieses Schwein. Marc, es tut mir so leid. Ich wünschte, ich hätte nicht recht behalten.“

„Das weiß ich, Micha. Aber mit dem bin ich fertig. Der soll mal kommen. Der kann sich was anhören und dann schmeiße ich den hochkantig raus.“

„Bist du dir sicher, dass du das willst?“

„Oh ja Micha, das bin ich. Damit kann ich nicht leben und will ich auch nicht. Wenn ich jemanden so vertraue, dass ich alles mit demjenigen teile, dann will ich auch, dass er mir treu ist.“

„Das kann ich sehr gut verstehen.“

Micha und ich sprachen noch eine ganze Zeit über dieses Thema. Er versprach mir, falls er Michael vor mir sehen sollte (manchmal lässt der Zufall ja nichts aus), wollte er sich nichts anmerken lassen.

Zwei Tage dauerte es, bis ich wieder etwas von Michael hörte.

Es war gegen Mittag, als das Telefon klingelte.

„Marc Hochmann.“

„Hi Schatz, ich bin es. Hast du Zeit, kann ich vorbei kommen?“

„Hi, ja ich hab Zeit, kannst vorbei kommen.“

„Super, dann bis gleich. Liebe dich.“

Ich legte auf ohne zu antworten. Der besaß doch glatt noch die Frechheit und sagte, dass er mich liebe. Oh, der sollte kommen. Ich war geladen bis dort hinaus. Seine persönlichen Sachen, die er bei mir deponiert hatte, hatte ich bereits in einem Karton zusammengepackt. Diesen stellte ich schon mal in den Flur.

Eine Viertelstunde später klingelte es an der Tür.

„Hi Schatz“, begrüßte mich Michael und wollte mich küssen. Ich wehrte ab.

„Hi. Komm bitte rein, wir müssen reden“, sagte ich und ließ ihn an der Tür stehen.

„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte er mich, als er ins Wohnzimmer kam.

„Das, mein Lieber, wirst du gleich erfahren. Setz dich doch.“

„Oh, mal sehen was jetzt wieder kommt.“

„Du musst gar nicht so ironisch werden. Dazu hast du keinen Grund im Gegensatz zu mir.“

„Ach ja, und welchen, wenn ich fragen darf?“

„Darfst du und wirst du auch jetzt erfahren. Du mieses, kleines Arschloch.“

„Hey, ja was soll das denn jetzt?“

„HALT DIE KLAPPE UND SETZ DICH WIEDER HIN!“, schrie ich ihn an, als er aufgestanden war.

Michael setzte sich ganz erschrocken wieder hin. Das kannte er von mir gar nicht.

„Du bist so ein mieses Schwein, Michael“, sagte ich jetzt mit ganz ruhiger Stimme.

„Sag mal, spinnst du jetzt oder was? Warum beleidigst du mich so?“

„HAB ICH DIR NICHT GESAGT, DU SOLLST DIE KLAPPE HALTEN? JETZT REDE ICH!“, schrie ich wieder.

Nach ein paar Minuten begann ich dann weiterzureden.

„Ich frage dich jetzt nur einmal und möchte eine ehrliche Antwort von dir haben, wenigstens das bist du mir schuldig.“

Ich machte eine kurze Pause. Michael schaute mich ganz komisch an.

„Wie lange betrügst du mich schon?“

„Ich soll was?“

„Michael bitte, versuch dich jetzt nicht rauszureden, beantworte mir die Frage bitte ganz ehrlich.“

„Ich weiß nicht, was du meinst. Ich betrüge dich nicht.“

Das war zu viel. Ich schritt auf ihn zu und haute ihm eine runter.

Dann verlor ich die Beherrschung und schrie ihn an.

„DU VERLOGENES STÜCK, ICH HAB DIR VORGESTERN NACHSPIONIERT UND DICH MIT DEM BLONDEN TYPEN GESEHEN. IHR HABT EUCH IM AUTO ABGEKNUTSCHT UND SPÄTER IN DER KNEIPE AUCH NOCH DES ÖFTEREN. ALSO SAG MIR NICHT, DU WÜRDEST MICH NICHT BETRÜGEN.“

Michael wusste wohl nicht was er sagen sollte, denn er saß ganz verdattert dreinschauend auf der Couch. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.

Ich sammelte mich kurz und fragte ihn dann noch einmal.

„Seit wann geht das schon, Michael?“

„Ungefähr vier Wochen. Aber das ist nichts Ernstes.“

„So, dann hast du dir die Filzläuse wohl bei ihm eingefangen und nicht auf einer Toilette, wie du mir erzählen wolltest. Warum Michael, warum?“

„Ich weiß es nicht.“

„Was eine super Antwort.“

Wir schwiegen eine ganze Zeit. Michael ergriff dann als erster das Wort.

„Es tut mir leid Marc. Ich wollte dir nicht wehtun.“

„Das, mein lieber Michael, hättest du dir mal vorher überlegen sollen. Jetzt ist es zu spät. Es ist aus. Ich will dich nie wiedersehen. Hast du mich verstanden? Nie wieder sehen.“

„Aber das kannst du doch nicht machen? Ich liebe dich doch!“

„Doch, das kann ich. Im Flur steht ein Karton mit deinen Sachen, nimm ihn und verschwinde. Verschwinde aus diesem Haus und aus meinem Leben.“

„Marc ich…“

„RAUS!“, brüllte ich.

Michael stand auf und ging langsam in Richtung Haustür. Er nahm den Karton und drehte sich nochmal zu mir um. Ich weiß nicht, ob er erwartete, dass ich es mir nochmal anders überlegen würde, denn er blieb dort noch einige Minuten stehen.

Er wollte gerade die Tür öffnen, als diese aufging und Micha herein kam.

Dann ging alles sehr schnell. Bevor ich auch nur irgendetwas sagen konnte, haute Micha zu und traf Michael voll aufs Auge. Dieser torkelte zurück.

„NEIN!“, schrie ich und ging zwischen die beiden.

„Micha, mach dir an dem nicht die Hände schmutzig und du gehst jetzt besser ganz schnell.“

Michael ging nach draußen zu seinem Auto. Gerade als er einsteigen wollte, rief ich ihm noch nach: „Ach Michael, und vergiss nicht nie wiederzukommen!“

Er stieg ein und fuhr los.

Ich war immer noch so wütend und jetzt hatte sich Micha auch noch die Hände an ihm schmutzig gemacht.

„Danke Micha. Aber das war nicht nötig.“

Warum ich das sagte, weiß ich nicht. Aber Micha schaute mich daraufhin sehr böse an.

„Sag mal, nimmst du ihn jetzt noch in Schutz? Ich glaub es schlägt dreizehn!“

„Nein, tu ich nicht, na ja, etwas leid hat er mir schon getan. Man kann halt seine Gefühle nicht von heute auf morgen abstellen, Micha.“

„Das weiß ich, aber überleg doch mal bitte was er getan hat. Was hat er übrigens gesagt, als du ihn drauf angesprochen hast?“

Ich erzählte Micha alles. Er schüttelte nur mit dem Kopf.

„Marc, wenn ich das eher gewusst hätte, hätte ich ihn damals nicht angerufen, dann wäre dir dies erspart geblieben.“

„Ach Micha, etwas Gutes hatte es doch, ich weiß jetzt, dass ich wieder lieben kann, auch wenn ich diesmal an den Falschen geraten bin.“

„Was mir wirklich sehr leid tut“, antwortete Micha.

„Das weiß ich. Komm, lass uns nicht mehr drüber sprechen. Wir beide trinken jetzt erstmal einen Wein, das Wetter ist so schön.“

Dies taten wir auch und wir verloren an diesem Tag kein Wort mehr über Michael. Doch das sollte nicht so bleiben.

Eine Woche später klingelte es nachmittags. Ich öffnete die Tür und dort stand doch echt Michael. Ich traute meinen Augen nicht. Sofort kam die Wut wieder hoch.

„Sag mal, hatte ich dir nicht gesagt, du sollst nie wiederkommen?“

„Marc, bitte, ich möchte noch mal mit dir reden.“

„Ich glaube nicht, dass es da noch was zu reden gibt, Michael. Was du getan hast, kann und will ich nicht verzeihen. Du weißt was ich durchgemacht habe. Bitte geh jetzt.“

Ich wollte gerade die Tür zumachen, als Michael sich dagegen stemmte.

„Hey, was soll das?“

„Bitte hör mich an.“

„Nein und jetzt lass die Tür los.“

Er zögerte, ließ dann aber los. Ich machte die Tür zu und lehnte mich gegen sie. Von draußen hörte ich Michael noch was sagen: „Marc, es tut mir leid. Wirklich. Da du mich nicht anhören willst, muss es dieser Brief tun. Ich leg ihn dir vor die Tür. Leb wohl.“

Ich hörte wie er sich entfernte, hörte sein Auto starten und wegfahren. Erst danach öffnete ich die Tür und da lag wirklich ein Brief auf der Fußmatte.

Ich hob ihn auf und schloss die Tür wieder. Mit dem Brief in der Hand stand ich da und im ersten Moment war ich in Versuchung ihn zu zerreißen. Aber die Neugier über das, was in dem Brief stand, überwog. Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich an den Esstisch. Etwas zögerte ich noch, doch dann öffnete ich den Brief und begann zu lesen.

Hallo Marc,

wenn du diesen Brief liest, dann wolltest du nicht mit mir reden – was ich sehr gut verstehen kann. Ich habe alles zerstört. Ich weiß, dass es für mein Verhalten keine Entschuldigung gibt. Aber du sollst dennoch erfahren, warum ich dies getan habe.

Wie du sicher noch weißt, hatte ich eine Zeit lang immer so Kopfschmerzen. Ohne dir davon was zu sagen, bin ich zum Arzt gegangen und wurde untersucht. Dabei wurde ein Gehirntumor festgestellt. Ich war erstmal total geschockt. Du fragst dich jetzt sicher, warum ich dir nichts erzählt habe. Ich hab mich nicht getraut. Du hast schon so viel mitgemacht, dass ich es nicht ertragen konnte, dass du noch mal jemanden verlierst. Die einzige Möglichkeit, die ich sah, war, dass du dich von mir trennst, wenn du einen unverzeihlichen Grund findest. So hab ich mich mit einem alten Freund getroffen ihn aber nicht eingeweiht worum es genau geht, nur, dass er meinen Lover spielen muss. Ich wusste, dass Micha, wenn er das mit den Filzläusen erfährt, dir gegenüber erwähnt, ob ich dich nicht eventuell betrügen würde. Mein Plan ging auf. Ich merkte es dir an. Ich sah Michas Wagen vor meinem Haus stehen. Daraufhin sagte ich meinem Freund Bescheid, dass es jetzt Zeit ist. Ich machte mich auf den Weg und du bist mir gefolgt; hast alles gesehen, was du sehen solltest. Ich weiß, dass ich hätte ehrlich zu dir sein sollen, aber ich konnte es nicht. Dafür liebe ich dich viel zu sehr. Aber jetzt im Nachhinein bereue ich es und ich wünschte, ich wäre ehrlich gewesen. Zumal die Ärzte sich geirrt hatten. Jetzt hab ich dich verloren. Vielleicht kannst du mir ja noch mal verzeihen, jetzt wo du weißt, dass ich dich nicht betrogen habe. Falls das so ist, komm bitte morgen um 15 Uhr zum See. Wenn nicht, werde ich die Stadt verlassen und du wirst nie wieder von mir hören.

Ich hoffe aber doch, dass du kommen wirst. Ich liebe dich immer noch sehr. Bitte verzeih mir.

In Liebe

Michael

Ich saß da und wusste nicht, was ich denken sollte. Es war alles nur gespielt? Geplant um mich zu schützen? Musste ich das so verstehen?

Der Kerl hatte sie doch nicht mehr alle. Er hätte mich nicht betrogen – und ob er mich betrogen hat! Nur auf eine andere Art und Weise wie ich erst dachte.

Nein, da gibt es für mich nichts mehr zu verzeihen. Das war beschlossen.

Auch Micha, dem ich später dem Brief zeigte, war meiner Meinung.

Ich fuhr nicht an den See und hörte danach auch nie wieder etwas von Michael.


Jetzt war ich wieder allein. So langsam hatte ich keine Lust mehr. Warum will jemand nicht, dass ich endlich mal glücklich werde?

Ich bin doch kein schlechter Mensch.

Es vergingen einige Monate in denen ich nicht einmal daran dachte, jemand Neues kennen zu lernen. Zu tief saß die Enttäuschung mit Michael.

Aber im Gegensatz zu Michas Voraussagen verkroch ich mich nicht wieder. Im Gegenteil, ich unternahm viel und verreiste oft.

Zu Weihnachten wurde ich dann etwas melancholisch, weil ich schon wieder alleine war. Doch dies verging rasch.

Im neuen Jahr nahm ich mir dann vor, es mal ganz anders zu versuchen. Bis jetzt hatte immer der Zufall mitgespielt, dass ich jemand kennen lernte. Warum sollte ich das nicht mal in die eigene Hand nehmen.

Durch Zufall bekam ich eine Telefonnummer von einer dieser Gaylines. Naiv wie ich war, rief ich dort an und hörte mir einige Anzeigen an. Es war aber nicht wirklich etwas dabei, daher beschloss ich eine eigene aufzugeben.

Es dauerte keine 24 Stunden und ich hatte die ersten Nachrichten. Leider nur von Leuten, die entweder nur das eine wollten oder die mir schlichtweg zu alt waren.

Jedem das seine, aber ich war 23 und wollte mit keinem Über-Vierzigjährigen was anfangen.

Ich bekam immer mehr von diesen Nummern und schaltete überall eine Anzeige.

Doch leider ohne Erfolg. Mit einem Typen hatte ich mich getroffen, doch gegenüber dem, was er mir am Telefon gesagt hatte, stellte der sich als das absolute Gegenteil heraus.

Ich hatte nach ein paar Wochen die Schnauze so voll, dass ich beschloss, dass dies auch nicht der richtige Weg sei.

Ich löschte also meine Anzeigen, doch als ich die letzte Nummer anrief, wurde ich doch noch mal schwach und hörte mir die neusten Anzeigen an.

Als ich die ersten drei Anzeigen gehört hatte, wollte ich schon auflegen, als ich eine sehr sympathische Stimme vernahm.

Die Anzeige, die ich dann hörte, fesselte mich. Marc 28 aus Dortmund sucht nicht nur einen Mann für eine Nacht, sondern zum Aufbau einer festen Beziehung.

Das klang doch sehr vielversprechend. Was hatte ich schon zu verlieren? Also sprach ich ihm eine Nachricht auf seine Mailbox und hinterließ meine Telefonnummer.

Es dauerte keine zwei Stunden, da klingelte mein Telefon.

„Marc Hochmann.“

„Ja hallo, Marc Föling. Du hattest mir auf meine Anzeige geantwortet?“

„Stimmt genau. Schön dass du dich meldest!“

Wir sprachen einige Zeit am Telefon. Ich erfuhr, dass er in Dortmund wohnt und auch einige Enttäuschungen hinter sich hatte. Diesmal war ich gleich sehr offen und erzählte ihm von Rene und den anderen.

Er war wirklich sehr nett, doch wir wollten nichts überstürzen und verblieben erstmal so, dass wir wieder telefonieren wollen.

Ein paar Tage später rief Marc auch wieder an. Ich freute mich seine Stimme zu hören. Er hatte eine wirklich nette Stimme. Wenn jetzt noch der Rest stimmen würde, könnte ich mich glatt verlieben.

Einige Wochen später wollten wir uns dann das erste Mal treffen. Leider wurde aus unserem ersten Treffen nichts, da er krank wurde. Ich hatte erst den Verdacht, dass er mich gar nicht treffen wollte, aber ich blieb hartnäckig, und so trafen wir uns an einem Samstag.

Ihm ging es an diesem Tag nicht so gut. Die Grippe hatte er wohl nicht richtig auskuriert.

Wir fuhren zu ihm nach Hause. Wie vorher besprochen, kochten wir zusammen was Leckeres und machten es uns später auf der Couch bequem.

Bis in die Nacht hinein schauten wir die „Golden Girls“, seine und meine Lieblingsserie.

Da ich ihm vorher eine Massage versprochen hatte, gingen wir ins Schlafzimmer.

Was dann folgte, kann man sich sicher denken.

Ich verliebte mich sofort in Marc. Er ist einfach mein Traummann.

Dies ist jetzt sieben Jahre her und ich bereue keinen einzigen Tag. Ich liebe diesen Mann über alles, endlich sollte mir das Glück mal hold sein. Ich hoffe, dass es noch viele Jahre so bleiben wird.

Nachwort:

Dies war der letzte Teil von „Marc und die Liebe“

Wie alle Geschichten muss auch diese einmal ein Ende finden. Ich hoffe sie hat euch gefallen.

Einige werden sich fragen, warum ich auf die Beziehung mit Marc nicht genauer eingegangen bin. Aber dies, meine Lieben, ist eine eigene Geschichte, die sicher einmal erzählt wird.

Außer bei Nickstories.de darf diese Geschichte nicht ohne meine Genehmigung woanders veröffentlicht werden.

Ich danke euch fürs Lesen, euer Feedback und sage bis bald.

Euer Marc

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