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Schluss

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[20:37] Ich mache Schluss.

[20:46] Nach vier Monaten machst du mit mir übers Internet Schluss?

[20:46] Ja.

[20:50] Warum?

[20:51] Weiß nicht

[20:51] Wie, du weißt nicht?

[20:54] Ich weiß es nun einmal nicht. Ich liebe dich halt nicht mehr.

[20:55] Und das kannst du mir nicht ins Gesicht sagen?

[20:55] Nein.

Ich schließe das Chatfenster und klappe zu kräftig meinen Laptop zu. Rückwärts lasse ich mich auf das Bett fallen. Die Decke ist weiß wie immer. Ich starre sie an, sie starrt zurück. Ich gebe auf und schaue stattdessen auf die Uhr: 21:09Uhr. Vor 32 Minuten habe ich mit dir Schluss gemacht. Der Sekundenzeiger wandert wie immer im Kreis, als sei nichts geschehen. Vor 33 Minuten habe ich mit dir Schluss gemacht.

Längst ist es in meinem Zimmer dunkel geworden, ich stehe auf und mache Licht. Mein Zimmer ist leer. Nur mein Tisch, Schrank, Bett und ich. Du fehlst. Warum? Warum habe ich das gerade getan? Klar, es ist in der letzten Zeit nicht gut zwischen uns gelaufen, aber hätte ich uns nicht doch noch eine Chance geben sollen?

Es wird kalt. Ich schließe das Fenster. Der Laptop liegt auf meinem Bett kalt und leblos, genau wie ich mich jetzt fühle. Es war viel zu einfach, dir drei Worte zu senden. Sonst fragt mich mein Computer doch immer, ob ich wirklich sicher bin etwas zu tun: „Soll diese Datei wirklich gelöscht werden?“, möchte ich diese Datei nicht vielleicht doch speichern, bevor ich sie schließe? Warum hat er mich nicht gefragt: „Möchtest du wirklich mit deinem Freund Schluss machen?“ Dieses Mal hat er nur geschwiegen und zugelassen, dass ich dich mit diesen drei Worten für immer verliere. Wütend schaue ich meinen Laptop an. Eigentlich weiß ich, dass ich nicht auf ihn, sondern auf mich wütend bin. Trotzdem laufe ich wieder zu meinem Bett und greife nach meinem Laptop. Er fühlt sich schwerer an als sonnst. Er ist schuld! Mit aller Kraft werfe ich ihn gegen mein Fenster. Klirrend zerspringt die Scheibe und er fällt die vier Stockwerke hinab. Ich höre den Aufprall.

Durch das Loch in meinem Fenster kommt kalte Luft in das Zimmer. Zitternd schaue ich auf die Straße hinunter. Durch die Dunkelheit kann ich nur schemenhaft die Überreste meines Wurfgeschosses erkennen. Ich schaue nach Oben, der Himmel ist sternenklar. Die Zimmertüre öffnet sich. Erschrocken sieht meine Mutter das zerbrochene Fenster an. Sie will etwas sagen, doch ich schreie sie an, sie solle verschwinden. Kopfschüttelnd geht sie wieder. Durch das Loch in meinem Fenster kommt weiterhin kalte Luft.

Allein stehe ich in meinem Scherbenhaufen.

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