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Verstecktes Leben im Abseits - Tabuthema Homosexualität in der Männerdomäne Fußball

Kapitel 10.01 - Der elfte Mann

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Informationen

 

„Sie sind sein bester Freund, nicht wahr?“

„Ja.“

„Wie haben Sie auf sein Outing reagiert?“

„Sie meinen auf den Artikel?“

„Genau.“

„Ich wusste schon länger, dass er schwul ist.“

„Tatsächlich?“

„Ja.“

„Er hat nicht erwähnt, dass Sie es wussten.“

„Ich nehme an, dass er abwarten wollte, was auf den Artikel folgt, bevor er so etwas erzählt. Außerdem wusste er noch nicht besonders lange, dass ich die Wahrheit kannte.“

„Es muss für ihn eine große Überraschung gewesen sein.“

„Das war es auf jeden Fall… aber er hatte mich ja nicht weniger überrascht…“

„Wie haben Sie denn davon erfahren?“

„Irgendwie habe ich es gemerkt?“

„Wann war das?“

„Während der WM… eigentlich kurz nachdem wir Mathew kennengelernt hatten.“

Vor jener Zeit hatte ich keine wirkliche Meinung zum Thema Homosexualität, und ich brauchte sie auch nicht zu haben. Es bestand keine Notwendigkeit, da das Thema nichts mit mir oder meinem Umfeld zu tun hatte. So musste ich auch nicht darüber nachdenken. Hätte man mich dennoch gefragt, hätte ich vermutlich mit den Schultern gezuckt und gesagt, dass es mir egal sei. Und Homosexualität im Fußball? Sicher wäre meine Antwort die der meisten Fußballer gewesen: So etwas gibt es hier nicht; und dann hätte ich nicht weiter darüber nachgedacht.

Tatsächlich war ich, das verstehe ich heute, seit meiner Kindheit unterbewusst dazu erzogen worden, so zu denken. Schwul und Fußball, das gehört nicht zusammen. Und da ich selbst schon immer auf Mädchen gestanden habe, wurde es für mich auch nie zu einem Diskussionspunkt. Ich nahm es einfach als Tatsache hin und habe mir schlichtweg nie Gedanken darüber gemacht, wie absurd die Annahme ist, dass es keine Schwulen im Fußball geben soll. Ich musste mich schließlich nie damit auseinandersetzen.

Auch abseits des Fußballs hatte ich mit dem Thema fast nichts zu tun. Zwar wusste ich, dass einer meiner Cousins in einer männlichen Partnerschaft lebte, doch durch einen Altersunterschied von fast 12 Jahren hatte ich nie sonderlich viel mit ihm zu tun. Man sah sich vielleicht auf den ganz besonderen Familienfesten oder bei Beerdigungen, mehr kam ich mit ihm und somit mit Homosexualität nie in Berührung.

Das soll nicht heißen, dass ich etwas dagegen habe, ich habe mir schlichtweg niemals Gedanken darüber gemacht, was ich von dieser Art des Liebens halte. Es stand nie zur Debatte, ob Schwulsein für mich ein Problem darstellte oder nicht – bis zu dem Tag, an dem mir eine merkwürdige Veränderung an meinem besten Freund auffiel, die ich zunächst nicht verstand.

Zunächst verwirrte mich, was ich bemerkte und nicht benennen konnte. Es war mir nicht wirklich möglich auszumachen, was sich eigentlich verändert hatte, doch ich merkte, dass irgendetwas anders war. Ich sah es in seinem Blick, der dann und wann abdriftete, ich machte es an seinem irgendwie nachdenklichen Gesichtausdruck fest, selbst wenn er diesen nur selten sehen ließ. Vor allem aber merkte ich, dass er zunehmend oft in seinen Gedanken versank. Er lächelte anders und sprach zwischenzeitlich fast schon verträumt, in anderen Situationen wiederum sorgenvoller. Das klingt nun so, als seien diese Veränderungen deutlich sichtbar gewesen, doch das waren sie ganz und gar nicht. Eigentlich machten es nur Nuancen aus, kaum spürbar, doch sie fielen mir auf, vor allem nachdem ich einmal angefangen hatte, darauf zu achten. Ab diesem Zeitpunkt puzzelte ich lange, bis ich eine Erklärung fand, welche mir im ersten Moment vollkommen absurd vorkam.

Er und schwul? Das hätte ich doch gemerkt! Oder etwa nicht…?

Dass es so etwas wie Homosexualität im Fußball nicht gibt, das lernt man, wie gesagt, schon als kleiner Junge. Es wird einem nie in dieser Weise gesagt, aber man versteht es an den vielen unterdrückten Hinweisen und so manch zweideutiger Aussage. Es ist einfach klar, dass die zwei Sachen nicht zusammenpassen; niemand lernt je daran zu zweifeln.

Vielleicht vor allem aus diesem Grund war es für mich im ersten Augenblick vollkommen unmöglich, mir vorzustellen, dass gerade mein bester Freund das Tabu brach. Gerade er sollte so veranlagt sein? Aber mir war doch nie etwas aufgefallen. Er ging nicht anders mit mir um als alle anderen. Er berührte mich nie irgendwie intim oder hatte mir je komische Blicke zugeworfen. Auch sprach er über Frauen wie wir anderen und war außerdem mit Miriam zusammen. Die beiden waren doch unheimlich glücklich – zumindest hatte ich das angenommen!

Ungläubig und vielleicht auch ein bisschen stur versuchte ich, Gegenargumente zu sammeln und meinen eigenen Irrtum offen zu legen, doch durch diese vermeintliche Sicherheit sah ich immer deutlicher, was für Blicke er Mathew zuwarf. Ich wollte sie nicht sehen, doch ich erkannte mit Schrecken die Sehnsucht in seinen Augen und hörte schließlich auch den kaum wahrnehmbaren Unterton, wenn er über ihn sprach. Und so musste ich mir irgendwann eingestehen, dass ich mich nicht irrte. Ich hatte die Zeichen nicht falsch gedeutet; es waren die gleichen, welche auch ich gesät hatte, als ich gerade frisch in Cheila verliebt gewesen war. Denn genau das war er, das erkannte ich nun, verliebt bis über beide Ohren.

Es ist schwer zu erklären, weshalb ich enttäuscht von ihm war, als ich mir der Wahrheit einmal sicher war. Dazu muss ich vielleicht ein wenig weiter ausholen und erklären, dass ich schon immer ein sehr umgänglicher Mensch gewesen bin, soweit man das über sich selbst überhaupt behaupten darf. Ich hatte nie Probleme, schnell Bekanntschaften zu knüpfen, und unter ihnen habe ich einige langjährige Freunde gefunden, mit denen ich sehr viel verbinde. Nie hatte ich allerdings eine Männerfreundschaft erlebt, welche mich mit dem Mann verband, der nun nur noch Augen für einen anderen zu haben schien.

Es mag komisch klingen und irgendwie viel zu kitschig, doch irgendwas schien uns zu verbinden, vom ersten Gespräch an. Meine Freundschaft mit ihm war enger als mit allen anderen meiner Freunde zuvor, auf eine komische Weise, die kaum zu erklären ist. Vielleicht kann man sagen, dass ich einfach sofort begriffen habe, dass ich diesem Menschen vertrauen konnte wie niemandem sonst; ihm konnte ich alles erzählen, was mich bewegte. Er würde mich nie verurteilen oder über mich lachen; stattdessen gibt er lediglich ehrliche Ratschläge oder sagt mir offen seine Meinung, selbst wenn ich sie manchmal nicht hören will. Außerdem würde er immer bei meiner Seite stehen, wenn ich Probleme habe. Im Grunde wusste er schon in kürzester Zeit alles von mir, mehr vielleicht noch als Cheila.

Natürlich war ich davon überzeugt, dass es andersherum genauso aussah. Er sprach mit mir über seine Probleme mit Miriam, erzählte mir von lästigen Gedanken, die ihm im Kopf herumschwirrten, und sprach über andere, unschöne Kleinigkeiten. Ich hatte geglaubt, dass er mir ebenso alles anvertraute; ich war gar davon überzeugt gewesen. Er und ich, durch dick und dünn; ja, es klingt albern, aber irgendwie war unsere Freundschaft für mich dieser Art und ich war mir sicher, dass sie durch nichts kaputt gehen könnte.

Doch nun, ganz plötzlich, gab es da dieses Geheimnis, das zwischen uns schwebte. Ich hatte es nur herausbekommen, weil ich wusste, wie ich ihn zu lesen hatte; er hatte nie den Mund aufgemacht, es noch nicht einmal versucht. Er hatte es einfach verheimlicht, hatte mir einen so wichtigen Punkt verschwiegen, der doch unweigerlich zu ihm gehörte. Ich war enttäuscht, und das nicht, weil er Männer liebte. Der Gegenstand des Geheimnisses war letztendlich egal, war nicht ausschlaggebend; viel mehr die Tatsache, dass es eines gab, schmerzte mich. Ich hatte geglaubt, eine grundehrliche Freundschaft zu leben, doch nun hatte ich herausgefunden, dass er mir nicht voll und ganz vertraute. Er hatte es nicht geschafft, mir sein größtes Geheimnis zu offenbaren.

Auf gewisse Weise war es wie ein Schlag ins Gesicht. Ich war wütend und traurig und es dauerte eine ganze Weile, bis ich wirklich begriff, dass diese Sache rein gar nichts mit mir zu tun hatte; vermutlich war er nicht einmal vor sich selbst grundehrlich. Ich begriff, wie undenkbar und gar unmöglich es für ihn tatsächlich sein musste, darüber zu sprechen.

„Wieso unmöglich?“

„Naja, es ist meistens schwerer, ein Geheimnis zu hüten, wenn man darüber redet. Wenn man es auch nur einmal tut, hat man fortan das Bedürfnis, es öfter zu tun… und das wäre mit der Zeit vielleicht gefährlich für ihn geworden.“

„Aber Sie hätten ihm vielleicht auch helfen können.“

„Das hätte ich gerne. Doch was hätte ich letztendlich tun können? Ich hätte ihm zuhören können, doch dadurch wäre es irgendwann nur noch schwerer für ihn geworden. Und Ratschläge in dieser Sache konnte er nur sich selbst geben.“

„Wollten Sie nicht trotzdem mit ihm drüber reden?“

„Doch, klar. Im ersten Moment wollte ich ihn sofort zur Rede stellen…“

„Warum haben Sie es nicht getan?“

„Weil ich im Gespräch mit Cheila merkte, dass es ein Fehler wäre.“

„Sie haben es ihr gesagt?“

„Ja. Ich musste einfach darüber reden…“

„Aber sie war doch mit Miriam befreundet.“

„Genauso wie ich… und wie Sie sich vorstellen können, machte das die Sache nicht gerade einfacher.“

„Haben Sie darüber nachgedacht, es Miriam zu sagen?“

„Ja, darüber dachten wir beide oft nach. Ein wenig war es, als müssten wir uns zwischen zwei Freundschaften entscheiden… Doch je mehr wir darüber sprachen, etwas zu tun, desto klarer wurde auch, dass es nicht in unserer Macht lag, etwas zu ändern…“

„Also haben Sie sich nichts anmerken lassen.“

„Genau. Ich habe versucht, so zu tun, als habe ich es nie herausgefunden.“

Ich habe mich in meinem Leben nie wirklich verstellen müssen, weshalb es ungewohnt war, es plötzlich zu tun, vor allem, da es mein bester Freund war, vor dem ich etwas verbergen musste. Man sollte meinen, es wäre mir leicht gefallen, weil er doch ebenso etwas vor mir versteckte, doch dem war nicht so. Zunächst konnte ich ihm kaum ins Gesicht schauen und noch dazu lächeln. Eine ganze Zeit lang war in mir zumindest ein wenig Enttäuschung vorhanden, dass er es mir nie gesagt hatte, selbst wenn ich mit der Zeit immer besser verstand, warum er schwieg. Außerdem wurde es immer schwerer, ihm nicht mein Ohr anzubieten. Wann immer ich sein nachdenkliches Gesicht sah oder die sehnsüchtigen Augen, war ich kurz davor, etwas Entsprechendes zu sagen. Ich wollte ihm doch helfen, ihm wenigsten zuhören können. Ich wollte mit ihm einen Teil seiner Last tragen, schließlich erkannte ich immer deutlicher, wie schwer sie auf ihm wog.

Abseits von meiner Hilflosigkeit, ihm nicht helfen zu können, war es für mich unbegreiflich, weshalb ich es nie bemerkt hatte; weshalb es sonst niemand bemerkte. Plötzlich sah ich sein Handeln mit anderen Augen. Natürlich verhielt er sich nicht auffällig, er wusste schon, was er tun musste, um keinerlei Zweifel zu hegen, doch zumindest Miriam musste es doch sehen. Erkannte sie nicht die Blicke zwischen ihm und Mathew? Sah sie nicht, wie vertraut die beiden miteinander sprachen? Sah sie nicht die unterdrückte, schmerzliche Leidenschaft, die zwischen ihnen herrschte?

Es erschreckte mich selbst, doch plötzlich sah ich diese verborgene Seite meines besten Freundes ganz deutlich vor mir, und umso besser ich sie kennenlernte, desto weniger verstand ich, warum ich nie zuvor auch nur eine Sekunde lang in diese Richtung gedacht hatte. Wieso war es mir nie aufgefallen? Wie hatte er sich verstecken können all diese Jahre? Gab es niemanden, der bescheid wusste? War das nicht unerträglich für ihn? Oder war da vielleicht nie etwas gewesen, was ich hätte sehen können? Hatte es für ihn wohlmöglich noch nie jemanden wie Mathew gegeben?

Die Fragen häuften sich in mir immer weiter. Ich wollte ihm so gerne zeigen, dass ich bescheid wusste, wollte so gerne Antworten bekommen. Ich wollte ihm helfen und auf gewisse Weise wollte ich natürlich auch ganz eigennützig meine Neugierde stillen, doch jedes Mal, wenn ich kurz davor war, mit der Sache herauszuplatzen, verstummte ich im letzten Moment. Er trug diese Maske nicht umsonst, er hatte seine Gründe, die ich mir zumindest zum Teil denken konnte. Für ihn stand so viel auf dem Spiel und egal wie eng unsere Freundschaft auch war, es war nicht meine Aufgabe, das Fass ins Rollen zu bringen.  

Am schwierigsten war das Schweigen vor allem dann, wenn er mit mir über Miriam sprach. Er redete von Hochzeit und mir wurde schlecht dabei. Es tat weh, zu wissen, dass Miriam keine Ahnung hatte, dass der Mann, den sie liebte, etwas so Essentielles vor ihr verheimlichte. Vielleicht betrog er sie auch. Das wusste ich natürlich nicht mit Sicherheit, doch ich ging davon aus. So vertraut wie er und Matthew sich waren, konnte ich kaum mit etwas anderem rechnen. Doch neben den Schuldgefühlen, die ich Miriam gegenüber hatte, war es auch in anderem Sinne schwer, ihn über eine Hochzeit sprechen zu hören. Deutlich erkannte ich, dass er nicht nur mir etwas vormachte, sondern auch versuchte, das bei sich selbst zu tun. Er schien wirklich zu denken, dass diese Hochzeit gut wäre, richtig gar. Als würde er Mathew dann vergessen können, oder sich selbst.

In solchen Momenten war ich oft kurz davor, meine Bombe platzen zu lassen, um seine zu entschärfen. Ich tat es nicht. Ich spielte das Spiel weiter mit ihm, da ich wusste, was er zu verlieren hatte. Ich wollte es nicht sein, der sein Leben kaputt machte; irgendwann würde er das von ganz alleine tun. Eigentlich rechnete ich noch vor dem Ende der WM damit. Ich konnte nicht mehr tun, als darauf zu warten und ihn, wenn möglich, aufzufangen.

„Doch es passierte nichts.“

„Genau. Die WM ging vorbei und Mathew verschwand zunächst aus seinem Leben…“

„Und es wurde alles wieder wie vorher?“

„Nein. Er benahm sich fürchterlich, wochenlang. Es war erbärmlich und mir fiel es schwer, ihn nicht endlich zur Rede zu stellen. Ich wollte ihm öfter als einmal sagen, wie bescheuert er sich benahm.“

„Vielleicht hätten Sie es tun sollen?“

„Darüber haben wir vor einigen Tagen auch gesprochen. Er meinte, ich habe das Richtige getan. Hätte ich ihn damals darauf angesprochen, hätte er alles geleugnet und unsere Freundschaft wahrscheinlich beendet…“

„Also taten Sie weiterhin so, als hätten Sie keine Ahnung?“

„Ja. Sogar als ich mit Mathew telefonierte und er mir die Nachricht übergab, versuchte ich, mir nichts anmerken zu lassen. Vor allem, weil ich glaubte, dass sie helfen würde…“

„Das tat sie auch.“

„Ja, aber er konnte Mathew dennoch nicht vergessen. Er wurde zwar wieder etwas mehr der Alte, doch oft drifteten seine Gedanken dennoch ab, besonders, wenn er Alkohol getrunken hatte und melancholisch wurde…“

„Bemerkte er denn nicht, dass Sie es schon längst wussten?“

„Nein. Er war so sehr davon überzeugt, dass er ein perfektes Spiel spielte, dass er den kleinen Riss darin nicht erkannte… oder vielleicht dachte er auch, dass, wenn Miriam ihn nicht sehen würde, es erst recht kein anderer tat…“

Entsprechend dieser Annahme lebte er sein Leben weiter wie bisher. Er spielte den glücklichen Hetero und machte Miriam schließlich sogar einen Antrag. Es war schwer für mich, diese Entscheidung gutzuheißen, da Cheila und ich es insgeheim für den größten Fehler hielten. Wieder einmal war ich kurz davor, mit ihm Tacheles zu reden, doch ich tat es nie. Vielleicht würde es auch gut enden, dachte ich mir. Vielleicht war Mathew eine einmalige Ausnahme und mein bester Freund könnte mit dieser Frau alt werden. Denn wer sagte mir denn, dass er wirklich schwul war? Vielleicht war er auch bisexuell oder entdeckte gerade nur ein kleines Abenteuer? Konnte das nicht vergehen und anschließend würde alles so sein wie zuvor? Er und Miriam passten doch so gut zusammen, ergänzten sich wunderbar. Hatte er es denn nicht verdient, diesen einfacheren Weg zu gehen, um glücklich zu werden?

Für eine ganz kurze Zeit glaubte ich tatsächlich, dass sich alles in diese Bahnen fügen könnte. Er zuckte nicht mehr fast unmerkbar zusammen, wenn vielleicht mal Mathews Name fiel; und er schwärmte wieder von Miriam. Sie strahlte und fantasierte mit Cheila über Hochzeitskleider und die Feier; ich betrank mich mit ihrem Verlobten und wir lachten über die Vorstellung, was alles auf einem Junggesellenabend passieren konnte. Es wirkte alles, als könne es genau so weitergehen, bis eines Tages wie aus heiterem Himmel Mathew ein zweites Mal in sein Leben trat. Mir war sofort klar, dass dieses Mal nicht alles einfach so vorübergehen würde.

In den folgenden Wochen und Monaten beäugte ich die beiden mit Sorge. Zunächst waren sie distanziert, dann vertraut und schließlich ganz offensichtlich ein Herz und eine Seele. Mit dem einher gingen wechselnde Gesichtsausdrücke bei meinem besten Freund, gegen Ende konnte er ein Lächeln kaum noch verbergen, sobald Mathew in der Nähe war. Ich sah das Strahlen in den Augen und in mir drehte sich alles herum. Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Natürlich war es schön zu sehen, wie gut Mathew ihm tat und wie er sich durch ihn langsam veränderte, doch je weiter sie sich in die Sache verstrickten, desto komplizierter wurde es. Immer mehr Stolpersteine wurden gelegt, immer mehr Fallen gebaut. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er selbst darüber straucheln würde. Ich erwartete jeden Tag den großen Knall, der höhnischer als jede Pfeife das Ende seines Spiels verkünden würde.

Der Knall kam nicht, da die Sache auf andere Weise ihr Ende fand. Er stolperte nicht, sondern blieb stehen, blickte zurück, nach vorne und sah endlich, nach viel zu langer Zeit, dass dieses Spiel ein Ende haben musste. Die Nachspielzeit war längst vorüber. Er musste sich endlich selbst die rote Karte geben.

So kam es, dass eines Nachts mein bester Freund vor meiner Tür auftauchte, mit hängenden Schultern und einem Blick, der sofort verriet, dass etwas kaputtgegangen war. Es konnte keine Trennung von Mathew sein, dann würde er nicht bei mir Hilfe suchen. Etwas anders musste in Scherben liegen; und was es war, wurde mir sofort klar, als er kleinlaut meinte, er müsste mir etwas sagen.

Wie man sich vielleicht vorstellen kann, war ich sehr gespannt, auf welche Weise er mir das sagen würde, was er vielleicht nie hatte aussprechen wollen. Gleichzeitig war ich froh, dass ich bereits wusste, welche Enthüllung mich erwartete, denn ich konnte mir nicht vorstellen, wie unangemessen ich andernfalls vielleicht reagiert hätte. So aber, im Wissen, was kommen würde, war es schwer, ihn anzusehen. Sein Blick war unruhig und er war bleich im Gesicht; noch nie hatte ich ihn derartig fertig gesehen, noch nie so aufgewühlt und unruhig. Es überforderte mich ein wenig und ich versuchte, die ganze Situation zu lockern, indem ich sie ins Lächerliche ziehen wollte. Ganz überstürzt unterbrach er mich dabei und sagte, dass er sich von Miriam getrennt hatte.

Ich wusste nichts darauf zu sagen, weil seine Aussage nur ein klein wenig überraschend kam. So weit war er also schon; ob er ihr alles gesagt hatte?

Betrübt senkte er den Blick und ich beratschlagte mit mir. Natürlich hätte ich ihm sofort sagen können, dass ich bereits die Gründe kannte, andererseits wäre es vielleicht ganz gut, wenn er sie einmal richtig aussprechen würde. Ich sollte ihm diese Last nicht von den Schultern nehmen, egal wie schwer andere wogen. Er musste sie selbst in die Höhe stemmen.

Außerdem musste ich daran denken, wie schlimm es Miriam gerade sicher ging. Sie hatte die Liebe ihres Lebens verloren, einfach so, aus heiterem Himmel. Nicht nur alle anderen hatten die beiden immer für ein Traumpaar gehalten, auch sie hatte dieses Wort ein paar Mal in den Mund genommen. Die beiden hatten so wunderbar harmoniert, hatten den gleichen Humor und ähnliche Hobbys; sie ließen sich viele Freiheiten und waren doch unheimlich vertraut und eng miteinander. Miriam liebte ihn über alles und sah keinen anderen Mann. Sie hätte es verdient gehabt, wenn er ebenso immer nur Augen für sie gehabt hätte.

Doch so Leid sie mir in diesem Augenblick tat, so saß doch noch immer mein leidender bester Freund vor mir. Ich konnte nur erahnen, wie es ihm gerade ergehen musste. Natürlich hatte er sich Miriam gegenüber vollkommen falsch benommen, doch vielleicht hatte er auch einfach niemals einen anderen Weg gesehen. Es war nicht an mir, ihm Vorwürfe zu machen, das tat er sichtlich schon genug; viel mehr sah ich es als meine Aufgabe, einfach für ihn da zu sein.

„Sagte er es Ihnen schließlich?“

„Ja, nachdem ich ihm sagte, er solle endlich mit der Sprache rausrücken.“

„Und dann?“

„Dann war ich einen Moment lang sprachlos. Wissen Sie, ein bisschen hatte ich auch gehofft, dass er vielleicht bi sei und der Verrat gegenüber Miriam so gar nicht ganz so tief saß, doch nun hingen die Worte „Ich bin schwul“ schwer in der Luft. Eigentlich hatte ich seit über zwei Jahren auf diesen Moment gewartet, doch komischerweise hatte ich mir nie Gedanken darüber gemacht, wie ich dann darauf reagieren würde.“

„Doch er wollte eine Reaktion.“

„Klar. Und ich glaube, er war davon überzeugt, dass ich ihn hochkant rausschmeißen würde.“

„Hätten Sie es getan, wenn Sie zuvor nicht selbst auf die Wahrheit gekommen wären?“

„Nein, ich denke nicht. Doch das stand ja nun nicht zur Debatte… eher fragte ich mich, ob ich ihm gleich sagen sollte, dass ich es schon länger wusste.“

„Und was taten Sie?“

„Ich sagte ihm, dass er mein bester Freund war und es immer bleiben würde.“

Es war leicht, diese Aussage zu treffen, denn an meinem Gefühl ihm gegenüber hatte sich nie etwas geändert. Zwar war ich zwischenzeitlich enttäuscht gewesen, vielleicht sogar wütend, doch er war immer noch meine Vertrauensperson und der wichtigste Freund in meinem Leben. Nicht einen Augenblick lang hätte ich darüber nachgedacht, unsere Freundschaft zu beenden. Wieso denn auch? Für mich war er derselbe Mensch geblieben. Es gab nichts, das ihn plötzlich als Schwulen identifizierte und deshalb weniger wert sein ließ. Er war immer noch der gleiche Mensch: mein bester Freund, gerade mitten in einer Notlage.

Zunächst reagierte er natürlich äußerst skeptisch auf meine ruhige Aussage. Er hatte mit mehr Überraschung gerechnet, mit tausend Fragen oder vielleicht sogar mit Wut. Doch all das kam natürlich nicht, da ich schon viel länger bescheid wusste. Dafür war nun ich an der Reihe, ihm etwas zu beichten. Zuvor allerdings schloss ich ihn freundschaftlich in die Arme, um ihm die Sorge zu nehmen. Seine Schultern entspannten sich dabei tatsächlich ein wenig. Die ersten Lasten purzelten hinunter.

Im folgenden Gespräch gestand ich ihm, dass sein Outing nicht überraschend für mich gekommen war. Dies schockierte ihn ziemlich und man spürte seine Angst, dass noch mehr Leute es bereits wussten. Ich versicherte ihm, dass dem nicht so sei, doch wirklich überzeugen konnte ich ihn nicht. Also lenkte ich ihn zunächst einmal damit ab, ihm endlich die Fragen zu stellen, die mir bereits seit so langer Zeit auf der Seele lagen. Folgend redeten wir die ganze Nacht hindurch und nur langsam wurde mir klar, dass er noch mehr gelitten hatte, als ich es mir ausgemalt hatte.

„War Ihnen nicht klar gewesen, wie schwer es ein schwuler Fußballer haben muss?“

„Klar habe ich es mir schwierig vorgestellt, doch wenn man selbst nicht in einer solchen Situation steckt, ist einem ein derartiges Leben fremd.“

„Also war für Sie das, was er erzählte, ganz neu?“

„Naja… Ich denke, als Hetero kann man sich so was einfach nicht vorstellen. Für uns gibt es keine Notwendigkeit, sich zu verstellen, doch ein homosexueller Spieler muss zu jedem Zeitpunkt aufpassen, um nicht enttarnt zu werden. Das war mir nicht bewusst.“„Inwiefern?“

„Man denkt immer, dass es nur um das Gefühl der Liebe und um sexuelle Gelüste geht. Es ist doch nur ein kleiner Bestandteil unseres Lebens, er beeinflusst doch nicht die anderen Teile. Dabei stimmt das nicht. Es fängt schon bei alltäglichen Gesprächen an oder bei harmlosen Berührungen… Er sagte auch, dass er sich Menschen mit anderen Augen anschaue als ich, einfach, weil man nie weiß, wie sie auf einen reagieren würden… Außerdem habe man immer das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen. Man ist nie wirklich alleine.“

Nach diesem sehr ernsten und schweren Teil des Gespräches fragte ich ihn endlich nach Mathew. Wie ich nicht anders erwartete, waren die beiden mittlerweile ein Paar. Er lächelte mit tief roten Wangen, als er dies sagte, und ich musste grinsen, als mir bewusst wurde, dass ich diesen Ausdruck noch nicht bei ihm gekannt hatte. Das war eine Art der verliebten Verlegenheit, die in der Anfangszeit jeden von uns trifft. Im Zusammenhang mit Miriam hatte es so etwas nicht gegeben, doch ohne Vergleich wäre mir das wohl nie aufgefallen.

Zögernd schwärmte er ein kleines bisschen von Mathew, doch nur einen Augenblick später wurde er auch schon wieder ernst. Er rieb an der leeren Stelle, an der zuvor noch der Verlobungsring gesessen hatte.

Einen Tag war es nun her, dass er ihr die Wahrheit gesagt hatte. Anders als ich hatte sie es niemals auch nur irgendwie erahnt und war somit aus allen Wolken gefallen. Dass ihn dies schmerzte, war ihm deutlich anzusehen. Er hatte sie nicht verletzen wollen und nach dem, was er sagte, glaubte ich ihm sogar, dass er wirklich vorgehabt hatte, für immer mit ihr zusammen zu sein. Das mit Mathew war ungeahnt dazwischen gekommen und nun wollte er nichts mehr als einfach nur frei zu sein.

Ich konnte nicht anders, als ihm zumindest ein paar Vorhaltungen zu machen. Er hatte einen Fehler begangen. Das wusste er und ich hatte es mir lange mit angesehen, was vielleicht ebenfalls, zumindest in ihrer Hinsicht, ein Fehler gewesen war. Doch alles was ich ihm sagte, wusste er bereits. Er hätte sie nie mit hineinziehen dürfen. Leider war es mittlerweile viel zu spät, um irgendetwas daran zu ändern.

Anschließend erzählte er mir auch von dem Interview, welches er vorhatte, zu führen. Ich fragte ihn, ob das wirklich eine so gute Idee wäre, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte. Er müsse endlich raus aus diesem Irrgarten, erklärte er mir. Irgendwie musste er sich outen und wenn ihm die Wahl blieb, es der Presse zu überlassen, es selbst herauszufinden, oder es ihr direkt zu servieren, so fiel ihm die Entscheidung leicht. Auf diese Weise konnte er zumindest den Inhalt des allerersten Artikels, mit dem sich jeder beschäftigen würde, ein wenig beeinflussen. Er konnte Stellung nehmen. Zwar würde er so oder so in der Luft zerrissen werden, doch wenigstens bliebe auf diese Weise viel weniger Platz für Spekulationen.

„Haben Sie den Artikel gelesen?“

„Klar, und heute denke ich, dass seine Entscheidung richtig war. Schmutzige Schlagzeilen kamen noch genug, doch sie waren sicher bei weitem weniger schlimm als sie es hätten sein können, hätte man ihn knutschend mit Mathew irgendwo erwischt…“

„Der Artikel war der Schritt in die Öffentlichkeit… Wie aber hielt er es mit dem Verein?“

„Er ist direkt nach dem Interview zu unserem Trainer gegangen und hat ihm die Wahrheit gesagt.“

„Wie war die Reaktion?“

„Genaues weiß ich nicht, darüber spricht er nicht gerne… Ich weiß nur, dass sie ihm sagten, dass sie ihn nicht feuern würden, da das schlecht für das Image sei… aber man legte ihm schon nahe, selbst zu gehen…“

„Indirekt wurde er also doch gefeuert?“

„Kann man so sagen. Wäre er geblieben, hätte man ihn früher oder später sowieso zum Gehen genötigt.“

„Weshalb?“

„Weil es in der heutigen Zeit zu schwierig ist, einen homosexuellen Spieler zwischen den heterosexuellen Spielern zu haben. Selbst wenn sie untereinander damit alle kein Problem haben sollten, sieht das nach außen hin ganz anders aus. Plötzlich wird ein Klaps auf den Po anders interpretiert, und wenn man sich ein Zimmer teilt, denkt die ganze Welt, man treibe es miteinander… Er selbst sagte zu mir, dass er das keinem von uns antun wolle. Dabei hätte ich damit leben können…“

„Und Ihre Vereinskameraden?“

„Manche bestimmt, doch nicht alle standen der Sache so locker gegenüber…“

Das Outing eines Fernsehstars oder Politikers verbreitet sich sehr schnell in den Medien, doch man kann annehmen, dass es bei einem Fußballnationalspieler exponential schneller geht. Dies liegt nicht zuletzt an dem riesigen Tabu, von dem jeder weiß. Außerdem hat der Spieler nicht nur in einem begrenzten Raum Bekanntheit erlangt, sondern ist durch seine Teilnahme an den Meisterschaften einer der beliebtesten Sportarten der Welt den Menschen überall auf der Erde ein Begriff. In vielen Spielen der Nationalelf hatte er ein Tor erzielt und zählte zeitweilig zu den gefährlichsten Linksstürmern der Welt – kein Wunder also, dass die Nachricht wie ein Lauffeuer um den Erdball ging und man bereits einen Tag nach Erscheinung des ersten Artikels tausende andere in allen möglichen Sprachen lesen konnte.

Selbstredend, dass er keinen Fuß mehr auf die Straße setzen konnte, ohne von Reportern belagert zu werden. Sie alle wollen ein Exklusivinterview, doch bis heute hat er sich dagegen geweigert, es ihnen zu geben. Ebenso wie Miriam, die nur ihre Ruhe haben will. Und auch Mathew wird von der Presse verfolgt. Alle wollen wissen, was die beiden dazu zu sagen haben. Dabei ist es doch letztendlich egal, es wurden ohnehin schon viel zu viele Bilder gemalt, um der Öffentlichkeit die Tragik und die Verwerflichkeit der Situation so schmackhaft wie möglich zu machen.

Dies ist im Übrigen ganz anders als im Verein. Zu Anfang noch waren alle neugierig und ich wurde mit Fragen bedrängt. Keiner hatte etwas geahnt und nun wollten sie von mir alles hören, was es zu wissen gab. Viele waren mit ihm befreundet, alle hatten ihm vertraut und manche hatten ihn gar bewundert, doch zunächst schien dies für die meisten in Vergessenheit zu geraten. Ein paar Tage lang musste ich mir blöde Sprüche anhören über meinen besten Freund. Und auch ich bekam sie ab. Ich wurde gefragt, ob wir es auch schön miteinander trieben, ob wir händchenhaltend spazieren gingen, ob wir einander den Schwanz lutschten – um nur die harmlosen Sprüche zu nennen. Erst flippte ich bei jeder dieser Bemerkungen aus. Ich schrie diejenigen an, die es wagten, seinen Namen zu beschmutzen, und fast wäre ich einmal auf einen von ihnen losgegangen, mit dem ich mich sonst immer so gut verstanden hatte. Ich begriff einfach nicht, wie diese erwachsenen Männer sich derartig abartig verhalten konnten. Wie konnten sie nur so unmenschlich sein?

Doch auch solche Abscheulichkeiten haben ihr Ablaufdatum. Schon jetzt, einen Monat nach seinem Outing, will keiner mehr ernsthaft über das Thema reden. Es wird totgeschwiegen, mit den wenigsten habe ich mich bisher wirklich darüber unterhalten. Es ist und bleibt ein Tabuthema, es darf nicht darüber gesprochen werden. Es gibt auch weiterhin für die meisten keine Homosexualität im Fußball. Er war eine Ausnahme der Regel; hier muss einfach ein schwerer Fehler unterlaufen sein.

„Sie sagten, Ihnen wurde ein Verhältnis unterstellt… wie weit reichte das?“

„Naja, innerhalb der Mannschaft war das recht harmlos… doch nach etwa einer Woche fand sich der erste Artikel in einem Klatschblatt, der davon sprach, dass auch ich eine Schwuchtel sei.“

„Hat die Sache Ihre Karriere gefährdet?“

„Kurzzeitig hat sie das tatsächlich. Mir wurde sogar nahegelegt, die Freundschaft lieber zu beenden. Daraufhin habe ich meinem Manager drei Sachen versichert: erstens, dass ich meinen besten Freund nicht im Stich lassen würde; zweitens, dass ich nicht schwul bin; und drittens, dass der Verein auch mich als Spieler verlieren wird, wenn er nicht dafür sorgt, dass entsprechende Artikel nicht mehr erscheinen.“

„Half das?“

„Nicht vollständig, aber zum größten Teil. Mittlerweile ist es mir egal geworden und der Verein steht hinter mir.“

„Aber nicht mehr hinter ihm.“

„Nein. Sie sagen zwar in der Presse, dass er jederzeit mit ihrer Unterstützung rechnen kann und dass sie gut finden, was er getan hat, doch letztendlich ist das alles nur heiße Luft.“

„Wie wird es weitergehen?“

„Das vermag ich nicht zu sagen. Ich denke nicht, dass er in einem der großen Vereine unterkommen wird. So verständnisvoll sie sich alle zeigen, sind sie doch nicht bereit, einen schwulen Spieler aufzunehmen.“

„Dabei hat sich doch an seinem Spiel nichts verändert…“

„Das müssen Sie mir nicht erklären… und eigentlich wissen das alle, egal ob Fans, Trainer oder Spieler. Doch die Welt ist noch nicht offen genug, um diese Tatsache auch zu leben…“

„Meinen Sie, dass sein Outing in naher Zukunft etwas in diese Richtung bewirken wird?“

„Ich hoffe es. Doch dazu müssen noch mehr Spieler folgen und das sehe ich leider aktuell noch nicht kommen. Sie alle sehen, dass er seine Karriere beenden musste und wollen nicht das gleiche tun müssen. Und solange er alleine bleibt, wird es schwer, wenn nicht gar unmöglich werden…“

„Aber es gibt noch weitere schwule Spieler?“

„Ich kenne sie nicht, aber heute glaube ich es ganz fest. Außerdem gibt es, das weiß ich jetzt, alleine in unserem Land drei Psychologen, die spezialisiert auf homosexuelle Profispieler sind. Die entsprechenden Akten sind natürlich gehütet wie die eigenen Augäpfel…“

„Es wäre gut, wenn sich die besagten Spieler outen würden.“

„Ja, aber ich hoffe nicht darauf und er tut es auch nicht…“

„Wie geht es ihm mit der aktuellen Situation?“

„Das ist schwierig zu beurteilen. Es ist alles noch ganz frisch. Er hat sehr starke Stimmungsschwankungen und manchmal redet er davon, dass er das besser nicht getan hätte.“

„Er bereut es?“

„Das müssen Sie ihn selbst fragen.“

„In Ordnung. Aber gestatten Sie mir eine letzte Frage.“

„Klar.“

„Meinen Sie, dass er nach dem Outing ein anderer Mensch geworden ist?“

„Wie gesagt, bisher ist erst ein Monat vergangen… dennoch würde ich schon jetzt sagen, dass dem so ist; an den guten Tagen. Er lacht offener.“

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