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Bring mir dein Lachen bei

Akt 2 - Tryout

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In den nächsten Tagen behandelt Tobias mich wie ein rohes Ei. Ständig trägt er mir alles hinterher, fragt, ob ich noch etwas brauche, ob ich meine Ruhe will, ob ich ihn störe, ob er mir helfen kann, und so weiter und so fort. Ein paar Mal fahre ich ihn unfreundlich an, hoffe, dass er endlich damit aufhört, doch statt zu kontern, gibt er viel zu schnell klein bei – nicht seine Art normalerweise. Sollte mich das zufrieden stellen? Wenn ja, so tut es das nicht. Schnell, viel zu schnell beginnt es, mir auf die Nerven zu gehen. Ich habe keinen Bock auf dieses Herumgestelze, ich will einfach so weiterleben wie bisher, nicht diese nervende Übervorsichtigkeit erleben.

Vielleicht deshalb bleibe ich in den folgenden Tagen länger bei der Arbeit als sonst, vielleicht deshalb vertiefe ich mich mehr in die Bücher als normalerweise, vielleicht deshalb gehe ich in diesen Tagen besonders in meiner Arbeit auf. Nur ein Mal, irgendwann dazwischen, erinnere ich mich selbst an meine Eltern.

Am nächsten Wochenende kommt Tobias mit zwei Kinokarten an, für einen Film, der seit dieser Woche läuft. Skeptisch sehe ich sie an, sehe ich Tobias an, und merke, dass ich keine Lust verspüre, mit ihm da hinzugehen. Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust irgendwas zu machen, ich will einfach nur alleine sein und meine Ruhe haben. Als ich Tobias genau das sage, wird sein Blick traurig.

„Du hast mir nicht verziehen ...“, meint er mit gesenktem Kopf und steckt die Karten wieder weg.

Irritiert sehe ich ihn an.

„Was soll der Quatsch denn? Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Ich hab nur keine Lust, irgendwas zu unternehmen ... Ist das so schwer zu verstehen?“

Genervt fahre ich mir durch die Haare, drehe mich um und verschwinde in der Küche. Als ich da angekommen bin, habe ich vergessen, was ich eigentlich wollte. Auf halbem Weg zurück steht Tobias im Flur vor mir.

„Und was mache ich jetzt mit den Karten? Ich wollte dich doch so gerne überraschen ...“

Ich zucke mit den Schultern und gehe an ihm vorbei.

„Geh alleine hin“, sage ich dann.

„Aber ... ich wollte doch mit dir ...“ Er lässt sich neben mir aufs Sofa nieder, sieht mich mit großen Augen an.

„Ein anderes Mal, heute nicht.“ Ich frage mich, weshalb er so darauf beharrt. Wir sind doch jeden Abend zusammen. „Frag einen deiner Freunde“, zucke ich dann die Schultern.

Seine Augen werden noch ein ganzes Stück größer. „Das … würde dir nichts ausmachen?“

Ich seufze, irgendwie noch immer genervt von dieser Übervorsichtigkeit. Sonst hat er sich doch auch nie solche Gedanken gemacht.

„Nein, würde es nicht.“

„Aber-“

„Tut es nicht, okay? Also geh schon!“

Ich greife nach der Fernbedienung und stelle den Fernseher demonstrativ lauter.

Etwas mehr als eine Stunde nur kann ich meine Ruhe genießen, als mich die Türklingel herausreißt. Mich fragend, wer es wagt, mein Alleinsein zu stören, öffne ich die Tür schwungvoll und vor lauter Überraschung lasse ich sie los. Sie knallt an den Jackenständer dahinter.

„Hallo!“, werde ich angegrinst, als er sich vom ersten Schreck erholt hat.

„Äh ... Hallo?“, betone ich das Fragezeichen ziemlich stark. Was macht er hier?

„Darf ich reinkommen?“ Er macht einen winzigen Schritt auf mich zu.

„Wozu?“, bleibe ich genau da stehen.

Ein Lachen. „Einfach so. Zum Reden.“

„Reden? Worüber?“

„Man oh man, wird das gleich wieder diplomatisch! Na komm schon! Spring über deinen ernsten Schatten und lass mich rein.“

Schon wieder duzt er mich!, fährt es mir durch den Kopf.

„Störe ich etwa bei irgendwas Wichtigem?“, fragt er, als ich noch immer keine Anstalten gemacht habe, ihn hereinzulassen.

„Ich war am Fernsehen.“

„Alleine?“

„Ja.“

„Gut, dann stör ich nicht.“

Noch einen Schritt macht er nach vorne ... und schließlich lässt mich diese Hartnäckigkeit nachgeben. Ich trete zur Seite.

„Geht doch!“, grinst er und streift sich die Jacke ab. Sein Blick fährt im Flur herum und dann geht er aufs Wohnzimmer zu – wahrscheinlich hat er es durch den Klang des Fernsehers erkannt.

Zögernd folge ich ihm, nicht wissend, was ich sagen soll. Eigentlich bin ich ziemlich erschüttert von dieser Lockerheit, die er an den Tag legt.

Ich stelle fest, dass er sich wenigstens nicht unaufgefordert setzt, weshalb ich ihn also wohl oder übel dazu auffordere. Neben mir auf dem Sofa wird Platz genommen. Ich rücke ein Stück zur Seite.

„Erfahr ich jetzt, was Sie hier machen?“

„Ach komm schon, ich bin privat hier, da kannst du mich auch duzen.“ Er lächelt.

Ich knirsche mit den Zähnen. „Okay Marcel, was machst du hier?“, betone ich seinen Namen stark.

Er zuckt die Schultern. „Dich besuchen, ein bisschen mit dir plaudern, schauen wie es dir geht ...“

„Wie es mir geht?“

„Immerhin hat dein Freund dich betrogen.“

„Oh, das ...“ Ich seufze. „Das ist vom Tisch.“

„Hast du dich von ihm getrennt?“

„Nein.“

„Hatte ich befürchtet ...“ Er rollt die Augen.

„Was soll das denn jetzt heißen?“

„Nur, dass es nicht gut für dich ist.“

„Nicht gut für mich?“ Ich keuche wegen dieser Unverschämtheit. „Wollen Sie mir irgendwas damit sagen?“

„Du“, lächelt er. „Du!“

„Willst DU mir etwas damit sagen?“, presse ich zwischen den Zähnen hervor.

„Vielleicht.“ Er zwinkert mir zu, deutet dann auf meine Bierflasche. „Kann ich was trinken?“

Ich atme tief durch. „Natürlich. Einen Moment.“ Damit stehe ich auf.

In der Küche am Kühlschrank angekommen und aus ihm ein Bier genommen, bleibe ich eine Sekunde stehen. Eigentlich hat er meine Frage nach seinem Hiersein immer noch nicht beantwortet, oder?

Kopfschüttelnd mache ich mich auf den Weg zurück.

Dankend wird das Bier angenommen, ein großer Schluck daraus getrunken. Dann stellt er es auf dem Tisch ab, lehnt sich zurück und grinst mich an.

„Gibt es eigentlich irgendwas, das dich aus der Ruhe bringt?“

„Wie bitte?“

„Naja, ich meine ja noch nicht mal solche Sachen mit deinen Eltern oder das mit deinem Freund. Jede normale Mensch würde schon ziemlich gereizt sein, wenn ein fast Fremder sich so dreist selbst einlädt wie ich gerade ... aber du, du bist ruhig und wirkst vollkommen gelassen. Ist das dein Normalzustand?“

Sprachlos sehe ich ihn an. Was soll ich denn darauf bitte antworten?

Ein Lachen entweicht ihm. „Und du wehrst dich noch nicht mal gegen das, was ich sage ... aber das passt total ins Bild ...“ Er lehnt sich vor, verschränkt seine Finger, sieht mich direkt an. „Darf ich dich was fragen?“

Ich zucke die Schultern. „Das tust du schon die ganze Zeit.“

Wieder lacht er. „Wo du recht hast ... Na gut, also ... Wo ist dein Freund?“

„Tobias ist mit einem Freund im Kino...“

„Und wieso nicht mit dir?“

„Ich hatte keine Lust.“

„Und es macht dir nichts aus, dass er mit einem Freund nun alleine da ist?“

„Nein ... Sag mal, horchst du mich aus?“

„Irgendwie schon, ja ...“ Er legt den Kopf schief, lächelt nun nicht mehr amüsiert sondern sympathisch. „Weißt du ... ich hab daran denken müssen, wie du mir so ruhig die Sache mit deinen Eltern erzählt hast und wie du danach so gelassen damit umgegangen bist, dass dich dein Freund betrogen hat ... Es wollte mir einfach nicht mehr aus dem Kopf ... und darum bin ich hier. Ich hab Lust, dich kennenzulernen. Ich würde gerne wissen, ob es nicht doch Dinge gibt, die dich aus der Ruhe bringen.“

Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. „Hat das irgendwas mit deinem Studium zu tun?“

„Quatsch! Es ist wirklich nur, weil ich dich irgendwie nett finde … oder witzig.“ Er beugt sich näher an mich heran.

Ich beuge mich ein Stück zurück, mustere ihn. „Sag mal, bist du schwul?“

„Nein.“

„Also stehst du nicht auf mich?“

„Nein, würd’ ich jetzt nicht sagen.“ Er schüttelt den Kopf.

„Naja, ich hab eh ’nen Freund.“

„Ich weiß.“

„Stimmt.“

Ich mustere ihn noch kurz, bevor ich nach meinem Bier greife und mich im Sofa zurücklehne. Ich sehe zum Fernseher und mir wird bewusst, dass er mich stört. Ich schalte ihn aus. Und dann stört mich die Stille.

„Sag was!“, murre ich. „Du redest doch die ganze Zeit.“

Er stellt seine Flasche zurück auf den Tisch.

„Was hast du für Hobbys?“

„Ich? Keine Ahnung. Ich lese viel.“

„Und was?“

„Alles mögliche. Wir bekommen ständig Bücher rein, die-“

„Stimmt ja, du arbeitest bei ’nem Verlag. Okay, dann zählt das nicht ... Irgendwelche anderen Hobbys?“

„Ich denke nicht.“

„Gar nichts?“

Ich schüttle den Kopf und werde daraufhin angesehen wie ein Eisbär in der Wüste.

„Ich gehe gern Fotografieren“, sagt er dann. „Außerdem treibe ich regelmäßig Sport und spiele verschiedene Computerspiele. Ach ja, und ich sammle Bierdeckel!“

„Bierdeckel?“

„Ja. Keine Ahnung, wann das angefangen hat, aber mittlerweile hab ich so um die Sechstausend verschiedene.“

„Sechstausend?“, wiederhole ich schon wieder wie blöd.

„Ja ... aber das sind eigentlich sehr wenige, musst du wissen. Ich hab im Netz mal mit einem geredet, der hatte über Vierzigtausend ...“

„Wieso machen Leute so was?“

„Weil es Spaß macht. Man freut sich, wenn man einen Bierdeckel bekommt, den man noch nicht hat ...“

„Versteh ich nicht.“

„Musst du auch nicht. Ich wollte dir nur ein paar meiner Hobbys sagen ...“

„Wozu?“

Lachend schüttelt er den Kopf.

„Oh man, du bist echt ne Marke! Du bist ja zwischenmenschlich noch mehr ne Niete, als ich dachte... Aber bei den Eltern ist das wohl kein Wunder... Ich glaub, das müssen wir definitiv ändern!“

„Moment mal, das ist ja wohl meine Entsch-“

„Klar, aber so kannst du doch nicht wirklich zufrieden mit deinem Leben sein?!“

„Wieso nicht? Ich hab nen Job, in dem ich genug verdiene, ich hab ne eigene Wohnung, nen Freund ... was brauch ich denn sonst noch?“

„Ne Menge!“ Er streckt die Arme aus.

„Und das wäre?“

„Du musst sauer werden, wenn dir etwas nicht gefällt, damit es sich ändern kann ... und vor allem brauchst du Spaß! Spaß am Leben, das ist was ganz Wichtiges!“

„Hab ich doch.“

„Naja ...“ Er sieht mich durchdringend an. „Jetzt mal ehrlich ... wie oft lachst du am Tag? Oder wie oft freust du dich über etwas? Wie oft hast du ein Erfolgserlebnis oder das Gefühl, jemandem unbedingt etwas erzählen zu müssen? Wie oft?“

Ich schweige und wahrscheinlich ist ihm das Antwort genug. Er nickt mir bestätigend zu. Irgendwie frustriert lasse ich daraufhin den Kopf sinken. So wie er das sagt, hört sich das alles ja ziemlich negativ an ... Und zugleich fühle ich mich überfordert von all den Sachen, die er sagt.

„Weißt du was?“

„Hm?“

„Wir machen nächstes Wochenende was zusammen!“

„Wir beide?“, frage ich skeptisch.

„Klar, wieso nicht?“

„Mir würden tausend Gründe einfallen.“

„Sympathisch!“ Er rollt gespielt die Augen. „Na komm schon, gib dir einen Ruck!“

„Und wozu bitteschön?“, frage ich nach, weil es wohl erwartet wird.

„Ich lass mir was einfallen und du lässt dich überraschen!“

„Ich mag keine Überraschungen.“

„Das war mir klar.“ Er grinst bis über beide Ohren. „Aber genau da fängt der Spaß an! Eine ganze Woche lang wirst du dich jetzt fragen, was wir wohl machen werden und am Ende kannst du kaum erwarten, es herauszufinden.“

„Das ist doch Quatsch.“

„Nein, ist es nicht. Wart’s nur ab!“

Er greift nach seinem Bier und trinkt einen großen Schluck daraus. Ihn heruntergewürgt, fügt er noch hinzu, dass ich mir definitiv am Samstag und am Sonntag nichts vornehmen darf.

„Das wird das beste Wochenende deines Lebens, ich schwör’s dir!“

Ich verkneife es mir, jegliche Antwort darauf zu geben.

Noch fast zwei Stunden bleibt Marcel, und erst als Tobias schließlich nach Hause kommt, beschließt er zu gehen. Wir haben nicht die ganze Zeit geredet, sondern manchmal auch einfach nur auf den Fernseher gelauscht, den ich irgendwann wieder angestellt habe. Wenn wir redeten, dann war es eher so, dass Marcel erzählte, irgendwas, was mich eigentlich gar nicht wirklich interessierte ... und dennoch hörte ich aufmerksam zu und nahm jedes Wort auf.

Als Tobias schließlich kommt, macht Marcel mit mir eine Zeit fürs nächste Wochenende aus. Er zwinkert mir zu, bei dem Versprechen, dass er bestimmt etwas Tolles finden wird, und hinterlässt mich mit einem unbekannten Gefühl. Erst als er weg ist, fällt mir ein, dass er ja jetzt noch fast eineinhalb Stunden Autofahrt vor sich hat. Für ein paar Sekunden verspüre ich gar etwas wie ein schlechtes Gewissen, welches aber sogleich verschwindet, als Tobias mich zur Rede stellt. Außerdem ist Marcel ja selbst schuld.

Tobias ist sauer, will wissen, wieso dieser Taxifahrer hier gewesen ist, will wissen, wieso ich dann nicht lieber mit ihm ins Kino gegangen bin. Dass ich nichts von dem Besuch gewusst habe, kauft er mir nur sehr ungern ab, weiß er doch, dass ich nicht unbedingt der spontanste Mensch bin. Erst als ich ihn widerwillig in den Arm nehme, küsse und mit ihm schlafe, scheint er beruhig. Mich hingegen nervt es selbst danach noch, dass diese Diskussion überhaupt notwendig gewesen ist.


Die Woche vergeht wie eigentlich jede andere. Tobias fängt endlich wieder an, sich normal zu verhalten, und irgendwann erzähle ich ihm dann auch endlich, was bei meinen Eltern vorgefallen ist. Er ist schockiert, ich zucke nur die Schultern und habe nicht lange Lust, darüber zu reden. Den Vorschlag, sie anzurufen, schlage ich schnell aus.

Ansonsten geschieht nichts Erwähnenswertes, außer, dass ich mir irgendwann eingestehen muss, dass Marcel tatsächlich Recht hatte. Tatsächlich erwische ich mich mit fortschreitender Zeit immer öfter bei der Frage, mit was für einem Vorhaben er am Wochenende wohl ankommen wird. Tatsächlich gefällt es mir, mit mir selbst Rätsel darüber zu raten, und das Gefühl, es nicht mehr abwarten zu können, wächst. Natürlich werde ich das Marcel niemals sagen.


Tobias erzähle ich erst am Samstagmorgen von meinem Vorhaben. Weshalb ich es nicht vorher getan habe, weiß ich nicht genau, vielleicht weil ich wusste, wie er ausflippen wird. Und das tut er. Wieso ich einfach so mein Wochenende mit einem anderen Kerl verplanen würde, will er wissen ... und eigentlich kann ich ihm noch nicht mal eine gute Antwort darauf geben. Deshalb tue ich es auch nicht. Ich nehme stattdessen hin, dass er schmollt, und überlege weiterhin, was wohl auf mich zukommen wird.

Um drei Minuten vor Fünf klingelt es. Tobias wirft mir einen giftigen Blick zu, als ich aufstehe und die Küche verlasse.

„Überraschung!“, tönt es gleich nach dem Öffnen der Tür und ich mache fast einen Satz zurück.

Irritiert schaue ich mich um, sehe an Marcel vorbei, entdecke nichts wirklich Überraschendes.

„Äh...“

„Oh man ...“, seufzend schüttelt er den Kopf. „Ich hätte wissen sollen, dass du auf so was nicht eingehst ...“

„Auf was?“

„Auf das ‚Wow, was machst du denn hier?‘-Spiel...“

„Muss man das kennen?“

„Du nicht.“ Er klopft mir auf die Schulter, tritt an mir vorbei in die Wohnung.

Ich belasse es dabei.

„Bereit?“

„Wenn ich wüsste wozu ...“

„Zu allem!“, tönt er, bemerkt dann Tobias in der Tür. „Hi du!“, grinst er, streckt ihm die Hand hin. „Danke, dass ich deinen Freund entführen darf!“

„Hm“, kommt es nur mürrisch, was mich die Augen verdrehen lässt.

„Können wir los?“, frage ich deshalb.

Marcel dreht sich wieder um, mustert mich von oben bis unten und blickt mir dann kritisch ins Gesicht.

„Hast du ne Jeansjacke? Oder irgendwas, das irgendwie ...“, er breitet die Arme aus, „... lockerer wirkt als dieser ernste schwarze Mantel?“

„Ich weiß nicht ... eigentlich ...“

„Ach, lass mal ... Du bekommst meine, wir sollten dieselbe Größe haben. Ich brauch die eh nicht!“

Damit schlüpft er aus seiner dunkelgrünen Jacke und hält sie mir hin. Als ich sie ergreife, spüre ich Tobias’ Blick auf mir.

„Passt.“

„Sehr schön, dann können wir los!“

Marcel setzt sich wieder in Bewegung, ich tue es ihm gleich.

„Wann kommst du nach Hause?“, hält mich eine mürrische Stimme auf.

„Ich weiß nicht“, drehe ich mich widerwillig um.

„Es kann spät werden“, verkündet Marcel im selben Moment. „Seeehr spät!“

„Da hörst du’s“, zucke ich die Schultern.

„Aber-“

„Keine Sorge, du bekommst ihn schon heil zurück!“

Ich bringe mich dazu, zu Tobias zu gehen, ihm einen Kuss zu geben.

„Bis dann“, versuche ich ein Lächeln und drehe mich endgültig zum Gehen.

ENDE Akt 2

Tryout:

So werden die Phasen mit spezifischen Voraufführungen vor der eigentlichen Premiere bezeichnet, in denen Risiken erkannt werden sollen, um diese anschließend auszumerzen. In diesem Fall habe ich mich eher wegen der Übersetzung des Wortes „Tryout“ dafür entschieden ... einfach weil Nathanael beschließt, es „auszuprobieren“ ... also das Spaß haben und Weggehen mit Marcel. Vielleicht kann man passend zur eigentlichen Bedeutung noch sagen, dass es das Stück ist, bevor er tatsächlich mit Marcel weggeht (also sein Premiere „feiert“) ...

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