zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

Die Brücke

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

Vorwort der Redaktion

Liebe Leser,

die folgende Geschichte befasst sich unter anderem mit der Thematik Suizid. Dies ist ein sensibles Thema, das Nickstories.de nicht unkommentiert lassen kann und will. Deshalb haben wir uns entschieden diese Geschichten generell mit einem Vorwort zu versehen.

Für uns ist dieses Thema in Stories kein Tabu, aber wir wollen deutlich machen, dass Selbstmord mit Sicherheit kein Weg ist, um ein Problem zu lösen. Jeder, der sich in einer scheinbar aussichtslosen Lage befindet, sollte wissen, dass er Hilfe finden kann.

Wenn du jemanden kennst, der über diesen Schritt nachdenkt oder ihn geäußert hat, solltest du das nicht auf die leichte Schulter nehmen und versuchen mit dieser Person zu reden. Erst dann wird deutlich, wie ernst die Lage wirklich ist.

Wenn du über Selbstmord nachdenkst, bitten wir dich, Kontakt mit einer Hilfseinrichtung aufzunehmen, bevor du etwas tust, das für deine Freunde und deine Familie ein unwiederbringlicher Verlust sein wird.

Informationen und Notrufnummern findest du z.B. unter: www.telefonseelsorge.de

 

Ich war am Weg heim, fuhr aber dennoch einen Umweg über den Wald, da ich den Regen noch etwas genießen wollte. Es war schon ziemlich dunkel, daher sah ich anfangs die Gestalt nicht, die bei der Brücke stand. Die Person stand oben auf dem Geländer und hielt sich an einem Ast fest, der von einer riesigen Birke runter hing. Unter der Brücke war fünf Meter nichts und dann kam der Fluss, der sich durch den Wald schlängelte. Was hatte dieser Mensch vor? Der/die will sich doch etwa nicht umbringen? Ich trat in die Pedale was das Zeug hielt.

Fünf Meter, vier, drei, ... Er spannte seinen Körper an (immerhin erkannte ich schon das Geschlecht) ... zwei, eins ... ich sprang vom Rad und riss den Burschen vom Geländer hinunter. In meinen Armen lag ein zirka siebzehnjähriger Junge, mit verheultem Gesicht und geistesabwesendem Ausdruck. Ich wollte gerade zu ihm reden, als er vollends zusammensackt. Ich trug ihm zu einem Baum, legte ihm eine Nackenstütze unter und versuchte ihm etwas zum Trinken einzuflößen. Er öffnete die Augen, sah mich an und fragte:

»Wieso ... hast du mich aufgehalten?«

»Weil niemand es wert ist, Suizid zu begehen.«

»Und wenn man nichts mehr in seinem Leben hat, dass es wert wäre, zu leben?«

»Dann muss man danach suchen.«

»Und wenn man das jahrelang gemacht hat?«

»Dann muss man wohl seinen Such-Stil ändern.«

»Aber ich weiß einfach nicht mehr weiter.« Tränen bildeten sich, rannen langsam seine Wangen hinunter und vermischten sich mit dem Regen.

»Es gibt immer einen Weg. Alleine kann man ihn vielleicht nicht auf Anhieb finden, aber zu zweit geht es allemal.«

»Was willst du mir damit sagen?«

Ich wischte ihm die Tränen und den Regen mit einem Taschentuch aus dem Gesicht und sagte: »Ich will dir helfen. Du hast noch dein ganzes Leben vor dir. Und du wirst es genießen und dankbar sein, dass du noch lebst, glaub mir.«

»Aber ...«

»Nichts aber. Komm jetzt, wir fahren jetzt mal zu mir, trinken was Warmes und schauen dann weiter«, unterbrach ich ihn.

Bei mir angekommen tranken wir Kaffee, unterhielten uns gemütlich, lernten einander kennen, und merkten, dass wir gute Freunde werden.

Und so war es dann auch schlussendlich. 2 Jahre danach schrieb er mir dieses Gedicht:

Freundschaft

Ich danke dir dafür,
dass du mich vor meinem Ende bewahrt hast.
Du hast mir gezeigt,
was das Leben wirklich wert ist.
Erst seit ich dich kenne, weiß ich,
was wahre Freundschaft wirklich wert ist.
Ich will dir danken, nur weiß ich nicht wie.
Du hast schon so viel für mich getan,
warst immer für mich da.
Hast mir geholfen,
wie kein anderer.
Ich danke dir, mein Freund.

Lesemodus deaktivieren (?)