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Der Zauber der Weihnacht
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Informationen
- Story: Der Zauber der Weihnacht
- Autor: Julian K.
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Kurzgeschichte
Der Zauber der Weihnacht
Jonas, zehn Jahre, ist stinksauer! Sein Kumpel Paul hat ihn heute in der Pause auf dem Schulhof gefragt: „Du, glaubst noch an den Weihnachtsmann?“ Paul lacht hämisch auf: „So ein Quatsch. Den Nikolaus, das Christkind und den Weihnachtsmann, die gibt es gar nicht. Ich weiß es ganz genau. Meine große Schwester hat es mir gesagt. Die Geschenke und das alles kaufen die Eltern und die Großeltern. Meine Schwester hat sogar schon ein paar Geschenke im Schlafzimmerschrank gefunden…“
Jonas schluckt, ist er wirklich dumm? Er möchte Paul widersprechen, aber er kann ihm doch jetzt nicht sagen, dass er sich schon auf den Besuch des Bärtigen am Weihnachtsabend so sehr freut. Ja, dass er mit seinem kleinen Bruder Julian zusammen sogar schon die Weihnachtslieder heimlich in ihrem Zimmer geübt hat. Er kann es nicht glauben…, seine Eltern, Oma und Opa haben ihn sein ganzes Leben lang belogen! Das ist doch nicht möglich, oder doch? Die Geschenke waren gekauft, der Baum selbst geschmückt und die Kerzen selbst angezündet? Der Weihnachtsmann, der am Heiligen Abend immer so kräftig an die Haustür pocht, den hatten Papa und Mama engagiert? Der Weihnachtsmann und alles andere von Mama und Papa selbst bestellt - alles Lüge! Kann das sein? Er bemerkt, dass ihm Tränen in die Augen steigen. Jonas wendet sich ab, er möchte jetzt allein sein....
Und ausgerechnet jetzt, so kurz vor dem Weihnachtsabend, hört er Sowas. Dabei hätte er es doch selbst merken können. Spätestens, als Mama und Papa mit der Oma immer so geheimnisvoll getuschelt hatten. Eigentlich war ihm auch im letzten Jahr schon aufgefallen, dass die Stimme des Weihnachtsmanns der von Nachbar Müller von nebenan so ähnlich war.
Jonas wollte aber an Weihnachten und alles andere glauben. Julian und er fanden es immer schön - die Geschichten die Oma vorgelesen hat, das Geheimnisvolle, das Kribbeln im Bauch kurz bevor der Weihnachtsmann kommt. Jonas beginnt zu grübeln, soll er mit seinem kleinen Bruder darüber sprechen, ihm sagen, dass er zu zweifeln beginnt? Ihm alles verraten? Er bekommt richtig Bauchschmerzen. Er fasst einen Entschluss…
Seit Tagen schmollt Jonas. Als er am Abend vor dem Weihnachtsfest im Bett liegt und Mama wie immer ins Kinderzimmer kommt, um ihrem Großen ein Gute-Nacht-Küsschen zu geben, fasst er sich ein Herz. Leise flüsternd, damit Julian, der schon schläft, nicht aufwacht, fragt er Mama nach dem, was ihn schon einige Tage bedrückt. „Du, Mama“, beginnt er vorsichtig, „ich muss dich mal was fragen …. Paul hat gesagt, dass es …“ Mama seufzt, streicht ihm zärtlich über den Kopf und flüstert ebenfalls: „Ach Jonas, mein Großer, Papa und ich hätten uns gewünscht, dass du dieses Jahr noch an all die tollen Sachen glaubst. Aber du bist schon so groß, dass wir dir natürlich die Wahrheit sagen möchten. Wir haben das alles für dich und Juli organisiert – weil wir euch lieb haben und euch den Zauber der Weihnacht zeigen wollen.“ Mama kuschelt sich ganz lieb an Jonas ran und beginnt zu erzählen, dass ihre Mama, also Oma und auch Opa, es früher für sie genauso gemacht hatten. Dass das eine ihrer schönsten Kindheitserinnerungen ist - wie das Wohnzimmer geschmückt wurde und sie gemeinsam Plätzchen gebacken und gesungen haben. Opa hatte dann heimlich den Baum aufgestellt und auch die Bescherung vorbereitet, während ihre Omi ihr im Kinderzimmer die Weihnachtsgeschichte oder andere wundervolle Geschichten vorgelesen hatte. „Aufgeregt und ungeduldig habe auch ich damals auf das Erklingen des Glöckchens gewartet, welches das Ende der Heimlichkeiten einläutete. Es war für mich als Kind eine zauberhafte Zeit so, wie du es auch von klein auf an erlebt hast“. Jonas bekommt ganz große Augen. Er muss stark schlucken und holt ganz tief Luft. Er versteht auf einmal. Mama, Papa und die Großeltern sind gar nicht gemein. Sie lieben ihre beiden Jungs unendlich und wollen ihnen etwas Besonderes schenken. Jonas schaut seiner Mama liebevoll in die Augen. Einen Augenblick denkt er nach. „Mama, einmal noch möchte ich den Weihnachtsmann erleben“, murmelt er leise mit glänzenden Augen und kuschelt sich ein bisschen verschämt in Mamas Arm. Mama schmunzelt und nickt verständnisvoll. Liebevoll streicht sie ihm die Locken aus der Stirn. Jonas flüstert weiter: „Und ich möchte dieses Mal auch wieder dabei sein, wenn Oma Julian und mir die Weihnachtsgeschichte erzählt und wir auf das Glöckchen warten. Ich freue mich jetzt erst recht auf den Heiligen Abend.“ Noch einmal umarmt er seine Mama und gibt ihr nun auch ein Gute-Nacht-Küsschen. Mama geht nochmal zu Julian ans Bett, der seinen Teddy fest im Arm hält und tief und fest schläft. Ein Fuß von Julian lugt unter der Decke hervor. Sie zieht seine Bettdecke, die ein wenig nach unten gerutscht ist, wieder herauf und streicht ihrem Kleinen zärtlich übers Haar. Leise schließt sie die Tür zum Kinderzimmer hinter sich.
In diesem Jahr wird am Heiligen Abend die Tür zum Wohnzimmer nicht verschlossen. Sie bleibt einen Spalt weit offen. Jonas schleicht durch den Korridor, fast atemlos beobachtet er verstohlen durch den Spalt wie Papa die Lichterkette und die schönen bunten Kugeln an den Baum hängt, wie Mama den Tisch festlich schmückt, die Kerzen auf dem Kranz anzündet und schließlich, wie die vielen hübsch verpackten Päckchen unter den Baum gelegt werden. Wieder spürt Jonas dieses Kribbeln im Bauch und ein unbestimmtes Gefühl der Heimlichkeit steigt in ihm auf. Er fühlt den „Zauber des Heiligen Abends“. „Wenn ich einmal Kinder habe, werden wir gemeinsam den Zauber der Weihnacht ganz genauso erleben“, nimmt er sich in diesem Moment ganz fest vor.
Leise schleicht er ins Kinderzimmer zurück, wo Julian gespannt der Oma zuhört. Sie hat das große Buch mit der Weihnachtsgeschichte aufgeschlagen und liest ihm daraus vor. Leise setzt Jonas sich dazu und betrachtet schmunzelnd seinen kleinen Bruder, der mit offenem Mund der Erzählung der Oma lauscht. Gemeinsam warten sie im Kinderzimmer auf die Bescherung. Es poltert an der Haustür und das Glöckchen erklingt. „Der Weihnachtsmann ist da!“ Jonas nimmt seinen kleinen Bruder an die Hand. Behutsam steigen sie die Treppe hinunter. Julian bleibt mit großen Augen vor dem Weihnachtsmann stehen, der im großen Sessel Platz genommen hat. Sein Blick wandert zu den Geschenken unter dem Baum. Jonas schmunzelt in sich hinein. Opa Müller hat noch immer die gleiche Stimme wie im letzten Jahr. Die Lieder sind verklungen und der Weihnachtsmann ist zu den nächsten Kindern unterwegs. Nun werden die Geschenke verteilt. Später, als sie gemütlich beisammen sitzen, sich das Geschenkpapier verloren in der Ecke wiederfindet und die Pyramide sich lautlos dreht, rutscht Jonas zu Papa auf den Schoß und flüstert ihm ins Ohr: „Danke, Papa“. Flink huscht er rüber zu Mama, umarmt sie ganz lieb und meint ganz laut: „Danke ihr Lieben, das ist heute mein allerschönstes Weihnachtsfest!“
Der kleine Julian schaut verdutzt von seinen Geschenken auf und blickt seinen großen Bruder fragend an. Der aber winkt nur ab und zwinkert Mama heimlich zu …
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