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Kann Sehnsucht krank machen?

Erster Teil

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Informationen

Vorwort

Hey Ihr!

Tja ich weiß, Ihr lechzt nach etwas anderen von mir, nach einer gewissen Fortsetzung, aber...

Eigentlich wollte ich so etwas nie machen, Storys parallel zu schreiben, doch diese Geschichte setzte sich einfach fest und bohrte und bohrte sich immer tiefer in meinen Kopf - nun habt Ihr den Salat ;-).

Ich wollte sie eigentlich in einem Rutsch schreiben, aber das Schreiben entwickelt manchmal eine Eigendynamik, die nicht zu unterschätzen ist. Bitte verzeiht, wenn nicht alles so feinfühlig ausformuliert wurde, das konnte und wollte ich auch nicht - ich hatte einfach nur eine Idee und wollte diese auf den Monitor bannen - schreiben, was mir im Kopf herumging. Es sind teilweise eigene Erlebnisse, teilweise Träume, Hoffnungen und Wünsche.

Ich mag keine Kurzgeschichten und was mach ich hier gerade - ich schreib gerade eine - also alles total verkehrt ...

... total verquer ...

... und es ist doch etwas mehr geworden, als eine Kurzstory...

Viel Spaß wünscht Euch Euer jR

© 28/06/2005 jR

 

Da war es wieder. Ich spitzte die Ohren. Oder doch nicht, eine Sinnestäuschung. Egal ... doch da wieder, ein leises Wimmern - ein Wimmern??? Mein Arm lag über meinen Augen, ganz fest presste ich diese zu, wenn ein Sinn ausfällt, soll das ja die anderen schärfen ... nichts, eine Ruhe.

Eine trügerische Ruhe. Scheiße, da war es wieder, was war DAS??

Wie aus heiteren Himmel traf es mich - das Wimmern kam von mir.

Ich wimmerte?? ... Heulte ich??

Ich doch nicht!!

Und ob ich das war, ich heulte jämmerlich.

Einfach so? Da traf es mich wieder mit voller Wucht. Nein nicht einfach so - ich war zutiefst unglücklich. Ich verzerrte mich. Und wie zur Bestätigung tauchte dieses Bild wieder auf, wie aus dem Nichts. Zwei Menschen, die sich umarmten, die sich küssten.

Ich biss meine Zähne fest zusammen, damit das Schluchzen mich nicht übermannte. Wie benommen schüttelte ich meinen Kopf, wollte das Bild loswerden, aber es blieb. Es zeigte alles das, was mir nun verwehrt blieb. Es nahm mir meine Liebe und es gab mir nur Sehnsucht nach genau diesen Lippen, diesem Mund ... Scheiße!

Wieso spürte ich erst jetzt, nachdem dies passiert war, wie sehr ich mich nach dieser Liebe verzerrte?! Bisher konnte ich immer träumen, durfte mir alles vorstellen - hatte Hoffnung, aber jetzt?

Da, ein neues Geräusch - ein Klopfen. Ich ignorierte es - es aber nicht mich. Wieder, diesmal kräftiger.

»Jean, Schatz, Abendbrot ist gleich fertig.«

Essen, mein Gott ich konnte doch jetzt nichts essen, wo lebten meine Eltern bloß?? Ich zog mir meine Decke über den Kopf, wusste, meine Mutter würde keine Ruhe geben.

»Du musst etwas essen, mein Junge«, diesmal war die Stimme lauter, näher.

»Inge, lass ihn. Er scheint zu schlafen«, hörte ich meinen Vater.

»Er muss endlich wieder etwas essen, das geht nun schon seit Tagen so«, murmelte sie und dann hörte ich meine Zimmertür zuschlagen, sie waren weg. Vorsichtig lugte ich unter der Decke hervor - ich kannte meinen Vater, aber ich war allein. Ein Gutes hatte die Unterbrechung meiner Tagträume, das Bild war verschwunden. Na ja, nicht wirklich weg, aber nicht mehr unmittelbar vor meinen Augen, verdrängt. Leise seufzte ich auf und schwang mich aus dem Bett. Meine Eltern hatten ja Recht, seit Tagen vergrub ich mich hier im Zimmer, aß kaum was.

Aber erstens gab man seinen Eltern mit 17 kaum Recht, jedenfalls nicht öffentlich und zweitens hatte ich Liebeskummer, Liebeskummer traf es nicht richtig, ich hatte Liebessehnsucht. Ich wollte das, was alle schon hatten. Einen lieben Menschen im Arm halten, einfach für jemanden da sein.

‚Nein, Jean‘, schalt ich mich selbst ‚nicht einen lieben Menschen - DEN Menschen.‘ Dazu fiel mir nur ein.

‚AUS und VORBEI!!`‘

Das Ergebnis meines Zwiegespräches?? - schon wieder standen die Tränen kurz vor dem Auge. Mist, ich bin ´ne Heulsuse geworden - Ich?? Nope, ich war cool, ich war tough. Heulen, nee, heulen ist was für Weiber und schon kullerten sie wieder über meine Wangen ... Scheiße!

Mühsam schleppte ich mich ins Bad. Heute wollte ich nicht wieder den ganzen Tag hier hocken.

‚Das konnte doch wirklich nicht so weiter gehen‘, murmelte ich zu mir. Seit Tagen heulte ich Rotz und Wasser, zwar heimlich, sehr heimlich, aber ich tat es. Tränen sollen erleichtern, wer hat sich nur den Mist ausgedacht? Vielleicht brauchte ich als dessen Resultat weniger auf Klo, aber meine düsteren Gedanken vertrieben sie nicht, nicht mal ein wenig.

Mein Blick fiel in den Spiegel.

‚Na toll!‘, ich sah zum Kotzen aus. Als Albino konnte ich ohne Probleme durchgehen, die roten Augen hatte ich mir mühselig erarbeitet.

‚Konnte Sehnsucht krank machen??!!‘, durchfuhr es mich.

Ich setzte mich auf das Klo und knabberte an meinen Fingern. Konnte ich einen Pakt mit mir schließen? Wollte ich in ein normales Leben zurückkehren? Vergessen?? Oh man, vergessen konnte ich nicht, so einfach war das nicht, mein Junge! Ignorieren, toller Vorschlag - wie denn, wenn man diese Person jeden Tag um sich hatte und somit nicht nur um sich sondern auch in sich, in seinen Gedanken, seinen Träumen ... verdammte Schei...

Ich will weg von hier - weit weg, ganz weit weg. Ja klar, damit du vor Sehnsucht noch mehr vergehst, Dich verzehrst, um dann wieder angekrochen zu kommen.

Akzeptieren - ‚Jean bist du bescheuert‘, schrie es in mir. Blöder Kerl, hast du schon mal was von kämpfen gehört - gehört schon, aber so aussichtslos??

Derweil hatte ich mich meiner Kleidung entledigt und war unter die Dusche gesprungen. Das warme Wasser tat seine Wirkung. Meine verkrampfte Haltung lockerte sich, gleichzeitig wurde mein Kopf etwas klarer.

‚Oh man, was mache ich nur?‘, ich war einfach ratlos.

Der Spiegel war beschlagen, nun ja, dann brauchte ich mir mein Trauerbild nicht mehr anschauen. Ein paar neue Klamotten übergeworfen und langsam die Treppe nach unten genommen.

Ich hörte meine Mutter. »Gerd, ich mache mir große Sorgen um unseren Großen. Wir müssen mit ihm reden!«.

»Das wird schon wieder, meine Maus«, hörte ich meinen Vater beruhigend auf sie einreden.

Ich schluckte, konzentrierte mich, um mein Gleichgewicht zu finden und betrat mit einem verlegenden Lächeln die Küche. Ich musste grausam aussehen, denn meine Mutter sah mich entsetzt an, aber mein Vater legte ihr eine Hand auf dem Arm.

‚Bitte keine Fragen!‘, schoss es mir durch den Kopf und setzte mich. Wortlos nahm ich mir eine Scheibe Brot. Oh man, ich konnte nichts essen, aber ich musste, sonst kamen doch noch die Fragen. Eine bedrückende Stille lastete über uns.

Klar war, einer musste sie brechen und genauso klar war, ich würde es nicht sein.

Meine Mutter war es.

»Jean, Tim hat jeden Tag angerufen. Wollte wissen ...«, weiter kam sie nicht, ihre Stimme brach einfach ab.

Und mein Gleichgewicht war einfach verschwunden, verkrampft umschlossen meine Finger das Messer. Diese drei Buchstaben, dieser Name ... verdammt, meine Sehnsucht war wieder da, meine Sehnsucht nach ... nach ihm!! Sofort waren die Bilder vom letzten Samstag wieder da, wie eine Soap lief alles vor meinen Augen ab, eine sehr schlechte Soap.

Wir wollten beide zur Disse, unsere Clique war nicht dabei, die meisten hatten kein Geld mehr oder keine Lust, wobei ersteres wohl eher zutraf. Mir war es egal, ich konnte mit Tim den Abend alleine verbringen. Na ja, alleine mit 500 anderen Tanzverrückten. Man nannte uns die Zwillinge, wir waren seit dem Kindergarten zusammen, trennte man uns, war nach einem Tag die Hölle los. Unzertrennlich - und warum Zwillinge? Nun ja Beide ca. 1,80 groß, blonde Haare blaue Augen, schlanke sportliche Gestalt und der Klamottengeschmack war identisch und im Geiste Brüder halt. Begann einer einen Satz, konnte der andere diesen ohne Mühe fortführen.

Und dann passierte es. Es begann vor ca. 3 Jahren, da fand ich ihn auf einmal nicht nur cool und witzig, nein ich fand ihn hübsch, richtig anziehend. Zuerst nahm ich das nicht so wahr, aber jede Berührung von ihm ließ mich erschauern, ich sehnte mich danach. Jede Minute ohne ihn wurde zur Qual, ich sog alles auf, was mit ihm zu tun hatte. Dann kamen die Träume, feuchte Träume - Mittelpunkt war Tim. Ich kannte fast jede Narbe auf seinem Körper, die meisten waren eh von mir. Eine Weile haderte ich mit mir, aber kein weibliches Wesen konnte in mir solche Gefühle erwecken wie mein »Zwilling«. Ich gestand mir ein, dass ich schwul war und in meinen besten Freund hoffnungslos verliebt. Und ich suchte Zeichen, Zeichen, die mir Hoffnung geben sollten. Jede kleinste Umarmung wurde von mir registriert, jedes Lächeln gespeichert, war er auch ...? Trauten wir uns nur Beide nicht? Sein freundlich-warmer Blick, wenn wir beide alleine waren, sein schüchternes Lächeln. Das war alles so eindeutig - oder war es nur Einbildung, wollte ich das nur sehen? Ich sehnte mich nach einem Kuss von ihm, wollte seinen herrlichen Körper an meinem spüren, die Träume waren manchmal so real, dass ich dann eine Weile brauchte, um in die Wirklichkeit zurückzufinden. Dann kamen die Zweifel, was ist wenn ... Das ich schwul war, damit hatte ich keine Probleme, das akzeptierte ich einfach. War ja auch nicht weiter schwer, außer mir wusste es ja keiner. Nein, das war mir auch nicht wichtig - ich wollte wissen, ob Tim es war! Aber solange ich es nicht wusste, hatte ich meine Träume, meine Hoffnungen. Und die hatte man mir genommen, erbarmungslos und ich hatte keine Chance darauf zu reagieren.

Wir saßen gelangweilt in der Disse herum und ich frönte meiner Lieblingsbeschäftigung - Tim beobachten. Irgendetwas war heute anders, er war abwesend und nervös. Ich erwischte ihn, dass er mir Blicke zuwarf, so als wollte er mir etwas sagen, aber traute sich nicht.

Da hörte ich, »Da seid ihr ja!« - hä, wer war das denn da im Halbdunkel? Mich beschlich eine dunkle Vorahnung. Corinna kam auf uns zu und setzte sich zu Tim.

»Hi«, grummelte ich und Tim wurde noch nervöser - ich spürte, dass ihm sehr unwohl war.

‚Was war hier los?‘, grübelte ich. In der letzten Zeit schlawenzelte Corinna sehr auffällig um uns herum, nein nicht um uns sondern um Tim, mich übersah sie einfach. Die nächste Minute stellte aber alles in den Schatten - sie setzte sich auf seinen Schoß und säuselte ihm zu

»Weiß es Jean schon?«

Tim lief rot an, ihm war definitiv unwohl, dafür kannte ich ihn viel zu lange. Verlegen lächelte er zu mir rüber.

»Wir sind ... äh, weißt du, Corinna und ...«, stotterte er zusammenhangslos bis sie sich einfach zu mir zuwandte und kalt lächelnd den Satz beendete.

»Tim ist mein, wir sind ein Paar«, hörte ich da Triumph? Nein in diesen Moment hörte ich nichts, die Worte waren nicht wahr, DAS konnten sie nicht sein - das war mein TIM. Ich war sprachlos. Ich hatte mich bestimmt verhört, es war aber auch laut hier. Aber blind war ich nicht, denn als Bestätigung legte sie die Arme um seinen Nacken und senkte ihre Lippen auf seine. Ich hätte heulen können, SIE küsste seine Lippen, diese vollen sinnlichen Lippen, die mir in meinen Träumen vorbehalten waren. Und dann konnte ich ihre Zunge sehen, sie schob sie in seinen Mund. Und was machte Tim, er ließ sie gewähren - küsste sie genauso innig. Mir war hundeelend, ich spürte regelrecht, wie mir sämtliches Blut aus dem Kopf floss.

»Jean, was ist mit dir?«, hörte ich.

»Was fragst du so blöd????«, wollte ich Tim anschreien, aber er war es gar nicht - ER küsste SIE weiter. Ich könnte kotzen!!

»Jean, mein Schatz??«, erschallte es schon wieder.

Ruckartig schrak ich aus meinem Wachtraum und sah in die entsetzten Augen meiner Mutter. Ich fühlte mich genauso elend wie am Samstag - bleich war ich wohl im selben Maße. Verwirrt schüttelte ich langsam den Kopf, um die Geister aus meinen Gedanken zu vertreiben.

»Es ist nichts«, murmelte ich mehr recht als schlecht.

»Was hast du gesagt?« - oh man, die Frage meinte ich doch nicht ernst. Meine Mutter sah das aber wohl anders und antwortete postwendend.

»Tim hat jeden Tag angerufen, sogar manchmal mehrmals«, antwortete sie.

Na toll, da war er wieder der Name und alleine der Klang ließ die Tränen steigen. Aber irgendetwas stimmte an dem Satz nicht, was war es nur?? Ganz hinten in meinem von Tränen durchweichten Hirn war ein Gedanke, eine Tatsache, aber ich bekam ihn nicht zu greifen ... noch nicht.

Meine Mutter ließ nicht locker, »Habt Ihr euch gestritten? Sieben Tage ohne das der Eine mit dem Anderen irgendeinen Blödsinn macht, gab es ja noch nie!«.

»Nein, alles in Ordnung!«

Das war nicht mal mehr eine Lüge - das war eine Zumutung. Und meine Mutter schlitterte immer mehr in die Katastrophe.

»Gestern habe ich ihn gesehen. Er sah gut aus und ein hübsches Mädchen hatte er auch im Arm. Hat Tim jetzt eine Freundin?«

Der Hammer, den meine liebe Mutter gerade schwang, hätte nicht größer sein können und eine imaginäre Hand griff nach meinem Magen. Das Stück Brot, was ich noch gar nicht gegessen hatte, kam mir hoch. Würgend sprang ich vom Tisch auf und rannte auf das Klo. Es war eklig, denn ich hatte nichts zum Kotzen - reinste Galle.

Meine Eltern standen in der Tür.

»Schatz, was hast du denn?«, hörte ich meine Mutter jammern.

»Bitte lass mich einfach in Ruhe!«, brachte ich mühsam zwischen meinen Lippen hervor.

‚Scheiße, wie bitter kann Galle schmecken??‘, dachte ich dabei. Leise auf meine Mutter einredend zog mein Vater sie wieder in die Küche. Das war auch etwas, was nicht passte, aber zurzeit konnte ich kaum einen klaren Gedanken fassen. Mit leeren Magen schleppte ich mich in mein Zimmer - jedoch Hunger hatte ich keinen. Das war so nicht ganz richtig, Hunger hatte ich schon, sogar sehr, sehr großen - Hunger nach seiner Liebe!!

Ich weiß nicht, wie lange ich auf meinem Bett gelegen hatte, aber da explodierte der Gedanke von ganz weit hinten genau vor meinen Augen.

‚Jean Neumann, wie blöd bist du eigentlich?‘, durchfuhr es mich. Zu Absicherung angelte ich nach meinem Handy, aber da war nichts, kein Anruf, keine SMS.

Warum rief mein Freund meine Eltern an und nicht mich???'

Wir haben sonst oft telefoniert, also WARUM?? Wenn er wissen will, wie es MIR geht, dann soll er bitte mich anrufen! Nein eigentlich sollte er seinen Arsch hierher bewegen - aber nichts von diesen Sachen ist geschehen. Was läuft hier bitte verkehrt??

‚ALLES!!!‘, seufzte ich verbittert. Ich dachte immer, ich kannte ihn gut. Ich himmelte ihn sogar an. War das vielleicht alles nur eine Einbahnstrasse?? Okay wenn er nicht schwul war - STOP - bitte lieber Gott lass ihn schwul sein oder wenigstens bi, bitte, bitte, bitte!!! Ich war nicht religiös, nur ein wenig glauben konnte ja jetzt nicht schaden, oder??!!

‚Nein‘, schalt ich mich. ‚Jean, versuch realistisch zu sein, wenigstens ein bisschen!‘ Wir hatten viel Spaß, verbrachten viel Zeit miteinander, machten fast alles zusammen. Was wir nie gemacht hatten, war, über Mädchen reden! Dieser Gedanke traf mich wie ein elektrischer Schlag. Okay, mich interessierte das weibliche Geschlecht überhaupt nicht, ich hatte ja meinen Tim, aber wieso hat er nie damit angefangen? Warum hatte er mir nichts von Corinna erzählt?

Ich musste mit ihm reden. Aber wollte ich eine Antwort wirklich hören? Ohne eine endgültige Antwort von ihm, die vielleicht alles zerstörte, konnte ich wenigstens ein wenig Träumen, ein wenig weiterhoffen!

Oh man, ich war eine Lusche!

‚Man reiß dich jetzt zusammen und sprich mit ihm‘, murmelte ich vor mir hin. Mit diesen Gedanken schlummerte ich ein.

Sanft rüttelte jemand an meiner Schulter. Man, ich war doch eben erst eingeschlafen. Unwirsch öffnete ich ein Auge und versank in strahlend-blauen Augen, die mich besorgt anschauten. Da saß mein Traumjunge auf meinem Bett, einfach so.

Ein schöner Traum...

»Hey Kleiner, was machst du denn für Sachen?«, hörte ich seine sanfte Stimme.

‚Das war SEINE Stimme ..., Moment seit wann können Träume sooo real reden??‘ Zögernd öffnete ich meine Augen endgültig. Tim saß immer noch auf meinem Bett und seine Augen waren sorgenvoll auf mich gerichtet. Wie von der Tarantel gestochen richtete ich mich auf.

»Wie ..., was ..., warum ... machst du denn hier??«, stotterte ich herum. Tim schlug die Augen nieder und fummelte verlegen an seinem Shirt herum.

»Na ja, weißt du, druckste er herum »Ich fühle mich echt beschissen wegen letzter Woche. Ihm war immer noch unwohl, das sah ich sogar mit meinen verkleisterten Augen.

‚Oh Scheiße, er konnte meine verheulten Augen sehen, verdammt!‘, durchfuhr es mich.

»Wie geht's dir eigentlich?«, hörte ich seine Stimme besorgt.

»Na ja, die Magen-Darm-Grippe ist fast weg, flüsterte ich leise.

Erstaunt sah mich Tim an

»Magen-Darm, ich dachte du hast Grippe mit Fieber und Husten. Das hat jedenfalls deine Ma gesagt!«

‚Na toll, nicht mal richtig lügen kann ich mehr.‘ Schnell erwiderte ich, »Fieber und Husten hatte ich auch, aber so langsam geht es wieder, wie gesagt«. Tim sah nicht überzeugt aus und schaute mich komisch an. Er stand von meinem Bett auf und setzte sich auf den Bürostuhl.

»Wir müssen reden«, hörte ich ihn und dann schwieg er. Na wenn er reden will, dann soll ER auch anfangen. Ich mache es bestimmt nicht. Tim beobachte irgendetwas Imaginäres auf seiner Hose. Ich merkte ganz genau, wie ich mich schon wieder nach irgendeiner Regung von ihm mir gegenüber sehnte. Warum konnte er nicht hier neben mir im Bett liegen?

Dann brach er doch das peinliche Schweigen.

»Weißt du, was mir da passiert ist? Es ist einfach unglaublich.« Dabei sah er mich an und seine Augen fingen an zu leuchten. Oh je bitte, lass ihn jetzt nicht schwärmen, nicht von diesem Mädel.

»Ich glaube..., hm ..., weißt du Jean..., ich habe mich ...«, druckste er rum »verliebt« kam es mit einem letzten Seufzer über seine Lippen. Bei seinen letzten Worten sah er mich fest an, und ich sah in seinen Augen, dass er nicht mich meinte. Soviel zu meiner Hoffnung, er könnte eventuell, vielleicht doch, unter bestimmten Umständen SCHWUL sein, wenigstens ein wenig. Dieser Traum wurde mit seinen leuchtenden herrlich blauen Augen endgültig zerschlagen. Mein bester Freund, den ich so sehr liebte, war hetero. Ich konnte mir sein Glück nicht mehr mit ansehen und schloss die Augen, auch um ein wenig meine aufkommenden Tränen zu verstecken.

Tim beachtete das gar nicht und fing jetzt richtig an zu schwärmen.

»Corinna ist solch eine geile Braut. Die letzten Tage waren echt der Hammer...!«

Ich hörte ihm nicht mehr zu, denn die ersten Worte waren schon, als wenn er mir mit jeder Silbe eine heiße stumpfe Nadel in meinen Körper gebohrt hätte. Er hat mit seiner geilen Kirsche rumgemacht und ich vergeh hier fast vor Liebessehnsucht. Ich konnte an nichts anderes denken als an ihn und er??

Und Tim faselte und faselte weiter »... nun müssen wir nur noch so was wie sie für dich finden und dann geht's ab, Jean!«, hörte ich noch.

Ein Augenblick später »Jean??«, diesmal deutlich fragender, unsicherer.

Ich hob abwehrend meine Hand, »Würdest du bitte gehen, mir geht's nicht so besonders!«

»Oh, entschuldige«, murmelte er und ein wenig später »bist du übermorgen wieder fit, um mit uns wegzugehen?«

‚UNS???‘ - bei den Gedanken, fremde weibliche Lippen auf seinen süßen Mund zu sehen, zog sich bei mir alles zusammen und ich keuchte auf. Tim war sofort an meinem Bett.

»He Jean, was ist denn?«, fragte er besorgt und wollte meine Hand greifen.

Ich entzog sie ihm und antwortete schroff »Lass mich!«. Eine Weile stand er noch unschlüssig an meinem Bett herum, dann hörte ich ihn zur Tür gehen.

»Gute Besserung Jean«, hörte ich ihn noch flüstern und dann zog er die Tür von außen zu. Alles in mir schrie ihm nach ‚Bitte bleib hier‘, aber ich konnte sein Glück nicht sehen. Tränen wollten sich auch nicht mehr einstellen und so brütete ich dumpf vor mir hin.

Da kam mein bester Freund, um mich an seinem Glück dran teilhaben zu lassen, mir seine innersten Gedanken mitzuteilen und was mach ich?? Ich scheuchte ihn weg. Wie blöd kann man eigentlich sein, einerseits sehnte ich mich so sehr nach ihm, dass ich fast verging, anderseits schmiss ich ihn aus meinem Zimmer. Warum konnte es nicht ganz einfach sein? Ich gestand ihm meine Liebe, er fiel mir um den Hals und wir wurden gemeinsam alt. War ich eventuell etwas zu egoistisch? Wer gab mir das Recht über meinen Freund zu bestimmen? Halt - wo kamen denn auf einmal diese Gedanken her??

Ich war derjenige, der sehr großen Liebeskummer hatte. Da durfte man doch mal egoistisch sein. Und schwupp war dieser Gedanke wieder da.

‚Jean, zur Liebe gehören immer zwei Personen. Du kannst Tim in nichts zwingen!‘

HALTS MAUL! Ja, das war die passende Antwort.

So ein Schwachsinn, ich würde Tim nie zu irgendetwas zwingen - ich liebte ihn dafür viel zu sehr. Na da hatte ich es meiner unangenehmen inneren Stimme aber gegeben, es war Ruhe - von wegen!

‚Und warum gönnst du ihm dann nicht seine Freundin? Teilst sein Glück mit ihm, er wollte dich daran teilhaben lassen!‘ - Bitte hör auf damit, wimmerte ich vor mir hin. Ich will ihn nicht aufgeben. Jetzt ergossen sich meine Tränen wieder über meine Wangen.

‚Wer will ihn dir denn wegnehmen? Ihr werdet immer Freunde bleiben, wenn du ihn nicht verstößt!‘ Ich hatte keine Kraft mehr, mich dagegen aufzubäumen. Und schon versiegten diese Gedanken.

Konnte ich unsere Freundschaft als das akzeptieren, was es war - nur eine Freundschaft, keine Liebe?! War ich dazu in der Lage? Würde ich nicht immer in ihn das sehen, was er hätte sein können? ‚Wenn du das machst, verlierst du ihn. Dann verrätst du eure Freundschaft!‘, die innere Stimme war wieder da, aber ich wehrte mich jetzt nicht mehr dagegen. Aber wie soll ich das machen? Ich verzehrte mich doch nach ihm.

‚Du wirst einen Weg finden.‘

Das war alles? Aber es kam nichts mehr, ich war wieder alleine mit meinen Gedanken. Jetzt, wo ich bereit war, zuzuhören, da hörte die Stimme einfach auf.

Konnte ich Tim nur als Freund sehen?? Mit diesen Gedanken schlief ich wieder ein. Und mein erschöpfter Körper nahm sich den Schlaf, den er brauchte. Seit langen war er mal wieder erholsam.


*

Früh am Morgen des nächsten Tages wachte ich einigermaßen erfrischt und erholt auf. Meine roten Augen waren auch fast verschwunden, nur mein Lächeln war noch etwas gequält. Den Entschluss, mich nicht mehr länger zu verstecken, hatte ich ja mehr oder weniger schon gestern Abend gefasst, aber nun wollte ich ihn auch in Tat umsetzen.

So wie es aussah, war ich der Erste, der wach war. Somit setzte ich eine frische Kanne Kaffee in der Küche an. Von meinem Krach oder vom Kaffeeduft angezogen, tauchte auf einmal mein Vater in der Küche auf.

Erstaunt sah er mich an, lächelte etwas und meinte »Morgen Sohnemann«. Auf dem Rückweg stieß er mit meiner Mutter in der Tür zusammen, die ihren Augen wohl nicht trauen wollte.

»Was machst du denn da?«, stotterte sie.

»Kaffee???«

»Nicht so frech mein Sohn«, brubbelte sie ungehalten.

»Ich wollte heute wieder zur Schule«, antwortete ich ihr.

»Aber nur wenn ich darf«, schob ich noch hinterher. Im Hintergrund sah ich, wie mein Vater sich mühsam das Lachen verkniff. Meiner Mutter war wohl jeglicher Sinn für Humor vergangen.

»Jetzt reichst mir aber. Wir machen uns hier seit Tagen Sorgen. Und mein Herr Sohn spaziert am frühen Freitagmorgen durch die Küche und tut so als ob nichts gewesen wäre!«, stieß sie ziemlich wütend hervor.

»Entschuldigung«, murmelte ich sichtlich nervös. Sie hatte ja Recht, aber ich wollte einfach nur ganz normal weitermachen und bestimmt nicht darüber reden. Mein Vater merkte wohl meine Zerrissenheit am ehesten und reagierte sofort.

»Inge, nun lass mal den Jungen«, dabei nahm er meine Mutter in den Arm und an mich gewandt kam es halb lustig und halb ernst, »natürlich gehst du heute wieder zur Schule, hast ja lange genug gefehlt!«. Meine Mutter fügte sich seinen Worten, wenn auch kopfschüttelnd. Sie tat mir ja leid, aber ich konnte und wollte ihr für die letzten Tage keine Erklärung geben. Das anschließende Frühstück verlief dann mehr oder weniger schweigend. Ein paar Minuten später befand ich mich auf dem Schulweg. Fast automatisch führte mich mein Weg zu Tim, denn wir gingen ja seit Anfang an gemeinsam zur Schule, zurzeit auf ein allgemeines Gym.

‚Wie würde sich unser Wiedersehen nach gestern Abend gestalten?‘, grübelte ich. Na ja, das erfuhr ich in den nächsten Minuten und bog mit Schwung um die letzte Ecke. Eine unsichtbare Hand nagelte mich an Ort und Stelle fest. Die Szene, die ich da sah, trieb mir die Tränen in die Augen und presste alle Luft aus meinen Lungen. Vor seiner Haustür standen Corinna und Tim und küssten sich innig - nein nicht innig, sie fraßen sich auf. Benommen taumelte ich wieder zurück hinter die schützende Ecke. Meine Sehnsucht nach ihm war sofort wieder da und vor allen war sie schmerzhaft fühlbar.

Was hatte ich denn erwartet, dass alles nur ein Traum gewesen war? In mich versunken nahm ich einen anderen Weg zur Schule. ‚Oh man, wie soll ich dem bloß begegnen‘, seufzte ich deprimiert. Durch mein Grübeln und Umweg verpasste ich fast den Beginn der Stunde und huschte auf den letzten Drücker in das Schulgebäude. Zügig schlug ich meinen Weg zum Klassenzimmer ein. Lärmende Unruhe empfing mich. Ein leichtes Lächeln stahl sich in mein Gesicht. Bei den Gedanken, dass Tim mir die nächsten Stunden in unmittelbarer Nähe gehörte, erwärmte mein Herz. Wir saßen seit 10 Schuljahren nun schon zusammen auf einer Bank - unzertrennlich halt.

Dann stand ich vor meinem Platz und konnte nicht fassen, was ich da sah. Eine unheimliche Ruhe senkte sich über das Klassenzimmer. Meine Mitschüler hatten uns nicht umsonst »Die Zwillinge« getauft, sie wussten, dass wir wie Pech und Schwefel zusammenhingen. Und nun waren sie auf meine Reaktion gespannt.

Und ich?? - ich konnte nicht reagieren, ich war sprach- und bewegungslos. Nein das konnte nicht sein. Auf meinem Platz saß Corinna und war mit Tim in einem intensiven Zungengefecht vertieft. Nun hatten wohl auch die beiden Turteltäubchen die Stille bemerkt und lösten sich. Ich hatte nur Augen für Tim. Als er mich sah, schaute er freudig überrascht aus, um einen Augenblick später nervös und verlegen seinen Blick abzuwenden.

Dafür hörte ich sie sagen, »Hallo Jean, du hast ja bestimmt nichts dagegen, dass ich mich neben meinem Schatz gesetzt habe??!!«. Ja ich hörte die Worte, aber begreifen konnte ich sie nicht. Ich war einfach zu keiner Reaktion fähig. Jemand zog mich an meinem Ärmel zu einem Tisch nach hinten und drückte mich auf einen Stuhl. Ich war wie apathisch.

Mein Blick hing immer noch an dem Rücken von Tim, meinem Tim. Die Klasse hatte die ganze Szene aufmerksam verfolgt, da aber alles Erwartete und Unerwartete ausblieb, fingen einige wieder an zu flüstern. Die Stunde begann, ohne dass ich irgendetwas aufnahm. Ich konnte nicht mal mehr denken.

Gegen Ende der Stunde wachte ich wie aus einem Alptraum schweißnass auf. Ich fing an zu zittern.

Leise hörte ich eine Stimme besorgt neben mir »Jean, geht's dir auch wirklich wieder gut?«

»Ja klar«, antwortete ich fest - mit zittriger Stimme und drehte mich zu der Stimme um.

‚Oh je, bitte nicht das auch noch!‘, dieser Gedanke gab mir den Rest und ich schloss meine Augen.

‚Jean, jetzt reiß dich zusammen‘, schrie ich mich an, schluckte und öffnete langsam die Augen - vielleicht war ja alles nur ein Traum. Nein war es nicht. Ich sah in ein sehr hübsches Gesicht, dunkle große braune Augen, lange Wimpern, eine zierliche Nase, schwungvolle Lippen umrahmt von langen braunen Haaren - ich saß neben Svenja. Svenja, die Unnahbare, die Streberin, der Traum aller Jungs - na ja fast aller Jungs. Tim und ich machten uns ab und zu darüber lustig, dass Svenja bestimmt 25 Stunden am Tag lernt. Ansonsten war sie das mit Abstand hübscheste Mädel an unserer Schule, die Meinung kam nicht von mir, sondern von den Kerlen an der Lehreinrichtung, nur wurde ihr nachgesagt, dass sie ein Herz aus Eis hätte. Keiner hatte sie je mit einem Jungen gesehen.

Nur dieses weibliche Wesen mit einem Herz aus Eis sah mich gerade sehr warmherzig an. Ihr Blick war sorgenvoll. Vorsichtig nahm sie meine Hand und ließ mich nicht aus den Augen. Mir war das peinlich und so entzog ich ihr meine Hand. Die restlichen Minuten der Stunde verbrachten wir schweigend und ich versuchte krampfhaft, nicht mehr auf Tim zu starren. Kaum erklang die Pausenglocke, da sprang ich auf und verließ fluchtartig das Klassenzimmer. Mir war so, als hörte ich Tim noch rufen, aber wenn er etwas von mir wollte, wusste er sehr gut, wo ich zu finden war. Draußen setzte ich mich an unsere Eiche auf dem Pausenhof und hing meinen Gedanken nach.

‚Wollte ich wirklich so unsere Freundschaft weiterführen?? Diesmal hatte er mich doch verraten, oder? Wie viele Tiefschläge musste ich noch einstecken?‘

Ich fühlte mich wieder hundeelend und spürte, wie die Tränen zurückkamen.

‚Vielleicht wäre es gut, wenn ich Tim einige Zeit aus dem Weg gehe? Ja das war eine gute Idee!‘ - na ja, wirklich gut war sie nicht, aber eventuell half sie mir, mich ein wenig von der Liebe zu ihm zu distanzieren. Mit diesen Gedanken machte ich mich auf den Weg zurück in den Klassenraum, denn es hatte schon wieder zur Stunde geklingelt.

‚Da hatte mich Svenja also auf ihren Nebenplatz gelotst. Wie kam ich bloß zu dieser Ehre, das sich Frau Superschlau so um mich Knallkopf kümmert?‘, so grübelnd betrat ich verspätet das Klassenzimmer. Unser Mathelehrer, Spitzname »Mathe-Monster-Müller«, riss mich aus meinen Gedanken. Ein Monster, was es in sich hatte. Ein ca. 40jähriger recht sportlicher Mann, der seinen Beruf noch mit Passion betrieb. Er war wegen seiner Strenge und seinem sehr anspruchsvollem Unterricht gefürchtet. Der Ruf »Hart aber fair« haftete ihm an, nur hatten Tim und ich wegen unserer Dummheiten im Unterricht und außerhalb mehr seine Härte spüren müssen.

»Na Herr Neumann, schön dass Sie an meinem Unterricht noch teilhaben wollen?!«, lächelte er süffisant. Na, da war ich ja in ein schönes Schlamassel geraten, welches mir mit dem nächsten Satz auch bestätigt wurde. Wie schlimm konnte es eigentlich noch werden?????

»Bleiben Sie doch bitte gleich hier vorne und helfen Sie mir bei der Lösung dieses Problems!«, lud er mich ein - als ob ich dieser »Einladung« widersprechen konnte. Große Sorgen brauchte ich mir da nicht zu machen, denn die naturwissenschaftlichen Fächer lagen mir im Gegensatz zu Sprachen. Ich war in tiefsten Inneren ein stockfauler Hund, was man auch an meinen Lernleistungen merkte. Meine Eltern und Lehrer meinten immer, mit etwas mehr Einsatz wäre bedeutend mehr drin. Dazu passten aber folgende Dinge nicht, erstens meine Faulheit und zweitens hatte ich mit Tim einen Ruf zu verlieren, wir waren doch keine Streber!! Zum Glück ergänzten wir uns auch hier prächtig, ich konnte ihm bei Mathe helfen und er beherrschte die Sprachen ganz gut - Vokabel lernen?? Ich?? Na ja, um meinen Zwilling nicht zu sehr in die Pfanne zu hauen, hielt ich mich halt in den Naturwissenschaften etwas zurück, dafür half mir mein Tim in Englisch. Ich ließ meinen Blick zu unser, äh seiner Bank streifen. Er schaute mich nicht an, dafür sah ich Corinnas hämisches Grinsen auf dem Gesicht. Das gab mir den letzten Anstoß - mit Verstecken war nun Schluss.

So tat ich Herrn Müller den Gefallen und half ihm beim Lösen seines »Problems«. Man konnte sagen, ich hielt mich ziemlich gut, was auch einen erstaunt - wissenden Gesichtsausdruck auf das Face von unserem Pauker zauberte. Ein flüchtiger Blick zu Tim zeigte mir sein kleines befriedigtes Grinsen, seiner Nebensitzerin, das Wort Freundin wollte mir einfach nicht in den Sinn, entglitten die Gesichtszüge. Damit hatte sie nicht gerechnet, dass sah ich ihr deutlich an - was mich unweigerlich zur Frage brachte, wie sie zu mir stand. Diesen Gedanken hatte ich bisher noch gar nicht verfolgt.

»Herr Neumann meinen Respekt zu dieser sehr guten Leistung«, holten mich die Worte von Herrn Müller zurück in die Realität. Dabei wies er in Richtung meines Platzes und entließ mich aus der Wissensüberprüfung. Mit zufriedenem Gesicht schob ich mich auf meinen Stuhl. Eins musste ich dem Müller lassen, fair war er ja, hart aber fair.

Da flüsterte mir doch jemand ein »Glückwunsch« zu. Überrascht drehte ich mich zur Seite und sah Svenja an.

»Schau an, hätte nicht gedacht, dass die Zwillinge getrennt überlebensfähig sind und vor allem wozu du alleine in der Lage bist!«, kam es aufmunternd von ihr. Leider ging das nach hinten los, denn ein Wort traf meinen Zustand genau auf den Punkt. ALLEINE - schon wanderte ein sehnsüchtiger Blick zu Tim. Die zufriedene Stimmung war schlagartig verflogen. Svenja war meinen Blick wohl gefolgt.

»Er fehlt dir?!«, flüsterte sie fragend, nur kam es mir gar nicht wie eine Frage vor. In meinem Kopf gingen sofort sämtliche Sirenen an.

»Nein, wieso?«, fragte ich und versuchte einen barschen Ton. Sie lächelte leicht und schüttelte nur mit ihrem Kopf.

‚Mist, was ging in ihrem Hirn nur vor??‘, grübelte ich. Um weiteren Spekulationen keine Nahrung zu geben, konzentrierte ich mich auf den Unterricht und ignorierte Tim, mehr oder weniger. Ich bekam wohl mit, dass ich unter der Beobachtung meiner Banknachbarin stand.

Nach dem Pausenläuten blieb ich diesmal auf meinem Platz sitzen. Mal schauen, was passieren würde. Tim diskutierte etwas und das sehr heftig mit Corinna. Dann kam er zu mir herübergeschlendert - leider nicht alleine, sondern mit ihr im Schlepptau.

Neben mir hörte ich Svenja zischend die Luft einziehen. Sie und Corinna waren wie Feuer und Wasser. Svenja war die Musterschülerin, Klassensprecherin und allseits beliebt. Corinna war eigentlich eine Schlampe, jedenfalls waren so einige Gerüchte über sie im Umlauf. Sie machte sich sogar an Lehrer ran, hieß es. Ihr größtes persönliches Problem war aber, dass Svenja noch um einiges hübscher war als sie, welches ihr von ein paar Leuten immer mal wieder unter die Nase gerieben wurde.

»Hey Alter!«

‚Alter, was war den mit Tim los. So hatten wir uns noch nie angesprochen!!‘

»Und wieder alles senkrecht. Gestern sahste ja total beschissen aus!«

‚Oh man, ich welchen Film war ich denn hier geraten?? Seit wann prollte mein bester Freund so arrogant rum??‘, grübelte ich und schaute ihn zweifelnd an. Bevor ich etwas erwidern konnte, kam Corinnas Kommentar von seiner Seite.

»Wusste gar nicht, dass du in Mathe so ein Streber bist!«

So eine blöde Kuh, erst war ihr deutlich anzusehen, wie sie meinen Reinfall genossen hätte und nachdem der nicht eingetreten ist, hält sie mir meinen Erfolg auch noch vor. Ihre Gedankengänge hatten nur einen winzig kleinen Fehler - ihre Meinung war mir egal, aber auch so was von scheißegal. Für mich kam es hier nur auf Einen an, und der führte sich gerade wie ein Vollidiot auf.

»Recht haste meine Süße«, kam es von Tim, um ihr gleich als Belohnung die Zunge in den Rachen zu rammen. Diese Handlung erzeugte diesmal keine Sehnsucht, nur ein Würgen! Unerwartet bekam ich Hilfe von meiner Seite.

»Nur weil bei dir 1+1 in den meisten Fällen Drei ist, müssen ja nicht alle Jungs auf deine falschen Titten glotzen und das Hirn ausschalten«, flötete Svenja zuckersüß.

‚Uuuuuppps, Zickenalarm??‘ Auf jeden Fall lief die liebe Corinna dunkelrot an, bloß fiel ihr wohl gerade keine passende Erwiderung ein. Das Klischee ‚Blond und strohdumm!‘ hatte noch nie besser gegolten.

Um die Sache nicht auf die Spitze zu treiben, riss ich das Wort an mich: »Hey Tim, schön das wir uns doch noch sprechen heute«.

‚Oh je, hoffentlich war mein grollender Unterton nicht zu sehr zu hören‘, durchfuhr es mich.

Aber mein lieber Zwilling kannte mich wohl ebenso gut wie ich ihn, na ja wohl nicht ganz so gut und ein verlegener Gesichtsausdruck machte sich breit. So glücklich schien er mit der Situation nicht zu sein. Gut, ließ ich ihn mal noch ein wenig in seinem Saft schmoren - nur seine »Freundin« machte mir schon wieder einen Strich durch die Rechnung.

»Wieso, Tim muss dir doch nicht ständig hinterher rennen!«, fauchte sie. Ich hatte schon ein ‚Halts Maul‘ auf der Zunge, konnte mich aber gerade so beherrschen. Anderseits durchzuckte mich ein Gedanke. Was lief hier? So langsam bekam ich eine dunkle Vorahnung, aber das konnte nicht sein!

Und wieder kam der Konter von meiner Banknachbarin »Aber deinem breiten Arsch darf er hinterher dackeln?«, und wieder mit zuckersüße Stimme vorgetragen. Eins musste man ihr lassen, schlagfertig war sie.

Diesmal konnte sich Corinna nicht zurückhalten »Halt die Klappe, blöde Streberbraut«.

»Huch wie einfallsreich, nur bin ich keine Braut eines Strebers sondern höchstens selbst eine Streberin. Begreifst du überhaupt den Sinn dieses Satzes??«, sprach Svenja die letzten Wörter ganz langsam aus, als wenn Corinna etwas schwer von Begriff wäre. Die suchte wirklich nach der passenden Antwort.

Ich rief ein lautes »Stopp!!«.

Was sollte das hier, es ging nicht um die beiden Zicken, für mich ging es nur um Tim und mich. Vor meinen Augen ging gerade meine beste, nein meine einzige Freundschaft den Bach runter, und die keiften sich hier an. Corinna verschluckte sich an ihren Worten, hielt aber wenigstens ihre Klappe. Was Svenja machte, konnte ich nicht sehen, denn meine Augen waren auf Tim gerichtet. Auch der schluckte, schaute mich aber trotzig an - wobei mir seine Augen für eine kurze Zeit traurig erschienen oder bildete ich mir das bloß ein?

»Tim, was möchtest du?«, versuchte ich ziemlich neutral zu fragen, nur mein Herz bummerte unsagbar laut, dass musste einfach jeder im Umkreis von 10 Metern hören.

»Ich wollte dich fragen, ob du heute Abend mit zur Disco kommst?«, fragte er vorsichtig, und da war er wieder - mein Tim. Nicht prollig, einfach zum knuddeln.

Ich druckste rum »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Will euch ja nicht stören«.

‚Oh je, was gab ich denn hier von mir, natürlich wollte ich mit IHM Zusammensein, aber nicht mit IHR!‘

Meine Antwort rief sie dann auch wieder auf den Plan »Hab ich dir doch gleich gesagt, dass der keine Lust hat. Außerdem ist am Freitag eh nur für Pärchen«.

Ich fing an zu kochen. Diese dunkle Vorahnung, die mich vorhin nur so kurz gestreift hatte, traf mich nun mit voller Wucht. ‚Dieses kleine Aas will mir meinen Freund ausspannen!!‘ Dieser Gedanke verschlug mir prompt die Sprache.

Aber ich hatte ja heute eine neue Fürsprecherin gewonnen, die sich wieder bemerkbar machte »Ach schön das ihr fragt. Ich war noch soooo unschlüssig. Aber Jean hatte mich vorhin schon gefragt, ob ich heute Abend Lust hätte und da ihr mitkommt, kann ich schlecht absagen!«.

Erstaunt wandte ich mich zu ihr um. Wie konnte man bitteschön so rotzfrech lügen?? In ihrem Gesicht war nur ein nettes Lächeln zu sehen, aber die Augen blitzten. Ich fühlte mich total überfahren, war zu keiner Antwort fähig. Das übernahm Tim.

»Ähm, Jean stimmt das?«, seine Verwunderung war ihm deutlich anzuhören. Langsam drehte ich mich ihm wieder zu und sah ein riesiges Fragezeichen.

»Ja, klar«, stotterte ich. ‚Wo war ich denn bloß hier reingeraten?? Ein Kampf der Geschlechter?‘

»Okay. Dann treffen wir uns um 22 Uhr bei mir!«, murmelte er, seine Augen musterten mich aber sehr intensiv. Für die »liebe« Corinna war die ganze Sache wohl nicht so gelaufen, wie gedacht. Jedenfalls nahm sie Tim an die Hand und zog ihn von uns fort. Leise flüsternd sprach sie auf ihn ein, leider konnte ich nicht hören, was sie ihm sagte.

Ich fuhr sehr ärgerlich zu Svenja herum »Was sollte der Quatsch??«. Normalerweise war ich nicht auf den Mund gefallen, was meine Mitschüler auch oft genug zu spüren bekamen - nur bei Tim war das anders, da konnte ich oft nicht so reden, wie ich es wollte. Anderseits war das auch nicht nötig, denn wir verstanden uns meistens blind.

Nur von Svenja ließ ich mir nicht auf der Nase herumtanzen und funkelte sie an. Das Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden, vielmehr schaute sie sehr nachdenklich.

»Wenn du nicht willst, dann brauchst du es nur zu sagen«, meinte sie schnippisch. Bei diesen Worten stand sie auf und verließ den Klassenraum. Da saß ich nun sprichwörtlich zwischen den Stühlen.

‚Warum will mich Svenja begleiten?‘, grübelte ich. Bisher hatte sie überhaupt kein Interesse an irgendwelchen Jungs in unserer Klassenstufe gezeigt und es gab eine Menge von den männlichen Mitschülern, bei denen sie bestimmt Inhalt ihrer feuchten Träume war. Für diese Verabredung, zu der ich nun gekommen war, wie die Jungfrau zum Kinde, hätte viele meiner Klassenkameraden sonst etwas angestellt. Aber genau da war das Problem, ich wollte nichts von ihr, überhaupt nichts, auf keinem Gebiet, und sie warf sich mir fast an den Hals. Ich verstand es nicht. Anderseits gab sie mir die Möglichkeit, meinem Schatz den Abend über nahe zu sein.

‚Scheiße, was mache ich nur??‘

In meiner Grübelphase war Svenja wieder zurückgekehrt an ihren Platz.

»Und?«, fragte sie mich provozierend. Eigentlich war meine Entscheidung schon vorher ziemlich klar.

Ich schluckte nervös und meinte »Entschuldigung. Wenn du immer noch möchtest, würde ich mich freuen« - war die kleine Lüge entschuldbar?

Ihre Augen leuchteten kurz auf, um danach umso nachdenklicher zu schauen.

»Jean, du bist ziemlich geheimnisvoll und irgendetwas steckt noch dahinter, aber ich würde dich gerne begleiten«

‚Oh man was lief hier bloß?? Ich wollte doch nur meinen Tim und hatte nun wohl so was wie ein Date mit dem heißesten Mädel der Schule - Klasse! Jean Neuman falls es dir entgangen sein sollte, du bist SCHWUL!!‘, ging es mir durch den Kopf und stotterte mehr recht als schlecht.

»Dann ... ähhmm, so gegen, warte mal ... hmm sagen wir ... ich bin um halb zehn bei dir, okay?«, ja ein fast vollständiger Satz und rot, ja rot wurde ich auch noch dabei.

Svenja lächelte und flüsterte »Ich hoffe, du tanzt besser als du sprichst!« Oh je mein Rot wurde dunkelrot und mir war, als hätte mir jemand den Teppich unter den Füssen weggezogen. Ich und tanzen?? - Ich hasse tanzen! Der Abend konnte nur im Chaos enden.

Die restlichen Stunden zogen nur in meinem Unterbewusstsein vorüber. Ich hatte nicht mal mehr Zeit, Tim zu beobachten, nein ich grübelte über Entschuldigungen nach, die mir das Tanzen ersparten und verwarf sie sofort wieder. Man war ich in der Zwickmühle!

Zu Hause angekommen machte ich dann erst einmal einen Selbstversuch. Bei eindeutigen Handlungen im Bad versuchte ich mir beim Sex ein Mädchen, sprich Svenja vorzustellen - das Ergebnis war sehr eindeutig, nur ein Gedanke an Tim und die »Schweinerei« war perfekt. Na ja, ich hatte nicht daran gezweifelt, ob ich schwul war, aber sicher ist sicher.

Die negativen Gedanken der letzten Woche verdrängte ich. Allein das Wissen, dass ich mit Tim heute Abend zusammen sein konnte, verschaffte mir ein Glücksgefühl. So freudig gestimmt holte ich Svenja ab und musste bei ihrem Anblick doch schlucken, denn sie sah echt bezaubernd aus. Da es nicht weit zu Tim war, spazierten wir langsam in seine Richtung. Meine Begleiterin war sehr locker und ich wunderte mich, wie gut man sich mit ihr unterhalten konnte und mein Stottern war auch verflogen.

Und dann holte mich die Realität ein, mit ganzer Wucht! Vor Tims Haustür standen eng umschlungen das neue »Traumpaar« und mein Glücksgefühl schlug in Depression um. Die Begrüßung war sehr einsilbig und wenn ich nicht zu sehr mit meiner Situation beschäftigt gewesen wäre, hätte ich mich köstlich über den lautlosen Krieg der beiden Frauen amüsieren können. Nein, ich hatte mit mir zu kämpfen und das nicht zu knapp. Da war mein Tim so nah und doch sooo fern. Ich konnte nicht anders und musste ihn immer wieder verstohlen mustern. Ab und zu kam es mir so vor, als würde auch sein Blick auf mir ruhen, aber das hielt ich für eine Einbildung. Svenja erwischte ich jedoch ein paar Mal, wie sie mich nachdenklich anschaute. Die Stimmung war äußerst verkrampft.

In der Disco ereilte mich dann sehr schnell das Schicksal - ich musste tanzen. All meine Entschuldigungen, die mir da noch so gerade einfielen, nutzten nichts. Svenja schleifte mich auf die Tanzfläche. Das einzige Positive daran war, dass es Tim nicht anders erging. Wir beiden Tanzmuffel hatten sonst immer herzlich über die anderen Pappnasen auf der Tanzfläche abgelästert, nun waren wir wohl auf Grund unser ungelenken Bewegungen bei Einigen Auslöser von Lachattacken.

Über allen schwebten aber meine Gedanken. Immer wenn ich die Beiden sich küssen sah, gab es einen Stich in mein Herz. Ich sehnte mich nach diesem Jungen, wir hatten nicht mal mehr die körperliche Nähe zweier sehr enger Freunde - nein, Tim wich mir aus. Außerdem hatte sich sein Auftreten wirklich verändert und er ließ immer öfter diesen prolligen Macho raushängen, was seiner Corinna sehr gefiel. Ab und zu stahl sich nun ein Gedanke in meine Überlegungen, den ich früher für nie möglich gehalten hätte.

‚Deine Träume werden sich nie erfüllen, Jean. Tim ist so glücklich mit dem, was er jetzt hat!‘

Ich verdrängte diese Worte, ich wollte sie nicht hören oder denken. Ich wollte mir meine Hoffnung erhalten, aber wenn ich seine Augen leuchten sah, musste ich diese falsche Hoffnung begraben - ich konnte es nur nicht.

Gegen 2 Uhr flüsterte Svenja mir zu. »Jean, lass uns nach Hause gehen.« Erschrocken zuckte ich aus meinen düsteren Gedanken auf, mein Blick war wie gebannt auf Tim gerichtet gewesen. Langsam drehte ich mich ihr zu und sah ihre Augen - traurig und nachdenklich.

»Es ist, glaube ich, besser, wenn ich dich nach Hause bringe!«, sagte sie. Ich hörte sie, aber den Sinn der Worte verstand ich nicht. Erst Minuten später, als wir auf dem Weg waren, drangen sie so langsam zu meinem Hirn vor.

»Moment mal, das geht nicht. Ich bringe dich nach Hause«, sagte ich entschlossen, nur mit fast einer Viertelstunde Verspätung. Da kein Einwand kam, änderten wir die Richtung.

Bei ihr zu Hause angekommen, drückte sie mir einen Kuss auf die Wange. Erschrocken fuhr ich zurück, wollte sie jetzt mehr von mir? Man sah mir die Frage wohl auch an, denn sie schüttelte leicht lächelnd den Kopf.

»Oh Jean, was mache ich nur mit dir? Ich danke dir trotzdem für den Abend, auch wenn du eine andere Absicht hattest!«, sagte sie und war verschwunden. Ich stand wie benommen vor ihrer Tür und hatte gar keine Chance mehr zu reagieren. Was hatten denn diese Worte nur zu bedeuten?

Langsam machte ich mich auf den Heimweg. Meine Gedanken schwenkten aber von Svenja schnell wieder auf Tim um. Verzweifelt suchte ich nach Wege und Möglichkeiten, meinen »alten« Tim wieder für mich zu gewinnen. Aber je länger ich nachdachte, desto abstruser wurden meine Ideen. Das Resultat war - ich heulte mich wieder in meinen Schlaf.


Die nächsten vier Wochen zogen nur so an mir vorüber. Ich hatte mich in eine Art Traumwelt geflüchtet. Dort konnte ich mit Tim wieder die Freundschaft pflegen, wie ich sie kannte. Nein, keine Freundschaft im Sinne von ‚Tim ist mein Boyfriend‘, nein, einfach so wie früher. Die Wirklichkeit sah viel deprimierender aus. Tim verbrachte seine Zeit ausschließlich mit Corinna, sie turtelten ständig herum, knutschten und befummelten sich. Für mich war da einfach keine Zeit mehr übrig. Wenigstens verbrachten wir ab und zu mal die Abende miteinander, aber auch nur, weil ich Svenja hatte. Und hier schlug mein schlechtes Gewissen erbarmungslos zu. Ich benutzte sie als Alibi - und ich war mir ziemlich sicher, dass sie das wusste. Aber sie stand zu mir, ich wurde einfach nicht schlau aus dem Mädel, anderseits wollte ich das auch nicht, ich hatte so schon genug Probleme.

Es war Wochenende und wir saßen mal wieder in einer Diskothek. Ich frönte dem Einzigen, was mir noch geblieben war. Ich beobachtete Tim und Svenja saß neben mir. Auf einmal zog sie mich auf die Tanzfläche und im Innersten stöhnte ich auf. Zum Glück war gerade Schmusesongs angesagt und so konnten (mussten!!) wir eng umschlungen langsam tanzen. Mir war das eher recht, wenn auch unangenehm, aber somit brauchte ich nicht ungelenk herumzuhampeln und den Kasper für andere machen.

»Warum sagst du es ihm nicht?«, wie ein Blitz durchfuhren mich Svenjas Worte und ich blieb stocksteif stehen.

»Ähmm...«, brachte ich als sehr sinnvolle Antwort und schaute sie zögernd an.

»Wie lange willst du dich noch quälen?«, hörte ich sie. He, wie bitte ... Was sollte das? Ich wurde sauer.

»Was geht dich das an!«, fauchte ich sie an und ließ sie alleine auf der Tanzfläche stehen. Die beiden Turteltäubchen saßen an unserem Tisch und bemerkten bei ihrer Zungenakrobatik mein Kommen nicht. Ich nahm meine Jacke und verschwand. Zuerst einmal musste ich meine Gedanken sortieren. Was hatte Svenja da gerade gesagt? Ahnte sie irgendetwas - die Worte waren eigentlich eindeutig. Stand mein Schwulsein auf meiner Stirn, oder was? So langsam wich mein Ärger und machte der Angst Platz. Wer ahnte es noch? Mit wem hat sie schon darüber gesprochen? Man ich war noch lange nicht soweit, hier so was Ähnliches wie ein Outing hinzulegen. Ja, ich war schwul und ich liebte Tim. Aber Tim war hetero und all meine Liebe fand nur in meinen Träumen statt. Ich verzehrte mich nach seinem Körper, seinen Lippen, seinen Händen, aber das war nicht real, würde nie Realität werden!!! Somit bräuchte auch keiner wissen, dass ich schwul war - Punkt und aus, so einfach war das!

Trotzig überlegte ich, wie ich dem begegnen könnte. ‚Ich muss mit ihr darüber reden! Am besten gleich morgen!‘, entschloss ich mich. Das erste Mal seit langen schlief ich ohne einen Gedanken an meinen Tim zu verschwenden ein. War ja auch kein Wunder, ich hatte jetzt ganz andere Sorgen.

Sonntagmittag wurde ich wach. Ich fühlte mich echt beschissen, hatte schlecht geschlafen. Die Dusche unter kaltem Wasser half nicht wirklich und so machte ich mich auf den Weg zu Svenja. Ich kam bis zu unserer Haustür und prallte mit jemand zusammen.

»Huch, zu dir wollte ich gerade«, stotterte ich schlecht gelaunt, denn irgendwie war ich immer noch sauer auf sie.

»Jean, ich wollte mich für gestern Abend entschuldigen!«, kam es sehr leise von ihr, dabei hatte sie die Augen niedergeschlagen. Sofort wurde meine schlechte Laune durch mein schlechtes Gewissen ersetzt. Ich hatte sie gestern so einfach stehen gelassen. Irgendwie war sie in den letzten Wochen immer da gewesen, obwohl ich wirklich nichts von ihr wollte, sie war einfach da. Wenn ich je eine Freundin haben wollte - sie erfüllte alle Kriterien dafür.

»Willst du mit hineinkommen?«, murmelte ich und wurde sofort nervös. Wir hatten uns noch nie gegenseitig zu Hause besucht.

»Möchtest du das denn?« - ‚Oh je, Svenja hatte mich sofort durchschaut!‘

»Klar, sonst würde ich es dir ja nicht anbieten, oder?!«, antwortete ich mit fester Stimme, jedoch mit klitzekleinen Unterton. Sie folgte mir schweigsam in mein Zimmer. Dort saßen wir uns ein paar Minuten gegenüber und die Spannung, die zwischen uns lag, wurde immer ungemütlicher.

»Svenja ...?«

»Jean ...?«, fast gleichzeitig brachen wir das Schweigen. Erstaunt sahen wir uns an, ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Tja, nur weitermachen wollte nun keiner von uns, somit senkte sich das unangenehme Schweigen wieder über uns.

»Möchtest du etwas trinken?«, druckste ich rum.

»Ein Wasser«, antwortete sie.

»Gut«, jedoch blieb ich sitzen. Man wie sollte ich bloß anfangen?

»Holst du es oder kannst du mir wenigstens sagen, wo die Küche ist«, hörte ich sie.

‚Oh je, war ich ein Trottel!‘, fuhr es mir durch den Kopf und eine Minute später hatte sie das Gewünschte. Svenja wurde das Schweigen wohl nun zu dumm.

»Jean, ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich war gestern im Unrecht!«, konnte ich leise und nervös von ihr hören, dabei schaute sie auf den Boden.

»Nein, hattest du nicht!«, kam meine Antwort postwendend und gleichzeitig biss ich mir gedanklich auf die Zunge.

‚Bist du bescheuert!! Was faselst du denn hier rum!‘

Zweifelnd sah Svenja mich an »Wirklich????«.

Meine Gedanken wirbelten. Kam ich da wieder raus? Half mir eine Notlüge? Leider war das Kind nun schon in den Brunnen gefallen, besser gesagt, ich hatte es mit einem riesigen Anlauf selbst in den Brunnen geschubst!

Resignierend seufzte ich »Alles andere wäre ein Lüge! Entschuldige, aber du wirst dir wohl einen anderen Freund suchen müssen!« Dabei hatte ich nun meinen Blick zu Boden gerichtet.

»Wieso?«, fragte sie.

»Man, du willst es wirklich hören, was? Verdammt ich bin schwul! Verstehst du - SCHWUL!« Das letzte Worte stieß ich zornig hervor und schaute sie provozierend an. Nur passte ihr Lächeln nicht zu meiner Reaktion. Das machte ich ihr auch unmissverständlich klar.

»Was lachst du da? Ich find das überhaupt nicht lächerlich!!«, fauchte ich sie an.

»Moment Jean. Ich lach dich nicht aus. Ich frage mich nur, warum wir nicht trotzdem Freunde sein können?«, kam es besänftigend von ihr.

»Freu... nde?«, stotterte ich, ihre Antwort verwirrte mich.

»Man, seh´ ich wie ein Sexmonster aus?«, fragte sie entrüstet. Ich staunte nur noch Bauklötze.

»Wenn es danach gehen würde, hätte ich dich schon längst in mein Bett gelockt. Du bist nämlich mit Abstand der schnuckeligste Boy an unser Schule!«, hauchte sie in meine Richtung und ich wurde knallrot. Das lief hier aus dem Ruder und ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte.

»Aber irgendwie habe ich von Anfang an gespürt, dass du in keinster Weise irgendwelche sexuelle Interessen an mir hast. Und das fand ich sehr angenehm, aber damit hast du mein Interesse nach dem Warum geweckt!«

Eigentlich sollten mich ihre Worte nun ja beruhigen, aber das Gegenteil trat ein. Ich wurde hypernervös.

»Und was hast du zu deinem ‚Warum‘ herausgefunden??«, murmelte ich.

»Für dich gibt es nur einen Menschen!!«, kam es prompt von ihr und als ich sie erstaunt anschaute, schob sie ein leises »Tim« hinterher. Obwohl das Wort leise ausgesprochen wurde, zuckte ich wie unter einem Donnerhall zusammen.

»Scheiße!«, kurz und präzise war meine Antwort.

»Du liebst ihn??!«, eine Frage kann auch eine Antwort sein. Das eine fremde Person meinen geheimsten Traum so einfach aussprach, verschlug mir nun doch die Sprache. Mir wurde schummrig vor den Augen, trotzdem nickte ich leicht, wie zur Bestätigung.

»Es tut mir leid, Jean!«, flüsterte Svenja. Diese Worte waren der Hammer. Sie lösten etwas in mir, was ich bisher verzweifelt immer wieder verdrängt hatte. Meine Liebe zu Tim würde nie erwidert werden. Nichts anderes wollte mir Svenja damit sagen. So klar hatte ich es noch nie gesehen, meine hoffnungslose Liebe hatte nicht die Spur einer Chance. So einfach war die Sache mit einer verheerenden Wirkung - ich brach zusammen.

Mir war es egal, ob jemand in meinem Zimmer war. Das erste Mal heulte ich nicht heimlich. Das bisschen Selbstbewusstsein, das ich mir mit meiner Traumwelt geschaffen hatte, war weg, spurlos verschwunden. Meine Gefühle übernahmen die Initiative und ich konnte nix dagegen tun.

Etwas später fand ich mich auf meinem Bett in den Armen von Svenja wieder. Wie ich dahin gekommen war, wusste ich wirklich nicht mehr. Was sollte sie denn nur von mir denken? Ein 17jähriger Kerl, als cool verschrien, heult sich bei ihr aus. Verlegen löste ich mich aus ihren Armen.

»Entschuldige«, flüsterte ich schüchtern zu ihr.

Da ich keine Antwort bekam, schob ich mit etwas festerer Stimme hinterher »Vergessen wir einfach, was gerade passiert ist.«

»Jean Neumann, wenn du jetzt wieder den coolen Zwilling heraushängen lassen willst, dann vergiss es!!«, hörte ich sie entrüstet.

»Und was soll ich machen?«, versuchte ich mich zu verteidigen.

»Dich akzeptieren!«

Lange sah ich sie an und fasste einen Entschluss. Ich erzählte ihr von meiner unglücklichen Liebe, von meiner fast unmenschlichen Sehnsucht zu Tim. Aber ich sprach auch von meinen Ängsten, einfach von dem ganzen Müll, der auf meiner Seele lastete. Und was machte Svenja, sie hörte einfach nur zu, unterbrach mich kein einziges Mal. Ich wusste nicht, ob ich hiermit einen Fehler beging, aber irgendwie fühlte ich, dass ich ihr das alles erzählen konnte.

Nachdem ich fertig war, saßen wir lange schweigend da. Jeder hing seinen Gedanken nach, nur war es diesmal kein drückendes Schweigen. Dann nahm sie meine Hand in ihre Hände und zwang mich so, zu ihr aufzuschauen. Ich sah in strahlend - leuchtende Augen.

»Man, eigentlich müsste ich Tim um diese tolle Liebe beneiden, mich an seine Stelle wünschen. Nein, Moment, lass mich bitte aussprechen«, unterdrückte sie meine aufkommende Antwort.

»Entschuldige, aber ich bin noch nicht fertig. Nachdem du mir deine Seele geöffnet hast, will ich dir auch was sagen. Vor ein paar Jahren war ich sehr verknallt in dich und habe Tim um seinen Platz an deiner Seite beneidet. Keiner hatte eine Chance, in eure kleine Welt einzudringen - ihr wart einfach unzertrennlich. Und vor allen wart ihr ein eingespieltes Team, was der Eine nicht konnte, machte der Andere halt und so weiter. Dann, vor zwei Jahren etwa hat sich irgendetwas geändert. Du hast dich verändert, denn Tim war immer noch derselbe Lausbube wie sonst auch. Jean, du bist stiller und nachdenklicher geworden, aber was viel gravierender war, du hast von deinem Zwilling alles widerspruchslos hingenommen. Dein herrliches Lachen war fast verschwunden«, sagte sie und ihre Worte waren zum Schluss immer leiser geworden.

Mit einem dicken Kloß im Hals antwortete ich »Jetzt weißt du warum. Jede Minute ohne ihn wurde mir zur Qual. Es war kein Genießen des Augenblicks mit ihm, nein, ich machte mir viel mehr in diesem wundervollen Augenblick, in dem ich mit ihm zusammen sein konnte, schon wieder Gedanken, wie ich die nächsten Stunden weiter mit ihm verbringen könnte. Gehetzt suchte ich nach Wegen und Möglichkeiten, um bei meinem Tim zu sein«. Allein diese Worte ließen meine Tränen schon wieder fließen.

Sie sah mich nachdenklich an. »Du weißt, was ich vorhin mit ‚Es tut mir leid‘ gemeint habe, oder?!«, hörte ich sie fragen. ‚Wollte ich die Antwort darauf wirklich hören? Doch, vielleicht meinte sie es anders!!‘, zögernd schüttelte ich den Kopf.

»Jean, du weißt es, verkauf mich bitte nicht für dumm!«

Trotzig schaute ich sie an und murmelte fordernd »Nein, keine Ahnung!«.

Resignierend löste sie ihre Hände von meiner Hand und strich sich ihre langen Haare zurück. Dann stand sie auf und ging zum Fenster. Eine Zeitlang bewegte sie sich nicht, den Blick starr nach draußen gerichtet. Seufzend drehte sie sich zu mir um.

»Okay, du willst es unbedingt hören. Tim wird dir nie mehr als ein Freund sein und deine Liebe, so wie du sie ihm entgegenbringst, niemals erwidern. Er ist nicht schwul, Jean!«

Da war sie - die Antwort, die ich unter keinen Umständen hören wollte! Auch wenn sie von einer lieben Freundin sanft ausgesprochen wurde, änderte sich nichts, rein gar nichts an ihrem Inhalt. Da ich diese Antwort ja kannte und eigentlich auch erwartet hatte, traf es mich nicht ganz so sehr, nur der letzte Satz ließ mich dann doch zusammenzucken. Ja, Tim war nicht schwul, aber ich war es!

»Das sagst du! Aber Tim hat mir das noch nicht gesagt!«, versuchte ich eine halbherzige Antwort. Nein, so einfach wollte und konnte ich das nicht akzeptieren.

»Mach dir nichts vor. Du wirst ihn nie fragen und er wird dir von alleine auf diese Frage keine Antwort geben«, kam es leise von ihr und dann ließ sie noch verlauten »außerdem ist die Antwort mit Namen Corinna Antwort genug, oder?« Darauf fiel mir keine Erwiderung mehr ein und ich grübelte weiter vor mir hin.

»Jean, ich wäre sehr gerne deine Freundin geworden, aber so, wie ich es mir vorgestellt habe, kann das nichts werden. Ich würde mich aber trotzdem freuen, wenn wir Freunde werden würden!« Mit verschleierten Augen sah ich sie an und konnte sehen, dass ihr die ganze Angelegenheit sehr ernst war. Außer Tim hatte ich kaum Freunde. Ach was sagte ich, ich hatte ein paar Bekannte und Kumpels, aber bestimmt keine Freunde.

»Würdest du denn so etwas wie mich als Freund haben wollen?«, fragte ich sie zögernd. Nun kam sie wieder zu mir und gab mir einen kleinen Klaps auf meinen Hinterkopf.

»Dummerchen, sonst hätte ich dir das wohl kaum angeboten, Herr Neumann. Setz mal wieder ein bisschen deinen Kopf ein!«, kamen die letzten Worte gespielt streng von ihr.

Ich seufzte nur ein »Danke« und schwieg wieder.

»Wirst du es ihm sagen?«, hörte ich sie. Als Antwort schüttelte ich mit dem Kopf.

Jetzt seufzte sie »Irgendetwas müssen wir aber mit dir machen, sonst gehst du mir hier vor die Hunde.« Fragend schaute ich sie an.

»Denkst du, ich schaue mir weiter an, wie du immer mehr in deiner Depression versinkst?! Weißt du, wann ich dich das letzte Mal hab Lachen sehen? Ich kann mich nicht daran erinnern!«, warf sie mir etwas aufgebracht an den Kopf.

»Aber damit du auf andere Gedanken kommst, habe ich dir etwas mitgebracht«, mit diesen Worten grinste sie mich an.

Misstrauisch schaute ich sie an. Man was heckte sie jetzt wieder aus.

»Na ich weiß doch, dass der kleine Jean ein Leseratte ist und somit glaube ich, dass das hier ihn auf andere Gedanken bringen könnte«, hörte ich sie triumphierend und hielt mir ein Buch unter die Nase. Ungläubig schaute ich auf den Schutzband und musste schlucken. Da hielt mir doch wirklich Einer, na gut, hier eher Eine, den 5. Band von Harry Potter in Deutsch gut eine Woche vor offiziellen Erscheinungsdatum unter die Nase.

»Ähm, hmm, wo ... wieso ... hast denn das her???«, mit gut ein Dutzend Fragezeichen im Gesicht stellte ich stotternd diese Frage. Triumphierend grinste sie mich an.

»Mein Lieber, du brauchst nicht alles wissen. Ich leihe dir das Buch zum Lesen, aber ich weiß ja, dass ich es dann wahrscheinlich in drei Tagen wiederbekomme!«, hörte ich von ihr.

Ich nahm das Buch aus ihren Händen wie einen Schatz entgegen und mir war sofort klar, was ich die nächsten Tage oder viel mehr die nächsten Nächte tun würde. Zufrieden lächelte ich vor mir hin.

»Na so gefällst du mir gleich viel besser, endlich mal wieder ein Lächeln von dir. Ich muss jetzt aber nach Hause, meine Eltern warten auf mich. Wir sehen uns dann morgen in der Schule«, mit diesen Worten verabschiedete sich Svenja von mir. Eigentlich hörte ich nur noch mit dem halben Ohr hin, denn ich hatte schon angefangen zu lesen. Der Tag und fast die ganze Nacht waren dann gelaufen.

Obwohl ich ein Schnellleser war, nahm ich mir doch die Zeit, öfter mal etwas doppelt zu lesen und war somit nicht schon nach einem Tag fertig. Ich konnte schön in die Welt des Harry Potters eintauchen und die Trennung von Tim, so sah ich meine Freundschaft mittlerweile mit ihm, war nicht ganz so schmerzhaft. Die Tage in der Schule brachte ich mehr schlecht als recht hinter mich, ich musste mich arg anstrengen, nicht im Unterricht einzuschlafen. Zum Glück hatte ich ja Svenja an meiner Seite bzw. öfter ihren spitzen, sehr spitzen Ellbogen in meinen Rippen. Auf meine wütende Blicke bekam ich dann immer nur ein spöttisches Grinsen.

Aber irgendwann ist auch das dickste Buch durchgelesen und der Alltag holte mich wieder ein. Meine Sehnsucht kam mit voller Wucht zurück. Ich ging ihm weiter aus dem Weg und das war gar nicht so einfach, denn wir hatten früher fast alles miteinander gemacht. Meine Eltern waren mir auch keine große Hilfe, denn ab und an fragten sie, was mit uns denn los sei. Leider kam von Tim überhaupt nichts, er machte gar keine Anstalten, um irgendetwas zusammen zu unternehmen. Er schien wie gefesselt von der Persönlichkeit seiner Freundin zu sein. Was er nur an ihr fand, war mir echt ein Rätsel. Meine somit gewonnene Freizeit nutzte ich an meinem Computer und surfte durch die Weiten des Internets. Ich hatte meine Eltern endlich überzeugt, dass bei einer Flatrate die wenigsten Kosten auflaufen würden. Mein Vater hatte zwar so ein komisches Grinsen im Gesicht, aber die Sache ging einstimmig durch den Elternrat. So brauchte ich nun nicht mehr auf die Zeit schauen und konnte mich dadurch ein wenig ablenken. Durch das Gespräch mit Svenja fing ich wohl langsam an, mit meinem Zustand »schwul« offensiver umzugehen und nutzte das WWW reichhaltig zur Information. Natürlich landete ich zwangsläufig auf Seiten, die ich sofort entsetzt wegklickte - wie konnte man denn so abgedreht sein. Ich stand definitiv nicht auf Leder oder Frauenklamotten. Ich fühlte mich nicht anders als vorher und wollte doch nur anstatt einem Mädel einen Jungen lieben.

Anderseits las ich auch, dass bei einigen ihr Outing nicht so prickelnd verlaufen war und das stand mir ja noch bevor. Auf einer Homepage waren ein paar kleine Geschichten, die sich ganz gut lasen. Ich verschlang einfach alles, was ich zu diesem Thema finden konnte. Irgendwann gab ich dann über eine Suchmaschine mal »schwule Storys« ein und ich hatte auf einmal eine Menge Seiten mit Internetadressen aufgelistet. Eine Homepage tauchte immer wieder auf - Nickstories.de und auf der blieb ich dann hängen. Man, da gab es richtig tolle Storys, einige mehrere hundert Seiten lang. Meine Nächte nutzte ich jetzt noch weniger zum Schlafen als vorher. Ein Buch konnte ich tagsüber meinen Eltern ja noch erklären, aber ständig irgendwelche Seiten aus dem Internet wegklicken, wenn meine Eltern in mein Zimmer kamen, würde sie irgendwann doch stutzig machen. Ich war trotzdem wie gefesselt. Manche Geschichten lebte ich richtig mit, denn sie sprachen mir aus dem Herzen. So langsam reifte bei mir eine Idee, die ich am Anfang als abwegig immer wieder verworfen hatte, aber je mehr Storys ich las, desto unsicherer wurde ich. In dieser Zeit war Svenja ab und zu bei mir und ich hatte keine Hemmungen, mit ihr über alles zu reden. Und sie war das letzte Mosaiksteinchen, welches mir noch fehlte. Sie ermutigte mich, meine Gedanken ebenfalls aufzuschreiben und sie an Nickstories zu senden.

So begann ich, meine Geschichte zu entwickeln. Eigentlich wollte ich nur eine Kurzgeschichte schreiben, aber je länger ich vor meinem PC saß, desto mehr fiel mir ein und umso schönere Ideen hatte ich. Irgendwie lebte ich in einer anderen Welt, nicht das mir Tim unwichtig wurde, nein das nicht, aber ich lebte mit meinen kleinen Romanhelden mit und ließ es auch in einem Happyend enden - etwas, was mir persönlich bisher verwehrt blieb. Das Ganze zog sich über Wochen hin. Meine Eltern machten sich wohl Sorgen, dass ich nur im Zimmer hockte. Sie sagten zwar nichts, aber ihre Blicke waren mehr als eindeutig. Nur das Thema Freundin hatte sich erst einmal durch die Besuche von Svenja erledigt. Sie hatten sich sogar angewöhnt, anzuklopfen, bevor sie mein Zimmer betraten - was sie bloß für eine blühende Fantasie hatten!

Dann war es soweit. Nach mehrmaligem Durchlesen schickte ich meine Geschichte per Mail an die Redaktion. Mit Hilfe des Textprogrammes war ich frohen Mutes, dass sich meine Rechtschreibfehler in Grenzen hielten und ich hatte hundertprozentig nicht die Namen meiner Hauptpersonen ständig verwechselt. Diese Unart einiger Autoren war mir bitter aufgestoßen, wie konnte denn nur so was passieren - identifizierten sich diejenigen Autoren nicht stark genug mit ihrer Story?? Auf jeden Fall erhielt ich an mein neu angelegtes Postfach eine Bestätigungsmail, dass die Story eingegangen sei. Tja, nun begann das Warten und ich wurde immer unsicherer, ob ich das Richtige gemacht hatte. Da ich meine Unruhe nicht loswurde, meldete ich mich kurz entschlossen beim Chat von NiSt an. Da war ja nicht soviel los, bis mich einer anflüsterte. Wir kamen beide recht zügig ins Gespräch. Auf jeden Fall war mein Gegenüber sehr neugierig. Da ich unter meinem Autorennamen auch chattete, fragte er mich auf einmal, ob ich gerade eine Geschichte eingesandt hätte. Ich war sprachlos, na ja, eher nicht fähig, sofort schriftlich zu antworten. Sollten meine Ängste sich schon in solch kurzer Zeit bestätigen?? Dann teilte er mir jedoch mit, dass er zu dem Redaktionsteam gehörte und gerade so nebenbei meine Story las. Nun wurde ich natürlich mehr als neugierig und versuchte ihn jetzt meinerseits auszuhorchen. Nach einigen hin und her, teilte er mir mit, dass meine Geschichte sein Okay bekommen würde und ein anderer Redakteur auch so dachte. Somit stand wohl einer Veröffentlichung nichts mehr im Wege. Ziemlich erleichtert ging ich dann am frühen Morgen ins Bett. Jetzt war ich nur noch gespannt, wie meine Geschichte wohl von den Lesern aufgenommen wurde.

Die Tage schleppten sich nur so dahin. Es waren nun fast schon zwei Wochen vergangen und meine Story war immer noch nicht on. So langsam wurde ich nervös und rang mit mir, ob ich nicht einmal nachhaken sollte. Zu dieser Nervosität gesellte sich natürlich meine Ungewissheit, wie die Geschichte aufgenommen wird. Svenja merkte das auch und versuchte mich aufzumuntern. 10 Tage nach dem Einschicken war ich ein nervliches Wrack. Wir hatten einen Montag und ich kam zusätzlich durch die Schule gestresst nach Hause. Es war für mich schon zu einer Art Routine geworden, meinen PC nach dem Betreten meiner heiligen Räume anzuschalten und nach Mails zu schauen. Ups, was war denn das, in meinem fast jungfräulichen Autorenpostfach waren fünf Mails. Sicherheitshalber schaute ich schnell auf der Homepage nach und ...

... da prangte meine Geschichte an erster Stelle. Man war das ein komisches Gefühl, meinen Namen unter dieser Story zu lesen.

Nun hatte ich also die ersten Feedbacks auf meine Story erhalten und die waren durchweg positiv. Zwei waren sogar länger und ich war nur noch glücklich, dass einigen Leuten wohl mein Schreibstil gefiel. So setzte ich mich hin und beantwortete höflich meine »Fanpost« und über den späten Nachmittag und Abend kamen noch mehr Mails. Als ich abends im Bett lag, war ich wie erschlagen von dieser Resonanz.

Am nächsten Morgen erzählte ich Svenja freudestrahlend von den vielen Mails und sie freute sich mit mir. Die Schule verging wie im Fluge und ich rannte förmlich nach Hause, um nach meinem Postfach zu schauen. Wow, schon wieder 10 Mails - davon waren acht von neuen Lesern und zwei hatten sogar auf meinen Dank geantwortet. Mancher ermunterte mich auch, noch mehr Geschichten zu schreiben, aber darüber hatte ich noch nicht nachgedacht. Wieder saß ich den ganzen Abend vor dem PC und war mit Mailschreiben beschäftigt. Von einem bekam ich postwendend Antwort, als ob er nur auf meine Reaktion gewartet hätte. Dies ließ ich natürlich nicht auf mir sitzen und schrieb meinerseits sofort zurück. Er hatte einen echt witzigen Schreibstil und ich ging darauf ein. Irgendwie erwartete ich postwendend Antwort, aber leider kam dann an dem Abend nix mehr. Morgens stand ich sogar eher auf, um nach Mails zu schauen. Ich hatte tatsächlich zwei Neue, aber seine Antwort war immer noch nicht da. Etwas betrübt ging ich zur Schule. Irgendwie wollte dieser Tag gar nicht vergehen, die Minuten quälten sich nur so hin.

‚Man, was war denn mit mir los?‘, grübelte ich vor mir hin. Da saß ich im Unterricht und fieberte meinem PC entgegen. Leise seufzte ich auf, welches mir einen Rippenstoß von Svenja einbrachte.

»Träumer, komm wieder zu dir, sonst wirst du fällig. Der Lehrer schaut schon die ganze Zeit in deine Richtung«, murmelte sie mir zu. So blieb mir nichts anderes übrig, als mich etwas konzentrierter dem Unterricht zu widmen.

In der Pause zog mich Svenja auf den Pausenhof beiseite und schaute mich fragend an. Genauso fragend schaute ich zurück - ich wusste doch selbst nicht, was mit mir los war.

»Jean Neumann versuch hier nicht auf cool zu machen!!«, flüsterte sie etwas ärgerlich.

Ich schaute sie nervös an. »Nicht jetzt, lass uns auf den Nachhauseweg darüber sprechen. Ich habe selbst keine rechte Ahnung. Vielleicht hast du ja eine Erklärung!«

»Okay, dann bis nachher.«

Damit war die Pause aber noch nicht zu Ende. Jemand kam zu mir herübergeschlendert, den ich schon seit Tagen nicht mehr allein gesehen hatte.

»Hey Jean«, hörte ich diesen Jemand ziemlich leise mich ansprechen.

Schroff antworte ich ihm, ohne mich ihm zuzuwenden »Ja was ist?«.

»Wir sollten mal miteinander reden«, stotterte mein Gegenüber.

»Warum Tim???«, mit diesen Worten drehte ich mich zu ihm um. Als ich seine leuchtend blauen Augen sah, verschwand mein Ärger sofort und meine Sehnsucht ihm gegenüber war schlagartig wieder da. So wie er jetzt vor mir stand, das war mein Tim, in den ich mich über beide Ohren verliebt hatte. Das ganze Machogehabe an ihm war wie verflogen, seine Augen strahlten in einem leuchtenden Blau unter seinen blonden verstrubbelten Haaren hervor, seine Lippen umspielte ein schüchterndes Lächeln, aber man konnte auch gut sehen, dass ihn irgendetwas bedrückte.

»Man, Jean, wir sehen uns fast gar nicht mehr«, hörte ich seine Worte mit einem vorwurfsvollen Ton oder war da noch mehr.

Na toll, jetzt hatte ich wohl den schwarzen Peter. Mein Grummeln im Magen wurde wieder stärker.

»Ach und daran bin ich wohl schuld??«, stieß ich wütend hervor. Tim zuckte wie ein getroffener Hund zurück.

»Hm, nein ..., doch ... eigentlich ...«, stotterte er nun ziemlich durcheinander, mit einiger Verzögerung kam dann doch noch »deshalb möchte ich ja mit dir reden.« So nobel sein Anliegen auch war, aber wenn ich einen Nachmittag mit ihm alleine verbrachte, dann würde meine mühsam aufgerichtete Schutzmauer in null Komma nichts in sich zusammenfallen. Trotz allen sehnte ich mich nach seiner Nähe, ich wollte meinen Tim zurück.

Tim nahm mir, ohne es zu wissen, die Entscheidung ab.

»Könnten wir uns nicht heute Nachmittag treffen, vielleicht bei dir. Corinna ist heute mit ihren Eltern unterwegs und ich hätte Zeit!« Bei diesen Worten versteifte ich mich.

»Ich habe keine Zeit«, zischte ich ihm zu. Die Kälte in meiner Stimme überraschte sogar mich, aber ich kam mir vor wie ein weggeworfener Latschen, der nun wieder auf Grund Langeweile herausgekramt wurde. Dementsprechend sah mich Tim auch verständnislos an.

»Aber ..., was ... hast ...«, stotterte er herum, fing sich dann aber ein wenig »hast du denn vor. Könnten wir es nicht gemeinsam machen?«.

Ich merkte, wie ich langsam rot anlief und in Panik geriet. ‚Konnte er es wissen?‘, durchfuhr es mich. Mit ihm gemeinsam, allein der Gedanke daran lies die Schutzmauer fast zusammenbrechen.

Mühsam konzentrierte ich mich und stammelte. »Nein, das können wir nicht. Für heute Nachmittag musst du dir dann wohl ein anderes Aushilfsobjekt suchen. Ich bin nicht dein Lückenbüßer!«

»He wieso Lückenbüßer. Jean was soll dass? Du hast dich doch zurückgezogen ...«, Tims Tonfall wurde wieder arrogant. Nur lies ich mir das nicht gefallen. Bis vor ein paar Minuten hatte er mich fast soweit, das ich seine Freundin fast vergessen hatte, aber jetzt war er wieder fast das alte Arschloch, zu dem er sich die letzten Wochen aufgespielt hatte. Somit unterbrach ich ihn etwas barsch.

»Ich mich zurückgezogen?? Danke für deine Sicht der Dinge. Hast du eigentlich überhaupt noch eigene Gedanken oder denkt deine liebenswerte Freundin ausschließlich für dich. Nutze deinen freien Nachmittag mal dazu, nachzudenken, wer sich wie verändert hat!«, warf ich ihn stocksauer an den Kopf. Während meiner Worte entglitten ihm die Gesichtszüge und ohne seine Antwort abzuwarten, machte ich mich zurück auf den Weg in die Klasse. In meinem Kopf schwirrten die Gedanken, nur bekam ich keine Reihenfolge in sie hinein. Ich war einfach zu durcheinander, um einen einzelnen Gedanken zu greifen. Mürrisch setzte ich mich auf meinen Platz, Svenja sah mich verwundert an und lies ihren Blick weiter zur Tür wandern. Durch diese kam gerade ein sehr verstörter Tim hinein, der einen langen Blick in meine Richtung warf. Zum Glück fing der Unterricht an und sie konnte mich nicht fragen, jedenfalls jetzt noch nicht.

Kurz nach Schulschluss fing mich Svenja gleich hinter der Tür ab und wir machten uns auf den Nachhauseweg. Mir war noch so, als wollte Tim noch einmal auf mich zukommen, aber als er sah, dass ich schon in Begleitung war, machte er sofort einen Rückzieher. Die ersten Minuten unseres Weges verliefen schweigsam. Ich hatte auch keine rechte Lust mehr, mich über meine Gedanken und Ängste zu unterhalten. Vielmehr haderte ich immer noch mit mir, dass ich vielleicht das dünne Band zu Tim nun endgültig zerschnitten hatte.

»Jean, was war das vorhin mit Tim?«, fragte Svenja mich. Da hatte ihre Neugier endlich die Oberhand gewonnen.

»Nichts«, wiegelte ich ab, soviel zu meiner Verschleierungstaktik.

»Nichts also, mir kam es nur so vor, als hätte da jemand einem Macho eine Lehre erteilt«, hörte ich sie in leicht spöttischem Ton. Ich sah sie zweifelnd an und dann erzählte ich ihr von unserer Begegnung. Dabei konnte ich es nicht unterlassen, ihr auch meine Gefühle zu schildern. Eine Antwort blieb sie mir nach meiner Schilderung erst einmal schuldig.

»Und was wolltest du mir eigentlich erzählen?«, wechselte sie urplötzlich das Thema.

»He...«, antworte ich zusammenhangslos, denn mit der Frage brachte sie mich aus dem Konzept.

»Moment, du bist mir noch eine Antwort zu Tim schuldig!«, forderte ich sie nun auf.

Langsam schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube, die Antwort weißt du selbst am besten. Hier in deinem Herzen!« Dabei legte sie ihre Hand ganz sanft auf meine Brust.

»Ich weiß gar nichts. Ich bin nur ziemlich durcheinander«, murmelte ich.

»Du liebst Tim immer noch und davon wird dich auch nie etwas abhalten können. Deine Worte waren aber fällig und auch nötig, damit bei deinem Freund mal ein Denkprozess anfängt«, erwiderte sie und schob leise hinterher »Aber Tims Reaktion hat mich überrascht!«. Verwundert sah ich sie an.

»Ehrlicherweise weiß ich auch nicht, was mit Tim los ist. Er hat dich die ganze Stunde beobachtet und sein Blick war mehr als traurig«, murmelte Svenja mehr zu sich als an mich gewandt. Dann seufzte sie auf und meinte, »Vielleicht müsst ihr wirklich mal miteinander reden, denn er scheint mir irgendwie ratlos!«.

»Nein«, stieß ich ziemlich heftig hervor, fast bettelnd schob ich noch hinterher, »Bitte du nicht auch noch. Ich kann nicht mit ihm reden, noch nicht, dann bricht wieder alles umso heftiger über mich herein.«

»Okay«, sagte sie und wischte das Thema abschließend mit einer Handbewegung einfach weg.

»Und was wolltest du eigentlich mit mir besprechen?«

»Hm von Besprechen kann ja wohl keine Rede sein. Eher willst du es aus mir herauspressen«, grummelte ich.

Svenja kicherte. »Nö, aber herauskitzeln kommt der Sache schon näher.« Ein kleines Grinsen stahl sich auch in mein Gesicht.

Somit erzählte ich ihr von meinem Mailverkehr und der Ungeduld, mit welcher ich auf eine Antwort wartete. Wie sehr ich mich nach einer Mail sehnte, aber mir nicht erklären konnte, warum das so sei. Nach meinen Ausführungen liefen wir eine Weile schweigend nebeneinander her.

»Ich glaube, die Erklärung ist eigentlich ganz einfach, mein Lieber«, sagte sie dann. Verwundert sah ich sie an. Sie lächelte leicht.

»Du hast endlich jemand gefunden, der dieselben Probleme wie du hat und kannst mit ihm darüber reden!«

»Moment mal, wir reden doch auch darüber«, brachte ich zweifelnd hervor.

Leicht mit dem Kopf schüttelnd antworte Svenja mir. »Das ist doch nicht dasselbe. Ich bin ein weibliches Wesen. Auch wenn ich Verständnis für dein Schwulsein entgegenbringe und mich freue, dass wir uns so gut verstehen, hat die ganze Sache einen großen Haken ...«. Nur ließ sie diesen »Haken« förmlich unausgesprochen in der Luft schweben. Ungeduldig runzelte ich meine Stirn. Die Frage nach dem »Was« stand mir wohl förmlich auf der Stirn geschrieben.

»Dummerchen, ich bin kein Mann!!« Triumphierend sah sie mich bei diesen Worten an.

»Ne, das kann man nun wirklich nicht behaupten«, grinste ich zurück, aber ich wusste sofort, was sie meinte.

»Du denkst also, ich fiebere diesen Mails entgegen, weil an dem anderen Ende dieser Leitung genauso ein Junge sitzt mit den selben Problemen?«, fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach.

»Yeb«, antwortete sie »jemand, der dich sehr gut versteht - der wahrscheinlich auch einen Gesprächs- oder Leidenspartner sucht.«

»So habe ich das noch nicht gesehen«, murmelte ich und schob ein kleines Danke hinterher. Kurz darauf verabschiedeten wir uns, denn Svenja war an ihrem Haus angekommen. Grübelnd ging ich nach Hause, konnte aber nicht verhindern, dass mein Pulsschlag zunahm. Ich fieberte regelrecht meinem Computer entgegen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, zuerst meine Hausaufgaben zu machen, jetzt fand ich diese Idee ziemlich blöde. Mit leicht feuchten Fingern machte ich meinen PC an. So stand ich nun vor der Kiste und stierte wie Gestörter auf den Monitor.

Ich riss meinen Blick von dem Windoofs Aktivierungsbild los und schüttelte den Kopf.

‚Man, Jean was ist den nur mit dir los? Jetzt stehste hier rum und bist aufgeregt wie ein kleines Kind. Was ist denn, wenn ich keine Mail von ihm habe??‘, fuhr es mir durch den Schädel. Seufzend setzte ich mich an meinen PC und wollte den Emailabrufknopf betätigen und was passierte mir Trottel da - ich kam auf den Powerknopf an der Tastatur und mein Compu verabschiedet sich wieder.

‚Na toll‘, murmelte ich, musste aber über meine Ungeschicktheit doch ein wenig lachen. Somit wiederholte ich die ganze Prozedur, machte jetzt aber einen großen Bogen um diesen unsäglichen Knopf - wozu war die Maus denn sonst da.

‚Huch, in meinem Postfach waren schon wieder fünf Mails‘, jubilierte mein Herz, leider war ich noch einen Klick davon entfernt, von wem sie waren. Aber dann las ich endlich seinen Absender - ich hatte Post von ihm. Aber auch zwei andere von gestern hatten mir wieder geschrieben. So jetzt ganz ruhig Blut und zuerst die anderen Mails lesen, das Beste zum Schluss.

Dann war es endlich soweit. Die Mail war nicht mal kurz und nach den ersten Sätzen war ich wie geplättet. Der Junge sprach mir aus dem Herzen, ich konnte alle meine Ängste und Hoffnungen dort auf dem Monitor lesen - nur das sie nicht von mir geschrieben waren. Minutenlang saß ich, nachdem ich fertig war, einfach nur vor dem Bildschirm und meine Gedanken rasten.

‚Ich kannte diesen Jungen doch gar nicht. Ich wusste ja nicht einmal, wie er aussah. Aber mir war als würde ich ihn schon mein ganzes Leben kennen. Wenn Tim mein körperliches Abbild war, dann hatte ich hier einen geistigen Zwilling gefunden!‘, fuhr es mir durch den Kopf. Und ganz hinten in meinem Hirn formte sich ein komischer kleiner Gedanke.

‚Warum konnte das nicht Tim sein???!!??‘

Ich schrieb Christian, denn am Schluss seiner Mail hatte er mir seinen Namen verraten, eine fürchterlich lange Mail. Auf einmal fiel es mir nicht allzu schwer, meinen Gedanken Form und Schrift zu geben, ich schrieb einfach auf, was mich bedrückte und nach einer Stunde schickte ich die Zeilen ohne zu zögern ab. Dann widmete ich mich meinen anderen »Fans«. Besonders gefiel mir noch eine Mail, sie war echt witzig geschrieben. Nicht so gefühlsmäßig wie von Christian, eher sehr locker und cool. Lustig fand ich auch seine Mailaddy - TheDarkness, so dunkel kam er gar nicht rüber. Ich war den ganzen Nachmittag mit Schreiben beschäftigt und als meine Mutter zum Abendbrot rief, hatte ich meine Hausaufgaben noch nicht einmal angefangen.

‚Oh man, solch eine Autorentätigkeit artet ja richtig in Arbeit aus!‘, murmelte ich leise vor mir hin, tat das aber mit einem Grinsen, denn ich fühlte mich echt gut.

Die nächsten Tage schwebte ich nur so durch die Welt. Meine täglichen Mails mit Christian waren wie eine Droge, von der ich nicht genug haben konnte. Irgendwie wurde es zu unserer Gewohnheit, dass ich morgens eine Mail von ihm hatte und die vor der Schule beantwortete. Jawohl, vor der Schule und das Aufstehen dafür bereitete mir nicht mal Mühe. Wenn ich dann nachmittags von der Schule nach Hause kam, hatte ich Antwort von ihm. So nach und nach lernten wir uns richtig kennen. Und das Beste war, nach seiner Beschreibung war er blond, fast so groß wie ich und hatte blaue Augen.

Svenja, die natürlich über alles genau Bescheid wusste, stutzte bei meiner Beschreibung von Christian und prustete auf einmal los. Kopfschüttelnd sah ich sie an.

»He was ist denn mit dir los?«

»Weißt du denn gar nicht, wen du da eben beschrieben hast??«, fragte sie mich, aber meine verständnislose Miene sprach wohl für sich.

»Tim«, seufzte sie.

Entrüstet fuhr ich sie an »Was soll das? Tim ist mir doch jetzt scheißegal, ich rede die ganze Zeit von Christian!«.

»Tja, du redest von Christian, meinst aber Tim!«, murmelte sie. Das war der Hammer. Jetzt wurde ich langsam wütend, denn ich hatte die ganzen Tage nicht an Tim gedacht und ihn auch nicht gesehen, denn er war krank.

»Blödsinn«, warf ich ihr an den Kopf und drehte mich abrupt um. Sauer stapfte ich nach Hause. Nicht mal die Mail von Christian konnte mich so richtig aufheitern. Ich war richtig wütend auf Svenja. Sie war mir in den letzten Wochen eine echte Freundin geworden, ich konnte mit ihr über alles reden und sie hatte meistens einen guten Rat. Jedoch diese Sätze eben machten mich sauer, hmm na ja nicht sauer, eher etwas unsicher.

Etwas unsicher ...

Das war untertrieben. Sie hatte eine ziemlich wunde Stelle getroffen. Aber was sollte das alles? Tim war Tim und Christian halt Christian. Eigentlich war ich mir sicher, dass ich drauf und dran war, mich in Christian zu verlieben. Okay ich hatte noch kein Bild von ihm gesehen, aber in Gedanken mein eigenes Bild gezeichnet - mein Wunschbild und das sah jemanden verdammt ähnlich. Seufzend setzte ich mich an die Tastatur und versuchte Chris meine Sorgen zu schildern. Es dauerte lange, denn ich fand nicht die richtigen Worte und schickte die Mail mit einem Bauchgrummeln auf reisen. Abends konnte ich lange nicht einschlafen, die Leichtigkeit der letzten Wochen war einfach verschwunden.

Am Morgen wurde ich lange vor meiner üblichen Zeit von alleine wach und konnte einfach nicht mehr einschlafen. Was sollte es?! Ich stand auf und schaltete meinen PC an - so nervös war ich schon lange nicht mehr gewesen. Erstaunt musste ich dann feststellen, dass keine Mail im Postfach war. Das war neu und machte mich jetzt echt nervös. Warum meldete er sich nicht?

In der Schule war ich heute nicht zu genießen. Svenja ließ mich zufrieden, nein sie ging mir aus dem Weg. Zum Schulschluss kam ich mir echt bescheuert vor, aber ich war viel zu aufgeregt und wollte nach Hause, als Svenja zu suchen. Christian musste geschrieben haben, er hatte mich noch nie versetzt.

Er hatte ...

Aber nur ein paar Zeilen ...

Nichts negatives jedoch auch nichts positives, eigentlich lud er mich nur zu etwas ein ...

Er wollte heute Abend mit mir chatten.

Hm, so was hatte ich noch gar nicht gemacht. Ich wusste zwar, dass es Kommunikation in dieser Art gab, nur hatte ich es noch nie ausprobiert. Na ja, so ganz richtig war das nun auch nicht. Am Tag, an dem ich meine Story eingesandt hatte, war ich ja auch im Chat - nur hatte ich den nie wieder danach aufgesucht. Natürlich war mir sofort klar, dass ich den Versuch wagen wollte. Leider wusste ich nur nicht, wie ich mir die Zeit bis dahin vertreiben sollte. Außer der Mail von Christian hatte ich auch mal wieder von TheDarkness Post. Seine Zeilen kamen mir gerade recht, denn ich brauchte etwas zum Ablenken. Er schien einfach immer locker drauf zu sein und ein paar Mal musste ich laut auflachen. Wir hatten ja jetzt auch schon einige Mails ausgetauscht, aber mir fiel auf, dass er nie etwas Privates preisgab. Ich wusste von ihm gar nichts, nur das er ein Junge in meinem Alter war. Somit versuchte ich mit meiner Antwort ein paar persönliche Fragen zu stellen, um ihn näher kennen zulernen. Ich wollte aber auch nicht zu aufdringlich erscheinen und verpackte meine Fragen mit viel Drumherum, glaubte ich zu mindest. Die Folge von meinen Überlegungen war, dass der Zeitpunkt des Chat ruckzuck heran war. Also ab in die Weiten der virtuellen Welt.

Verständlicherweise nutzten wir gleich den Chat von NiSt, die Homepage kannte ich ja nun schon zu genüge. Viele tummelten sich ja nicht darin herum und den Name »Christian« konnte ich auch nicht finden. Mit jeder untätigen Minute stieg meine Nervosität immer mehr an.

»Hey Jean, willst du mit mir nicht privat chatten«, konnte ich auf einmal auf meinem Bildschirm lesen. Clevererweise hatte ich meinen richtigen Namen benutzt, denn Christian sollte ja sehen, dass ich im Chat war. Verdutzt las ich mir noch einmal diesen Satz durch, doch meine Unwissenheit konnte ich damit nicht besiegen. Erstens wer war dieser »CH« und zweitens was bitteschön ist ein »Privatchat«. Nicht das mich diese Fragen weiterbrachten, aber mir kam eine Idee. Mehr als schüchtern versuchte ich nun mal einen vollständigen vernünftigen Satz zu schreiben und schaffte sogar, die Entertaste zu drücken, damit die Anderen diesen auch lesen konnten. Na, da war vielleicht was los!! Besser hätte ich mich als absoluter Anfänger nicht outen können und alle quatschten, ähm schrieben auf mich ein. Ich hatte so einige Mühe den ganzen Ratschlägen zu folgen, aber mein Ergebnis konnte sich sehen lassen! Ein paar Minuten später war ich mit »CH« im Privatchat und wusste dass »CH« Christian war.

Ich merkte schnell, dass Chatten etwas ganz anderes ist, als Mails oder Storys zu schreiben. Wenn hier ein Satz geschrieben war, dann stand er unausweichlich auf dem Bildschirm. Das war nicht das komplizierte daran, sondern das der Andere diesen Satz so verstand, wie ich es gemeint hatte. Somit war ich meistens am Erklären und Entschuldigen, mir ging die ganze Sache nur mühsam von der Hand. Ich konnte mich einfach nicht so richtig dafür erwärmen, zumal Christian hier ganz anders herüberkam als bei seinen Mails. Ihn schien das Ganze nicht zu stören und er plapperte munter auf mich ein. Nach einer Stunde hatte ich Kopfschmerzen und konnte dem Geschehen auf dem Bildschirm nicht mehr so richtig folgen, somit entschuldigte ich mich bei ihm und verabschiedete mich aus dem Chat. Etwas später lag ich auf meinem Bett und versuchte etwas Sinn in die Angelegenheit zu bringen.

Was hatte mir der Chat nun eigentlich gebracht?

Christian ist auf meine Mail gar nicht richtig eingegangen. Wir haben zwar viel über uns gesprochen, aber es betraf eigentlich eher mehr unsere Hobbys, Freunde und Schule. Im Grunde genommen war es nicht mehr als »seichtes Gequatsche«, von Problemen und Sorgen war nicht mal ansatzweise die Rede. Ich wusste wirklich nicht, was ich davon halten sollte. Vielleicht war es auch alles zu neu für mich und ich musste mich erst einmal daran gewöhnen. Auf jeden Fall hatten wir uns für morgen um die gleiche Zeit wieder im Chat verabredet.

Die Nacht war dann mehr als unruhig - ich schlief sehr schlecht. Sehr müde schleppte ich mich zur Schule. Ich hatte es nicht mal mehr geschafft, morgens nach Mails zu schauen, aber wer sollte mir auch geschrieben haben - mit Chris wollte ich ja heute Abend wieder chatten. Nur bereitete mir der Gedanke daran nicht dieses Kribbeln im Bauch, welches ich immer in Erwartung einer Mail von ihm hatte. Ich nahm mir aber vor, heute ein paar Antworten auf meine Fragen zu erhalten. In der Schule ging mir Svenja weiterhin aus dem Weg. Einerseits machte mich das traurig, anderseits war ich heute eh nicht in der Lage, mit ihr tief greifende Gespräche zu führen. Trotz allen bekam ich aber sehr wohl mit, dass Tim mir ein paar komische Blicke zu sandte. Zum Glück verlief der Schultag aber relativ unproblematisch und ich fand mich am Nachmittag schlafend auf meiner Couch wieder.

Halt Nachmittag!! Warum war es denn schon dunkel draußen - Mist ...

Man ich hatte total verpennt! Und wie sollte es auch anders sein, mein Chattermin war auch schon längst angebrochen. Verdammte Scheiße! Natürlich fuhr der PC in solchen Situationen besonders langsam hoch. Stunden später, so kam es mir jedenfalls vor, landete ich endlich im Chat, tja und das war es dann auch ...

Kein »CH« zu lesen - ich war ja auch seit über eine Stunde überfällig.

Was nun?

Das Nächstliegende fiel mir natürlich nicht ein und so schaltete ich gefrustet meinen PC wieder aus. Niedergeschlagen legte ich mich auf mein Bett, nur war ich nun hellwach und an Einschlafen war überhaupt nicht mehr zu denken. Auf einmal durchfuhr es mich wie ein Blitz.

‚Man Jean Neumann, bist du ein dämlicher Trottel - wie wäre es mal mit Emails abrufen‘, grummelte ich mir einen. Also die ganze Prozedur noch einmal.

Computer einschalten ...

Nervös an den Fingernägeln knabbern, da diese langsame Kiste mal wieder nicht zu Potte kommt ...

Verbindung herstellen ...

Postfach anwählen ...

Da stand »sie haben eine neue Mail« ...

... sie war nicht von Chris - Scheiße! Enttäuscht stöhnte ich auf.

Na gut, das brauchte nichts zu bedeuten. So schrieb ich ihm halt ein paar Zeilen, in dem ich mein Missgeschick schilderte. Hoffentlich nahm er meine Entschuldigung an - mehr als Abwarten blieb mir ja nun nicht übrig.

Natürlich hatte ich erkannt, von wem die Mail war - sie war von Dark. Eigentlich war ich nicht in der richtigen Stimmung, um mich ihr zu widmen. Ich war noch viel zu wütend auf mich selbst. Anderseits wären ein paar lustige Zeilen genau das Richtige, um mich etwas aufzumuntern. Außerdem war ich auch etwas neugierig, ob er auf meine Fragen eingegangen war. Die Mail war nicht mal kurz, er schilderte mir ein paar Ereignisse vom heutigen Tag in seiner lustigen Art. Nur auf meine versteckten Fragen ging er nicht ein. Ein wenig enttäuscht wollte ich schon die Mail schließen, als ich ein PS sah. Diese zwei Sätze, denn mehr waren es nicht, waren in einem ganz anderen Stil geschrieben.

‚Bist du sicher, dass du mich näher kennen lernen willst? Aus Coolness kann sehr schnell Verzweiflung werden‘, las ich da.

Was war das denn? Verwundert las ich dieses PS bestimmt ein dutzend Male, aber ich konnte den Sinn nicht greifen. Natürlich wollte ich ihn näher kennen lernen, denn sonst hätte ich ja wohl meine Fragen nie gestellt. Nur der zweite Satz hing wie eine Drohung über all meine Neugier. Grübelnd machte ich zum zweiten Male innerhalb einer halben Stunde meinen Computer aus. Zu einer Antwort fühlte ich mich nicht in der Lage, da musste ich erst einmal eine Nacht drüber schlafen. Im Hintergrund lief das Radio. Manchmal brauchte ich etwas Musik zum Einschlafen.

Nur fand ich wirklich keinen Schlaf, denn meine Gedanken rasten. Zuerst zerbrach ich mir weiter den Kopf über Dark, konnte aber keine Lösung finden. In Einem war ich mir aber sicher - ich wollte ihn näher kennen lernen. Eigentlich reizten mich seine nachdenklichen Worte mehr als seine coole Art. Jedoch fühlte das Grübeln dazu, dass ich wieder in Stumpfsinn verfiel. Mehr denn je vermisste ich einen Mensch an meiner Seite, mit dem ich mein Leid aber auch meine Freude teilen konnte. Ich wollte die Probleme nicht alle alleine lösen und deshalb sehnte ich mich nach diesem Menschen und je mehr ich das tat, desto mehr formte sich auch wieder ein Bild ...

... leise erklang eine Melodie aus den Lautsprechern - »Durch die Nacht« von Silbermond.

»Kann mich wieder nich ablenken

Alles dreht sich nur um dich

Ich liege hier und zähl die Tage...«

Vor meinem inneren Auge formte sich ein Bild - ich sah »meinen« Tim.

»Was hast du mit mir gemacht,

Warum tust du mir das an

Was soll ich noch ändern

Ich komm nur wieder bei dir an ...«

Nach wie vor war ich ihm hoffnungslos verfallen.

»Ich will weg von hier

Doch es scheint egal wohin ich lauf

Das mit dir hört nich auf

Sag mir wann hört das auf ...«

Das Ergebnis war logisch - seit langen heulte ich mich wieder in den Schlaf, ich war krank ...

»Und ich kämpf mich durch die Nacht

Hab keine Ahnung was du mit mir machst

Ich krieg dich nich aus meinen Kopf und dabei will ich doch

Und ich kämpf mich durch die Nacht

Bin unter Tränen wieder aufgewacht

Ich krieg dich nich aus meinen Kopf und dabei muss ich doch ...«

... krank vor Sehnsucht ...

Nachwort

Keine Bange, die nächsten Teile liegen schon einfach so herum ;-) - diesmal hatte ich mir geschworen, die Geschichte erst on zu bringen, wenn sie fertig ist.

Ich hoffe, sie ist euch nicht zu düster, nicht zu depressiv, aber das Leben ist nicht immer ein Zuckerschlecken und manchmal läuft es überhaupt nicht so, wie man es gerne hätte, oder??

Bis demnächst

Euer jR

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