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Olli

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Vorwort

Hi hier kommt meine erste Story, bei der ich mich ein wenig schwer getan habe, denn sie ist ansatzweise wahr, liegt jedoch schon ein paar Jahre zurück. Im Großen und Ganzen zieht etwas länger hin, doch das tut nichts zur Sache.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen der Geschichte, meinem Special zu Weihnachten.
Vielleicht genießt ihr die Zeit mit eurer Familie, Freunden nach dem Lesen mehr.
Weihnachten ist das Fest der Freude, aber kann man denn alleine Freude empfinden???
Denkt darüber nach! Wie schon gesagt, gehört auch etwas Nachdenkliches zum Leben, um es als solches begreifen zu lernen.

Ciao Johannes

 

... Morgen um 16 Uhr, ja Herr Lang, unser Sohn ist natürlich auch dabei......

er ist sowieso schon ganz gespannt auf ihn............. Sie müssen wissen, es wird für ihn eine große Veränderung sein............Ok bis morgen dann, ja auf Wiedersehen,

..................das waren die Worte meiner Mutter, und sie stimmten, es wird eine große Veränderung für mich sein.

Wahnsinn!!! In etwa 24 Stunden werde ich meinen neuen bzw. zukünftigen Bruder kennen lernen, jahrelang habe ich auf diesen Tag gewartet und nun ist es soweit ? aber vielleicht ist es doch nicht der richtige und er oder wir entscheiden uns gegen die Adoption ...

Ja vielleicht erst einmal zu mir, ich bin Johannes und 16 Jahre alt, ja und morgen werden wir, das heißt meine Mum, mein Dad und ich meinen neuen Bruder kennen lernen, ja richtig »neuen«, denn wir werden wahrscheinlich einen 16 jährigen Jungen adoptieren, und diesen werden wir Morgen zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Das mit dem Gesicht soll nicht anführen, dass wir nur auf das Äußere achten, sondern er sollte jedenfalls die Mischung aus straßentauglichem Aussehen und gutem Charakter sein.

Ja eigentlich wollten wir, oder eher Mom und Dad, immer schon mal einen zweiten Sohn, aber leider wollte die Natur bei meinen Eltern nicht so richtig, und nachdem einige Jahre vergangen waren, haben sie die Hoffnung gänzlich aufgegeben, und zumal ich keinen viel jüngeren Bruder, den ich eh nur im Kinderwagen begutachten und hin und herschieben konnte, wollte, war die Sache mit einem Bruder für uns sowieso bald kein Thema mehr.
Aber mit den letzten Jahren wuchs auch die Sehnsucht nach einem Bruder immer mehr.

So dann räum schon mal dein Zimmer auf, sagte meine Mutter ernst, sie war schon wieder seit mehreren Stunden dabei, ein Festmahl für Morgen vorzubereiten, was stundenlanges Einkaufen und natürlich demzufolge auch stundenlange Abwesenheit meiner Mutter zur Folge hat ...

Ja das werde ich, zum ersten Mal in meinem Leben werde ich diese Tätigkeit ohne Meckern angehen, man kann jetzt nicht sagen, dass mein Zimmer es immer nötig hätte, aufgeräumt zu werden, aber es würde auf keinen Fall schaden, denn auch ich möchte bei Oliver einen guten ersten Eindruck machen.

Also ab in den ersten Stock und rein in das vermeintliche Chaos, dieses hielt sich allerdings noch einigermaßen in Grenzen, worauf ich schnell fertig war.

Ja nun war es auch bald Abend, es war schon stockfinster draußen, was im Winter um 18 Uhr keine Seltenheit mehr war, ich begab mich ans Fenster und starrte hinaus, überall kleine Lichter von Weihnachtsbeleuchtungen, die Sträucher oder Tannen schmückten, sie strahlten so etwas wie Wärme aus, Wärme in die Kälte der Nacht. Was macht wohl Oliver jetzt, irgendwo da draußen, ein paar hundert Kilometer von hier weg, was? Wünschte ich ihn mir nicht nur als Bruder sondern als ...? Würde ich ihn oder einen anderen netten Jungen nicht gerne am Abend und in der Nacht neben mir haben, wie einen Freund?

NEIN

Ich muss von diesem Gedanken abkommen, ich möchte es mir mit ihm nicht verspielen, es sollte im Grunde mein Bruder werden und nicht mein Freund.

Warum musste ich immer an das Thema Freund denken??? Es ist doch unwahrscheinlich, dass dieser Oliver auch schwul ist und dann noch etwas für mich empfindet, nein das ist wirklich sehr unwahrscheinlich!!!

Unbewohnt
Ich stehauf, streun durchs haus
Geh zum kühlschrank, mach in auf
Er ist kalt, er ist leer
Beweg mich im aussichtslosen raum
Führ selbstgespräche, hör mich kaum
Bin mein radio, schalt mich aus

Ich würde mich gern verstehn
Aber ich weiß nicht, wie das geht
Der grundriss ist weg
Ohh, es tropft ins herz
Mein kopf unmöbliert und hohl
Ohh, keine blumen im fenster
Der fernseher ohne bild und ton
Ich fühl mich unbewohnt.

Im spiegel nur ein gesicht
Stell mich zur rede, antworte nicht
Stummes interview
Das nichts steckt in jedem detail
In mir sind alle zimmer frei
Und ich dazu
Ohh, es tropft ins herz
Der kopf unmöbliert und hohl
Ohh, keine blumen im fenster
Der fernseher ohne bild und ton
fühl mich unbewohnt

zwangsgeräumte gründe
geküngigt vor der zeit
keine seele in 4 wänden
hundert jahre einsamkeit
alles still, unbewegte zellen
und das wetter gibts nicht mehr
die straße hat keine stimme
autolos und kein verkehr
ohh, es tropft ins herz
der kopf unmöbliert und hohl
ohh, keine blumen im fenster
der fernseher ohne bild und ton
ich fühl mich unbewohnt.

....ich fühl mich unbewohnt.

(aus dem Album Mensch, 2002 von Herbert Grönemeyer)

Johannes was machst du denn, und warum weinst du ??? Fragte mich meine Mutter, sie war wohl in mein Zimmer gekommen, ohne dass ich es bemerkt habe, ja da stand ich also und meine Mutter neben mir, und ich weinte mit meinen sechzehn Jahren.

Johannes wir machen nichts, was du nicht willst, wenn du es dir mit Oliver anders überlegt hast, dann ... Nein sagte ich bestimmt, es ist nur, es ist stotterte ich ...... sollte ich ihr meine Gedanken erklären, sollte jetzt das berühmte »Coming out« kommen? Nein! Das ist nicht der richtige Zeitpunkt.

Ich schaute wieder ganz abwesend in Richtung Fenster.

Komm geh jetzt schlafen Johannes und sie ging wieder ohne etwas zu sagen.
Ich zog mich um und legte mich ins Bett, aber ich konnte nicht einschlafen, ich musste immer an ihn denken, was würde er machen, wenn er erfahren würde, dass ich schwul bin, ja er würde es nicht sofort merken, aber er würde es bestimmt irgendwann einmal merken.

Aufwachen, Aufwachen Johannes. Jetzt komm schon! Es ist schon kurz vor zehn. Langsam bahnte sich mein Kopf zwischen den vielen Kissen hindurch in Richtung Uhr. Stimmt tatsächlich, schon so spät, stöhnte ich und bewegte mich in Richtung Badezimmer. Eine warme Dusche würde mir jetzt gut tun, und das tat sie auch.

Frisch gestylt kam ich ins Esszimmer und setzt mich an den Tisch und frühstückte, leider wie fast immer alleine, denn mein Dad ist in der Klinik, er ist Chefarzt in der Inneren, und bekanntlich hat man da nicht gerade wenig zu tun.

Aber na ja, das mit dem alleine Essen könnte sich vielleicht bald ändern. Meine Mom war wieder damit beschäftigt, das »Festmahl zu Kochen, und zumal heute ein besonderer Tag ist, zieht sich ein solcher Vorgang in die Länge.

Nachdem ich abgetragen hatte, lies ich die letzten Jahre Revue passieren, wie oft hatte ich auf diesen Tag mit großen Erwartungen gehofft, wie oft ...

Mein Vater arbeitete heute bis 15 Uhr, denn er hatte noch einige wichtige Operationen eingeplant.

Mittlerweile ist es schon fast 16 Uhr, und Dad ist immer noch nicht da, meine Mutter ist schon auch schon total aufgeregt und ich ebenso.

Warten, warten ... wie ich das berühmte Totschlagen der Zeit hasse. Aber wenigstens kommt Dad jetzt endlich, und ich bin heilfroh, denn ich möchte, dass Oliver uns als Familie erlebt und nicht als Wohngemeinschaft bei der jeder kommt und geht wann er will......

... aber sind wir denn auch wirklich eine Familie?? Eigentlich ist Dad ja in den letzten Jahren immer weniger bei uns gewesen, wegen der Klinik, weil er dort zum Chefarzt aufgestiegen ist.

Wann haben wir denn das letzte Mal zusammen Weihnachten gefeiert, wann???

Letztes Jahr hat Dad in Mailand festgesessen, weil der Flieger wegen orkanartigen Stürmen nicht starten konnte. Immer wegen dieser blöden Ärztetreffen, warum müssen sie denn diese Pillenmafiatreffen immer kurz vor Weihnachten ansetzen, aber darüber hatte ich mich schon oft aufgeregt.

Johannes, sie kommen, riefen Dad und Mom mir zu, wer kommt, rief ich ganz abwesend, aber zwei Sekunden später war diese Frage überflüssig, und ich rannte hastig ins Treppenhaus, denn auch ich wollte ihn endlich sehen.

Meine Mom und Dad, der es doch noch rechtzeitig geschafft hat, einigermaßen pünktlich zu erscheinen, standen schon an der Haustüre, als ER kam, umschwirrt von mehreren Personen, die wohl vom Jugendamt waren.

Und dann sah ich ihn endlich von näherem. Erst stellten sich die ganzen Begleiter sich meinen Eltern und mir vor ....... Herr Lang Bezirksleiter ....... Frau Pallacks, Sozialpädagogin der Stadt ....... aber diese Personen interessierten mich wenig, nun das Warten dauerte auch nicht so lang, denn jetzt stand er zwei Schritte vor mir.

Fast so groß wie ich, aber immerhin ...

Blonde etwas längere Haare, die ein bisschen in das braungebrannte Gesicht hängen.

Ein süßes Lächeln, bei dem sich kleine niedliche Grübchen an den Backen bildeten.

Wow einfach Wahnsinn ...

Hallo, wie du sicher weißt bin ich Oliver, aber du kannst mich Olli nennen, sagte dieser unglaublich schöne Mensch, der mir nun gegenüberstand.

Ja und ich bin Johannes, das weißt du bestimmt auch schon, sagte ich etwas zögerlich, denn ich war ein bisschen gelähmt, denn wieder dieses Lächeln, einfach unbeschreiblich ......

Ja, dann kommt mal rein oder wollt ihr beiden noch weiterhin da draußen stehen bleiben.
Nein antworteten wir beide synchron, und wir bemerkten beide, dass wir nun schon etwas länger beide alleine draußen standen und uns beide einfach ins Gesicht blickten, ohne etwas zu sagen.
Ich ging vom Treppenhaus in unser Wohnzimmer alle vom Jugendamt saßen bereits an der großen weißen Couch und erledigten schon irgendwelche formellen Angelegenheiten, Krankenkasse Haftpflicht usw.

Wir nahmen nun das Festmahl zu uns und waren alle der Meinung, dass es eine gelungene Leistung von Mom war.

Doch dann sagte Frau Pallacks ganz unerwartet:
Wir möchten nicht mehr weiter bei euch stören, wir holen noch schnell das Gepäck, und dann könnten ihr euch erst mal näher kennen lernen ......

Wir gingen noch alle zusammen zum VW-Bus, mit dem sie gekommen waren, um sein ganzes Gepäck zu holen, was auch nicht gerade wenig war.
Am besten ich zeige dir gleich dein Zimmer, sagte ich.
Gerne, na dann mal los, sagte er mit einem wahnsinnig süßen Lächeln.

Ich führte ihn in das noch etwas nüchtern eingerichtetes Zimmer.
Mein Dad bekam noch einen Anruf aus der Klinik, es gäbe einen Notfall und er müsse ganz schnell weg.


Eigentlich war ich etwas sauer, denn nicht mal jetzt konnten alle zusammen sein, aber das war ich in den ganzen letzten Jahren ja gewöhnt.
Ich möchte deinen Vater natürlich jetzt nicht loswerden aber so viel werden wir heute sowieso nicht mehr machen können, denn ich sollte noch auspacken .....
Stimmt, erwiderte ich, dann las uns mal anfangen, sagte ich, und schon war ich unterwegs.
Wir kamen im Zimmer an, und ich fragte ihn erst einmal:
Dir ist das nicht zu schnell, ich meine mit dem Einräumen und so ...
Er drehte sich um, denn er war gerade mehr im Schrank als draußen und sagte:
Johannes ich muss mit dir reden, doch er stand auf und ging zur Tür und machte sie zu und setzte sich neben mich aufs Bett, du musst wissen, dass es für einen Menschen der im Heim wohnt, nichts Größeres gibt als aus diesem raus zukommen, für mich auch, sagte er mit gesenktem Kopf und eine Träne kullerte über seine Wange. Ich war ganz erschrocken, legte ihm aber den Arm über die Schulter, was von meiner Körpergröße aus auch ganz gut ging und sagte: Hey, du musst nichts erzählen, was du nicht willst!
Er sagte nun aber wieder ganz gefasst, nein ich brauche jemanden mit dem ich darüber reden kann: Ich möchte, dass ihr mir wirklich glaubt, dass es mir bei euch gefällt, denn ihr seid einfach toll, deine Mutter, die sich so viel Mühe mit dem Essen gemacht hat, dein Vater, der zwar leider jetzt nicht da ist und nicht zuletzt du, dich nämlich auf eine ganz besondere Weise, doch wieder brach er in Tränen aus und sank mit seinem Kopf auf meinen Schoß.
Es wird doch alles gut, tröstete ich ihn und streichelte ihn ganz vorsichtig vom T-Shirt-Ende bis zum Haaransatz, doch er bewegte sich etwas erschrocken, blickte mir ins Gesicht und sagte, so etwas hätte bis jetzt noch keiner gemacht, und gab mir ein versuchtes Lächeln. Kurz darauf lag er wieder auf meinem Schoß, ich setzte ich mit dem Streicheln wieder fort, denn vorher hatte ich erschrocken meine Hand weggezogen, weil ich nicht wusste, wie er reagieren würde.

männer

männer nehmen in den arm

männer geben geborgenheit

männer weinen heimlich

männer brauchen viel Zärtlichkeit

männer sind so verletzlichmänner

männer sind auf dieser welt einfach unersetzlich

männer kaufen männer oder frauen

männer stehen ständig unter strom

männer baggern wie blöde

männer lügen am telefon

männer sind allzeit bereit

männer bestechen durch ihr geld und ihre lässigkeit

männer haben´s schwer, nehmens leicht

außen hart und innen ganz weich

werden als kind schon auf mann geeicht

wann ist ein mann ein mann

männer haben muskeln

männer sind furchtbar stark

männer können alles

männer kriegen ´n herzinfarkt

männer sind einsame streiter

müssen durch jede wand, müssen immer weiter

männer...

männer führen kriege

männer sind schon als baby blau

männer rauchen pfeife

männer sind furchtbar schlau

männer bauen raketen

männer machen alles ganz genau

männer kriegen keine kinder

männer kriegen dünnes haar

männer sind auch menschen

männer sind etwas sonderbar

männer sind so verletzlich

männer sind auf dieser welt einfach unersetzlich

männer...

(aus dem album »4630 bochum, 1984, von herbert grönemeyer)

Olli und Johannes, wollt ihr noch etwas essen?
Wir schauten uns gegenseitig an, nickten und begaben uns nach unten.
Meine
Wir aßen und setzten uns ins Wohnzimmer, mein Dad war nun auch wieder zurückgekommen. Er setzte sich auch hin und sah die Post durch, zwischen einigen Weihnachtskarten zog er das Ärzte Blatt heraus und musste laut lachen denn auf der Titelseite stand unübersehbar:
Schwule Studentenvereinigung gegründet, Einweihung auf Skihütte
Wahnsinn, wird ja immer schlimmer, die Warmen Brüder müssen aufpassen, dass ihnen nicht der Schnee unter den Beinen wegschmilzt, sagte mein Vater laut lachend.
Wenn der wüsste ........ dachte ich und schaute weg, denn ich wollte die Blicke meines Dads nicht kreuzen. Meine Mom lachte wenigstens nicht. Sie wird einmal diejenige sein, die mich am ehesten verstehen würde.

Oliver stand auf und sagte:
Ja, ich gehe dann mal ins Bett, denn ich bin von der Fahrt sehr müde, es waren ja doch über 600 Kilometer.
Warte Oliver ich komm auch gleich.
Ja euch beiden dann gute Nacht, wir haben heute ja doch nicht so viel gemacht, wie wir uns vorgenommen hatten, aber morgen können wir ja einiges nachholen.
Ich begleitete ihn noch in sein Zimmer und wünschte ihm gute Nacht.

Als ich in mein Zimmer ging, dachte ich: Eigentlich hat er sich schon ein wenig eingelebt ............. es war eigentlich nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe .......
Mein Dad war wie immer nicht da gewesen, aber das kenne ich ja.
Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen.

Ich stand auf und machte das Licht an, schon so früh bin ich noch nie aufgewacht, doch was war das, ging da nicht jemand die Treppe hinunter, ich stand auf und sah niemanden, doch die Tür von Olli stand offen, ich ging hinein doch niemand war da, seine Sachen waren auch nicht zu sehen. Doch auf dem Bett lag ein Zettel, auf dem stand:

Lieber Johannes,
es ist besser, wenn ich gehe, denn ich bin schwul, ich fände es unfair, es zu verschweigen.
Aber mach dir keine Vorwürfe, du bist das Beste, was mir jemals begegnet ist.
Mach weiter so, du bist einfach unbeschreiblich, leider, entgegen meinen Erwartungen nicht schwul.

Viel Glück
noch in deinem weiteren Leben
Oliver

Das kann doch nicht wahr sein, jetzt ist der Traummensch in mein Leben getreten, er ist auch schwul, er liebt mich, und Dad hatte ihn mit seinen antihomosexuellen Bemerkungen vertrieben.
Ich las den Brief noch einmal durch, es ist alles wahr, was da geschrieben steht.

Doch das lasse ich nicht zu, nein jetzt denk ich nicht an meine Eltern, jetzt werde ich mal an Weihnachten nicht da sein, diesmal ich und nicht Dad oder Mom.
Nur wie komme ich jetzt nach Hamburg?

Ach erst mal zum Hbf und dann sehen wir weiter, ja dann war ich auch schon weg.
Ich ging leise zur Haustüre hinaus, rannte zum Bahnhof und wartete bis die nächste S4 kam.

Wie das dauerte, von Puchheim.......Pasing.......Laim.......Hauptbahnhof.....endlich.

Schnell zum Schalter.
Ja Grüß Gott , ähh ich möchte eine Karte nach Hamburg, so schnell wie möglich.
Ja jetzt mal langsam, einfach oder Hin- und Rückfahrt?
Einfach, so schnell komm ich nicht wieder nach Hause, dachte ich.
Das macht dann 96,80€ plus 2,60€ für die Reservierung Wagen 7, Platz 79a, auf Gleis 11. Was, so viel, gibts da nicht einen Jugendtarif???
Nein der gilt nicht bundesweit. Ich gab ihm meine EC Karte, unterschreiben und fertig.
Ach ja, ok dann schöne Weihnachten noch.
Ja ihnen auch.

Schnell zum Gleis 11, der fährt ja schon in 6 Minuten ab, und wo ist wagen 7 ?????

Kurz vor Abfahrt habe ich dann doch noch zu meinem Platz gefunden, aber ich kann sagen: Es war verdammt knapp.
Es ist jetzt kurz vor zehn, meine Eltern werden jetzt bestimmt schon wach sein, was werden sie jetzt wohl denken?
Ich zog mein Handy aus der Tasche, denn ich musste ja auch noch die Adresse des Heims rausbekommen. Am besten die 11833.
............. Ja in der Nähe des Hbf, zu Fuß zu erreichen, ok ja vielen Dank.
Endlich mal was Positives, das Heim ist in der Nähe des Bahnhofes.

Aber bis nach Hamburg dauert es schon noch ein paar Stunden. Wenigstens Zeit, um ein wenig zu schlafen, denn es war doch ein bisschen aufregend und anstrengend.

Meine Damen und Herren, in Kürzen erreichen wir Hamburg Hauptbahnhof........

.............
Ich sah ihn wieder, etwa 2 Stunden später.
Er war froh, aber hätte es nicht erwartet.
In diesem Jahr war es für mich das erste Weihnachten ohne Geschenke, ohne Eltern, ohne gutes Essen, ohne Glückwünsche von Personen, die sich nur melden weil Weihnachten ist, ohne Christbaum ............................... aber mit einer Person, die mir ohne Geschenke und Glamour Liebe geben, aber auch annehmen kann.

Für mich war dies das erste Weihnachten, das dem Sinn entsprach ...

Nachwort

Nun das ist das Ende meiner Story, für viele unerwartet kurz. Aber das wesentliche ist wiedergegeben und das war für mich wichtig.

Euch Allen noch ein schönes Weihnachtsfest, mit Personen, die ihr wirklich schätzt und von denen ihr geschätzt werdet. Außerdem einen Guten Rutsch ins Jahr 2003.

Ciao Johannes

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