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Die Sonne scheint auch Nachts

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 - Überraschung....

Nasenprinz startete wie gewohnt in seinen Tag, das Frühstück nach dem Duschen im Vorbeigehen gepackt und wie jeden Morgen fast zu spät, um den Bus zur Arbeit zu erreichen. Ein kurzer Sprint um die Ecke, um die der Bus gleichzeitig mit ihm bog, und er hatte er gerade noch geschafft. Keuchend, die Arme auf den Knien abgestützt, ließ er den Kopf mit geschlossenen Augen hängen, um wieder zu Atem zu kommen. Ein kleiner Tumult schräg hinter ihm ließ ihn aufschrecken. Der Bus hatte an der nächsten Haltestelle etwas abrupt gestoppt und somit einen jungen Mann, der sich lesend fest gehalten hatte, das Gleichgewicht verlieren lassen, der dabei einer korpulenten Frau auf den Fuß getreten war. Diese empörte sich lautstark über diese Unachtsamkeit und lies dem blonden, jungen Mann die Schamröte ins Gesicht schießen, da ihm die plötzliche Aufmerksamkeit der übrigen Fahrgäste mehr als unangenehm war.

Nasenprinz senkte wieder seinen Kopf und fuhr weiter bis zu seiner Endhaltestelle, an der er ausstieg und in sein Büro lief. Unterwegs grüßte er mehrere Kollegen und Kolleginnen, holte sich noch schnell einen Becher Kaffee aus der Mitarbeiterküche und verschwand in seinem Büro. Der Anblick seines großen Schreibtisches, den er sich erst kürzlich von einem seiner Lieferanten hatte anfertigen lassen, verschlug ihm noch immer den Atem. Das hochglanzpolierte, dunkle Holz, seine dazu passende Lederschreibunterlage, das cremefarbene Telefon und die weißen Unterlagen boten einen stilvollen Anblick, mit dem er mehr als zufrieden war. Generell konnte er seinen Lieferanten nur danken für dieses wunderschöne, große Büro. Der Ausblick aus dem bodentiefen und wandbreiten Fenster aus dem obersten Stockwerk des hohen Gebäudes über die Stadt, mit dem sich dahin schlängelnden Fluss war gerade am Abend mit dem Sonnenuntergang ein unglaublicher Anblick. Mehr als einmal hatte er es sich nach einem anstrengenden Arbeitstag in seinem Büro mit einem Glas Wein gemütlich gemacht und den Ausblick genossen.

Er ging um seinen Schreibtisch herum, setzte sich und griff nach seiner Post. Ein Ritual, dass er jeden Morgen pflegte. Kaum hatte er den ersten Brief geöffnet, wurde er von einem fröhlichen Hallo aus seinen Gedanken gerissen. Er brauchte nicht überlegen wessen Stimme das war, diese kannte er schon seit seiner Schulzeit und als er seinen Blick von der Post hob, schaut er schon in das strahlende und mit Locken umrahmte Gesicht seiner besten Freundin Kate. Sie hatte ein Lächeln das ansteckend war und entlockte auch ihm einen fröhlichen Guten-Morgen-Gruß.

„Na, auch schon hier?“, sagte Kate. „Klar, was denkst du denn. Pünktlich wie immer“, entgegnete Nasenprinz mit einem verschmitzten Lächeln. Natürlich wusste er, dass sie wusste, dass er mal wieder fast den Bus verpasst hätte. „Wann kaufst du dir endlich ein Auto? Deine Lieferanten würden sich mit Sicherheit über einen Auftrag freuen und dir was Gutes zusammenstellen.“ „Ich weiß, aber irgendwie finde ich das Busfahren angenehmer – zudem mein Weg ist ja nicht so weit.“ Mit offenem Blick schaute Nasenprinz seine Freundin an. Sie führten diese Diskussion schon lange, doch so langsam konnte er sich an den Gedanken gewöhnen, sie zog ihn schon seit Jahren damit auf, dass er noch immer lieber den Bus nahm, als sich ein Auto zu kaufen.

„Was liegt an, warum bist du heute schon so früh hier?“, fragte Nasenprinz erwartungsvoll. Kates Grinsen wurde breiter und sie kam um seinen Schreibtisch herum. Langsam strich sie mit dem Finger über das dunkle Holz. „Ich weiß auch nicht, mir war einfach danach.“ Nasenprinz lachte. „Dir ist nicht einfach nur danach, komm, rück raus mit der Sprache und sag an was los ist.“ Sie kannten dieses Spiel und genossen es beide. So vertraut wie sie miteinander waren gab es keine Geheimnisse zwischen ihnen. Das wusste auch Kate, welche sich nun auf die Kante seines Schreibtisches setzte und Nasenprinz aufmerksam in die Augen schaute. „Oh nein, nicht schon wieder“, entfuhr es ihm lachend und er schüttelte ungläubig den Kopf. Kate biss sich auf die Unterlippe und wurde leicht rot. „Doch“, entgegnete sie. Sie senkte den Blick. Leise setzte sie an: „Ich habe es wirklich getan, ich hab ihn gekauft.“ Ungläubig starrte Nasenprinz seine Freundin an. „Nicht Dein Ernst?!“ „Doch, der war so günstig und ich konnte nicht dran vorbei gehen.“ Nun schlug sich Nasenprinz vor Lachen die Hand auf die Beine und konnte sich eine ganze Weile nicht mehr beruhigen. Sie hatten schon so lange über den Wandteppich gesprochen, doch bislang war der schier unerschwinglich gewesen. Scheinbar hatte es Kate nun aber doch geschafft einem Verkäufer ihren Preis zu entlocken. „War er sehr teuer?“, fragte Nasenprinz stirnrunzelnd, als er sich wieder beruhigt hatte. „Es geht“, sagte Kate. „Komm mit, er hängt schon in meinem Büro.“ Erneut verblüfft lies Nasenprinz sich an der Hand nehmen und in das Büro von Kate führen. Es war unglaublich. Da hing der neue Teppich schon in seiner vollen Schönheit. Vorsichtig näherte sich Nasenprinz und streckte die Hand danach aus. Das Funkeln der Farben im Sonnenlicht war fantastisch, so etwas hatte er noch selten gesehen. Behutsam strich er über den buntgemusterten Stoff und fühlte das weiche und dennoch robuste Material. Völlig überwältigt schaute er wieder zu Kate, die ebenso fasziniert auf den Wandteppich schaute. „Das ist unglaublich, du bist echt verrückt. “ „Ich weiß, aber dieses Mal musste es einfach sein.“ Sie drückten sich kurz und Nasenprinz warf nochmals einen Blick auf den Wandteppich und schüttelte noch immer ungläubig den Kopf, als er das Büro seiner Freundin verließ. In seinem Büro setzte er sich wieder an den Schreibtisch und kümmerte sich um seine Post. Der Rest des Tages verlief ohne große Zwischenfälle. Die Unmengen von Telefonaten mit Kunden und Lieferanten war er schon gewohnt. Er machte seinen üblichen Rundgang durch die Produktion und den Vertrieb, um nach dem Rechten zu sehen. Selbst in der Postabteilung ließ er sich hin und wieder blicken, fragte hier und da nach dem aktuellen Stand und war sehr zufrieden mit seinen Mitarbeitern. Als Chef war er sehr beliebt und gern gesehen. Für seine Angestellten hatte er immer ein offenes Ohr und versuchte zu helfen, wo er konnte. Nachdem die meisten das Büro verlassen hatten, ging er nochmals zu Kate, die er heute viel zu selten zu Gesicht bekommen hatte.

„Hey, na noch da?“, begrüßte er sie. „Klar, du kennst mich doch. Ein ebensolches Arbeitstier wie du eins bist. Wer braucht da schon ein Privatleben?“, grinste sie ihn frech an. „Tja, irgendwie ist das ja alles nicht so einfach, wenn man so lange hier ist – so wird das nichts mit dir und den Männern“, gab er ebenso frech an sie zurück. „Wenn schon kein anderer Mann da ist, wie wäre es mit Essen heute Abend? Vielleicht erhöht das unsere Chancen?“ „Klar, da bin ich mit dabei“, sagte Nasenprinz. „Ich hole noch schnell meine Tasche und dann können wir los, du bist soweit?“ Kate nickte und somit machten sie sich auf den Weg.

Kapitel 2 - Der Neue in der Firma

Der Abend mit Kate war sehr schön gewesen. Beide liebten ihren Italiener an der Ecke, wie sie ihn liebevoll nannten. Kate hatte ihn vor einigen Jahren zufällig entdeckt und Nasenprinz umgehend genötigt sie dorthin zu begleiten, da die Pasta der absolute Wahnsinn gewesen war. Eine Nötigung, die Nasenprinz bis zum heutigen Tag noch nicht bereut hat. So war auch das Essen gestern ein Genuss gewesen und mit der guten Flasche Rotwein, aus der professionellen Empfehlung ihres Lieblingskellners, wurde der Abend perfekt abgerundet.

Nun lag Nasenprinz wieder in seinem Bett, versuchte wach zu werden und rollte von der einen auf die andere Seite. Heute würde ein spannender Tag werden, denn sein neuer Assistent würde seinen ersten Arbeitstag beginnen. Gesehen hatte er ihn noch nicht, denn die Personalabteilung hatte die Stelle ausgeschrieben und für ihn besetzt. Bislang hatte er sich immer auf die Auswahl seiner Abteilung verlassen können und so würde auch sein Assistent perfekt auf die Stelle abgestimmt sein. Lange hatte er gezögert, doch da die Geschäfte gut liefen, konnte er mittlerweile nicht mehr anders. Er brauchte Unterstützung in seiner täglichen Arbeit. Doch wie würde es sein so eng mit einem Mitarbeiter zusammenzuarbeiten? Diese Frage ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Da er noch immer keine Antwort darauf fand, stand er auf und ließ das kühle Wasser seiner Dusche über sich rauschen. So wie das Wasser in den Abfluss floss, so fielen auch seine Gedanken von ihm ab.

Wie immer, fast zu spät, traf er wieder in seiner Firma ein. Er nahm gerade an seinem Schreibtisch Platz, als es an der Tür klopfte.

„Herein“, rief er. „Guten Tag, Herr Nasenprinz. Wir sind von der Spedition, die die Möbel für Ihr neues Assistentenbüro liefert.“

Verdutzt guckte Nasenprinz den Mann an. So etwas war ihm bislang auch noch nicht passiert. „Ist Gustav, unser Hausmeister, nicht da?“, fragte Nasenprinz etwas verwirrt, da der sich sonst nicht um die Büromöbel kümmerte. Als Chef hatte er so gar nichts damit zu tun, und überhaupt, wieso stand der Mann gerade in seinem Büro und wurde nicht von seiner Sekretärin versorgt?

„Ich weiß es leider nicht, aber scheinbar ist keiner außer ihnen anwesend.“ Nasenprinz stand von seinem Schreibtisch auf, ging um den Mann, welcher noch immer in seiner Tür stand, herum und warf einen Blick in den angrenzenden Raum. Tatsache, keiner war da. Das war merkwürdig. Nasenprinz, sich am Kopf kratzend, ging zu seinem Telefon zurück, drückte die Schnellwahltaste mit der Nummer des Hausmeisters. Nach mehrfachem, erfolglosem Läuten legte er auf.

„Tja mein Herr, dann werde ich sie wohl bitten müssen die Möbel in das Büro neben dem meinen zu räumen. Ich begleite sie kurz und weise sie ein, wohin die Möbel platziert werden können.“

Der Speditionsmitarbeiter folgte Nasenprinz in das neue Büro. Neugierig schaute er sich in dem leeren Raum um und bewunderte kurz erstaunt die atemberaubende Aussicht aus dem Fenster. Das Büro war dem von Nasenprinz sehr ähnlich, allerdings nur ungefähr halb so groß, aber mehr als ausreichend für seinen Assistenten. In der Zwischenzeit hatte Nasenprinz einen spontanen Einfall.

„Stellen sie die Möbel exakt wie in meinem Büro, soweit es möglich ist. Ich denke, dann wird es meinem neuen Assistenten gefallen“, sagte Nasenprinz, völlig von seinem Gedanken fasziniert. Der Mitarbeiter nickte und verschwand umgehend, um mit seinem Kollegen die Möbel zu holen, schließlich hatten sie durch die scheinbar mangelnde Organisation dieses Hauses schon genug Zeit verloren.

Nasenprinz dreht sich um und machte sich auf den Weg zurück in sein Büro. Noch immer wunderte er sich, dass ihm keiner seiner Angestellten begegnete. So in Gedanken versunken bemerkte er nicht den jungen Mann, der ihn unsicher, an dem Schreibtisch seiner Sekretärin stehend, anblickte.

Nasenprinz ging geradewegs durch seine, noch immer offenstehende Bürotür, in sein Büro. Auf der Schwelle fiel ihm ein, dass er Kate heute Morgen noch gar nicht begrüßt hatte. Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte, völlig verblüfft, in den jungen Mann, welcher ihm unaufgefordert gefolgt war und nun vor ihm stand. Nasenprinz traf dieser Zusammenstoß derart unvorbereitet, dass er seinem Gegenüber perplex in die Augen blickte. Dieser war allerdings auch erschrocken und starrte ebenso irritiert zurück. Langsam löste sich die Überraschung und der junge Mann fand seine Sprache zurück.

„Entschuldigung“, sagte er mit leicht geröteten Wangen. Nasenprinz starrte den jungen Mann noch immer an. „Ich bin auf der Suche nach Herrn Nasenprinz. Sind sie das?“ Nasenprinz schüttelte kurz den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen, was den jungen Mann wiederum irritierte.

„Können Sie mir eventuell sagen, wo ich ihn finden kann?“ War das nächste was Nasenprinz hörte. Endlich fand auch er wieder seine Sprache zurück und sagte: „Ähm, hier. Ich bin Herr Nasenprinz.“

Nun schaute der junge Mann ungläubig drein, aber dann trat ein strahlendes Lächeln in sein Gesicht.

„Sehr schön, dann habe ich sie ja gefunden. Ich bin Ihr neuer Assistent und freue mich sie kennenzulernen. Mein Name ist Noel, Noel Meister.“

Kapitel 3 - Die Idee

Nasenprinz saß in seinem Büro und rieb sich die Augen. So etwas hatte er noch nicht erlebt. Sein neuer Assistent hatte sich in der kurzen Zeit prächtig eingelebt und erledigte alle Aufgaben zu seiner vollsten Zufriedenheit. Ja mehr noch, er wusste gar nicht, wie er seine Arbeit bislang ohne ihn geschafft hatte. Noel, schoss es ihm in diesem Moment durch den Kopf. So war der Name seines neuen Assistenten.

In der Zwischenzeit hatte er sogar herausgefunden, woher er ihm so bekannt vorgekommen war. Bei einem gemeinsamen Mittagessen berichtete Noel, dass er einen Tag vor Antritt seiner neuen Arbeitsstelle mit dem Bus den Weg abgefahren sei und da der Busfahrer unerwartet bremste, sei er einer Frau auf den Fuß getreten, welche ein unglaubliches Theater darüber veranstaltet hatte. Nasenprinz erinnerte sich nur zu gut an diesen Morgen, an dem er den jungen Mann beobachtet hatte, welcher auf Grund der ungewollten Aufmerksamkeit rot geworden war.

So in seine Gedanken vertieft, bemerkte Nasenprinz nicht, wie Kate in seinem Büro aufgetaucht war. Als sie ihn ansprach, zuckte er zusammen und schaute sie mit weit aufgerissenen Augen an. Kate konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

„Was ist denn mit dir los? So in Gedanken versunken?“, fragte sie ihn noch immer lachend. Nun war es an Nasenprinz, der rot wurde und murmelte: „Ich war grad in Gedanken, nichts Wichtiges.“ Schnell fing er sich wieder und fragte nun seinerseits.

„Was kann ich für Dich tun?“

Kate, durch den schnellen Themenwechsel aufmerksam geworden, bohrte nach.

„Was war denn so schön? Du hast eben so schön entspannt und glücklich gewirkt, und deine Röte im Gesicht...wobei hab ich dich denn erwischt?“

Nasenprinz grinste, nein, das ginge zu weit. Sicherlich kannte Kate ihn besser, als jeder andere Mensch auf der Welt und sie hatten keine Geheimnisse voreinander, doch diese Gedanken konnte er ihr nicht mitteilen, zumal er sie selbst kaum einzuordnen vermochte. Er stellte fest, dass er selbst verwirrt war und wollte die Sache lieber auf sich beruhen lassen.

„Nicht so schlimm, einfach nur ein schöner Gedanke und ein wenig Träumerei bei der Arbeit“, versuchte er zu flüchten.

„Na, dann lass dich mal nicht stören. Übrigens, weshalb ich hier bin, wir waren schon lange nicht mehr essen. Heute mal wieder der Italiener um die Ecke?“

„Klar gern, stimmt, da waren wir schon lange nicht mehr, lass das machen“, stimmte Nasenprinz freudig mit ein, froh, seine Gedanken nicht weiter verfolgen und vor allem erklären zu müssen.

Nachdem Kate das Büro verlassen hatte, arbeitete Nasenprinz weiter. Hin und wieder kam Noel in sein Büro, brachte ihm ein Schreiben, Kennzahlen, Berichte und lies sich, zum Feierabend bereit, auf dem großen Sofa nieder.

Nasenprinz kannte das Ritual schon, obwohl Noel noch nicht lange bei ihm war. Schon am ersten Arbeitstag, mit dem unkoordinierten Büroeinzug Noels verbunden, hatte es sich ergeben, dass sie gemeinsam Feierabend machten und diesen auf jenem Sofa in Nasenprinz´ Büro einläuteten.

Nasenprinz fragte damals nach, wie Noel seinen ersten Arbeitstag bestritten hatte und wie es ihm dabei gegangen war. Schnell entwickelte sich eine lebhafte Unterhaltung und beide spürten die angenehme Vertrautheit, die sich sehr schnell einstellte. Von da an wiederholten sie das Prozedere jeden Abend.

Nasenprinz beendete seine Arbeit und setzte sich zu Noel auf das Sofa.

„Und, wie war dein Tag heute?“, fragte er Noel.

„Ganz gut, denke wir haben einiges geschafft. Die neuen Verträge von den beiden Zulieferern sind da, ich habe sie dir gerade auf den Schreibtisch gelegt. Sieht soweit alles in Ordnung aus. Die Qualität und die Menge stimmt, von daher wirst du sie einfach annehmen können.“

„Sehr schön, auf die habe ich schon gewartet. Was macht der Vertrag mit der Schreinerei? Hast Du da schon was gehört?“, fragte Nasenprinz nach.

„Nein, bislang noch nicht. Eigentlich etwas verwunderlich, da wir ja bereits mit den Verhandlungen durch sind, aber wahrscheinlich hängt es am Notar. Wenn du willst, werde ich morgen nachfragen, ob die Fabrik schon mit dem Ausbau fertig ist und zur Übergabe bereit steht.“

„Gute Idee, mach das.“

Eine Weile des Schweigens trat zwischen beiden ein. Nichts Ungewöhnliches, denn beide liebten den Ausblick aus den großen Fenstern über den sich durch das Abendrot dahin schlängelnden Fluss.

Plötzlich fragte Noel: „Du Nasenprinz, mal ne doof Frage.“

Nasenprinz grinste. „Doofe Fragen gibt es nicht“, zwinkerte er.

„Nein, ernsthaft, was ist?“ Noel rutschte unschlüssig hin und her. Langsam begann er zu sprechen.

„Du, ich meine…also…wie viele Mitarbeiter hast du eigentlich?“ Nasenprinz guckte Noel irritiert an.

„Wie kommst du denn da drauf? Hm, grob geschätzt, denke ich, sind es so 18.000 weltweit.“

Noel stutzte, damit hatte er nun nicht gerechnet, das waren eindeutig mehr als erwartet.

„Dann wird meine Idee schwierig“, begann er. „Ich hatte mir überlegt, ob wir nicht eine Firmenfeier für alle Mitarbeiter veranstalten könnten, um mal mit allen gemeinsam unseren bisherigen Erfolg zu feiern.“ Bevor Nasenprinz dazu etwas sagen konnte, fügte er schnell hinzu: „Also, bei ungefähr einem Zehntel der Belegschaft wäre das möglich gewesen, aber die bekommen wir ja nirgendwo unter…also…schlechter Gedanke“, fügte er mit einem Lächeln hinzu.

Nasenprinz grinste und griff, wie von selbst, nach Noels Arm. „Nein, kein schlechter Gedanke. Im Grunde habe ich auch schon mal über eine ähnliche Aktion nachgedacht, allerdings fehlte auch mir die passende Umsetzung. Es sind eben doch sehr viele.“

Noel schaute Nasenprinz an, welcher ihm bei seiner Antwort offen in die Augen schaute. „Hast du dazu schon eine Idee?“

Langsam zog Nasenprinz seine Hand wieder zurück, gespannt was Noel antworten würde. Er mochte ihn für seine kreativen Ideen und war ernsthaft gespannt, ob er eine Möglichkeit vorschlagen konnte.

„Wie wäre es“, begann Noel nachdenklich, „…wie wäre es…ja genau, das ist es! Wie wäre es, wenn wir eine riesige Party veranstalten, allerdings nicht mit allen an einem Ort, sondern eben weltweit?“

Nun war es Nasenprinz der nicht verstand. Noel wurde plötzlich ganz aufgeregt, setzt sich gerade auf und drehte sich, mit angezogenen Beinen, gänzlich auf dem Sofa zu Nasenprinz um. Seine Augen leuchteten förmlich vor Aufregung. „Wir haben doch alles da, d.h. das eine oder andere müssen wir noch bestellen, aber in den Elektrofabriken können wir doch bestimmt Leinwände und Beamer herstellen, so dass wir alle mit einer Videokonferenz vernetzen können und somit alle live verbunden sein können, oder?“

Auf diese Idee war Nasenprinz noch nie gekommen, dabei war es scheinbar doch so einfach. „Das ist genial, du bist genial!“ Nasenprinz war gänzlich begeistert und ließ sich von Noel mit in den Gedanken hineintreiben.

Lange hatten sie an diesem Abend noch zusammen über den ersten, konkreten Einfällen gesessen, Noel holte irgendwann sogar Zettel und Stift und notierte alles.

Nicht weit von der Firma entfernt, saß eine junge Frau in einem italienischen Restaurant, wie gewohnt empfangen von ihrem Kellner, und wartete auf ihren Essenspartner, welcher scheinbar heute auf sich warten ließ. Das war nicht seine Art und als er nach einer halben Stunde nicht kam, begann sie sich Sorgen zu machen. Sie nahm ihr Telefon und wählte seine Nummer. Nichts, nur die Mailbox ging ran. Nach einer Stunde des Wartens bestellte sie sich eine kleine Pizza zum mitnehmen, bezahlte und fuhr enttäuscht und sichtlich besorgt nach Hause.

Kapitel 4 - Das Finale

Als Nasenprinz am nächsten Morgen sein Büro betrat, wurde er schon von Kate erwartet. Sie saß auf seinem Sofa, auf welchem er nur wenige Stunden zuvor mit Noel Pläne für die Firmenfeier geschmiedet hatte. Allerdings hatte der Anblick von Kate überhaupt keine Ähnlichkeit mit der ausgelassenen Stimmung des vergangenen Abends. Mit einem Schlag fiel ihm ihre Verabredung beim Italiener wieder ein, welche er total vergessen hatte.

„Es tut mir so unglaublich leid“, eröffnete Nasenprinz das Gespräch, nachdem ihm das Missgeschick bewusst wurde.

„Das sollte es auch“, sagte Kate und versuchte böse drein zu blicken. Da sie Nasenprinz allerdings so fröhlich und ahnungslos hatte durch die Tür kommen sehen, konnte sie dieses Vorhaben nicht lange durchhalten. Nasenprinz setzte sich neben sie und drückte sie fest an sich. „Es tut mir so leid, das ist mir noch nie passiert“, gab er kleinlaut von sich.

„Kein Problem, ich bin unglaublich erleichtert, dass es dir gut geht! Du bist ja nicht mal an dein Mobiltelefon gegangen, was war denn los?“ „Eigentlich nicht viel, wenn ich ehrlich bin. Noel und ich hatten gestern die Idee eine Firmenparty zu veranstalten und haben uns in der Idee verloren.“

„Eine Firmenparty?“, fragte Kate ungläubig? „Wie soll das gehen? Immerhin sind wir weltweit aktiv und mehr als 18.000 Mitarbeiter?!“ „Das ist ja der Witz, Noel machte den Vorschlag, dass wir mit Hilfe von Beamern und Leinwänden alle gemeinsam feiern können, ohne an einem Ort zu sein. Ich war von der Idee so begeistert, dass wir gestern schon die halbe Planung erstellt haben. Um ehrlich zu sein, ich habe kaum geschlafen und er wohl auch nicht.“

Kate schaute Nasenprinz erstaunt an. Sie hatte ihn noch selten so aufgedreht und euphorisch erlebt.

„Das sind ja mal interessante Neuigkeiten, aber wenn das geplante Projekt klappt, verzeihe ich dir, dass du mich gestern Abend versetzt hast.“ „Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen. Du hättest Noel erleben sollen, er sprühte nur so vor Ideen und Einfällen.“

Als wäre es sein Stichwort gewesen, betrat Noel strahlend das Büro. „Einen wunderschönen guten Morgen.“ Nasenprinz und Kate drehten sich zu ihm um und erwiderte die Begrüßung. „Ich habe Kate gerade von deinen tollen Ideen vorgeschwärmt“, setzte Nasenprinz das Gespräch fort. „Das habe ich gerade gehört, ich hoffe, dass ihr die Ideen gefallen?“ „Was ich bislang gehört habe klingt gut und ich bin gespannt auf den Rest!“

Nasenprinz und Noel setzten Kate über die Planung des gestrigen Abends in Kenntnis und erweiterten sie um einige interessante Punkte, die Kate mit einbrachte. Langsam nahm das Projekt Firmenfeier wirklich Gestalt an.

Die Planung und Durchführung nahm Unmengen an Zeit in Anspruch, welche Noel und Nasenprinz nur zu gern miteinander teilten. Nasenprinz fühlte sich in Noels Nähe unglaublich wohl und ertappte sich eines Abends, als er nach getaner Arbeit in seinem Büro auf dem Sofa saß, bei dem Gedanken, dass er Noel gerade vermisste. Es war nicht das erste Mal, dass ihm das aufgefallen war, doch der Gedanke irritierte ihn so langsam. Bereits vor zwei Stunden hatte er ihn nach Hause geschickt. Noel hatte bereits mehr als genug Überstunden gesammelt und Nasenprinz befürchtete vom Betriebsrat die Hölle heiß gemacht zu bekommen, wenn sich das nicht bald wieder ändern sollte. Nur ungern war Noel am Nachmittag nach Hause gegangen, da auch er wusste, wie viel Arbeit noch vor ihnen lag, auch wenn sie auf einem sehr guten Weg waren.

Kate kam mal wieder ins Büro geschneit und riss Nasenprinz aus seinen Gedanken. „Na du, was stellst du an?“, fragte sie ihn. Erschrocken fuhr er herum, in seinen Gedanken ertappt. „Du meine Güte, wo bist du denn gewesen?“, fragte Kate auf die Reaktion nach. Nasenprinz wurde rot, sagte aber nichts. „Oh je, wobei hab ich dich denn ertappt?“ Nasenprinz färbte sich noch dunkler, konnte aber nichts dagegen tun. „Bei Nichts“, versuchte er sich zu retten.

Kate setzte sich zu ihm auf das Sofa. „Los spucke es aus, was ging dir gerade durch den Kopf?“ „Um ehrlich zu sein, das weiß ich selbst nicht so genau“, versuchte er sich zu erklären. „Ich habe gerade an die Planung gedacht und…“

„Und was?“, fragte Kate nach. „Fangen wir jetzt an, Geheimnisse voreinander zu habe? Das hatten wir doch noch nie, also sag schon.“

„Ach, ich weiß auch nicht. Ich dachte gerade an Noel und dass ich ihn heute Abend vermisse.“

Kate schaute Nasenprinz ernst an, sagte aber nichts. „Ich weiß auch nicht, ich…also…“, Nasenprinz holte tief Luft, „bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll.“

Kate griff nach seiner Hand und schaute ihm in die Augen. „Das kann ich dir nicht sagen, das musst du wissen. Ich kann nur bestätigen, dass ihr euch seit der Planung sehr oft seht, dass ihr euch unglaublich ergänzt und scheinbar einander sehr mögt.“

Nasenprinz senkte seinen Blick. „Ja, das weiß ich auch. Ich meine, er ist unglaublich, er bringt mich zum Lachen, hat geniale Ideen und wir ergänzen uns unglaublich. Wie habe ich es je ohne ihn hier ausgehalten?“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, machte sich ein weiteres Gefühl in ihm breit, welches Nasenprinz noch weniger zuordnen konnte.

„Kann es sein“, stellte Kate in diesem Moment erstaunt fest, „dass du mehr als nur Freundschaft für Noel empfindest?“ Nasenprinz schaute sie mit großen Augen an, denn er hatte bisher nicht den Mut, diesen Gedanken auch nur annähernd zu verfolgen. „Ich meine“, fuhr Kate fort, „du hast bisher noch keine Freundin gehabt und auch sonst niemandem. Wir kennen uns schon so lange und wenn ich ehrlich bin, ich habe mich schon hin und wieder gefragt, ob es vielleicht möglich sein könnte, dass du…“ „schwul bist?“, vervollständigte Nasenprinz den Satz.

Langsam, aber nur ganz langsam, sackte der Gedanke in sein Bewusstsein. Könnte das wirklich möglich sein? Er hatte nie über diese Möglichkeit nachgedacht, der Gedanke war ihm nie in den Sinn gekommen. Er verstand sich doch einfach nur gut mit Noel, könnte es da wirklich sein, dass mehr als nur Freundschaft dahinter steckte?

Kate beobachtete Nasenprinz sehr genau. „Ich glaube, ich lasse dich mal alleine und in Ruhe über alles nachdenken. Schlafe mal eine Nacht drüber und wir reden morgen nochmal, wenn du willst. Du weißt, du kannst mich auch jederzeit anrufen, ich bin da für dich, ja?“ „Ja, das weiß ich, danke dir.“, sagte Nasenprinz und drückte Kate zum Abschied. An diesem Abend saß er sehr lange in seinem Büro, ließ seinen Blick aus dem Fenster über die Landschaft und seine Gedanken weiter in die Ferne schweifen.

Noel erschien, wie jeden Morgen, bester Laune im Büro und merkte von den Gedanken, die Nasenprinz beschäftigten, nichts. Erst am Abend, als sie gemeinsam auf dem Sofa saßen, bemerkte er, dass Nasenprinz nicht ganz bei der Sache war.

„Was ist los?“ wollte er von ihm wissen. „Nichts“, versuchte dieser, wie gewohnt, zu flüchten. Über die Zeit kannte allerdings auch Noel Nasenprinz so gut, dass er damit nicht weit kam.

„Na los, dich beschäftigt irgendetwas.“ „Ja. Nein. Also…“ seufze Nasenprinz, „…das ist nicht ganz so einfach.“ „Warum, ist etwas mit der Party? Ist etwas schief gelaufen? Ich nehme nicht an, dass du sie jetzt noch absagen möchtest, dafür wäre es etwas spät. Immerhin rückt der Termin näher und jeder weiß, dass die Feier stattfinden soll.“ „Nein, das ist es nicht. Es ist….ach Scheibenkleister…es ist….“

Nasenprinz wurde plötzlich ganz anders. Er hatte in der vergangenen Nacht kaum ein Auge zugetan und sich immer wieder die Frage gestellt, ob es sein könnte, oder nicht. Wenn er es herausfinden wollte, dann musste er mutig sein.

„Ich weiß nicht, ob ich schwul bin, oder nicht.“, sagte er so leise, dass Noel es fast nicht verstanden hätte. Eine Pause des Schweigens entstand. Nasenprinz fühlte sich immer unwohler und bereute schon fast seinen Entschluss Noel eingeweiht zu haben. Er konnte ihn nicht ansehen und wartete noch immer auf eine Reaktion.

„Wieso fragst du dich das? Wie kommst du drauf?“, wollte Noel wissen. Nasenprinz sah ihn irritiert an. Er hatte ja mit vielem gerechnet, doch damit nicht. „Wie, wie ich darauf komme?“ „Naja, scheinbar muss es ja einen Grund geben, warum du dich das fragst?“, hakte Noel nach.

Eine weitere Pause entstand. Nasenprinz war sich unsicher, wie er weiter machen sollte. Konnte er Noel gegenüber so offen sein und ihm seine Gefühle einfach so zeigen? Schüchtern hob er den Blick und suchte den Noels. Dieser schaute ihn mit einem Lächeln in die Augen, aber auch mit einer großen Portion an Unsicherheit seinerseits. Nasenprinz nahm all seinen Mut zusammen.

„Ich glaube…also…ich…“, begann er stotternd, „ich denke, dass ich dich sehr mag.“, sagte er, den Blick wieder auf das Sofa gerichtet.

Er hatte mehr als große Angst vor Noels Reaktion. Schließlich war er auch sein Angestellter und diese Offenbarung könnte ungeahnte Folgen nach sich ziehen. Als er noch seinen Gedanken nachhing, spürte er einen Finger unter seinem Kinn. Langsam bewegte sich sein Kopf nach oben und er schaute Noel in die Augen. Langsam kam dieser ihm näher. Ihre Blicke gingen unsicher zwischen einander hin und her. Sie bewegten sich weiter aufeinander zu. Nasenprinz schloss die Augen. Die Berührung ihrer Lippen war nur ganz kurz, doch die Reaktion seines Körpers war unglaublich. Als sei ein Feuerwerk in ihm explodiert, wurden alle Zweifel mit hinweg gerissen und ein unbegreifliches Gefühl von Wärme und Freude machte sich in ihm breit.

Der Abend verlief danach mit einem langen Gespräch und der Erkenntnis, dass auch Noel seine Gefühle für Nasenprinz entdeckt hatte. Ähnlich wie Nasenprinz, war auch er die ganze Zeit unsicher gewesen, ob er ihm diese offenbaren könnte und nicht wusste, ob der andere die Gefühle erwidern würde. Hin und wieder küssten sie sich, ergriffen einander an den Händen und genossen das neue Level ihrer Freundschaft.

Kate wurde am nächsten Morgen in ihrem Büro aufgesucht und die freudige Nachricht überbracht. Sie schlang beide in ihre Arme und freute sich maßlos über die glückliche Entwicklung.

Auch die Firmenparty fand statt und war ein riesiger Erfolg. Rund um die Welt waren die Mitarbeiter versammelt und am feiern. In seiner Rede bedankte sich Nasenprinz bei allen für den großen Erfolg, den man bisher gemeinsam erreicht hatte und forderte alle auf, weiter an der gemeinsamen Zukunft zu arbeiten. Zum Schluss ergriff er Noels Hand, stellte ihn als Ideengeber und maßgeblichen Verantwortlichen für die Firmenparty vor. Nach einem tosenden Applaus zog Nasenprinz Noel an sich und küsste ihn vor laufenden Kameras.

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