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Hinter verschwiegenen Türen

Teil 3 - Alternatives Ende

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Er rückte ein Stück weg, betrachtete Keenan.

Als dieser ihn mit tiefem Vertrauen in die Augen blickte und nur ein stummes „komm“ in seinen Blick legte, war es um jede Zurückhaltung geschehen. Kai kroch auf den Knien zu Keenan und teilte seine Beine, legte sich dazwischen.

Keenan stöhnte dumpf auf, zog Kais Kopf zu sich und umspielte seine Zunge mit seiner.

Kai bewegte sich, versuchte eine für beide bequeme Position zu finden.

Keenan hob demonstrativ sein Becken und winkelte die Beine.

„Keenan…“

„Du glaubst nicht, wie lange ich mich danach gesehnt habe, dich zu spüren.“

„Bist du dir sicher, dass du das willst?“

„Nein. Wenn du mich verlässt, werde ich diesen Moment nie verkraften können.“

Er lächelte, streckte sich und biss Kai ins Ohrläppchen.

„Und doch wünsche ich mir momentan nichts mehr, als dich zu spüren. In mir.“

Kai nickte.

„Ok…“

Keenan musste lachen.

„Guck nicht so zweifelnd. Schalte deinen Kopf aus. Dein Körper spricht eine eindeutige Sprache, genau wie meiner.“

Seine Hand wanderte zu Kais Körpermitte.

Dieser stöhnte auf, grub seine Zähne in Keenans Hals.

„Ich werde dich nicht verlassen.“

Keenan keuchte auf, die Worte erregten ihn mehr als der Kuss oder der schwere Körper, der ihn tief in die Decke drückte.

„Kai… ich…“

„Soll ich aufhören?“

„Bloß nicht. Es ist nur… ich liebe dich.“

Kai erwiderte nichts, drehte ihn nur auf die Seite und küsste seinen Nacken.

Dunkle Schatten huschten über die Wände. Sie tanzten, wie im Takt einer lautlosen Melodie.

Das Gewicht der Katze auf seinen Füßen hatte ihn geweckt.

Er lächelte. Das erste Familienmitglied hatte ihn akzeptiert wie er war.

Er blickte wieder zur Wand.

Die Schatten waren verschwunden.

Verschlafen drehte er seinen Kopf und blickte auf Kai hinunter.

Der öffnete gerade die Augen.

„Was ist los?“

„Ich bin einfach nur wach geworden. Schlaf weiter, wir müssen morgen zur Schule.“

„Hm.“

Kai setzte sich auf.

Einen Moment lang saßen sie schweigend da. Dann legte Kai seine Hand schüchtern auf Keenans. Dieser blickte ihn fragend an.

„Alles ok?“

„Schon. Es ist nur… ist das alles real?“

Keenan lächelte, drehte seinen Kopf zu sich und küsste ihn.

„Real?“

Kai leckte sich über die Lippen.

„Definitiv.“

Er lehnte sich wieder zurück, starrte an die gegenüberliegende Wand.

„Scheiße.“

„Was?“

„Einfach alles. Ich meine… ich wusste heute Morgen noch nicht, dass ich dich liebe. Ich wusste nicht mal, dass ich schwul bin. Es kommt einfach alles so über mich. Und irgendwie…. Bin ich glücklich. So wie es ist.“

„Liebst du mich?“

„Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie sich wirkliche Liebe anfühlt. Aber ich begehre dich. Und irgendwie… ich könnte es nie ertragen, dich weinen zu sehen.“

„Hm.“

„Lass mir ein bisschen Zeit. Das kommt alles so verdammt schnell.“

„Ok. Tut mir leid. Für mich ist das alles schon klar. Das einzige, was mich wirklich verwirrt, ist, dass du da bist. Dass du neben mir hier sitzt.“

Er lachte.

„Nackt.“

Kai stimmte ein.

„Stimmt. Aber glaub mir, für mich ist das mindestens genauso ungewohnt.“

Sie verstummten, Keenan blickte ihm tief in die Augen.

„Danke.“

„Wofür?“

„Lach mich nicht aus, aber ich hatte wirklich ein wenig Angst vor meinem ersten Mal. Und du warst vorsichtig und zärtlich. Ach scheiße, ich bin nicht gut in so was…“

„Ich weiß ja, was du sagen willst. Und weißt du was? Du machst mich heiß…“

Er rollte sich auf Keenan und nahm das Spiel der letzten Stunden wieder auf.

Wochen vergingen.

Kai und Keenan trafen sich regelmäßig, was keinem weiter auffiel. Anfangs wunderte man sich, dass Kai plötzlich Gefallen am Außenseiter Keenan fand, da er jedoch mit der Freundschaft auch unter Kais Schutz stand, ließen sie die Finger von ihm.

Niemand schöpfte Verdacht, dass die beiden ein Paar sein könnten.

Bis sie anfingen, im Unterricht über Tische hinweg Blicke zu tauschen. Sie hatten sich viel mit Outing-Literatur beschäftigt und waren übereingekommen, dass ihr Outing unausgesprochen sein sollte. Jeder sollte wissen, dass die beiden ein Paar waren. Und irgendwann sollte es dann einen Höhepunkt geben. Vielleicht am Abschlussball.

Aber bis dahin hatte keiner der beiden Lust auf ein Versteckspiel.

Die Mädchen waren anfangs enttäuscht, dann begeistert. Irgendwie schien es ihnen leicht zu fallen, einen schwulen Mann zu akzeptieren. Mehr noch, sie banden Keenan wie automatisch in ihre Cliquen ein und setzen sich in den Pausen zu ihnen. Einige konnten ihren Liebeskummer über Kai nicht ganz verkraften, schienen aber zu finden, dass sie deswegen erst recht ein Recht hatten, „ihre“ Schwulen in Anspruch zu nehmen.

Keenan hatte nie Freunde gesucht, weil er Angst vor einem Outing hatte. Jetzt war er geoutet (zumindest teilweise) und stellte ein neues Problem fest: Eine Freundin ist wie ein Halbtagsjob. Mehrere davon sind… nun ja, man kann es sich vorstellen.

Aber trotzdem tat es ihm ungemein gut, Freunde zu haben. Und Kai. Jedes Mal, wenn sein Blick ihn nur zufällig traf, schlug sein Herz höher. Und diesem schien es genauso zu ergehen. Sie hatten seit ihrer ersten Nacht nie mehr das Thema Liebe angesprochen, bis Kai Keenan wie selbstverständlich einen Ring ansteckte.

Mitten im Englischunterricht, sodass dieser ihn nicht fragen konnte, was genau das zu bedeuten hatte.

Die Englischlehrerin war höchst erstaunt, den sonst eher stillen Keenan plötzlich aufblühen zu sehen. Sowieso waren alle verblüfft.

Sowohl Keenan als auch Kai schienen nicht im Geringsten darunter zu leiden, nebeneinanderzusitzen. Sie hatten einfach ihre alten Tischnachbarn auf eine Bank gequetscht und sich selbst Plätze in der ersten Reihe reserviert.

Keenan hatte in der ganzen Zeit, die er auf dieser Schule verbracht hatte, nirgendwo anders gesessen, als in der allerletzten Reihe.

Nun war es Sache der Lehrer, die Vornoten irgendwie mit den neuen Leistungen in Einklang zu bringen.

Ihre Eltern waren froh, dass es den beiden gut ging. Sie kauften ihnen die Geschichte von einer guten Freundschaft ab (was nicht zuletzt daran lag, dass die beiden Jungen sich die Computerleidenschaft ihres Jahrganges zu Nutze machten und haufenweise LAN-Nächte veranstalteten, in denen die Computer jedoch nicht einmal in Nutzung kamen). Keenans Eltern freuten sich, dass ihr Junior Anschluss gefunden hatte und Kais Eltern waren begeistert, endlich mal einen Freund kennen zu lernen.

„Morgen…“

Kai nahm zärtlich seine Hand, strich mit den Fingerspitzen über die Handfläche. Er verteilte Küsse auf der Haut, verliebt und unendlich sanft. Dann hob er den Kopf und küsste ihn. Nahm seine Lippen für sich und genoss die Wärme und den Geschmack, den er so sehr liebte.

Sie umarmten sich, verschmolzen miteinander. Der Atem wurde knapp, sie unterbrachen den Kuss. Eng umschlungen saßen sie auf dem Bett.

„Bist du bereit?“

„Klar bin ich.“

„Fuck, ich hab Schiss.“

„Ich auch.“

Er atmete tief durch.

„Aber so bringen wir es einfach ein Mal hinter uns.“

Kai warf einen Blick auf die Uhr.

„Wann wollten deine Eltern kommen?“

„Zwölf.“

„Ok…“

Stille.

„Sag mal, hat euer Schuppen eigentlich eine Lärmschutzisolation?“

„Nein, wieso sollte er?“

Mit einem deutlich zweideutigen Lächeln rollte Keenan sich auf seinen Angebeteten und schob eine Hand zwischen seine Beine.

„Darum.“

Er biss ihn ins Ohr.

Die Tür flog auf und Kylie kam ins Zimmer gesprungen.

Direkt hinter ihr die Eltern beider.

Erst erstarrten sie, dann schlich sich ein Lächeln auf ihre Gesichter.

Vor ihnen lagen ihre Söhne, tief schlafend und so eng aneinander geschmiegt, dass man die Grenzen zwischen ihren Körpern im Deckenhaufen kaum erkennen konnte.

Kylie kletterte auf den Haufen und begann, ihren Bruder zu kitzeln.

Sofort waren beide wach.

Schweigen.

Gucken.

Die lächelnden Eltern, eine verwirrte Kylie und ein Kuss, der alles erklärte.

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