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Sinnlos...

Teil 2

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Informationen

Vorwort:

Ich wollte noch schnell etwas zu der Entstehungsgeschichte erzählen, da ich eigentlich nie einen zweiten Teil erzählen wollte. Leider stand bei Nickstories „unbeendet“ hinter dieser Geschichte, also habe ich mich dran gesetzt und einfach mal weitergeschrieben. Im Gegensatz zum ersten Teil ist dieser hier frei erfunden und hat sich so nie zugetragen. Über Kritik würde ich mich sehr freuen, aber erst einmal viel Spaß beim Lesen

 

Ja, es stimmt. Ich liebte einen Lehrer, oder besser gesagt, ich liebe ihn immer noch. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich tun sollte. Es war töricht, zu glauben, dass es klappen könnte. Warum? Warum er? Konnte es niemand anders sein? Es wurde immer unerträglicher, die Stunden mit dir waren wie Gift für mich, sie lähmten mich und machten es mir unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen. Ich schloss mich ein. Ging nicht mehr aus dem Haus, verließ mein Zimmer nur, wenn es nötig war.

Peter...du warst nicht einfach nur eine Schwärmerei für mich, wie ich sie schon öfter hatte. Du hast mir mein Herz geklaut und es einfach mit einem riesigen Pfeil durchbohrt. Das alles holte mich wieder in die Realität, doch diese war einfach nur grau, trist und deprimierend. Ich versuche damit umzugehen, aber ich glaube ich schaffe es nicht.

Meine Freunde verloren die Geduld mit mir. Irgendwann stellten sie mich zur Rede. Sie hatten mich Zuhause besucht. Eine Flucht wie in der Schule war unmöglich. Etwas zu bestreiten zwecklos, also sagte ich die Wahrheit. Als ich geendet hatte, war es totenstill. Keiner sagte etwas. Steffi, meine beste Freundin, saß einfach da und nahm mich in den Arm. Sie versprach mir ihre Unterstützung. Sie wollte mir helfen. Mark sagte gar nichts, aber ich sah in seinen Augen, dass es für ihn okay war. Das baute mich auf, wenigstens etwas. Sie sagten mir, ich sei normal, ich musste mich dafür nicht verstecken. Am Abend nachdem sich meine Freunde von mir verabschiedet hatten, war ich doch wieder positiv gestimmt, alles zu überstehen. Deshalb machte ich Nägel mit Köpfen, ich ging zu meinen Eltern, sie hatten auch ein Recht die Wahrheit zu erfahren. Sie würden mir bestimmt helfen, da sie dann auch wussten, warum ich in der letzten Zeit so verschlossen war. Beide sollten wissen, wie ich fühlte, sie würden es akzeptieren, denn es waren ja schließlich meine Eltern. Beide saßen vor dem Fernseher in dem irgendeine Quizshow lief. Ich stellte mich direkt vor die beiden in ihr Blickfeld. Sah ihnen fest in die Augen. Sie sahen mich an und wussten, dass ich ihnen etwas Wichtiges zu sagen hatte.

„Mama, Papa....“

Eine dreiviertel Stunde später.

Ich stand vor der Wohnung von Steffi. Im Glas der Tür konnte ich mich selber erkennen. Langsam tastete ich über mein Gesicht und spürte das angeschwollene Auge, das bestimmt blau war. Die aufgeplatzte Lippe, an der etwas angetrocknetes Blut hing. Steffi sah mich und erschrak. Diese Nacht blieb ich bei ihr. Ich hatte meinen Eltern nicht alles erzählt, gerade als ich erklärte, dass ich schwul war, stürzte sich schon mein Vater auf mich und fing an zu schlagen. Meine Mutter stand hysterisch schreiend in einer Ecke des Wohnzimmers. Als ich mich von meinem Vater befreit hatte, lief ich so schnell wie möglich von zuhause fort. Ich mochte meine Eltern, doch jetzt wurde mir nicht einmal mehr diese Liebe gewährt. Es war sinnlos, noch weiter mit ihnen zu sprechen.

Die Eltern von Steffi fragten nicht, warum ich hier war und so aussah. Meine beste Freundin schlief schon lange, doch ich lag noch wach. Die ganze Zeit dachte ich an dich, wie du mich in den Arm nehmen würdest, mich tröstest. Ich hab gehofft irgendwann kommst du wieder. Doch du warst nicht da... du warst nicht da. Die Wunden schlossen sich nie, doch ich wusste nicht wie ich dich vergessen sollte. Komischerweise konnte ich meine Erzeuger vergessen, denn sie machten mir klar, woran ich war, dass ich keine Chance bei ihnen hatte. Ich hatte sie sehr geliebt, doch sie zeigten mir, wo ich ihrer Meinung nach stand und das machte es mir im Moment leicht, sie zu vergessen. Bald wäre ich 18, dann konnten sie mir sowieso nichts mehr. Dich sollte ich auch vergessen, doch es ging nicht, obwohl es mir mein Verstand einredete. Mein Verstand sprach...doch mein Herz brach, wenn ich an dich denke. Denn meine Gefühle, sogar mein Verstand sagten mir, dass du etwas für mich empfandest und das war es, was es so schwer machte. Hätte ich von Anfang an gewusst es wäre zwecklos, dann könnte ich damit umgehen. Aber du nahmst mich in den Arm und lächeltest mir zu. Vergangen war die Zeit, die ich als Schatz in meinem Herzen trug. Ich sah dein Bild vor mir, bei allem was ich tat. Verdammt noch mal Peter... warum hast du das nur getan, mir in irgendeiner Weise Hoffnung gegeben. Ich hatte mich daran festgehalten, denn diese Hoffnung gab mir Kraft.

Mitten in der Nacht stand ich auf, mehr als herumwälzen hatte ich sowieso nicht zustande gebracht. Am Fenster stehend blickte ich hinaus. Es waren die Lichter der großen Stadt, es wirkte so geisterhaft. Überall brannten Laternen, es vermittelte kein warmes Licht, es machte alles so kühl und fremd. Man war hier allein, so allein. Zwei Stunden stand ich da und sah nur hinaus. Danach legte ich mich wieder auf das ausklappbare Sofa, dass Steffi für mich hergerichtet hatte. Meine Freunde halfen mir mein in Trümmern liegendes Leben aufzubauen, vielleicht nicht alles aber zumindest einen kleinen Teil. Die nächsten Tage schlich ich immer wieder heimlich zu dem Ort, wo ich früher gewohnt hatte, denn Zuhause wollte ich es jetzt nicht mehr nennen. Ich versuchte immer darauf zu achten, dass niemand da war, meine Eltern waren die letzten Menschen, die ich sehen wollte. Wenigstens meine nötigsten Sachen wollte ich zusammenpacken. Zum Glück hatten meine Eltern alles, was in meinem Zimmer war, unberührt gelassen. Eines Tages traf ich dann doch auf meine Erzeuger. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es sehr friedlich abgelaufen war. Beide gaben mir zu verstehen dass sie mit mir nichts mehr zu tun haben wollen, ich solle alles zusammenpacken, bevor sie es auf den Sperrmüll fahren würden. Sie sagten es und ich spürte ihre Abneigung, den Hass und diese Kälte in ihren Stimmen. Auch wenn es mir einen Stich gab, fiel es mir leicht, mich von ihnen zu lösen. Steffis Eltern akzeptierten. dass ich da war, sie hatte mit ihnen geredet und ihnen zumindest alles Elterntaugliche erklärt.

In der Schule hieß es, ich sei krank. Das war zumindest die offizielle Version. Erfahren durfte niemand etwas, vor allem nicht die Obrigkeit. Es wäre das Ende von Peter gewesen und das wollte ich nicht. Meistens saß ich in Steffis Zimmer oder lag in ihrem Bett und starrte die Wand an und dachte nach. Ich dachte so viel nach und jedes Mal deprimierte es mich mehr. Denn ich träumte von dir. Ich träumte und wünschte mir, dass es für meine Träume auch Räume geben würde. Doch es war vergebens, denn ich wusste, dass sie sich nie erfüllen würden.

Manchmal ging ich auch spazieren, meistens im nahegelegenen Park. So wie heute. Es war ein grauer Tag, Nebel hüllte die ganze Welt ein. Ich fühlte mich eingeschlossen wie in einer Kugel, umgeben von dem weißen Dunst. Abgeschottet vom Rest der Welt. Die Liebe- neu und schön, ich hoffte vergebens darauf. Wahre Liebe ist ein Traum des Lebens, welcher nicht immer wahr wurde.

So lief ich ziellos umher, ließ mich treiben, von meinen Gedanken und meinen Beinen. Wohin ich lief, wusste ich nicht. Irgendwann stand ich an einer Fußgängerbrücke. Dort machte ich halt und lehnte mich über das Geländer. Unter mir fuhren Autos auf einer Schnellstraße. Meist nahm ich nur Lichter war, die nur schnell entlang fuhren und unter der Brücke, auf der ich stand, wieder verschwanden. Mein Blick schweifte ab in die Ferne. Ich hab so gebetet wir würden uns finden, doch nichts ist geschehen. Mein Glück in all seiner Pracht, erfroren an einem Tag. Und selbst die wärmsten Sonnenstrahlen vermochten es nicht zum Schmelzen zu bringen. Was wohl die Zukunft bringen würde? Ich wusste es nicht, eigentlich wollte ich es auch nicht wissen. Es wäre besser, wenn ich gar nicht da wäre, dann gäbe es auch keine Probleme und meine Eltern wären froh, das Ding, was sie mal gezeugt haben, endlich los zu haben.

Es gab Sätze, die jetzt, da ich hier stand, sich in meinem Kopf einhämmerten.

„Niemand braucht dich,

du wirst nie glücklich werden.

Mach Schluss,

es ist besser ohne dich,

Ein Schritt genügt!“

Dabei hatte ich mich immer weiter über das Geländer gebeugt, fast viel ich vornüber. Es gab kein zurück mehr. Ich wollte frei sein. Weg von hier.

Plötzlich löste sich ein Schatten von einer Laterne, lief auf mich zu, riss mich grob, fast gewaltsam weg vom Geländer der Brücke. Erst wusste ich gar nicht, wie mir geschah. Doch dann spürte ich, wie mich zwei Hände umschlossen und fest drückten. Wer es war, konnte ich nicht sehen, aber ich roch es. Es... es... war... Peter. Er drückte mich an sich.

„Du darfst das nicht tun“, flüstert er.

Er drückte mich noch fester. Ich spürte wie etwas auf mein Gesicht tropfte. Weinte er etwa? Weinte er um mich?

„Wie hast du mich gefunden?“, fragte ich ihn. Jetzt schloss ich auch meine Hände um ihn, nur um zu testen, dass er auch wirklich real war und nicht meiner Phantasie entsprang.

„Ich hab dich gesehen, wie du so gedankenverloren umhergewandert bist, und dann bin ich dir gefolgt“, sagte er mit brüchiger Stimme.

„Aber was ist mit deinem Brief, deiner Arbeit, deine...“, begann ich.

„Lass dass alles meine Sorge sein“, beruhigte Peter mich und strich mir sanft über den Kopf. Langsam lockerte er seinen Griff und sah mir in die Augen. Es ist wie ein sanfter Schein. Er wärmt mein Herz, führt es nach Haus. Er lässt all die Sorgen die ich fühl vergehen. Seine Augen haben diese sanfte Glut und lösten mich aus dem eisigen Frost der Traurigkeit welcher mich festhielt. Alles was mein Leben lohnt, liegt in seinem Blick. Seine Hand fährt mir zärtlich durch mein Gesicht. Seine weiche Haut lässt mich erschauern.

„Abe…“, beginne ich wieder.

„Sag nichts, alles wird gut. Ich bin da und werde dich nicht verlassen.“

So standen wir da, Arm in Arm. Ich wusste nicht ob ich jetzt glücklich war, dazu musste ich es erst noch realisieren. Aber es fühlte sich so richtig an. Liebe kann vieles, denn Liebe, sagt man, kann die größten Berge überwinden. Nach endloser Zeit nahm er mein Gesicht in seine Hände und gab mir einen Kuss. Einen langen und liebevollen Kuss.

Ohne Liebe ist das Leben keinen Tag lang lebenswert. Ewig wird sie uns begleiten und lässt uns niemals wieder los. Ich wollte keinen Tag mehr ohne ihn sein. Ich hielt mich an seinem Arm fest und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Und es gibt nichts, was uns noch trennt, selbst wenn die Welt zu nichts verbrennt. Alles ist perfekt. Zum ersten Mal. So gingen wir beide los, bis wir im dichten Weiß des Nebels verschwanden.

Ende

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