zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

Der Flamencokopfschwung

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

Vorwort

Die Story mag an einigen Stellen märchenhaft klingen, doch basiert sie ausschließlich auf realen Ereignissen. Der Grund für meine Veröffentlichung der Story ist die Freude darüber, das sie mir und natürlich meiner Freundin wiederfahren ist. Da sie musische Wirkung auf mich hat hoffe ich, dass diese Story auch nicht die einzige bleibt. Viel Spass beim Lesen wünsche ich allen, die mal verliebt waren, es werden wollen oder es sind. Ich jedenfalls bin es immer noch.

 

Da ist es wieder, dieser graziös kindliche Blick nach dem leidenschaftlichen Schwung des Kopfes. Sie hat mich in ihren Bann gezogen. Nach dieser Bewegung bin ich süchtig. Das schwarze Haar folgt seidig der verführerischen Grazie ihrer Schultern und des Kopfes. Kontrolliert aber kraftvoll führt sie ihr Haupt von rechts nach links. Sie weiß ihn im richtigen Moment anzuhalten und mich anzuschauen. Ihr Blick trifft mich. Er trifft mich mitten ins Herz und in die tiefste Stelle meines Körpers. Irgendwo aus der Mitte meines Bauches steigt diese wollige Wärme auf, die mir sagt…du liebst diese Frau. Nur dieser Blick und ….ich kann sie nicht mehr vergessen.

Ich schätze, so hat es angefangen. In einer dieser Nächte, in denen wir wild in die Clubs gingen und tanzten, ohne zu wissen wen wir abschleppen würden.

Budapest war perfekt für diese Zwecke geeignet. Doch hat mich alles daran gehindert. Ich genoss die Augenblicke mit ihr. Jetzt weiß ich das, doch damals wusste ich nicht, was mir widerfährt. Offensichtlich ist also, dass sie sich langsam, ganz allmählich, in mein Leben geschlichen hat.

Vielleicht waren es die vielen Male, die wir gemeinsam frühstückten. Vielleicht waren es hunderte von Abendessen mit Weißkohl und Möhren. Oder es war der Satz: „ I want to enjoy you!“ den sie am letzten Tag in Tirgu Mures in der Kälte einer Winternacht gestand.

An dieser Stelle hatte ich glaube ich einen Aussetzer. Soweit ich mich erinnere, stierte ich sie an. Das Bedürfnis sie zu küssen wurde größer und meine Angst sie zu verlieren wurde übermächtig. So überspielte ich den unendlich emotionsgeladenen Moment mit einem Lächeln. Plötzlich war mir klar, dass ich irgendwas machen musste.

Da war immer dieser Gedanke…Sie ist meine beste Freundin hier in Rumänien und meine Zimmergenossin und meine Reisekumpanin und meine Dinnerbegleitung und mein Theaterdate und, und, und,… Die Liste nahm kein Ende. Der Stärkste unter diese Gedanken war der, an die Abreise. Jedes Mal, wenn mich jemand darauf ansprach, wann ich nach Hause fahre, dachte ich, es bricht mir das Herz. Jedes mal stand mir das Wasser bis zur Nasenwurzel und es fehlte nicht viel bis zu seinem Losbrechen auf das freie Gesichtsfeld. Doch ich versuchte mich zu beherrschen und war sogar erfolgreich. Doch mit diesem Satz hatte ich nicht gerechnet.

Ich schluckte das Wasser herunter. Jemand öffnete die Tür und fragte uns warum wir in der Kälte stünden, wo es doch drinnen so schön warm sei.

Der Moment war vorübergegangen und mein Herzschlag beruhigte sich wieder.

Die Nacht folgte. Ich war durcheinander, konnte nicht einschlafen. Sie lag fünfzehn Zentimeter neben mir. Normalerweise erzählten wir uns alles, diesmal jedoch nicht. Das lag wohl daran, dass eine Freundin etwa 30 cm von uns beiden entfernt schlief. Diese Angelegenheit war mir dann doch zu privat.

Dann geschah es.

Ich spürte ihren Rücken an meinem und mir wurde heiß. So unendlich heiß als wäre ich in einen Vulkan gefallen. Ich begann zu schwitzen, unschlüssig darüber was ich tun sollte. Das war doch mehr als Freundschaft, oder? Mein Kopf schwirrte. Ich konnte mich nicht bewegen, war zu feige. Ihre Hand lag auf ihrer Seite, ein Finger berührte meinen Hintern ganz leicht. Mein Herz begann zu rasen. Mein Mund war längst ausgetrocknet und der Herzschlag machte mir schwer zu schaffen. Atmen war unendlich anstrengend, an Stelle der Luftröhre saß plötzlich mein Herz. Und es pochte…. Ich versuche ihren Puls zu erspüren. Es war unmöglich. Ich konnte mir auf diese Weise keine Gewissheit verschaffen.

Tausend Gedanken durchrasten mein Bewusstsein.

War das gewollt? Sollte ich ihre Hand nehmen? Sollte ich mich bewegen? Sollte ich sie in den Arm nehmen, wie ich es wollte? Ich war wie gelähmt, täuschte tiefen Schlaf vor. Ich wusste, dass ich kaum Erfolg damit hatte und dennoch…

Dann bewegte sie sich weg. Mein Rücken lag blank und verlassen. Ich ergriff die Gelegenheit, drehte mich ebenfalls. Nun sah ich sie vor mir liegen. Ich kuschele mich an sie an. Die Hitze war immer noch da, der Herzschlag hatte sich etwas beruhigt. Darüber war ich glücklich, sonst hätte er mich glatt verraten. Ein wenig verschüchtert legte ich ihr meine linke Hand auf die linke Schulter. Ich genoss diese Nähe. Vielleicht würde ich jetzt, nach einer Woche, wieder schlafen können. Nein! Sie drehte sich auf die andere Seite.

Ich dachte, das war zu viel. Glauben konnte ich es jedoch nicht. Auf einmal wurde ich Braveheart. Ich weiß nicht woher die Courage kam. Sie lag auf der linken Seite. Ich näherte mich bis auf einige Zentimeter und legte meinen angewinkelten Arm auf ihre Seite. Das fühlte sich unendlich gut an. Ich war stolz auf mich.

Draußen wurde es hell. Hinter uns stieg jemand die Treppe herunter. Ich wusste nichts, als dass ich diese letzten Minuten auskosten wollte. Also verharrte ich in dieser Stellung und gab einen Scheiß darauf, ob uns jemand so sah und ließ die Welt denken, was sie wollte.

Dann war es zu Ende. Alle waren wach und der Tag begann mit Duschen u.ä. Ich blieb noch einige Minuten im Bett und versuchte mir darüber klar zu werden, was geschehen war.

Darüber musste ich mit ihr reden. Ich war verwirrt.

Den ganzen Morgen starrte ich sie an und versuchte zu erforschen, wie sie darüber dachte. Ihr Blick verriet mir jedoch nichts und ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Ich hatte dieses dumme Grinsen, das man hat, wenn man verliebt ist.

Das Frühstück war grausam. Ich meine das Essen war toll, keine Frage. Aber mein Magen fühlte sich an wie im schlimmsten Wirbelsturm. Ich bekam kaum etwas herunter.

Später würde ich sie fragen, was los war. Doch wann? Wann würden wir ein bisschen Zeit für uns haben? Wir waren schließlich zu viert unterwegs.

Ich setzte all meine Hoffnung auf das Trampen. Die Wahrscheinlichkeit zu viert, komplett mitgenommen zu werden war einfach zu gering.

Die bewährte 2 x 2 Aufstellung am matschigen Straßenrand kam mir gerade recht. Sie fragte mich was los sei, ich wäre so still und scheine so müde zu sein. Ich wich aus sagte ich hätte schlecht geschlafen, weil jemand mitten in der Nacht angerufen hat. Das war natürlich keine befriedigende Antwort. Sie durchschaute mich einfach und meinte…“You will tell me when you want to.“ Und wie ich wollte! Also fasste ich Mut. Ich sagte „I think Britta saw us.“ Sie verstand nicht und mir wurde fast übel. Mein Mund war wieder trocken und mein Herzschlag nahm ein Tempo an, dass für einen Menschen sicher nicht gesund war. Also wiederholte ich den Satz und erklärte, dass ich unsere Schlafsituation meinte. Sie sah mich kurz an und begann zu grinsen. „Ah!“ Es folgte noch ein „Ah!“ …Sie meinte lass uns ein Spiel mit ihr spielen. Lass uns spielen wir wären verliebt, bis sie durchdreht.“ Ich starrte sie wieder an.

Jetzt hatte sie mein Herz gebrochen. Meine Kniee gaben fast nach. Jetzt konnte ich erst recht nicht mehr sagen was los war. Ich dachte sie hätte verstanden was ich damit meinte. Anscheinend nicht, o.k. jetzt hatte ich das dumme Grinsen verloren.

Ich willigte dennoch in das Spiel ein und war froh, dass sie mich für eine gute Schauspielerin hielt.

Bukarest war hart. Bei jeder Berührung durchzucke es mich elektrisch. Ihre Nähe zu erhaschen wurde zum Ziel einer jeden Minute. Ich durchflog die Straßen und genoss jede Minute, in der sie neben mir lief und mit mir sprach.

Ich weiß nicht ob wir Britta damit verrückt machten. Ich glaube wir verloren das Zielobjekt aus den Augen. Diese kleine Frau machte MICH verrückt. Ich war mir nicht im Klaren darüber, ob sie das wusste. Ich wollte, dass sie es erkannte.

Einige Tage später verließ uns Britta, um nach Hause zu fahren. Nun war die Zeit gekommen zu dritt einen Joint zu rauchen. Britta hatte uns doch ziemlich gestresst. Wir durchlebten Lachkrämpfe und dichteten für Marcel stupide Liebesgedichte. Er wollte unbedingt noch ausgehen, in irgendeinen Club. Ich wollte mit ihr reden. Sie wollte allein sein. Ich sagte, ich würde allein ein bisschen spazieren gehen. Marcel ging nach einer Weile vergeblichen Kämpfens um unser beider Gesellschaft mit anderen Studenten aus. Zurück blieben wir zwei.

Ich glaube mein Gesicht sprach Bände. Sie fragte mich was seit einigen Tagen mit mir los sei. Ich schluckte, holte Luft und ehe ich nachdenken konnte, ob ich es sagen sollte oder nicht tat ich es.

Ich sagte: „ I´m confused about you!” Sie starrte mich an und fragte „Why?“. Das war fast zuviel. Das Schema wiederholte sich: trockner Mund, schneller Herzschlag. Im Linguistikkurs habe ich mal gelernt, dass Sprache funktioniert, egal wie man sich fühlt. Das war` s, also Augen zu und durch! Ich erzählte ihr, was ich in den letzten Tagen fühlte und was von meinem Standpunkt aus geschehen war. Sie starrte mich an und sagte „but the back was normal for friends, or not? Yah, you are german, you don´t have that bodycontact with your friends.” Ich saß auf ihrem Bett und mein Inneres brach. Wieder dachte ich sie bräche mir das Herz, doch dann hatte sie ein Einsehen. Das war ganz schön hautnah. Das fand ich auch. Meine Muskeln waren bis zum Zerreisen angespannt. Sie zitterten. Die Zeit schien still zu stehen, bis sie fragte, was jetzt zu tun sei. Mein Gedanke war: küss sie, küss sie! doch die Angst, sie als Freundin zu verlieren, war zu groß. Sie nahm mir diese Arbeit ab. Sie meinte jetzt wäre sie „ confused about myself.“ Auch sie zitterte. Dann sah sie mir in die Augen. „ I will kiss you now!“ hörte ich. Sie rutschte von ihrem Platz mir gegenüber in die Mitte des Bettes. Ich tat es ihr nach. Ich war so erleichtert. Ich sagte nur o.k. Auf dem Weg in ihre Arme dachte ich „ Halt, sie will dich nur auf die Wange küssen.“ Also küsste ich sie auf die Wange und umarmte sie.

Dann küsste sie mich. Ihre weichen, großen Lippen küssten meine verwirrten Lippen und lösen all meine Probleme in dieser Sekunde.

Es war unglaublich schön. Sie küsste mich so sanft und leidenschaftlich zugleich. Wir hielten inne. Ich schaute in ihre Augen, sie waren schöner als je zuvor. Sie fand es komisch eine Frau zu küssen, ich auch, ein wenig jedenfalls. Doch fand ich es zugleich normal, den Menschen zu küssen, den ich liebe. Wir lachten und küssten uns wieder. Diese Küsse rissen mich hin. Sie zog mich an sich. Ich spürte ihren Körper. Nie zuvor hatte ich eine Frau begehrt, jetzt tat ich es. Verwundert über uns selbst und uns küssend, blieben wir einige Stunden.

Immer noch zitterte ich am ganzen Leib, sie auch.

Lesemodus deaktivieren (?)