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Schutzengel

Teil 1

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Es war dunkel. Die Bäume flogen an ihm vorbei, als er durch den Wald lief. Immer tiefer in die Dunkelheit hinein. Kein Wind war zu spüren, kein Vogel zu hören, kein Licht zu sehen, als hätte die Welt den Atem angehalten. Er war am Ende seiner Kräfte, aber die Angst, stehen zu bleiben, zu sehen, was ihn verfolgte, trieb ihn weiter, ließ ihn keine pause machen. Bis er an eine Klippe kam. Er blieb abrupt stehen, wäre fast noch hinuntergestürzt durch seine eigene Geschwindigkeit. Seine Lungen brannten. Das Atmen fiel ihm schwer. Selbst wach zu bleiben, nicht im nächsten Moment zusammenzubrechen vor Erschöpfung fiel ihm schwer. Plötzlich hörte er wieder die Schritte hinter sich. Er drehte sich erschrocken um, suchte nach einem Ausweg. Ein kleiner Pfad führte neben ihm die Klippe entlang, doch es war zu spät. Er sah schon den Schatten. Sah wie sein Verfolger näher kam. Seine Stimme war vereist. Nicht ein Wort kam aus seinem Hals, als der Mann immer näher kam.

»Du wirst mir nicht entkommen, mein kleiner Yanét.« Sagte der Mann und lächelte kalt. Yanét drehte sich um und wollte springen. Denn lieber sprang er die Klippe runter, als von ihm umgebracht zu werden. Plötzlich spürte Yanét einen reißenden Schmerz in seiner Brust. Er sah an sich herunter und konnte nur noch verschwommen sehen, was es war, denn er war kurz davor sein Bewusstsein zu verlieren. Die Hand des Mannes hatte seinen Oberkörper komplett durchdrungen und ihn regelrecht aufgespießt. Yanét schloss die Augen, spürte nur noch aus der Ferne, wie er auf dem Boden ankam und die Hand langsam aus seinem Körper gezogen wurde. Er atmete noch, jedoch spürte er es nicht mehr. Das einzige was er noch wirklich wahrnahm, war ein Singen. Eine reine sanfte Stimme. Er öffnete die Augen, sah aber nichts als verschwommene Bilder. Tränen trübten seinen Blick. Als sein Blick sich klärte, sah er mehr, aber er wusste noch immer nicht wo er war. Er spürte eine Hand auf seiner Brust und den Schmerz in seinem Körper. Er versuchte sich aufzusetzen, aber es gelang nicht.

Eine ganze Weile lag er nur da, versuchte alles aus seinem Körper zu verdrängen, sich an seine Umgebung zu erinnern, doch noch immer war es ihm nicht möglich. Als langsam Bruchstücke zu ihm durchdrangen, konnte er sich allmählich wieder erinnern. Er wusste, dass er in seinem Zimmer im Bett lag und das, das was er eben erlebt hatte nur ein Traum war. Ein Alptraum. Doch der Schmerz in seiner Brust war real. Er versuchte noch einmal sich aufzusetzen und diesmal gelang es ihm. Er sah sich um. Tränen trübten noch immer seinen Blick, aber sie waren schon bald versiegt.

»Danny? Wie geht's dir?« fragte neben ihm jemand verschlafen.

»Schon wieder etwas besser.« Sagte Danny leise und sah zur Seite. »Alex? Wie komme ich hierher?«

»Na ja. Hätte ich dich auf dem Fußballplatz liegen lassen sollen, bei der Kälte? Wenn du das nächste Mal versuchst mit einem Ball zu kämpfen der doch etwas hart auf dich zukommt, sag mir vorher bescheid, damit ich den Krankenwagen vorher rufen kann.« Sagte Alex wütend und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Als er Danny daraufhin wieder ansah, wurde er misstrauisch. Für einen Moment sahen Dannys Augen Silber aus, als wären in ihnen viele kleine Kristalle. Alex schüttelte kurz mit dem Kopf und setzte sich ebenfalls auf. »So und nun sagst du mir was los war.«

»Nichts ich habe nur nicht aufgepasst.« Sagte Danny leise und wich Alex' Blick aus. Dieser gab sich mit einer solchen Antwort jedoch nicht zufrieden und sah Danny starr an. »Es verschwamm plötzlich alles und mir war, als würde ich festgefroren sein. Ich konnte mich nicht mehr bewegen.« Sagte Danny, als er begriff, dass Alex ihn nicht gehen lassen würde ohne eine Erklärung.

»Dad hat dich krankgeschrieben für die nächste Woche, deine Mum ist noch nicht zurück aus Köln und deshalb sollst du hier bleiben.« Sagte Alex nur noch und stand auf. »Bleib hier. Ich bin gleich wieder da.« Meinte Alex dann noch und ging aus dem Zimmer. Danny ließ sich zurück fallen und legte seine Hand auf seine Brust. Es schien wohl nur ein blauer Fleck zu werden. Langsam erinnerte er sich an die letzten Stunden und schloss die Augen. »Danny? Hast du Hunger?« fragte Alex ihn nach einiger Zeit. Danny war eingeschlafen und hatte nicht gehört, dass Alex' wieder ins Zimmer gekommen war. Danny nickte leicht und setzte sich, ehe er die Augen öffnete.

»Tut mir leid, dass ich dich vorhin so angefahren habe, aber ich hab mir Sorgen gemacht.«

»Ich weiß. Entschuldige. Ich pass nächstes Mal besser auf.« Sagte Danny und sah Alex in die Augen. Als er drohte darin zu versinken, wand er seinen Blick ab. Alex sah ihn kurz fragend an, ging dann aber zu seinem Schrank und holte ein paar Sachen heraus. Einige gab er Danny und zog sich dann selbst an. Nach dem Frühstück, brachte er Danny kurz nach Hause, damit dieser sich ein paar Sachen für die nächsten Tage holen konnte. Einiges hatte er bei Alex zwar liegen, da er oft dort übernachtete, wenn seine Mutter wegfahren musste, aber das würde nicht wirklich für das Wetter geeignet sein. Seine Mutter war Innenarchitektin und musste oft mehrere Tage in andere Städte fahren um sich Häuser und Wohnungen anzusehen, die sie einrichten sollte. Alex setzte sich auf Dannys Bett während dieser ein bisschen was zusammenpackte.

»Du bist meinem Blick vorhin ausgewichen, warum?« fragte Alex leise und sah Danny an. Dieser wich diesem Blick wieder aus und machte den Rucksack zu.

»Weiß ich nicht.« Sagte er nur leise und ging aus dem Zimmer. Alex glaubte ihm nicht, das wusste Danny, doch konnte er es ihm nicht sagen. Alex kannte Danny nun schon seit fünf Jahren und er konnte schon nach einem Blick in Dannys Augen immer sagen, ob es diesem gut ginge, oder ob ihn etwas bedrückte. Doch seit dem frühen Morgen war Danny ihm fremd. Schon Tage zuvor hatte er gespürt, dass Danny sich zurückzog, aber er konnte nichts dagegen machen. Alex stand auf und folgte Danny nach unten. Nachdem Danny abgeschlossen hatte, gingen sie zu Alex zurück. Er hätte auch allein im Haus bleiben können, aber seine Mutter bestand darauf dass Danny die Tage, in denen sie nicht da ist, nicht allein war. Er ließ sich auf Alex Bett fallen und blieb quer liegen. Das Bett war recht groß, aber wenn zwei Leute drinnen schliefen, doch etwas eng. Dafür ging es aber dann auszuziehen.

Danny. Was ist los mit dir, du bist sonst doch nicht so traurig.» Sagte Alex leise und ließ sich neben ihm aufs Bett fallen.

»Alex? Ich will nicht drüber reden. Lass mich damit in Ruhe.« Sagte Danny nur flüsternd und schlief ein. Alex sah ihn verwirrt an. Er kam nicht mehr an Danny ran. Dennoch deckte er ihn zu und ließ ihn schlafen. Er wollte Danny nicht drängen. Als er nach unten ging um zu sehen, wie weit sein Vater mit dem Essen machen war, wäre er fast gestolpert, weil er zu sehr in Gedanken war.

»Hey was ist los? Hast du die letzte Stufe nicht mehr gesehen?« fragte sein Vater grinsend.

»Nein. Sag mal, hat Danny irgendwas gesagt? Ich meine, hab ich irgendwas falsch gemacht oder warum ist er so abweisend?«

»Ich denke mal, du solltest ihm ein bisschen Abstand gewähren. Der kleine Junge scheint langsam erwachsen zu werden und du solltest ihn einfach lassen. Ihr seid zwei Jahre auseinander und du hast das was er jetzt durchmacht schon hinter dir. Lass ihn einfach und kümmere dich um ihn. Er wird dir schon ein Zeichen geben, wann er wieder deine Nähe braucht. Okay?«

»Okay.« Sagte Alex noch immer in Gedanken und starrte verträumt in den Topf, ohne zu registrieren was sein Vater kochte.

»Holst du ihn zum Mittag?«

»Ja.« Sagte Alex aus seinen Gedanken gerissen und ging nach oben. Danny schlief noch und wachte erst auf, als Alex seinen Namen sagte. »Kommst du essen?« fragte Alex leise und sah ihn fragend an.

»Ja.« Sagte Danny nur leise und sah Alex kurz an. Als Danny in die Küche kam, wehte ihm der Essensduft entgegen. Es roch nach Rotweinsoße und Fisch. Aber es lag auch etwas Süßes, Schweres in der Luft.

»Es gibt Pudding zum Nachtisch.« Sagte Alex Vater erklärend. Dabei lächelte er, als er das Lächeln auf Dannys Lippen sah. »Na kommt setzt euch. Das Essen wird sonst kalt.« Sagte Alex Dad und setzte sich.

»Hatte meine Mutter noch irgendwas gesagt?«

»Nein, nur das ich auf dich aufpassen soll.« Sagte Alex Dad nachdenklich. »Ach so, und das sie in zwei Tagen wieder da sein wird. Sie sagte etwas davon, das die Wohnung riesig sein soll und das sie wohl noch ein zweites mal hin muss, um sie richtig einrichten zu können.«

»Wieder einer von den etwas Vermögendären Leute?«

»Ja. Und zwar von der hochnäsigen Sorte.«

»Oje. Na dann kann ich mir was anhören wenn sie zurück ist.«

»Wirst du müssen.« Meinte Alex Vater grinsend. »Wie geht's deiner Brust?«

»Es geht schon. Tut mir leid das ich euch damit Sorgen bereitet habe.« Sagte Danny leise und sah auf seinen Teller.

»Hey schon gut. Es muss dir nicht Leid tun. Wir haben dich beide lieb und da macht man sich automatisch Sorgen. Verstehst du? Nur sei vorsichtiger das nächste Mal.«

»Okay.« meinte Danny und aß weiter.

Am Abend saß Danny alleine in Alex Zimmer, da dieser Duschen gegangen war. Danny saß auf dem Bett, welches nun ausgezogen war und hatte seine Beine angezogen. Er träumte vor sich hin und bemerkte dabei nicht, dass Alex ins Zimmer kam. Dieser sah ihn einen Moment an und zog sich daraufhin noch ein T-Shirt über, da er seine Short schon im Bad angezogen hatte. Dann setzte er sich neben Danny und beobachtete ihn einen Moment.

»Willst du noch Fernsehen oder schlafen?« fragte Alex ihn leise.

»Schlafen.« Meinte Danny jedoch nur leise, blieb jedoch sitzen. Alex stand auf und machte das Licht aus, als er sich wieder ins Bett setzte, sah Danny ihn kurz an und legte sich dann hin. Alex legte sich neben ihn auf die Wandseite und beobachtete ihn noch ein wenig, ehe er die Augen schloss und versuchte zu schlafen. Er hörte wie Danny sich umdrehte und öffnete die Augen. Danny sah ihn fragend an.

»Was hast du?« fragte Alex leise.

»Ich kann nicht schlafen.« Meinte Danny ebenfalls leise und sah Alex dabei weiterhin in die Augen, ohne seinem Blick auszuweichen.

»Willst du herkommen?« Danny nickte leicht und kroch zu Alex unter die Decke. Dieser nahm ihn den Arm und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht.

»Alex?«

»Hm?«

»Tut mir Leid das ich so abweisend bin die letzten Tage. Aber ich brauch etwas Abstand.«

»Sagst du mir warum?«

»Nein. Ich denke nicht. Gib mir noch etwas Zeit. Irgendwann sag ich's dir vielleicht.«

»Na gut.« Sagte Alex leise und schloss die Augen. Schon bald darauf schlief er ein, wachte aber mitten in der Nacht noch einmal auf. Als er Danny in seinen Armen bemerkte, versuchte er sich nicht gar zu sehr zu bewegen als er die Decke hochzog und sie wieder über sich und Danny legte. Danny drängte sich daraufhin näher an Alex und legte eine Hand auf dessen Brust. Alex strich ihm leicht durchs Haar, was Danny zu beruhigen schien, denn er löste sich wieder ein Stück von Alex und schlief ruhig weiter. Auch Alex schlief wieder ein.

Danny schreckte am frühen Morgen wieder aus seinem Traum auf. Er saß aufrecht im Bett und konnte vor Tränen kaum etwas sehen. Durch sein abruptes Aufwachen, hatte er Alex mit aus dem Schlaf gerissen und erschrak, als dieser ihn an der Schulter berührte, um ihn zu sich runter zu ziehen.

»Ganz ruhig. War nur ein Traum. Es wird dir hier nichts passieren.« Sagte Alex leise und strich Danny durchs Haar. Dieser beruhigte sich auch etwas und schlief noch einmal ein. Alex hielt ihn dabei weiterhin fest. Als Danny ganz langsam wieder wach wurde, lächelte Alex ihn sanft an.

»Alles in Ordnung?« fragte Alex ihn leise und strich ihm eine Haarsträhne weg.

»Geht schon, danke.« Sagte Danny leise, fast flüsternd. Er setzte sich auf und rieb sich seine Augen trocken.

»Na komm. Es ist noch recht früh. Wir können noch eine Stunde schlafen.« Sagte Alex und zog Danny wieder ins Bett, als dieser aufstehen wollte.

»Und wenn ich gar nicht mehr schlafen will?« fragte Danny grinsend.

»Oh, ich wusste nicht dass du zum Frühaufsteher mutiert bist. Es ist erst fünf Uhr.« Sagte Alex lächelnd.

»Tja. Manchmal hab ich das, aber wenn du unbedingt willst, bleib ich auch noch liegen, damit du nicht allein bist.« Sagte Danny und grinste weiterhin.

»Na warte. Von wegen, damit ich nicht allein bin.« Sagte Alex fies grinsend und fing an Danny abzukitzeln. Doch ließ dieser sich diesmal nicht so leicht bezwingen, sondern wehrte sich und es funktionierte auch ganz gut, bis ihm die Kraft ausging und Alex ihn unter sich begrub.

»Hilfe, ich ergebe mich.« Sagte Danny keuchend vor Lachen.

»Na gut, werde ich dich am frühen Morgen mal nicht gar so strapazieren.« Sagte Alex lachend und ließ sich neben Danny aufs Bett sinken. Danny setzte sich halb auf und sah Alex in die Augen. »Danny? ?. Wusstest du, dass deine Augen manchmal silbern sind?« fragte Alex leise und sah Danny in die Augen.

»Nein.« Sagte Danny verwirrt.

»Ist aber so, oder ich bilde es mir ein. Aber sie sind gerade silbern.«

»Wer weiß, was dir deine Sinne da vorspielen.« Sagte Danny lächelnd.

»Tja, so einiges. Zum Beispiel, das du süß bist, wenn du so lächelst.« Sagte Alex leise und erschrak vor seinen eigenen Worten. Das wollte er eigentlich nicht laut sagen, nur denken. Danny sah ihn verwirrt an und legte sich wieder neben Alex. Sein Lächeln war verschwunden und der Bann der Nähe irgendwie auch. Etwas war plötzlich anders, nur durch einen kleinen Satz. Alex fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht und schloss die Augen. Seine Gedanken verfingen sich irgendwie in dem Bild von Danny, welches er eben noch vor Augen hatte und er bemerkte so gedankenverloren nicht, dass Danny aufstand und aus dem Zimmer ging. Erst als er seine Hände wieder runter nahm und zu Danny sehen wollte, bemerkte er dessen Abwesenheit. Er setzte sich auf und sah sich im Zimmer um. Daraufhin stand er selbst auf und zog sich an. Als er dies getan hatte ließ er sich wieder aufs Bett fallen und schloss die Augen,

»Du kannst ins Bad.« Sagte Danny plötzlich und riss Alex aus seinen Gedanken.

»Danny? Hab ich vorhin was Falsches gesagt?« fragte Alex ohne ihn anzusehen.

»Nein, nicht direkt.« Meinte Danny leise und setzte sich auf die Bettkante. Alex sah Danny an und versuchte in dessen Gesicht zu lesen. Es gelang jedoch nicht ganz. »Es ist alles nur etwas leicht kompliziert bei mir und ich will auch noch nicht drüber sprechen. Nur war dein Satz vorhin irgendwie ein Dämpfer. Du kannst nichts dafür. Es war einfach nur eine blöde Situation.« Sagte Danny leise und wollte gerade aufstehen, als Alex ihn aufs Bett zurückzog.

»Wieso willst du aufstehen, du bist krankgeschrieben.« Sagte Alex lächelnd. Danny sah ihn verwirrt an und legte sich daraufhin wieder hin. »Diese Sache, die bei dir so kompliziert scheint, kann es sein, das ich daran schuld bin?« fragte Alex vorsichtig. Danny blieb daraufhin still. Kein Nicken, aber auch keine verneinende Geste. Alex setzte sich und sah Danny in die Augen, doch konnte er auch da nichts lesen.

»Hör auf drüber nachzudenken. Ich sagte bereits das ich nicht darüber reden will.« Sagte Danny leise und stand nun doch auf, um aus Alex' Nähe zu fliehen. Alex ließ ihn und ging ins Bad. Als er zurückkam, lag Danny wieder auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen. Alex ging zu ihm und beobachtete ihn einen Moment, ehe er sich neben ihn setzte. Danny öffnete seine Augen ein Spalt weit und sah Alex an.

»Danny? Du bist mir ein Rätsel.« Sagte Alex leise und ließ sich neben ihn fallen. Danny sah ihn verwundert an und drehte sich zu ihm um.

»So schlimm schon?« fragte Danny leise.

»Schlimmer.« Sagte Alex lächelnd und sah Danny in die Augen. »Oh man das ist mir alles zu viel. Du machst alles so kompliziert. Dabei nimmst du sonst alles so locker.« Sagte Alex plötzlich und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht.

»Was meinst du damit?« fragte Danny während er sich hinsetzte

»Ganz einfach. Du hast nie Geheimnisse vor mir gehabt und jetzt plötzlich kannst du mir nicht sagen was es ist?« fragte Alex leise.

»Nein.«

»Dann werde ich dir glaube ich etwas sagen müssen. Vielleicht erzählst du mir dann dein Geheimnis.« Sagte Alex und sah Danny wieder an. »Du weißt, dass unser Verhältnis zueinander manchmal sehr viel enger wird als unter Freunden, oder?«

»Ja. Und wo willst du da jetzt hinaus?«

»Ich glaube dass frühe aufstehen lässt du besser.« Sagte Alex lächelnd. Als Danny noch immer nicht begriff, setzte Alex sich ein Stück auf und näherte sich Danny. Als dieser nicht zurückwich, schloss er die Augen und küsste Danny sanft auf die Lippen. Danny erstarrte und konnte sich nicht rühren, geschweige denn etwas sagen. Er sah Alex nur erschrocken an. »War das deutlicher?« als Danny noch immer nicht reagierte, verschwand das Lächeln auf Alex Lippen. »Danny?« fragte Alex leise und hoffte auf irgendwas, etwas was den Druck löste, der in der Luft lag. Danny schloss einen Moment die Augen und ließ sich nach hinten fallen. Alex sah ihn verwundert an und beugte sich über ihn.

»Mach das nie wieder.« Sagte Danny leise. Alex wollte gerade zurückweichen und sich ein Stück von ihm entfernen, als Danny ihn am T-Shirt festhielt und ihn zu sich zog. »Erschreck mich nie wieder auf diese Weise.« Sagte Danny lächelnd.

»Du Idiot. Wie kannst du so ein Spiel mit mir spielen?« fragte Alex erleichtert.

»Entschuldige, aber dein Kuss eben hat mich aus den Latschen kippen lassen.« Sagte Danny verlegen und zog Alex noch ein Stück weiter an sich, um ihn von sich aus zu küssen. Alex ließ sich auf Dannys Brust sinken und hielt ihn einfach nur fest.

»Ich dachte schon, ich hätte deine Zeichen falsch verstanden.« Sagte Alex erleichtert.

»Nein. Anscheinend kennst du mich ja doch noch so gut wie schon am ersten Tag unserer Begegnung.« Sagte Danny leise und schlief langsam ein. Alex deckte ihn sanft zu und nahm ihn in den Arm ehe er selbst einschlief.


»Hey ihr zwei Schlafmützen, wollt ihr nicht langsam aufstehen?« fragte Alex Dad verwirrt. »Du kommst zu spät zur Schule Alex.« Sagte er dann noch und strich ihm über die Stirn. Alex öffnete langsam die Augen und sah seinen Dad an. »Hey. Geht's dir nicht gut? Deine Augen sind glasig.« Sagte Alex Vater besorgt und legte seine Hand prüfend auf Alex Stirn. Als er das Fieber bemerkte sagte er leise: »Bleib liegen. Ich hol dir etwas gegen das Fieber. Am besten wäre es wohl ich schreib euch demnächst gleich beide gleichzeitig krank. Ist immerhin schon das fünfte Mal, das wenn einer von euch krank ist, der andere auch krank wird.« Daraufhin ging sein Vater aus dem Zimmer und holte ein Glas Wasser und eine kleine Brausetablette. »Ich ruf in eurer Schule an, dass ihr die Woche nicht kommt. Und nu schlaf noch etwas. Ich werde sehen das ich frei kriege und dann kümmere ich mich um euch zwei.« Als Alex Dad weg war, drehte Alex sich zu Danny um, der ihm den Rücken zugewandt hatte und noch tief und fest schlief. Alex legte sich dicht an Dannys Rücken und nahm ihn wieder in den Arm. Er spielte mit einer Hand, an Dannys Fingern und hielt sie nach einer Weile fest. Danny drehte sich langsam um und kuschelte sich in Alex Arme. Alex fiel eine leichte Melodie ein, die er kurz summte, ehe er vorsichtig aufstand und seine Gitarre nahm. Danny rollte sich in die Decke ein und schlief weiter, Alex fing an die Melodie zu spielen und schloss dabei die Augen. Nach einiger Zeit fühlte er Wärme und Geborgenheit um sich herum. Fühlte Erinnerungen die er eigentlich gar nicht kannte, die aber in ihm waren. Einige Bilder bahnten sich ihren Weg und langsam bildete sich eine Illusion. Alex öffnete nach geraumer Zeit die Augen und beendete das Stück. Danny saß im Bett und sah ihn liebevoll an.

»Das hörte sich schön an. Was war das für ein Lied?«

»Ich weiß nicht. Kam mir einfach in den Sinn.« Sagte Alex leise und setzte sich wieder ins Bett, nachdem er zuvor auf dem Sessel gesessen hatte. Er nahm Danny in den Arm und küsste ihn sanft.

»Stör ich vielleicht?« fragte plötzlich Alex Vater und stellte sich grinsend in die Tür.

»Dad. Du bist schon zurück?«

»Ja. Anscheinend früher als ich sollte.«

»Kann man so sagen.« Meinte Alex noch immer erschrocken. Danny hatte sich ins Bett fallen lassen, vor Schreck.

»Aber ich kann euch beruhigen, ich habe gewiss nichts dagegen, eher warte ich schon eine Weile darauf, dass ihr es endlich versteht. So und nu will ich Fieber messen und zwar bei euch beiden.« Sagte Alex Vater und setzte sich auf die Bettkante.

»Wieso hast du schon darauf gewartet?« fragte Alex leise.

»Weil ihr zwei super zusammenpasst, weil ihr zwei ständig sehr eng mit einander ward und noch einiges anderes.« Danny setzte sich auf und sah Alex fragend an. »Passt nur ein bisschen auf, wo und wie ihr euch gegenüber verhaltet. Ihr müsst ja nicht unbedingt in der Schule knutschen, oder?«

»Nein.« sagten beide gleichzeitig und sahen Alex' Dad verwirrt an.

»Okay. Dann kann ich ja beruhigt sein. So ihr zwei. Ich kann nur ab und zu mal nach euch sehen. Ich muss trotzdem in die Klinik. Also lass ich euch jetzt allein, aber tut mir einen Gefallen und ruht euch aus. Ihr seid beide nicht ganz so gesund wie ihr gern wäret.«

»Mach dir keine Sorgen Dad, wir werden uns ausruhen.«

»Dann ist gut. Ach Danny. Deine Mum will heute Abend zurückkommen. Es wäre ihr lieb, du würdest dann zu Hause sein.«

»Okay. Ich werde zu Hause sein.« Sagte Danny resignierend und ließ sich wieder ins Bett fallen. Alex legte sich neben ihn und sah seinen Dad fragend an,

»Okay ihr zwei ich werde mich dann mal wieder auf die Socken. Einer muss ja schließlich Geld reinbringen.« Sagte Alex Vater grinsend.

»Na dann los, oder willst du uns verhungern lassen?« fragte Alex grinsend.

»Nein.« Sagte er grinsend und verschwand. Alex sah Danny sanft an und lächelte daraufhin.

»Was denn?«

»Du siehst süß aus, wenn du so daliegst und vor dich hin träumst.«

»Singst du wieder?« fragte Danny leise und sah Alex verlegen an.

»Wenn du das möchtest.«

»Ja.« Sagte Danny leise und drehte sich zu Alex um. Dieser holte seine Gitarre vom Sessel und setzte sich ans Kopfende seines Bettes, damit er sich an die Wand anlehnen konnte und fing an zu spielen. Wie von selbst schlichen sich die Töne in seine Finger und spielten auf der Gitarre. Alex fielen mit einem Mal so viele Texte und Melodien ein, das er sie sich gar nicht alle merken konnten. Danny begriff schnell sein Problem und schaltete eine kleine Anlage ein, die an die Gitarre angeschlossen war und nun die Töne aufnahm. Danny legte sich neben Alex und hörte ihm zu. Er versank in einer Welt aus Illusionen, wo er nicht einmal wusste woher diese kamen. Woher die vertrauten Bilder kamen. Er schloss einfach die Augen und ließ sich von Alex Musik leiten, in eine Welt aus Träumen und Erinnerungen, aus Wünschen und Gefühlen. Alex vernahm dieselben Gefühle und Illusionen und schloss ebenfalls die Augen. Als Danny die Augen öffnete, fand er sich in einem anderen Zimmer wieder. Es war edel und sanft und schlicht zugleich eingerichtet. Nicht viel war in ihm aber doch soviel, das man sich wohl fühlte. Er hörte noch immer Alex Gesang, jedoch durch die Stimme eines anderen. Er sah sich nicht nach ihm um. Er wusste wer es war und doch wusste er es nicht, aber fühlte die Geborgenheit und er wusste dass ihm dieser Jemand nie etwas tun würde, ihn nie verletzen würde, wäre es nicht anders abzuwenden. Danny genoss die Ruhe in sich und die fremden, doch vertrauten Erinnerungen. Er spürte wie ihm müde wurde, spürte die Träume nach ihm greifen und folgte ihnen, ohne sich zu wehren. Als er wieder erwachte, strich Alex ihm durch sein Haar und sah ihm sanft in die Augen. Danny lag in seinen Armen und hatte eine Hand auf Alex Brust gelegt. Er brauchte nichts zu sagen. Aus irgendeinem unerkannten Grund erkannte Danny dass Alex diese Illusionen auch wahrgenommen hatte.

»Wie fühlst du dich?«

»Ausgeruht, als hätte ich ewig geschlafen.«

»Hast du auch. Ganze sechs Stunden.« Danny sah ihn überrascht an und sagte dann leise: »Aber ich habe doch die ganze Zeit deinem Gesang zugehört.«

»Ich habe auch erst vor fünf Minuten aufgehört zu singen. Ich wollte nicht das du wach wirst.« Sagte Alex leise und küsste Danny auf die Stirn. »Schlaf ruhig noch. Ich bleibe bei dir. Deine Mum hat sich noch nicht gemeldet und Dad arbeitet auch noch.«

»Na ja. Da gibt's aber ein Problem.« Sagte Danny grinsend.

»Eines das damit zu tun hat?« fragte Alex ebenfalls grinsend und deutete auf die Beule in Dannys Shorts. Dieser wurde leicht rot und schüttelte dann verlegen mit dem Kopf.

»Ich habe Hunger, meinte ich eigentlich.«

»Na gut. Dann komm. Ich mach uns was.«

»Alex? Könnte ich noch kurz ins Bad. Mir ist als wenn ich gleich verbrenne. Ich würde mich gern etwas abkühlen.« Sagte Danny leise und schloss kurz die Augen, als Alex seine Hand auf Dannys Stirn legte.

»Dein Fieber scheint noch weiter zu steigen. Ich hoffe mal du hast dir nichts Ernsthaftes eingefangen. Ich mein bei der Kälte und deinem Zusammenbruch vorgestern würde mich das nicht wundern.« Sagte Alex besorgt.

»Nein geht schon. Ich muss mich nur ausruhen.«

»Na dann geh erst mal duschen. Ich mach dann schon mal etwas zu essen damit du auf die Beine kommst.«

»Okay.« Meinte Danny leise und küsste Alex noch einmal zaghaft, ehe er aufstand und ins Bad ging. Alex zog sich daraufhin etwas an und ging in die Küche um wie versprochen etwas zu essen zu machen. Er versank kurz in Gedanken, als er vor dem Herd stand und in dem Topf rührte. Ihm Fielen die Silbernen Augen ein, die ihm bei Danny am Vortag aufgefallen waren. Er hatte dabei das Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben, aber ihm nichts ein. »Alex? Dein Essen brennt an.« Sagte Danny leise und stellte sich neben ihn. Alex erschrak dabei und ließ die Löffel ganz los. Danny drehte den Herd aus und sah Alex verwirrt an. »Was hast du?« fragte er daraufhin leise, aber Alex hörte dennoch die Sorge in Dannys Stimme.

»Nichts. Es ist alles in Ordnung. Ich musste nur gerade an deine Augen denken. Sie sahen so silbern aus.« Meinte Alex leise und sah Danny an. »So wie jetzt.« Meinte er daraufhin verträumt. Danny drehte sich um und sah in das Fenster, das vom Schein der Lampe wie ein Spiegel wirkte. Er sah selbst das Silber in seinen Augen und ihm fiel das seltsame Gefühl vom Abend wieder ein.

»Ich weiß nicht warum sie so sind.« Sagte Danny leise und sah wieder zu Alex.

»Hey ihr zwei. Was riecht hier so lecker?« fragte plötzlich Alex' Vater und kam in die Küche. Danny erschrak leicht und drehte sich ruckartig um. Auch in Alex' Augen war Schrecken zu sehen, aber er beruhigte sich schnell wieder und stellte sich ein Stück vor Danny, sodass sein Vater Dannys Augen nicht sah. Danny schloss seine Augen kurz und atmete einmal durch.

»Nichts besonderes, Dad, nur Nudeln mit Tomatensauce.« Meinte Alex daraufhin lächelnd und bemerkte den misstrauischen Blick seines Vaters. »Was ist?«

»Ihr benehmt euch merkwürdig. Ist alles in Ordnung?«

»Ja. Uns geht's gut, stimmt's« Meinte Alex leise und sah zu Danny. Gerade noch rechtzeitig drehte er sich um, um Danny aufzufangen der gerade sein Bewusstsein verlor. »Okay. Ihm geht's nicht ganz gut. Hast du was gegen Fieber?« fragte Alex besorgt und nahm Danny auf den Arm, um ihn ins Bett zu bringen.

»Ja ich hab was, aber das muss ich kurz suchen. Ich weiß nicht mehr wo ich es nach deinem letzten Fieberausbruch hingestellt hatte.«

»Okay.« Meinte Alex nur und legte Danny ins Bett. Er deckte ihn zu und strich ihm über die Stirn. Das Fieber war noch weiter gestiegen, aber wahrscheinlich stieg es jetzt nicht mehr. Alex' Vater drehte den Herd noch komplett aus und ging ins Bad zum Medikamentenschrank, wo er natürlich nicht fand was er suchte. Er wusste doch er hatte etwas noch nicht wieder an seinen Platz geräumt von den Medikamenten. Er ging ins Schlafzimmer und sah dort in dem Nachtschrank nach. Als er es auch dort nicht fand, blieb nur noch das Wohnzimmer, oder er hatte keines mehr. Er ging in selbiges und fand das kleine Fläschchen auf dem Fensterbrett stehen. Er nahm es mit und holte noch ein Glas Wasser aus der Küche.

»Hier. Gibst du ihm davon einen kleinen Löffel voll, wenn er wach ist? Ich mach das Essen fertig.«

»Ja mach ich. Aber lass dir Zeit, so schnell wird er nicht wieder wach werden.«

»Er nicht, aber du solltest wenigsten schon was essen, sonst wird dein Fieber auch nicht weniger, haben wir uns verstanden Sohnemann?« fragte sein Vater leicht verärgert.

»Ja. Schon kapiert Dad.« Meinte Alex verwundert. Alex hatte seinen eigenen Hunger gar nicht bemerkt, erst jetzt wo ihn sein Vater daraufhin gewiesen hatte. Alex stellte das Glas neben das Bett und ging aus dem Zimmer. In der Küche setzte er sich an den Tisch und wartete bis sein Vater das Essen fertig hatte. Nachdem er gegessen hatte ging er zurück zu Danny und legte sich neben ihn. Danny schlief etwas unruhig und wurde nach einiger Zeit wach. »Hey, na wie geht's?« fragte Alex lächelnd.

»Etwas besser. Mir ist zumindest nicht mehr so heiß.«

»Hier. Das sollst du nehmen, damit dein Fieber weggeht.« Meinte Alex besorgt und hielt Danny den Löffeln, worauf er die Medizin getan hatte. Danny machte gehorsam den Mund auf, damit Alex ihm den Löffel in den Mund schieben konnte. Daraufhin ließ Alex den Löffel los. Danny schluckte das Zeug runter und nahm den Löffel wieder aus dem Mund.

»Das schmeckt ja widerlich.« Meinte Danny und verzog sein Gesicht.

»Aber es hilft.« Meinte Alex und sah sich kurz die Packung an. »Na komm, du musst noch was essen.« Sagte Alex daraufhin und stand auf. Danny stand langsam auf und ging mit in die Küche. Er setzte sich an den Tisch und sah Alex fragend an.

»Wo ist dein Dad?« fragte er dann aber.

»Wieder in der Klinik. Er kommt heute erst spät zurück.« Erklärte Alex ihm und drehte sich zu Danny um. Er stutzte einen Moment, schüttelte dann aber mit dem Kopf und stellte Danny den Teller vor die Nase. »Iss erst mal.«

»Ja.« Sagte Danny leise und fing an. »Können wir nachher noch etwas rausgehen?«

»Wenn du mir versprichst nicht umzukippen.« Sagte Alex besorgt.

»Ich versuch's.« meinte Danny lächelnd.

»Na gut.« Sagte Alex leise und setzte sich mit an den Tisch.

»Danny?«

»Hm?«

»Woran denkst du?« fragte Alex leise, als Danny aus dem Fenster sah und vergas weiter zu essen.

»Ich weiß nicht. Ich träum in letzter Zeit soviel wirres Zeug. Alles ist, als hätte ich es wirklich erlebt, aber es scheint so lange her, das es nur verschwommen ist, oder auch nur aus Gefühlen besteht.« Sagte Danny erklärend und sah auf seinen Teller. Er wirkte auf Alex seid einigen Tagen schon sehr ruhig, im Gegensatz zu sonst, wo er wie ein kleines Kind durch die Gegend lief und beim Fußball so sehr ins Spiel versank, das er nichts anderes mehr für wichtig empfand.


Licht fiel in das Zimmer. Es war keine Sonne, noch nicht. Noch war es der Mond der sein Licht auf die Erde warf. Es war still und nur das leise Flüstern des Windes zog seine Lienen durch die heiße Luft. Er verfing sich in den Vorhängen im offnem Fenster und spielte mit den Bändern. Ein Junge stand vor dem offnem Fenster. Er trug außer seiner Hose nichts. Sein Haar war fast silbern und fiel ihm in die Augen.

»Yanét? Willst du nicht schlafen? Es ist spät und du musst morgen wieder trainieren.« Sagte plötzlich jemand zu ihm. Yanét drehte sich langsam um und sah demjenigen in die Augen.

»Ich kann nicht.« Sagte Yanét leise und lächelte traurig.

»Was kannst du nicht?«

»Ich lasse dich da nicht hingehen, Klay.« Yanét sah ihm so starr in die Augen, das er spürte, wie Klay in seine Gedanken eindrang und ihm eine Illusion vorspielte, doch Yanét wollte weder eine Illusion, noch schlafen, noch sonst irgendwas.

»Lass das.« Sagte Yanét leise und durchbrach die Illusion. »Ich will das jetzt nicht. Ich will, dass du bleibst. Du hast nicht mal was gesagt, oder gar irgendwie gefragt, was ich will. Du lässt mich einfach allein, ohne dass du mir offen und klar die Wahrheit sagst. Stattdessen läufst du einfach weg und kommst vielleicht nicht mal mehr wieder. Hältst du das für gerecht. Hältst du es für in Ordnung, das du einfach alles aufgibst und abhaust, nur weil du glaubst, ich würde dich nicht verstehen?« schrie Yanét ihn an. Er sah Klay noch einen Moment in die Augen und drehte sich wieder um, als er merkte das ihm die Tränen in die Augen stiegen. »Wie lange kennen wir uns? 18 Jahre? Oder sind es sogar schon mehr? Ich weiß es nicht, ich habe sie nicht gezählt. Aber ich habe in den letzten zwei Jahren jede Sekunde gezählt, die du nicht da warst. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht warum, aber ich hab dich mit jedem verdammten Tag mehr vermisst. Ich habe diese Verteidigungstruppen gehasst, weil sie immer dich ausgesucht hatten um in die nächste Schlacht zu ziehen und jedes mal wenn du zurück kamst, hast du mich eine Woche einfach ignoriert. Ich kenne noch nicht mal den Grund dafür. Aber den Grund, warum ich dich hasse kenne ich.« Sagte Yanét und wurde immer leise bis er den letzten Satz nur noch flüsterte. Dabei hatte er sich auf das Fensterbrett gestützt und sah auf seine Hände.

»Wenn du mich hasst warum willst du dann, dass ich nicht gehe?« fragte Klay leise.

»Tja, wenn du das nicht verstanden hast, wäre es wohl besser du gehst.« Sagte Yanét gleichgültig und ging. Er verließ das Gebäude und lief über den Hof in das kleine Waldstück bis er am See angelangt war. Er blieb einen Moment stehen und sah auf die Oberfläche.

»Tamith.« Flüsterte Yanét. Als Wasser plötzlich in die Luft schoss, lächelte Yanét leicht. »Ich dachte schon, du würdest mich gar nicht bemerken.« Sagte Yanét sanft.

»Entschuldige. Ich war eingeschlafen.« Sagte eine leise Stimme aus dem Wasser. Das Wasser zog sich langsam zurück und ein Wesen mit blauem langem Haar, silbernen Augen und einer Kleidung aus einem Stoff, der aussah als wäre er nur Wasser. »Du siehst traurig aus.« Stellte Tamith mit seiner tiefen Stimme fest.

»Ich bin es auch, denn anscheinend hat er es noch immer nicht verstanden.«

»Versuchs direkt.«

»Nein.«

»Warum?« Tamith ging zu Yanét und setzte sich neben ihn. Auch Yanét setzte sich und starrte auf das Wasser.

»Weil er dann geht.«

»Woher willst du wissen.«

»Direkt würde ich ihn wahrscheinlich nur verschrecken.« Sagte Yanét leise und lächelte kurz.

»Stimmt. Aber wenn er es noch immer nicht bemerkt hat, warum spürst du es dann so heftig?«

»Das wüsste ich auch gern.«

»Du musst zurück. Die Sonne geht gleich auf und er wird gehen. Sag ihm wenigstens Aufwidersehen.«

»Ich weiß nicht ob ich ihn wieder sehen will.«

»Du hasst ihn genauso sehr, wie du ihn liebst, stimmt's?«

»Ja. Und ich weiß nicht was ich machen soll. Ich will dass er bleibt, aber ich will auch dass er mich endlich in Ruhe lässt. Die Gefühle die ich von ihm spüre, sind nicht immer seine eigenen. Auch die seiner Gegner und Feinde kann ich spüren und dafür hasse ich jeden Tag an dem er mir nahe ist, wenn er sie nicht verdrängt.«

»Du hast zwei Möglichkeiten. Erste ist, rede mit ihm und sag es. Sag ihm dass er in deiner Nähe die Gefühle anderer ausschließen muss. Zweite ist, lass ihn gehen und gib auf.«

»Das hört sich so einfach an.« Sagte Yanét leise und drehte sich um.

»Willst du das wirklich?« fragte Tamith leise, als es Yanéts Gefühle empfing.

»Ich weiß es nicht.«

»Du hast nicht mehr lange. Ein Tag noch und er ist weg. Noch nicht mal, ein paar Stunden nur noch.« Yanét sah noch einmal zum See, aber das Wesen war schon weg.

»Was würdest du mir raten?« fragte er laut und sah in das Wasser.

»Sag es ihm.« Kam die Antwort leise und dann war das Tamith endgültig wieder zurück in den Tiefen des Sees.

»Hm. Vielleicht.«


»Klay? Was ist? Du musst runter. Der Trupp wartet.«

»Ich gehe nicht, bevor ich nicht weiß, ob Yanét wieder zurück ist.« Sagte Klay nachdenklich und stützte sich auf die Fensterbank. Er war noch immer in Yanéts Zimmer und hatte die ganze Zeit aus dem Fenster gesehen und gehofft, das Yanét nicht zu lange weg blieb. Gerade jetzt, wo so viele es auf ihn abgesehen hatten. Und gerade jetzt wo er ihm so gern noch etwas sagen wollte, wenn er es nur könnte.

»Was hat Yanét damit zu tun. Du hast etwas zu erledigen, Yanét hast du nur als Zusatzaufgabe bekommen, nicht als Haupt.«

»Ich sehe keinen Grund mich dir gegenüber rechtfertigen zu müssen. Es geht dich nämlich gar nichts an, was Yanét mit irgendwas zu tun hat. Deine Aufgabe ist den Trupp zu trainieren und nicht mir Vorschriften zu machen.« Sagte Klay wütend und drehte sich um. Als der junge Mann hinter ihm den stechenden Blick sah, schluckte er. »Verschwinde endlich, ich denke du hast nicht mal die Erlaubnis in diesem Zimmer zu sein.« Sagte Klay kalt und funkelte ihn mit seinen türkiseren Augen an.

»Jawohl.« Sagte der Mann und salutierte, ehe er verschwand. Klay sah wieder aus dem Fenster und als er Yanét aus dem Waldstück kommen sah, atmete er innerlich auf. Yanét bemerkte ihn und sah zu ihm hoch. Irgendetwas in Yanéts Augen war anders. Sie waren nicht mehr so glänzend. Und sein Blick wirkte trüb. Klay erschrak etwas und beobachtete noch einen Moment, ehe er sich umdrehte und hinunter ging. Yanét stand noch immer an der gleichen Stelle.

»Wo warst du so lange? Gerade jetzt.«

»Ich wüsste nicht, warum ich dir das sagen muss. Du lässt mich doch eh allein und kannst nicht mehr darauf achten wohin ich gehe und wie lange.« Sagte Yanét nur und sah auf den Boden.

»Ich habe noch immer eine gewisse Pflicht gegenüber deiner Mutter.«

»Und? Ist es mit dieser Pflicht getan? Reicht es dir, immer nur aus der Ferne aufzupassen?« fragte Yanét, als er Klays Gefühle in sich aufnahm. Als dieser nicht antwortete, ging Yanét noch einen Schritt auf ihn zu, so dass er nur noch wenige Zentimeter entfernt von ihm war. »Wenn du dich mal irgendwann entschieden hast, such mich. Ich werde nicht mehr hier sein, wenn du zurückkommst und ob du gehst oder nicht hast du ja schon entschieden.« Sagte Yanét flüsternd und ging langsam an Klay vorbei und ins Haus. Klay stand noch einen Moment verunsichert an Ort und Stelle stehen, ehe er seinen Blick senkte und zum Trupp ging.

»Wir können los.« Sagte er matt.


»Danny? Willst du nicht langsam aufstehen?« fragte Alex ihn am nächsten Morgen.

»Warum?« es ist noch dunkel.» Fragte dieser verschlafen und drehte sich auf die Seite.

»Wenn du mal die Augen aufmachen würdest, wäre es auch nicht mehr dunkel.«

»Ich will aber nicht.«

»Doch. Du musst heute wieder in die Schule.«

»Noch schlimmer.«

»Na gut, du hast es so gewollt.« Sagte Alex grinsend und fing an Danny abzukitzeln.

»Nein. Bitte nicht.« Sagte Danny erschrocken und wehrte sich.

»Stehst du auf?«

»Nein. Nur wenn ich nen Kuss kriege.« Sagte Danny lächelnd und sah Alex grinsend an.

»Na gut.« Sagte Alex leise und küsste Danny sanft. Als dieser ihm seine Zunge in den Mund schob, sah Alex ihn überrascht an.

»Hm? Gibt's etwa Marmelade?« fragte Danny lächelnd.

»Nur wenn du dich endlich aus dem Bett bemühst.«

»Okay. Schon im Bad.« Sagte Danny und stand auf. Alex sah ihm grinsend nach und ging daraufhin in die Küche. »Fertig.« Sagte Danny plötzlich und setzte sich mit an den Tisch.

»Wunderbar. Hier.« Sagte Alex und gab Danny ein Brötchen mit Marmelade. »Sag mal, du hast doch heute wieder Fußballtraining, stimmt's?«

»Ja, Warum?«

»Ich frag nur, weil ich dann heute mit meiner Band proben werde.«

»Oh, darf ich nach dem Training zuhören kommen?«

»Wenn du willst.«

»Ja. Aber jetzt hab ich mal ne Frage.« Sagte Danny ernst. Alex sah ihn fragend an und wurde misstrauisch, als Danny ihn so ernst ansah.

»Was machen wir hier mit?« fragte Danny leise und deutete erst kurz auf sich und dann auf Alex. »Wollen wir das irgendwem sagen?«

»Na ich würde mal sagen, die die uns kennen werden es von selbst merken und wenn wir gefragt werden, können wir's denke ich schon sagen, zumindest bei unseren Leuten, ein andern geht's ja nichts an.«

»Okay. Nur das ich bescheid weiß, denn Mike wird der erste sein, der fragen wird.«

»Wie kommst du darauf?«

»Er hat die Letzten Tage oft versucht mich ein wenig aufzumuntern und irgendwann hatte ich ihm andeutungsweise etwas gesagt.« Sagte Danny verlegen.

»Ach so, na gut. Dann wird er wohl der erste sein.« Sagte Alex grinsend.

»Wird er wohl.« Sagte Danny leise und sah aus dem Fenster.

»Was hast du?« fragte Alex. Danny schwieg einen Moment ehe er Alex wieder ansah.

»Ich hatte letzte Nacht einen seltsamen Traum. Es schien alles so real, aber als ich aufwachte, konnte ich mich nur daran erinnern, dass es seltsam war. Was ich geträumt habe weiß ich nicht mehr.« Sagte Danny nachdenklich.

»Ging mir letzte Nacht auch so. Aber ich weiß noch ein paar Bruchstücke.«

»Welche?«

»Na ja, die Namen zum Beispiel.«

»Sag sie mir.« Sagte Danny lächelnd.

»Yanét und Klay.« Danny sah ihn überrascht an. Die Namen sagten ihm irgendwas. Plötzlich kam ihm das Bild seines Alptraums in den Sinn. Er stand schnell auf und ging ins Bad. »Hey? Alles in Ordnung?« fragte Alex besorgt.

»Geht schon. Ich musste nur an meinen Alptraum denken, dass Bild kam etwas plötzlich.« Sagte Danny leise und lehnte sich an den Schrank.

»Hey. Was ist das für ein Traum?« fragte Alex vorsichtig und nahm Danny in den Arm.

»Kann ich's dir ein anderes Mal erzählen?«

»Klar. Wir müssen sowieso in die Schule.«

»Ja.« Sagte Danny leise und stand wieder auf.


Klay hing seinen Gedanken nach während er auf seinem Pferd saß und seine Truppe irgendwie zur nächsten Raststätte zu bringen. Sein Gespräch, oder auch eher Streit mit Yanét vor seiner Abreise, lenkte ihn ab. Er wollte und konnte auch nicht an was anderes denken. Bis er plötzlich kehrt macht.

»Hey Klay, was soll das?« rief ihm sein Freund nach.

»Du übernimmst. Ich muss was Wichtigeres erledigen.« Sagte Klay nur ritt zurück. Er wusste das Yanét nicht mehr zu Hause war und machte sich gar nicht erst die Mühe dort anzuhalten, sondern ritt gleich weiter. Als er Yanéts Anwesenheit wahrnahm, wurde er langsamer und stieg ab. Er war an einem kleinen See angelangt, vielleicht zwei Stunden zu Fuß von dem kleinen Schloss entfernt, wo er seit seinem sechsten Lebensjahr auf Yanét aufpassen sollte. Was nicht immer eine leichte Aufgabe war. Yanét hatte das Talent, auch nur die kleinsten Schwierigkeiten mitzunehmen und war ständig in Gefahr.

Klay ging langsam auf den See zu und blieb stehen, als er Yanét im Wasser schwimmen sah. Er beobachtete ihn eine Weile und lehnte sich an den nächsten Baum.

Yanét bemerkte ihn nach einiger Zeit und sah zu ihm. Das Wasserwesen, welches mit Yanét am Morgen geredet hatte tauchte plötzlich vor ihm auf und sah Klay starr an. Diesem war der Blick unangenehm. Er fühlte die Anwesenheit und er spürte wie es seine Gedanken durchforstete. Klay schloss einen Moment die Augen und verschloss sich vor dem Wesen.

»Was willst du? Ich dachte, du kannst nicht bleiben?« fragte Yanét der aus dem Wasser gekommen war und sich zum Teil anzog.

»Ich will dir was sagen. Aber ich habe das Gefühl, das es genau das falsche ist. Eigentlich müsste ich einfach gehen und nicht zurückkommen.« Sagte Klay nüchtern. Yanét sah ihn verwirrt an. Doch Klays Gefühle blieben auch für ihn verschlossen.

»Yanét? Ich gehe. Wenn du mich brauchst, weißt du ja wo ich bin.« Sagte das Wasserwesen leise und verschwand wieder unter der Wasseroberfläche.

»Also?« fragte Yanét leise und setzte sich auf den Rasen. »Was ist plötzlich wichtiger als dein Trupp?«

»Yanét, warum machst du das? Du bist kalt.« Yanét schwieg. »Hast du überhaupt eine Ahnung davon, was es mich kosten kann, hier zu sein?« als Yanét noch immer schwieg sprach Klay weiter. »Ich weiß das ich dich ignoriert habe und ich weiß auch, das da etwas ist, was du mir heute morgen versucht hast zu sagen, aber es ist in meiner Position nicht wirklich einfacher. Ich bin nun mal beauftragt dich zu schützen, aber ich habe auch noch andere Aufgaben. Ich kann das nicht ändern. Aber wenn ich mich entscheiden könnte, würde ich nur eine der beiden Aufgaben übernehmen. Es ist mir ziemlich egal was die draußen machen. Es bringt eh nicht viel. Aber das was mir wichtig ist bringt sehr viel.« Klay machte eine kurze Pause. Er war verwirrt und konnte seine eigenen Gefühle kaum noch zurückhalten.

»Klay. Hör auf drum rum zu reden. Sag es mir einfach. Mehr will ich doch gar nicht.« Sagte Yanét leise und zog seine Beine an den Körper. Klay konnte das leise Zittern in Yanéts Stimme hören und das einzige wozu er noch im Stande war es zu tun, war einfach nur Yanét in den Arm zu nehmen. Er konnte nicht mehr reden, dafür waren seine Gefühle zu stark, aber er konnte auch nicht einfach gehen. Yanét zuckte zusammen, gewöhnte sich aber schnell an die Berührung und ließ es zu. Klay hielt ihn einen Moment nur im Arm.

»Lass mir noch etwas Zeit. Ich weiß das ich da viel verlange, aber ich muss zuvor etwas anderes klären.« Sagte Klay nur traurig und ging. Als Yanét glaubte allein zu sein, schmiss er einen Stein mit seiner ganzen Kraft in den See.

»Verdammt.« Sagte er leise. Er legte sich hin und schloss für einen Moment die Augen, versuchte alle Gedanken zu verdrängen, bis er nichts mehr dachte. Nur noch der Wind glitt über seinen Körper und die Geräusche des Waldes drangen zu ihm durch. Er ließ sich treiben und schlief für einige Moment ein.


Danny war auf dem Sportplatz und spielte ein wenig allein Fußball. Er fühlte sich merkwürdig. Die Träume und seine Gefühle zu Alex brachten ihn völlig durcheinander. Es war als versuchte er sich an etwas zu erinnern, was lange zurück liegt, aber er wusste nicht was es war. Aber er hatte auch das Gefühl das er sich nicht erinnern wollte. Das da irgendwas war, was er vergessen wollte. Etwas was jetzt immer mehr in sein Gedächtnis rutscht und seine Aufmerksamkeit fordert. Er schoss einige Male aufs Tor, ehe er bemerkte dass ihn jemand beobachtete. Er drehte sich verwirrt um und sah Mike am Rand sitzen.

»Sag mal. So in Gedanken hab ich dich lange nicht mehr erlebt. Was ist los?« fragte Mike lächelnd.

»Nichts. Ich hab nur etwas nachgedacht.«

»Wie geht's dir? Die Sache letztens war ziemlich heftig.«

»Entschuldige. Ich wollte keinem Sorgen machen.«

»Schon okay. Hauptsache dir geht's wieder gut. Wie wäre es mit einem Spiel?«

»Gern.« Sagte Danny lächelnd.

»So gefällst du mir schon besser.« Meinte Mike leise und stand auf.

Sie spielten eine ganze Weile, bis Danny sich erschöpft ins Gras fallen ließ und in den Himmel sah. Mike ließ sich neben ihn fallen.

»Was meinst du? Ob unsere Gegner das nächste Mal die Nachbarschule wird, oder ob die wieder schon vorher verlieren und gar nicht weiterkommen?« fragte Mike nach einer Weile. Als er keine Antwort von Danny bekam setzte er sich hin, um Danny in die Augen zu sehen, doch dieser war eingeschlafen und hörte ihm gar nicht mehr zu. Es war, als würde er etwas Schönes träumen. Mike legte sich wieder neben ihn und blieb einfach still liegen.


Währendessen.

»Alex? Was ist los. Die Gitarre spielt nicht allein. Ich dachte wir wollen Proben.« Sagte Philu besorgt. Alex stand im Probenraum und ihm fiel einfach nicht mehr ein was er gerade singen wollte, stattdessen hatte er ein Lied im Kopf, welches ihm so bekannt vor kam das er sich selbst davor erschrak. Er legte die Gitarre zur Seite und ging zum Schrank. »Hey, hallo? Redest du noch mit uns?«

»Sei mal still, Philu. Wenn du ihn jetzt aus seinen Gedanken reißt, wird er ziemlich wütend. Wir kennen das schon von ihm. Manchmal ist er so.« sagte Max leise und legte Philu seine Hand auf die Schulter. »Du bist noch nicht lange genug mit dabei, aber er hat manchmal plötzlich irgendeinen Einfall. Warts ab. Wirst schon sehen, was kommt.« Meinte Max nur noch und gab Philu eine Tasse Kaffee.

»Aber eines versprechen wir dir Philu. Es wird eine lange Nacht.« Sagte Fances grinsend.

»Äm?. Und was machen wir, während er überlegt?« fragte Philu unsicher.

»Setz dich. Wir zwei erklären dir derweil erst mal ein bisschen was.« Meinte Max und zog Philu auf die Couch.

»Also hör zu. Wenn Alex so drauf ist wie jetzt, ist meist das er ne Idee hat, aber es kommt auch vor, das er einfach nur nachdenken will. In der Zeit beachte ihn einfach nicht. Da haben wir wenigstens Zeit um seine Texte anzusehen, die er in letzter Zeit oft ein bisschen umändert.«

»Und wann ist er wieder bei uns?« fragte Philu grinsend.

»Tja. Das ist unterschiedlich. Aber im Moment scheint sich bei ihm ne ganze Menge geändert zu haben. Er scheint mir jedenfalls sehr durcheinander zu sein, das ist selten der Fall. Geben wir ihm etwas Zeit.« Meinte Max leise und sah kurz zu Alex, der sich auf die kleine Couch gesetzt hatte und in Gedanken versunken schien.

»Genau. Lasst uns ein wenig vor die Tür gehen, da denkt es sich leichter nach und vielleicht verstehen wir die Änderungen dann schnell.«

»In Ordnung.« Sagte Philu nachdenklich und stand auf.

»Hey. Er kommt schon klar. Wie gesagt wir kennen ihn und am Anfang hat es uns auch manchmal erschreckt, aber es geht ihm gut, er will nur etwas nachdenken.« Sagte Frances beruhigend zu Philu, als er dessen Sorge bemerkte. Nach einem Blick zu Alex, ging Philu mit nach draußen.

Alex saß eine ganze Zeit nur da ehe er sich einen Block nahm und die Melodie aufschrieb. Als er sie leise auf seiner Gitarre spielte, spürte er in sich etwas, was langsam sich zu erinnern begann, an etwas was lange zurücklag. Er schloss die Augen und ließ das Lied einfach auf sich wirken. Er spürte die Wärme der Sonne, auch wenn er in einem Raum saß. Er hörte das Rauschen von Wasser und roch einen süßlichen Geruch, wie von Blumen. Als er immer weiter in seinen Gedanken hinabwanderte, fühlte er Dannys Gegenwart. Er drehte sich um und sah diesen hinter sich stehen. Auch Danny hatte die Augen geschlossen. Alex stand ihm gegenüber, beobachtete ihn. Als Danny seine Augen öffnete, verlor Alex sich fast in dem Silber. Er hatte Dannys Augen schon oft mit diesem Silber gesehen, aber nie war es so intensiv. Er wusste nicht ob Danny ihn sah, oder ob er selbst auch in diesen Gedanken versunken war. Alex ging noch ein paar Schritte auf Danny zu und blieb direkt vor ihm stehen. Er erkannte in Dannys Augen seine eigenen Fragen. Was ist das hier? Warum ist es so vertraut? Doch es konnte keiner der beiden diese Fragen beantworten. Eine Weile noch sahen sich die beiden in die Augen, ehe Alex ihn leicht auf die Lippen küsste.

Als er die Augen wieder öffnete, war er wieder im Probenraum. Er saß noch immer auf der kleinen Couch und hatte auch jetzt erst aufgehört zu spielen. Frances stand vor ihm und sah ihn besorgt und fragend zugleich an.

»Was ist los?« fragte Frances flüsternd und hockte sich vor ihn.

»Nichts. Mir ist nur wieder etwas eingefallen, was ich wohl vergessen hatte.«

»Dein Spiel eben, was war das?

»Ich weiß nicht einfach ein Lied.«

»Einfach ein Lied? Alex, du hast gespielt, als wäre das Lied dein Leben. Ich hab dich noch nie so versunken in ein Lied gesehen und ich hab noch nie gehört wie du soviel Leidenschaft in eines deiner Lieder gelegt hast. Das kann nicht einfach nur ein Lied sein.« Sagte Frances begeistert, aber auch noch etwas erschrocken. Alex sah ihm in die Augen.

»Ich muss mal weg. Lassen wir die Proben heute.« Frances sah ihn verwirrt an und stand auf, als Alex ihm die Gitarre in die Hand gab und sich seine Jacke schnappte. Er lief an Philu und Max vorbei, ohne die beiden überhaupt zu beachten. Frances blieb im Probenraum zurück und ließ sich in den Sessel fallen.

»Was ist mit ihm?« fragte Philu leise und setzte sich auf die Couch, Max ließ sich gleich neben ihm fallen.

»Ich weiß nicht. Er hat eben gespielt, als hinge sein Leben davon ab. Ihr hättet das hören müssen. Er sagte eben auch nur, das er weg müsse und die Proben morgen weitergehen.«

»Er hat sich ganz schön verändert in den letzten Tagen.« Stellte Max fest.

»Ja. Irgendwas hat sich da verändert, das er so sehr anders ist.«

»Hat's vielleicht mit Danny zu tun? Als der kleine letztens beim Fußball den kleinen Unfall hatte, war Alex ziemlich besorgt.«

»Ich denke nicht, dass es der Unfall war. Da ist was anderes. Er ist doch völlig durcheinander. Ich glaube eher da hat sich bisschen mehr entwickelt. Alex hat sich schon immer um Danny gesorgt, aber hast du mal in seine Augen gesehen, wenn die beiden zusammen unterwegs waren? Oder auch in Dannys Augen? Dann plötzlich, von einem auf den anderen Tag, war Danny abweisend zu ihm, dann der Unfall und jetzt dieses Lied? Ich denke da steckt eine Menge mehr hinter, als nur Freundschaft.«

»Ich denke, du hast Recht. Aber ich würde sagen, wir warten bis er es uns sagt. Jetzt darüber zu spekulieren bringt nichts.«

»Ich weiß.« Philu sah zwischen den beiden immer wieder fragend hin und her. Er war noch nicht lange genug dabei um das alles zu verstehen.


Alex war fast beim Sportplatz, als er Danny und Mike schon auf der Wiese liegen sah. Er verlangsamte seine Schritte.

Danny hatte ihn längst bemerkt und setzte sich als Alex fast bei ihnen war.

»Was ist?« fragte Mike verwirrt und setzte sich ebenfalls wieder hin.

»Nichts weiter. Nur Alex.« Sagte Danny lächelnd und drehte sich die Richtung aus der Alex kam.

»Kann ich mit dir reden?« fragte Alex ihn leise, als er bei Danny und Mike angekommen war. Danny nickte leicht und stand auf. Sie gingen ein Stück von Mike weg, der daraufhin sich seinen Fußball schnappte und ein bisschen spielte. »Was war das eben?« fragte Alex. Danny sah ihm so starr in die Augen, dass er sich darin beinahe verloren hätte.

»Keine Ahnung, wie weit warst du weg von mir?«

»Ich war im Probenraum, nicht weit also.«

»Weil ich das Gefühl hatte dich direkt neben mir zu spüren.« Meinte Danny leise und sah nach unten.

»Du hattest silberne Augen, genau wie, wenn wir beide manchmal allein sind.« Danny sah Alex verwirrt an. »Ich hab dich gesehen. Danny dürfte ich kurz was ausprobieren?« fragte Alex leise und ging noch ein Stück auf Danny zu.

»Was denn?« fragte dieser noch flüsternd, wusste aber, als er die frage aussprach schon, was Alex sagen würde und beließ es bei der unbeantworteten Frage. Alex legte eine Hand in Dannys Nacken und zog ihn ein Stück zu sich ran. Als er Dannys Lippen leicht berührte, ging wie ein leichter Stromschlag durch seinen Körper. Danny hatte dies auch gespürt und wich kurz zurück, ehe er Alex küsste und die Augen schloss. Alex hatte ebenfalls die Augen geschlossen und ließ sich auf Danny ein. Wieder nahm er die Sonne und den Geruch der Blumen wahr. Leise Geräusche, die er als Stimmen einstufte, drangen zu ihm durch. Er wusste, auch ohne Danny anzusehen, dass dieser die gleichen Dinge wahrnahm. Alex verlor in dem Moment den Gedanken, dass sie sich auf einem öffentlichen Schulgelände auf dem Sportplatz befanden und dass Mike ihnen wahrscheinlich jetzt verdutzt zusah. Aber das interessierte ihn nicht sonderlich. Das einzige was er während des Kusse bemerkte, war das Danny ihn in den Armen leicht zusammensank, aus welchem Grund er auch den Kuss beendete und Danny fragend ansah. Dieser hatte noch immer die Augen geschlossen und hielt sich an Alex Brust fest. Als er ihn ansah, waren seine Augen wieder Tiefsilber. Einen Moment brauchte er, um in die Gegenwart zurückzufinden und als er wieder bei vollen Sinnen war, sah er Alex in die Augen.

»Ich denke, ich weiß jetzt was ich wissen wollte.« Sagte Alex leise.

»Küss mich dann mal besser nicht, wenn wir kein Bett in der Nähe haben, oder eine andere Möglichkeit zum hinlegen, ohne das irgendwer sich sonst was denkt.« Sagte Danny leise und setzte sich auf die Wiese.

»Entschuldige. Das wollte ich nicht.« Meinte Alex verunsichert.

»Weiß ich doch.« Danny lächelte ihn sanft an und strich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht, als Alex vor ihm saß. »Aber ich denke, jetzt muss ich jemandem einiges erklären.

»Ja. Ich muss eh zurück zum Probenraum. Hab vorhin alles stehen und liegen lassen.«

»Okay. Ich komm heute Abend zu dir.«

»In Ordnung, bis dann.« Sagte Alex leise und küsste Danny noch einmal kurz, ehe er ging. Danny sah ihm noch eine Weile nach und stand dann auf, um zu Mike zu gehen, der wie angewurzelt auf dem Platz stand und Alex verwirrt hinterher sah.

»Was war das eben?« fragte Mike leise.

»Das war das, was ich dir eigentlich noch nicht sagen wollte, aber ich werde wohl keine andere Wahl haben.«

»Nein hast du nicht, denn jetzt will ich wissen was da zwischen euch läuft und zwar in allen Einzelheiten.« Als Danny ihm nun in die Augen sah, konnte er ein kleines neugieriges Funkeln erkennen. Er lächelte Mike an und setzte sich an den Rand des Platzes auf die Wiese und stocherte mit den Fingern in dem Sand herum. »Also?« fragte Mike und setzte sich zu ihm.

»Also!« sagte Danny leise. »Ich weiß nicht was du jetzt denkst, aber eines sag ich mal voraus. Das ist keine Laune von uns beiden und auch kein Spiel. Das was du gesehen hast, ist unser voller ernst.«

»In Ordnung, so was dachte ich mir fast, denn der Kuss sah mir doch recht intim aus.« Sagte Mike lächelnd.

»Na ja, der Grund warum ich nichts gesagt habe war, das ich einfach zu durcheinander war. Ich wollte erst mal mit Alex alles in Ordnung bringen und mich beruhigen und ihm ging's nicht anders. Und das eben war ein kleiner Test von Alex' Seite aus.«

»Test?«

»Ja. Es gibt da eine Sache, die wir beide noch nicht ganz verstehen. Ich weiß nicht vielleicht kennst du es. Du hast doch schon mal jemanden geküsst, oder nicht?«

»Ja.« Antwortete Mike knapp.

»Dann kennst du vielleicht das Gefühl, das du in den Armen des oder der anderen einfach alles andere vergisst.«

»Klar.«

»Und kennst du auch das Gefühl die Gefühle des anderen zu spüren, als wäre es deine eigenen?«

»Nein. So intensiv war's nie.« Sagte Mike ungläubig.

»Siehst du und das war der Grund warum er mich geküsst hatte eben.«

»Aha und das war so intensiv, das es dich hat aus den Latschen kippen lassen?« fragte Mike leise, als ihm das wieder einfiel.

»Ja.« Sagte Danny und lächelte sanft.

»Man euch zwei hat's ja mächtig erwischt.« Sagte Mike grinsend.

»Bitte erzähl es aber nicht weiter.« Sagte Danny ernst und sah Mike in die Augen.

»Versprochen. Du kannst dich auf mich verlassen. Immerhin schulde ich dir ja auch noch was, dafür, dass du mich immer aufgefangen hast.« Mike nahm Danny in den Arm und hielt ihn einen Moment fest. »Aber eines würde ich gerne noch wissen?«

»Was denn?«

»Wie kommt's das ihr zwei solange gebraucht habt, um zueinander zu finden?« fragte Mike leise und sah Danny in die Augen, ohne ihn loszulassen.

»Keine Ahnung, aber waren es denn so offensichtlich?«

»Nein, aber ich kenne dich und ich weiß doch was in meinem Kleinen so vorgeht. Ich kenn dich immerhin schon 10 Jahre, denkste da entgeht mir so was?«

»Entschuldige, ich hätte es dir früher sagen müssen.«

»Schon in Ordnung. Ich bin dir nicht Böse, aber sag mir jetzt wenigstens wie weit ihr zwei schon seid:« sagte Mike grinsend. Danny sah Mike überrascht an und schubste ihn um. Er beugte sich über ihn und funkelte ihn grinsend an.

»Also weißt du. Ich dachte du stehst auf Frauen, was interessiert dich da, was zwei Männer im Bett machen?«

»Lass mich doch ein bisschen neugierig sein.«

»Na gut. Aber um deiner Fantasie mal nicht zu viel Spielraum zu geben, bisher war außer Küssen nichts.«

»Na gut, schraub ich mal meine Fantasie wieder zurück.« Sagte Mike grinsend und fing an, Danny abzukitzeln.


Danny war gerade auf dem Weg nach Hause, als ihm Mike noch einmal abfing.

»Warte mal kurz. Hast du ne Ahnung ob die Proben bei Alex schon fertig sind?«

»Nein, warum?«

»Weil Philu noch nicht zu Hause ist. Er wollte längst da sein, weil wir heute Abend noch wegfahren wollten.«

»Lass uns mal hingehen. Denn manchmal ziehen sich die Proben bis tief in die Nacht hin. Von Alex kenn ich das schon. Dein Bruder wird bestimmt noch da sein.«

»Okay.« Meinte Mike nur leise und folgte Danny. Im Probenraum angekommen, hörte Danny schon im Flur Alex Stimme.

»Siehst du. Die üben noch.« Sagte Danny leise und verlor ein wenig sein Gleichgewicht, als er sich wieder nach vorn umdrehte und weiter auf den Raum zugehen wollte. Er hatte das Gefühl innerlich zu verbrennen und setzte sich auf die kleine Bank im Flur.

»Danny?« fragte Mike besorgt. »Was hast du?«

»Nichts weiter, geht gleich wieder.« Doch kaum hatte er den Satz zu ende gesprochen, als er auch schon sein Bewusstsein verlor. Mike sah ihn erschrocken an und lief in den Probenraum rein.

»Alex ?.«

»Ja, hab's gespürt.« Unterbrach dieser ihn nur und lief in den Flur. Danny saß noch immer auf der Bank.

»Was macht ihr hier?« fragte Philu verwirrt.

»Ich hab dich gesucht, wir wollten nachher doch noch wegfahren.«

»Oh mist, da hab ich nicht dran gedacht.«

»Alex, was ist mit ihm?« Max war neben Alex getreten und sah Danny besorgt an.

»Ich weiß nicht. Aber er muss nach Hause und sich hinlegen. Kannst du meinen Vater anrufen?

»Ja.« Antwortete Max knapp und lief zum Telefon. »Er ist unterwegs.« Sagte Max, als er zurückkam.

»Danke.« Meinte Alex nur leise und nahm Danny in den Arm und hielt ihn sanft fest, dabei strich er ihm mit seinen Fingern durchs Haar, bis sein Vater bei ihm war. Er nahm ihn auf den Arm und trug ihn zum Auto. Dort legte er ihn vorsichtig auf die Rückbank. Zu Hause angekommen, brachte Alex ihn ins Zimmer und legte ihn ins Bett. Er legte sich neben ihn und beobachtete ihn, bis er selbst eingeschlafen war. Danny hielt sich bei Alex fest und ließ ihn die ganze Zeit auch nicht mehr los.


Ihm war, als würde er dicht bei einem Feuer stehen. Ihm war heiß und er hatte plötzlich Angst. Etwas verfolgte ihn, wollte ihn. Er drehte sich nicht um und lief einfach nur so schnell er konnte, ohne auf den Weg zu achten. Es war dunkel und er sah kaum etwas. Aber kannte den Weg, er ist schon so oft hier entlang gelaufen, da er sich blind zu Recht gefunden hätte. Es war still um ihn herum. Zu still. Kein Wind berührte ihn, kein Tier war zu hören, kein Mensch mehr zu sehen. Seine Lunge brannte, aber blieb nicht stehen. Die Angst trieb ihn immer weiter, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen, bis er vor Erschöpfung kurz vor einer Klippe zusammenbrach. Er blieb einen Moment liegen, ehe er sich langsam hochrappelte und weiter wollte, doch zu spät. Er spürte den stechenden Schmerz in seiner Brust, hörte das fiese Lachen seines Verfolgers und verlor endgültig sein Bewusstsein.

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