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Dark Past

Teil 6

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Ja ja ! Es ist mal wieder soweit und ich setz mich mal wieder ran und schreib heute Teil 6 (was eine schöne Zahl *g*).

Auf jeden Fall erst einmal wieder das übliche.

Alle Personen in dieser Geschichte und alle Handlungsstränge sind wieder einmal frei erfunden und haben nichts mit der Realität gemein. Sollte sich jemand mit irgendeiner der hier erwähnten Personen identifizieren, hoffe ich bloß im Positiven. Ansonsten tut es mir leid und es ist alles nur fiktiv.

Und noch ein riesiges Dankeschön an alle, die mir bisher gemailt haben. Egal ob positiv oder negativ. Danke. Ihr könnt mich auch weiterhin mit Mails bombardieren. Freuen tue ich mich über nahezu jede Mail.

Jetzt aber Schluss mit dem Gefasel und los geht's mit Teil 6.

Der Teil, der den größten Teil der Fragen beantworten wird.


»Hey, wie kommst du hier her?«, frage ich besorgt. Keine Antwort. Eisige Stille herrscht. Langsam gehe ich auf ihn zu und hocke mich vor ihn nieder. Sein Gesicht schaut plötzlich auf.

Es ist Weiß. Ganz blass. Seine Lippen sind blau und zu kleinen Strichen zusammengefroren. Seine Augen sind dunkel und leer.

Plötzlich schießen aus ihnen silbrig glänzende Tränen hervor.

Ganz langsam perlen sie über sein Gesicht und hinterlassen eine kalte, eisige Spur. Seine Augen starren mich an. Keine Regung kommt von ihm.

Er sitzt da wie eine eingefrorene Statue, aus der eisige Tränen kullern.

Plötzlich springt Marc auf und fällt mir um den Hals. Lauthals fängt er an zu weinen. Es ist keine Wort zu verstehen. Er weint und weint und weint und krallt sich an mir fest.

»Ist alles in Ordnung! Wein doch nicht. Bin ja da!«

Doch kein Wort besänftigt ihn. Stattdessen wird sein Weinen immer lauter und heftiger.

»Komm, wir gehen erst mal rein. Bevor du mir noch vor Kälte wegstirbst!«

Doch keine Reaktion von ihm. Er krallt sich weiterhin an mich fest und macht nicht die Anstalten mit hinein zu kommen.

»Nun komm schon. Du willst hier doch nicht erfrieren?«

Es scheint, als würden die Worte gar nicht erst bis zu ihm durchdringen. Er hat seinen Kopf in meiner Schulter vergraben und weint vor sich hin. Immer lauter und heftiger. Es bleibt mir nichts anderes übrig. So nehm ich ihn einfach auf die Arme und trage ihn durch die Tür hinein ins Haus. Sein Gesicht bleibt an meiner Schulter kleben und seine Tränen haben schon meinen Pulli durchnässt.

Wie ich ihn so an mir trage, merke ich, wie kalt er doch ist. Er zittert schon am ganzen Körper und der Körper ist weich, als wenn er keine Kraft mehr hätte.

Er ist zu dem noch so leicht. Er scheint einfach nur fertig zu sein.

Ruhig und sanft trage ich ihn ins Wohnzimmer auf unsere große Couch und lege ihn dort erst mal ab und wickle ihn in 3 dicke Decken ein und drehe die Heizung auf Volldampf, so dass erst mal der komplette Raum durchwärmt wird und somit auch Marc wieder zu einer normalen Körpertemperatur gelangt.

»Ich geh schnell und mach uns einen heißen Tee. Der wird dich schon wieder aufwärmen.«, sag ich zu ihm und lächle ihn sanft an.

»Nein, bleib einfach hier. Lass mich einfach nicht los. Bitte geh nicht.«

Wie vom Teufel besessen, springt Marc an mich und klammert sich einfach fest.

Sein Gesicht verbirgt er wieder an meiner Brust und fängt wieder an zu weinen.

»Aber es ist doch bloß in der Küche. Ich würde doch nicht weggehen. Ist doch nur ein Tee.«

»Nein bitte geh nicht. Bleib einfach bei mir. Bitte.«, fleht er mich mit tränenerstickter Stimme an.

Ohne weitere Widerworte bleibe ich einfach bei ihm und schließ ihn mit meinen Armen ein. Er weint vor sich hin mit dem Gesicht in der Brust vergraben.

Sanft streichle ich ihm über den Rücken und fahr mit den Fingern durch sein Haar.

»Ist ja alles in Ordnung. Hier passiert dir nichts!«, versuche ich ihn zwecklos zu beruhigen. Sein Weinen wird wieder heftiger und er drückt sich noch fester an mich.

»Ist in Ordnung. Wein ruhig. Lass es raus. Wenn du mir erzählen willst was war, ich hör dir immer zu, das weißt du. Ich liebe dich dazu viel zu sehr.«, versuche ich ihn zu beruhigen.

Doch er weint weiter vor sich hin und ich halte ihn einfach in den Armen. Keiner sagt mehr was. Man hört nur die schluchzenden Geräusche von Marc.

Nach und nach werden sie immer leiser. Doch sie wollen nicht versiegen.

Im Zimmer ist es dunkel, nur von draußen strahlen die Straßenlaternen herein.

Dieselbe Situation wie unsere erste Nacht. Aber diesmal geht es Marc bedeutend schlechter, doch ich hab immer noch keine Ahnung warum überhaupt.

Sein Weinen wird immer, immer leiser und so langsam versickerte es.

Plötzlich ist er ganz ruhig und liegt einfach in meinen Armen. Die Situation ist zwar ungünstig, aber ich konnte nicht anders. Ich musste ihn einfach fragen.

»Was ist denn passiert? Warum bist du oftmals so down?«

Erschrocken schaut mich Marc an. Damit hat er anscheinend nicht gerechnet.

Seine Kinnlade klappt runter, als wolle er sich gegen die Frage wehren. Aber anscheinend setzt sich irgendetwas in ihm durch.

Erst schluckt er noch einmal seine ganzen Ängste hinunter und beginnt dann zu erzählen:

»Wie soll ich anfangen?«, kommt es aus der tränenerstickten Kehle.

»Einfach da wo du willst. Nur erzähle.«

»Warum soll ich?«

»Weil du mir wichtig bist und ich dich nicht versteh, wenn du plötzlich weinst. Ich hab Angst um dich, es macht mir Sorgen, wenn ich dich weinen sehen muss. Du bist mir zu wichtig. Ich will dich lieber lachend und glücklich sehn.«

Ein kleines Lächeln huscht über seine Lippen und sanft haucht er mir einen Kuss auf meine Mund.

»Danke!«

Ein kleines Strahlen dringt durch seine Pupillen, die sich dann doch wieder ganz schnell verdunkeln.

»Alles begann vor etwa einem halben Jahr in San Francisco. Mein Vater erfuhr von seiner Versetzung nach Deutschland. Es scheint für alle, die davon hören, eine riesige Chance zu sein. Doch für ihn bedeutete es, dass er seine heiß geliebte Stadt verlassen musste.

Von einen Tag auf den anderen Tag verwandelte sich sein Charakter.

Abends, die letzen Monate kurz vor dem Umzug, kam er abends nicht mehr nach der Arbeit Heim. Er ging statt dessen in Kneipen und begann sich wahllos zu betrinken.»

Marc macht eine kurze Pause und muss erst mal kräftig schlucken. Es scheint, als wenn er alles noch mal vor seinem inneren Auge durchlebt und wieder mitleidet.

»Erst war es nur sporadisch, doch dann wurde seine Trinkerei täglich. Er konnte nicht mehr anders. Nach der Arbeit musst erst mal Alkohol in die Kehle und dies von Tag zu Tag mehr. Aus dem lebenslustigen, ausgeglichenen, fröhlichen Vater wurde ein saufendes Schwein.

Immer wenn er dann zu Hause erschien, war er sturzbetrunken. Seine Fahne stank bis in die letzte Ecke des Hauses.»

Wieder musste er eine Pause einlegen, doch die war ihm auch zu gönnen. Seine Stimme wird immer zittriger, bald sogar ängstlich.

»Wenn er dann zu Hause war, schlief ich meistens schon. Meine Mutter saß oftmals noch wartend am Küchentisch und machte sich Sorgen. Während dieser Zeit konnte keiner aus unserer Familie gut schlafen. Alle lagen Nacht für Nacht wach im Bett und warteten, was diesmal geschah. Zu Anfang sah es noch so aus, dass er besoffen nach Hause kam und sich dann heulend und in Selbstmitleid zerfließend an den Küchentisch setzte.

Meine Mutter war dann immer bei ihm und versuchte ihn zu trösten. Und das jeden Abend jede Nacht. Zumindest zu Anfang!»

Wieder folgte eine Pause. In seinen Augen begannen sich wieder erste Tränen zu bilden und seine Stimme wurde immer zittriger.

»Die ersten Nächte ging das noch gut so. Ich weiß, was geschah, weil ich immer an unserer Tür horchte. Doch nach einiger Zeit kam er nicht nach Hause und setzte sich heulend an den Küchentisch, sonder kam mit einem Türknallen herein und wurde wütend. Wütend darüber, dass sein Chef ihn versetzt hat, darüber, dass sein Leben aus den Fugen geriet und so weiter. Doch irgendwann genügten ihm die Gründe nicht. Irgendwann nahm er unnachvollziehbare Gründe. Er warf meiner Ma vor, sie würde das Haus verkümmern lassen, sie würde sich nicht genug um ihren Mann kümmern, weil sie nicht immer, wenn er es mal für nötig hielt zu Hause zu erscheinen, warmes Essen bereit hatte und sie hätte mich auch verzogen.«

Die ersten Tränen begannen über seine Wangen zu kullern.

»Irgendwann war er soweit, dass er ihr vorwarf, sie würde ihn auch im Bett nicht genug ranlassen. Er beschimpfte sie als Nutte und Hure und dass sie nebenbei andere Liebhaber hätte, was vollkommener Blödsinn ist. Sie war und ist treu bis heute. Er schrie jede Nacht das Haus zusammen und brachte meine Ma immer wieder zum Weinen. Ich hörte jedes einzelne Wort von ihm mit und lag weinend und verschüchtert in meinem Bett. Wir lauschten nicht mal an den Türen. Sein Geschrei war durch das ganze Haus, wahrscheinlich sogar bis auf die Straße zu hören.«

Seine Pausen dazwischen wurden immer länger. Und seine Tränen immer größer.

»Eines Tages kam es dann dazu, dass er nachts nach Hause kam. Erst beschimpfte er meine Ma aufs derbste mit dem Üblichen, wie Nutte, Hure, Schlampe, usw. doch dann als von ihr keine Widerworte kamen, holte er aus und schlug sie mitten ins Gesicht. Erst da wurde ihm klar, was er getan hat. Er war von einem Moment auf den anderen wieder bei Sinnen. Er versuchte sich zu entschuldigen, er bettelte, er sagte es würde nie wieder vorkommen. Es wäre ein Ausrutscher von ihm. Er wüsste nicht wie das passiert war und so weiter. Meine Mutter lag am Boden mit einer geschwollenen Wange und weinte. Er beugte sich zu ihr runter, half ihr auf und entschuldigte sich diesen Abend noch hunderte Male. Meine Mutter war damals so naiv ihm zu glauben. Sie verzieh ihm und hoffte darauf, dass das Saufen mit diesem Abend ein Ende hätte ... Doch … Doch ...«

Aus Marc bricht in diesem Moment alles heraus. Seine Tränen beginnen wieder zu fließen. Er stürzt sich in meine Arme und vergräbt sein Gesicht in meiner Brust.

»Es ist in Ordnung. Wenn du nicht weitererzählen kannst, versteh ich das. Wenn es noch zu sehr schmerzt.«

Nach einigen Momenten löst er sich von mir, setzt sich gerade hin und wischt sich die Tränen aus dem Auge.

»Wenn nicht jetzt, dann werde ich es nie schaffen.«, sagt er und schluckt noch einmal heftig bevor er fortfährt.

»Nach diesem Abend wurde es aber nicht besser. Mein Vater trank weiter wie ein Schlot und kam weiterhin spät nachts nach Hause. Es wurde sogar noch schlimmer. Nicht wie versprochen war seine erste Attacke gegen meine Mutter ein Ausrutscher. Es wurde zur täglichen Routine und jeden Tag heftiger. Zu Anfang war es immer «nur» ein Ohrfeige, die sich dann bis zu mehreren heftigen Körperschlägen entwickelten. Doch meine Mutter brachte es nicht fertig sich von ihm zu trennen. Sie begann ihrerseits den Schmerz mit Tabletten hinunterzuspülen. Tagsüber führte sie ein normales Leben, nachts, nachdem ihr Mann heimgekommen war und sie verdroschen hat, nahm sie Morphium und ähnliche Sachen, um sich zu betäuben.«

Ich habe keine Ahnung, wo Marc auf einmal die Kraft hernahm, mir so direkt davon zu erzählen. Seine Stimme war plötzlich klar und direkt. Ohne Umschweife konnte er von diesen Ereignissen berichten.

»Wie es immer so ist in solchen Familien, sind die Probleme von außen nicht ersichtlich. Da waren wir die Vorzeigefamilie. Mutter, Vater und vorbildlicher Sohn. Man strahlte in Fotoapparate und gab sein bestes Benehmen bei Festlichkeiten preis. Doch nachts, da wurden sie zu Ungeheuern. Mein Vater der Säufer, meine Mutter, die ganze Zeit stoned. Zum Schluss war es soweit, dass er sie sogar auf dem Boden trat und sie bewusstlos, in ihre Drogen versunken, da lag. Ich hörte immer nur das Weinen meiner Mutter, die Tritte und Schläge meines Vaters, das Fluchen, das Beschimpfen auf nichts und wieder nichts. Bloß um sich zu rechtfertige, dass er so handelte. Und ich lag da im Bett und hoffte nur, dass es schnell vorbei geht und nicht wieder geschieht. Doch mit jedem weiteren Tag, wurde mir klar, dass es nicht aufhören wird, höchstens noch schlimmer wird. Jede Nacht lag ich da mit Tränen in den Augen, die Ohren zuhalten, zu versuchen keins von den Geräuschen wahrzunehmen, doch es gelang nicht, Nacht für Nacht bekam ich mit, was draußen in der Küche geschah. Ich konnte nur noch beten, dass es nicht schlimmer wurde.«

Ich bin geschockt, als ich von seinen Erlebnissen höre. Er schaut mir ernst mit festem Blick in die Augen. Ich hab noch nie zu vor so einen Blick gesehen. So stark und entschlossen. Seine Stimme ist fest und ernst.

»Doch es wurde schlimmer, von Tag zu Tag. Und eines Nachts war es dann so weit.«, beginnt er und muss, dann erst einmal kräftig alles hinunterschlucken.

»Wie jeden Abend kam mein Vater nach Hause und war sturzbetrunken. Meine Mutter saß wie immer stoned am Küchentisch und wartete auf ihn, um sich ihrem Peiniger zu stellen. Er beschimpfte sie als Hure, Nutte, Schlampe, alle möglichen Begriffe, die es gibt. Doch keine Regung kam von ihr. Dann wurde er wieder handgreiflich und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Ihre Wange schwoll sofort wieder an. Doch keine Regung kam von ihr. Er schlug jetzt noch mal zu. Keine Regung. Ein drittes Mal. Da kippte sie vom Stuhl und landete auf dem Boden.

Mein Vater stand auf und trat auf sie ein. Mit beiden Füßen immer wieder in ihren Bauch. Immer und immer wieder. Doch meine Mutter lag bloß da und regte sich nicht. Sie lag da und kleine Tränen kullerten aus ihren Augen.

Und immer wieder kam das Wort: »Bitch«. Und immer wieder trat er auf sie ein. Doch sie regte sich nicht. Und da sie sich nicht wehrte, sich nicht quälte, schien es ihn noch wütender zu machen. »Du bist eine Nutte, lässt unser Haus und unsern Sohn verkommen, dieses räudige Vieh.« Und immer so weiter schrie er vor sich hin. Doch diesmal regte er sich so in Wut, dass er meine Mutter am Boden liegen ließ und in mein Zimmer gestürmt kam ...»

Wie in Trance sitzt Marc vor mir und erzählt mit ernster Stimme wie ein Nachrichtensprecher, den das gar nicht betrifft. Ich könnte sofort losheulen, bei den Ereignissen, die er da erzählt. Doch er sitzt da und starrt mich mit leerem Blick an und erzählt vor sich hin.

»... Er riss mir die Bettdecke weg und schrie: «Du Miststück, du verzogenes Gör!» Wie in alten Filmen zog er seinen Gürtel aus und schlug immer wieder tiefrote Striemen auf meine Körper. Immer und immer wieder schlug er zu. Zum Schluss war mein Körper schon so rot, dass an einigen Stellen schon Wunden zu sehen waren, aus denen Blut kam. Ich lag da und schrie wie am Spieß. Ich lag da und wusste nicht was ich machen sollte. Ich schrie bloß: «NEIN! NEIN! HÖR BITTE AUF! ICH WERD AUCH NIE WIEDER ETWAS BÖSES TUN!» Doch mein Geschrei störte ihn nicht. Immer und immer wieder schlug er auf mich ein. Immer und immer wieder. Ich sehe es immer noch vor mir, wie er den Gürtel schwingt und wie es dann schmerzhaft auf meinen Körper traf und ich immer wieder losschrie. Tränen strömten nur so aus meinen Augen und ich krümmte mich vor Schmerz. Ich wusste nicht, was ich machen soll. Es schien aussichtslos. Ich lag da, schrie, weinte und hoffte es würde schnell vorbei gehen.«

Mein Gott, damit hätte ich nie gerechnet, dass es so schlimm sein wird. Was er da durchmacht ist unfassbar. Ich hoffe auch, dass es das jetzt war. Doch es scheint, als wäre noch mehr passiert und mein Magen krümmt sich schon, wenn ich nur daran denke, was noch passiert sein kann.

»Ich weiß nicht wie lange er so auf mich einschlug, aber irgendwann ließ er von mir ab und viel erschöpft auf den Boden und schlief in seinem Suff ein. Ich lag gekrümmt auf dem Bett, mit den Händen vor dem Bauch verschränkt. Die Augen geschlossen. Und leise vor mich hin schluchzend. Ich war am Ende und wusste nicht wie mir geschieht. Ich lag da, allein, fast nackt auf dem Bett und weinte vor mich hin während mein Vater vor dem Bett schlief.

Ich weiß nicht wie lange ich noch so da lag, aber irgendwie war ich dann vor Erschöpfung eingeschlafen.

Am nächsten Morgen erfuhr ich bloß einen harten Tritt in die Seite.

»Auf du Bastard! Du musst in die Schule«

Langsam öffnete ich meine Angeschwollenen Augenglieder und sah durch zwei verquollene Ritzen meinen Vater mit wütendem Gesicht.

»Wie siehst du schon wieder aus? Mit wem hast du dich denn diesmal geprügelt. Bastard!«

Mit meinen Rotangelaufenen Augen sah ich ihn fragend an, doch anstatt mir eine Antwort zu geben, drehte er sich um und verschwand aus dem Zimmer.

»In 5 Minuten bist du fertig, du musst heut noch zur Schule!«

Ich wollte keine zweite Tracht Prügel riskieren. Ich sprang auf und machte mich für die Schule fertig. Frühstück gab es keins. Mein Vater steckte mich ins Auto und setzte mich direkt vor der Schule ab. Keine Ahnung wie ich den Tag durchstand, aber irgendwie schaffte ich es, die starrenden Blicke zu ignorieren und immer wieder mit der Ausrede, ich hätte mich mit einem anderen geschlagen und dabei die Wunden bekommen, durchzukommen. Auch meine Gedanken waren nicht in der Schule, sie durchliefen immer wieder die letzte Nacht. Immer und immer wieder. Immer wieder sprach man mich an, ob es mir denn wirklich gut ginge. Ich sah anscheinend aus wie eine Leiche auf zwei Beinen und genauso fühlte ich mich auch. Ich hatte Schiss mit jeder Minute, die vergeht. Angst davor, dass die Schule wieder zu Ende geht, dass es wieder Mitternacht wird. Angst vor weiteren Nächten, mit weiteren Schlägen!»

Langsam beginnt Marc zu stocken, seine Stimme wird langsam zittrig. So langsam geht es ihm an die Nieren. So stark er auch sein will, es ist einfach zu heftig für ihn. Es läuft alles wieder für ihn ab vor dem inneren Auge.

»Ich hoffte die Schule würde nie zu Ende gehen, doch sie ging. Die Sekunden, die Minuten, die Stunden verflogen nur so. Und plötzlich war es schon 16 Uhr. Doch ich wollte nicht nach Hause. Schon alle waren aus dem Zimmer raus ins freie, um nach Hause zu laufen, nur ich saß noch da. Saß alleine in der Bank. Unsere Lehrerin saß vorne und bemerkte mich zuerst nicht. Als sie plötzlich hochsah und fragte, ob mir noch etwas auf dem Herzen läge, war ich kurz davor ihr alles von letzter Nacht zu erzählen. Doch ich hatte zu viel Angst, mein Vater könnte es mitbekommen und würde noch härter zuschlagen. Ich sagte nur, dass ich noch was vergessen hatte und verschwand dann schnell aus dem Gebäude.

Vor der Schule wartete schon meine Mutter im Auto auf mich. Sie schaute mich gar nicht an. Ich öffnete bloß die Autotür, stieg ein und sie fuhr in einem unglaublichen Tempo nach Hause. Sie war die ganze Zeit still, auch zu Hause. Es war ‘ne scheiß Stimmung. Keiner traute sich was zu sagen. Ich hatte Angst und meine Mutter wirkte, als hätte sie wieder Medikamente eingeschmissen.

Es verging Sekunde um Sekunde der Abend. Es wurde immer später 20 Uhr, 21 Uhr, 22 Uhr. Dann musste ich auch ins Bett. Doch ich hatte Angst, nur wiederwillig ging ich ins Bett. Aber ich konnte natürlich nicht schlafen. Immer wieder kamen die Bilder vom Vortag. Immer und immer wieder wälzte ich mich von einer Seite auf die andere. 23 Uhr. 0:00 Uhr. 1:00 Uhr. Knall. Plötzlich saß ich wieder im Bett. Mein Vater war gerade sturzbetrunken durch die Tür hineingefallen, beschimpfte erst meine Mutter, dann schlug er sie und auch diesen Abend kam er wieder zu mir. Er nahm wieder seinen Gürtel zur Hilf, bloß diesmal mit der Schnalle nach unten. Immer wieder bohrte sich die Schnalle in mein Fleisch. Immer wieder schrie ich auf »HÖR AUF! BITTE HÖR AUF! ICH WERDE NIE WIEDER ETWAS ANSTELLEN! BITTE HÖR AUF!« Ich schrie das Haus zusammen.

Doch er hörte nicht auf. Er schlug weiter und weiter und weiter. Ich schrie mir die Seele aus dem Hals und die Tränen strömten wie Wasserfälle. Wie schon die Nacht davor sackte er dann wieder vor dem Bett zusammen und schlief ein. Ich lag wieder da und heulte vor mich hin. Ich konnte nicht mehr. Ich war fertig. Wusste nicht ein noch aus und hatte schiss vor dem neuen Tag.»

Er stockte und Tränen rollten über seine Wangen. Er schniefte und in weinerlicher Stimme ging es weiter.

»So wiederholte sich das Tag für Tag aufs neue. Und immer wurde es härter und härter. Doch keiner traute sich was zu sagen. Das dauerte noch ein oder zwei Wochen an. Dann standen wir kurz vor dem unfreiwilligen Umzug.«

Plötzlich steht er auf und geht ans Fenster. Von draußen scheinen nur die Straßenlaternen herein und der Regen prasselt gegen die Scheibe. Er starrt nach draußen ins Leere und verschränkt seine Arme, um diese zu wärmen.

Wie er, stehe auch ich auf und gehe hinüber zum Fenster. Stelle mich hinter ihn und umarme ihn. Ganz fest drücke ich ihn an mich.

»Es ist vorbei, das wird dir nie wieder geschehen. Ab jetzt lass ich dich keinen Moment mehr aus den Augen.«

Er drückt sich ganz sanft an mich und kuschelt sich richtig ein. Er starrt weiterhin nach draußen und Tränen fließen über seine Wangen.

»Kurz vor dem Umzug waren alle plötzlich wieder normal. Mein Vater kam täglich pünktlich von der Arbeit nach Hause. Meine Mutter nahm weniger Medikamente und es gab weder für meine Mutter noch für mich irgendwelche Schläge. Ich war erstaunt und sehr glücklich. Ich dachte es würde wie früher werden. Die Zeit wurde dann ziemlich stressig. Papiere holen, Flüge buchen, alles einpacken und so weiter. Wie halt ein Umzug abläuft. Aber ich war glücklich, dass alles anscheinend vergangen ist und wir wieder eine normale Familie sind. So kam es, dass wir vor einer Woche nach Deutschland zogen.

Es lief alles perfekt. Nahezu zu perfekt. Alles wurde pünktlich und unbeschadet hier hinüber verfrachtet. Das Haus ist perfekt. Wir lebten uns schnell ein. Und nichts von früher war mehr zu spüren. Wir bildeten eine nahezu perfekte Familie. Sollte man denken, doch innerlich brodelte es weiter. Mein Vater begann wieder zu trinken, wenn auch nicht so heftig wie vorher, aber er trank. Doch zum Glück schlug er weder meine Mutter noch mich. Meine Mutter kommt auch weiterhin von ihrer Tablettensucht nicht los. Dann kam der erste Schultag. Alles lief perfekt. Ich lernte dich und Dirk kennen. Zwei super Menschen und in den einen verliebte ich mich dann auch noch. Weiterhin kein Problem. Als ich dann aber schon am ersten Abend nicht nach Hause kam, war Stunk. Mein Vater ist fast ausgeraste. »Wie kann man in deinem Alter bloß so rücksichtslos und respektlos seinen Eltern gegenüber sein!« Dabei bin ich ja nun »schon« 17 und müsste das eigentlich machen können. Na ja. Er schluckte dies dann doch runter, doch dann kam der 2. Schultag. Gestern. Ich hatte mich verliebt in Dich und das noch heftiger, als ich mir zuerst eingestand, aber es wurde mir schlagartig klar. Auf jeden Fall. Als ich am Morgen noch einmal alleine nach Hause wollte, da hatte ich die Absicht meinen Eltern von meinem Glück zu berichten. Ich dachte alles wäre wieder in Ordnung und sie könnten es akzeptieren. Aber nichts da.»

Marc kam ins Stocken und seine Tränen wurden immer stärker.

Mit zittriger Stimme erzählt er weiter.

»Ich kam nach Hause und schon in der Tür erwarteten mich meine Eltern. Meine Mutter war anscheinend wieder voll stoned. Und mein Vater war kurz vor dem Explodieren. «Wo hat sich unser her Sohn wieder rumgetrieben?» – «Ich hab bloß bei Steff übernachtet!» – «Ach schon wieder? Wie kommt das? Seid ihr etwa ein Liebespaar, was sich nicht voneinander trennen kann?», fragt er mich in höhnischer Stimme. Da ist mir dann der Kragen geplatzt. «Ja, was dagegen. Ich liebe Steff.» In dem Moment war Ruhe. Die Kinnlade meines Vaters klappte herunter. Meine Mutter zeigte keine Reaktion, die war anscheinend so zu, dass sie nichts mehr mitbekam. Urplötzlich kam eine Faust aus der Richtung meines Vaters. Direkt in die Magengegend. Ich keuchte und sackte zu Boden. Ich bekam keine Luft mehr, lief blau an und übergab mich erst mal. Mein Vater war so in Rage, dass er mir in den Rücken trat und schrie: «Das sind sie wieder diese schwächlichen Schwuchteln. Können nichts vertragen. Nicht mal den kleinsten Windhauch. Wisch die Kotze hier weg und mach dich auf zur Schule! Wir reden heut Nachmittag weiter darüber! Und wehe ich sehe dich noch einmal in der Nähe dieses Arschfickers Steff, dann setzt es noch mehr!» Ich lag weiterhin am Boden und brauchte einige Momente, um mich wieder zu fangen. Ich wollte nicht noch mehr Schläge riskieren. So machte ich also das Erbrochene weg und verschwand so schnell wie Möglich in Richtung Schule. Ich hatte so Angst, dass die alten Zeiten wiederkommen und ich war so geschockt von dem Anfall meines Vaters, dass ich dich abstieß. Ich wollte am liebsten von dir gehalten werden, doch ich konnte nicht. Ich hatte Angst, mein Vater würde mich bespitzeln. Also gab ich dir die heftige Abfuhr und rannte weg. Rannte nach Hause keine Ahnung, was mich trieb, aber ich rannte!

Dort erwartete mich schon mein Vater. »Wie, schon aus der Schule zurück? Schwänzt wohl schon wieder? Wegen diesem Arschficker ... Wie heißt er noch ...? Ach Steff oder so! Bist du etwa immer noch in den verliebt?« – »Ja natürlich.«, sprudelte es aus mir plötzlich heraus, »es gibt auch Menschen die liebevoll zu einem sind!« – »Wie bitte? Wie sprichst du mit mir?« – »So wie du es verdienst!« – »Was? Du weißt wohl nicht wen du vor dir hast! Weißt du überhaupt was es heißt schwul zu sein?« – »Natürlich weiß ich das! Man ist wie jeder andere auch. Man lebt in Partnerschaften und man findet Personen, die einem Geborgenheit vermitteln!« – »Du hast keine Ahnung was Arschficker machen!«, schrie er mich an, packte mich am Arm und zog mich in den Keller. Dort öffnete er einen Raum und stieß mich hinein. »Jetzt werd ich dir zeigen was Arschficker machen. Er knöpfte sich seine Hose auf. Riss mir die Hose runter und ... und ...«

Er stockte und aus seine Augen flossen die Tränen nur so! Er schluchzte und weinte.

»Es ist in Ordnung! Du musst nicht weiter erzählen!«, versuchte ich ihn zu beruhigen. Doch er fuhr mit zittriger Stimme fort.

»Er schmiss mich dann auf deinen Tisch. Drückte mich mit den Händen nach unten und stieß mir von hinten seinen Schwanz rein. Immer wieder rein und raus. Immer wieder. Es tat so verdammt weh. Ich schrie auf bei jedem Stoß. Ich hab noch nie zu vor in meinem Leben solch einen Schmerz gespürt. Es brannte alles. Und es fühlte sich an, als wolle mich einer bei lebendigem Leib aufspießen.

Immer wieder rein und raus. Immer wieder dieser Schmerz. Ich schrie die ganze Zeit auf: »NEIN! HÖR AUF! DAS TUT WEH!« aber von ihm hörte ich nur leises Stöhnen und Keuchen. Plötzlich stand meine Mutter in der Tür und schaute zu, doch sie tat nichts. Sie drehte sich kurze Zeit später um und verschwand. Seine Stöße wurden immer heftiger, schneller und härter. Es tat bloß noch weh. Ganz plötzlich merkte ich wie er es beendete. Er kam in mir! Er wich zurück. Machte sich die Hose zu und sagte: »So, jetzt weißt du was Arschficker machen. Wenn du das wirklich willst. Dann lebe so und ich werd dir dann immer wieder zeigen, wie es geht.« Er drehte sich um, ging zur Tür und schloss sie von außen zu. Ich lag allein im Zimmer. Lag da und fühlte mich so dreckig. Alles tat mir weh. Ich kauerte mich in eine Ecke und fing an zu weinen. Mir tat alles weh. Ich fühlte mich dreckig, beschmutzt. Wie ein Stück Dreck einfach weggeworfen. Es war kalt und der Frost kroch die Wände hoch. Der Keller war dunkel, nur ein kleines Fenster ließ Licht hinein. Keine Ahnung wie ich es schaffte. Aber irgendwann kam ich wieder zu Sinnen. Schlug die Scheibe ein und zwang mich durch das Fenster. Draußen war es noch hell. Menschen liefen über die Straße. Ich stand da und wusste erst mal nicht wohin. Meine Beine begannen sich zu bewegen. Keine Ahnung wer sie lenkte oder führte, aber sie liefen und liefen und liefen. Einmal quer durch die Stadt. Irgendwann kamen sie an deinem Haus vorbei. Ich weiß nicht, warum ich das tat. Aber ich setzte mich neben die Tür und fing an zu weinen. Ich saß da. Der Frost wütete schon. Aber ich hatte kein Gefühl mehr. Ich merkte nichts. Ich war wie in Trance. Irgendwann drückte einer meiner Finger auf die Klingel. Niemand öffnete. Dann drückte ich noch mal und einige Zeit später kamst du raus ...»

Urplötzlich dreht er sich um und sieht mir in die Augen. Tränen fließen ihm übers Gesicht. Seine Lippen zittern. Er drückt sich dann ganz doll an mich und ich halte ihn einfach fest. Ich weiß nicht wie mir ist. Am liebsten würde ich jetzt Kotzen, bei dem was ich gerade gehört habe. Mir ist schlecht, wenn ich nur daran denk, was mit Marc geschehen ist und mir tut es so leid. Wieso hat er sich nicht gleich mir anvertraut. Dann hätten wir das Letzte vielleicht noch verhindern können? Wieso musste das geschehen? Auch mir treten die Tränen in die Augen und meine Lippen zittern. Auch meine Gefühle spielen plötzlich wild. Wir stehen bloß da, halten uns gegenseitig fest.

»Jetzt ist es vorbei. Für immer. Ich werd es nicht zulassen, dass dir noch einmal so etwas zustößt!«, schwöre ich Marc und mir selber. Ich werde es nicht mehr zulassen, dass sein »Vater«, diese Bezeichnung hat er gar nicht verdient, ihn je wieder anfasst.

Ich weiß nicht wie lange wir da stehen. Aber es war noch einige Zeit. Wir stehen bloß da hielten uns fest und lassen unserer Verzweiflung, unserem Wut unseren Gefühlen freien Lauf. Nach einiger Zeit fragt mich Marc, ob er erst einmal Duschen könne. Er muss erst einmal aus diesen Klamotten raus und sich den Dreck runterspülen. Natürlich darf er. Ich bringe ihn vorsichtig nach oben ins Bad, er ist immer noch sehr wacklig auf seinen Beinen und hab einfach bloß Angst, dass er mir plötzlich wegbricht.

Im Bad helfe ich ihm beim Ausziehen. Schon nach dem T-Shirt kann man erkennen, was ihm wiederfahren sein muss. Überall blaue Flecke und Schnittwunden, von dem Fenstern, durch das er ausgebrochen ist.

Es sieht nicht aus wie ein gesunder Menschenkörper, es wirkt wie ein Stück zerquetschtes Fleisch. Ich traue mich gar nicht ihn zu berühren, weil ich Angst habe, nur die geringste Berührung könnte höllische Schmerzen auslösen.

Bei der Hose helfe ich ihm auch, weil er einfach zu schwach auf den Beinen ist.

Statt der Dusche habe ich beschlossen, ihm ein Bad einzulassen. Da kann er wenigstens nicht wegbrechen. So lasse ich schnell Wasser ein. Als er die Hose aushat, wird mir fast schlecht. Sein ganzer hintern ist verschmiert mit verschiedensten Flüssigkeiten wie zum einen Blut, das durch eine Wunde bei der Vergewaltigung entstanden sein muss. Ich könnte kotzen, doch ich reiße mich ihm zu Liebe zusammen. Ich setze ihn ins Wasser und verschwinde dann schnell aus dem Bad.

Ich schnapp mir das Telefon und rufe erst mal einen Krankenwagen. Der Anblick eben sah mir zu gefährlich aus. Ich will nicht riskieren, dass sich Marc ‘ne schwere Krankheit zuzieht. Der Krankenwagen wird auch sofort losgeschickt.

Ich gehe so schnell wie möglich ins Bad zurück. Dort sitz Marc in der Wanne und schrubbt wie wild an seinem Arm herum. Er ist schon rot angelaufen. Es sieht so aus, als wolle er sich die Haut abreißen. Als würde alles an ihm schlecht sein. Er reibt und reibt und scheuert fast so doll, dass ‘ne offene Wunde entstehen könnte. Dabei schluchzt und weint er lauthals. Ich gehe ganz dicht zu ihm und halte seine Arme fest.

»Sieh mir in die Augen!«, fordere ich ihn auf. Doch er schaut weg.

»Komm schon sieh mir in die Augen!« Zögerlich hebt er den Kopf und schaut ängstlich in Meine Augen.

»Nicht du bist der Schuldige, dein Vater ist das Schwein. Verurteile nicht dich. Bestraf dich nicht selber. Du bist das Opfer nicht der Täter. Bitte glaub mir. Du bist an gar nichts Schuld. Dein Vater ist das Ekel. Projiziere deinen Hass nicht gegen dich selbst, nutz ihn lieber als Kraft für den Kampf gegen deinen Vater.«

Sanft hauche ich ihm einen Kuss auf die Stirn, doch er weicht zurück und hat Angst.

»In Ordnung, ich versteh dich. Keine Angst, ich tu dir nichts, was du nicht willst. In ein paar Momenten kommt ein Krankenwagen. Mit ihm fahren wir dann in die Klinik und lassen dich gründlich untersuchen! Ok?« Ein leichtes Nicken kommt von seiner Seite und ich nehme es als Ja an.

Schnell helfe ich ihm aus der Wanne zu steigen, gebe ihm ein paar Klamotten von mir und wir gehen runter, wo kurze Zeit später der Krankenwagen kommt und uns in die Klinik fährt. Ich nehme vorsichtshalber Marcs alte, zerrissene Kleidung mit.

Innerhalb von 10 Minuten sind wir im Krankenhaus. Marc wird zum Arzt geführt und dafür solle er sich von mir trennen. Doch er will nicht meine Hand loslassen. Er schaut mich bittend an.

»Ich warte hier draußen. Keine Angst ich warte auf dich und bleibe hier.«

Doch er will nicht loslassen. Er schaut mich bittend er. Er will nicht, dass ich ihn aus den Augen lass. Ich schaue den Krankenpfleger an und er nickt mir zu und führt uns beide ins Untersuchungszimmer. Dort wird Marc von einem lieben Arzt vorsichtig untersucht. Er stellt einen Riss am After fest. Quetschungen und Risse im Baubereich und eine gebrochene Rippe fest. Um sicher zu gehen nimmt er von Marc die alten Sachen und macht von den Resten der Samenflüssigkeit einen HIV-Test, um sicher zu gehen, dass sein Vater ihn nicht infiziert hat.

Natürlich wird in 3 Monaten noch ein Test gemacht um 100%ig sicher zu gehen.

Sonst werden zum Glück keine großen Wunden festgestellt. Marc wird ein Rippenverband angelegt. Dann wird er auf ein Zimmergebracht und in ein Bett gelegt, um sich auszuruhen. Er soll bis zum Eintreffen der HIV- und Hepatitis-Ergebnisse und zur Beobachtung eine Nacht in der Klinik bleiben. Doch nicht einmal hier lässt Marc meine Hand los. Auch in dem Zimmer nicht.

Die Krankenpfleger sagen nichts. Sie helfen Marc einfach sich ins Bett zu legen und gehen dann aus dem Zimmer. Sie sehen, dass es sowieso keinen Zweck hätte zu versuchen, mich von ihm zu trennen.

Das Licht wird auf halbdunkel gestellt und dann sitzen wir allein im Zimmer.

Marc schaut mir in die Augen und sagt einfach »Danke.«

»Das ist doch selbstverständlich. Ich liebe dich doch! Ich würde das immer wieder für dich tun!«

Ein leichtes Lächeln huscht über sein Gesicht und er haucht mir einen sanften Kuss auf die Wange. Ich sitze da und halte seine Hände. Marc legt seinen Kopf zurück und schließt die Augen.

Ich umschließe seine Hände und streiche sanft mit dem Daumen immer wieder über seinen Handrücken. Ganz sanft hauche auf ihn einen Kuss. Kurze Zeit später merke ich wie Marc rhythmisch anfängt zu atmen und sein Bauch sich sanft auf und ab bewegt. Er scheint eingeschlafen zu sein. Ich sitze aber weiterhin an seiner Seite und halte einfach seine Hand fest. Meine Augen brennen, doch ich will ihn nicht aus den Augen lassen. Ich hab viel zu viel Angst, dass so etwas noch einmal passiert!

Doch auch irgendwann brennen mir die Augen zu sehr und ich muss dann wohl eingeschlafen sein.

Knall.

Blitzartig schrecke ich aus dem Schlaf auf und starre in den hell erleuchteten Raum. Auch Marc ist aufgeschreckt er sitzt kerzengerade im Bett und seine Augen zeigen Angst. Sie starren in Richtung Tür. Ich drehe mich dorthin und sehe dort einen Mann stehen. Er scheint sauer, wütend. Es sieht so aus als wolle er gleich auf uns losgehen. Marc klammert sich plötzlich von hinten an mich und versteckt sich hinter mir. Sein Körper zittert und er ist geschockt.

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