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Du duftest wie Liebe

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Vorwort

Oberflächlichkeit, der schnelle Sex; all das wurde und wird immer wieder angeprangert und doch auch immer wieder praktiziert. Auch von mir; sowohl das Eine, wie das Andere. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb war ich verwundert über mich selber, als ich die Idee zu diesem kurzen Text hatte. Vielleicht, weil ich mich seit einem Jahr anders mit Themen wie Vertrauen, Sicherheit und Liebe auseinandersetze.

 

Wir hatten Sex. Bis gerade eben.

Jetzt ist es still im Zimmer. Der Raum war erfüllt von lauter Lust. Jetzt ist es wieder still. Die CD ist längst verstummt, ohne dass es aufgefallen wäre. Jetzt ist es wieder still im Zimmer.

Du liegst in meinem Arm, dein Kopf an meiner Schulter. Deine Augen sind geschlossen aber du schläfst nicht. Du lächelst, tiefer Atem, als würdest du doch schlafen aber du schläfst nicht, obgleich du gerne in meinen Armen schläfst. Ganz still liegst du da, schwer, sanft, feucht von Schweiß und Samen auf deiner Brust; mein Samen und deiner; mein Schweiß und deiner, egal, beides wird Eins, so wie wir es wurden, so wie es sich auch an mir vermischte, als wir uns vermischten.

Ich streichle dich und schaue dich an, wünsche mir beinahe, dass du die Augen nie öffnest, nie mehr etwas sagst, dich nie wieder von mir weg bewegst, dort bleibst, in meinem Arm, schwer, warm, atmend, an mich geschmiegt, deine Hand streicht still über meinen Rücken, deine Stirn ist ganz glatt, ohne einen Zweifel zwischen den Augen, ohne Falten, die sinnlos denken, denn über uns haben wir genug gedacht, zu lange, zu viel, zu oft, zu laut, zu leise, zu sehr mit dem Kopf. Zu wenig mit uns.

Ich schaue deinen Körper an, wie er da liegt. Ein Mann. Ein schöner Mann in meinen Augen. Ich frage mich, was aus all meinen Brad Pitts geworden ist. Sie sind fort, weggewischt zurück in die künstliche Welt aus der sie kamen. Weggefegt mit spielerischer Leichtigkeit von dir, der anders ist. Ganz anders.

Meine Hand gleitet über deinen Arm. Ein kräftiger Arm, der gut halten kann. Deine Schulter ist dicker geworden, seitdem du wieder etwas Sport machst. Genau wie dein kleiner Bauch, seitdem du so viel am Schreibtisch sitzen musst. Ganz anders halt.

Deine Brust ist schön. Ich kann mich an sie lehnen und sie fühlt sich warm an, wenn du dich an mich lehnst und ich deinen Herzschlag spüren kann. Mit einem Finger umspiele ich eine Brustwarze und du brummelst, so dass ich es bleiben lasse; zu früh nach dem, was vorhin schon war. Lieber streiche ich den dünnen Haaren zum Bauch nach, spiele mit ihnen, kraule dich ein wenig, gleite tiefer, stupse nur zärtlich gegen dein Glied.

Deine Beine mag ich. Stark, sie können viel tragen, auch mich, wenn es sein muss, mal für mich laufen, wenn ich nicht kann, so wie ich für dich laufe, wenn du mal nicht kannst. Gute Beine sind das. Du magst deine Knie nicht, sagst du oft, sie sehen blöd aus, sagst du oft, sind früher knorpelig geworden vom Sport; und genau das mag ich, denn sie passen zu den starken Beinen. Starke Beine sind anders schön; ganz anders.

Die Haare an deinen Beinen werden zur Körpermitte immer dichter, das macht Lust, und hättest du jetzt eine Hose an, so würde ich vorsichtig versuchen, sie zu heben, wegzuziehen, ohne dich zu stören. Ein Duft, der uns früher peinlich war, als wir erwachsen wurden, denn da veränderte er sich, begann überhaupt erst da zu sein, so dass er früher ein Geruch war, ein merkwürdiger Geruch, unklar, ob er etwas Unsauberes an sich hat, bis er vom Geruch schließlich zum Duft wurde, wie jetzt. Dein Duft und mein Duft.

Das Zimmer ist davon erfüllt. Schwer, beinahe dampfend, ein wenig süßlich, Schweiß zweier Männer, Samenflüssigkeit und dieser schier unbeschreibliche Duft von Lust. Pheromone, sagt die Biochemie, die auch immer nur denken kann.

Dieser Duft braucht keinen Namen, man kann ihn greifen, fühlen, schmecken, spüren, sich darin verlieren.

Ich schmecke noch Deinen Lusttropfen auf meinen Lippen, streiche mit einer Hand die Innenseite deiner Schenkel bis zum Glied, berühre es wieder ganz sanft und sauge dann deinen Duft von meinen Fingern tief in mir auf um ihn mir zu merken, um mir dich auf ewig in mein Gedächtnis zu brennen, denn in meinem Herzen bist du schon.

Das ist dein Duft, der früher vielleicht ein Geruch war, dir vielleicht unangenehm oder peinlich war, als er anfing, weil du zum Mann wurdest, deshalb neu war, unbekannt, merkwürdig fremd und störend, weil er nicht so war, wie vorher.

Jetzt ist es dein Duft. Würzig, warm, wohlig, ein Duft, der gut schmeckt, der erfüllt und ausfüllt. Dieses Zimmer mit sich ausfüllt, mich mit dir ausfüllt, den ich aufsauge und am liebsten bewahren möchte, weil es dein Duft ist. Er vermischt sich mit dem meinen und beide erfüllen das Zimmer mit uns. Nicht nur die Körper, nicht nur die Stimmen, die gerade still sind, auch unser Duft; und ich drücke dich sanft an mich, dich, der so ganz anders ist, der sich dabei so wunderbar gut anfühlt, den ich entdeckt habe, erst noch entdecken musste, dessen Augen, die gerade geschlossen sind, ich schon kannte, als ich den Körper fand und ihn doch schön fand, obgleich er anders ist, als diese anderen.

Dieser Körper duftet. Nach dir, denn du bist dieser Körper, mit seinem Herzen, dass ich schon kannte, seinem Wesen, dass mir nah war, bevor wir uns nah waren, seiner Seele, die verwandt ist mit meiner, es schon war, bevor wir einander trafen, uns sahen, sprachen, lachten, irgendwann tanzten und irgendwann bemerkten, dass wir inzwischen alleine waren, mit uns, miteinander, gemeinsam. Ganz anders.

Dein Duft liegt schwer in der Luft, vermischt mit meinem, so vermischt wie wir. Dein Duft ist wohlig und warm. Dein Duft schmeckt nach dir, ich möchte mich damit umgeben, darin eintauchen, ihn halten, behüten, mich mit ihm einhüllen, hineinschmiegen, mich von ihm streicheln lassen, tragen lassen, auf ihm liegen, in ihm liegen, ihn auf mir spüren, so wie ich mich mit dir einhüllen möchte, so wie ich dich jetzt einhülle, während du in meinem Arm liegst, ich dich sanft an mich drücke und ich dich spüre, deinen Duft einatme und dich genieße.

Denn du duftest wie Liebe.

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