zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

A new Order

Teil 1

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

ein nicht autorisierter STAR WARS Roman

Hallo,

pünktlich zur Veröffentlichung der 2. Episode, »STAR WARS – Angriff der Klonkrieger«, habe ich es geschafft, den ersten Teil meines neuen Romans – meine erste STAR WARS Geschichte - fertig zu bekommen. Ich hoffe, dass die SW Fans mit der Geschichte zufrieden sind. Für diejenigen, die keine Ahnung haben, wie die Geschichte um Luke, Leia und Han Solo nach »Die Rückkehr der Jedi-Ritter« weiter geht, habe ich eine kurze Passage geschrieben, in welcher die wichtigsten Ereignisse zusammengefasst werden.

Wer sich weitere Informationen über das STAR WARS Universum zu Gemüte führen möchte, sei auf die diversen Internetseiten und anderen Veröffentlichungen verwiesen. Inspiriert wurde die Geschichte, neben den Filmen, von den Romanen der Serie »Young Jedi Knights«, der Autoren Kevin J. Anderson und Rebecca Moesta.

Alles ist natürlich reine Phantasie und mit dem Lucas'schen Kodex nicht abgestimmt. Ich wollte eine nette Geschichte schreiben, kein Drehbuch zu einem STAR WARS Teil XXL.

Viel Spaß beim Lesen,

Björn


Legal Disclaimer

Die Geschichte ist frei erfunden. Sie beruht auf den Ideen von Georg Lucas und den STAR WARS - Filmen. Alle in der Geschichte verwendeten Personen sind das Eigentum von G. Lucas und LucasFilm Ltd.

Vervielfältigung und Abdruck nur nach ausdrücklicher Genehmigung des Autors. Nicht autorisierte Vervielfältigung, Vermietung, Verleih, zusätzliche Veröffentlichung und Verwertung ist verboten. Es gilt das deutsche Urheberrechtsgesetz. Sämtliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig.

Sämtliche Verwertungsrechte  liegen beim Autor. Gerichtsstand bei allen Streitigkeiten ist der Wohnort des Autors.

Exklusiv bei: Nickstories (http://www.nickstories.de)

Originalcopyright © 2002 Björn O. Fehr - alle Rechte vorbehalten

Vorgeschichte

Es handelt sich bei dem vorliegenden Roman um eine Weiterführung der Handlung des SF-Epos STAR WARS. Die Geschichte spielt Jahre nach der Vernichtung des Todessterns und dem Tode von Imperator Palpatine in dem Film »STARS WARS VI – Return of the Jedi«. Wie in den, von LucasFilm autorisierten Nachfolge-Romanen beschrieben, gehe ich davon aus, dass Han Solo und Leia geheiratet und drei Kinder haben: die Zwillinge Jacen und Jaina – ein Junge und eine Mädchen – und den eineinhalb Jahre jüngeren Sohn Anakin.

Alle drei Kinder haben großes Potential mächtige Jedi zu werden. Sie beginnen schon in jungen Jahren mit dem Unterricht, auf der von Luke Skywalker neu gegründeten Akademie, welche sich auf dem Waldmond Yavin 4 befindet, dem ehemaligen Stützpunkt der Rebellen in STARS WARS IV.

Jacen und Jaina sind zu Beginn meiner Geschichte 17 Jahre alt. Luke dürfte so auf die 40 zugehen, wie auch Han und Leia, die seit einigen Jahren Staatschefin der Neuen Republik ist.

 

Keine Emotion – Frieden.
Keine Unwissenheit – Wissen.
Keine Leidenschaft – Gelassenheit.
Keinen Tod – Energie.

(Kodex der Jedi)

- 1 -

Langsam senkte sich die Sonne, lies die Schatten länger und länger werden. Luke Skywalker stand auf dem Dach der neuen Jedi Akademie und sah wie der große Feuerball langsam hinter dem Horizont verschwand. Der Stein unter ihm war warm. Der alte Tempel auf dem Dschungelmond Yavin 4 war einst die Basis der Rebellen gewesen. Von hier aus hatten sie die erste entscheidende Schlacht gegen das Imperium geführt und Luke war es gewesen, der den Todesstern letztlich vernichtet hatte. Dank eines Protonentorpedos, der, gelenkt durch seine von der Macht geschärften Sinne, direkt getroffen hatte. Seit diesem Tag waren Jahre vergangen. Auch damals war er hierher gekommen, hatte auf dem Dach des Tempels gestanden. Schon damals war er allein gewesen.

Auch wenn er damals die Gefühle nicht wirklich hatte deuten können, war ihm an sich klar gewesen, dass Leia sich letzten Endes für Han entscheiden würde. Sie waren Geschwister, Luke und Leia hatten es von Anfang an gefühlt, woraus auch ihre große Zuneigung zueinander resultierte, die beide anfänglich verwirrt hatte.

Allein hatte Luke auf diesem Dach gestanden und über seine Zukunft nachgedacht. Seine Familie war tot, sein Lehrer Ben Kenobi ebenfalls. Einziger Halt waren seine Freunde.

Heute stand er wieder hier und wie damals war seine einzige Begleitung der kleine Droide, der ihm seit vielen Jahren treu war, nie von seiner Seite wich. R2-D2 stand ruhig neben seinem Herrn. Geduldig wartete er, bereit Luke stets zu begleiten wohin diesen der Weg auch führen würde.

Luke wartete, bis die Sonne komplett versunken war. Langsam erstarben auch die Geräusche des Tages und die Nacht senkte sich auf Yavin 4. Die drückende Wärme wich langsam. Ein leichter Wind kam auf, trocknete den Schweiß auf Lukes Stirn. Denn auch, wenn seine Jedi Ausbildung ihm ermöglichte, seine Körperfunktionen zu kontrollieren, so sah er darin jedoch keine Notwendigkeit. Immer wieder erinnerte sich Luke an Meister Yoda, seinen alten Lehrer, wie dieser in den Sümpfen von Dagobah gelebt hatte und sich seiner, durch die Macht verliehenen Fähigkeiten, kaum bedient hatte. Auch wenn er seit der Siegesfeier auf dem Mond Endor den Geist des alten Meisters nie wieder gesehen hatte, so begleitete ihn die Erinnerung an Meister Yoda stets. Einzig die tiefe Einsamkeit machte Luke hin und wieder zu schaffen – wie damals, so war er auch heute allein.

Natürlich hatte er mit vielen Leuten Kontakt. Täglich sah er seine Schüler, diskutierte mit ihnen, lehrte sie die Wege der Macht. Immer wieder kamen alte Bekannte, Politiker und Wissenschaftler der Neuen Republik und manchmal auch neue Anwärter, suchten seinen Rat, oder seine Hilfe. Und natürlich besuchten ihn Han und Leia. Nicht zu vergessen waren Jacen, Jaina und Anakin, die Kinder von Han und Leia, alle drei Adepten der Macht und junge Jedi. Vieles hatten seine beiden Neffen und seine Nichte bereits durchgestanden und insgeheim war Luke sehr stolz auf die drei jungen Mitglieder seiner Familie, auch wenn er dies niemals offen zugegeben hätte. Denn er mußte für alle seine Schüler gleichermaßen Lehrer sein, niemanden durfte er bevorzugen. Gerade weil es sich um seine Familie handelte, blickten die Augen der anderen noch aufmerksamer auf ihr Verhältnis. So war es nicht weiter verwunderlich, dass die drei ihn während des Unterrichts mit »Meister Skywalker« ansprachen, auch wenn sie ihn normalerweise »Onkel Luke« nannten.

Luke kehrte aus seinen Gedanken zurück ins Hier und Jetzt. Er musste plötzlich lächeln, als er die Stimme Yodas in seinem Kopf beinahe tatsächlich hörte: »Mit seinen Gedanken nie war er bei der Sache, nie ganz bei dem, was er tat…«

Luke gestattete sich ein leises Lachen und streckte sich langsam. R2 drehte sein rot und blau leuchtendes »Auge« und piepste fragend.

Luke nickte. »Gehen wir, R2. Das Abendessen dürfte wohl fertig sein!« Der kleine Astromech-Droide piepste zustimmend.

Im Laufe der Jahre hatten Luke und R2 sich mehr und mehr aneinander gewöhnt. Mittlerweile konnte Luke sehr genau verstehen, was R2 durch sein Piepsen und Pfeifen sagte. Auch hatte R2 gelernt die verschiedenen Stimmungen seines Herrn immer besser zu erkennen und konnte darauf reagieren. Manchmal fragte sich Luke, wie sich der kleine Droide wohl fühlte, bis er sich daran erinnerte, dass R2 an sich keine Gefühle hatte. Ganz sicher war er sich da allerdings nicht.

Langsam zuckelte R2 hinter seinem Herrn die Rampe hinunter in den Tempel.


In der kleinen Halle, die den Mitgliedern der neuen Jedi-Akademie als Speisesaal diente, waren bereits die meisten Schüler Lukes versammelt. Anwesend waren die ganz jungen Schüler, unter denen sich auch Jacen, Jaina und Anakin fanden, da waren auch Cilghal, Tionne und Kyp Durron. Kam Solusar trug gerade noch ein Tablett mit Bechern herein. Seine ältesten Schüler waren mittlerweile Jedi-Ritter und unterstützen Luke bei der Ausbildung der jüngeren. Luke freute sich bei dem Anblick der munteren Gesellschaft. Sicherlich ließen sie vieles von dem Ernst vermissen, mit dem der alte Orden die Lehren der Jedi gewürdigt hatte, aber Luke fühlte, dass es wichtig war, ein Gefühl der Gemeinsamkeit zu schaffen. Und diese familiäre Atmosphäre trug dazu bei, sie miteinander zu verbinden und ihnen das Gefühl zu geben, ein gemeinsames Zuhause zuhaben.

Freudiges Rufen begleitete Lukes Eintreten. Wie immer lies sich Luke inmitten seiner Schüler nieder. Schon von Anfang an hatte er es abgelehnt, an einem der Kopfenden des großen Tisches Platz zu nehmen. Er war ihr Lehrer, aber nicht ihr Anführer. Es gab niemanden, der einem Jedi vorschrieb, was er zu tun hatte. Nur seinem eigenen Gewissen war ein Jedi verantwortlich, so lehrte es Luke seinen Schülern.

Während des Essens lies Luke seinen Blick langsam über die Gesichter der Anwesenden schweifen. Plötzlich spürte Luke, wie die Macht benutzt wurde, sah auf und bemerkte eine Schüssel, die drohend über Raynars Kopf hing und gerade umkippte. Luke erkannte sofort seinen jungen Neffen Anakin als den Urheber dieses Scherzes. Gerade als sich der Inhalt der Schüssel jedoch über seinen Rand ergoß, wurde die Suppe aufgehalten und schwebte wie gefroren in der Luft. Raynar sah erschrocken auf, starrte die seltsam erstarrte Suppe inmitten der Luft an.

Mit ruhiger Miene nahm Jacen eine Schüssel vom Tisch, hielt sie unter die Suppe und lies sie langsam hinein fließen. Ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten, stellte er die Schüssel vor Raynar auf den Tisch und setzte sich wieder, ohne seinen Bruder eines Blickes zu würdigen. Luke fühlte, wie Zorn in Anakin aufwallte. Doch der Junge war in der Lage seine Gefühle zu beherrschen.

»Sagte das Brathähnchen: Oh du meine Güte, ich kann nicht mehr fliegen! – Macht nichts, so braun und knackig wie du bist, stehen sie sicherlich gleich Schlange um dich mitzunehmen!«

Dieser lahme Witz von Kyp Durron lies die anderen auflachen. Auch Anakin konnte nicht anders als mitlachen. Luke nickte seinem Schüler mit einem leichten Schmunzeln anerkennend zu. Kyp verstand es, Spannungen abzubauen, bevor sie entstanden. Wie sehr hatte er sich doch verändert, seitdem er sich damals von der Dunklen Seite der Macht abgewandt hatte. Aus dem verbitterten und verlorenen Jungen, war ein witziger, umgänglicher Mann geworden und ein mächtiger Jedi. Innerhalb weniger Jahre hatte er sich vom Erzfeind der Neuen Republik zu einem anerkannter Kämpfer für Gerechtigkeit und die Ziele der Jedi entwickelt.

Viele der jüngeren Schüler sahen in Kyp Durron das ideale Bild eines Jedi-Ritter und hätte es einen Rat des neuen Jedi Ordens gegeben, Kyp hätte sicherlich einen Sitz in ihm gehabt. Doch Luke hatte keinen Rat eingeführt und keiner seiner Schüler hatte es gefordert. Die familiäre Art ihres Miteinanders hatte einen Rat bisher auch nicht notwendig gemacht. Diskussionen fanden immer wieder statt. Auch trafen sich die ältesten Jedi immer wieder um sich zu unterhalten, zu beraten und Überlegungen auszutauschen, doch nichts davon war eine wirklich offizielle Zusammenkunft. Jeder ging seinen eigenen Weg und wurde gegebenenfalls von den anderen aufgehalten, sollte einigen das Vorgehen nicht gefallen. Luke selbst hielt sich zurück, griff nur ein, wenn er das Gleichgewicht in Gefahr sah, das sie hier gemeinsam geschaffen hatten.

Luke sah seinen Neffen Anakin lachen und wusste, er würde ihn nicht an die Dunkle Seite verlieren. Anakin vergab schnell und vergaß solche Kleinigkeiten sofort. Luke widmete sich seinem Essen und plauderte ruhig mit Tionne, die ihm von einer alten Geschichte erzählte, die sie gelesen hatte. Abgelenkt sah er nicht, wie Jacen irgendwann aufstand und den Saal verließ.


Jacen fühlte sich müde. Er wußte eigentlich nicht so recht wieso. Doch plötzlich hatte ihn die Gesellschaft der anderen genervt. Alle waren ihm so laut vorgekommen. Also war er aufgestanden und gegangen. Selbst Tenel Ka's Gesellschaft wäre ihm gerade zuviel gewesen, auch wenn er sonst gerne in der Nähe der rothaarigen, jungen Frau war, die er zu seinen besten Freunden zählte.

Die Aktion seines Bruders, sicherlich nur ein dummer Scherz, hatte in Jacen ein seltsames Gefühl hervorgerufen. Es war ihm einfach nicht richtig vorgekommen, was Anakin da getan hatte. Die Macht sollte man nicht wie ein Werkzeug verwenden, wann immer es einem danach war. Sie war die Energie des Universum, hielt es zusammen. Jacen fand es einfach nicht richtig sie für so banale Dinge zu verwenden, wie sein Bruder es tat.

Doch selbst Jaina, seine Zwillingsschwester, war in diesem Fall ihrem jüngeren Bruder ähnlicher als ihm. Auch sie bediente sich der Macht als ein Werkzeug, als wäre es ein feinmechanisches Instrument. Doch Jacen hatte das Gefühl, dass es falsch war so zu handeln.

Ab und an war es deshalb schon zu einigen heftigen Diskussionen zwischen Anakin und ihm gekommen. Jacen mochte seinen Bruder, sehr sogar, aber in diesem Fall hatten beide unterschiedliche Standpunkte und keiner war bereit nachzugeben.

Jacen rieb sich müde die Augen. Seine Schritte führten ihn in sein Zimmer. Das leise Rascheln und die Geräusche der erwachenden, nachtaktiven Tiere, die er hier hielt, beruhigten ihn etwas. Er fühlte sich wohl, so umgeben vom Leben. Die unterschiedlichen Tiere faszinierten ihn immer wieder und manchmal konnte er stundenlang vor einem der Käfige ausharren, während er das darin befindliche Tier beobachtete.

Heute Abend jedoch streifte Jacen nur die Stiefel von seinen Füßen und lies sich in sein Bett fallen. Es war als würde ein schwerer Stein auf seiner Seele lasten, doch er konnte nicht begreifen warum. Was stimmte ihn in letzter Zeit immer so nachdenklich? Langsam fielen Jacen die Augen zu. Er versank in einem tiefen, unruhigen Traum.


Es war spät. Die meisten Schüler waren bereits zu Bett gegangen und auch Luke befand sich auf dem Weg in seine Räume. R2 rollte leise hinter ihm her, sein rot und blau leuchtendes Auge war die einzige Lichtquelle. Luke kannte den Weg im Schlaf und seine geschärften Sinne machten mehr Licht unnötig. Müde, aber zufrieden mit sich, schritt Luke dahin. Er freute sich auf sein Bett und den Schlaf. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen. Er hatte viel erklärt, war mit einigen Schülern im Dschungel unterwegs gewesen und hatte sie in den Jeditechniken unterrichtet. Und auch wenn ihm das Rennen und Laufen viel Spaß gemacht hatte, anstrengend war es doch gewesen, vorallem da er stets seine Augen auf allen fünf Schülern gleichzeitig hatte haben müssen.

Luke gähnte. Er hatte die Tür zu seinen Räumen erreicht. Seine Hand berührte den Sensor, der die Tür öffnete. Fast lautlos glitt die Tür auf. Luke machte einen Schritt und blieb plötzlich, wie angewurzelt stehen. Seine Haare stellten sich auf, ein lautloser Schrei drang an sein Ohr.

Alle Müdigkeit vergessen, sprang er herum und eilte zu Jacens Quartier. Was auch immer seinem Neffen passiert war, es war nicht gut.

Seltsamer Weise war niemand sonst auf den Beinen und es hatte sich auch keine Gruppe Jedi vor Jacens Zimmer eingefunden, um herauszufinden was dieser Schrei zu bedeuten hatte. Luke öffnete vorsichtig die Tür. Jacen saß, die Beine fest an den Körper gezogen, die Arme darum geschlungen, die Decke dazwischen, in seinem Bett. Sanft schien ein kleiner Leuchtglobus, warf ein warmes, gelbes Licht auf das Bett und den Boden. Mit großen Augen sah Jacen seinen Onkel an.

Luke schloß hinter sich die Tür. Mit ein paar schnellen Schritten war er an Jacens Bett, lies sich auf der Bettkante nieder.

»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er seinen Neffen.

Jacen nickte.

»Was ist passiert?«, fragte Luke.

Jacen schluckte, er zitterte leicht. Sein braunes Haar war wirrer den je, die sonst sanften, braunen Augen sahen Luke verängstigt an. »Es war ein Traum…«, stammelte Jacen, wie um sich selbst zu beruhigen. »Aber es war so wirklich…« Der junge Jedischüler starrte einen Moment ins Leere.

»Ganz ruhig«, Lukes Stimme war warm und beruhigend. »Es ist nichts passiert. Manchmal können Träume schlimmer sein als die Realität.« Er nickte, hatte er nicht selbst schon erlebt, wie sehr Träume einen belasten konnten?

»Willst du mir davon erzählen?« Er sah seinen Neffen fragend an.

Jacen schien einen Moment zu zögern.

»Du mußt nicht…«

Doch der Junge begann stockend: »Ich war irgendwo auf einem Planeten. Es war eine große Steinwüste. Ich wanderte hindurch – nicht allein. Ich fühlte mich so sicher. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber ich wußte er war hinter mir und dass ich nicht allein war… und ich lief ganz sicher, bis es plötzlich ganz finster wurde. Die grauen Steine glühten irgendwie seltsam. Und dann war da etwas, eine Person vor uns. Es war wie eine dunkle Bedrohung. Die Erde begann zu beben… ein Riss in der Erde verbreiterte sich, wurde zu einem Abgrund und ich stand direkt davor und konnte mich nicht bewegen, ich wäre in den Abgrund gefallen. Dann war eine Gestalt da und ein Blitz kam aus ihrer Hand und ich wäre gefallen. Doch da riss mich seine Hand zurück. Ich fiel nach hinten, sah ihn, der Blitz traf ihn in die Brust und er stürzte in den Abgrund. Ich konnte nur kurz sein Gesicht sehen, dann war er verschwunden. Ich schrie und wachte davon auf…«, Jacen verstummte.

Luke sah seinen Neffen verwundert an. Das war ein sehr dunkler Traum. Der Abgrund, diese drohende Gestalt und dann der Retter, der in den Abgrund fiel…

»Aber wieso bist du hier, Onkel Luke?«, fragte Jacen.

»Ich habe deinen Schrei gehört«, antwortete Luke. »Ich wundere mich nur, dass keiner der anderen ihn anscheinend gehört hat.«

Jacen sah seinen Onkel fragend an. »Was bedeutet das, Onkel Luke?«

Luke schüttelte den Kopf und sah seinen Neffen in die Augen. »Ich weiß es nicht, Jacen!« Er bemerkte, dass der Junge immer noch zitterte.

Beruhigend strich Luke durch das wirre Haar seines Neffen und plötzlich umarmte Jacen seinen Onkel, barg seinen Kopf an der Brust des Jedimeisters. Überrascht legte Luke die Arme um den Jungen und hielt ihn in den Armen.

»Keine Angst«, brummte er, während er Jacen in den Armen hielt. »Das wird schon wieder!«

Wie lange sie so saßen war beiden nicht klar. Irgendwann löste sich Jacen verlegen aus den Armen seines Onkels. Verschämt starrte er auf seine Bettdecke. Luke fühlte, dass es dem Jungen peinlich war, wie er sich verhalten hatte.

»Mach dir keine Sorgen, Jacen. Dafür ist doch die Familie da, einander zu helfen!« Er lächelte sanft. »Jeder ist mal schwach und einsam.«

Jacen sah auf, sah Luke in die Augen. »Auch du, Onkel Luke?«

Luke nickte.

»Und wer hält dich dann?«, fragte Jacen leise.

Luke sah seinen Neffen schweigend an.

Jacen  glaubte nicht, noch eine Antwort zu bekommen, als er leise, fast nur flüsternd die Antwort seines Onkels und Lehrers hörte: »Ich selbst!«

In der folgenden Stille sah Jacen seinen Onkel nur stumm an, dann, in einem Impuls, umarmte er Luke fest. Der Jedimeister lächelte etwas wehmütig. Onkel und Neffe lösten sich voneinander und Luke stand auf.

»Geht es dir besser?«

Jacen nickte. »Ich glaube, jetzt kann ich wieder schlafen!«

»Dann, gute Nacht!« Luke ging zur Tür.

»Nacht, Onkel Luke!« Luke öffnete die Tür. »Onkel Luke?«

Luke sah Jacen fragend an. »Ja?«

»Danke!«

Luke lächelte. »Gern geschehen! Schlaf gut und ruhige Träume!« Damit schloß er die Tür zu Jacens Raum hinter sich. R2 stand neben der Tür und erwartete seinen Herren. Leise fragend piepste er. Luke nickte ihm beruhigend zu. »Es ist alles in Ordnung, R2. Jacen hat nur schlecht geträumt!«

Mit einem beruhigten Fiepen schob R2-D2 sein Vorderrad heraus und rollte los, neben Luke her, zurück in das Quartier des Jedimeisters.


Der nächste Morgen kam Lukes Meinung viel zu früh. Trotz seines tiefen Schlafes und der Tatsache, dass er an sich erholt war, wäre er gerne einfach noch ein wenig liegen geblieben. Aber wie jeden Morgen, so trieb Luke sich selbst aus dem Bett.

R2 piepte ein »Guten Morgen« während er den Mechanismus betätigte, der die Vorhänge beiseite zog. Luke hatte sich, als er den Tempel bezogen hatte um die Akademie zu gründen, eines der Quartiere ausgesucht, die direkt an der Außenwand des gewaltigen Tempels lagen und daher Fenster besaßen. Er hatte es niemandem gesagt, aber er hatte mit ein paar Werkzeugen die Fenster nach seinem Geschmack verbreitert. So fiel das fahle Morgenlicht herein.

Nur mit einer einfachen Hose und einem engen Shirt bekleidet trat Luke auf den Gang. Sein Weg führte ihn hinaus, zum Ausgang, wo er jeden Morgen seine übliche Trainingsrunde begann.

Ein ganze Stunde lang dauerte sein Training, die Bewegungen waren ihm bereits vollkommen in Fleisch und Blut übergegangen. Dennoch war Luke aufmerksam und registrierte jede kleine Veränderung, paßte seine Sprünge den Veränderungen an. Ohne sich um all die Probleme zu kümmern, welche sie alle, und auch ihn, im Moment betrafen, rannte er, sprang von Baum zu Baum und war nur im Hier und Jetzt. Lange hatte es gedauert, bis Luke begriffen hatte, dass es nichts brachte sich den Kopf zu zermartern und sich mit all diesen quälenden Fragen zu beschäftigen, es jedoch sehr viel half, alle Probleme einmal zu vergessen und sich nur mit dem Moment zu beschäftigen. Ein Jedi nahm seine Umgebung und die Ereignisse wie sie kamen und reagierte darauf. Sich ständig mit einem »was wäre wenn?« zu befassen, führte einen nur auf einer destruktiven Spirale immer abwärts, zu Verzweiflung, Angst und damit zur dunklen Seite der Macht.

Als Luke leichtfüßig zurück zur Zikkurat lief, atmete er tief und gleichmäßig. Seine Sinne erfaßten den Dschungel intensiv, er war da, hier. An der Treppe angekommen, die ihn auf die zweite Ebene führte, kam Luke zum Stehen. Langsam und ruhig nahm er Stufe für Stufe. Als er auf der zweiten Ebene ankam, sah er, wie Jacen, ebenfalls nur mit Hemd und Hose bekleidet, begann die Außenwand des Tempels zu erklimmen. Mit der Hilfe der Macht kletterte Jacen geschwind wie ein Eichhörnchen. Luke sah ihm etwas überrascht zu. An sich war Jacen kein Frühaufsteher und mußte wiederholt aus dem Bett gescheucht werden.


Heute jedoch war Jacen früh erwacht. Er hatte sich aufgesetzt, nachdem er den Rest der Nacht ruhig geschlafen hatte und auf seinen Chronometer geblickt. Leicht ungläubig stellte er fest, dass es früh am Morgen war. Dennoch fühlte er sich ausgeruht und konnte nicht mehr länger im Bett bleiben. So beschloss er, da es bis zum Frühstück noch eine Weile hin war, aufzustehen und sich ein wenig mit seinem Training zu beschäftigen. Vielleicht würde ihn das ablenken und die dunklen Erinnerungen an den Traum verscheuchen, die ihn überfallen hatten, sobald er erwacht war. Eine Uniformhose und ein schwarzes, enges T-Shirt zog er an. Seine Tiere würde er nachher füttern, zur richtigen Zeit.

Jacen verließ seinen Raum, eilte zum Ausgang, wo ihn warme Sonnenstrahlen empfingen. Groß und mächtig hing Yavin, der große Gasriese, am Himmel, reflektierte das Sonnenlicht. Es war ein wundervoller Morgen. Im Dschungel hatten die ersten Tiere schon begonnen aktiv zu werden. Das Zirpen der Insekten wurde ab und an vom Kreischen der großen Vögel durchbrochen, die sich bereits auf der Suche nach den Insekten befanden. Jacen trat hinaus auf die Plattform und sah sich um. Niemand beobachtete ihn. Er konnte ein Grinsen nicht verbergen, als er sich der steilen Außenwand des alten Massassi Tempel zuwand. Jacen nahm Anlauf und rannte auf die Wand zu. Wieselflink suchte er nach Halt, begann die Wand in großer Geschwindigkeit zu erklimmen. Er konzentrierte sich völlig auf dieses Tun. Als er die dritte Ebene erreichte, sprang er empor, lies sich von der Macht hinauftragen. Er machte einen Salto und landete auf der Plattform.

Jacen holte tief Luft. Breit grinste er, mit sich sehr zufrieden. Er sah sich um, sah hinab auf das grüne Dach des Dschungel. Sein Blick fiel auf die zweite Plattform. Die Arme verschränkt, mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen, sah Luke zu ihm empor. Als er bemerkte, dass Jacen ihn gesehen hatte, hob er die Hand zum Gruß. Einen Moment lang fühlte sich Jacen unwohl. Er hatte sich unbeobachtet geglaubt. Die Anwesenheit seines Onkels war ihm nicht aufgefallen. Doch wenigstens war es nur Onkel Luke und niemand sonst gewesen, ja, wahrscheinlich konnte nur Luke, sein Lehrer, sich nähern, ohne das Jacen es auch nur ahnte.

Jacen erwiderte den Gruß und sprang in die Luft, über die steile Klippe hinweg. Er fühlte die Macht. Einen Salto schlagend kam er, indem er seinen Fall mit Hilfe der Macht bremste, mit beiden Beinen auf der zweiten Ebene zum stehen. Luke nickte ihm zu, anerkennend. Jacen fühlte, wie ihn das unausgesprochene Kompliment seines Onkels und Lehrers freute.

Ohne ein Wort zu sagen, sahen sich die beiden an und schlenderten gemeinsam zum Eingang.


In seinem Quartier zurück zog Luke das verschwitzte Oberteil aus und schälte sich aus der Hose. Er lies Hose und Hemd auf den Boden fallen. Nur mit einer eng anliegenden Unterhose bekleidet lief Luke in sein Badezimmer. Auf dem Weg zur Dusche verlor Luke auch das letzte Stück Stoff. Nackt trat er in die Kabine und aktivierte den warmen Wasserstrahl. Ein entspanntes Stöhnen kam von seinen Lippen. Das warme Wasser lockerte seine  Muskeln, massierte sie. Luke wusch sich den Schweiß von der Haut, seifte seinen ganzen Körper ein und duschte sich dann ab. Er gönnte sich noch eine Minute nur unter dem warmen Strahl der Brause zu stehen, dann stellte er das Wasser ab, griff ein großes Handtuch und begann sich abzutrocknen.


Jacen stand zur gleichen Zeit ebenfalls unter der Dusche. Das warme Wasser rann an seinem kräftigen Körper herunter. Er war braun gebrannt, da er, wenn er konnte, die meiste Zeit im Freien verbrachte. Seine braunen Haare waren wirr und verwuschelt, sie wollten sich einfach nicht bändigen lassen und Jacen sah auch gar keinen Grund dafür. Der Wasserstrahl war hart und prasselte auf seinen Rücken. Hart stand auch etwas anders, doch bevor Jacen dagegen etwas tun konnte, öffnete sich die Tür zum Duschraum und zwei andere Schüler kamen herein. So lies Jacen in seiner Duschkabine die Hände wieder sinken, drehte den Regler des Thermostaten zurück und schüttelte sich, als ihn das kalte Wasser traf. Doch es half und er konnte, ohne dass es ihm peinlich war, aus der Dusche treten. Etwas verwundert sahen Raynar und Taskin ihn an, überrascht Jacen schon um diese Zeit zu sehen. Doch Jacen nickte ihnen nur stumm zu, trocknete sich ab und zog sich an.


Beim Frühstück war es ruhiger als am Abend zuvor. Verschlafen saß Kam Solusar am Kopfende des Tisches, einen Becher heißen Tee in der Hand und sah müde umher. Er gähnte ruhig, ergriff die Teekanne und schenkte sich nach. Luke setzte sich zu ihm, nickte dem Jedi-Ritter nur stumm zu. Dieser quittierte Lukes Schweigen mit einem dankbaren Nicken, schob seinem Lehrer einen Becher zu und füllte diesen mit heißem, schwarzbraunem Tee.

Tionne und Kyp trugen Brot, Nahrungsriegel und kleine Gebäckteilchen auf. Zudem gab es eine seltsam anmutende Grütze in der grüne Algen schwammen und kleine, luftdicht verpackte Käsestückchen.

Luke kaute an einem Gebäckteilchen herum und trank seinen Tee, als er mit einmal aufsah.

»Wir bekommen Besuch!« Er lachte erfreut und stand auf. Das Gebäckstück in der Hand suchte er nach Jacen, Jaina und Anakin. »Han und Chewie sind im Anflug.« Und während er das letzte Stück Gebäck mit einem Schluck Tee hinunter spülte, sprangen die drei bereits auf. Gefolgt von ihren besten Freunden Lowie und Tenel Ka eilten die drei Solo-Kinder zum Ausgang. Luke folgte ihnen, nicht so schnell, denn er wußte, dass derFalkenoch etwas brauchte, bis er landen würde. Kyp schloß sich ihm an, ein erfreutes Grinsen auf dem Gesicht. R2 zuckelte nahe des Eingangs aus einem Gang und begrüßte Luke mit einem fragenden Pfeifen.

»Ja, es sind Han und Chewie.«


Als Luke aus dem Tempel trat, landete derMillenium Falkegerade auf der Plattform. Zischend zündeten die Bremsdüsen noch einmal kurz, dann senkte sich auch schon die Rampe hinab. Mit federnden Schritten kam Han Solo die Rampe herunter. Direkt hinter ihm war Chewbacca. Jaina war die erste die ihrem Vater in die Arme fiel, Anakin der nächste. Jacen war der letzte, er drückte seinen Vater fest. Han sah seine Kinder alle mit einem freudigen Lächeln an.

Luke kam über das Landegitter heran, gefolgt von Kyp und R2-D2. Han hatte sich in all den Jahren kaum verändert. Natürlich war er gealtert, das ging an niemandem vorüber, doch noch immer war er ungestüm und voller Tatendrang. Allein seine Familie hatte ihn etwas verantwortungsbewußter gemacht.

Han umarmte Luke freudig und klopfte ihm auf die Schulter.

»Hallo Großer, du siehst gut aus!« Han grinste seinen Freund an.

»Was treibt dich her?«, fragte Luke. »Oder bist du nur gekommen um uns zu besuchen?«

»Nicht nur«, erwiderte Han. »Aber das allein wäre sicher schon Grund genug!«

Luke nickte, begrüßte Chewie und führte seine Freunde zum Tempel. »Kommt rein, wir sind gerade beim Frühstück!«

»Dann haben wir es ja gut getroffen«, meinte Han.

Gefolgt von seinen Schülern begleitete Luke die Besucher hinein. Kyp und Han wechselten auf dem Weg einige Worte, die beiden Freunde hatten sich lange Zeit nicht gesehen.

»Er wird immer ruhiger«, dachte Han bei sich, während er Luke beobachtete, der gelassen neben ihm lief, in seine braune Jedi Robe gehüllt. »Ich frage mich, was er wohl von seinem Leben hat? « Han hatte sich diese Frage schon oft gestellt. Luke schien wenig gesegnet auf seinem Weg. Auch wenn er ein gefeierter Held war, eine große Stütze der Neuen Republik und vielen als neue Hoffnung galt, all das hatte Luke durch Mühen und Leid erworben. Seine Mutter hatte er nicht gekannt. Sein Vater, der gefürchtete Darth Vader, war in seinen Armen gestorben, nachdem es Luke gelungen war ihn zur hellen Seite der Macht zu bekehren. Leia, seine Schwester, war Staatschefin und die beiden hatten keine Zeit gehabt, die sie miteinander hätten verbringen können, nachdem sie erfahren hatten, dass sie Geschwister waren, schließlich hatte Han sie auch noch geheiratet. Manchmal hatte Han das Gefühl, er hätte Luke das letzte Stück seiner Familie damit genommen und er fühlte sich schuldig.

Und sein Leben als Jedimeister hatte dazu geführt, dass Luke noch isolierter wurde. Seine Schüler verehrten ihn, aber es gab wohl niemanden, der ihm ebenbürtig war und mit dem Luke seine Probleme hätte besprechen können. Doch wo sollte der Jedimeister auch eine Frau finden, die zu ihm paßte?

Aber vielleicht gab es ja Hoffnung. Jedenfalls waren die Informationen, die er bekommen hatte Grund genug für Han gewesen seine Frau auf Coruscant zurückzulassen und nach Yavin 4 zu fliegen.


In der Halle angekommen, wurden Han und Chewie begeistert begrüßt. Die beiden Gäste waren allen Jedi bekannt, immerhin handelte es sich um Helden. Zudem war Han General und der Ehemann der Staatschefin. Kam Solusar begrüßte die beiden Gäste mit Handschlag, Cilghal und Tionne wurden sogar umarmt. Bereitwillig rückten die Schüler beiseite um Han und Chewie Platz zu machen. Gemeinsam frühstückten sie und Han erzählte von den neuesten Ereignissen. Der Republik war es gelungen, die an sich fanatisch autarken Milesier, zu einem Bündnis zu bewegen. Des Weiteren hatte man begonnen, den galaktischen Senat wieder zu errichten, nachdem das alte Gebäude von Anhängern des Imperiums zerstört worden war.

Immer wieder kam es in den Randgebieten der Neuen Republik zu Auseinandersetzungen und Kämpfen mit den Imperiums-Treuen. Doch in den letzten Monaten waren die Erfolge der Neuen Republik und ihrer Verbündeten durchaus zufriedenstellend.

Han berichtete in diesem Zuge auch von einem seiner Einsätze unter dem Kommando des berühmten Admiral Ackbar, vor zwei Monaten im Ahnuat System.

Schließlich war es Cilghal, die aufstand und die Schüler an ihre Pflichten erinnerte. Ein wenig mürrisch standen die Schüler auf – zu gerne hätten sie Hans Erzählungen noch eine Weile zugehört – und begannen die Halle zu verlassen, um sich um ihr Training zu kümmern. Auch Jacen, Jaina und Anakin verabschiedeten sich zusammen mit Lowie und Tenel Ka von ihrem Vater und Chewie. Die älteren Jedi erhoben sich ebenfalls, sie hatten Unterricht zu geben. Kyp verabschiedete sich von Han, beide versicherten sich jedoch, heute Abend eine längere Unterhaltung zu führen, da Han beabsichtigte ein paar Tage zu bleiben, bevor er die lange Rückreise antrat.

Zuletzt blieb Luke mit Han und Chewie in der Halle allein zurück. Luke hatte den Arm lässig auf die Lehne seines Stuhls gestützt, in der Hand eine Tasse.

»Also?« Der Jedimeister sah Han fragend an.

»Dir kann man ja nichts mehr vormachen«, meinte Han.

»Konntest du noch nie!«, grinste Luke.

Chewie lachte bellend.

Han warf seinem Partner einen gespielt finsteren Blick zu, dann flegelte er sich auf seinen Stuhl. »Ich habe von einem corellianischen Händler ein paar interessante Informationen bekommen«, begann er.

Luke hob fragend die Augenbrauen.

»Diese Händler kommen ja ganz schön herum, wie du weißt.«

Luke nickte zustimmend.

»Nun, dieser Händler, Jarrek sein Name, erzählte mir, er sei auf seinen Fahrten einer Frau begegnet, die ihm berichtete, auf einem Planeten ihres Heimatsystems würde sich jemand befinden, der wohl ein Jedi sein könnte. Jarrek, den ich schon eine Weile kenne, wusste, dass die Information sicherlich recht interessant wäre und befragte sie genauer. Viel konnte die Frau nicht sagen. Sie sagte nur, dass es eine Erzählung gibt, wonach sich ein Jedi vor dem Imperium auf dem Planeten Kym geflüchtet hätte. Mehr wußte sie nicht!«

Luke sah Han durchdringend an. »Ein Jedi?«

Han nickte. »Vielleicht hat doch einer überlebt!«

Luke schüttelte den Kopf. »Meister Yoda hat zwar gesagt, dass es keine Jedi mehr gäbe und ich nach seinem Tod der letzte wäre…«

»Nun, ich weiß nicht viel über diese Sachen, aber vielleicht lag es an der Entfernung«, mutmaßte Han.

»Oder er hat sich ähnlich verborgen, wie Meister Yoda es getan hat!« Luke nickte. Er warf Han einen raschen Blick zu und dieser sah wie es in Lukes Gedanken hin und her ging. Doch bevor Luke sich in Spekulationen verlor, holte er einmal kurz tief Luft und beruhigte sich. »Ich lasse mir das mal durch den Kopf gehen«, meinte er ruhig.

Han nickte zustimmend. »Ich halte die Informationen jedenfalls für durchaus Wert ein paar Nachforschungen anzustellen.«

»Danke, Han!« Luke erhob sich. »Entschuldigt mich jetzt bitte, ein paar Schüler warten auf mich!« Er nickte seinen zwei Freunden zu. »Ihr seid hier ja auch zu Hause, ihr wisst wo eure Räume sind. Und wenn ihr mich sucht, dann fragt einfach einen der Schüler! Bis später!«

Gefolgt von R2 verließ Luke die Halle. Han und Chewie sahen ihm nach. Chewie lies ein leises, mitfühlendes Bellen hören. Han nickte ihm stumm zu.


Luke war auf dem Weg in den Hangar, wo früher die Jagdflieger geparkt worden waren. Heute verwendeten sie die große Halle als Übungsraum für den Umgang mit Lichtschwertern.

Der Planet Kym, Luke hatte irgendwann mal von ihm gehört, ihm jedoch keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt. Vielleicht sollte er das jetzt tun!

Luke erreichte den Aufzug, der ihn und R2 in den Hangar brachte. Fünf junge Schüler erwarteten ihn. Sie hatten Übungsschwerter bekommen und warteten aufgeregt auf ihre Übungsstunde bei Meister Skywalker. In den letzten Jahren hatten Luke und Kam Solusar zusammen an verschiedenen Lichtschwertern gearbeitet, um Übungsschwerter zu bauen. Ziel war es Lichtschwerter zu schaffen, die nichts anderes waren als Stäbe aus Licht. Es hatte viel Zeit gekostet und eine Menge Prototypen, die sie wieder demontiert hatten, bis es ihnen gelungen war. Die sechs Übungsschwerter, die sie geschaffen hatten, waren an sich keine Lichtschwerter. Sie waren stumpf, schnitten nicht, sie waren eher solide Lichtstäbe, gut geeignet den jüngsten Schülern ein Gefühl für die gefährlichen Waffen zu geben, ohne sie zu ernsthaft in Gefahr zu bringen. Natürlich konnte man mit solch einem Lichtstab jemandem den Kopf einschlagen, doch wenigstens schnitten die Schwerter nicht durch Fleisch und Metall wie ein heißer Draht durch Butter.

Luke nahm das sechste Übungsschwert auf und zündete es mit einem Knall. Die Klinge pulsierte in einem schwach bernsteinfarbenen Glanz.

Sie hatten eine bestimmte Art von Kristallen für die Herstellung verwendet, die Streen von einer seiner Reisen mitgebracht hatte. Der ehemalige Gasprospektor hatte die Kristalle aus einem Gasriesen gefischt. Wo immer er unterwegs war, hielt der Jedi-Ritter die Augen nach Kristallen offen, die man zur Herstellung von Lichtschwertern verwenden konnte. Da gute Materialien schwer und Lichtschwerter nach dem Fall des Imperiums nicht zu bekommen waren, musste jeden Möglichkeit genutzt werden. Immerhin sollte jeder Schüler zu gegebener Zeit sein eigenes Lichtschwert bauen können.

Luke begann den Unterricht mit einigen einfachen Schwertbewegungen. Seine jungen Schüler waren Anfänger und hielten alle das vierte Mal ein Schwert in der Hand. So lies sich Luke viel Zeit, korrigierte ruhig die Bewegungen und demonstrierte immer wieder. Als seine Schüler langsam ein Gefühl für die Bewegungen bekommen hatten, lies er sie allein weiter üben. Etwas am Rand des Übungsbereiches stand er, machte nur hin und wieder eine Bemerkung und sah den jungen Adepten der Macht zu.

Kym hieß der Planet! Luke erforschte seine Gefühle einen Moment, dann wand er sich zu R2 um, der neben ihm stand. »R2, besorge mir alle Informationen über den Planeten Kym.« Der kleine Droide piepste erfreut über die Aufgabe. Er fuhr das kleine Vorderrad aus um loszufahren und sich mit dem Hauptcomputer der Akademie zu verbinden.

Mit einer Handbewegung hielt Luke seinen tonnenförmigen Begleiter noch einen Moment auf. »Und überprüfe auch gleich den Status derShadow Chaser . Ich glaube, ich werde das Schiff bald brauchen!«

R2 zwitscherte zustimmend und rollte eilig davon.

Mit einem zufriedenen Lächeln sah Luke dem Astromech-Droiden nach, dann wand er sich wieder seinen Schülern zu und korrigierte ihre Bewegungen.


Jacen saß nachdenklich neben Tenel Ka auf dem Podium der großen Halle, wo Tionne ihren Schülern aus der Geschichte der Jedi erzählte. Doch Jacen achtete heute nicht auf Tionnes Erzählungen, seine Gedanken waren mit anderem beschäftigt. Tenel Ka stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Rippen. Erschrocken sah Jacen hoch.

Lowie, Jaina, Anakin und Raynar sahen ihn lachend an. Tionne hatte ihm wohl gerade eine Frage gestellt. Jacen sah die Jedi einen Moment lang an, ziemlich ratlos. Er hatte keine Ahnung, was Tionne gesagt hatte.

So zuckte er mit den Schultern. »Ich habe nicht zugehört«, brummte er verlegen. »Tut mir leid!«

Tionne sah ihn aus ihren silberfarbenen Augen ruhig an. »Ein Jedi muß sich auf die Sache konzentrieren, die vor ihm liegt, auch wenn ihn andere Dinge beschäftigen!«

Jacen nickte. »Ihr habt recht. Tut mir leid! Entschuldigt mich!« Damit erhob er sich und verließ den Kreis.

Überrascht sahen ihm die anderen hinterher. Tionne jedoch sagte nichts, ihre silbernen Augen verrieten keinerlei Überraschung oder Empörung, nur Ruhe.


Jacen verließ mit ruhigen, festen Schritten die große Halle, doch innerlich war er gar nicht so ruhig. Seine Gedanken flogen wie ein Schwarm Vögel bald hierhin, bald dorthin. Unruhe hatte ihn ergriffen, seitdem sein Vater heute morgen angekommen war. Sobald er die Halle verlassen hatte, lehnte sich Jacen mit dem Rücken gegen den harten, kühlen Stein des Tempels. Er zwang sich ruhig zu atmen, vermochte mit Hilfe der Jeditechniken seinen Geist zu beruhigen.

Die Unruhe war mit seinem Vater gekommen, also war es nur logisch dort zu beginnen. Mit Hilfe seiner, durch die Macht geschärften Sinne fand Jacen ihn recht bald. Sein Vater saß zusammen mit Chewie beinebaumelnd auf einer Brüstung des Tempel, vor dem Eingang auf der zweiten Ebene. Die beiden Freunde unterhielten sich ruhig. Han Solo sah seinem Ältesten überrascht entgegen.

»Jacen, was machst du hier?«

»Hi, Paps«, Jacen sprang auf die Brüstung und setzte sich neben seinen Vater. Er begrüßte Chewie mit einem Nicken.

Han sah seinen Sohn an, legte den Arm um ihn. »Hast du dich davon gestohlen?«, fragte er gutmütig.

Jacen nickte. »So in etwa«, brummte er. »Ich konnte mich nicht richtig konzentrieren.« Er sah seinen Vater an. »Weshalb bist du hergekommen?«

Han sah seinen Sohn überrascht an. »Ich wollte Luke ein paar Informationen mitteilen. Ich glaube, sie wären wichtig für ihn!«

»Was für Informationen?« Jacen sah seinen Vater mit seinen großen, cognacfarbenen Augen an.

Han grinste innerlich. Auch wenn er das Gefühl hatte seine eigenen Augen würden ihn ansehen, den Blick kannte er von seiner Frau. Und er wußte auch, dass Jacen nicht davon ablassen würde, bis er ihm den Grund für sein überraschendes Auftauchen erklärt hatte. Und warum sollte er es seinem Sohn auch nicht erzählen? So berichtete Han von den Informationen des Händlers Jarrek und von den Gerüchten, ein Jedi-Ritter hätte sich vor den Truppen des Imperiums auf den Planeten Kym gerettet.

Jacen hörte aufmerksam zu, bis sein Vater endete. In seinen Gedanken sah Jacen seltsame Bilder, sie ihn einerseits beunruhigten und andererseits faszinierten. Auch wenn seine Fähigkeit einen Blick in die Zukunft zu werfen nicht so ausgeprägt war wie die anderer Jedi, so spürte Jacen jedoch, dass es sich um eine wichtige Mitteilung handelte.

»Danke, Paps!«

Han sah ihn überrascht an. »Wofür?«

»Dass du es mir erzählt hast«, antwortete Jacen. Er umarmte seinen Vater kurz, schlug Chewie auf den Rücken und machte einen Salto rückwärts von der Brüstung. »Bis später!« Damit rannte er davon.

Han sah seinem Sohn kopfschüttelnd nach.

Chewie stieß eine Reihe von bellenden Lauten aus.

»Was soll das heißen, er kommt nach mir?«, fragte Han empört.

Jacen rannte durch den Tempel. Sein Ziel war die Kommunikationszentrale des Tempels. Dort hielt sich aller Wahrscheinlichkeit niemand um diese Zeit auf. Die Computer wurden zwar regelmäßig gewartet, doch die Jedi kümmerten sich vormittags um den Unterricht oder ihre eigenen Angelegenheiten.

Der junge Jedi öffnete die Tür zur Zentrale und fand seine Annahme bestätigt. Rasch eilte er an die Hauptkonsole, lies sich in den davor stehenden Sessel fallen, während er die Eingabekonsole aktivierte. Mit einem feinen Summen erwachte der große Bildschirm vor ihm zum Leben. Rasch tippte Jacen einige Befehle in den Rechner. Jaina wäre sicherlich schneller gewesen, doch Jacen wollte hierbei allein sein.

Er war so vertieft in seine Arbeit, dass er gar nicht bemerkte, wie sich die Tür zu Kommunikationszentrale erneut öffnete und R2 herein rollte. Erst als der Droide ein überraschtes Pfeifen ausstieß, fuhr Jacen erschrocken hoch.

»Mann, R2, hast du mich erschrocken!«

Der kleine Droide piepste fragend.

»Ich mußte was nachsehen!«, erklärte Jacen, seine Anwesenheit hier entschuldigend.

Der kleine Droide fuhr näher heran, sein kleines rotblaues Auge erfaßte die Informationen auf dem Bildschirm. Eine kleine Klappe an seinem tonnenförmigen Korpus öffnete sich und R2 schloß sich mit dem Terminal über seinen Computeranschluß zusammen.

Jacen sah, wie R2 seine Suche anhielt und modifizierte. Er betrachtete einen Moment den kleinen Droiden.

»Könntest du mir die Informationen über Kym auch geben, wenn du fertig bist, R2?«

Der kleine Droide drehte sein Auge ihm zu. Ein kleines Fenster auf dem Bildschirm öffnete sich: »Master Luke teilt die Informationen sicherlich mit Ihnen, wenn Sie Ihn fragen, Master Jacen!«

Jacen sah R2 leicht belustigt an. »Du bist ziemlich stur, oder?«

Ein einfaches  Piepen war die Antwort und das Fenster auf dem Schirm schloß sich wieder.

Achselzuckend stieß sich Jacen von der Tischplatte ab um aufzustehen. Er hatte eine Idee. Er rief R2 einen Gruß zu und verließ die Zentrale.


Das Übungsschwert in der Hand demonstrierte Luke seinen Schülern gerade eine Abwehr, als er plötzlich die Anwesenheit von Jacen fühlte. Er beendete die Demonstration, forderte dann seine Schüler auf, diese Abwehr zu üben.

Jacen trat neben ihn, den Blick auf den fünf jungen Schülern. »Nicht schlecht«, meinte er. »Ein bißchen ungelenk vielleicht noch«, brummte er.

Luke sah seinen Neffen an. Der Junge war mittlerweile genau so groß wie er selber und würde noch ein Stück wachsen, wenn auch nicht mehr viel. Mit seinen mittlerweile siebzehn Jahren war Jacen beinahe ausgewachsen.

»Was führt dich her? Hast du keinen Unterricht?«, fragte Luke ihn ruhig.

»Ich möchte mitkommen!«

Luke sah Jacen fragend an. »Wohin?«

»Kym!«

»Ah!« Jacen konnte Überraschung in den Augen seines Onkels lesen. »Woher…«, Luke brach ab. »Han!«

Jacen nickte. »Ich habe ihn gefragt!« Er sah seinen Onkel entschuldigend an. »Ich habe ein seltsames Gefühl, Onkel Luke! Als Paps mir davon erzählte, wollte ich sofort aufbrechen!« Er grinste. »Ich habe R2 in der Kom-Zentrale getroffen!«

Luke spitzte die Lippen zu einem angedeuteten Lächeln. »Soso!« Seine Augen sahen Jacen durchdringend an. »Wer weiß sonst noch davon?«

»Niemand!«

Luke nickte. »Gut!« Er sah seinen Neffen an, überlegte einen Moment. Jacen schien es für wichtig zu halten und Luke war zu sehr Jedi, als dass er die Gefühle seines Neffe ignoriert hätte. Zudem vertraute er Jacen. Schon oft hatte sich die Intuition des Jungen bewährt. Also nickte er zustimmend. »Einverstanden. Wir fliegen zusammen, aber nur wir beide!«

Jacen strahlte über das ganze Gesicht. »Danke!«

»Aber zu niemandem sonst ein Wort!«

Jacen sah seinen Onkel ernsthaft an. »Versprochen, Meister Skywalker!« Er grinste wieder.

»Okay!« Luke lachte, er hatte einen Einfall. »Und wo du schon da bist, kannst du mir auch helfen!« Er legte das Übungsschwert ab und klatschte in die Hände. Dann ergriff er das Lichtschwert an seiner Seite. »Gehen wir mal etwas weiter!« Und mit diesen Worten zündete Luke sein Lichtschwert. Zischend fuhr die grüngelbe Klinge hervor.

Jacens Klinge leuchtete smaragdgrün als Antwort.


Nachdem Luke und Jacen das Training mit den Schülern beendet hatte, welches Jacen unheimlich viel Spaß bereitet hatte, verließen sie den Hangar. Jacen trug die kleine Kiste mit den sechs Übungsschwertern. Der Aufzug trug sie auf die zweite Ebene, von wo aus sie die Kom-Zentrale ansteuerten. R2 begrüßte sie mit einem freudigen Pfeifen. Rasch spielte er alle Informationen über den Planeten Kym ab, die er in der Kürze der Zeit aus den Speichern des Computers hatte bekommen können.

Der Planet Kym war einer von vier bewohnten Planeten im Myrian Sektor. Nur einer der drei anderen Planeten, Arkyn, hatte größere Städte und nennenswerten Handel zu bieten. Doch das System war nie von besonderem Interesse für das Imperium gewesen. Es war schwierig zu erreichen, da der kürzeste Weg durch den Harves Nebel führte, einen riesigen Streifen aus Gasen, Meteoriten und Ionenstürmen. Und schon diese Reise durch den Nebel dauerte eine Woche. Da das System auch keine nennenswerten Rohstoffe besaß, war es ignoriert worden. Kym war der am weitesten von der Sonne Myrian entfernte Planet. Er hatte eine seltsam ellipsenförmige Umlaufbahn und nur auf einigen Teilen der vier großen Kontinente war Leben möglich. Einerseits herrschte auf einem, stets der Sonne abgewandten Teil des Planeten, ewiges Eis und ewige Nacht, dafür war ein anderer Teil eine Wüste in welcher die Sonne ununterbrochen, 27 Stunden am Tag hernieder brannte.

Die gemäßigten Zonen eigneten sich zudem nur bedingt für Ackerbau. Es gab Gebirgszüge und Seen, die direkt aneinander stießen. Ungefähr zwei Prozent des Planeten waren für die Bewohner wirklich nutzbar. So war die Bevölkerung sehr gering. Die Kymianer lebten meist in kleinen Dorfgemeinschaften, hatten Herden schafähnlicher Geschöpfe, die sie gemeinsam betreuten und in den Sommermonaten mit Schäfern ziehen ließen. Es gab Nomaden, die sich auf dem großen Netz von Flüssen und Seen mit Hilfe von Flößen bewegte und es gab kleine schwimmende Dörfer.

»Eine ideale Gegend für einen Jedimeister, wenn er sich verstecken will«, meinte Luke nach Sichtung der Daten.

Jacen nickte zustimmend. »Zwischen diesen Bergen und Gewässern hätten sogar Sturmtruppen ziemliche Schwierigkeiten.«

»Besonders, wenn die Einheimischen die Wege kennen, die Besucher aber nicht!«, fügte Luke hinzu.

»Das wird auch für uns nicht leicht werden!«, meinte Jacen.

»Wir haben einen Vorteil«, meinte Luke mit einem Lächeln.

Jacen nickte. »Wann wollen wir aufbrechen?«

»Hattest du für morgen was geplant?«, fragte Luke grinsend.

»Mmh?!«, machte sein Neffe gespielt überlegend. »Nichts, was ich nicht verschieben könnte!«, erklärte er dann mit einem Grinsen, welches Lukes ebenbürtig war.

»Dann wollen wir doch mal sehen, dass wir die Vorräte an Bord der Shadow Chaser bekommen!«


Zusammen mit R2 machten sich die beiden Jedi auf, um mit Kam Solusar, Kyp Durron, Cilghal und Tionne zu sprechen, den ältesten Jedi, die zur Zeit auf Yavin 4 waren. Luke fand Kyp und Cilghal zusammen mit ihren Schülern. Sofort erklärten sich die beiden bereit nach dem Unterricht in die Freie Halle zu kommen.

Tionne hielt noch immer Unterricht auf dem Podium in der Großen Halle. Luke flüsterte ihr nur kurz etwas zu, dann war er auch schon wieder aus dem Raum. Jacen war gar nicht erst mitgekommen um Fragen aus dem Weg zu gehen.

Den drahtigen und ruhigen Kam Solusar fanden Luke und Jacen in der Freien Halle, wo er still auf einem Kissen saß und meditierte. Ohne ihn zu stören ließen sich Luke und Jacen in zwei Sesseln nieder und warteten.

Die Freie Halle war nicht sehr groß. An sich war sie ein zwölfeckiger Raum, in deren Decke zwölf große Fenster eingelassen waren, die das helle Sonnenlicht herein ließen. Sechs der Wände bestanden ebenfalls aus Glas, während die anderen sechs Wände aus dem harten Gestein waren. Einst waren die Öffnungen, in welchen jetzt Fenster saßen, offen gewesen, weshalb der Raum den Namen Freie Halle bekommen hatte. Jetzt diente er als Treffpunkt der Jedi, wenn sie sich besprechen wollten. Es gab unterschiedliche Sessel in jeder erdenklichen Form, die in einem großen Kreis herum standen. In den Boden hatte Dorsk 81 und Kirana Ti, Jedi-Ritter und Schüler Lukes, das Symbol des Jedi-Ordens mit Hilfe von Laserbrennern eingelassen. Es schimmerte in herrlichem gelbgold in der hellen Sonne. Dieser Raum war ein Symbol, der die Jedi stets an die beiden Seiten der Macht erinnerte. Die jüngeren Jedi hatten begonnen von der Ratskammer zu sprechen.

Eine halbe Stunde später öffnete Kam Solusar die Augen. Er nickte den beiden Jedis zu.

»Hallo!« Kam erhob sich, schüttelte seine Gelenke.

Die Tür öffnete sich, Tionne kam herein. Etwas überrascht neben Luke und Kam Solusar auch Jacen hier zu sehen, setzte sie sich in ihren Lieblingssessel, ein großes, aus weichem Holz geschnitztes Ungetüm mit weichen, roten Kissen.

Lukes bevorzugte Sitzgelegenheit war eine halbrunde Sitzschale, mit einem hohen Rückenpolster und breiten Armlehnen. Jacen hatte sich einen einfachen Sessel neben den Stuhl seines Onkels gezogen und lümmelte sich darin, das rechte Bein über die Lehne gehangen.

Sie mussten nicht lange warten bis Kyp Durron und Cilghal gemeinsam herein kamen. So anmutig sich Cilghal setzte, so einfach plumpste Kyp in seinen Sessel, der neben der Calamarierin stand.

»Was gibt es denn so wichtiges?«, fragte er geradeheraus, wie es seine Art war.

»Jacen und ich werden auf Reisen gehen«, begann Luke. »Han hat uns Informationen gebracht, denen wir nachgehen wollen. Es ist möglich, wenn auch nicht besonders wahrscheinlich, dass noch ein Jedi-Ritter des alten Ordens überlebt hat. Jacen und ich werden versuchen herauszufinden ob das wahr ist!«

Die Jedi-Ritter sahen etwas überrascht auf. Nicht dass sie Lukes Beweggründe nicht verstanden hätten, die meisten der Jedischüler waren nur durch Lukes unablässige Suche nach fähigen Kandidaten zur Akademie gekommen, dass der Jedimeister jedoch Jacen mitnahm, fanden alle jedoch etwas seltsam.

»Ihr habt sicherlich eure Gründe, Meister Skywalker«, meinte Kam Solusar ruhig. »Aber mich würden sie dennoch interessieren, wenn Ihr sie mit uns teilen wollt!«

»Jacen und ich haben beide das Gefühl uns um diese Sache kümmern zu müssen. Es war nicht so sehr meine Idee ihn mitzunehmen. Jacen selbst hat mich darum gebeten, weil er etwas fühlt.«

»Dann habe ich sicherlich keinerlei Einwände«, erklärte Tionne mit einem Lächeln. »Und ich verstehe, warum du so abwesend heute Morgen warst, Jacen!«

Der Angesprochene wurde rot.

»Du hättest es nur sagen müssen«, fügte Tionne hinzu.

Jacen nickte. »Wie gesagt, es tut mir leid!«

»Ein Jedi, der seinen Gefühlen folgt, und sich des Augenblicks bewusst ist, muß sich nicht entschuldigen. Es wäre nur hilfreich, wenn er seinen Freunden sagt, warum er so handelt, damit sie es verstehen!«

»Ich werde es mir merken«, versprach Jacen mit einem leichten Grinsen.

Tionne nickte. »Wann wollt Ihr aufbrechen, Meister?«

»Morgen früh! Wir werden mit der Shadow Chaser fliegen!«

»Wenn Ihr es wünscht, werde ich Euren Unterricht übernehmen, Meister«, bot Kam Solusar an.

»Danke, Kam«, Luke nickte erfreut.

»Und ich werde dir helfen«, fügte Cilghal hinzu. »Schließlich soll nicht einer die ganze Arbeit machen müssen!«

Kam grinste. »Das würde ich eh nicht schaffen. Ich bin ein Jedi-Ritter, nicht allmächtig!«

Kyp lachte laut. »Wir werden das schon schaffen!«

Luke nickte zustimmend. »Das glaube ich auch! Ich vertraue euch völlig! Paßt auf euch auf.« Er erhob sich, gab Jacen mit einem Nicken zu verstehen ihm zu folgen. »Dann wollen wir mal die Ausrüstung zusammensuchen!«


Gemeinsam arbeiten Luke und Jacen zusammen mit R2 daran dieShadow Chaserstartklar zu machen. Sie brachten Vorräte an Bord und überprüften Antriebssysteme, Lebenserhaltung und machten alle anderen notwendigen Checks. Gegend Abend waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Matt schimmerte das schmale Schiff in der untergehenden Sonne.

Gemeinsam kamen die beiden Jedi zum Essen. Jaina, Anakin, Lowie und Tenel Ka erwarteten Jacen schon. Sie belegten ihn sofort mit Beschlag. Luke lies sich neben Han nieder, der direkt neben Jaina saß.

»Und?« Han sah ihn fragend an.

Luke nickte. »Morgen früh!«

»Allein?«

Luke schüttelte den Kopf.

»Ich fliege mit!«, erklärte Jacen ruhig. Seine Freunde und sein Vater sahen ihn mit großen Augen an.

»Wirklich?«, fragte Anakin, ein bißchen neidisch.

Jacen nickte. »Ich habe ein Gefühl, dass ich mit muss. Irgendwas ist an der Sache dran und ich will wissen was!«

Jaina legte ihrem Bruder die Hand auf die Schulter. »Sei vorsichtig!«

»Versprochen!« Jacen grinste. »Onkel Luke wird schon aufpassen, dass ich keine allzu großen Fehler mache!«

Der Jedimeister lachte. »Auf deine Haut solltest du mittlerweile selber achten können, Jacen. Immerhin seid ihr alle Jedi-Ritter.«

Die jungen Freunde strahlten vor stolz über das Lob des Jedimeisters. Han schmunzelte. Luke verstand es, jeglichen Missmut sofort zu zerstreuen. Bald schon plauderten die Freunde wie eh und je.


Am nächsten Morgen wurde Jacen von seinem Onkel in aller Frühe geweckt. Gähnend schälte sich Jacen aus seiner Decke, während er sich den Schlaf aus den Augen wischte.

Nur mit seinen Boxershorts bekleidet tapste Jacen in den Duschraum. Erst unter der Dusche fiel ihm ein, dass er keine Kleidung mitgenommen hatte. Kopfschüttelnd trat er aus der Dusche. Mit einem Grinsen sah sein Onkel ihn an, hielt ihm ein Handtuch entgegen.

»Du hast da was vergessen!«

Jacen nahm das Handtuch dankbar entgegen, denn nicht nur, dass er seine Sachen vergessen hatte, die übliche morgendliche  Reaktion hatte auch noch nicht nachgelassen. Seine Ohren leuchteten rot vor Verlegenheit.

Neben einem Handtuch hatte Luke auch daran gedacht seinem Neffen die richtige Kleidung mitzubringen. Rasch schlüpfte Jacen in die feste, beige Hose und ein ähnliches gearbeitetes Hemd.

»Hier!« Luke reichte seinem Neffen ein flaches Bündel aus braunem Stoff.

Jacen faltete es auseinander und sah, dass es sich um eine braune Jedi-Robe handelte. Mit großen Augen sah Jacen das Kleidungsstück an, als könne er es nicht ganz glauben.

»Ich wollte sie euch eigentlich an eurem Geburtstag in zwei Monaten geben«, erklärte Luke. »Aber ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt!«

Mit Begeisterung schlüpfte Jacen in die Robe. Der Stoff war angenehm warm. Ein fester Stoff, zudem weich und angenehm. Die Robe würde ihn kaum behindern.

»Danke!« Jacen strahlte und umarmte Luke übermütig. Lachend drückte Luke seinen Neffen kurz, dann meinte er: »Komm, lass uns starten!«

Es war noch dunkel, doch die beiden kannten den Weg. Als sie zum Ausgang des Tempels kamen, begann sich gerade ein Schimmer am Horizont abzuzeichnen. Am Landegitter erwartete sie eine kleine Abordnung. Jaina, Anakin, Lowie und Tenel Ka standen zusammen mit Kam Solusar und Han nahe derShadow Chaser .

Einer nach dem anderen drückte Jacen und verabschiedete sich von ihm.

Dann umarmte Han seinen Schwager. »Viel Glück, Kleiner!«

Luke grinste. »Keine Angst, ich pass‘ auf mich auf!«

Han nickte und machte Platz für den drahtigen Kam Solusar. Der Jedi trug die typische braune Jedi-Robe und reichte Luke die Hand. »Viel Glück, Meister Skywalker. Möge die Macht mit Euch sein!«

»Möge die Macht mit dir sein!«, antwortete Luke. Er nickte den anderen Anwesenden munter zu, wand sich jedoch ohne ein weiteres Wort um und schritt die Rampe hinauf zur Shadow Chaser .

Nachdem Jacen sich von all seinen Freunden verabschiedet hatte, umarmte ihn sein Vater fest. »Pass auf dich auf, Jacen!«

»Mach ich, versprochen!«

Han löste sich von seinem Sohn. Kam Solusar sah Jacen ruhig in die Augen. »Möge die Macht mit dir sein, mein Freund!«

»Danke!«, erwiderte Jacen. »Möge die Macht mit dir sein!«

Der Jedi-Ritter nickte stumm und trat zurück. Jacen atmete noch einmal tief durch, dann betrat er das Schiff. Am oberen Ende der Rampe angekommen, sah er sich noch einmal um, hob die Hand zu einem Gruß, dann betätigte er den roten Knopf an der Schleuse. Mit einem leisen Summen schloss sich das Schott.

Jacen eilte in das Cockpit derShadow Chaser , wo Luke bereits saß und mit R2 die letzten Startvorbereitungen abschloss.

»Dann wollen wir mal!«, meinte Luke und schenkte Jacen ein aufmunterndes Lächeln.

Jacen setzte sich in den Sessel des Kopiloten und schnallte sich an.

»Alles fertig?«

»Alles fertig!«, bejahte Jacen und R2 lies ein bestätigendes Zwitschern hören.

»Na dann!« Und mit diesen Worten zündete Luke die Triebwerke. Fauchend hob sich die Shadow Chaser in die Luft. Rasch gewann sie an Höhe. Innerhalb einer Minute hatten sie die Atmosphäre des Waldmondes hinter sich gelassen. Die samtene Schwärze des Alls mit seinen Millionen kleiner, funkelnder Sterne umfing sie. Sie waren unterwegs.


Der Antrieb der Shadow Chaser summte leise und monoton. Die mächtigen Hyperraum Triebwerke hatte Luke kurz nach dem Verlassen des Orbits um Yavin 4 gestartet. R2 hatte den Kurs bereits berechnet und eingegeben. Es würde einige Zeit brauchen, bis sie den Harves Nebel erreichen würden. Vor dem Nebel würden sie auf Unterlichtgeschwindigkeit gehen. Es war zu gefährlich, selbst für einen ausgebildeten Jedi, inmitten des Harves Nebel aus dem Hyperraum auszutreten. Ein vorbei fliegender Meteorit würde aus ihrem Schiff innerhalb von Sekunden einen Haufen Schrott gemacht haben, da sie einen Moment benötigten um den Schutzschirm hochzufahren. Das gefährlichste am Hyperraumflug war nicht der Flug sondern der Wiedereintritt in den normalen Raum.

Luke hatte sich für die sichere Methode entschieden, trieb sie doch nichts außer ihrem Forscherdrang selbst zur Eile. Er und Jacen hatten es sich in den schweren Sitzen in der Pilotenkanzel der Shadow Chaser bequem gemacht und spielten eine Partie Jedi-Go. Es handelte sich dabei um ein ganz normales GO-Spiel, welches sie jedoch nur im Geiste spielten. Sie sagten ihre Züge gegenseitig an und verschoben daraufhin in ihrem Geist die Steine. R2 diente als Referenz und Schiedsrichter. Jeder Spieler konnte das Spiel von R2 kurz holographisch darstellen lassen. Je seltener, desto besser. Jaina hatte sich das Spiel während eines langweiligen Fluges ausgedacht und es mit dem Bordcomputer gespielt. Nach und nach hatte sich die Idee verbreitet. Es war eine ausgezeichnete Schulung und zudem konnte man sich damit die Zeit sehr gut vertreiben.

Nachdem sie ihre Partie beendet hatten – Luke hatte sehr knapp, mit drei Steine Vorsprung gewonnen – machte sich Jacen daran etwas zum Essen zuzubereiten. Luke kontrollierte kurz ihren Flug, konnte jedoch keine Fehler feststellen und erhob sich, um sich ein wenig Bewegung zu gönnen. In dem kleinen Aufenthaltsraum der Shadow Chaser streckte sich Luke, führte einige Jedi Übungen durch.

Leise Musik spielte durch das Schiff. Jacen hatte den Computer mit entsprechenden Musikdateien gefüttert, bevor sie abgeflogen waren. Wenn sie schon eine Weile unterwegs waren, dann mit Stil. Mit zwei Sandwichs, voll beladen mit allem, was Jacen gerade sinnvoll erschienen war, kam der junge Jedi in die Pilotenkanzel, wo Luke mittlerweile wieder saß.

Mit einem Lachen betrachtete Luke sein Sandwich. »Andere hätten mit dem Belag drei oder vier gemacht!«

Jacen grinste breit. »Man lernt einfach zu handeln als Jedi!«

Luke verdrehte gespielt die Augen. »Wo hast du diese weisen Sprüche gelernt, Jacen?«

»3PO hat sie mir beigebracht«, antwortete der Junge.

»Oh je, was für eine Kindheit«, brummte Luke mitfühlend.

Jacen und sein Onkel grinsten sich über die Sandwichs hinweg an.


Der Flug ging ruhig vonstatten. Luke und Jacen verstanden sich gut, so gut, dass Luke sich beinah wunderte. Sie waren in vielen Dingen einer Meinung. Luke erinnerte sich an seine Jugend. Er selbst war überaus störrisch gewesen und hatte vieles erst im Laufe seines Lebens erfahren und gelernt. Jacen jedoch war bereits jetzt in vielen Dingen so weit, wie er selbst heute. Doch musste man auch die Erziehung und Situation des Jungen in Betracht ziehen. Als Sohn von Leia und Han hatte Jacen bereits in jungen Jahren so viele Abenteuer erlebt, dass es ihm gar nicht danach verlangte. Durch all die Erlebnisse, sei es die Schattenakademie oder auch die Angriffe auf Yavin 4 sowie die Neue Republik, hatte Jacen sämtliche Illusionen in Bezug auf Abenteuer verloren.

Der junge Jedi hatte, wie Luke in den Gesprächen herausfand, ein Verantwortungsgefühl entwickelt das bemerkenswert war. Das und die Tatsache, dass Jacen der Ansicht war, die Macht sei nicht dazu da als Werkzeug verwendet zu werden, sondern nur wenn es unbedingt notwendig war, führte Luke zu der Erkenntnis, dass sein Neffe und er sich sehr ähnlich waren. Wie Meister Yoda setzte auch Luke die Macht nur noch selten ein, verließ sich mehr auf seine eigenen Fähigkeiten und vertraute darauf, dass ihn seine Intuition leiten würde. Und Jacen schien dies ähnlich zu sehen.

So kam es auf der Reise zu vielen, ruhigen Gesprächen, in welchen Jacen und Luke sich darüber unterhielten, wie die Macht ihrer Meinung nach am besten einzusetzen sei. Darüber verging die Zeit so schnell, dass sie beinah verwundert aufsahen, als ein kleines Warnlämpchen anging und ein Summton sie informierte, dass sie die gewünschten Koordinaten bald erreicht hätten.

Rasch bereiteten sie alles für den Wiedereintritt vor, prüften noch mit den Sinnen der Macht, ob sie Schwierigkeiten zu erwarten hätten, dann deaktivierte Luke den Hyperantrieb. Mit einem leichten Ruck fielen sie zurück in den normalen Raum und die Sterne verwandelten sich wieder in kleine, leuchtende Punkte.

Vor ihnen lag ein riesiges Feld aus einem rötlich, weißen Gas: der Harves Nebel. Gesteinsbrocken, Gasblasen und andere Unannehmlichkeiten befanden sich in seinem Inneren. Luke ergriff das Steuer, zündete die Triebwerke und begann den Flug durch den Nebel.

Sie setzen ihre Jedi-Sinne ein, um eine sichere Passage zu finden. Es war äußerst gefährlich sich in den Nebel zu begeben, doch Jacen und Luke lösten sich auf dem Flug immer wieder ab. Es war eine ermüdende Prozedur, doch sie führte nach ein paar Stunden dazu, dass sich die beiden Jedi in einem fast tranceartigen Zustand befanden. Nichts war mehr wichtig. Und in diesem Zustand reduzierten sie ihren Energieverbrauch auf ein Minimum, reagierten nur noch auf die von der Macht verstärkten Sinneseindrücke und flogen das Schiff sicher durch den Nebel. Hin und wieder versanken Luke oder Jacen in eine Entspannungstrance, um danach erfrischt wieder zu erwachen und den anderen abzulösen.

Fast mechanisch aßen sie irgendwann. Zeit war kein Begriff, mit dem sie in diesem einzigen, gedehnten Moment etwas hätten anfangen können. Der Moment verging, als sie irgendwann die Sterne wieder sahen. Sie hatten den Nebel hinter sich gelassen.

Luke reckte sich müde und Jacen stoppte ihren Flug. Die beiden Jedi erhoben sich beinah gleichzeitig. In ihrem Aufenthaltsraum machten sie einige Dehn- und Streckübungen, aßen und tranken etwas und ließen ihre über alle Maßen beanspruchten Sinne ruhen. Schließlich schaltete Jacen die Musik wieder ein, die sie während des gesamten Fluges durch den Nebel nicht benötigt hatten, sie hätte ihre Sinne nur beeinflußt und gestört.

Nachdem sich die beiden Reisenden soweit erfrischt hatten, setzten sie sich wieder. Luke übernahm die Steuerung und flog sie in das Myrian System. Sie sahen die gleichnamige Sonne und konnten dank der von R2 geladenen Karten bald die Planeten identifizieren. Sie flogen an Arkyn vorbei, ließen Selkeyn hinter sich und steuerten auf Kym zu. In weiter Ferne konnte sie den letzten der vier Planeten, den riesigen Yrm erkennen.

Kym war ein wolkenverhangener Planet, der Luke stark an Dagobah erinnerte. Zwar gab es immer wieder Öffnungen in der Wolkendecke, doch schlossen sich diese so schnell, wie sie sich gebildet hatten.

Sie flogen über den in ewiger Nacht und Eis versunkenen Teil des Planeten und erreichten bald, den in Hans Bericht beschrieben Kontinent. Sie orteten kleine Dörfer, jedoch nicht eine Stadt. Auch Industrie oder große Maschinen schien es nicht zu geben. Mit ruhiger Hand landete Luke die Shadow Chaser auf einem Felsvorsprung, nicht weit von einem größeren Dorf entfernt, doch weit genug, so dass sie sicher sein konnten, dass ihre Landung beobachtet worde.

»Wie gehen wir vor?«, fragte Jacen seinen Onkel.

Luke zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Wir müssen erst mal herausfinden was für eine Mentalität die Leute hier haben. Ich denke, wir sehen uns mal das Dorf an. Vielleicht gibt es sowas wie eine Dorfkneipe. Dort können wir vielleicht Informationen bekommen!«

»Gut! Ich überlasse dir das Reden!«, meinte Jacen mit einem Augenzwinkern.

»Zu gütig, junger Schüler!«, erwiderte Luke mit einem Grinsen. »R2, du bleibst hier und bewachst das Schiff, okay?«

R2 piepste nicht sehr glücklich, stimmte jedoch zu.

»Das Gelände ist sehr schwierig«, erklärte Luke. »Wir würden dich die meiste Zeit tragen müssen!«

Der kleine Droide lies ein beleidigtes Zwitschern hören, als würde er dem Planeten die Schuld daran geben, dass er seinen Herrn nicht begleiten konnte.


In ihre Jedi-Roben gehüllt, die Kapuze auf dem Kopf, denn es nieselte leicht, wanderten Luke und Jacen los. Sie benötigten ungefähr eine Stunde, bis sie das Dorf erreichten. Der Weg durch die Berge war nicht einfach, doch sie hatten viel Übung, kamen daher gut voran.

Es waren vielleicht zwei Dutzend Häuser, alle aus festem Stein gebaut und mit Dächern aus Holzschindeln gedeckt. Holz und Stein gab es hier im Überfluß. Die wenigen bebauten Felder waren mit hohen Steinmauern geschützt, sei es vor Verwehungen oder vor Räubern. Auch machte das Dorf an sich einen sehr wehrhaften Eindruck. Die Häuser standen zum Ortsausgang hin dicht zusammen und bildeten mit ihren Rückwänden eine Mauer. Keine Fenster oder Öffnungen waren hier zu sehen, nur grauer, harter Stein. Der Eingang des Dorfes war ein breiter Durchgang zwischen zwei Häusern. Eine Straße aus geglättetem Stein führte in das Dorf, bis auf den Dorfplatz in der Ortsmitte. Die Bewohner des Ortes waren hauptsächlich Menschen. Jacen und Luke wurde aufmerksam betrachtet, jedoch nicht aufgehalten.

Wie Luke gehofft hatte, gab es ein Gasthaus, klar an seinem Schild zu erkennen.

Das Innere des Gasthauses bestand aus einem großen Raum mit tiefer Decke. Im Gegensatz zu den menschlichen Gästen, war der Wirt ein Dorianer. Seine Augen waren pechschwarz, wie zwei polierte Metallkugeln. Er hatte keine Haare, dafür kleine, grüne Schuppen. Sein Kopf war groß, nach hinten spitz zulaufend. Er trug einen braunen Overall und eine Schürze vor dem Bauch.

Luke und Jacen stellten sich an die Bar.

»Willkommen, Fremde! Was darf es sein?«

»Ein Alderanisches für mich bitte«, bestellte Luke und sah Jacen fragend an.

»Calamarischen Gin?!«

Der Wirt nickte zustimmend und Jacen grinste. »Okay!«

Kurz darauf brachte der Wirt ihnen das gewünschte. Jacen nippte an dem Getränk. Es hatte keinen Alkohol, war jedoch sehr spritzig und leicht säuerlich. Luke drehte sich zum Gastraum und musterte die Anwesenden über sein Glas hinweg. Es waren alles Menschen und, wie es aussah, Einheimische.

»Was führt sie in diese Gegend?«, fragte der Wirt, während er dabei war mit seinen vier Armen zwei Gläser gleichzeitig zu polieren.

Luke wand sich wieder dem Wirt zu. »Wir sind auf der Suche nach jemandem!«

»Ah ja!« Der Wirt nickte höflich.

»Ja, wir suchen einen Jedi!«

Die Augen des Wirtes veränderten sich nicht, sie blieben genau so schwarz, wie bisher. Auch sonst zeigte er keine Reaktion, nur die Stimmung im Raum schien sich ein wenig zu verändern.

Jacen spürte es ebenfalls sofort. Es gab eine Anspannung.

»Hier gibt es keine Jedi«, sagte der Wirt ruhig. »Wie kommt ihr darauf?«

»Ein Freund hat mir davon erzählt«, antwortete Luke. »Er sagte, es würde hier einen Jedi-Ritter geben!«

»Ich habe nie von einem Jedi hier gehört«, erklärte der Wirt.

Luke jedoch hatte das Gefühl, dass der Wirt nicht ganz die Wahrheit sagte. Jedoch nickte er nur. »Danke! Dann müssen wir eben weitersuchen! Ich habe nicht damit gerechnet jemanden zu finden, wäre ja zu schön gewesen!« Er seufzte und nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier.

»Können wir hier eine Unterkunft bekommen?«, fragte Luke schließlich den Wirt.

Dieser sah sie einen Moment lang an, dann nickte er. »25 Kasta!«

»Ich habe leider nur Daktaries«, erklärte Luke.

»Republikanische Credits?« Der Wirt brummte leise vor sich hin. »Also gut! Sechzig!«

Ohne zu Zögern zahlte Luke den unverschämt hohen Preis. Der Wirt führte Luke und Jacen eine Treppe hinauf zu einem Gästezimmer. Es war einfach, doch durchaus annehmbar. Luke und Jacen hatten beide schon viel schlimmere Unterkünfte gesehen.

Es gab zwei Betten, einen Schrank, sowie einen Tisch und zwei Stühle. Ein kleines Fenster gab den Blick auf den Dorfplatz frei. Schwere Vorhänge hingen davor. Die Temperatur wurde von einem kleinen Thermogenerator auf einem angenehmen Niveau gehalten. Die Wände waren aus einfachem, harten Stein.

»Wenn ihr noch etwas benötigt, ich bin unten«, erklärte der Wirt.

Luke nickte. »Sollte euch jemand einfallen, der vielleicht etwas über einen Jedi hier weiß…wir wären sicherlich nicht undankbar!«

Der Wirt wand sich um und verließ, ohne ein weiteres Wort, den Raum.

Jacen ließ sich auf eines der Betten nieder. »Mal sehen, ob wir heute Nacht ruhig schlafen können!«

»Ich bezweifle es!«, meinte Luke zuversichtlich.

Jacen schenkte seinem Onkel ein Grinsen. »Du warst ja auch nicht sehr zurückhaltend, verehrter Lehrer!«

»Warum auch?«, erwiderte Luke nur.

Sie machten es sich etwas bequemer, doch legten sie nur ihre Roben ab. Selbst die Stiefel behielten sie an. In der Nacht, es war wohl einige Stunden nach Sonnenuntergang, fuhr Luke plötzlich hoch. Jacen schlief und warf sich unruhig auf dem Bett hin und her.

Rasch erhob sich Luke und trat zum Bett, in dem der Junge schlief. Sanft schüttelte er seinen Neffen. Jacen fuhr aus dem Schlaf hoch, starrte Luke einen Moment lang an, dann stieß er den Atmen heftig aus.

»Mann, schon wieder«, brummte er leise kopfschüttelnd.

Luke sah ihn fragend an.

Jacen seufzte. »Wieder so ein Traum!«

»Und?«

Der junge Jedi schüttelte den Kopf. »Es war ziemlich real!« Er schien einen Moment zu überlegen. »Es könnte sogar dieser Planet gewesen sein!«

»Glaubst du, du würdest die Gegend wiedererkennen, wenn du sieht siehst?« fragte Luke.

Jacen nickte zustimmend. »Mit Sicherheit!«

Luke griff nach seiner Robe, hielt jedoch in der Bewegung inne. Jacen erstarrte und lauschte. Sie hörten leise Schritte auf dem Gang. Lautlos schlich Luke zum Fenster und sah hinaus. Dichter Nebel füllte den Dorfplatz, doch mit seinen durch die Macht geschärften Sinne, konnte Luke drei Personen erkennen, die neben einem großen Tier standen.

»Ein imperialer Trupp!«, flüsterte er Jacen leise zu.

Sofort erhob sich Jacen. Mit der Macht fühlte er um sich und bemerkte vor ihrer Tür mehrere Personen, die ihnen eindeutig feindlich gesonnen waren.

»Das Fenster?!«

Luke nickte zustimmend und warf sich seine Robe über.

Vorsichtig öffneten sie das kleine Fenster. Lautlos kletterte Luke auf das Sims und sprang. Jacen folgte ihm sofort. In diesem Moment öffnete sich mit einem Ruck die Tür.

»Keine Bewegung!«

Doch Jacen dachte gar nicht daran. Mit Hilfe der Macht katapultierte er sich über die Köpfe der wartenden Truppe hinweg, direkt neben Luke. Im Schutze des Nebels verschwanden sie, ohne bemerkt zu werden, in der Nacht. Gedämpft hörten sie Rufe hinter sich.

Sie machten nicht Halt um sich zu verstecken, sondern beschlossen sofort zur Shadow Chaser zurückzukehren. Fast völlig lautlos bewegten sie sich, zwei Schatten in Nacht und Nebel. Der Weg zurück dauerte eineinhalb Stunden. Dann sahen sie vor sich die Umrisse der Shadow Chaser. Mit Hilfe der Macht lies Luke R2 wissen, dass sie es waren, woraufhin der Droide sie einließ.

Wieder an Bord fühlten sie sich sicher. Die Shadow Chaser war nicht nur schnell und wendig, sie hatte auch eine hervorragende Panzerung. Es handelte sich um eine Entwicklung des Zweiten Imperiums, einen Prototypen, den Luke und Tenel Ka gestohlen hatten, als sie Jacen, Jaina und Lowie aus der Schattenakademie befreit hatten. Das Schiff war Luke von der Neuen Republik geschenkt worden, nachdem die Wissenschaftler es untersucht hatten.

Jacen ließ sich in den Sitz des Kopiloten fallen und gähnte müde. »Nicht mal richtig schlafen kann man auf diesem Planeten!«

Luke setzte sich und startete die Repulsordüsen. Langsam hob das Schiff ab. Die Unterlichttriebwerke schalteten sich ein. Ganz langsam lies Luke das Schiff höher steigen.

»Und wohin jetzt?«, fragte der Jedimeister seinen Schüler.

Ohne nachzudenken deutete Jacen in eine Richtung, gähnte erneut und sah dann erstaunt auf. Er zuckte überrascht mit den Schultern. »Ich glaube, wir sollten in die Richtung!«

Luke nickte zustimmend. »Wenn du das sagst!« Er drehte das Schiff und beschleunigte langsam. Sie flogen tief über den Planeten hinweg. Nach ungefähr einer halben Stunde setzte sich Jacen überrascht in seinem Sitz auf. Vor ihnen lag ein Tal, in welchem vielleicht ein halbes Dutzend Häuser standen.

Luke hielt direkt darauf zu. »Spürst es?«, fragte er Jacen ruhig.

Der Junge nickte.

»Ich fühle es seit ein paar Minuten«, gestand Luke. »Es ist kalt und dunkel!«

Jacen schluckte. »So ein Gefühl hatte ich in meinem Traum! Da unten beginnt irgendwo der Weg, den ich in meinem ersten Traum gegangen bin!«

»Ich werde landen«, meinte Luke schlicht. »Da vorne sieht es ganz gut aus!« Er deutete mit der Rechten voraus, während er mit der linken Hand das Schiff auf Kurs hielt.

Der Landeplatz, den Luke ausgewählt hatte, war eine kleine Fläche, uneben, aber groß genug für das Schiff. Langsam sank die Shadow Chaser unter Lukes Steuerung tiefer. Sanft setzte sie auf, kurz mussten die Repulsordüsen feuern, um die Unebenheiten auszugleichen, dann stand das Schiff still.

Luke erhob sich und auch Jacen mühte sich aus seinem Sessel. Er fühlte sich müde und abgelenkt. Einmal taumelte er sogar und wäre Luke nicht gewesen, er wäre sicherlich gefallen.

Besorgt sah Luke ihn an.

Jacen schüttelte sich. »Es geht schon, ich bin nur etwas benommen…«

»Versuch dich zu konzentrieren, entspann dich«, riet sein Onkel ihm.

Mit Hilfe der Meditationstechniken der Jedi griff Jacen in sich, suchte nach der Macht und der Ruhe in sich. Er benötigte länger als gewohnt, doch dann gelang es. Eine tiefe Ruhe erfüllte Jacen und seine Gedanken wurden klar. Die Macht hüllte ihn ein. Jacen spürte, wie dennoch etwas an seinen Gedanken zerrte, ihn jedoch nicht mehr erreichen konnte.

»Die Dunkle Seite der Macht ist hier sehr stark!«, erklärte Luke, als Jacen ihn auf das seltsame Zerren ansprach. »Es ist sehr viel stärker als auf Dagobah oder in dem Kleinen Tempel auf Yavin!« Luke runzelte die Stirn. »Sei vorsichtig!«

Jacen nickte. »Das werde ich, Meister!«

Luke lächelte einen Moment, dann wurde er wieder ernst. »Halt das Schiff bereit zum Start, R2. Es kann sein dass wir hier sehr schnell verschwinden müssen!«

Ein zustimmendes Piepsen war die Antwort.

Sie verließen das Schiff und lauschten in die Nacht. Nichts beunruhigendes war jedoch zu hören, nur das unangenehme Zerren fühlten die beiden Jedi. Langsam und ruhig bewegten sich Luke und Jacen zu der kleinen Ansiedlung. Je näher sie kamen, desto stärker spürten sie die Bedrohung. Es waren sieben Häuser, die sie in der Dunkelheit erkennen konnten. Nur das Licht der Sterne erhellte ihren Weg ein wenig.

Sie gelangten zum Rand der kleinen Ansiedlung. Die Häuser hier waren kleiner, als die in dem vorherigen Dorf. Auch schienen sie älter, waren jedoch in ähnlicher Weise erbaut. Die Dächer deckten Holzschindeln, die mit Moos überwuchert waren.

Kein Licht drang aus den Fenstern. Kein Laut war zu hören, fast als würde der Nebel sämtliche Geräusche verschlucken.

»Deckung!«, rief plötzlich eine durchdringende helle Stimme laut.

Luke und Jacen fuhren herum. Aus dem Nebel rannten weiß Uniformierte auf sie zu. Die Rüstungen schimmerten ganz schwach und waren nur durch den Nebel zu erkennen. Auf den ersten Blick erkannten Luke und Jacen die imperialen Sturmtruppen. Doch da war doch eine Stimme gewesen…?

Aus der Luft erschien plötzlich eine Gestalt vor ihnen. Sie trug graue Kleidung und war kaum im Nebel zu erkennen. Mit der Eleganz und Leichtigkeit eines Jedi wirbelte die Gestalt herum. »Kommt, rasch!«, vernahmen sie die helle Stimme wieder, diesmal leise, drängend.

Überrascht folgten Luke und Jacen der Aufforderung, eilten dem grauen Schatten nach. Hinter sich hörten sie die Sturmtruppen kommen. Die Gestalt vor ihnen führte sie in aller Eile durch das Dorf und darüber hinaus. Hastig rannten Luke und Jacen ihr nach, einen schmalen Weg entlang, den Jacen aus seinem Traum glaubte zu kennen. Sie kamen zu einem dichten Wald, in welchen sie ihr Retter führte. Zielstrebig rannte er voraus, bis er langsamer wurde und stehen blieb.

Jacen und Luke schlossen zu ihrem Retter auf und konnten zum ersten Mal einen Blick auf das Gesicht der Person werfen. In diesem Moment wurde es heller. In einem bläulichen Licht, dass plötzlich der Mond auf den Boden warf, als eine Wolke den Blick auf ihn frei gab, sah Jacen das Gesicht und erstarrte einen Moment.

Es war ein Junge, etwas älter als er selbst. Strohblondes Haar umrahmte ein ausdrucksvolles Gesicht. Zwei graublaue Augen leuchteten im Mondlicht, als Jacen dem Fremden in die Augen sahen. Der Junge war groß, ungefähr eine Handbreit größer als Jacen und kräftig gebaut. Unter seinem grauen Hemd zeichnete sich ein kräftiger Oberkörper ab. Er trug eine feste Hose aus grauem Stoff, eng anliegend.

Luke bemerkte, wie die beiden Jungen sich anstarrten. Keiner von beiden sagte ein Wort, sie starrten einander nur in die Augen, wie hypnotisiert.

Leise räusperte sich Luke. Die beiden Jungen fuhren zusammen, wie ertappt.

»Hallo!«, sagte Luke leise. »Vielen Dank für die Hilfe!«

Der fremde Junge lächelte. »Gern geschehen!« Er sah Luke an und musste sich scheinbar beherrschen, um nicht wieder zurück zu Jacen zu blicken. »Kommt mit!«

»Wohin?«, fragte Luke ruhig.

»Ins Dorf!«, entgegnete der Junge.

»Zurück?«, fragte Luke verwirrt und deutete hinter sich.

Der Junge lachte leise. »Nein, das ist nur Tarnung! Das Dorf ist dort hinten, im Schutz des Waldes!« Er deutete in Richtung des tiefen Waldes.

Leise, ohne kaum ein Geräusch zu machen, eilten die drei durch den Wald. Luke war klar, dass die Art, wie sich der Junge bewegte nur einem Jedi zuzuschreiben war.

Jacen musste sich sehr konzentrieren, um nicht zu stolpern. Der Anblick des Jungen war ein Schock gewesen. Es war der Junge aus seinem Traum, derjenige, welcher ihn gerettet hatte und in den Abgrund gefallen war…

Sie liefen gut zehn Minuten, bis sie vor sich plötzlich mehrere Häuser sahen, die inmitten des Waldes unter dichten Bäumen standen.

»Da wären wir!« Ihr Führer grinste. »Hierher kommen die Sturmtruppen nicht. Sie würden sich nur verlaufen! Der Wald ist gefährlich!« Er zwinkerte ihnen halb ironisch zu.

Luke lächelte, während Jacen versuchte nicht rot zu werden. Er wusste gar nicht, was mit ihm los war.

Der fremde Junge führte sie zu einem niedrigen Haus unter einem großen, weit ausladenden Baum. Eine kleine Treppe mit drei Stufen führte hinauf zu einer Veranda. Leichtfüßig sprang der Junge die Stufen empor. Noch bevor er die Veranda betrat, öffnete sich die Haustür. Gelbes, warmes Licht schien dahinter hervor und umrahmte eine hochgewachsene, schlanke Gestalt.

»Willkommen! Tretet ein!«


Im Inneren des Hauses war es trocken und warm. Luke fühlte regelrecht, wie das Zerren nachließ und verstummte, sobald er über die Schwelle trat und Jacen empfand es als unheimlich beruhigend. Sie befanden sich in einem großen, heimeligen Raum. In einem mächtigen Kamin prasselte ein helles Feuer. Darüber hing ein kleiner Kessel an einem Haken. Drei schwere, große Sofas mit weinrotem Bezug standen um einen niedrigen, dunkelbrauen Tisch. Direkt vor dem Kamin lag ein schwerer Teppich.

Zwei große, tiefliegende Fenster gaben den Blick auf einen wilden Garten und große Bäume frei. Vor einem der Fenster stand ein schwerer Tisch beladen mit Papieren, davor ein hoher Stuhl. Das Haus war aus großen Steinblöcken und dunklem Holz gebaut und vermittelte das Gefühl von Sicherheit und Behaglichkeit.

»Bitte setzt euch«, erbot ihr Gastgeber.

Luke lies sich auf einem der Sofas nieder, dann betrachtete er den Sprecher, der ihnen die Tür geöffnet hatte. Es war ein Mann, wohl in seinem Alter, auch wenn Luke das nicht so genau sagen konnte. Der Mann hatte volles, schwarzes Haar, das an einigen Stellen bereits sehr grau war und vollkommen durcheinander von seinem Kopf abstand. Seine Augen waren dunkel und ruhig. Er hatte ein schmales Gesicht, war sehr schlank, nur ein kleiner Bauchansatz verriet, dass er nicht mehr der Allerjüngste war. Er trug eine schwarze Hose und ein langärmeliges T-Shirt, ebenfalls in schwarz. Eine kleine Silberkette hing um seinen Hals und daran baumelte ein kleiner, runder, ebenfalls silberner Anhänger. Er ähnelte kaum dem Jungen, der ihnen geholfen hatte. Dieser hatte blonde Haare und war kräftiger, stämmiger.

»Habt ihr sie abgehängt?«, fragte der Mann den Jungen mit ruhiger, tiefer Stimme.

Der blonde Junge nickte. »Die sind wir los!« Er grinste.

Der Mann lächelte und setzte sich auf ein Sofa, Luke gegenüber. Mit einmal wurde Luke klar, was er schon die ganze Zeit über gefühlte hatte. Die Macht war stark in seinem Gegenüber. Ruhig sahen sich die beiden Männer in die Augen.

»Mein Name ist Luke Skywalker und das ist mein Schüler, Jacen Solo!«

»Mein Name ist Ryan Cay Rahn«, erwiderte der Mann freundlich. »Und das ist Kyle!« Er deutete zu dem Jungen, der sich auf dem Sofa in der Mitte nieder lies. Jacen setzte sich neben seinen Onkel.

»Was führt euch hierher, wenn ich fragen darf?« Ryan sah seine Gäste an.

Luke lächelte leicht. »Sie!«

Fragend hob Ryan die Augenbrauen.

»Jacen und ich haben uns auf den Weg gemacht, weil wir nach einem Jedi suchen, der das Imperium überlebt hat. Und ich glaube, wir haben ihn gefunden!« Luke sah Ryan fragend an.

Ryan Cay Rahn erhob sich langsam. Ruhig ging er zu dem mit Papieren beladenen Schreibtisch. »Da seid ihr zu spät gekommen. Meine Lehrerin ist vor einigen Jahren gestorben!«

»Eure Lehrerin?« Luke sah Ryan fragend an.

Ryan nickte. »Imi Rahn, die Tochter von Qu Rahn, war meine Lehrerin!«

»Ich habe von ihre gehört und natürlich von Qu Rahn, dem berühmte Schüler von Meister Yoda«, Luke lächelte erfreut.

Ryan nickte zustimmend. »Ja, sie war meine Lehrerin!«

Luke lächelte erfreut. »Dann seid auch ihr ein Jedi!«

»Na ja«, brummte Ryan. »Eigentlich habe ich mich nie als Jedi gesehen. Aber, wenn ihr meint…« Er sah Luke ruhig an. Schweigend sahen sich die beiden in die Augen, bis sie beide plötzlich lächelten.

»Es freut mich, dich gefunden zu haben, Ryan!«

»Ich bin froh, dass du dich auf die Suche gemacht hast, Luke!«

Lesemodus deaktivieren (?)