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Go West

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Inhaltsverzeichnis

Lukas

Jetzt war es also so weit.

Meine Zwillingsschwester und ich waren auf dem Weg zum Flughafen um unser neues Leben zu beginnen. Na ja, so neu war es eigentlich auch nicht.

Von der Geburt bis zu unserem achten Lebensjahr haben Lara und ich in den USA gelebt. Danach ist die ganze Familie wegen des Jobs meines Dad´s nach Deutschland gezogen und jetzt, neun Jahre später, ging es halt wieder zurück. Unsere Eltern sind schon vor einer Woche geflogen. Wir mussten jedoch noch den Rest Schule hinter uns bringen und haben in der Zwischenzeit bei unseren Großeltern gewohnt. Ich will mir gar nicht erst vorstellen, was die nachher am Flughafen für ´ne Show abziehen, wenn wir losmüssen.

Lara saß neben mir und sagte kein Wort, was bei ihr wirklich außergewöhnlich ist. Eigentlich war sie ein Mensch der gerne und viel redete. Um ehrlich zu sein, manchmal etwas zu viel für meinen Geschmack. Aber nicht, dass ich jetzt falsch verstanden werde, ich liebe meine Schwester wirklich über alles. Sie ist der einzige Mensch der weiß, dass ich schwul bin. Als Zwilling vertraut man sich eben bedingungslos.

Am Flughafen angekommen, waren unsere Großeltern doch nicht so schlimm wie ich es mir vorgestellt hatte. Eigentlich verlief die ganze Verabschiedung recht unkompliziert, obwohl ich zugeben muss, dass ich schon einige Tränen in den Augen hatte.

Ich war echt froh, dass ich jetzt nach den ganzen Formalitäten am Flughafen endlich zur Ruhe kommen konnte.

Lara die neben mir am Fenster saß, sah mich an.

“Und, hast du schon irgendwelche Vorstellungen, wie es sein wird, wenn wir nach so langer Zeit wieder zurückkommen?”

Ich zuckte nur mit den Schultern.

Ich meine, klar hatten wir die ganze Zeit über Kontakt zu meinem Onkel und meiner Tante, die auf einer Farm bei Rapid City leben, aber trotzdem, neun Jahre sind ja doch schon eine relativ lange Zeit, vor allem in unserem Alter.

Lara grinste vor sich hin, was nichts Gutes bedeuten konnte. “Ich bin gespannt wie dieser Matt aussieht. Wenn man nach den Kinderfotos geht, dann muss er jetzt ein echter Schnuckel sein. Vielleicht ist er ja was für dich.”

Seitdem ich Lara erzählt habe, dass ich schwul bin, versucht sie mich mit fast jedem Typen zu verkuppeln. Matt ist eigentlich auch nicht unser richtiger Cousin. Mein Onkel hat vor ungefähr acht Jahren noch mal geheiratet und Matt ist der Sohn seiner neuen Frau, also unser Stiefcousin, wenn es die Bezeichnung gibt.

“Lara, dass er niedlich ist muss noch lang nicht heißen, dass er auch schwul ist.”

“Was nicht ist kann ja noch werden. Wer kann dir schon widerstehen. Wenn du nicht mein Bruder wärst, hätte ich mich schon längst an dich rangeschmissen.”

Na ja, schlecht sah ich wirklich nicht aus. Schwarze halblange Haare, ca. 1,85 groß und auch relativ gut durchtrainiert, da ich lange Zeit im Schwimmverein war, und das auch richtig ernst genommen habe.

Lara hatte ebenfalls schwarze Haare, die ihr bis zur Hüfte reichten, große braune Rehaugen und, soweit ich das einschätzen konnte, auch ´nen richtig guten Body. Außerdem strahlte Lara jeden den sie sah mit ihrer Lebensfreude an.

“Lara, ich finde schon noch jemanden für mich, keine Angst.”

“Wenn du beim finden die gleiche Geschwindigkeit wie bis jetzt an den Tag legst, dann kann ich noch ewig drauf warten, dass wir mal zu viert ausgehen können und die Freude wirst du mir doch nicht nehmen wollen. Also ist es für mich besser, dir etwas unter die Arme zu greifen, nur zur um sicherzugehen.”

In der Zwischenzeit rollte der Flieger zur Startbahn.

“Was glaubst du, ob es auf der Ranch noch genauso ist wie vor neun Jahren?”, fragte ich nun.

Lara lächelt. “Gut möglich. Ich hoffe es jedenfalls. Ich glaub so aufgeregt wie heute war ich schon lang nicht mehr. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und musste ständig aufs Klo rennen.”

“Ich hab es bemerkt. Wundert mich eigentlich, dass Oma und Opa wegen dem ständigen Türgeknalle in der Nacht nichts gesagt haben. Schäm dich, mir armen kleinen Jungen den Schlaf zu rauben.”

“Gut, mach ich, wenn ich dann mal Zeit dazu finde.”

Im gleichen Augenblick gab sie mir aber auch schon einen Kuss auf die Wange.

“Ich hoffe du weißt, dass ich dich ganz doll lieb hab.”

Ich nickte nur. Natürlich wusste ich das, genauso wie sie es ungekehrt auch wusste.

Lara lehnte ihren Kopf an meine Schulter und rutschte etwas in ihrem Sitz hin und her um eine bequeme Stellung zu finden in der sie längere Zeit bleiben konnte. Ich versuchte es mir auch etwas annehmlicher zu machen, aber so einfach war das in der Economy Class nicht. Ich wusste echt nicht, wie ich diesen stundenlangen Flug ohne Schäden überstehen sollte.

Aber irgendwie bekommt man ja alles hinter sich, und so haben wir es auch hier geschafft. Den größten Teil der Zeit haben Lara und ich auf Grund der letzten Nacht verschlafen, also ging die Zeit noch schneller vorbei.

Leider konnten unsere Eltern uns nicht vom Flughafen abholen. Aber unser Cousin hatte diese Aufgabe übernommen. Jetzt gab es für uns nur noch das Problem, das wir nicht wussten wie Matt eigentlich aussieht.

Nachdem wir endlich unser Gepäck wieder hatten und nach haufenweisen Kontrollen in der Halle des Flughafens standen, fragte Lara leicht besorgt:

“Du, weiß Matt eigentlich wie wir aussehen, oder ist es besser, wenn wir uns noch schnell ein Schild basteln?”

“Ich denke schon, dass unsere Eltern so intelligent sind, und ihm Fotos gezeigt haben.”

Laras ungläubiger Blick zeigte mir, dass sie davon noch nicht so ganz überzeugt war.

Als wir nach zehn Minuten immer noch alleine rumstanden, kamen mir auch so langsam meine Zweifel.

Jetzt wurde es mir echt zu viel.

“Lass uns einfach rumgehen, und alle Typen die ungefähr unser Alter haben fragen, ob sie Matt sind, ansonsten stehen wir heute Abend noch hier.”

Lara grinste. “Nur gut, dass der Flughafen so klein ist. Es ist am besten wir gehen getrennt los, schrei einfach wenn du ihn gefunden hast.”

Also gingen Lara und ich in unterschiedliche Richtungen um Matt zu suchen. Ich bin noch keine zwei Meter gegangen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.

“Was willst du denn jetzt schon wieder, Lara?”

Als ich mich jedoch umdrehte stand nicht Lara vor mir, sondern der Traum meiner schlaflosen Nächte. Dieser Boy vor mir hatte strahlende hellblaue Augen, kurze blonde Haare und hypnotisierende Lippen. Er war etwas größer als ich, so dass ich meinen Kopf etwas heben musste, um ihm direkt in die Augen zu sehen.

Es war mir unmöglich etwas zu sagen. Ich hatte das Gefühl einem Engel gegenüber zu stehen.

“Sorry, bist du Lukas? Ich bin Matt.”

Nur langsam verstand ich, was er mich eigentlich gefragt hatte. Das konnte nicht möglich sein, dieses Schnuckel von Boy konnte nicht wirklich mein Cousin sein. Wie sollte ich die nächsten Jahre überstehen, wenn ich in seiner Gegenwart immer mit einem Halbsteifen durch die Gegend laufe. Ich durfte gar nicht daran denken.

“Ja, ich bin Lukas. Freut mich, dass wir uns endlich kennen lernen.”

Ich hielt ihm meine Hand zur Begrüßung hin, anstatt sie jedoch zu ergreifen, zog er mich zu sich heran und umarmte mich.

“Schließlich sind wir jetzt eine Familie, da können wir ja auch die Förmlichkeiten lassen”, sagte er, nachdem er mich wieder losgelassen hatte.

Ich war gerade dabei, dass alles zu verkraften, als ich hinter mir schon Lara hörte.

“Hey, du solltest Matt suchen und nicht flirten.”

“Das ist Matt und er hat mich gefunden.”

Lara stieß einen kleinen Schrei aus und warf sich Matt regelrecht in die Arme.

“Freut mich dich endlich mal kennen zu lernen”, strahlte sie ihn an.

“Du hast ja ganz schön auf dich warten lassen.”

“Ja ich weiß, tut mir auch leid, aber ich bin einfach zu spät losgefahren. Ich hoffe Ihr seit mir nicht allzu böse.”

“Quatsch“, meldete ich mich wieder zu Wort. “Jetzt bist du ja da.”

Matt lächelte, oh Gott, und wie er lächelte. Eigentlich bräuchte er dafür einen Waffenschein. Mich hat es jedenfalls fast umgehauen.

“Na, dann ist ja gut. Kommt, lasst uns zum Auto gehen.”

Matt schnappte sich einen Großteil des Gepäcks und ging voraus.

Lara und ich folgten ihm.

“Und, ist der nicht was für dich?”, flüsterte sie mir zu. “Ich meine der sieht ja wohl total niedlich aus und dieses Lächeln erst, so was sollte verboten werden.”

Ich musste grinsen, Lara hatte genau den gleichen Gedanken wie ich gehabt.

“Ich bestreite ja nicht, dass er niedlich ist, und auch nicht, dass er mir nicht gefällt, aber wie schon gesagt, dass bedeutet noch lange nicht, dass er auch schwul ist. Selbst wenn er schwul wäre, woran ich nicht wirklich glaube, dann muss Matt ja nicht unbedingt auf mich stehen.”

“Immerhin hat er dich umarmt. Das macht auch nicht jeder Kerl freiwillig, weil er sonst gleich Panik bekommt, dass er als schwul abgestempelt wird.”

“Lara, ich glaube, du interpretierst in manche Sachen einfach zu viel hinein.”

“Hey, wo bleibt ihr denn?”, rief Matt uns von vorne zu. “Wir sollten uns beeilen, um nicht in den Berufsverkehr hineinzukommen, ansonsten brauchen wir Stunden aus der Stadt hinaus.”

Wir liefen wieder etwas schneller um auf Matt aufzuschließen.

Am Wagen angekommen, luden wir alles in den Kofferraum, in dem es jedoch reichlich eng wurde. Es waren einige Künste im Packen nötig, um wirklich alles unterzubringen.

“Ich dachte eure Eltern haben schon einen Großteil eurer Sachen mitgebracht, wo habt ihr denn den ganzen Kram noch aufgetrieben?”, fragte Matt kopfschüttelnd, als wir endlich alles verstaut hatten.

“Das musst du schon Lara fragen, sie hat immer mehr Zeug angeschleppt, das unbedingt noch mitmusste. Aber man kennt das ja, Frauen eben.”

Matt lachte mit mir, während Lara auf beleidigt tat.

Bevor ich etwas sagen konnte, ging sie zu der hinteren Wagentür und stieg ein.

“Du kannst ruhig vorne sitzen Bruderherz.”

Das Grinsen, das sie mir dabei zuwarf ließ mich wissen, dass Lara soeben wieder mit ihren Kuppelversuchen angefangen hatte. Na, das konnte ja echt noch heiter werden. Ich musste mich nicht nur zusammenreisen, dass ich nicht über diesen Traum von Cousin herfalle, nein, ich durfte mich auch noch mit meiner Schwester beschäftigen, die sich in den Kopf gesetzt hatte, mich, im wahrsten Sinne des Wortes, an den Mann zu bringen.

“Wie alt bist du eigentlich, Matt?”, fragte Lara nun von hinten.

“18. Ich bin gerade mit der Schule fertig geworden und arbeite jetzt auf der Ranch meines Vaters.”

“Und, gibt es auf eurer Ranch auch ein paar junge Cowboys, die für mich in Frage kämen.”

Matt musste grinsen und mir wurde schon wieder ganz flau im Magen. Ich sah schnell aus dem Seitenfenster um mich abzulenken. Lukas, reiß dich zusammen, immerhin gehört Matt zu deiner Familie, da macht es sich nicht gerade gut über ihn herzufallen.

“Es arbeiten schon ein paar junge Cowboys bei uns, aber wie schon gesagt, sie arbeiten und das sollen sie eigentlich auch weiterhin tun. Es ist nicht gut, wenn sie zu sehr abgelenkt werden, dann wird ihre Arbeit nur fehlerhaft.”

“Kein Problem, ich kann ihnen bei der Arbeit ja etwas zur Hand gehen.”

“Ich glaube, dann ist es doch besser, dass du sie ablenkst. Ich würde keinem Zaun trauen, der von dir geflickt wurde”, bekam Lara darauf von mir zur Antwort, was mir allerdings einen leichten Schlag auf den Hinterkopf einhandelte.

“Und das sagt gerade unser Heimwerkerkönig. Du weißt doch nicht einmal, wie du einen Hammer richtig hältst.”

“Ich liebe dich auch, Schwesterherz.”

“Ich weiß, Bruderherz.”

Neben mir begann Matt zu lachen.

“Eure Stimmungsschwankungen muss man nicht verstehen oder? Erst streitet ihr und im nächsten Moment ist alles wieder gut, ohne dass eigentlich eine Lösung gefunden wurde.”

“Vielleicht sollte ich dir dazu sagen, dass wir nie streiten, wir diskutieren einfach nur etwas. Eigentlich haben wir uns noch nie gestritten.”

Ich glaube Matt ist immer noch nicht hinter unsere Logik gestiegen, er schüttelte nur den Kopf und grinste weiter.

“Ihr beide seid heute Abend übrigens zu einem Kumpel zur Geburtstagsparty eingeladen.

Vielleicht brauchst du dich dann gar nicht nach einem Cowboy umzusehen, Lara.”

Ich sah Matt verständnislos an. “Und warum sind wir eigentlich eingeladen?”

“Na ja, wahrscheinlich, weil ich Seth schon seit Wochen damit nerve, dass ihr zu uns zieht. Ich schätzte er will euch einfach nur kennen lernen. Außerdem ist das für euch gleich die beste Möglichkeit alle Leute zu treffen, die so etwa in unserem Alter sind. Wenn Seth Partys schmeißt, dann richtig.”

“Sollten wir dann nicht wenigstens noch ein kleines Geschenk besorgen?”, fragte Lara von hinten.

“Nee, ist nicht nötig. Dann bildet sich Seth nur zu viel auf sich ein. Meiner Meinung nach hat er jetzt eh schon zu viel Selbstbewusstsein.”

“Ich bezweifle allerdings, dass Lara und ich heute alt werden.”

Matt sah mich fragend an.

“Wir sind seit ungefähr 26 Stunden aus den Beinen. Ich merke jetzt schon langsam wie ich müde werde.”

“Ach, zum Schlafen habt ihr noch genug Zeit wenn ihr alt seid. Wenn es absolut nicht geht, dann müsst ihr halt heute Nachmittag etwas schlafen. Eure Eltern kommen eh erst gegen Abend zur Ranch. Ihr habt also noch fast den ganzen Tag um euch zu entspannen.”

“Uns wird auch echt keine Ruhe gegönnt”, seufzte Lara auf. , „Aber was tut man nicht alles zur Völkerverständigung.

Sprichst du eigentlich Deutsch, Matt?”

“Mein Dad hat mir versucht etwas beizubringen, aber ich würde nicht sagen, dass ich es wirklich kann. Also verhungern würde ich in Deutschland nicht, dass ist schon mal sicher.”

“Das ist ja auch kein Problem, bei den ganzen McDonalds und Burger King die bei uns rumstehen”, kam es darauf von mir. “Wenn du willst können wir dir beim deutsch lernen etwas helfen. Aber du kannst uns ja mitnehmen, wenn du mal nach Deutschland fliegen solltest. Wir versprechen dir, dass du dann ein sehr angenehmes Leben bei uns haben wirst.”

“Das kann ich mir sehr lebhaft vorstellen. Auf das Angebot mit dem deutsch lernen komm ich bestimmt noch mal zurück. Übrigens, Lukas, du wirst die erste Woche wohl noch bei mir im Zimmer pennen. Wir sind mit dem renovieren von deinem Zimmer nicht ganz fertig geworden. Es wird aber nicht mehr allzu lang dauern.”

Ich war ehrlich geschockt. Mit ihm in einem Haus zu leben hab ich mir ja schon schwer genug vorgestellt, aber jetzt auch noch mit ihm in einem Zimmer schlafen. Vor meinen Augen tauchten auf einmal Bilder auf, wie er, nur in Boxershorts, vor mir auf und ablief.

Allein bei dem Gedanken daran, bemerkte ich, wie mein kleiner Freund sich zu regen begann. Ich glaube mir steht die schwerste Woche meines Lebens bevor.

“Hey, warum bist du auf einmal so blass geworden? Ist die Vorstellung mit mir in einem Zimmer zu schlafen so schlimm?”

“Ist schon in Ordnung, ich bin bloß extrem müde im Augenblick.”

Auf einmal klingelte mein Handy in meiner Hosentasche. Verwundert holte ich es raus.

“Du kannst auch mit bei mir pennen, wenn es zu schwer für dich wird. Du weißt, dass das absolut kein Problem ist”, stand da auf dem Display. Die Nachricht kam von Lara.

Ich liebe meine Schwester echt dafür, dass sie mich so gut versteht. Aber hier musste ich alleine durch. Also schüttelte ich leicht den Kopf, ich wusste, dass Lara es sah, und steckte mein Handy wieder in die Hosentasche.

Den Rest der Fahrt war ich extrem schweigsam. Lara und Matt unterhielten sich über alles Mögliche. Ich starrte nur aus dem Fenster und langsam beruhigte ich mich wieder. Immerhin musste ich nur für eine Woche bei ihm schlafen. Und das bedeutet ja nicht, dass wir den ganzen Tag zusammen verbringen müssen. Irgendwie würde ich dass schon durchstehen, immerhin hatte ich ja auch Lara die mir helfen würde.

Endlich, nachdem wir Ewigkeiten (so kam es mir jedenfalls vor) eine einsame, verlassene Straße entlang gefahren sind, kamen wir vor einem riesigen Haus zum stehen.

“Wow”, war das einzige, was mir bei diesem Anblick einfiel.

“So groß hatte ich das gar nicht in Erinnerung”, kam es auch von Lara hinter mir.

“Wir haben in den letzten paar Jahren auch etwas angebaut.”

Bevor wir noch irgendetwas sagen konnten, kam auch schon eine Frau aus dem Haus gestürmt. Sie war ungefähr Anfang, Mitte 40, hatte langes blondes Haar, das ihr in Wellen auf die Schultern fiel.

“Das ist meine Mom, sie ist heute schon in aller Frühe aufgestanden um alles für euch fertig zu machen. Ich glaube ihr könnt gar nicht so viel essen, wie sie gekocht hat.”

“Du weißt nicht, was wir beide zusammen alles verdrücken können”, sagte Lara während sie aus dem Wagen sprang.

Matts Mom kam mit ausgebreiteten Armen auf uns zugelaufen und umarmte erst mich und dann Lara.

“Hallo, willkommen bei uns. Mein Name ist Kaitlyn. Ich freue mich ja so euch endlich kennen zu lernen. Ihr müsst total erschöpft sein, nach diesem langen Flug, kommt erst einmal mit in die Küche.”

Als Kaitlyn sich schon auf den Weg ins Haus machte, standen Lara und ich immer noch wie versteinert vor dem Haus.

“Ich hab noch nicht alles realisiert, was sie uns gesagt hat, aber ich glaube es ist das Beste wenn wir ihr einfach hinterher gehen.”

“Ich kümmere mich schon mal um euer Gepäck und komme dann nach”, sagte Matt, während er schon den Kofferraum öffnete.

Als Lara und ich uns auf den Weg in die Küche machten, fragte sie mich noch einmal:

“Hey, bist du sicher, dass es für dich in Ordnung ist, wenn du bei ihm pennst?”

“Ich schaff das schon, es ist ja auch nicht für lange.”

“Gut, wenn du meinst. Du weißt aber auch, dass du jederzeit zu mir kommen kannst.

Was gibst du ihm eigentlich? Ich bin ja für eine 8 ½.”

Lara und ich haben es uns seit einiger Zeit zur Gewohnheit gemacht, alle männlichen Wesen, die so ungefähr in unserem Alter sind, zu bewerten. Ich weiß, eigentlich ist das total lahm, aber dieses Spielchen kann einen Tag im Park schon ganz schön erheitern.

“Meinst du das jetzt ernst. Immerhin ist er unser Cousin.”

“Wir sind nicht blutsverwandt, er ist nur angeheiratet.”

In diesem Augenblick kamen wir in der Küche an.

“Zwölf”, war das einzige was ich noch zu Lara sagte.

“Setzt euch erst einmal. Ich habe etwas gekocht, damit ihr nach der langen Reise wieder zu Kräften kommt.”

“Danke, aber mach dir nicht so viele Umstände. Den Großteil des Tages werden Lara und ich heute sowieso verpennen, um wieder einigermaßen fit zu werden.”

“Versucht erst gar nicht, euch vorm Essen zu drücken, wenn es nach meiner Mom geht, wird man nur fit, wenn man auch genug isst”, kam es aus Richtung der Küchentür.

Matt kam in den Raum und setzte sich mir gegenüber mit an den Tisch.

“Und Mom, bekomme ich auch was zu essen, immerhin musste ich heute noch fast in der Nacht aufstehen um die beiden abzuholen. Ich bin der Meinung, dass ich auch wieder zu Kräften kommen muss.”

“Oh mein armer Junge, du wirst mir doch nicht etwa vom Fleisch fallen. Aber schling nicht so viel in dich hinein und lass Lara und Lukas etwas übrig.”

Nach dem Essen startete Matt einen Rundgang durchs Haus mit uns. Dann gingen wir zu unseren Zimmern, zuerst zu Laras.

“Ich glaube hier lässt es sich leben”, war ihr einziger Kommentar. “Ich hoffe, ihr werdet in der nächsten Zeit ohne mich auskommen. Ich muss mich hier jetzt erstmal häuslich einrichten.”

Matt und ich gingen weiter.

“Ich kann dir eins sagen, wenn sich Lara hier häuslich eingerichtet hat, dann kannst du in dem Zimmer keinen Fuß mehr vor den Anderen setzen. Sie hat einen fast beängstigenden Hang zum Chaos.”

“Muss ich jetzt daraus schließen, dass du ehr der ordentliche Typ bist? Vielleicht sollte ich dich dann ´ne Zeit vor der Tür zu meinem Zimmer warten lassen. Ich hab’s leider auch nicht so mit der Ordnung.”

“Mach dir keine Sorgen, so fanatisch bin ich auch nicht. Ich sehe halt nur gerne noch den Fußboden.”

Am Ende des Flurs zeigte mir Matt erst das Bad. Dann öffnete er die Tür gegenüber des Badezimmers und ich dachte mir nur: Tief durchatmen, du schaffst das schon.

Mein Koffer stand bereits im Zimmer, gleich neben einer riesigen Couch.

“Ich hoffe du hast nichts dagegen auf der Couch zu schlafen. Wir können sie nachher noch ausklappen. Wenn du willst können wir allerdings auch tauschen, und du schläfst in meinem Bett und ich auf der Couch. Ganz wie du willst.”

“Ich glaube im Augenblick würde ich sogar im Heu einschlafen, so müde bin ich. Es ist in Ordnung, dass ich auf der Couch schlafe. Ich kann dir ja nicht dein Bett wegnehmen.”

Matt sah mich an. “Ok. Ich lass dich dann erstmal alleine. Wo das Bad ist weißt du ja. Ruh dich aus, du hast heut Abend noch einiges vor dir.”

Diese Party, die hatte ich schon fast wieder vergessen. Dann fiel mir plötzlich noch etwas ein.

“Matt, wann kommen eigentlich unsere Eltern nach Hause?”

“Ich schätze so gegen sieben und zur Party wollen wir dann so ab neun. Ihr habt also noch genug Zeit, um euch zu begrüßen. Wenn du willst, kann ich dich gegen halb sieben wecken, damit du dich fertig machen kannst.”

“Ja, das wäre nett.”

Nachdem ich geduscht hatte, ging ich nur in Boxershorts bekleidet in Matts Zimmer zurück. Ich war so müde, dass ich regelrecht auf die Couch fiel und fast sofort als ich die Augen schloss auch schon eingeschlafen war.

Matt lag neben mir, auch nicht mehr am Körper als seine Shorts. Langsam glitt seine Hand über meine Brust und zu meinem Bauch.

“Na, schon ausgeschlafen?”, flüsterte er mir dabei in mein Ohr.

Er war so nah, dass ich erschauerte als ich seinen Atem spürte.

Sanft umkreiste er mit seinem Finger meinen Bauchnabel. Seine Lippen befassten sich zur gleichen Zeit mit meinem Ohr und meinem Hals.

Oh mein Gott, mein ganzer Körper kribbelte.

Matts Hand wanderte unter den Bund meiner Shorts. Jetzt konnte ich ein leises Stöhnen nicht mehr unterdrücken.

Ich spürte seine Hände auf meinen Schultern…

“Hey Lukas, du solltest jetzt langsam aufstehen.”

Nur langsam verstand ich seine Worte. Erschrocken riss ich meine Augen auf und setze mich auf. Ich sah direkt in Matts grinsendes Gesicht.

“Von deinem Traum solltest du mir bei Gelegenheit mal erzählen. Der scheint ja ziemlich heiß gewesen zu sein. Ich glaube der könnte mir auch gefallen.” Bei diesen Worten ließ er seinen Blick bedeutungsvoll zwischen meine Beine streifen. Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss. Das ganze war mir so was von peinlich.

“Ich warte dann unten auf dich.”

Matt grinste immer noch, als er den Raum verließ. Konnte ich ihm nach diesem Auftritt von mir überhaupt wieder in die Augen sehen? Warum muss gerade mein Cousin so niedlich sein?

Als ich dann langsam aufstand, war von meiner Erregung auch nichts mehr zu sehen. Gerade als ich ins Bad gehen wollte, stieß ich mit Lara zusammen, die zu mir ins Zimmer wollte.

“Hey, nicht so stürmisch. Sag mal, was hast du mit Matt gemacht? Der hat ja gegrinst wie ein Honigkuchenpferd, als er mir entgegengekommen ist.”

“Lass uns nicht darüber reden.”

“Oh, so schlimm?”

“Schlimmer. Noch viel schlimmer.”

Lara sah mich mit fragenden Augen an.

“Ich erzähle es dir später. Ich muss jetzt erstmal ins Bad und mich für diese Party fertig machen. Wir sehen uns dann unten.”

“Na o.k., aber stell mir keine Dummheiten an. Ich komm in ´ner halben Stunde hoch, wenn du bis dahin noch nicht fertig bist.”

Ich ging also erstmal ins Bad. Unter der Dusche versuchte ich mich wieder einigermaßen zu beruhigen. Wie sollte ich es eine Woche lang mit Matt in einem Zimmer aushalten, wenn ich schon von ihm träumte obwohl er gar nicht im Raum war? Ich stellte mir seinen Körper nur mit Shorts bekleidet vor und bemerkte sofort, dass es ein Fehler war. Sobald ich auch nur das Bild vor meinen Augen hatte, spürte ich, wie es sich zwischen meinen Beinen schon wieder zu regen begann. Ich sollte mir so was wirklich abgewöhnen. Ich duschte schnell, schlang mir das Handtuch um die Hüften und ging wieder in mein, nein, in Matts Zimmer. Als ich vor meinem Koffer stand um Klamotten rauszusuchen ist mir aufgefallen, dass ich absolut keine Ahnung habe was ich eigentlich anziehen soll. In solchen Sachen bin ich manchmal noch schlimmer als meine Schwester.

Für das Problem gab es nur eine Lösung. Ich nahm mein Handy und schickte ein verzweifeltes „Hilfe“ an meine Schwester. Nebenbei schickte ich noch ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie auch ihr Handy mit nach unten genommen hat.

Nach einer halben Minute hörte ich Schritte auf dem Flur und dass stand Lara auch schon mitten im Zimmer.

“Was für Probleme hast du denn nun schon wieder, Bruderherz?”

“Was soll ich anziehen?”

“Und deswegen machst du mich hier verrückt vor Sorgen? Greif in deinen Koffer und zieh an was du findest. Das ist eine einfache Geburtstagsparty, da ist es nicht so wichtig, was du anziehst.

Erzählst du mir jetzt was vorhin mit Matt passiert ist?

“Ich habe von ihm geträumt.” sagte ich, während ich mir Boxershorts und meine schwarze Jeans anzog.

“Und, das wird doch wohl kaum das Problem sein?”

“Er hat mich mitten in dem Traum geweckt.” Ich zog mir mein rotes Poloshirt über den Kopf.

Lara sah mich immer noch fragend an.

“Ich hab geträumt, dass er gerade dabei ist mich zu verführen und genauso sah ich auch aus.”

“Autsch…

Aber sieh es doch mal so, Matt weiß nicht, dass du von ihm geträumt hast. Wenn man das bedenkt, ist es eigentlich gar nicht so schlimm, dass du ´nen Steifen hattest und er es gesehen hat.”

“Das Problem ist aber, dass ich weiß, dass ich von ihm geträumt hab. Außerdem hat er mir gesagt, dass ich ihm bei Gelegenheit mal von dem Traum erzählen soll. Was mache ich, wenn er darauf zurückkommt. Ich weiß wirklich nicht, wie ich ihm jetzt noch in die Augen sehen soll.”

“Nun mach nicht alles noch schlimmer, als es ist. Ich bin ja auch noch da um dir beizustehen. Du schaffst das schon, so schwach bist du doch nicht.

Fertig?”

Ich fuhr mir noch einmal kurz mit meiner Hand durch die Haare, damit sie wenigstens etwas geordnet aussahen, und nickte.

“Na dann komm.”

Mit diesen Worten zog Lara mich an der Hand aus Matts Zimmer.

Als wir gerade zur Treppe gehen wollten, kam Matt uns entgegen.

“Ich wollte euch gerade holen, eure Eltern sind eben gekommen.”

Lara ließ meine Hand los und stürmte augenblicklich die Treppe runter.

Matt sah mich an und konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen.

“Und?”, fragt er dann “hast du dich wieder etwas abgekühlt?”

Ich versucht krampfhaft zu verhindern, dass mein Kopf rot anlief.

“Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut“, sagte ich aggressiver als beabsichtigt.

“Sicher, dass alles in Ordnung ist. Hab ich dich irgendwie beleidigt, mit dem was ich gesagt habe. Wenn ja, dann tut es mir leid, das hab ich nicht gewollt.”

“Ist schon o.k. Du hast nix gesagt oder getan, was mich beleidigt hat. Ich bin immer etwas mürrisch, wenn ich unausgeschlafen bin.”

Matt nickte. So wie er mich jetzt ansah, war er jetzt bockig mit mir. Das versprach ein wundervoller Abend zu werden.

“Meinst du die Klamotten sind für die Party o.k.?”, fragte ich Matt um die Stimmung etwas zu lockern und sah an mir herunter.

“Ja, das geht schon klar, du siehst richtig gut aus.”

Ich kann nicht sagen warum, aber irgendwie wurde ich sofort ruhiger, als ich die Bestätigung über mein Outfit von Matt hatte.

“Danke”, sagte ich grinsend. “Ich werde jetzt mal runter gehen und meine Eltern begrüßen. Kommst du mit?”

“Geh du schon mal vor. Ich will mich noch schnell für die Party umziehen. Bis gleich.”

Ich nickte und ging in Richtung Treppe weiter. Vielleicht ist es ja besser, wenn Matt beleidigt ist. Dann ist es gegebenenfalls auch einfacher mit seiner Anziehungskraft auf mich umzugehen. Aber das ist jetzt auch erstmal egal.

Als ich die Küche betrat sprang meine Mutter vom Stuhl auf und zog mich in ihre Arme.

“Ich dachte schon, du willst uns gar nicht begrüßen. Du weißt ja gar nicht, wie froh ich bin euch beide wiederzuhaben.”

“Ich freu mich ja auch dich zu sehen, aber wir waren nur eine Woche voneinander getrennt.”

“Du verstehst einfach nicht, wie man als Mutter fühlt. Du wirst mich schon verstehen, wenn du mal selber Kinder hast.” Mit diesen Worten ließ Mom mich aus ihrer Umarmung frei.

Ich ging zum Tisch und begrüßte meinen Vater.

“Na Großer, wie geht’s dir so?”, fragte mein Vater, während er mir freundschaftlich auf die Schulter schlug.

“Geht schon, bin halt nur etwas müde.”

“Sicher dass du dann heute noch zu dieser Party willst? Wäre es nicht besser wenn du dich erstmal richtig ausschlafen würdest?”

Ich musste grinsen, so was konnte nur von meiner Mom kommen.

Bevor ich etwas antworten konnte, kam Kaitlyn mit Tellern und Besteck an den Tisch.

“Ihr könnt ja schon mal den Tisch decken, dass Essen ist gleich fertig.”

Lara stand auf und half dabei, beides zu verteilen.

“Wo hast du eigentlich meinen Sohn gelassen, Lukas?”

“Der ist noch mal in sein Zimmer um sich umzuziehen. Er hat gemeint, dass er gleich nachkommt.”

“Na ja, das kann dann noch ne Zeit dauern bis er wieder runter kommt. Ich denke, wir können schon mal mit dem Essen anfangen.” Mit diesen Worten stellte Kaitlyn einen riesigen Topf mit Chili con Carne in die Mitte des Tisches und begann jedem was auf den Teller zu geben.

Als wir schon mitten beim Essen waren, kam Matt in die Küche.

“Ihr seid ja richtig zuvorkommend. Wäre es denn zuviel verlangt gewesen, wenn ihr mit dem Essen noch auf mich gewartet hättet.”

“Matt, du wusstest ganz genau, dass das Essen fast fertig war, als du hochgegangen bist, um die beiden zu holen. Es hat ja niemand von dir verlangt, dass du dich extra umziehst.

Und jetzt setz dich hin und iss noch was, bevor alles kalt wird.”

“Ist ja schon gut. Aber eigentlich ist es ja die Schuld von Lukas, dass ich mich noch mal umziehen musste”, mit diesen Worten kam er an den Tisch und setzte sich zu uns.

Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. “Was hab ich denn jetzt auf einmal damit zu tun?”

Matt grinste mich an. “Na ja, ich kann doch auf der Party nicht in meinen schlampigsten Klamotten auftauchen, wenn du in deinen so extrem gut aussiehst.”

Als ich seine Worte richtig realisierte, verschluckte ich mich tierisch an einer Kidneybohne. Hilfe, ich glaub ich sterbe gerade. Hat Matt wirklich gesagt, dass ich extrem gut aussehe? Lukas, ganz langsam, denk nicht schon wieder zu viel, gut aussehen hat eigentlich gar nicht viel zu bedeuten, oder?

“Immerhin will ich heute ja auch noch ein nettes Mädchen abkriegen. Es wäre echt nicht gut für mein Selbstbewusstsein, wenn ich alleine in der Ecke stehe, während Lukas alle weiblichen Personen in seinen Bann schlägt”, meldete sich Matt jetzt wieder zu Wort.

O.k., dass war´s. Jetzt sterbe ich wirklich. Klar hab ich mir eigentlich Hoffnungen gemacht, dass Matt vielleicht doch schwul sein könnte, auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte. Aber das hat sich ja jetzt erledigt. Toll, nun verbringe ich den Rest meines Lebens mit ´nem Cousin, in den ich heimlich verliebt bin, der aber absolut hetero ist. Wow, von so was hab ich echt schon immer geträumt. Womit hab ich so viel Glück eigentlich verdient.

Lara sah mich mit ihren großen Rehaugen an. Ich lächelte sie traurig an und zuckte mit den Schultern.

Warum war ich eigentlich so geknickt, ich meine, ich kenne Matt erst seit ein paar Stunden und den Großteil der Zeit hab ich geschlafen. Außerdem ist noch nichts verloren. Immerhin bin ich noch jung und die Welt steht mir offen. Es gibt hier bestimmt noch genug niedliche schwule Kerle.

Aber Matt gehört leider nicht dazu, kam es von meinem Unterbewusstsein zurück.

“Sind eigentlich auch ein paar von unseren alten Freunden mit auf der Party heute Abend?”, hörte ich Lara fragen.

“Hmm…”, antwortete Matt mit vollem Mund, “Mary hat öfters mal nach euch gefragt. Sie hat mir erzählt, dass ihr Beide mal die besten Freunde wart. Ansonsten weiß ich nicht, ob noch jemand aus eurer Vergangenheit da ist.”

“Oh mein Gott, Mary. An sie hab ich ja gar nicht mehr gedacht. Sag ihr das aber bloß nicht. Wenn ich dran denke, was wir alles für Blödsinn gemacht haben. Ich freu mich immer mehr auf heute Abend.”

“Ich nicht”, kam es von mir. “Jedenfalls wenn ich mich daran zurückerinnere, wie sehr Mary und du es immer genossen habt mich zu ärgern.”

“Mach dir keine Sorgen Bruderherz, sobald sie sieht, was für ein Schnuckel du geworden bist, wird sie sich selbst darüber ärgern, dass sie nicht netter zu dir war.”

“Ganz meine Meinung”, meldete sich jetzt auch Matt wieder zu Wort.

Der Typ treibt mich wirklich in den Tod. Ständig macht er solche Anspielungen und dann erzählt er wieder was von irgendwelchen Weibern die er unbedingt abschleppen will. Weiß der selber eigentlich, was er will?! Meine Laune fällt immer mehr in den Keller.

Das Essen verlief ansonsten recht ruhig. Nachdem alles abgeräumt und im Geschirrspüler verstaut war haben wir uns noch etwas auf die Veranda gesetzt um uns zu unterhalten. Ich kam mir wie in so ´nem Western Kitschroman vor, aber es war irgendwie auch richtig angenehm.

Mitten im Gespräch stand Matt dann auf. “O.k., wir sollten dann so langsam mal los zu Seths Party. Lara und ich erhoben uns auch, wenn auch sehr gemäßigt.

“Geht ihr beiden schon mal zum Jeep, ich hol nur noch schnell die Schlüssel.”

Wir verabschiedeten uns noch schnell von unseren Eltern (meine Mom konnte sich ein “Und benehmt euch” nicht verkneifen) und gingen zum Auto.

“Kannst du mir mal bitte sagen, was mit Matt los ist?”, flüsterte ich meiner Schwester zu. “Erst erzählt er mir und der ganzen Familie wie gut ich aussehe und im nächsten Augenblick redet er von den ganzen Weibern die er abschleppen will. Muss ich das verstehen?”

“Hast du schon mal daran gedacht, dass das Gequatsche mit den Mädels einfach nur Tarnung ist. Vielleicht hat er sich bis jetzt vor keinem geoutet.”

“Du bist auch die Einzige die weiß, dass ich schwul bin, und trotzdem erzähl ich Mom und Dad nicht die ganze Zeit von irgendwelchen Mädchen.”

Wir waren inzwischen beim Jeep angekommen.

“Hey Bruderherz, jetzt mach dir mal nicht zu viele Gedanken und genieß den Abend. Vielleicht findest du auf der Party ´nen schnuckeligen Typen, dann brauchst du dir um Matt keinen Kopf mehr zu machen.”

“So ´nen Schnuckel find ich bestimmt nicht noch mal. Ich meine, Matt ist echt der Traum meiner schlaflosen Nächte.”

“So, wir können jetzt los”, rief Matt uns vom Haus aus entgegen, nachdem er sich von seiner Mutter und unseren Eltern verabschiedet hatte.

Wir stiegen also alle ins Auto und Matt fuhr los.

“Wie lange fahren wir bis zu Seth?”, fragte Lara wieder von hinten.

“So ca. ´ne viertel Stunde. Wenn wir querfeldein fahren würden, dann noch weniger, aber das will ich euch heute nicht antun. Euer Tag war ja schon anstrengend genug, auch ohne dass ich euch mit den Schotterpisten hier bekannt mache.”

Mir wird schon schlecht wenn ich nur daran denke. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass längeres Autofahren bei mir nicht ohne Tabletten gegen Reiseübelkeit läuft. Bei irgendwelchen Feld- beziehungsweise Schotterwegen helfen aber noch nicht mal die. Ich hab halt einen sehr empfindlichen Magen.

“Wenn es nach mir geht, kann ich auf eine Bekanntschaft damit verzichten”, erwiderte ich deswegen Matt.

“Die schönsten Plätze hier erreicht man aber leider nur über solche Strecken, aber wenn du nicht fahren willst, dann müssen wir eben dahin reiten.”

“Oh Gott, dass ist ja noch schlimmer. Ich hab seit Ewigkeiten nicht mehr auf ´nem Pferd gesessen. Ich weiß gar nicht mehr ob ich das überhaupt noch kann.”

“Mach dir keine Sorgen Lukas, so was verlernt man nicht und wenn du willst kann ich dir auch gerne noch mal etwas Nachhilfeunterricht geben.

Da vorne ist Seths Haus, das vor dem die ganzen Autos stehen. Scheint so, als wäre die Party schon voll im Gang.”

Mit einem gekonnten Einparkmanöver hielt Matt vor Seths Haus. Mit leichtem Druck im Magen stieg ich aus dem Jeep. Lara nahm meine Hand in ihre. Als ich zu ihr hochsah lächelte sie mich aufmunternd an. Vielleicht sollte ich noch sagen, dass ich von uns beiden immer der Zurückhaltende und Schüchterne war. Ich schätze, das liegt nicht zuletzt an meinem Schwulsein, ich kann halt einfach nicht so offen auf Menschen zugehen. Ich bin aber froh, dass ich eine Schwester habe, die mich voll und ganz unterstützt und mir immer zur Seite steht.

Nachdem Matt den Wagen abgeschlossen hatte, ging er auf das Haus zu.

“Na, kommt schon, die werden euch schon nicht gleich fressen. Obwohl sich bestimmt einige darum schlagen werden euch vernaschen zu dürfen.”

Sollte das jetzt den Rest meines Lebens so weitergehen? Mein Cousin ist mein absoluter Traumboy und macht immer solche Andeutungen, aber ganz nebenbei ist er die totale Hete.

Matt ging vor und hielt uns gekonnt die Tür auf. Lara und ich gingen ins Haus.

Was wir sahen, war wirklich eine Party wie sie im Buche stand. Die Anzahl der Gäste konnte man nicht genau bestimmen, da sich die Massen nicht nur auf einen Raum beschränkten. Wow, so eine Party zu schmeißen war schon immer mein Traum gewesen, ich hatte aber leider keine Ahnung, wie ich so etwas auf die Reihe bekommen sollte.

Matt schubste uns von hinten an, damit wir weiter gingen. Wir waren kaum zwei Schritte gegangen, als auch schon ein Typ mit strahlendem Lächeln entgegen kam.

“Hi, ihr müsst Matts geheimnisvolle Verwandte sein. Freut mich euch endlich mal kennen zu lernen. Matt liegt mir schon seit Wochen damit im Ohr, das ihr in die Staaten kommt.”

Da ich mich von den ganzen Eindrücken, die auf mich wirkten, noch etwas erschlagen fühlte, übernahm Lara das Sprechen für uns beide.

“Hallo. Ich bin Lara und das ist mein Zwillingsbruder Lukas. Und ja, wir sind Matts Verwandte, auch wenn ich dir nicht sagen kann, was an uns geheimnisvoll sein soll.”

“Na ja, Matt konnte uns nicht wirklich viel über euch erzählen. Das Einzige, was wir erfahren haben, war, wie alt ihr seid und wann ihr in den Staaten ankommt. Das Einzige, an das sich Mary erinnern konnte war, dass sie zusammen mit dir Lukas immer geärgert hat. Ihr werdet also einsehen, dass ihr beide heute nicht wirklich zur Ruhe kommen werdet.”

“Ich kann mich auch noch sehr genau daran erinnern, wie ich immer geärgert wurde”, meldete ich mich jetzt auch zu Wort und ließ meiner Schwester dabei eine düsteren Blick von der Seite zukommen.”

“Ach Lukas, das ist doch schon Ewigkeiten her. Ich hoffe nicht, dass du mir das noch immer nachträgst”, sagten auf einmal zwei Arme die sich von hinten um meine Schultern legten. Erschrocken drehte ich mich um und sah in das Gesicht eines Mädchens.

“Mary?”

“Natürlich. Und ich hoffe wirklich, dass du über die Streiche von damals hinweg bist, immerhin waren wir damals ja alle noch Kinder”, strahlte sie mich mit einem Lächeln an.

“Ist ja klar, dass du dich jetzt an ihn ranschmeißt, Mary. Du rennst ja allem hinterher, was männlich ist und gut aussieht”, kam es jetzt von Matt.

Mary drehte sich zu ihm um und ließ ihn einen Blick auf ihre Zunge gewähren. “Du bist ja nur so zickig, weil du dich lieber selbst an ihn ranschmeißen willst.”

Matt entgleisten seine gesamten Gesichtszüge und bevor ich überhaupt reagieren konnte, hatte er sich auch schon umgedreht und war davon gestürmt. Im ganzen Raum herrschte bedrücktes Schweigen, bis dann plötzlich ein Donnerwetter losbrach. Es war Seth der Mary anbrüllte.

“Denkst du eigentlich auch mal nach, bevor so ein Scheiß aus deinem Mund kommt! Wenn ich wiederkomme, will ich dich hier nicht mehr sehen und ich rate dir auch in nächster Zeit einen großen Bogen um mich zu machen!”

Mit diesen Worten drehte er sich um und stürmte in die gleiche Richtung wie Matt davon. Ich stand einfach nur da und wusste nicht was ich tun oder sagen sollte. In meinem Kopf war nur ein riesiges Vakuum. Ich weiß nicht wie lange ich schon so dagestanden habe als ich spürte wie jemand meine Hand in seine nahm. Ich sah zur Seite und blickte in die traurigen Augen von Lara.

Matt

Na toll, jetzt war alles schon vorbei bevor es überhaupt angefangen hat. Ich hab echt gedacht, es würde die Möglichkeit bestehen, dass ich mich mit Lukas und Lara anfreunden kann, aber jetzt.

Na ja, eigentlich hab ich bei Lukas schon auf etwas mehr als auf Freundschaft gehofft. Ich meine schon als mir seine Eltern das Foto von den beiden gezeigt haben, hat es mich wie ein Schlag getroffen. Der Typ sah einfach unglaublich süß aus. Und das sollte mein Cousin werden. Ich hab ja die ganze Zeit gehofft, dass er auf dem Foto einfach nur gut getroffen war und in Wirklichkeit nicht ganz zu gut aussah. Na ja, und Seth hatte ich wohl etwas zu viel von den beiden vorgeschwärmt, vor allem von Lukas. Als wir beide dann irgendwann mal wieder zusammen saßen hat er mich einfach gefragt.

“Sag mal Matt, kann es sein, dass du dich in Lukas verknallt hast?”

Ich kann mich noch genau dran erinnern, wie ich ihn dann angestarrt habe. In meinem Kopf herrschte das totale Chaos. Doch Seth nahm mich einfach nur in den Arm und flüsterte mir ins Ohr, dass alles in Ordnung sei. Ich sah ihn nur verständnislos an.

“Du hattest von mir doch nicht etwa erwartet, dass ich dir jetzt ein paar runterhaue und dich anschreie oder so?”

Ich war immer noch nicht fähig irgendwas zu sagen. Ich meine, es war einfach ein Schock für mich, dass Seth das einfach so gesagt hatte.

“Hey, ich werde dir immer beistehen, bei was auch immer. Du bist wie ein Bruder für mich und da lass ich dich doch nicht einfach so fallen, nur weil du dich in diesen Lukas verknallt hast.”

“Danke.” Das war das Einzige, was ich sagen konnte, dann warf ich mich wieder in seine Arme und fing an zu heulen wie ein kleines Kind. Nachdem Seth mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, sah er mich grinsend an.

“ Ich würde gerne das Gesicht von Mary sehen, wenn sie herausfindet, dass sie Recht damit hat, wenn sie dich eine Schwuchtel nennt.”

Mary, das war auch noch so `ne Sache. Seitdem ich sie mal habe abblitzen lassen, erzählte sie jedem der es hören, und eigentlich auch jedem der es nicht hören wollte, dass ich halt eine Schwuchtel bin, wie sie das immer so schön sagt. Allerdings bestand niemals eine wirkliche Chance, dass ihr das irgendjemand glaubte. Aber es hat schon jedes Mal wehgetan, wenn ich sie wieder so was sagen hörte. An diesem Abend saßen Seth und ich noch sehr lange zusammen und ich konnte mich endlich mal so richtig aussprechen. Mir ist echt ein riesiger Stein vom Herzen gefallen, dass er weiterhin zu mir hielt. Ich bin wirklich froh ihn zum Freund zu haben. Gerade als ich das dachte spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Seth war. Er setzte sich neben mich.

“Du stehst auf starke Abgänge, oder?”

“Glaub mir, geplant war das ganz bestimmt nicht.”

“Es hat dich ganz schön erwischt. Willst du reden?”

Ich zuckte mit den Schultern.

“Weißt du”, begann ich dann doch, ”als ich ihn heute am Flughafen gesehen habe, war ich echt total geschockt. Er sah noch viel besser aus als auf diesem Foto. Anfangs hab ich mich gar nicht getraut ihn anzusprechen. Ich stand echt einfach nur so da und hab ihn angestarrt. Und als wir uns dann endlich auf dem Weg zur Ranch befanden, ist mir noch was eingefallen, an dem ich schon die letzte Zeit ganz schön zu knabbern hatte. Lukas sollte die ersten paar Wochen mit bei mir im Zimmer schlafen. Ich hab mir dann einfach eingeredet, dass das schon nicht so schlimm wird. Wirklich überzeugt hab ich mich allerdings nicht. Meine guten Vorsätze waren auch ziemlich schnell dahin, als ich ihn dann, nachdem er duschen war, in meinem Zimmer fand. Er ist auf der Couch eingeschlafen, in nix weiter als seinen Shorts. Du kannst dir echt nicht vorstellen, wie geil dieser Typ aussah. Das schlimmste war ja noch, das sein… Na ja, seine Träume schienen sehr anregend für ihn. O Mann, da hatte meine Phantasie echt nicht mehr viel zu tun. Es hat wirklich nicht mehr gefehlt, und ich wäre über ihn hergefallen. Und irgendwie war der Spruch von Mary jetzt einfach zu viel für mich. Ich versteh ja auch nicht, warum ich das nicht einfach ignoriert habe wie sonst immer.”

“Vielleicht, weil dass was sie gesagt hat gestimmt hat? Du hättest dich gerne an ihn rangeschmissen.”

Ich musste schief grinsen. “Wahrscheinlich hast du Recht.”

Vor meiner nächsten Frage hatte ich schon Angst. “Und, wie hat Lukas reagiert?”

Seth überlegte kurz. “So wirklich reagiert hat er eigentlich gar nicht. Jedenfalls nicht während der Zeit als ich noch da war. Obwohl er doch schon leicht verwirrt aussah.”

“Na super, und wie soll es jetzt weitergehen? Ich kann ihm doch jetzt nicht mehr unter die Augen treten. Wer weiß was er von mir denkt.”

“Matt, hast du vielleicht schon mal daran gedacht, dass gegebenenfalls die Möglichkeit besteht, dass er eventuell genauso fühlt wie du. Ich meine, wenn ich das mal so als dein hetero Fastbruder sagen darf: Du siehst verdammt gut aus.”

“Um ehrlich zu sein, hab ich auch schon mal kurz daran gedacht, aber ich will mir einfach keine zu großen Hoffnungen machen. Es würde einfach zu sehr wehtun, wenn ich dann enttäuscht werden würde. Ich habe einfach irgendwie Angst vor dem was jetzt passieren wird.”

“Ich hoffe du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst.”

Ich nickte. “Kann ich heute Nacht bei dir pennen. Ich glaub nicht, dass ich heute mit ihm in einem Zimmer schlafen kann. Ich schätze ich würde kein Auge zutun.”

“Sicher. Aber du weißt, dass du nicht die ganze Zeit davor weglaufen kannst. Irgendwann musst du mit Lukas reden.”

“Ich weiß, aber heute schaffe ich das echt nicht mehr.”

“Na los, lass uns zurückgehen. Ich schätze die Party hat sich nach der Szene in Wohlgefallen aufgelöst.”

“Tut mir leid, dass ich deine Party versaut hab. Heute scheint echt nicht mein Tag zu sein.”

Lukas

Lara zog mich von der allgemeinen Unruhe weg, die gerade entstand. Als mein Gehirn langsam wieder zu arbeiten begann, fand ich mich auf der Veranda hinter dem Haus wieder.

“Matt ist schwul. Mein Traummann steht auf Kerle.”

“Und, hast du schon einen Plan, wie du jetzt weitermachen willst?”

Ich grinste Lara schief von der Seite an. “Ihn verführen.”

Das brachte mir allerdings nur einen Stoß in die Rippen ein.

“Lara, kann ich dir mal so nebenbei eine Frage stellen? Wie kommen wir jetzt nach Hause? Ich bezweifle ja, dass Matt in nächster Zeit noch mal hier auftauchen wird und die Party scheint sich auch erledigt zu haben.”

“Das dürfte kein Problem sein. Ich reiß einfach irgendeinen Kerl auf, betöre ihn mit meinem Scharm und bitte ihn dann so nebenbei, uns nach Hause zu fahren.”

“An deiner Stelle würde ich dann sofort damit anfangen deinen Scharm spielen zu lassen, bevor kein Kerl mehr da ist, den du damit betören kannst. Ich hätte nebenbei noch einen anderen Vorschlag zu machen: Wir können auch einfach Mom oder Dad anrufen.”

“Wäre eine Möglichkeit, aber was willst du ihnen sagen, warum Matt uns nicht zurück fährt.”

“Du weißt genau, dass sie nichts aus uns herausquetschen, wenn sie merken, dass wir nicht darüber reden wollen. Außerdem ist es ihnen lieber, wenn wir sie anrufen, anstatt uns von einem Typen fahren zu lassen, den du mal so nebenbei aufgerissen hast.”

Lara zuckte mit den Schultern. “Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Ich rufe gleich bei ihnen durch.” Mit diesen Worten holte sie ihr Handy raus.

Während sie sich damit beschäftigte, sah ich mir das Grundstück hinter dem Haus an und ging meinen Gedanken nach. Meine Träume hatten sich in einem einzigen Augenblick erfüllt und doch konnte ich mich nicht so recht freuen. Ich weiß ja auch nicht, woran es lag, aber so wirklich wohl fühlte ich mich bei der ganzen Sache nicht.

“Dad hat sich schon auf den Weg gemacht. Ich schätze wir sollten schon mal nach vorne gehen, so lange dauert es wohl nicht, bis er hier ist.”

Langsam gingen wir zusammen vor das Haus.

“Hey Kleiner, warum bist du auf einmal so still?”

“Ach, ich weiß nicht so wirklich, was ich von der ganzen Sache halten soll. Das kommt mir jetzt alles so einfach vor. Ich meine, Matt ist mein absoluter Traumprinz und er ist schwul. Irgendwie…ach, ich weiß ja auch nicht.”

Lara grinste mich an. “Man Lukas, du kannst echt anstrengend sein. Hast du vielleicht schon mal daran gedacht, dass es das Schicksal einfach mal gut mit dir meint. Es ist ja nicht so, dass du es nicht verdient hättest mal etwas Glück zu haben.”

Wir saßen eine Weile schweigend da, als ich Dad´s Auto sah, hatte ich einen Entschluss gefasst.

“Ich will es Mom und Dad sagen. Am besten noch heute Abend. Hilfst du mir?”

Lara sah mich von der Seite an. “Du weißt, dass ich dir bei Allem beistehen werde, was auch immer du machen willst.”

Dad war in der Zwischenzeit vor dem Haus zum Stehen gekommen. Langsam standen Lara und ich auf und gingen ihm entgegen. Ohne ein Wort zu sagen, stiegen wir ins Auto und Dad fuhr dann auch gleich los.

“Ich schätze mal, ihr wollt mir nicht erzählen was passiert ist?”, fragte Dad nach ein paar Minuten.

“Nicht jetzt. Aber…ich würde heute gerne noch mit dir und Mom reden.”

Dad sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, sagte jedoch nichts. Den Rest der Strecke sagte niemand etwas. Ich versuchte mir alles in meinem Kopf zurechtzulegen, aber so richtig klappte das nicht. Bei Lara war das eigentlich ganz einfach gewesen, da war die ganze Sache auch nicht geplant gewesen. Ich war kurz davor zu verzweifeln. Wie bin ich eigentlich auf die Idee gekommen meinen Eltern alles sagen zu wollen? Ok, jetzt tief durchatmen. Allzu schlimm wird es schon nicht werden. Meine Eltern sind eigentlich nicht wirklich spießig, oder so und soweit ich mich erinnern konnte, haben sie sich auch nie irgendwie negativ zu Schwulen geäußert. So langsam wurde ich immer nervöser.

Als wir dann vor der Farm zum Stehen kamen, meinte mein Dad, dass wir schon mal reingehen und Mom bescheid sagen sollten, er wollte das Auto noch in die Garage fahren. Lara nahm meine Hand während wir ins Haus gingen. Mom saß in der Küche und wartete auf uns.

“Was ist denn passiert? Warum seid ihr jetzt schon wieder zurück und warum hat Matt euch nicht gefahren?”

“Es gab einen kleinen Zwischenfall, aber ich will eigentlich nix weiter dazu sagen.” Ok, jetzt tief durchatmen. “Mom, ich will dir und Dad eigentlich was sagen, hast du etwas Zeit für mich?”

“Lukas, du weißt, dass wir für euch immer Zeit haben. Also, um was geht es?”

“Können wir noch warten, bis Dad da ist? Ich wollte es euch eigentlich zusammen sagen.”

Meine Mutter nickte und ich setzte mich ihr gegenüber hin. Lara tat es mir nach. So saßen wir nun schweigend da und warteten darauf, dass mein Dad endlich kam. Sehr lange ließ er auch nicht auf sich warten. Er sah uns drei nacheinander an und setzte sich dann neben meine Mom.

“Also?”

“Nun, ich wollte euch etwas über mich erzählen, was mich eigentlich schon seit einiger Zeit beschäftigt. Ich schätze ihr solltet euch von der Vorstellung an eine Schwiegertochter verabschieden. Also, was ich euch eigentlich sagen möchte: Ich… ich bin schwul.”

Es fühlte sich unglaublich gut an, das endlich gesagt zu haben. Allerdings kam auch Unsicherheit in mir auf, da ich immer noch nicht wusste, wie meine Eltern reagieren würden.

Matt

Ich lag bei Seth im Zimmer und dachte über den Tag nach. Eigentlich hätte das alles locker für ein halbes Jahr gereicht. Mit einem Mal schreckte ich auf.

“Scheiße!”

Seth wurde von meinem Aufschrei wach.

“Hmm… Matt was ist den los?”

“Ich hab gar nicht an Lara und Lukas gedacht. Ich hab die beiden doch hierher gefahren. Ich hab mir gar keine Gedanken gemacht wie die beiden zurückkommen sollen.”

“Matt, es ist jetzt kurz nach drei. Denkst du nicht, dass sie inzwischen bei dir zu Hause sind? Die beiden werden bestimmt angerufen haben oder einer von den Anderen hat sie gefahren. Also mach dir keine Sorgen und schlaf noch ein paar Stunden.”

Mit diesen Worten drehte sich Seth zur Seite und zog seine Decke über den Kopf. Ich war allerdings absolut nicht beruhigt. Das war ja mal wieder typisch für mich. Kaum hab ich mal ein kleines Problem, vergesse ich alles um mich herum. Hoffentlich sind die beiden wirklich heil zu Hause angekommen. Ich will gar nicht dran denken, was ich mir morgen von meiner Mutter anhören konnte. Vielleicht hatte Seth Recht und ich sollte wirklich versuchen noch etwas zu schlafen. Also tat ich es Seth gleich und legte mich auf die Seite, schloss meine Augen und versuchte einigermaßen Ordnung in meinem Kopf zu schaffen um noch etwas zu schlafen.

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