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Me, Myself and I

- Auf der Suche nach meinem Platz in der (Part I)

Teil 2

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Alle scheinen glücklich - eine Fassade! Herzen mit tiefen Narben, Seelen gesprenkelt mit der Tinte der Sünden, die sie täglich begehen. Ich bin der Meinung, nein viel mehr überzeugt oder ich hoffe mit meiner bedrückten, unterdrückten, nach Akzeptanz schreiender und vereinsamten Seele, dass jeder einzelne dieser MENSCHEN seine Sünden hinter einem Schleier versteckt und dieser Schleier schon bald nicht mehr ausreichen wird. Diese Sünden sind schwerwiegend, schwer verzeihlich. Menschen wollen nicht um Verzeihung bitten, denn dann müssten sie sich offenbaren und vor allem erst einmal sich selbst verzeihen. Dies könnte schwere Folgen in Bezug auf ihre Akzeptanz, Anerkennung und ihren Ruf haben. In meinem Fall ist es ähnlich, nur dass ich Angst habe, mein Licht ist nicht weiß sondern gelb. Ich würde aus der Reihe tanzen, ich würde einen großen Schritt wagen, Anerkennung möglicherweise verlieren und trotzdem welche gewinnen. Wenn ich mein Licht falsch identifiziere, es frei lasse, auffalle, verurteilt werde und es dann man Ende doch nur eine Illusion war, eine Einbildung, die mir meine Fantasie “schenkte”. Alles umsonst? Alles nur um ausgelacht zu werden? War das nötig? Nein, ich kann es nicht wagen, wenn ich mir nicht zu 100% sicher bin, das Risiko ist mir zu groß und mein Ruf zu wichtig. Jeden Tag gibt es neue Anzeichen und Bestätigungen. Es ist bedrängend nicht offen damit umgehen zu können. Ich möchte es einfach aus meiner Seele schreien, doch die Welt wird dadurch nicht toleranter. Die Wunden in meiner Seele und Narben in meinem Herzen immer tiefer und schwerer heilbar. Ich verletze mich täglich selbst, stelle alles in Frage, denke zu viel. Aber all das wird erzwungen, was soll ich denn machen? Eine Welt voller Vorurteile, Peiniger und Menschen mit der rosaroten Brille der Vollkommenheit, die die Mehrheit der Menschen nicht sichtbar macht.

Homophobie; die Menschen sagen, sie wären tolerant und dann kommen Aussagen wie: “Ist das jetzt der neuste Trend?” oder nachdem man etwas getan hat, das “verdächtig” ist, Sachen wie “bist du schwul/ lesbisch?!”. Sie vergewaltigen die eigentliche Bedeutung dieser Wörter, die sie für Menschen haben. Sie benutzen sie als Beleidigung, als Stempel, einen Stempel, mit dem keiner identifiziert werden will. Es wirft ein schlechtes Licht auf Menschen, die sich nicht als straight oder cis identifizieren (können). Es erschwert Menschen das Leben, sich zu outen und selbstbewusst mit ihrer Sexualität umzugehen. Ist das eine gute Voraussetzung den Schritt zu wagen? -offensichtlich nicht- Aber es ist auch keine Lösung, das alles jetzt noch länger in mich hineinfressen. Es zerstört mich innerlich, es fügt mir Schmerzen zu. Außerdem stärkt es nicht gerade mein Selbstwertgefühl, wenn ich ständig mein ganzes Leben und den grundlegenden Sinn der Existenz der Menschheit anzweifle. Was soll ich machen? Soll ich es einer Person erzählen und schauen, wie sie reagiert? Wenn sie positiv reagiert, wäre das Problem gelöst, wenn nicht, was wäre dann? Die große weite Welt würde es wissen, wäre nicht besonders vorteilhaft, wenn sich meine Annahme über meine Sexualität als nicht ganz richtig entpuppt. Was dann? Ich bin eine Person ohne Freunde, eine Person, die ihre Identität nicht identifizieren kann, eine Person, die schlau ist, alles schnell versteht, aber zu dumm sich selbst zu verstehen?

Ich bin besonders, sage ich mir. Ich habe mich selbst erforscht (oder bin vielmehr immer noch dabei), nun lande ich an dem Punkt, den ich mir erklären kann, der für mich nicht klar sichtbar ist, aber klar genug um zu wissen, was es ist. Ich habe Beweise in meinem Leben, klare Beweise, in diesen Momenten bin ich mir sicher.

Was ist, wenn ich bin wie Galilei und sein Weltbild. Was ist, wenn nur sein kann, was auch sein darf? Klar ist es so, aber die Kirche und all die Menschen, die sich die Welt mit dem Ptolemäischen erklärten, würden falsch liegen. Der Papst würde mit dem alten Weltbild rollen, die Kirche an Macht verlieren. Man konnte mit eigenem Auge sehen, dass Galileis Weltbild das richtige war, aber trotzdem wurde man verbrannt, wenn man behaupten würde es wäre richtig. Leute haben weggesehen, obwohl sie nicht einmal hinsehen mussten, um es zu sehen. Wir kommen in die Zeit, in der Menschen mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören, weil sie genau wissen, was sie erfahren würden. Patrick Henry sagte in seiner Rede “give me liberty or give me death”, “Ich für meinen Teil bin bereit die ganze Wahrheit zu erfahren, das Schlimmste zu erkennen und dafür zu sorgen, was auch immer die Qualen des Geistes kosten mögen”. So müssten Menschen heute auch sein. Allein der Titel bzw. Henrys letzter Satz sagt, dass man eigentlich nicht leben muss, um gefangen in diesen Lügen zu sein. Man ist dann ja genauso tot. Man sollte sich darüber mal im einzelnen wirklich Gedanken machen.

Ich denke über meine Situation nach, finde Beweise, dann im nächsten Moment zweifle ich es an und will es nicht wahrhaben. Diese Ungewissheit, das Unverständnis des Eigenen ist das schlimmste Gefühl, das ein jeder spüren kann, besonders ich. -Es ist etwas anderes, wenn ich andere nicht verstehe, das ist oft so, Autisten Dasein eben.- Aber sich selbst? WARUM? Ich sollte mich doch selbst besser kennen als jeden und nicht erst jetzt mich so fertig machen, weil es eben nicht so ist. Es sind zu viele Fragezeichen in meinem Kopf, unbekannte Fragen auf die ich keine Antwort weiß, obwohl ich schon seit mehreren Jahren darüber nachdenke. Irgendwann muss ein Ergebnis her, irgendwann muss es enden, ich zerstöre mich selbst damit, ich treibe mich selbst in den Wahnsinn. Aber ich kann nichts dagegen tun. Wohl eher, ich kann etwas tun, doch es gibt zwei Möglichkeiten, die beide mit einem gewissen Risiko verbunden sind. Ich muss meinen möglichen Benefiz und Verlust gründlichst analysieren und möglicherweise dann zu einem halbwegs intelligenten Entschluss kommen, der nicht meine ganze Zukunft versaut oder eine unüberwindbare Mauer um mich herum baut. Eine Mauer, die es nahezu unmöglich macht, vielleicht schwerer als jetzt, soziale Bindungen zu Menschen aufzubauen. Es kommt nun darauf an, ob ich die Mauer selber baue, indem ich nichts sage, aber die Wahrheit weiß. Die andere Möglichkeit ist, dass diese Mauer von der Gesellschaft gebaut wird, weil ich anders bin, gefährlich, fremd, einen schlechten Einfluss habe oder einfach allein oder ein Label in meinem Gesicht habe, das alle abschreckt.

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