zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

Neue Elemente

Teil 3

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

Vorwort

Ob es in Stockholm etwas ruhiger für unsere Helden wird? Oder überschlagen sich wieder die Ereignisse?

So fest, wie alle zusammenhalten, findet das Ganze aber bestimmt ein gutes Ende.

Na dann, überzeugt Euch selbst.

Euer Andy.

 

Einige Wolken und etwas Nieselregen erwarten uns in Stockholm.

Es ist trotzdem angenehm mild.

Hinter dem Horizont versetzt die Sonne den Himmel in ein unwirkliches warmes Licht. Es ist jetzt bereits kurz nach Mitternacht. Der angestrahlte Himmel schafft jedoch die Illusion eines frühen Sommerabends.

Vor dem Flughafengebäude nimmt uns Manuel in Empfang. Wir begrüßen uns mit Handschlag. Nicole erhält eine recht stürmische Umarmung. Ganz anders als beim letzten Treffen, wo wir nur solch ein unterschwelliges Kribbeln bei den beiden spüren konnten.

Da ich nicht weiß, was hier überhaupt gespielt wird, stehe ich auch Manuel noch etwas skeptisch gegenüber. Nach Daniels Gesichtsausdruck denkt er genauso darüber. Ich hoffe aber innerlich, dass sich meine Skepsis als völlig unbegründet herausstellt und Nicole nicht wieder enttäuscht wird.

Wir fahren mit Manuels Wagen in die Innenstadt.

Auf den Straßen herrscht immer noch Leben. Ich vergesse fasst, warum wir hier sind. Es erscheint mir jetzt bald wie eine zauberhafte Reise mit meinem Traumprinzen.

Die Wolken haben sich inzwischen verzogen. Am Himmel zeigen sich vereinzelte Sterne, soweit die Dämmerung einen Blick auf sie zulässt.

Nordlichter.

Ich habe bis jetzt nur darüber gelesen. Bunte Wehen ziehen sich in vielen wechselnden Farben und Formen über uns entlang.

Daniel schläft neben mir. Ich streichle seine Wange, worauf er wach wird und mich anlächelt. Jetzt bestaunen wir zusammen das faszinierende Feuerwerk am nächtlichen Himmel.

Wir erreichen unser Hotel.

Drei Zimmer hat Manuel für uns reservieren lassen.

Nicole, Daniel und ich? Oder Manuel, Nicole, Daniel und ich?

Leider die erste Version. Für uns drei je ein Einzelzimmer.

Dummerweise ist das Hotel ansonsten völlig ausgebucht. Da werde ich die Nacht wohl wirklich getrennt von meinem Schatz verbringen müssen. Na mal sehen.

Manuel lädt uns noch zu einem kurzen Drink ein, wobei wir unsere weitere Vorgehensweise besprechen. Unsere wichtigste Frage ist aber, ob die Spur, die uns hierher nach Stockholm geführt hat auch wirklich richtig ist. Die Anwesenheit von Manuel lässt das zwar vermuten, aber etwas genauer wollen wir schon wissen, was es über Tenner und die geheimnisvolle Kiste neues zu berichten gibt.

»Ich kann euch anscheinend nicht daran hindern in der Sache weiter herumzuschnüffeln. Dann versprecht mir aber bitte, dass wir uns abstimmen und ihr auch meinen Rat befolgt«, antwortet Manuel auf unsere Fragen.

»Tenner ist mit seiner Privatmaschine nach einem Zwischenstopp in Hamburg letzten Abend hier in Stockholm angekommen. Die Fracht wird aber frühestens morgen Abend vom Zoll freigegeben. Wir haben das so veranlasst, um noch etwas Zeit für unsere Recherchen zu gewinnen. Er hat daraufhin sofort mit seiner Firma gesprochen. Seinen Gesprächspartner konnten wir jedoch nicht identifizieren. Zumindest ist für übermorgen zehn Uhr ein Meeting bei Carlson Technologies angesetzt. Dort soll die Fracht übergeben und die Kiste geöffnet werden. Und dort werden wir zuschlagen.«

Daniel stutzt. »Gut geplant. Aber wer ist wir?«

Das interessiert mich auch brennend. Wenn Manuel bei der portugiesischen Polizei ist, ist das hier ja wohl nicht so ganz sein Zuständigkeitsbereich.

Ich frage daraufhin ganz direkt: »Manuel, für wen arbeitest du eigentlich?«

Er denkt kurz nach, schaut mich und Daniel an, schaut zu Nicole. Auch sie sieht ihm erwartungsvoll in die Augen.

»Das ist sehr schwierig. Nicole, ich will aber ehrlich zu euch Dreien sein. Ich bin zwar Leiter der Umwelt-Sonderkommission, hier in Schweden habe ich jedoch keine offiziellen Befugnisse. Aber ich kenne viele Leute, die hier auf dem gleichen Gebiet arbeiten und mit denen zusammen wollen wir verhindern, dass das neue Element in falsche Hände fällt.«

»Und warum habt ihr es Tenner dann nicht schon viel eher abgenommen?«

»Es kann unter normalen Umweltbedingungen eine Kernfusion hervorrufen. Im Mittelalter war der Meteorit als ´Le Soleil merveilleux, le soleil horrible´, als die wunderbare, schreckliche Sonne bekannt. Er wandelte die umliegende Materie in Licht und Wärme um. Der Meteorit jedoch zerbrach und die kleine Sonne erlosch. Wir denken, dass es eine Art kritische Masse geben muss, ab der der Prozess erst möglich wird. Und diese ist erst erreicht, wenn die beiden Teile wieder zusammengefügt werden.«

»Und wo ist der zweite Teil?«, fragen wir jetzt fast gleichzeitig.

»Der lagert bereits bei Carlson Technologies. Wir wissen jedoch nicht genau wo. Deswegen mussten wir abwarten bis Tenner auch das zweite Stück dorthin bringt. Erst dann können wir zuschlagen.«

Was für eine Geschichte. Bis jetzt war das alles nicht so greifbar. Langsam bekam ich aber wirklich eine Vorstellung über die Bedeutung dieser Sache.

Da es inzwischen bereits kurz vor halb vier geworden ist, verabschieden wir uns erst einmal und begeben uns auf unsere Zimmer.

Ein Einzelzimmer und das Bett ist auch noch so schmal, das wirklich nur einer vernünftig Platz hat. Zum Glück ist morgen auch noch ein Tag und den kurzen Moment ohne meinen Daniel werde ich schon überstehen. Wenngleich wir dadurch wieder nicht zu einer gemeinsamen romantischen Nacht kommen.

Daniel und ich verabschieden uns mit einem langen Kuss. Erst als ein paar andere Gäste, den Hotelflur entlangkommen und irgendwelche seltsamen Bemerkungen auf Schwedisch machen, trennen wir uns widerwillig für diese Nacht.

Obwohl es wieder ein anstrengender Tag war und es auch schon ziemlich spät ist, kann ich nur sehr schlecht einschlafen. Mehrmals überlege ich, ob ich doch zu Daniel rübergehe. Irgendwann übermannt mich dann aber doch der Schlaf.

Ich träume von meinem Traumprinzen. Sehe sein Lächeln, seine wunderbaren blauen Augen und spüre seine Lippen.

Das erscheint mir wieder ganz real.

Der Kuss meines Traumprinzen und der Duft von frischem Kaffee und Brötchen beendet die einsame Nacht.

»Guten Morgen Basti. Du schläfst anscheinend aber auch ohne mich gar nicht so schlecht.«

»Daniel. Hey, wie kommst du denn hier rein.«

»Ein nettes Lächeln, ein hilfloser Blick und ich konnte dem Zimmermädchen glaubhaft machen, dass ich meinen Schlüssel vergessen habe.«

»Schön, morgens von dir geweckt zu werden.«

Ich umarme meinen Traumprinzen, meine Lippen schmiegen sich an die seinen und ich genieße es, solch einen lieben Freund zu haben.

»Eigentlich haben wir doch heute Zeit? So wie ich das gestern verstanden habe, geht es doch frühestens heute Abend mit unserer Verfolgung weiter.«

»Das stimmt schon, aber ganz so früh morgens ist doch schon nicht mehr.«

Da ich momentan ohne Uhr und damit auch ziemlich zeitlos lebe, ist es auch ganz schön schwer die richtige Zeit einzuschätzen. Durch das Fenster lacht die Sonne. Sie steht schon ziemlich hoch am Himmel, stelle ich jetzt fest.

»Wie spät ist es denn?«

»Na ja, als ich das erste mal bei dir war, war es halb zehn. Mittlerweile ist es aber schon halb zwölf.«

»Oh. Halb zwölf?«

Daniel gibt mir noch einen Kuss und schiebt mir das Frühstückstablett rüber.

»Deswegen gibt es jetzt erstmal ein kleines Frühstück für dich.«

Ein kleines Frühstück ist gut. Auf dem Tablett findet sich eine Tasse Kaffee, eine Tasse Tee für Daniel, Orangensaft, verschiedene Brötchen, Honig, Ei ...

Wenn wir das alles schaffen sollten, dann dürfen wir uns nicht mehr bewegen, damit wir nicht platzen. Aber es schmeckt herrlich. Vor allem, weil ich es zusammen mit meinem Daniel genießen kann.

Sein Lächeln am Morgen ist der wunderbarste Tagesbeginn, den es gibt.

»Haben wir denn den Tag nun ganz für uns? Was macht eigentlich Nicole?«, frage ich vorsichtig meinen Wuschel neben mir.

»Ja, haben wir. Und damit das auch so bleibt, habe ich mir etwas ausgedacht. Nicole ist gerade mit Manuel in die Stadt gefahren. Wir haben uns für heute Abend hier im Hotel verabredet. Bis dahin gehört die ganze Zeit uns.«

»Was hast du dir denn ausgedacht?«

»Wenn du das wissen möchtest, dann musst du fertig frühstücken, dich anziehen und mitkommen.«

»Anziehen?«

»Erst einmal wäre das schon nicht schlecht. Warts ab und komme einfach mit«, sagt Daniel mit einem geheimnisvollen Lächeln.

»Na gut.« Ich werde mich wohl überraschen lassen müssen. Also suche ich mir meine Sachen zusammen, mache noch einen Abstecher in das Bad und gehe dann Hand in Hand mit meinem Daniel runter zum Hotelausgang.

Auf dem Parkplatz wartet schon ein Mietwagen auf uns. Daniel öffnet mir die Tür und ich steige ein.

Die ganze Zeit hat er dieses verschmitzte und geheimnisvolle Lächeln drauf.

Unsere Fahrt geht los.

Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir aus Stockholm heraus. Vor uns öffnet sich die weite schwedische Landschaft. Es ist wunderschön. Am Himmel ziehen kleine eindrucksvolle Wölkchen entlang. Neben uns brechen sich die Wellen der Ostsee an der steilen Küste. Möwen kreisen um die Felsen im Wasser. Ihre Rufe hallen weit durch die klare frische Luft.

Wir haben die Fenster runtergekurbelt. Der Wind streicht wieder durch Daniels Haare.

An einem kleinen Fischerort nördlich von Stockholm hält Daniel an. Vor uns liegt ein Laden an einem kleinen Hafen. Wir gehen hinein. Ich folge Daniel auf Schritt und Tritt und bin gespannt, was jetzt passiert.

Eigentlich könnten wir auch irgendwo hier in der Gegend halt machen, uns auf einen der Felsen am Wasser setzen und unsere Zweisamkeit genießen.

Daniel kauft etliche Sachen für ein Picknick ein. Hat er den selben Gedanken?

An der Kasse sagt er jedoch zu der netten Verkäuferin auf englisch, er habe vorhin angerufen und nach einem Boot gefragt.

Jetzt wendet er sich an mich.

»Ich habe hier in der Gegend mal mit meinen Eltern Urlaub gemacht. Das ist zwar schon eine Weile her, aber ich habe noch gut in Erinnerung, dass es draußen auf dem Wasser herrliche kleine Inseln gibt. Genau das richtige für ein Picknick zu zweit.«

Ich strahle meinen Schatz an.

Bepackt mit den ganzen Sachen ziehen wir runter zum Hafen. Die nette Verkäuferin zeigt uns das Boot, kurz die Bedienung des Motors und schon geht es los in Richtung freie See.

Ein milder Wind weht über das Wasser. Die Oberfläche kräuselt sich und schimmert geheimnisvoll in der Sonne.

Vor uns liegen viele kleine Inseln. Teilweise nur einzelne nackte Felsen in der See, teilweise aber auch richtig bewachsen.

Unser Boot sucht sich mit Daniels Hilfe am Steuer seinen Weg durch die leichten Wellen. Vor uns spritzt das Wasser am Bug hoch. Die kleinen Tröpfchen brechen das Sonnenlicht und bilden einen Regenbogen, durch den wir durchzufahren scheinen.

Es ist wie der Weg in eine andere, verzauberte Welt. Alles um uns wirkt so weit, frei und friedlich.

»Was hältst du von der Insel da drüben.«

Ein idyllisches Eiland liegt vor uns. Grasbewachsen mit ein paar Bäumen und Büschen und einem kleinen Strand. Eine Insel, wie aus einem Reiseprospekt aus der Karibik. Nur dass wir hier weit im Norden sind und weit und breit keine Touristen die Ruhe stören.

»Gefällt mir prima.«, antworte ich, worauf Daniel den kleinen Strand ansteuert.

Er kommt mit unserem Wassergefährt schon recht gut klar.

Ich springe am Strand aus dem Boot. Das Wasser erinnert mich dann aber doch wieder daran, dass wir nicht in der Karibik sind. Es ist ganz schön kalt. Dafür ist diese Insel wirklich der romantischste Fleck, den ich mir vorstellen kann.

Gemeinsam ziehen wir unser Boot an Land und nach einem langen Kuss nehmen wir unsere Sachen, um den kleinen grasbewachsenen Hügel zu erklimmen.

Oben angekommen setzen wir uns auf unsere mitgebrachte Decke.

Das Gras duftet. Um uns herum ist ganz still. Nur das Rauschen des Wassers und das Singen der Vögel gleitet mit dem warmen Sommerwind durch die Luft.

Wir sitzen inmitten der Weite dieser beeindruckenden Landschaft.

Nur wir beide ganz allein.

Mein Daniel strahlt mich mit seinen wunderbaren blauen Augen an.

Ganz langsam nähern sich unsere Lippen. Ich spüre den Duft seiner Haut.

Ein zärtlicher Kuss lässt uns alles um uns herum vergessen.

Daniels Lippen sind ganz fein, zart.

Ich streichle ihm durch seine kurzen Haare. Er erwidert meine Streicheleinheiten unter meinem T-Shirt, was ein wohliges Kribbeln auf meinem Körper verursacht.

Unser Kuss dauert noch immer an. Inzwischen spielen unsere Zungen miteinander.

Daniel beginnt, mir vorsichtig mein T-Shirt auszuziehen. Ich helfe ihm, auch seinen Oberkörper von den Sachen zu befreien.

Er hat ganz glatte, gleichmäßig gebräunte Haut. Er ist wirklich wunderschön. Mit seinem wunderbaren Lächeln und seinen strahlenden Augen ist er einfach zu verführerisch.

Ich glaube, nun ist der Moment wirklich gekommen.

Schon so oft habe ich davon geträumt.

Wir ziehen uns gegenseitig weiter aus, während wir uns immer wieder küssen.

Ich wandere mit meinen Lippen zu seinem Hals und bewege mich so über den Körper meines Traumprinzen. Mit meinen Händen öffne ich sacht seine Hose. Auch mein Daniel hat mich bereits von meiner Hose befreit. Er streicht mir sanft über meine Shorts, die als mein letztes Kleidungsstück verblieben sind. Seine Hände suchen sich einen Weg in sie hinein und gleiten über meinen Po zwischen meine Beine.

Ich küsse inzwischen seine kleinen schon recht spitzen Brustwarzen. Nicht nur die sind bei uns mittlerweile spitz und fest geworden. Auch an anderen Stellen regt es sich inzwischen schon ganz schön.

Ich habe mit meinen Händen auch den Weg zu seinem Slip gefunden und ziehe ihn aus.

Daniel liegt nun ganz nackt neben mir. Er verliert keine Zeit, mich auch von meinem letzten Kleidungsstück zu befreien.

Ich spüre seine sanften Küsse auf meinem Gesicht und spüre, wie seine Lippen langsam an mir hinab über meinen Oberkörper zu meinen Beinen wandern, wie er mich ganz vorsichtig zwischen meine Beine küsst.

Noch nie zuvor habe ich solch ein wunderbares Gefühl gespürt. Ein unheimliches Kitzeln und Kribbeln macht sich in meinem ganzen Körper breit.

Ich schmiege mich ganz dicht an ihn und spüre nur noch ihn.

Um uns herum gibt es nun nichts anderes mehr.

Er hat sich neben mir auf die Seite gelegt und streichelt mich mit seinen weichen Händen, während seine Lippen und seine Zunge mit mir spielen.

Nun komme auch ich an seine erogensten Zonen.

Es ist so unbeschreiblich schön.

Daniels Hände suchen sich ihren Weg über meinen Körper, über meinen Po.

Immer stärker pressen wir uns aneinander, während wir uns zu den Liebkosungen des anderen bewegen.

Ich will seine Erregung, seinen Höhepunkt spüren und küsse und streichle ihn immer heftiger. Daniel ist jetzt ganz und gar mein und ich gehöre ganz meinem Daniel.

Unsere Bewegungen haben ihren gemeinsamen Rhythmus gefunden.

Ich sehe viele Sterne und spüre nur noch meinen Traumprinzen.

Der Duft seiner Haut, seine Wärme, seine Erregung sind wunderschön.

Vor meinen Augen beginnt es zu blinken, zu blitzen. Überall auf meiner Haut prickelt es.

Es ist so wunderbar.

Wir sind wirklich eins. Wir gehören zusammen.

Mein Traumprinz, mein Daniel.

Ich liebe ihn. Ich liebe ihn.

Die Zeit scheint stillzustehen.

Die Natur macht eine Pause, nur um uns diesen Moment so lange wie möglich genießen zu lassen.

Ich schaue meinem Traumprinzen in die Augen.

Es ist das süßeste Lächeln, das ich je gesehen habe.

So überglücklich bin ich, dass mir eine Träne die Wange runterläuft.

Daraufhin ändert sich Daniels Gesichtsausdruck und er schaut mich verwundert und fragend an. »Was ist denn los? Hast du was, Basti?«

»Ja, ich habe dich und das ist so wunderbar.«

Aus seiner Verwunderung wird wieder dieses bezaubernde Lächeln. Er umarmt mich, streichelt mir sanft durch die Haare und flüstert mir ins Ohr: »Das war wunderschön. Ich liebe dich. Das habe ich mir schon so oft gewünscht.«

Ich halte ihn ganz fest. So nah wie möglich möchte ich bei ihm sein.

Um uns herum ist diese wunderbare Landschaft. Es ist ganz still. Nur das Singen der Vögel begleitet uns an diesem herrlichen Tag. Der warme Sommerwind bewegt die kleinen Wolken am Himmel über unserer Insel entlang.

Auf dieser kleinen Insel gibt es jetzt die beiden glücklichsten Menschen der Welt.

Wie schnell die Zeit vergeht. Inzwischen ist die Sonne schon dabei, sich hinter den Bäumen am Horizont zu verstecken.

Daniel meint: »Ich glaube wir müssen uns langsam auf den Rückweg machen.«

»Schade.« Für mich könnte dieser Tag nie aufhören. Aber ich habe ja meinen Daniel und wir werden noch viele solcher wunderschönen Tage verleben können.

»Du hast Recht. Nicole ist bestimmt auch schon auf dem Rückweg.«

Daniel reicht mir meine Sachen und wir ziehen uns langsam an. Aber nicht ohne uns zwischendurch immer mal wieder einen Kuss zu geben.

Als wir fertig sind, ruft Daniel: »Ich bin der erste am Boot.«

»Na das wollen wir doch mal sehen.«

Wir springen die Steine zum Strand hinunter und erreichen gemeinsam unser Boot. Dort angekommen meint Daniel: »Du hast gewonnen und dafür kriegst du jetzt nen Kuss.«

Da widerspreche ich natürlich nicht und nehme meinen Preis gerne an.

Der Motor an unserem Boot lässt sich mühelos in Gang setzen. So geht es mit zügiger Fahrt wieder in Richtung Festland. Hinter uns verschwindet unsere kleine wunderbare und aufregende Insel.

Feine Wassertröpfchen lösen sich vom Bug unseres Bootes und wehen durch die Luft. Sie verfangen sich in Daniels Haaren und hüllen ihn in glitzernde Edelsteine.

Das erinnert mich an ein Bild aus meiner Kindheit. Wie lang ist das her. Wie nah ist sie mir plötzlich wieder geworden.

Ich lag auf einer wunderschönen Blumenwiese. Das Gras duftete, die Sonne schien. Einige Nebelschleier zogen am nahen Waldrand noch entlang. Ein Schleier löste sich, er zog langsam über die Wiese. Es war, als wolle er unbedingt zu mir. Als er bei mir angelangt war, begann er im Sonnenlicht zu glitzern, wie viele kleine Sterne und Edelsteine. Ich fühlte mich wie losgelöst, wie in einer neuen sanften Sphäre. Seine feinen Wassertröpfchen legten sich auf meine Haut und kitzelten und kribbelten.

Das war in einem Urlaub mit meinen Eltern. Es ist inzwischen schon einige Jahre her, heute ist es wieder ganz nah.

Daniel hat mir erzählt, dass er zu genau dem gleichen Zeitpunkt in eben diesem Ort Urlaub gemacht hat. Richtig begegnet sind wir uns damals nicht, jedoch hat ein Zauber unsere erste zärtliche Berührung bewirkt, denn Daniel hatte das gleiche Erlebnis.

Wir erreichen jetzt das Ufer, machen unser Boot am Steg fest und werfen, wie vereinbart, den Schlüssel in den Briefkasten an dem kleinen Laden.

Mit zügiger Fahrt geht es zurück in unser Hotel.

Dort angekommen, gehen wir schnell zu unserem Zimmer, ziehen uns um und klopfen bei Nicole. Keine Reaktion.

Vielleicht wartet sie schon unten im Salon. Also geht es wieder schnellen Schrittes nach unten.

Ich lasse meinen Blick durch den großen Raum schweifen.

Einige vereinzelte Gäste sitzen an den Tischen, von Nicole oder Manuel ist jedoch nichts zu sehen.

Mit fragendem Blick schaue ich Daniel an. Auch er hat die beiden nicht entdecken können.

»Vielleicht haben sie ja eine Nachricht an der Rezeption hinterlassen«, meint er.

Die nette Dame hinter dem Tresen reicht uns nach unserer Frage auch prompt einen Umschlag rüber. Er ist adressiert an Daniel Krüger und Sebastian Bergen.

Die Schrift ist mir und auch Daniel nicht bekannt. Nicole würde uns sicher auch nicht so förmlich anreden.

Auf unsere Frage, wer den Umschlag hier abgegeben hat, hebt die gute Frau am Tresen nur ihre Schultern.

»Mach ihn doch auf. Worauf wartest du?«, drängelt Daniel.

Irgendwie habe ich kein gutes Gefühl.

Ich öffne den Umschlag und entnehme ihm ein seidenmattes Blatt Papier. Dort steht mit dunkler Tinte in schwungvollen Buchstaben geschrieben:

´Der Himmel wird sich verdunkeln. Aus einem Feuerball entstammt das Wunderbare, das Schreckliche, das einst unsere Welt bestimmen wird. Nur wer nicht nur an sich selber denkt, wird die Kraft besiegen.´

»Was soll das?«, frage ich Daniel.

Aber auch er schaut mich nur fragend an.

Etwas irritiert stecke ich den Brief in meine Hosentasche.

Wir fragen noch mal die Rezeptionsangestellte, ob sie etwas von Nicole weiß. Sie schüttelt nur mit dem Kopf, geht aber noch mal hinter zu ihrem Kollegen und befragt auch ihn.

Er kommt jetzt vor und erklärt uns, dass Frau Bergmann vor circa einer Stunde nach einem kurzen Aufenthalt in ihrem Zimmer das Hotel zusammen mit einem Mann verlassen hat.

Das kann eigentlich nur Manuel gewesen sein. Vielleicht hat sich inzwischen etwas ereignet und die geheimnisvolle Kiste ist doch schon früher zur Firma Carlson transportiert worden.

Manuel hatte uns das Büro der hiesigen Ermittler mitgeteilt, wo alles für die geplante Aktion zusammenläuft.

Wir lassen uns ein Taxi kommen und fahren zu der Adresse. Das Büro befindet sich in einem Komplex der schwedischen Polizei. Dementsprechend ist ein einfaches Hineinspazieren, wie wir uns das gedacht hatten, nicht möglich.

Am Empfang erklären wir unser Anliegen und der Herr in Uniform ruft nach mehrmaligem Klarmachen der Dringlichkeit auch im Büro der schwedischen Sonderkommission an.

Wir müssen uns in ein Buch eintragen und werden nach kurzer Wegerklärung zum Fahrstuhl geführt.

»Ich weiß nicht warum, aber ich habe irgendwie ein schlechtes Gefühl«, meint Daniel zu mir, als wir im Fahrstuhl stehen.

»Das geht mir genauso. Schon als wir den seltsamen Brief bekommen haben.«

Daniel nimmt noch mal meine Hand und lächelt mir zu, dann öffnet sich der Fahrstuhl und wir stehen im Büro von Manuels Kollegen.

Trotz der späten Stunde herrscht immer noch hektisches Treiben. Wir werden nicht weiter beachtet und können uns so erst mal einen Überblick verschaffen.

Am Ende des übergroßen Raumes entdecken wir Manuel. Er steht an einem Schreibtisch und unterhält sich mit zwei anderen Leuten.

Wir gehen auf ihn zu.

Erstaunt schaut er uns an und fragt: »Was macht ihr denn hier?«

»Wir suchen Dich und Nicole. Wir wollten uns doch alle im Hotel treffen, und da ihr beide dort nicht aufzufinden wart, sind wir halt hergekommen.«

»Nicole? Wieso? Ist sie denn nicht bei euch? Ich habe doch von euch diese Nachricht bekommen.«

»Was denn für eine Nachricht?«, antworten wir.

Daniel meint: »Ich glaube, ich hatte mit meinem unguten Gefühl Recht.«

Manuel kramt in seinen Hosentaschen und holt einen zerknüllten Zettel heraus.

Darauf steht: ´Bin bei Sebastian und Daniel. Wir kommen etwas später. Viele Grüße Nicole.´

Es ist wirklich Nicoles Schrift. Eines fällt mir aber sofort auf: Sie nennt mich Sebastian. Das würde sie nicht machen, wenn sie uns nicht darauf hinweisen wollte, dass die Nachricht eigentlich nicht von ihr stammt.

Einst sagte sie selbst, dass die Sache viel zu gefährlich geworden ist. Das war zu dem Zeitpunkt, als ich noch um meinen Daniel bangen musste. Jetzt müssen wir uns alle um Nicole sorgen.

Manuel greift hektisch zu einem Telefon und wählt Nicoles Handynummer. Vergebens, es meldet sich nur eine Stimme vom Band, dass der gewünschte Gesprächspartner momentan nicht erreichbar ist.

Jetzt überkommt mich wieder dieses schreckliche Gefühl. Nicole ist mir inzwischen viel zu wichtig geworden, als dass ich bei so einer Ungewissheit einen kühlen Kopf bewahren kann.

Auch Manuel schaut trotz seiner sonst so bewusst selbstsicheren Art nur sehr hilflos zu uns rüber.

Nur Daniel scheint noch einen klaren Gedanken fassen zu können und entgegnet: »Wenn Nicole wirklich unfreiwillig irgendwo festgehalten wird, kann das doch nur auf Veranlassung von Tenner geschehen. Dann könnte es sein, dass Sie sich im gut gesicherten Firmengebäude befindet.«

»Und was wollen wir machen. Es ist jetzt fast 21 Uhr. Um diese Zeit ist doch kein Richter mehr auf, der uns eine Durchsuchung der Firma Carlson gestattet. Vor allem auch gar nicht bei so wenigen Anhaltspunkten«, meint Manuel.

»Ach scheiß egal. Irgendwas müssen wir tun. Wir können doch nicht auf die hiesige Bürokratie vertrauen!«, ist das Einzige, was ich raus bekomme.

Total unsicher, was überhaupt nicht zu Manuels Art passt, schaut er mich jetzt an.

Daniel meint recht energisch zu ihm: »Basti hat Recht. Komm lass uns gehen, wir müssen zum Firmengelände. Komm mit und bringe deine Kollegen mit oder wir gehen alleine.«

»Ich kann meine Kollegen nicht mitbringen, aber ich selber komme schon mit.«

Er geht zu dem jungen Mann rüber, mit dem er sich zuvor an seinem Schreibtisch unterhalten hat, und wechselt ein paar Worte mit ihm. Der schüttelt nur den Kopf.

»Ich hab Bescheid gesagt wo wir sind, falls etwas schief geht.«

»Also los gehts.«

Manuel versucht noch mal Nicole per Handy zu erreichen und ruft auch noch mal im Hotel an, ob sie dort vielleicht inzwischen aufgetaucht ist. Aber nichts.

Wir gehen zum Fahrstuhl, fahren mit ihm bis in die Tiefgarage. Dort nehmen wir eines der zivilen Polizeifahrzeuge, zu dem Manuel den Schlüssel hat.

Mit quietschenden Reifen geht es ins nächtliche Stockholm.

Die Luft ist kalt.

Die Kälte kraucht unter meine Sachen. Noch hat die Autoheizung es nicht geschafft, sie zu vertreiben.

Ich sehe Daniel an. Er erwidert meinen Blick.

»Daniel, ich hab Angst. Ich hab dich schon fast verloren. Wenn ich zu dieser Zeit nicht Hilfe von Nicole gehabt hätte, hätte ich das bestimmt nicht überstanden ... Wir müssen Nicole unbedingt finden.«

»Das machen wir.«

Er legt seinen Arm um meine Schulter und gibt mir damit wieder ein wenig meiner inneren Ruhe zurück. Ich merke aber auch, dass er bei weitem nicht so ruhig und ausgeglichen ist, wie er es jetzt nach außen zeigt.

Manuel sagt gar nichts mehr. Er sitzt mit ernstem Gesicht hinter dem Lenkrad. Auch wenn ich ihn eigentlich überhaupt nicht kenne, sehe ich sehr deutlich, dass auch er eine unbeschreibliche Angst um Nicole hat.

Ich halte fest Daniels Hand und blicke in die Nacht.

Der Himmel ist bedeckt und taucht Stockholm in eine tiefe Dunkelheit. Keine Mitternachtssonne ist heute zu sehen. Düster und bedrohlich zeichnen sich die dunklen Wolken am nächtlichen Himmel ab.

Das alles verstärkt diese grässliche Stimmung zusätzlich.

Inzwischen ist das Auto zwar warm geworden, trotzdem muss ich noch immer zittern.

Das Auto wird langsamer und wir halten an.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht die Firmenzentrale von Carlson Technologies.

Eine ratlos - ängstliche Stille beherrscht uns.

Manuel dreht sich zu uns um und nickt uns auffordernd zu.

Wir verlassen das Auto.

»Wie jetzt weiter? Wie wollen wir reinkommen?«

»Ich hab Werkzeug mit«, meint Manuel und holt einen kleinen Werkzeugkoffer aus dem Kofferraum.

»Gut, na dann los.«

Das Gebäude ist dunkel. Lediglich im obersten Stockwerk brennt Licht. Das ist auch unser Ziel. Dort sind die Büros von Velden, Tenner und Carlson.

Von weitem erkennen wir, das der Haupteingang videoüberwacht wird. Trotzdem entschließen wir uns diesen Eingang zu benutzen.

Vielleicht ist es immer noch die sicherste Methode gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Die Seiteneingänge sind bestimmt genauso gesichert.

Zielsicher gehen wir zum Haupteingang.

Was wir nicht bedacht hatten, ist dass das Gebäude nicht nur per Video überwacht wird, sondern auch ein Portier in der Halle am Tresen sitzt.

Also Plan B.

Ohne weiter zu überlegen gehen wir selbstsicher auf den Herren zu und erklären, oder besser Manuel erklärt auf Schwedisch, dass er sofort den Koffer zu Herrn Tenner bringen muss.

Er zeigt dabei auf seinen Werkzeugkoffer.

Mit Verwunderung muss der Portier feststellen, dass sein Telefon momentan nicht in der Lage ist, unseren Besuch anzukündigen.

Während er sich mit uns Zweien beschäftigte, hat Daniel das Telefon außer Betrieb gesetzt.

Manuel drängelt, dass der Koffer unbedingt sofort übergeben werden muss.

Der Portier überlegt kurz und zeigt uns dann etwas unsicher den Weg zum Lift.

Er sagt noch ein paar Worte zu Manuel und wir steigen in den Lift. Manuel drückt den Knopf der achten Etage, die Tür schließt sich und wir atmen erst einmal auf.

Jetzt drückt Manuel schnell den Knopf der siebenten Etage.

»Den Rest gehen wir zu Fuß.«

Mit einem schrillen ´Bing´ hält der Lift.

Der Flur vor uns ist dunkel.

Genau gegenüber erkennen wir das Notausgangszeichen. Dort muss das Treppenhaus sein.

Was wir jetzt feststellen, ist, dass ein vernünftiger Plan fehlt und wir nun nicht so genau wissen, wie es weitergehen soll. Also entschließen wir uns, erst einmal vorsichtig die Lage zu erkunden, und dann ganz spontan vorzugehen.

Die Stufen der Treppe erscheinen mir unendlich lang und schwer zu überwinden. Ich habe wieder dieses Gefühl, wie im Traum irgendwo hingelangen zu wollen, während die Beine immer schwerer und schwerer werden.

Im Flur in der achten Etage herrscht grelles Neonlicht. Es blendet in meinen Augen.

Daniel nimmt noch mal meine Hand und drückt mich kurz.

»Wir schaffen das.«

»Kommt jetzt, wir haben keine Zeit!«, flüstert Manuel uns zu.

Aus einem Raum am Ende des Flures hören wir Stimmen.

Vorsichtig gehen wir dorthin.

»Tenner. Eindeutig«, meint Daniel.

Wortfetzen dringen durch die nicht ganz geschlossene Tür. Ein Gemisch aus Deutsch und Schwedisch erreicht uns. Wir hören Tenner, einen unbekannten zweiten Deutschen, eine unbekannte schwedische Stimme und Nicole.

Sie ist wirklich hier.

Erleichtert schauen wir uns an.

Zwischen den vier Personen herrscht ein heftiger Streit.

Das Schwedische übersetzt uns Manuel.

Nicole: »Ihr seid verrückt. Es wird nicht funktionieren. Dafür werden meine Freunde sorgen.«

Tenner: »Deswegen sind sie ja hier bei uns, damit ihre werten Freunde nicht auf dumme Gedanken kommen und versuchen unsere Aktivitäten zu stören.«

Nicole: »Für wie dämlich halten sie uns eigentlich?«

Die unbekannte schwedische Stimme: »Es war falsch, dass sie sie hierher gebracht haben. Das macht die Lage nur noch komplizierter. Wir sollten die Teile unbedingt so schnell wie möglich zusammenfügen, und wenn es funktioniert, den Stein in Sicherheit bringen.«

Tenner: »Sie achten auf Frau Bergmann. Wir gehen ins Labor. Ich kümmere mich dann später um Frau Bergmanns Zukunft.«

Das war anscheinend an den unbekannten zweiten Deutschen gerichtet.

Da jetzt rutschende Stühle zu hören sind, verschwinden wir schnell in einen nebenliegenden Raum. Die Tür schließen wir nicht ganz, um zu sehen, wer jetzt weggeht und wohin.

Aus dem Raum kommen Tenner und der schwedisch sprechende Mann, den Daniel als Carlson, den Chef der Firma erkennt.

Sie gehen den Gang entlang und betreten einen Raum gegenüber dem Treppenhaus.

Als wieder Ruhe auf dem Flur herrscht, verlassen wir unser Versteck und betreten den Raum, in dem Nicole mit dem zweiten Deutschen verblieben ist.

Die jetzt folgenden Ereignisse sind nicht länger als ein Augenblick.

Wir betreten den Raum. Ungefähr in der Mitte sitzt Nicole mit dem Gesicht zur Tür. Ihr gegenüber an dem Konferenztisch sitzt ihr Bewacher mit einer Waffe in der rechten Hand. Er hat die Waffe aber nicht auf Nicole gerichtet.

Nicole bemerkt uns, während wir uns bereits im Raum verteilen.

Manuel geht auf die beiden zu. Daniel läuft in das Blickfeld, um von Manuel abzulenken.

Ich schließe die Tür. Die hat eine Schallisolierung, was für uns jetzt durchaus von Vorteil ist.

Plötzlich sieht Nicoles Bewacher Daniel, er springt auf und will auf ihn zugehen, als er auch Manuel bemerkt. Zum Heben seiner Waffe kommt er nicht mehr, da trifft ihn schon Manuels Schlag.

K.O.

Nicole fällt Manuel in die Arme und gibt ihm einen langen Kuss.

»Mit dir ist alles in Ordnung, Nicole?«, frage ich sie.

»Alles ok. Dank euch. Ihr habt mich zum Glück recht schnell gefunden.«

»Das war wirklich sehr viel Glück. Schön dass es dir gut geht.«

»Wir müssen jetzt noch unsere Aufgabe beenden und in das Labor. Da sind Tenner und Carlson verschwunden. So wie ich das mitbekommen habe, wollen die jetzt die Teile des Meteoriten zusammensetzen.«

Mit den Worten geht Daniel zur Tür, öffnet sie einen Spalt und schaut vorsichtig hindurch.

»Mist, der Portier!«

»Der hat uns jetzt noch gefehlt.«

Er geht schnurstracks auf unseren Raum zu, öffnet die Tür und tritt herein.

Ich schließe die Tür wieder schnell und Manuel deutet ihm unmissverständlich mit Waffe in der Hand an, ruhig zu sein.

Der Portier und Nicoles Bewacher, welcher inzwischen auch wieder geistig anwesend ist, werden dank der mitgebrachten Handschellen sicher mit dem Heizkörper verbunden.

Vorsichtig öffnen wir wieder die Tür. Jetzt ist der Weg frei.

Nachdem wir den Raum verlassen haben, horchen wir noch mal, ob die beiden Heizkörperbewacher zu hören sind.

Die Tür ist wirklich hervorragend schallisoliert. Kein Laut dringt in den Flur.

Zum Labor führt eine Glastür. Dahinter befindet sich ein riesiger Raum, der sich anscheinend über zwei Etagen erstreckt. Von einer Plattform führt eine Metalltreppe hinab in die untere Ebene. Der Raum ist vollgestopft mit technischen Geräten.

Im hinteren Drittel erkennen wir Carlson und Tenner, die vor einem großen Glaskasten stehen, indem sich anscheinend der andere Teil des Meteoriten befindet.

Manuel nimmt sein Handy und teilt seinen Kollegen mit, dass es jetzt losgeht und sie so schnell wie möglich herkommen sollen.

»Manuel, du musst runtergehen, deine Kollegen einweisen. Wir bleiben hier und passen auf Tenner und Carlson auf.«

»In Ordnung. Aber handelt nicht eigenmächtig. Wartet bis unsere Verstärkung da ist. Nicole, ich brauche dich unten, du musst vor zum Tor laufen ...«

Daniel und ich bleiben auf dem Flur und beobachten von dort das Geschehen im Labor. Manuel und Nicole laufen über die Treppe nach unten.

Tenner und Carlson beginnen jetzt, einige Geräte und Monitore einzuschalten.

In dem Glaskasten kann ich ein etwa dreißig Zentimeter großes Steingebilde erkennen, das nun mit einem Roboterarm auf ein Podest gehoben wird.

Neben dem Glaskasten steht unsere geheimnisvolle Kiste, welche Tenner jetzt öffnet.

Wir öffnen vorsichtig die Glastür einen Spalt.

Tenner sagt gerade: »Die Idee mit der vorgetäuschten Radioaktivität war gut. Das hat die meisten Beteiligten genügend abgeschreckt.«

Er entnimmt der Kiste eine Art Aktenkoffer.

»Das ist Teil Zwei. Jetzt haben wir gleich unser Ziel erreicht. Wir werden die kleine Sonne wieder zum Leben erwecken und haben die Macht über die Energiereserven der Erde.«

Ich drehe mich zu Daniel.

»Die Zeit wird knapp. Das dauert zu lange, bis die anderen wieder zurück sind. Irgendwas müssen wir machen, um noch etwas Zeit zu gewinnen ...

Das Labor müsste doch auch einen Eingang von der siebenten Etage haben?»

»Wahrscheinlich.«

»Ich gehe am besten hier oben rein und lenke sie ab, während du versuchst, eine Etage tiefer hineinzugelangen und den Koffer zu entwenden. Dann haben wir gewonnen«, sage ich zu Daniel.

»Sei vorsichtig, Daniel. Gehe kein Risiko ein. Ich denke, Tenner ist absolut skrupellos und zu allem fähig.«

»Ich pass schon auf. Sei du aber auch vorsichtig, wenn dir etwas passieren würde ...« Er gibt mir einen Kuss und fährt fort: »Ich liebe Dich, du bist für mich das Wichtigste in meinem Leben.«

Daniel geht die Treppe runter, ich öffne vorsichtig die Tür weiter.

Durch die Stahlroste kann ich runter zu dem anderen Eingang blicken. Daniel geht vorsichtig hinein und versteckt sich hinter einem Stapel Kartons.

Jetzt kommt mein Auftritt.

Ich werfe die Tür hinter mir zu und platziere mich gut sichtbar auf der Treppe.

»Wer sind denn Sie?«, ruft mir Tenner zu.

Ich muss kurz schlucken und antworte dann laut und selbstsicher: »Der, der dem Ganzen hier ein Ende bereiten wird.«

Tenner und Carlson kommen auf mich zu. Daniel bewegt sich flink und absolut geräuschlos in einem Bogen um die beiden. Er nimmt den Koffer und versteckt sich wieder hinter den Kartons.

»Wie wollen Sie denn verhindern, das wir die Sache zu Ende bringen. Sie werden höchstens eine genauso kurze Zukunft, wie Frau Bergmann haben. Frau Bergmann kennen Sie doch? Die wird bereits sicher von uns verwahrt. Und wenn Sie irgendwelche Einmischungen versuchen, kann ich für Ihre Sicherheit nicht garantieren.«

Wenn der wüsste, denke ich mir.

Um die Verwirrung noch ein wenig zu verstärken, antworte ich:

»Das glaube ich kaum. Frau Bergmann ist inzwischen bereits bei der hiesigen Polizei, die das Gebäude bereits umstellt hat.«

Das scheint auch zu wirken. Tenner und Carlson sehen sich entsetzt an. Carlson sagt irgendetwas auf Schwedisch. Tenner schüttelt den Kopf und zieht eine Waffe.

»Kommen Sie da runter. Wir haben zwar vielleicht Frau Bergmann nicht mehr. Dafür haben wir jetzt aber Sie.«

Vorsichtig gehe ich die Treppe runter. Ich musste vorher noch nie in den Lauf einer Pistole schauen. Ich habe eine unwahrscheinliche Angst. Das wirkt alles so unwirklich. So falsch, wie in einem schlechten Film und dennoch so bedrohlich.

Ich bewege mich in den Raum hinein und sehe Daniels entsetzten Blick, als er zur Tür läuft und mich vor Tenners Pistole sieht. Er bleibt wie versteinert stehen.

Er will zu uns rüberkommen.

Ich schüttle den Kopf. Daraufhin bleibt er wieder stehen und weiß nicht so recht, was er tun soll.

Durch mein Kopfschütteln schaut aber auch Carlson zu ihm rüber und ruft in gebrochenem Deutsch: »Er hat den Koffer.«

»Lauf Daniel! Hole die anderen.«

Gott sei dank. Er reagiert und verlässt das Labor.

Tenner schlägt mir die Waffe ins Gesicht, so dass ich zu Boden stürze. Ein dumpfer dröhnender Schmerz macht sich in meinem Kopf breit. Carlson sieht mich entsetzt an.

Tenner entsichert die Waffe und will hinter Daniel hinterherlaufen. Carlson stellt sich jedoch vor ihn und hält ihn zurück.

Vielleicht gibt es bei ihm doch so etwas wie Menschlichkeit, was bei Tenner nicht der Fall zu sein scheint.

Es gibt ein Handgemenge zwischen Carlson und Tenner.

Ein Schuss fällt.

Carlson sinkt zu Boden.

Wie gebannt starre ich auf Carlson. Sein Hemd ist blutverschmiert.

Tenner hat ihn wirklich erschossen.

»Und jetzt zu dir.«

Tenner richtet seine Waffe wieder auf mich.

Ich blicke ihm entgegen, sehe seine kalten unbarmherzigen Gesichtszüge.

Wie geht es jetzt bloß weiter?

Die Angst in mir ist zu Eis gefroren und verhindert jegliche Reaktion.

Zum Glück ist mein Traumprinz schon weg und in Sicherheit, denke ich.

Es war richtig, ihn vorauszuschicken.

Ich liebe dich, mein Daniel.

Diese Gedanken schaffen es, dass die Angst in mir plötzlich völlig weicht.

Mit sicherem Ton sage ich zu Tenner: »Das Ende eurer miesen Geschäfte ist da, so oder so. Daran kann zum Glück keiner mehr etwas ändern.«

In diesem Moment höre ich eilige Schritte. Um uns herum sind plötzlich mehrere bewaffnete Beamte.

Daniel scheint Manuel und seine Kollegen doch noch rechtzeitig erreicht zu haben.

Tenner hält immer noch die Waffe auf mich gerichtet.

Neben uns kommen jetzt ganz vorsichtig Manuel und Daniel auf uns zu.

Mein Blick geht zu meinem Schatz.

Gleichzeitig sehe ich, wie in Zeitlupe, dass Tenner seine Waffe ganz langsam zu Daniel wendet.

Er betätigt seinen Finger am Abzug, ganz, ganz langsam.

Schreiend versuche ich zu Daniel zu gelangen. Aber es geht doch alles viel zu schnell.

Es ist seltsam, so viele Probleme beschäftigen uns in unserem Alltag. Wir denken bei jedem kleinen Stein, der auf unserem Lebensweg liegt, er sei das Schwierigste, dass es je zu bewältigen gibt.

Dabei ist das alles so unwichtig, wenn man plötzlich spürt, dass jemand einem das Wichtigste in seinem Leben nehmen will - den Menschen, den man über alles liebt.

Ein Wink des Schicksals, deja vu?

Ich weiß nicht wieso und woher, aber ich weiß, dass ich Daniel nicht schützen kann, wenn ich nicht selbst mein Leben für ihn einsetze.

Mit einem Schritt bin ich zwischen Tenner und Daniel.

Ich sehe, wie ein Blitz aus der Mündung der Pistole kommt.

Ein dumpfer Schlag trifft mich an der Schulter. Es ist, als wenn ich von jemandem angerempelt würde.

Nur ein dumpfer Schlag.

Ich spüre keinen Schmerz.

Wie benebelt sehe ich, wie sich zwei Beamte auf Tenner stürzen.

Ich spüre Daniels Arme. Er hält mich jetzt fest.

Schön, dass er hier bei mir ist.

Mein Daniel.

Mir wird schwindlig.

Ich bin plötzlich so müde, so unendlich müde.

Gut, dass Daniel nichts passiert ist.

Das Meeresrauschen ist so wunderbar.

Schade, dass es schon dunkel wird.


Mir dröhnt der Kopf, als sei ich gegen eine Wand gelaufen.

Wenn ich bloß wüsste, wo ich hier bin.

Unsicher drehe ich mich zur Seite.

Das sieht aus, wie ein Krankenhauszimmer.

»Basti? Bist du wieder wach?«

Eine zärtliche Hand streichelt mir über den Kopf.

Daniels niedliches Gesicht erscheint vor mir.

»Hey, Traumprinz. Wo sind wir hier?«

Irgendwie bin ich ein wenig heiser. Außerdem ergeben meine Worte ein unangenehmes Echo in meinem Kopf.

Ich will ihm durch die Haare wuscheln. Der stechende Schmerz in meiner Schulter erinnert mich aber wieder an die vergangenen Ereignisse.

Langsam sammeln sich meine Gedanken wieder.

Daniel ist nichts passiert.

Gut.

Ich bin zwar anscheinend ein wenig lädiert.

So wie ich das aber sehe und spüre, hält sich das aber auch noch in Grenzen.

»Basti, du wirst bald wieder gesund. Deine Schulter ist vielleicht schon in zehn Tagen ganz gut verheilt. Sei bitte ...«

Daniel hält meine Hand fest. So fest, als würde ich sie losreißen wollen. Dabei bin ich doch so froh, dass er hier ist.

»Danke Basti. Ich liebe dich, ich hatte ja so eine Angst um dich.«


Nach vier langen Tagen im Krankenhaus darf ich endlich wieder hier raus und mit meinem Daniel nach Hause fahren.

Daniel war die ganze Zeit bei mir mit im Krankenhaus.

Wirklich die ganze Zeit.

Er muss die Schwestern bestochen haben.

Wenn wir zurück in Deutschland sind, werden wir uns beide von unserem seltsamen Ausflug quer durch Europa erst einmal ausruhen.

Und wenn meine Schulter wieder richtig in Ordnung ist, fahren wir wieder zusammen an die Ostsee.

Nicole und Manuel sind übrigens wieder ein Paar.

Die beiden haben mich täglich im Krankenhaus besucht.

Ein großer bunter Blumenstrauß von ihnen steht auf dem Tisch. Gleich neben Daniels unzähligen dunkelroten Rosen.

Ich war natürlich auch gespannt, was mit dem Koffer geworden ist.

Daniel hat mir mit einem verschmitzten Grinsen erzählt, dass sich die schwedische Regierung brennend für den Inhalt interessiert hat.

Besonders die Herren vom Militär.

Eigentlich sah der Inhalt nur aus, wie ein gewöhnlicher Stein.

Und von denen gibt es so viele hier in der Ostsee, da kam es auf einen mehr auch nicht an.

Meine Sachen sind gepackt.

Daniel legt seinen Arm um mich, lächelt mir zu und wir verlassen zusammen das Krankenhaus.

Endlich.

Draußen warten Nicole und Manuel auf uns.

Heute Abend sind wir schon wieder zu Hause.

Und da ist schon wieder ein neues Problem.

Ich muss lachen.

Da sind sie wieder, die wahren Probleme des Alltags. Von denen kann ich jetzt nicht genug bekommen. Hauptsache ich bin mit meinem Daniel zusammen.

»Sag mal Daniel. Gehen wir eigentlich zu dir oder zu mir?«

Daniel grinst zurück.

»Das werden wir noch ausknobeln. Wichtig ist nur, dass du bei mir bist.«

Beim Gehen fällt mein Blick auf einen Zettel, den ich in meiner Hosentasche gefunden habe.

Dort steht geschrieben:

´Der Himmel wird sich verdunkeln. Aus einem Feuerball entstammt das Wunderbare, das Schreckliche, das einst unsere Welt bestimmen wird. Nur wer nicht nur an sich selber denkt, wird die Kraft besiegen.´

Seltsamer Spruch.

Was sollte das bloß?

Wer hatte den Brief damals geschrieben?

Mit einem Blick zu meinem Daniel sind meine Gedanken aber wieder ganz und gar bei ihm.

Ich knülle den Zettel zusammen und schnipse ihn in den nächsten Papierkorb.

Es ist so schön, mit meinem Daniel zusammen zu sein.

Nachwort

- Ende dieser und der Anfang einer ganz anderen Geschichte -

Lesemodus deaktivieren (?)