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Tage wie diese...

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Es war mal wieder einer dieser Tage, an denen alles schief ging. Zuerst verschlafen, dann zu lange unter der Dusche, zu spät in die Uni und dann erfahre ich auch noch, das der Typ, dem ich mein Herz schenken würde, hetero ist und Schwule hasst. Einfach ein wunderbarer Tag. Aber zum Glück hatte ich ja meine Freunde, die mich aufmunterten. Aber erst einmal ein paar Worte zu mir. Ich bin Alec, 20 Jahre alt und studiere in Berlin Biologie. Ich denke für den Anfang reicht das erst einmal.

Ich kam gerade in die Mensa, die mal wieder aus allen Nähten zu platzen drohte, als ich auch schon meinen Namen durch den Raum hörte und sah, wie drei Paar Hände gleichzeitig in der Luft wedelten. Ich hob nur kurz den Daumen damit sie wussten, dass ich sie nicht übersehen hatte. Dann ging ich mir mein Essen holen. Zum Glück war das Essen hier genießbar. Heute gab es Fisch, was meine Laune wenigstens ein wenig aufhellte. Ich (bin) war einfach ein absoluter Fischfanatiker. Am liebsten würde ich mir jeden Tag eine Riesenportion Sushi kommen lassen. Aber da war ja dieses typische Studentenproblem: Das fehlende Kleingeld. Naja, macht ja nix, gibt ja heute auch was Leckeres. Also hab ich mir gleich die doppelte Portion geben lassen und bin dann, mit übervollem Tablett (ich hab mich von oben bis unten mit Obst und Säften eingedeckt, auch eine Macke von mir) zu meinen Freunden eher geschwankt als gegangen, da ich nicht wirklich Talent zum balancieren habe... Ein Glück, dass die mir einen Platz freigehalten hatten. Sonst hätte ich im Stehen essen müssen, was auch einige andere aus Platzmangel taten. Kaum hatte ich den Tisch erreicht, wurde ich auch schon mit Fragen über Tom gelöchert. „Wie geht’s dir denn, nachdem du erfahren hast, dass er ein Schwulenhasser ist?“ „Du hast eh was besseres als den verdient“ Bla bla. Das Übliche halt, was man nach einer Niederlage zu hören bekommt. „Ist ja gut Leute. Darf ich mich erstmal setzen?“ fragte ich leicht gereizt. „Oh oh, ich glaube es ist wieder so weit. Wir sollten heut Abend ganz dringend auf Ablenkungstour gehen“ sagte Lisa und grinste mich an. „Ja ja schon gut. Ich komme mit. Hab ja eh keine Chance, mich da raus zu reden“ sagte ich und grinste wohl das erste Mal an diesem Tag.

Zum besseren Verständnis: Ablenkungstour ist immer dann angesagt, wenn’s mir oder einem der anderen aus unserer Clique mal schlecht geht. Selbst wenn ich absolut keine Lust darauf hab, hab ich keine Chance, mich davor zu drücken. Lisa quatschte mich immer so lange voll, bis ich endlich ja sage. Meistens ging es dann in unsere Lieblingskneipe.

„Sag mal Alec, das ist doch aber nicht der einzige Grund, warum du schlecht drauf bist, oder? Denn du hattest schon diesen Gesichtsausdruck, als du das von Tom noch gar nicht wusstest“ stellte Lisa dann fest. „Nee ist es auch nicht. Ich wollte doch Karten für ’The Dome’ haben. Naja und damals hab ich eben erfahren, das ’Westlife’ und ’A1’ nicht dabei sein werden. Also hab ich mir keine geholt. Und gestern hab ich gelesen, dass sie doch kommen und sogar zusammen singen werden. Also bin ich gestern Abend noch los und wollte Karten. Aber wie ihr euch sicher denken könnt: Es gab keine mehr. Ich bin echt am Ende. ’Westlife’ und ’A1’ zusammen auf der Bühne. Das ist ein absoluter Traum. Und ich kann’s nicht live miterleben. Ich könnt echt einfach nur kotzen“ sagte ich und schaute ziemlich traurig zu Boden. Eigentlich war das der Grund für meine Laune. Tom war mir mittlerweile völlig egal.

„Hm, alles klar. Jetzt weiß ich was los ist. Das ist natürlich wirklich ein Schock für dich. Du als größter Fan. Aber wir können es uns ja im Fernsehen ansehen“ versuchte Mike mich aufzumuntern. „Ich will es aber live erleben. Das ist einfach nicht das Gleiche, wie wenn ich vor der Glotze sitz und mir das ansehe“ sagte ich nun doch leicht verärgert. Wollte mich keiner verstehen oder konnten sie es nicht?

Wir haben noch eine ganze Weile diskutiert, bis wir wieder zur Vorlesung mussten. Am Abend machten wir uns dann auf den Weg nach Hause, um uns schnell ausgehfertig zu machen. Punkt 20 Uhr stand Lisa vor meiner Tür und holte mich ab. „Und, alles klar bei dir? Oder immer noch so schlecht drauf?“ fragte sie und grinste mich an. „Reden wir nicht drüber, ja?“ antwortete ich nur und ging los. Nach einer Weile kamen wir endlich an, und da es doch ziemlich kalt war, beschlossen wir gleich rein zu gehen, anstatt draußen auf die Anderen zu warten.

„Hey, sieht man euch auch mal wieder? Ward ja lange nicht mehr hier. Wie geht’s denn so?“ fragte ein kleiner etwas fülliger Mann hinter der Theke. „Naja geht so. Sind mal wieder auf Ablenkungstour. Die anderen müssten auch gleich kommen“ antwortete Lisa. „Und wen hat es dieses Mal erwischt?“ fragte der kleine Dicke. „Mal wieder unseren Kleinen. Machst du uns gleich mal zwei Caipis fertig?“ „Klar, schon so gut wie fertig. Ach so heute ist im hinteren Saal eine Privatfeier. Und die Billardtruppe hat abgesagt. Könnt also die Sau rauslassen, wenn keine anderen Gäste weiter da sind“ sagte er und grinste sie an. „Danke Reinhard. Bist echt ein Schatz“ antwortete sie, woraufhin er ihr einen Luftkuss zuwarf. Wir hatten diese Kneipe vor ein paar Jahren durch einen Ex-Komilitionen kennen gelernt, weil der Wirt sein Onkel ist. Seitdem ist das auch unsere Stammkneipe.

Als wir unsere Caipis endlich hatten, stürzte ich meinen sofort runter, als wäre es Wasser und bevor Reinhard sich vom Tisch wegdrehen konnte, bestellte ich gleich noch einen. „Da scheint ja mächtig was im Busch zu sein“ sagte Reinhard zu mir. Und im gleichen Augenblick flog auch schon die Tür auf, und der Rest der Truppe kam herein. Mike sah natürlich sofort mein leeres Glas, sagte aber nichts weiter dazu, sondern grinste mich nur wissend an. Nacheinander kamen sie an unseren Tisch und wurden mit Caipis versorgt, die Reinhard in weiser Voraussicht schon gemixt hatte. Nach etwa zwei Stunden hob sich die Stimmung bei mir langsam auf den Level der Anderen.

Und plötzlich hatte ich mal wieder eine meiner grandiosen Ideen. „Reinhard, wie wäre es mit ein wenig anderer Musik?“ schrie ich durch das halbe Lokal, das zum Glück leer war. „Was hast du denn dieses Mal mit?“ fragte er mich und lächelte dabei. „Warte ich gebe dir die CDs rüber. Kannst du immer im Wechsel spielen? Hast doch zwei Anlagen. Als erstes „Caught in the middle“ und dann „Hit you with the real thing“. Das Erste ist von A1, das Zweite von Westlife” brüllte ich und stand auf, um ihm die CDs zu geben. Als ich das brüllte, kam gerade ein Mann in schwarzem Anzug und Krawatte aus dem hinteren Raum. Das schienen ja wichtige Leute zu sein, die da waren, dachte mir aber nicht viel dabei. Dieser Typ allerdings musterte mich von oben bis unten, drehte sich wieder um und grinste dabei. Dies bekam ich allerdings nicht mehr mit, da ich schon wieder die Covers der CDs begutachtete. Reinhard nahm sie entgegen und schon spielte er „Caught in the middle“.

Wir grölten an unserem Tisch natürlich fleißig, und vor allem laut, mit. Obwohl die anderen keine Fans von A1 oder Westlife waren, hörten sie das Lied bei mir so oft, dass sie es zwangsläufig auswendig konnten und natürlich mit mir grölten, wenn mich das aufhellte.

Und wie immer bekam ich eine mega Gänsehaut, wenn Chris sang. Er hatte aber auch eine wahnsinnig geile Stimme. Nach dem Lied kam dann endlich „Hit you with the real thing“ von Westlife. Und auch da wurde nicht weniger mitgegrölt. Während wir unseren Spaß hatten, merkten wir, und auch Reinhard nicht, dass wir von einigen Leuten aus dem hinteren Raum beobachtet wurden. Nachdem der Song zu Ende war, unterhielten wir uns wieder über Gott und die Welt, und Reinhard ließ die CDs weiterlaufen. Ich bekam gerade einen heftigen Lachanfall über einen von Lisas Sprüchen, als ich plötzlich bemerkte, wie Steve plötzlich mit offenem Mund über meinen Kopf hinwegsah. Obwohl ich von Natur aus neugierig bin, traute ich mich dieses mal nicht, mich umzudrehen, denn Steve war eigentlich durch nichts zu schocken. Ich beruhigte mich schneller, als ich dachte und sagte dann: „Steve was ist denn los? Steht der Leibhaftige hinter mir?“ Leider kam das nicht so lustig rüber, wie es sollte. Dann fand er seine Sprache endlich wieder. „Nein aber so ähnlich. Alec, dreh dich lieber nicht um, wenn du vorhast nicht ohnmächtig zu werden“ sagte er und starrte unverwandt in die selbe Richtung wie schon zuvor. Allerdings hielt ich es jetzt doch nicht mehr aus und drehte mich um. Und was ich da sah, brachte mich wirklich fast zum umkippen. Zum Glück saß ich in diesem Moment auf einem Stuhl. Denn ich schaute direkt in neun grinsende Gesichter. Und zwar in die von Paul, Chris, Ben, Mark, Bryan, Nicky, Kian, Shane und Mark. Kurz: Die Mitglieder von A1 und Westlife. Mir klappte die Kinnlade runter und dann wurde es mir wirklich zu viel. Mir wurde schwarz vor Augen und ich rutschte vom Stuhl.

Als ich wieder zu mir kam, sah ich in zwei besorgte aber mir unbekannte Augen. Denn es waren nicht die Augen von meinen Freunden oder von Reinhard. Und als ich realisierte, was passiert war, kam ich auch schnell dahinter, wessen Augen das vor mir waren. Ich sah direkt in das Gesicht von Chris. Zum Glück lag ich schon auf dem Boden. Sonst wäre ich glatt wieder umgekippt. In perfektem Deutsch fragte er mich dann mit seiner engelsgleichen Stimme „Hey Alec, alles wieder Ok bei dir? Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“ „Sorry“ war allerdings das einzige, was ich raus bekam. Dann merkte ich, wie mich jemand von hinten umfasste und mich wieder in die Senkrechte zog, wobei Chris fleißig mithalf. Als ich wieder stand und mich umdrehte schaute ich, wie sollte es auch anderes sein, in die Augen von Kian. Wieso musste ich ausgerechnet von den beiden süßesten Typen der Welt hochgehoben werden. Und warum musste ich ausgerechnet vor denen umkippen? War ja mal wieder eine klasse Vorstellung von mir. Aber was Neues war das auch nicht mehr bei mir. Ich nahm jedes Fettnäpfchen mit, was in meiner Nähe war. Jedenfalls setzten die Beiden mich erst einmal auf einen Stuhl und dann gesellten sich die Anderen mit zu uns, denn Reinhard war so schlau und hatte schon Stühle ran geschafft. Nach einiger Zeit beruhigte ich mich dann auch endlich wieder etwas und konnte halbwegs normal reden. Lag wohl an der nicht gerade unbeträchtlichen Menge Alkohol die ich schon intus hatte. Manchmal ist es doch gut, angetrunken zu sein. Wir unterhielten uns dann über Gott und die Welt. Zu meinem Erstaunen sprachen alle ziemlich gut Deutsch. Und es war ziemlich lustig.

Nach einer Weile kamen wir allerdings auf ein etwas unangenehmeres Thema. Die Jungs wollten wissen, warum ich umgekippt bin. Ich hab dann versucht mich irgendwie raus zu reden, aber Lisa machte mir da einen Strich durch die Rechnung, denn sie erzählte den Jungs sofort brühwarm, dass ich es auf Kian, vor allem aber auf Chris abgesehen hatte. Und wo sie schon dabei war, hat sie auch gleich noch alle Ereignisse des Tages erzählt, also meine tolle Laune und dass ich sauer war, weil’s keine Karten mehr für "The Dome" gab. Alle hörten schweigend zu und grinsten immer wieder. Nachdem Lisa dann endlich mal ihre Klappe hielt und ich immer weiter vom Stuhl Richtung Boden gerutscht war, schlug Chris plötzlich vor, dass sie mich doch auf die VIP-Liste setzen könnten. Somit könnten wir uns auch nach dem Auftritt noch treffen und uns unterhalten. Natürlich wurden meine Freunde gleich mit auf die Liste gesetzt. Jetzt war ich wirklich am Ende. Der Tag war echt zu viel für mich. Zum Glück mussten die Jungs los und verabschiedeten sich von uns. Vorher hatte Lisa ihnen noch meine Nummer gegeben, da ich nicht mehr in der Lage dafür gewesen war.

Kaum hatten sie das Lokal verlassen, brach ich erstmal in Tränen aus. Allerdings vor Freude. Ich konnte es nicht glauben. Alles sah total mies aus und dann passierte so was. Wir tranken dann jeder noch einen Caipi, die natürlich aufs Haus gingen und fuhren dann nach Hause. Lisa hat in dieser Nacht bei mir geschlafen, da sie wusste, dass ich stundenlang mit ihr telefonieren würde, damit sie mir sagt, welche Klamotten ich anziehen soll. Nicht das ich eitel wäre oder so. Ich bin nur etwas penibel.

Am nächsten Morgen war ich als erstes wach, was erstaunlich war. Schlafen ist mein größtes Hobby. Ich ging ins Bad um zu duschen und schmiss dann erst einmal Lisa aus dem Bett, was komischerweise auch relativ einfach war. Sie liebt schlafen genauso doll wie ich. Während sie duschen war, stand ich MAL wieder ratlos vor meinem Kleiderschrank. Während ich ein Shirt nach dem anderen anprobierte, klingelte plötzlich mein Handy. Die Nummer war mir total unbekannt. Aber egal. Ich war sowieso durch den Wind und nahm einfach ab. "Ja?"

"Alec? Bist du es?" "Jepp. Und mit wem habe ich das wundervolle Vergnügen, am Morgen zu telefonieren?" "Du hast das wundervolle Vergnügen, mit Chris zu telefonieren"

"Oh, tschuldigung. Hab nicht mit dir gerechnet" versuchte ich mich rauszureden und hatte gehofft, ruhig zu klingen. Aber Fehlanzeige. Er hatte sofort kapiert, dass ich den doppelten Puls hatte. "Da ist aber jemand aufgeregt. Ich wollte dir nur sagen, dass wir uns im Hotel treffen. Wir nehmen euch mit der Limousine mit. Seid gegen 13 Uhr da. Ok?" "Ok ich sag gleich allen bescheid. Ihr seid im Adlon, richtig?" "Genau. Wartet an der Rezeption. Ich hole euch dort ab." "Ok, machen wir." "Super, dann bis nachher. Achso, Alec? Ich freu mich" kam es dann etwas zögernd. Ich stotterte dann noch etwas, dass wie "Ich auch" klingen sollte und legte auf. Und kaum aufgelegt, kam auch schon Lisa ins Zimmer. "Alles klar mit dir? Du bist so blass und zittrig." Ich erzählte ihr alles und sie rief erst einmal unsere Leute an, damit sie bescheid wussten. Ich war ja zu nichts mehr zu gebrauchen.

Nach ewigen Diskussionen hatte ich dann endlich die richtigen Klamotten an und wir machten uns auf den Weg zum Adlon. Gegen 12.45 Uhr waren wir endlich da und sahen auch schon all unsere Leute. Lisa machte mir erst einmal eine Zigarette an, da ich mal wieder am zittern war und ich versuchte mich zu beruhigen. Nach der Kippe gingen wir dann endlich ins Hotel. Wir wurden zwar etwas komisch angeschaut aber es sagte keiner etwas. Als wir an der Rezeption ankamen wurde ich dann allerdings doch angesprochen. "Entschuldigen sie. Kann ich ihnen vielleicht helfen?" "Nein Danke. Wir warten nur. Wir werden gleich abgeholt" Der Rezeptionist schaute zwar etwas misstrauisch, nickte dann aber nur und behielt uns im Auge. Punkt 13 Uhr sah ich dann Chris und steuerte auf ihn zu. "Hey, bleiben sie bitte stehen. Unsere Gäste möchten nicht belästigt werden" hörte ich den Typen an der Rezeption rufen und schon kamen zwei Portiers auf mich zu gestürmt. Doch bevor sie mich erreichten, gab Chris auch schon Entwarnung. "Ist schon ok.

Ich habe die Leute schon erwartet."

"Hallo Alec. Gut siehst du aus" sagte er dann und legte sein süßestes Grinsen auf. "Dankeschön. Du siehst aber auch umwerfend aus" sagte ich, ohne darüber nach zu denken. Doch zum denken kam ich dann auch nicht mehr, denn er umarmte mich einfach so vor allen Leuten. Und auch meine Freunde umarmte er zur Begrüßung. Dann mussten wir auch schon los. Wir wurden durch einen Hintereingang direkt zu einer Limousine geführt. Während der Fahrt erklärte er uns, dass wir mit Westlife zusammen am roten Teppich ankommen und auch mit ihnen zusammen hineingehen würden. Mir klopfte das Herz schon wieder bis zum Hals. Ich hab zwar immer die große Klappe wie kein Zweiter, aber das hier war doch etwas anderes. Plötzlich hielt der Wagen und die Tür wurde geöffnet. Und als ob das mit dem roten Teppich nicht reichte, sollte ich auch noch als erstes aus dem Wagen steigen. Kaum war ich draußen, begann auch schon der Applaus. Keine Ahnung warum. Mich kannte kein Mensch. Aber es wurde erst einmal gejubelt. Dann folgte Chris und dann immer im Wechsel einer von A1 und einer meiner Freunde. Und es wurde gejubelt und gejubelt. Die Jungs grinsten professionell in die Kameras, während wir etwas verloren herum standen. Doch dann kam auch schon ein zweiter Wagen und die Jungs von Westlife stiegen aus. Wieder Jubel ohne Ende. Alle Fünf kamen auf uns zu und umarmten uns dann vor der gesamten Presse. Wow. Irgendwie war das ja schon ein komisches, aber tolles Gefühl, zu wissen, dass man von Stars vor der Welt begrüßt wird. Andere Fans warten ihr Leben lang darauf, wie zum Beispiel die Leute, die hinter der Absperrung standen und Autogramme jagten.

Ich hatte keine Ahnung, wie lange das ganze dauerte, aber irgendwann waren wir endlich im Gebäude und liefen zur Garderobe. Die Jungs hatten komischerweise eine zusammen. Ich dachte immer, hier hätte jede Band ihre eigene. War mir aber eigentlich nur Recht, denn dann war ich wenigstens bei beiden Bands gleichzeitig. Wir unterhielten uns dann noch kurz über den Auftritt und über gestern, als es auch schon an der Tür klopfte. Herein kam ein ziemlich junger Typ, der den Jungs erklärte, dass ihr Auftritt vorverlegt worden war. Den Jungs war es natürlich recht, denn sie wollten danach eh noch etwas mit uns unternehmen. Und so hatten sie mehr Zeit. Chris erklärte dem Typen dann noch, das er uns in den VIP-Bereich vor der Bühne bringen sollte und schon waren wir unterwegs. Wir gingen durch ein endloses Labyrinth von Gängen. Allein hätte ich mich hier gnadenlos verlaufen. Aber „Orientierungssinn“ war für mich eh ein Fremdwort. Irgendwann kamen wir dann endlich an und ich bat den Typen darum, uns wieder zurück zu bringen, wenn der Auftritt vorbei war. Er gab sein ok und verschwand dann wieder.

Dann schaute ich mich ein wenig um. Es war echt der Wahnsinn. Wir standen direkt vor der Bühne. Also genauer gesagt zwischen Bühne und Zuschauerabsperrung. Wir hatten einen grandiosen Blick auf die Bühne. Dort war gerade einer der Gastmoderatoren zu sehen. Aber ich hörte gar nicht zu, was er sagte. Meine Ohren spitzten sich erst wieder, als ich die Worte Westlife und A1 hörte. Dann begann hinter mir ein Kreischkonzert, wie man es sich nicht vorstellen konnte. Und Klein-Alec stimmte natürlich voll mit ein. Plötzlich wurde es komplett dunkel. Langsam wurde das Grölen etwas leiser. Ich drehte mich kurz zu den Zuschauern und dann wieder nach vorn. Plötzlich gab es eine Explosion von silbernen Funken und die Jungs sprangen auf die Bühne. Die ersten Töne erklangen und ich wusste sofort, dass es "Hit you with the real thing" war. Nur dieses Mal wurde es mit A1 zusammen gesungen. Und was sollte ich sagen? Es war atemberaubend. Ich tanze mit Lisa vor der Bühne und selbst die Anderen machten mit. Ich hatte einfach nur geile Freunde. Und dann kam "Caught in the middle". Ich bekam schon Gänsehaut, als Chris anfing, Gitarre zu spielen. Aber als Chris auch noch anfing zu singen, war ich kurz vorm Zusammenbruch. Dieses Raue in seiner Stimme war einfach der absolute Wahnsinn. Lisa und ich standen die ganze Zeit Arm in Arm. Und dann schaute Chris genau bei der Textzeile "All I can think about is you" in meine Augen. Ich dachte meine Haut würde platzen, so eine Gänsehaut hatte ich. Und das ging den ganzen Song über so weiter. Nach VIEL zu kurzer Zeit war der Auftritt dann wieder vorbei. Und kaum waren die Jungs von der Bühne verschwunden, war, wie versprochen, der Typ wieder da, um uns zur Gardarobe der Jungs zu bringen. Kaum hatte ich geklopft, wurde auch schon die Tür aufgerissen und Chris schrie mir förmlich ins Gesicht "Wie fandest du es? War es gut?" Ich schaute ihn etwas verwirrt an und sagte dann "Nein, es war nicht gut. Es war der absolute Oberhammer. Bei "Hit you with the real thing" bin ich schon abgegangen. Aber bei "Caught in the middle" wäre ich fast gestorben, so geil ward ihr. Ihr solltet fusionieren und eine einzige Band werden." Daraufhin bedankten sich dann alle durcheinander für das Kompliment und auch meine Freunde gratulierten zu dem gelungenen Auftritt.

Wir redeten dann noch ein wenig über den Auftritt als Kian vorschlug noch was trinken zu gehen. Wir entschieden uns dann einstimmig, in die Kneipe von Reinhard zu gehen, da wir uns dort kennen gelernt hatten und es dort auch tierisch gemütlich ist. Die Jungs orderten eine Limousine und keine halbe Stunde später waren wir bei Reinhard. Lisa hatte ihm per SMS schon Order gegeben, Caipis zu mixen. Seine Caipis waren aber auch die besten der Stadt. Naja eigentlich die besten der Welt. Als wir ankamen, war auch schon ein großer Tisch für uns fertig hergerichtet. Reinhard war aber auch ein Goldschatz wie kein Zweiter. Wir ließen uns also nieder und jeder erzählte jedem seine Lebensgeschichte. Dabei kamen einige Details über die Jungs ans Licht, die keine Menschenseele wusste. Schon ein tolles Gefühl private Dinge von Promis zu wissen. Aber uns allen war klar, dass das alles in dieser Runde bleiben würde. Ich unterhielt mich die ganze Zeit mit Chris. Er wollte wirklich alles bis ins kleinste Detail über mich wissen. Vor allem darüber, wie es ist, schwul zu sein. Anfangs war es mir unangenehm, da ich über so etwas nur mit Freunden redete. Aber nach und nach wurde ich immer lockerer. Leider mussten die Jungs bald wieder ins Hotel zurück, da sie am nächsten Tag wieder zurück fliegen mussten. Aber sie versprachen, sich zu melden. Und zu meiner Überraschung gaben sie ALLE uns ihre Telefonnummern und Mailadressen. Wir verabschiedeten uns alle und ließen die Jungs schweren Herzens gehen. Selbst meine Leute waren total begeistert, obwohl sie mit Boybands absolut nichts anfangen konnten.

Alle unterhielten sich angeregt über den Tag, nur ich saß schweigend da. Irgendwann nahm Lisa mich beiseite und meinte: "Dich hat es mehr als erwischt mit Chris, richtig?" "Darf ich lügen?" fragte ich, denn ich wusste, dass sie die Antwort kannte. "Aber ich glaube, er ist von dir auch nicht abgeneigt. Ich hab mich ewig mit Kian unterhalten, aber ich hab mitbekommen, das er sehr interessiert an dir war. Und selbst Kian ist das aufgefallen. Du solltest ihm auf jeden Fall sagen oder schreiben, was du für ihn fühlst. Das Gleiche hat auch Kian zu mir gesagt." Ich riss die Augen auf und starrte sie an. "Meinst du das ernst?" "Ja, genau das tue ich. Du solltest ihm noch heute schreiben."

Wir redeten noch ewig und machten uns dann auf den Weg. Als ich zu Hause ankam, machte ich als erstes meinen Laptop an. Dann begann ich, Chris eine ewig lange Mail zu schreiben. Darin erzählte ich fast alles, was ich über ihn dachte, was ich für ihn empfand... Also einfach alles. Keine Ahnung warum, aber wenn ich etwas getrunken hatte, konnte ich die emotionalsten Dinge schreiben.

Ich schickte ihm also die Mail und wartete dann auf Antwort. Und einen Tag später war es auch schon soweit. Ich hatte eine Antwort im Mailordner. Aber ich konnte die Mail nicht öffnen. Ich war zu aufgeregt. Also rief ich Lisa an und bat sie, zu mir zu kommen. Eine halbe Stunde später war sie dann auch endlich bei mir und saß an meinem Laptop.

"Alec, ich verstehe diese Mail nicht so ganz. Du solltest sie dir durchlesen. Es ist nichts Negatives denke ich. Aber ich kapier sie nicht wirklich" waren ihre Sätze und nach einiger Überwindung setzte ich mich vor meinen Schreibtisch und begann zu lesen.

"Lieber Alec. Erst einmal vielen Dank für deine Ehrlichkeit. Ich weiß das sehr zu schätzen. Leider kann ich dir darauf nicht antworten. Ich komme aber bald nach Deutschland zurück. Und zwar nach Berlin. Lass uns uns treffen und miteinander reden. Ich melde mich bei dir.

Chris"

"Lisa, was gibt es daran nicht zu verstehen? Er hat kein Interesse und redet sich ein wenig raus. Das ist alles."

Seit der Mail waren nun zwei Wochen vergangen. Ich war körperlich jeden Tag in der Uni aber geistig war ich NUR bei Chris. Ich hatte absolut nichts gebacken gekriegt.

Und dann vibrierte in der Mittagspause mein Handy. Ich ging ran, ohne auf den Display zu sehen. Müde hauchte ich ein "Wer stört?" in den Hörer. "Das ist aber nicht grad ne nette Begrüßung. Ich bin’s, Chris. Ich wollte dir sagen, dass ich eben gelandet bin. In Tegel. Ich muss noch auf meine Koffer warten. Holst du mich ab?"

"Was? Du bist hier?" kreischte ich voller Freude und die halbe Mensa drehte sich nach mir um, was ich natürlich nicht merkte. "Ja bin ich. Konnte mich nicht eher melden. Hast du genug Geld für ein Taxi bis hierher? Ich geb’ dir das Geld natürlich zurück. Aber ich will dich sehen. Sofort." "Ich, ich krieg das schon irgendwie hin. Ich, ich mach mich gleich auf den Weg" antwortete ich und hörte nur noch ein "Ich freu mich" als mein Akku den Geist aufgab. Ich erklärte den Anderen kurz, was los war und alle legten für das Taxi zusammen, da ich mal wieder keine Kohle hatte. Ich rannte so schnell ich konnte und erwischte auch gleich eins vorm Unigebäude. Keine 15 Minuten später war ich in Tegel und rannte zur Ankunft. Dort sah ich auch schon Chris, der sich suchend umsah, während er einigen Teenies Autogramme gab. Ich rannte auf ihn zu und als er mich sah, rannte auch er los. Als wir uns trafen, umarmten wir uns erstmal und er wirbelte mich durch die Luft. Natürlich schauten die ganzen Teenies etwas verwirrt. Wir gingen also zurück und er erklärte während er Autogramme schrieb, dass ich sein bester Freund wäre, den er ewig nicht gesehen hätte. Das glaubte man uns zum Glück auch. Danach nahmen wir uns ein Taxi und fuhren zu einem mir unbekannten Hotel. Als wir an der Rezeption ankamen, wurden wir schon erwartet. Chris regelte ein paar Dinge, während ich erstmal eine rauchte. Viel habe ich nicht mitbekommen. Nur, dass er ein Doppelzimmer gebucht hatte. Naja Stars haben einige Macken dachte ich mir und ging mit ihm aufs Zimmer. Dann setzten wir uns aufs Bett und ließen uns beide gleichzeitig nach hinten fallen. Während wir so da lagen nahm er meine Hand und drehte seinen Kopf zu mir. "Alec, ich hätte schon viel früher kommen sollen und nicht erst jetzt. Es tut mir leid, dass ich dich so lange hab warten lassen" sagte er zu mir.

"Wovon sprichst du eigentlich?" frage ich etwas verwirrt, denn ich wusste absolut nicht, was er meint. Doch statt zu antworten, quellen ihm Tränen aus den Augen. Ich rolle mich auf die Seite und lege meine Hand auf seine Schulter. "Hey Kleiner, was ist denn los? Hab ich irgendetwas falsch gemacht?" Er dreht sich ebenfalls auf die Seite und umarmt mich. "Nein, du hast nichts falsch gemacht. Ich bin der, der alles falsch gemacht hat. Du hast mir eine Liebeserklärung gemacht, wie ich sie noch nie bekommen habe. Und was tue ich? Statt darauf einzugehen, schreibe ich dir irgendeinen Schrott. Und jetzt ist es bestimmt zu spät. Sicher hast du schon einen Freund." "Wovon redest du eigentlich, Chris? Ich habe keinen Freund. Ich denke die ganze Zeit nur an dich. Glaubst du, dass dann noch Platz für jemanden anderen in meinem Kopf ist?" Nach diesem Satz vergräbt er sich noch mehr in mir und fragt dann leise und mit zitternder Stimme "Hab ich noch eine Chance bei dir?" Überrascht frage ich ihn nur "Meinst du das ernst?" "Ja. Ich will dich. Nur dich. Alles andere ist mir egal." "Du hast jede Chance, die du willst. Aber nur, wenn du mich jetzt küsst." Und daraufhin gibt er mir einen leidenschaftlichen Kuss...

Mittlerweile sind zwei Jahre vergangen. A1 gibt es leider nicht mehr. Die Band, MEINE Lieblingsband hat sich im Guten getrennt. Ich bin aber immer noch mit Chris zusammen. Auch wenn es etwas schwierig ist mit ihm. Er verkraftet die Trennung der Band nicht, da Musik sein Leben ist. Aber wir lieben uns immer noch so abgöttisch, wie am ersten Tag und ich würde ihn nie hergeben wollen. Zur Zeit arbeitet er an einem Projekt, von dem er mir nichts konkretes erzählen will, aber ich bin mir sicher, dass es ein Erfolg wird. Wir reden immerhin von Chris. Was er anpackt, wird immer ein Erfolg. Davon bin ich überzeugt.

Mein Chris eben!

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