zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

Liebe auf Umwegen

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

 

»Morgen Alec, na haste auch fleißig Hausaufgaben gemacht?«, fragte Liz und grinste mich dabei frech an. »Mensch jetzt quatsch nicht, und gib her. Die kommt gleich und ich brauch noch 'n paar Punkte.«, fauchte ich nur zurück.

»Is ja gut, hier hast du sie. Mach dir keinen Stress, sind nur 'n paar Zeilen, das wars schon. Und sie raucht unten grad noch eine mit Martin. Hast also genug Zeit.«

»Danke. Tut mir Leid, wenn ich mich im Ton vergriffen hab. Bin nur irgendwie 'n bisschen gestresst.«, versuchte ich mich bei ihr zu entschuldigen. Aber Liz hörte schon gar nicht mehr zu sondern unterhielt sich mit anderen aus dem Kurs.

Liz und ich sind im gleichen Studienfach und die besten Freunde. Wir sind immer für einander da, egal was passiert. Und das obwohl wir uns erst ein Jahr kennen.

»So, dann wollen wir mal anfangen. Ich würde vorschlagen wir behandeln heute noch mal die Chromosomen, denn da hatten einige von euch Fragen. Und das ist ein wichtiges Thema in der Biologie…«, fing unsere Tutorin an zu erzählen, aber ich hörte nicht weiter zu. Genetik war nicht grade mein Lieblingsfach. Aber da musste ich nun mal durch, wenn ich Bio bis zu Ende studieren wollte. »Liz, du kennst doch noch den Typen ausm Fernsehen, den ich so süß fand. Ich hab seine Adresse rausgekriegt. Hättest du Lust irgendwann mal mit mir hinzufahren? Vielleicht haben wir Glück und er ist grad auf der Straße oder so.«, wandte ich mich an Liz, um mich ein wenig von meiner Langeweile abzulenken. »Was, du hast seine Adresse? Woher denn? Ich weiß nicht. Meinst du, dass das so 'ne gute Idee ist? Der ist sicher auch nicht blöd und wird doch sofort merken was Sache ist.«

»Ach Quatsch. Andere treffen doch auch irgendwelche Stars durch Zufall auf der Straße.«, versuchte ich sie zu überzeugen. »Na ich weiß ja nicht. Ich würd mir…« »So wie ich sehe, willst du uns das also erklären, Liz. Na dann komm mal vor. Alec kannst du dann gleich noch mitbringen, um dich zu korrigieren, falls was falsch ist.«, wurden wir plötzlich von unserer »netten« Tutorin unterbrochen. »Toll, nur weil du dauernd solche Schnapsideen hast.«, fauchte Liz und stand auf.

Der Tag verlief dann recht schnell. Nachdem wir Schluss hatten, rannte ich zur U-Bahn, um schnell nach Hause zu kommen. Mein süßer Flo sollte heute wieder im TV zu sehen sein. Leider hatte ich etwas länger Uni als sonst, deswegen musste ich mich heute sehr beeilen.

Flo, der eigentlich Florian heißt, hat die Hauptrolle in einer sehr erfolgreichen Serie. Und ich versuche so oft wie möglich diese zu sehen. Bisher hab ich so gut wie nie eine Folge verpasst. Mein größter Wunsch ist es, ihn einmal persönlich zu treffen. Leider sieht es da für mich nicht besonders gut aus. Er ist sehr erfolgreich und hat sehr selten Zeit, weil er immer Termine hat. Deswegen ist die Chance auch sehr gering ihn mal in der Stadt zu treffen, obwohl wir in der gleichen wohnen.

Also ich bin nicht verliebt in ihn, aber er sieht verdammt gut aus. Und es kann ja nicht schaden ihn mal kennen zulernen.

Kaum zu Hause angekommen schalte ich sofort den Fernseher an. Zum Glück bin ich doch etwas eher zu Hause, als ich dachte. Somit kann ich wenigstens noch schnell etwas zu Essen mit nach oben nehmen. Kaum oben angekommen, piept es auch schon aus den Boxen meines Laptops. Mein Gott, wer stört denn jetzt schon wieder? Jeder weiß, dass ich um die Zeit nicht erreichbar bin, denke ich noch und gehe, etwas sauer und genervt, an meinen Rechner. Steffi, wer sollte es auch anderes sein? Sie würde es wohl nie lernen, dass ich nicht am Rechner bin um diese Zeit. Also schreibe ich ihr schnell zurück, dass ich jetzt erstmal nicht im Chat bin.

Endlich beginnt meine Lieblingsserie. Und fünf Minuten nach Anfang ist er auch schon zu sehen. Sofort fange ich an zu schwärmen. Ich weiß überhaupt nicht mehr, um was es grade geht, denn ich sehe nur ihn. Obwohl ich eigentlich in einen Kommilitonen verliebt bin, hab ich doch jedes Mal Schmetterlinge im Bauch, wenn ich Flo auf der Bildfläche sehe. Und so geht es jeden Abend….

2 Wochen später:

»Hey Tim, ich wünsch dir schöne Ferien. Wenn du Zeit und Lust hast, können wir ja mal einen zusammen trinken gehen.«, rief ich meinem Schwarm zu, bevor er an der Tür war. »Ok werde mal sehn, was sich machen lässt. Ich meld mich.« Und schon war er verschwunden.

»Du sag mal Alec, hast du gemerkt, dass er dich wieder die ganze Zeit beobachtet hat?«, fragte Liz mich plötzlich. »Nee nicht wirklich. Naja aber seine Antwort war ja nicht grad viel versprechend oder? Man eh was soll ich nur machen Liz? Wenn ich nur wüsste, ob er jetzt schwul ist oder nicht. Das macht mich noch wahnsinnig.«

»Tja, Alec, da hilft nur eins: Ihn selber fragen.«, sagte Liz in ziemlich ernstem Ton.

»Bist du verrückt? Der weiß doch sofort was Phase ist. Was ist wenn ich mir alles nur eingebildet hab'? Dann steh' ich da als Depp der Nation. Naja mal sehn was noch so kommt.

Aber lass uns über was anderes reden.»

Und so erzählte mir Liz, dass sie für zwei bis drei Wochen mit ihrem Freund in den Urlaub fährt. Schließlich haben wir jetzt fast 2 Monate Semesterferien. Das fand ich natürlich schade, da ich dachte, ich könnte mit ihr um die Häuser ziehen. Naja aber da konnte man wohl nichts machen. Ich persönlich hätte zu meinen Eltern fahren können, aber das wäre mir auf die Dauer zu stressig geworden. Denn meine Eltern waren beide in Frührente und gingen mir irgendwann auf den Geist mit ihrem rumnerven. Also beschloss ich in der Stadt zu bleiben.

Die ersten drei Wochen waren nicht besonders spektakulär. Ich traf mich ab und an mit ein paar Freunden und schaute viel TV, vor allem wegen Flo. Mit Tim habe ich mich in der ganzen Zeit nicht einmal getroffen. Und irgendwann begann ich ihn zu vergessen. Dafür dachte ich jetzt immer häufiger an Flo. Irgendwie war ich zwar immer noch nicht in ihn verliebt, aber ich dachte trotzdem dauernd an ihn. Eines Nachts, ich war grad wieder am Chatten, klingelte mein Handy und Liz war am anderen Ende. Sie erzählte mir, dass sie wieder in der Stadt sei und sich mit mir treffen wolle. Also machten wir gleich für den nächsten Abend ein Treffen aus.

So trafen wir uns am nächsten Abend in unserem Lieblingslokal. Sie erzählte mir ausführlich von ihrem Urlaub und wie toll es doch war, aber irgendwie war ich nicht ganz bei der Sache. Dauernd musste ich an Flo denken. Und jedes Mal, wenn draußen jemand am Fenster vorbei ging, der eine ähnliche Frisur wie er hatte, begann mein Herz schneller zu schlagen. Irgendwann bemerkte sie, dass ich ganz wo anders war. »Hey sag mal was ist eigentlich los mit dir? Du bist die ganze Zeit schon so komisch. Hörst du mir denn überhaupt noch zu? Alec, ich rede mit dir.«, sagte sie und gab mir einen Knuff in die Seite. Erst da merkte ich, dass sie was wollte. »Ähh sorry, ich war grad woanders. Tut mir leid.« »Was ist denn los??? Ist irgendwas passiert wovon ich nix weiß?«. Und so begann ich ihr alles zu erklären.

»Naja also irgendwie hab ich in den letzten drei Wochen kaum noch an Tim gedacht. Wir haben ab und an mal kurz miteinander geschrieben, aber ich war da überhaupt nicht mehr aufgeregt, wenn er geschrieben hat. Du weißt ja wie das früher war, wenn 'ne Message von ihm kam. Da bin ich ja fast durchgedreht. Naja aber jetzt ist gar nix mehr. Ich denke absolut nicht mehr an ihn. Dafür aber dauernd an Flo. Ich bin nicht in ihn verliebt, keine Sorge, aber ich muss trotzdem dauernd an ihn denken. Und ich hab beschlossen, dass ich doch mal dort hinfahre, wo er wohnt, egal ob du mitkommst oder nicht. Ich muss es einfach mal versuchen.«

»Mensch Alec, was versprichst du dir denn davon? Du hast selber gesagt, dass er auf Frauen steht. Und außerdem ist er doch eh nur unterwegs. Da ist die Chance eher gering, ihn zu treffen. Oder willst du etwa bei ihm klingeln? Ich halt das für 'ne echt blöde Idee.«, versuchte Liz mich von meiner Idee abzubringen.

»Das ist mir egal, wie hoch die Chance ist. Ob ich nun zu Hause rum hocke oder mal was von der Stadt sehe ist doch egal. So bin ich wenigstens an der frischen Luft. Und jetzt lass uns das Thema wechseln. Du weißt, dass ich das eh durchziehe und mich nicht davon abhalten lasse.«, fauchte ich sie an, woraufhin wir dann wirklich das Thema wechselten.

Am nächsten Morgen war wunderschönes Wetter draußen und fast zwanzig Grad. Also ein perfekter Tag, um bei meinem süßen Flo vorbeizufahren. Ich sprang unter die Dusche, machte mich fertig, packte mir etwas Proviant und einen Stadtplan ein und ging zur S-Bahn. Nun konnte es endlich losgehen. In meine Gedanken malte ich mir schon aus, wie das Treffen ablaufen könnte. Was sollte ich wohl zu ihm sagen? Wie würde er auf mich reagieren? Würde er vielleicht genervt sein, dass schon wieder ein Fan von ihm vor seiner Wohnung aufkreuzt?

Irgendwann kam ich dann am richtigen Bahnhof an, um in eine andere S-Bahn umzusteigen. Dort ging es dann auch gleich weiter. In Gedanken war ich nur bei Flo. Dass ich ihn wahrscheinlich nicht treffen würde, kam mir nicht in den Sinn. So fuhr ich also frohen Mutes weiter. Als ich an der Endstation der Bahn angekommen war, musste ich erstmal im Stadtplan nachsehen, wie es denn jetzt weitergeht. Leider gab es in der Nähe von Flo´s Haus weder eine Tram, noch eine U- oder S-Bahnstation. Also blieb nur noch der Bus, denn laufen wollte ich nicht. Das wären über sieben Kilometer gewesen und das wäre dann doch etwas zu viel des Guten.

So begann ich alle Bushaltestellen abzuklappern um zu sehen, ob nicht ein Bus in der Nähe seines Hauses hielt. Und wie es ja meistens ist, war es der letzte Bus, bei dem ich auf den Fahrplan sah. Toll und der fuhr vor drei Minuten weg. Also musste ich auf den nächsten warten, der erst in einer halben Stunde kommen sollte. Das fing ja gut an.

Nach einer halben Stunde kam endlich mein Bus und es konnte endlich weiter gehen. Nach etwa einer halben Stunde kam der Bus endlich an der richtigen Haltestelle an. Ich stieg aus und nahm mir meinen Stadtplan, um noch mal zu prüfen, welchen Weg ich nun genau gehen musste. Langsam aber sicher wurde mein Herz und mein Puls immer schneller und ich spürte deutlich wie meine Aufregung stieg.

Nach zehn Minuten Fußmarsch kam ich vor dem Haus an, in dem er wohnte. Es sah schon etwas älter aus, war aus den 60er Jahren. Ein typischer Wohnblock eben. Gegenüber dem Haus stand an einer Mauer eine Bank, auf die ich mich setzte. Damit es nicht so auffiel, kramte ich ein Buch aus meiner Tasche und tat so als ob ich interessiert darin las, obwohl ich eigentlich nur die Straße und den Hauseingang beobachtete. Doch dann begann ich zu überlegen, dass es doch ziemlich blöd aussehen würde, wenn er plötzlich kommen würde und ich aufstehen und auf ihn zukommen würde. Aber was sollte ich sonst machen? Würde ich dauernd die Straße auf und ab gehen, würde das genauso auffallen. Also beschloss ich, hier sitzen zu bleiben.

Langsam aber sicher begann es dunkel zu werden. Ich saß nun schon fast sechs Stunden auf der Bank. Langsam war ich echt gefrustet. Also packte ich meine Sachen ein und ging zurück zur Bushaltestelle. Aber schon nach wenigen Metern hörte ich ein Stöhnen und Rufen. Es klang als würde jemand versuchen nach Hilfe zu schreien. Ich schaute mich um und hörte genauer hin. Es kam von dem Grundstück hinter der Mauer. Da war ich mir sicher. Nur leider war diese zu hoch. Ich konnte nicht hinauf klettern. Also suchte ich nach einem Durchgang. Den fand ich auch schon nach wenigen Metern. Ich schaute um die Ecke, um zu erkennen, was da vor sich geht. Und was ich sah schockte mich. Da prügelten und traten drei Skinheads auf einen wehrlosen Jungen ein, der am Boden lag und sich kaum noch bewegen konnte vor Schmerzen. Zum Glück war mein Karatekurs noch nicht allzu lange her, und so stürmte ich auf die drei los, während ich meine Tasche irgendwo auf den Boden warf. Die drei drehten sich erschrocken zu mir um, denn ich schrie sie an, dass sie den Jungen in Ruhe lassen sollten. Nachdem sie sich gefasst hatten, stellten sie sich so hin, dass sie mich angreifen konnten. Doch zum Glück war ich schneller. Dem ersten gab ich einen Tritt genau ins Gesicht, sodass er nach hinten geschleudert wurde. Der zweite bekam einen kräftigen Tritt in den Magen und flog auch nach hinten. Leider war ich zu langsam, um dem Dritten noch ausweichen zu können. So bekam ich seine Faust genau auf meine Unterlippe. Allerdings rutschte er ab und somit traf er mich nicht mit seiner ganzen Wucht. Trotzdem fing meine Lippe sofort an zu bluten. Nachdem ich mich gefangen hatte, bekam er gleich einen Tritt zwischen seine Beine, wobei er sofort anfing zu schreien. Dann griff ich in meine Hosentasche um mein Pfefferspray rauszuholen, welches ich immer bei mir trage. Nach und nach standen alle Drei wieder auf und wollten wieder zum Angriff übergehen. Glücklicherweise ist viel Druck auf meiner Pfefferspraydose und hat somit eine große Reichweite. Da alle drei nebeneinander standen, war es ein Leichtes, ihnen allen Dreien das Spray ins Gesicht zu sprühen. Sofort begannen sie zu schreien und begannen langsam mit einem dezenten Rückzug.

Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass alle Drei verschwunden waren, ging ich zu dem Jungen, der auf dem Boden lag. Ich fragte ihn, wie es ihm ginge und wollte ihn umdrehen, als er meine Hand weg schlug und sagte »Mir geht's gut. Lass mich bitte. Danke für deine Hilfe, aber ich komm allein klar.« Doch das glaubte ich ihm nicht. Obwohl er sich wehrte, schaffte ich es, ihm seine Kapuze vom Kopf zu nehmen und da traf mich fast der Schlag. »F F Flo???«, stammelte ich. Ich konnte es nicht fassen. Der Junge, der da zusammengeschlagen worden war, war Flo. Ich glaubte es einfach nicht. Nachdem ich mich gefasst hatte, beugte ich mich zu ihm runter und kramte sofort meine Taschentücher aus meiner Jacke. Dann begann ich sein Gesicht vom Blut zu reinigen. Er sah übel zugerichtet aus. Lauter blaue Flecken im Gesicht und seine Lippen waren an mehreren Stellen aufgeplatzt. Nachdem ich ihn notdürftig gereinigt hatte, fragte ich ihn, ob er aufstehen könne. Die ganze Zeit über sagte er nichts. Man merkte, dass es ihm peinlich war, dass ihm jemand half, den er nicht kennt aber der ihn kennt. »Ja ich hab doch gesagt es geht schon. Ich bin kein kleines Kind mehr. Du kannst jetzt gehen. Ich komm' schon klar. Wie gesagt vielen Dank für deine Hilfe, aber du kannst wirklich gehen. Ach so und wäre nett, wenn du das hier niemandem erzählst.«, sagte er ziemlich verärgert. »Keine Sorge ich sag es keinem, aber lass dir doch wenigstens helfen.«, versuchte ich wieder einzulenken. So hatte ich mir mein Treffen nicht vorgestellt.

»Nein verdammt ich komm klar. Jetzt geh endlich.«, fauchte er. Ich dachte mir dann, dass es wohl besser wäre. Dann versuche ich es lieber später noch mal. Nicht dass ich es mir mit ihm jetzt schon verscherze, bevor ich ihn überhaupt kennen gelernt habe.

Doch kaum bin ich fünf Meter gegangen höre ich wie er laut »Aahhhhhhhhhhhhh« schreit. Das war zu viel. Jetzt konnte er auf mich einreden wie er wollte. Ich würde ihm trotzdem helfen. Also rannte ich zurück und fragte was los ist. Und zu meiner Überraschung antwortete er mir sogar auf die Frage. »Ich weiß nicht. Mir tut mein Fuß so weh. Ich kann nicht auftreten. Und mein Schienbein tut auch verdammt weh.« »Ok Flo, ich nehm dich jetzt auf meinen Rücken und bring dich nach Hause. Sind deine Eltern schon da?«, fragte ich, während ich ihn auch schon auf meinen Rücken lud. »Nein die sind beide auf ´ner Kreuzfahrt für vier Wochen.« »Ok kommst du an deinen Schlüssel ran für die Tür? Und schaffst du es sie aufzuschließen, wenn du auf meinem Rücken bist? Denn hinstellen ist glaub ich keine gute Idee.«, fragte ich ihn. Dabei fiel mir auf wie sanft seine Hände waren, die er um meinen Hals geschlungen hatte. Plötzlich merkte ich, dass er seinen Körper wie ein kleines Kind, das Angst hat, an meine Rücken drückte. »Ich schaff das schon.«, stammelte er noch und legte dann seinen Kopf in meinem Nacken.

Nach drei Minuten waren wir schon vor dem Hauseingang. Ich drehte mich ein wenig zur Seite und er schloss ohne viel Anstrengung die Tür auf. »Ok in welche Etage müssen wir?«, fragte ich ihn, während ich schon die ersten Stufen erklomm. »Fünfte.«, sagte er ohne den Kopf zu heben. Nach weiteren zehn Minuten standen wir vor der Wohnung und er schloss auch diese Tür ohne größere Probleme auf.

Nachdem ich mich kurz umgesehen hatte, entdeckte ich ein Sofa, auf welchem ich Flo vorsichtig absetzte. Dann hob ich, ohne dass er Widerstand leistete, sein Bein an und befreite es von seinem Schuh. Dann zog ich vorsichtig seine Socke aus und tastete den Fuß ab. »Also gebrochen ist nichts, aber du solltest den Fuß heute und morgen nicht mehr bewegen. Hast du irgendwo Eis? Du solltest ihn auf jeden Fall kühlen. Dann schwillt er schneller ab.«, sagte ich und schaute ihm dabei tief in die Augen. Und da fiel mir erst auf, dass er Tränen in den Augen hatte. Er sagte »Im Gefrierschrank in der Küche sind Eiswürfel.« Aber das interessierte mich gerade überhaupt nicht. Ich stand auf und hockte mich dann neben ihn, so dass unsere Gesichter auf gleicher Höhe waren. Dann nahm ich seine Hand und begann seinen Handrücken zu streicheln, was er sich auch gefallen ließ. Dabei schaute ich ihm tief in die Augen und sagte »Hey Flo, es ist vorbei. Alles wir gut ok? Die werden dir sicher nichts mehr tun. Aber wenn du weinen willst, kannst du das gern tun.« und bei diesem Satz umarmte ich ihn plötzlich. Ich wusste nicht, was plötzlich in mich gefahren war, aber zu meiner Überraschung ließ er meine Hand los und legte seine Arme um meinen Hals und begann dann zu schluchzen. Dabei fragte er immer wieder: »Warum ich?« Doch leider konnte ich ihm diese Frage selber nicht beantworten. Ich hatte auch schon überlegt warum. Aber ich fand keine Antwort.

Irgendwann, nachdem er aufhörte zu weinen und ich ihm sein Bein gekühlt hatte, schlief er ein. Vorsichtig wischte ich mit einem feuchten Lappen noch die letzten Blutreste aus seinem Gesicht und setzte mich in den Sessel, der gegenüber von ihm stand. Ich beobachtete ihn eine ganze Weile, wie er da lag und so friedlich aussah. Doch irgendwann fielen auch mir die Augen zu und ich schlief ein.

Mit einem lauten »Verdammt!« wurde ich am nächsten Morgen unsanft aus dem Schlaf gerissen. Ich öffnete meine Augen und sah, wie Flo versuchte, auf allen Vieren wieder auf sein Sofa zu krabbeln. Da konnte ich mir ein Lachen nicht mehr verkneifen. »Sag mal was machst du eigentlich auf dem Fußboden? Kann ich dir helfen? Du musst doch nicht auf dem Fußboden schlafen.«, sagte ich mit einem frechen Grinsen, doch kaum hatte ich es gesagt, tat es mir schon wieder leid. Doch entgegen aller Erwartungen drehte er sich zu mir um und sagte dann: »Ohhhh sorry, ich wollte dich nicht wecken. Ach ich war grad im Bad und als ich zurückkam, bin ich auf der Decke ausgerutscht. Deswegen lieg ich hier unten.« »Dass heißt du kannst mit deinem Fuß wieder auftreten?«, fragte ich ihn und war doch etwas verwundert über die schnelle Genesung. »Ja, kann ich, siehst du?«, sagte er und stellte sich aufrecht hin. Dann lief er einige Meter, um mir zu zeigen, dass wirklich alles in Ordnung war. Naja wenigstens ein Problem weniger, dachte ich. Dafür sah seine Lippe noch nicht sehr viel besser aus als gestern. Aber ich dachte mir, dass das mit der Zeit schon wieder wird. Sorgen machte ich mir da eher um seine Arbeit. Schließlich konnte er ja nicht so vor die Kamera, aber bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, riss er mich aus meinen Gedanken. »Sag mal wie heißt du eigentlich? Ich bin gestern nicht mal dazu gekommen, mich bei meinem Lebensretter zu bedanken und zu fragen, wie der überhaupt heißt.«

»Ähm also ich bin Alec. Naja bedankt hast du dich eigentlich gestern schon drüben auf diesem Grundstück, wo es passiert ist.«, sagte ich etwas schüchtern, denn jetzt wurde mir wieder klar, wo und mit wem ich hier war. »Oh Gott, das von gestern ist mir ja so peinlich. Tut mir wirklich leid, dass ich dich gestern so blöd angemacht habe. Ich wollte das echt nicht. Du wolltest ja auch nur helfen. Also vielen Dank und echt es tut mir wirklich leid.«, entgegnete mir Flo und schaute dabei beschämt zu Boden. »Hey ist schon ok. Hauptsache dir geht es wieder besser. Aber ich glaub ich muss jetzt langsam los. Ich sollte langsam mal unter die Dusche und frische Klamotten könnt' ich auch wieder brauchen. Kommst du für 'ne Weile alleine klar? Ich komm' heut' gegen Abend noch mal vorbei und seh nach dir ja?«, entgegnete ich und suchte meine Tasche. »Danke, aber das ist nicht nötig. Du hast doch sicher besseres vor, als dich um 'nen Kranken zu kümmern, oder? Außerdem gehts mir schon viel besser.«, meinte er und sah mir dabei tief in die Augen. »Nö, ich hab nix besseres vor. Ich bin froh, dass ich dich überhaupt mal getroffen hab, auch wenn ich mir andere Umstände hätte vorstellen können. Aber egal. Ich bin froh dich getroffen zu haben. Denn du bist mein absoluter Lieblingsschauspieler. Und es ist eine Ehre für mich, wenn ich mich um dich kümmern darf.«

Dabei schaute er etwas verlegen im Zimmer umher. »Ok also ich geh dann erstmal. Aber ich komm' heut' Abend noch mal wieder. Keine Sorge es wird nicht all zu spät. Muss ja dann wieder nach Hause kommen.«, sagte ich und ging in Richtung Tür, da mir gerade einfiel, dass meine Tasche noch auf dem Grundstück lag, wo ich Flo gefunden hatte.

»Hey, dann pack dir doch gleich 'n paar Klamotten ein und dann kannst du hier ein paar Tage schlafen. So als kleines Dankeschön an dich.«, sagte er und überraschte mich mit diesem Vorschlag wirklich. »Ähm ähh ok, dann pack ich ein paar Sachen zusammen. Bis dann.«, stammelte ich und bin so schnell es ging aus der Tür ins Treppenhaus. Hatte er mir da eben angeboten, ein paar Tage bei ihm zu wohnen? Ich konnte es nicht glauben. Wie betäubt ging ich los, holte meine Tasche und fuhr nach Hause. Kaum angekommen, stürmten zwei meiner Mitbewohner auf mich zu und fragten mir Löcher in den Bauch, da sie meine geschwollene Lippe schon von weitem sahen. Erst da fiel mir wieder ein, dass es mich gestern auch erwischt hatte. Ich erzählte ihnen dann irgendeine Geschichte, damit ich das mit Flo für mich behalten konnte, denn er bat mich ja schon als ich ihn fand darum, dass ich es niemandem sage.

Dann klingelte auch schon mein Handy und Liz fragte mich, wie es denn war und ob ich ihn getroffen hatte. Da Liz meine beste Freundin war und ich ihr alles anvertrauen konnte, rannte ich schnell in mein Zimmer und erzählte ihr dann in Kurzform, was passiert war.

Nachdem ich duschen war und mich weitestgehend wieder wie ein Mensch fühlte, kramte ich schnell ein paar Sachen aus dem Schrank und stopfte alles in meine Reisetasche. Und schon gings wieder ab zur Bahn. Während der Fahrt musste ich immer wieder darüber nachdenken, was passiert war und dass ich jetzt tatsächlich bei Flo schlafen würde.

Nach etwa einer Stunde kam ich endlich bei Flo an. Als ich die Klingel betätigte, schlug mein Herz wie wild. Plötzlich war ich unendlich aufgeregt und nervös. Der Summer ertönte und ich ging so schnell ich konnte die Treppen hoch. Oben angekommen, wurde ich schon von Flo erwartet, der grinsend in der Tür stand. »Mensch das ging aber schnell. Hätte nicht gedacht dass du so früh schon wieder da bist. Aber egal. Komm erstmal rein. Sag mal isst du gern Sushi? Ich will grad bestellen, also wenn du so was isst.«, sprudelte er schon los, bevor ich überhaupt einen Schritt in die Wohnung setzten konnte.

»Klar, ich liebe Sushi. Davon krieg ich nie genug.«, entgegnete ich ihm beim Betreten der Wohnung. Kaum hatte das gehört, rannte er zum Telefon und wählte die Nummer. Es schien seinem Fuß ja echt wieder blendend zu gehen.

So verging nun der Abend. Wir aßen Sushi, erzählten uns gegenseitig aus unserem Leben und hatten vor allem viel zu lachen.

Das ging dann eine ganze Woche so. Manchmal konnte ich es noch immer nicht richtig fassen. Ich wohnte nun schon eine ganze Woche bei Flo. Es war einfach wunderschön. Aber leider gab es auch etwas Negatives. Ich merkte, dass ich mich langsam aber sicher unsterblich in Flo verliebt hatte. Und irgendwann kam der Abend, der mir das richtig bewusst machte. Wir hatten wieder viel Spaß und lachten, als er vorschlug, dass ich doch mit in seinem Zimmer schlafen könnte. Bisher hatte ich immer im Wohnzimmer auf der Couch geschlafen.

Und nun sollte ich bei ihm im Zimmer schlafen? »Wo denn? Du hast dort ja nicht mal mehr Platz für eine Matratze. Soll ich denn auf dem harten Fußboden schlafen?«, fragte ich ihn etwas perplex. »Nö, mein Bett ist doch riesig, da ist genug Platz für uns beide.«, meinte er und sah mich fragend an.

Hatte er da gerade vorgeschlagen, mit ihm in einem Bett zu schlafen? Das war zu viel für mich. Das konnte ich nicht fassen. Ich konnte doch nicht mit ihm in einem Bett schlafen. Was ist, wenn ich plötzlich erregt bin durch ihn? Ich wüsste nicht, wie ich das erklären sollte. Das musste ich verhindern. Also begann ich, sämtliche Ausreden zu suchen, die mir einfielen.

»Naja das ist glaub ich keine gute Idee. Ich rede im Schlaf und das ziemlich laut. Außerdem schlag ich manchmal um mich.«, versuchte ich es. »Na und? Dann erfahr ich wenigstens noch 'n bisschen was über dich.«, grinste er, »und wenn du um dich schlägst, kommt ein Kissen geflogen.«, versuchte er mich zu überreden. Aber warum wollte er, dass ich unbedingt bei ihm schlafe?? Das verwirrte mich irgendwie. Aber ich durfte nicht wieder mit Vermutungen anfangen, wie bei Tim. Aber vor allem musste ich mir jetzt schnellstens etwas einfallen lassen, damit ich nicht bei ihm schlafen muss. Plötzlich setzte sich bei mir der Gedanke fest, ihm die Wahrheit zu sagen. Ich weiß nicht warum, aber der Gedanke ließ mich nicht mehr los.

»Hey was ist denn nun?«, riss mich Flo plötzlich aus meinen Gedanken.

»Flo, setz dich. Ich muss mit dir reden.«, sagte ich plötzlich. Ich weiß nicht, woher ich diesen Mut nahm, aber ich beschloss, es ihm jetzt zu beichten. Flo sah mich etwas verwirrt an, setzte sich aber trotzdem.

Langsam begann ich es ihm zu erklären. »Flo, dass ich in der Nähe war, als es passierte, war kein Zufall. Ich hatte deine Adresse und wollte dich unbedingt kennen lernen. Deswegen bin ich hier her gefahren. Ich saß fast sechs Stunden auf der Bank gegenüber vom Haus. Dann war es mir zu bunt und ich wollte gehen, als ich dich hörte. Naja ich hätte dich gern unter anderen Umständen kennen gelernt. Naja aber egal. Der Punkt ist: ich wollte dich kennen lernen, weil weil…« Plötzlich stockte ich. »Weil?«, fragte Flo nun ungeduldig. »Weil ich schwul bin und dich süß fand.«, schrie ich und rannte zur Tür. Flo saß einfach nur da und schaute mir fassungslos hinterher. Nun wusste er auch, warum ich nicht bei ihm im Bett schlafen wollte. Er machte sich die ganze Nacht Gedanken darüber, warum er es nicht gemerkt hatte, dass ich ihn liebte.

Ich rannte aus dem Haus Richtung Bus, den ich gerade noch erreichte. Im Bus rief ich sofort Liz an und fragte sie, ob wir uns an meinem Lieblingsplatz treffen könnten. Sie merkte sofort, dass etwas nicht stimmte und sagte gleich zu.

Eine halbe Stunde später kam ich am Seeufer an unserem kleinen Bootshaus an. Ich setzte mich auf den Steg und begann einfach drauf los zu heulen. Ich weiß nicht wie lange ich so da saß, aber irgendwann schlang jemand von hinten seine Arme um mich. Es war Liz. Wir hockten eine ganze Weile so da, bis sie mich fragte, was passiert sei. Ich erzählte es ihr in allen Einzelheiten. Sie hörte aufmerksam zu und unterbrach mich nicht einmal. Als ich fertig war, fragte sie mich dann, warum ich einfach weggerannt bin. »Ich weiß es nicht. Es war alles irgendwie so unwirklich. Ich hab es ihm gesagt und er hat mich nur ungläubig angesehen. Und er hat überhaupt nicht reagiert, als ich abgehauen bin. Was soll ich denn jetzt nur machen Liz? Ich hab's total versaut.«, begann ich wieder zu schluchzen. So saßen wir noch einige Stunden und redeten und redeten.

Drei Tage später, ich war gerade allein zu Hause, klingelte es. Es war Liz, die zu Flo gegangen ist, um meine Klamotten zu holen. Kaum war sie drin, löcherte ich sie schon mit Fragen, was er gesagt hat und so weiter. »Naja er hat so gut wie nichts gesagt. Über dich absolut nichts. Er hat mir nur deine Sachen gegeben und das war's eigentlich schon. Tut mir Leid Kleiner.«, sagte sie und umarmte mich.

Leider musste sie dann auch schon wieder los, weil sie für vier Tage zu ihren Eltern fahren wollte und ihr Zug bald fuhr.

Zwei Tage später, ich war gerade im Laden einer Freundin, sah ich in einer Zeitung die Schlagzeile »Flo, der Schwulenhasser?«. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich wusste in diesem Moment nicht, was ich machen sollte. Caro, die Ladenbesitzerin, bemerkte wohl meinen Gesichtsausdruck. »Ganz schön krass oder? Das sich einer der angesehensten Schauspieler Deutschlands so was leistet.«, meinte sie und gab mir einen Kaffee. »Aber was war denn der Anlass für die Aussage? Hast du es schon gelesen?«, fragte ich, da ich mich nicht traute, selbst die Zeitung zu lesen.

»Naja ihm wurde eine Rolle angeboten, wo er 'nen Schwulen spielen sollte, da muss er ziemlich miese Dinge gesagt haben. Hab es auch nicht genau gelesen. Aber kannst es ja gern nachlesen.«

»Nee du lass mal, das tu ich mir nicht an. Ich trink noch schnell mein Kaffee, dann mach ich wieder los. Hab noch was zu erledigen.« Ich trank hastig meinen Kaffee aus und ging dann, um Liz gleich anzurufen.

Zwei Tage danach, Liz war kaum angekommen, saßen wir bei mir und unterhielten uns über den Artikel. Mittlerweile haben wir auch erfahren, dass er die Rolle doch angenommen hatte. Aber das war mir mittlerweile egal. Ich wollte nichts mehr von ihm hören, obwohl er mir nicht aus dem Kopf ging. Ich sah mir auch die Serie, in der er spielte nicht mehr an.

Mittlerweile hatte das Wintersemester wieder angefangen und der Unistreß gab mir etwas Ablenkung. Wir schrieben einige Prüfungen und hatten einige Praktika zu bewältigen und im nu war das Semester vorbei, ohne dass etwas großartig passierte.

In den Ferien kam Liz eines Tages zu mir und meinte ich soll mir so schnell wie möglich was schickes anziehen, da sie zwei Karten für eine Filmpreisverleihung hatte. Da ich sowieso nichts vorhatte, zog ich mich also um und wir gingen los. Ich wusste nicht, woher sie diese Karten hatte, aber wir hatten mit die besten Plätze. Genau in der Mitte der Halle, so dass wir genau auf die Bühne sehen konnten, und das auch noch ziemlich weit vorne.

Endlich ging es los. Ein sehr beliebter Talkmaster moderierte die Show.

Es gab Auszeichnungen für den besten Film, beste Schauspieler, Nebenrollen und so weiter. Die ganze Prozedur dauerte nun schon fast zwei Stunden. Nun sollte endlich die letzte Kategorie an die Reihe kommen. Bester Schauspieler. Es wurden fünf Leute nominiert. Und darunter war auch Flo. Das konnte ich einfach nicht fassen. Erst kommen solch abfällige Bemerkungen über Schwule und dann wird er für seine Rolle als Schwuler nominiert. Am liebsten hätte ich laut los geschrieen. Aber das konnte ich leider nicht.

Ich konnte das Ergebnis nun nicht mehr abwarten. Ich hoffte so sehr, dass er den Preis nicht bekommt.

Doch leider brachte alles Hoffen nichts. Er gewann den Preis. Und ich hätte ihn am liebsten ausgebuht. Auch Liz bemerkte, dass ich stinksauer war. Nun kam seine Dankesrede. Aber ich hörte nicht mehr hin, so sauer war ich. Am liebsten wäre ich auf die Bühne gestürmt und hätte ihm eine geknallt. Er erzählte dann das übliche wie danke an meine Fans und Familie und bla bla bla…

»… doch einem möchte ich ganz besonders danken…« hörte ich ihn zwischendurch sagen.

»Ich weiß, ich habe ziemlich miese Dinge über Homosexuelle gesagt, als mir die Rolle angeboten wurde. Doch dann erinnerte ich mich wieder an jemanden, der mir sehr am Herzen lag. Deswegen habe ich auch diese Rolle angenommen. Ich habe vor einem halben Jahr ungefähr jemanden kennen gelernt, der mir das Leben gerettet hatte. Ich dachte mir nichts dabei, als er mir half. Er verarztete mich und kümmerte sich tagelang um mich, weil meine Eltern im Urlaub waren. Irgendwann schlug ich ihm vor, dass er nicht weiter im Wohnzimmer schlafen sollte sondern bei mir. Und da sagte er mir, dass er mich liebt. Ich war total geschockt. Und ich hatte danach auch keinen Kontakt mehr zu ihm. Es hatte mich so sehr geschockt, dass ich auch dieses Statement abgelassen hatte. Und ich glaube er war danach noch verletzter als vorher. Und ich kann ihn auch verstehen. Nachdem ich dann einen Tag darüber nachdachte, habe ich die Rolle trotzdem angenommen. Aber nur weil ich dachte, dass ich etwas gutzumachen hätte. Doch nachdem wir den Film fertig im Kasten hatten, merkte ich, dass mir die Person fehlte, die mir das Leben gerettet hatte…«, erzählte Flo. Und langsam aber sicher wurde ich doch etwas hellhörig. »Liz, sag mal was labert er da eigentlich? Will er sich jetzt einkratzen oder was?«, fragte ich sie, doch sie meinte nur: »Mensch halt die Klappe und hör zu.«

Also hörte ich weiter zu, denn ich konnte ihre Reaktion nicht deuten, merkte aber, dass ich mit ihr eh gerade nicht reden konnte.

»… Und ich fühlte mich ohne diese Person sehr einsam, auch wenn ich das erst sehr spät begriffen hatte. Aber egal. Ich möchte, dass sie diese Person kennen lernen. Ich habe mich Hals über Kopf in diesen Menschen verliebt. Ich weiß, dass einige das jetzt für einen PR-Gag halten, aber es ist mein voller Ernst. Ich habe mich verliebt. Und ich weiß, dass diese Person heute hier anwesend ist. Denn freundlicherweise hat eine Bekannte von mir dies alles eingefädelt…«

»Man Liz, können wir nicht endlich abhauen? Ich will es echt nicht sehen, wie er mit jemandem auf der Bühne rumknutscht.«, maulte ich Liz an, da ich irgendwie nicht begriff, dass er nur mich meinen konnte. »Mein Gott dann schau halt nicht hin. Aber jetzt warte und halt die Klappe.«, maulte sie zurück.

»Wenn es ihnen allen nichts ausmacht, würde ich gern Alec auf die Bühne bitten.«, sagte er, wobei ich erst ihn dann Liz ansah. »Sag mal was soll das denn? Weiß der denn überhaupt was er labert? Jetzt benennt er schon Mädchen nach mir… Das ist doch das letzte.«, sagte ich. »Verdammt noch mal Alec, du bist gemeint. Also schwing deinen Hintern endlich nach vorn.«, fauchte Liz mich plötzlich an. Das konnte ich nicht fassen. Meinte sie das etwa ernst? Ich schaute sie verwirrt an. Ich hatte ja nur zur Hälfte auf seine Rede geachtet. »Jetzt mach, dass du vor kommst. Ich bin die Bekannte, die er meinte«.

Das war echt zu viel für mich. Meinte sie das etwa ernst? Ich wusste nicht mehr, was ich denken oder glauben sollte. »Mein Gott, jetzt steh endlich auf und geh nach vorn.«, riss sie mich aus meinen Gedanken und gab mir einen Stoß in die Rippen. Und der war so heftig, dass ich plötzlich aufsprang. Alle sahen mich natürlich sofort an. Also konnte ich nicht mehr anders. Und so begann ich eine nach der anderen Stufe nach unten zu gehen. Als ich unten ankam, begann ich so dermaßen zu zittern, dass ich fast umgefallen wäre.

Nachdem ich mich einigermaßen gefangen hatte, ging ich auf Flo zu, der mich schon von weitem anlächelte. Ich wusste in diesem Moment nicht, ob er es ernst meinte oder ob er mich nur vorführen wollte. Aber als wir uns begegneten, nahm er mich einfach nur in den Arm und flüsterte mir ins Ohr: »Ich liebe dich, und will dich nie wieder verlieren.« Das konnte ich kaum fassen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Nach einer mir vorkommenden Ewigkeit, ließ er mich wieder los, ging zum Mikrofon und sagte: »Darf ich ihnen vorstellen: meine große Liebe Alec.« Mehr sagte er nicht, denn dann versagte seine Stimme und Tränen liefen ihm übers Gesicht. Dann kam er zu mir und sagte: »Alec, es tut mir leid, ich liebe dich. Und ich will dich niemals wieder verlieren.« Danach nahm er mich in den Arm und wir begannen uns einen innigen und langen Kuss zu geben. Und bei diesem Kuss begann die Menge nicht nur zu klatschen sondern zu toben. Alle freuten sich für uns. Das war der schönste Tag in meinem Leben.

Lesemodus deaktivieren (?)