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Der Tod meines besten Freundes

Teil 3

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Informationen

Vorwort

So, nach einiger Zeit hab ich es nun endlich geschafft den 3. Teil fertig zu stellen. Ich hoffe er gefällt euch und ihr habt ein wenig Spaß beim lesen. Über ein Feedback würde ich mich sehr freuen.

Liebe Grüße

Euer Alexbln

 

Kian war der Bruder von Steve, meinem ehemals besten Freund. Wir haben zusammen angefangen zu studieren und waren die besten Freunde. Wir haben alles, wirklich alles füreinander getan. Doch irgendwann veränderte er sich schlagartig. Ich wusste absolut nicht was mit ihm los war. Irgendwann war ich mal wieder bei ihm, als sein Bruder die Treppe runter kam. Als er mich sah, schaute er mich mit traurigen Augen an und schaute sich dann ängstlich um, als ob er etwas suchte, vor dem er Angst hat. Als er aber nur mich sah, kam er dann langsam runter und sagte nur »Hallo« um dann gleich in der Küche zu verschwinden. Kaum war er dort, hörte ich Steve gleich los schreien »Was willst du kleine Schwuchtel hier? Willst du etwa Alex anmachen? Fass ihn einmal an und ich schlag dich windelweich. Ist das klar?« Daraufhin rannte Kian heulend an mir vorbei in sein Zimmer. Das ist fast drei Jahre her.

»Hey was ist denn los? Hast du schlecht geträumt?« fragte mich Kian plötzlich. »Ähm ja. Hab ich dich geweckt? Tut mir leid.«

»Ist schon gut. Was war denn los? Was hast du denn geträumt? Willst du es mir erzählen?«

»Ok, wenn du willst. Ich hab von dir geträumt. Und da fiel mir wieder ein, woher ich dich kenne. Du bist der Bruder von Steve. Stimmt's?«

Plötzlich bekam er ein trauriges Gesicht und ich sah Tränen in seinen Augen glitzern. Bevor ich etwas sagen konnte, begann er auch schon los zu heulen. Ich nahm ihn in den Arm und versuchte so gut es ging, ihn zu trösten. »Hey Kleiner, was ist denn los? Willst du mir davon erzählen? Vielleicht kann ich dir ja irgendwie helfen.« Irgendwann beruhigte er sich etwas und kuschelte sich dann an mich. Erst ganz langsam und vorsichtig um meine Reaktion ab zu warten. Aber ich nickte ihm nur zu und zog ihn dann näher an mich. Dann begann er langsam zu erzählen.

»Ja ich bin sein Bruder. Ich kann mich auch noch daran erinnern als du bei uns warst. Es war das erste Mal, dass wir uns trafen, stimmt's? Du hast dich wegen mir total mit Steve gestritten. Ich habe es bis in mein Zimmer gehört, das du mich in Schutz genommen hast, obwohl du mich überhaupt nicht kanntest. Ich hatte kurz vorher meinen Eltern und Steve erzählt dass ich schwul bin. Ab da war es die Hölle für mich. Kurze Zeit später haben meine Eltern mich raus geschmissen. Ich kam anfangs bei Freunden unter, wusste aber nicht was ich ohne Geld machen sollte. Der Vater meiner besten Freundin war Anwalt und schlug mir vor, meine Eltern auf Unterhalt zu verklagen. Das hat er ganz ohne Bezahlung für mich gemacht. Da meine Eltern sehr reich sind, wie du ja weißt, hab ich mehr bekommen als erwartet. Das komplette Hotel hier gehört mir und ich hab noch ziemlich viel Kohle bekommen. Aber lieber wäre es mir gewesen, wenn meine Eltern mich endlich akzeptiert hätten wie ich bin. Ich hab bis heute nichts mehr von ihnen gehört. Auch von Steve nicht. Hast du ihn vielleicht mal in der Uni gesehen?« fragte er mich. »Na ja ich seh' ihn ab und zu. Er hat ja das Fach gewechselt. Er macht jetzt Informatik oder so was. Aber wir haben nie wieder ein Wort miteinander gewechselt.«

Plötzlich herrschte Stille. Irgendwann sind wir dann Arm in Arm eingeschlafen. Die restliche Nacht schliefen wir beide ruhig und ohne Albträume.

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein sanftes Streicheln über meine Wange geweckt. Als ich die Augen öffnete, schaute ich direkt in Kians kristallblaue Augen. Er lächelte mich an und sagte dann »Aufstehen du Schlafmütze. Es gibt Mittag.« Dann drehte er sich um und wollte zum Tisch zurückgehen. Plötzlich sagte ich, ohne nach zu denken »Hey und wo bleibt mein Guten Morgen Kuss?« Verwirrt drehte sich Kian um und sah mich fragend an. Ganz langsam kam er näher und näher. Er sah so verwirrt irgendwie total süß aus. Als er etwa zwanzig Zentimeter vor meinem Gesicht war und inne hielt, zog ich ihn plötzlich zu mir und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Nun war er noch viel irritierter als zuvor. Ich stand auf und sagte dann »So, ich geh erstmal ins Bad« und ließ ihn so stehen, während ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Und in diesem Augenblick wusste ich, dass ich mich verliebt hatte. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich, wie es ist, richtig verliebt zu sein. Und das auch noch in einen Jungen. Aber das war mir völlig egal, denn es war einfach wunderbar, dieses Gefühl. Nachdem ich im Bad fertig war kam ich zurück und sah Kian immer noch total verwirrt im Sessel sitzen. Ich kam auf ihn zu und fragte dann »Hey alles klar mit dir? Du siehst irgendwie so, so keine Ahnung,... verwirrt aus?« Er blickte auf und sah mir in die Augen. Plötzlich bewegten sich seine Lippen und er sagte leise und mit zitternder Stimme »Alex, ist das eben Wirklichkeit gewesen? Oder hab ich mir das nur eingebildet?« Es war einfach süß wie er so da saß und nicht so recht wusste was mit ihm geschehen war. Also setzte ich mich auf seinen Schoß, schob meinen Finger unter sein Kinn, um seinen Kopf anzuheben und langsam berührten sich unsere Lippen. Ich schloss meine Augen und schob langsam meine Zunge in Richtung seiner Lippen. Langsam öffneten sich auch seine und unsere Zungen berührten sich. Dieser Moment war einfach der Wahnsinn. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Ich bekam eine wahnsinnige Gänsehaut.

Noch nie hatte ich solch einen Kuss bekommen. Nach einer Ewigkeit lösten wir uns und ich schaute in das strahlende Gesicht von Kian. »Na glaubst du jetzt, dass es wahr ist?« fragte ich ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Er nickte und plötzlich traten ihm Tränen in die Augen. »Hey was ist denn los Kleiner? Hab ich was falsch gemacht?« fragte ich dann doch etwas irritiert. Eben noch sah er aus, als wäre er der glücklichste Mensch auf Erden und nun liefen ihm Tränen über sein Gesicht. Er schüttelte mit seinem süßen Kopf und sagte dann »Alex, das ist das erste Mal das ich richtig verliebt bin. Ich hätte nie gedacht, dass ich dich je küssen würde. Ich bin einfach nur glücklich. Ich will dich nie wieder verlieren. Nie, nie wieder.« Ich nahm ihn ganz fest in die Arme und merkte, dass auch mir die Tränen in die Augen stiegen. »Hey Kleiner, du wirst mich nie wieder verlieren. Das verspreche ich dir. Kian, ich hab schon oft zu anderen gesagt ich liebe dich. Aber jetzt wird es das erste Mal sein, das ich es zu jemandem sage und es aus meinem Herzen kommt. Kian, ich liebe dich von ganzem Herzen und will dich nie wieder verlieren.« Dann fing auch ich richtig an zu heulen. »Ich liebe dich auch« sagte er und krallte sich dann richtig an mir fest als würden wir von einer unsichtbaren Macht auseinander gerissen werden.

Irgendwann beruhigten wir uns endlich und begannen dann endlich, uns über das Mittagessen her zu machen.

Nach dem Essen legten wir uns auf die Couch und schauten zusammen »Pretty Woman«. Plötzlich klingelte mein Handy.

»Ja?«

»Hey sag mal wo treibst du dich denn rum? Wir wollten doch noch lernen. Du weißt, auch wenn Ferien sind, müssen wir trotzdem noch Klausur schreiben. Wann wollen wir denn endlich anfangen? Wir haben nur noch drei Tage. Es wird langsam Zeit« brabbelte sie gleich los. »Jaja ist ja gut. Ich komm morgen Mittag vorbei. Kann heute nicht. Bin grad sehr beschäftigt.«

»Ach und mit was? Ich denk dein Studium ist dir so wichtig. Was ist denn plötzlich wichtiger als lernen?« hakte sie auch gleich nach.

»Mein Gott sind wir heut wieder neugierig. Ich bin damit beschäftig mein Schatzi zu verwöhnen. Und dazu braucht man halt Zeit« antwortete ich ihr und grinste dabei Kian an, der sich vor Lachen kaum noch halten konnte.

»Wie bitte? Wen hast du dir denn jetzt wieder angelacht? Du wechselst deine Freundinnen auch wie deine Unterwäsche, oder?«

»Na ja nun übertreib mal nicht gleich. Dann würd ich ja stinken wie so ein Iltis. Außerdem wer redet denn hier von Freundin?«

»Was? Wie jetzt? Versteh ich nicht. Wie meinst... Nee oder? Nicht was ich denke« stotterte sie plötzlich.

»Tja keine Ahnung was du denkst. Aber es ist der süße Kerl von Freitag. Du erinnerst dich? Na ja egal erklär dir das morgen alles. Muss jetzt wieder. Hab dich lieb. Bis dann. Bleib sauber. Und denk dran: Hände bleiben über der Decke.« Und damit legte ich auf.

»Wer war das denn?« fragte Kian neugierig. »Das war Anne. Sie wollte mit mir lernen. Man du hättest die Mal stottern hören müssen« antwortete ich und wir bekamen beide einen heftigen Lachanfall.

Kurz darauf klingelte es auch schon wieder. Also nahm ich ab und sagte gleich genervt »Mensch Anne. Jetzt nicht. Ich hab gesagt ich bin bei meinem Schatzi. Kian braucht halt viel Liebe. Weißt doch wie das ist. Und wenn man so süß ist wie er, kann man nicht nein sagen. Das verstehst...«

»Was???? Ich glaub ich spinne. Was hast du da eben gesagt? Du bist mit einem Jungen zusammen? Das, das...«

»Oh, hey Dad. Sorry, ich dachte du bist Anne. Also das hast du bestimmt gerade missverst...«

»Ich hab hier überhaupt nichts missverstanden. Du kommst sofort zurück nach Hause. In Berlin setzt man dir nur Flausen in den Kopf. Du suchst dir hier eine ordentliche Ausbildung. Berlin ist für dich gestorben. In meiner Familie gab's noch nie Schwule und die wird es auch nicht geben. Haben wir uns verstanden. In spätestens zwei Tagen bist du hier oder ich komm dich holen.«

Das hat mich nun total aus der Bahn geworfen. Hätte ich doch nur auf das Display geschaut. Dann hätte ich gesehen, dass es mein Dad ist. Nun wusste er bescheid. Aber nun war es ja eh egal. Aber eines wusste ich genau. Ich würde ganz bestimmt nicht nach Hause zurück fahren. Nie wieder. Und vor allem würde ich Kian nie wieder allein lassen.

»Nein Dad. Das kannst du knicken. Ich werde nicht wiederkommen. Von mir aus komm doch her. Du kannst mich nicht zwingen. Und wenn dann ruf ich eben die Bullen. So was zählt soweit ich weiß unter Entführung. Du hast deinen Willen lang genug durchgesetzt. Irgendwann reicht es. Ich lass mich von dir nicht mehr rumschubsen wie ein Stück Dreck. Ich werde hier bleiben. In Berlin und bei meinem Schatz. Ist das klar? Und komm nicht auf die Idee, deine Wut bei Mom oder Danny auszulassen. Wenn ich einen Ton darüber höre, dann gnade dir Gott. Dann mach ich dich bis an dein Lebensende fertig.«

Plötzlich wunderte ich mich über mich selbst, dass ich so mit meinem Dad sprach.

Nun war es für einige Sekunden ruhig. Ich hatte meinen Dad tatsächlich aus dem Konzept gebracht.

»Du kleine widerliche Drecksau. Wenn ich dich erwische mach ich dich fertig. Dir werd ich deine Flausen schon noch ausprügeln. In zwei Tagen bist du hier. Sonst hol ich dich. Dein Konto werd ich sofort sperren. Ohne Geld kommst du sowieso nach ein paar Tagen an gekrochen.«

»Sag mal hörst du mir nicht zu? Ich bleibe hier. Und du wirst gar nichts tun. Übrigens Geld kann ich auch selbst verdienen. Und jetzt noch einen schönen Tag.« Damit legte ich auf und schaltete mein Handy aus.

Kian schaute mich total erschrocken an. Dann bewegten sich seine Lippen. »Was war denn jetzt los. Was wollte denn dein Dad?« Also erzählte ich ihm alles und versuchte die Worte meines Vaters so gut es ging wieder zu geben. Plötzlich begann Kian zu heulen wie ein Schlosshund und warf sich förmlich auf mich. »Alex ich hab Angst um dich. Bitte hol deine Sachen von dir zu Hause und zieh bei mir ein. Du weißt dass das Hotel mir gehört. Ich kann hier wohnen lassen, wen ich will. Bitte komm hier her. Ich hab Angst das dein Dad dir was an tut« flehte er und konnte sich nicht mehr beruhigen. »Ok Kleiner. Ich hol mein Zeug und komm hier her. Versprochen. Aber du musst mir helfen. Hat sich ziemlich viel angesammelt die letzten Jahre. Ich ruf nur schnell noch Anne an, ob sie uns helfen kann.«

Erleichtert sah Kian mich an und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Dann flüsterte er »Ich liebe dich Alex. Ich will dich nie wieder hergeben.« Ich drückte ihm einen Kuss auf den Mund und schnappte mir dann mein Handy. Vor lauter Aufregung gab ich gleich zweimal den falschen Pin ein. Beim dritten Mal klappte es endlich und ich rief Anne an. Ich erklärte ihr kurz was passiert war und sagte ihr dann, dass wir uns vor meiner Wohnung treffen. Kian hatte in der Zwischenzeit den Shuttlebus vom Hotel geholt, damit wir die Sachen besser transportieren konnten.

Eine Stunde später waren wir in meiner Wohnung fleißig am packen. Keiner sagte etwas. Doch irgendwann hielt Anne es nicht mehr aus und fragte wie das alles passiert war. Also erzählten wir ihr alles, was seit Freitag in der Disco alles passiert ist. Als wir endlich alles erzählt hatten, waren wir schon so gut wie fertig mit einpacken. Wir verstauten alles im Bus und fuhren wieder zu Kian. Dort half uns einer der Angestellten beim hoch tragen. Er schien ein sehr guter Freund von Kian zu sein. Nachdem wir oben waren, lud Kian Anne und seinen Angestellten noch zum Abendessen ein.

Das wurde dann, trotz der ganzen Ereignisse noch ein recht lustiger Abend. David, der Hotelangestellte war auch schwul, wie ich sehr schnell mitbekam. Das war mir spätestens klar, als er zu Kian meinte »Kian du hast echt Glück. Dein Schatzi ist echt total süß. So einen Freund hätte ich auch gern.« Daraufhin sagte Kian mit gespieltem Ernst »Wenn du ihn einmal anmachst, fliegst du. Du weißt, das ich hier der Boss bin.« Doch kaum hatte er zu Ende gesprochen, fingen wir alle an zu Lachen und kriegten uns kaum noch ein.

Es wurde später und später. Irgendwann beschlossen wir, endlich schlafen zu gehen. Anne und David blieben die Nacht über bei uns, da es doch schon zu Spät für den Heimweg war.

Am nächsten Tag musste ich dann wohl oder übel mein Schatzi verlassen, weil ich zu Anne musste um für Bio zu lernen. Schließlich wollte ich die Klausur bestehen.

Wir lernten den ganzen Tag über lateinische Begriffe, systematische Einordnungen, Humanbiologie und Genetik, wobei ich letzteres Thema hasste wie die Pest. Wir merkten gar nicht, wie die Zeit verging. Mittlerweile war es so spät, das ich nicht mehr nach Hause konnte. Also rief ich Kian an und sagte ihm bescheid, das ich heute Nacht bei Anne schlafen würde. Er war natürlich nicht sehr begeistert und auch ich begann ihn zu vermissen. Aber es half ja alles nichts. Also gingen Anne und ich dann auch bald schlafen, um am nächsten Morgen wieder zu lernen.

Kaum waren wir fertig mit dem Frühstück, hingen wir auch schon wieder über unseren Büchern. Gegen Mittag klingelte es plötzlich. Anne ging zur Tür und als sie zurückkam, strahlte mich Kian an. Ich sprang sofort auf und rannte ihm in die Arme. Dann gaben wir uns einen leidenschaftlichen Kuss, bis wir hinter uns ein Räuspern hörten. Langsam ließen wir voneinander ab und grinsten Anne etwas verlegen an. Aber Anne kam schon wieder mit einem anderen Thema. »Alex, dein Schatz ist einfach der Wahnsinn. Schau mal was er uns mitgebracht hat.« Erst da bemerkte ich, dass unser Kuss doch sehr lang gedauert haben musste. Denn Anne hatte schon den Tisch gedeckt. Darauf stand ein herrliches Mittagessen. Kian war einfach ein Schatz. Also machten wir uns auch gleich über das Essen her. Kaum waren wir fertig, klingelte es plötzlich wieder an der Tür. »Man ist denn heute Tag der offenen Tür?« fragte ich Anne, die auch schon aufstand und zur Tür ging. Währendessen unterhielten Kian und ich uns über den gestrigen Tag. Doch dann kam Anne kreidebleich zurück ins Zimmer. »Was ist denn mit dir los? Steht ne Leiche vor der Tür?« fragte ich sie und bekam von Kian den Ellenbogen leicht in die Seite.

»Da, da stehen zwei Beamte vor der Tür. Sie wollen dich sprechen Alex« stotterte sie los. Und bevor ich etwas sagen konnte, standen die Beamten auch schon im Zimmer.

»Alexander Graf? Wir müssen sie vorläufig mit aufs Revier mitnehmen« sagte einer der Beamten trocken zu mir. Ich wusste überhaupt nicht, wie mir geschah.

»Und warum, wenn ich fragen darf?«

»Ihr Vater hat sie wegen Unterschlagung angezeigt. Bitte kommen sie mit aufs Revier«

»Alex, geh mit. Ich komm gleich nach. Ich besorg dir meinen Anwalt. Er ist ein guter Freund von mir. Bis dahin sagst du kein Wort klar?« mischte sich Kian plötzlich ein.

Ich konnte überhaupt nichts mehr sagen. Also ging ich mit den Beamten nach draußen, um mit ihnen aufs Revier zu fahren.

Dort angekommen, wurde ich einem Beamten vorgeführt, der ziemlich gelangweilt hinter seinem Schreibtisch saß und Zeitung las. Er schien nicht besonders begeistert zu sein, dass er ausgerechnet jetzt Arbeit bekam. Dementsprechend benahm er sich auch. Er fragte seinen Kollegen nur kurz »Was haben wir hier?«

»Das ist Alexander Graf, die Unterschlagungssache, die sein Vater gemeldet hat« antwortete dieser knapp und verließ den Raum.

»Soso der kleine Dieb also. Also gut dann fangen wir mal an. Zuerst nehme ich ihre Personalien auf« begann dieser in einem ziemlich unfreundlichen Ton. Also gab ich ihm meine Adresse und was er sonst noch wissen wollte.

Dann begann das eigentliche Verhör. »Ok und jetzt zum Tathergang. Sie haben also ihren Vater bestohlen. Ist das richtig?«

Ich schüttelte nur mit dem Kopf woraufhin er dann nur meinte »Das deute ich als nein. Gut ich glaube so kommen wir nicht weiter. Dann muss ich wohl einen Zeugen holen.« Daraufhin nahm er den Telefonhörer und sagte zu irgendjemandem, er solle den Zeugen ins Zimmer bringen. Langsam wurde ich etwas unruhig. Ich konnte mir nicht vorstellen, was das für ein Zeuge sein sollte. Plötzlich hörte ich eine mir sehr bekannte Stimme brüllen »Da ist ja die kleine diebische, schwule Sau. Ich mach dich fertig. Jetzt leg ich dich mal richtig übers Knie. Das ist schon längst überfällig.« Und schon stürmte er auf mich zu. Bevor einer der Beamten etwas machen konnte, schlug mir mein Dad auch schon mit voller Wucht ins Gesicht, so dass ich samt Stuhl nach hinten kippte. Er wollte schon auf mich eintreten, als einer der Beamten ihn endlich festhalten konnte. Dieser setzte meinen Dad dann auf einen Stuhl in der anderen Ecke des Raumes. Dann sagte er zu ihm »Herr Graf, jetzt reißen sie sich mal zusammen. Ich kann ihre Wut ja verstehen, bei solch einem schwulen Pack. Aber wir können oder eher dürfen hier so etwas nicht dulden. Heben sie sich das für zu Hause auf.«

Das war echt zu viel. Der Typ nahm meinen Vater auch noch in Schutz. Zum Glück kamen in diesem Moment Kian, sein Anwalt und Anne. Und wie es der Zufall so wollte, haben sie genau gehört, was der Beamte zu meinem Dad sagte. Kians Anwalt konnte sich auch nicht zurückhalten und meinte gleich »Tja mein Herr, ich glaub über diesen Spruch reden wir noch. Eines verspreche ich ihnen, das wird Konsequenzen haben.«

Kaum hatte er das ausgesprochen, bemerkte mich Kian. Ich lag immer noch auf dem Boden und konnte mich vor Schreck kaum rühren. Kian half mir auf die Beine und ich setzte mich wieder hin.

Dann kam auch schon Kians, und jetzt auch mein Anwalt auf uns zu und redete mit dem Beamten, um was es ging. Mein Dad hatte mich angezeigt weil er behauptete, dass er mir das Geld, welches er mir monatlich überwiesen hatte, nur geliehen hatte. Und ich hätte mich einfach aus dem Staub gemacht um es nicht zurückzahlen zu müssen. Dabei wusste er genau, warum ich ausgezogen bin. Insgesamt belief sich die Gesamtsumme auf ungefähr 20.000 Euro. Und diese wollte er nun sofort zurück haben.

Unser Anwalt machte dann mit dem Beamten aus, dass wir das Geld innerhalb von zwei Wochen auftreiben würden oder wir würden mit einer Gerichtsverhandlung einverstanden sein. Kaum saßen wir im Shuttlebus, mit dem David die drei gefahren hatte, begann ich erst einmal los zu heulen. »Hey mein Großer, was ist denn? Ist doch alles gut ausgegangen. Mach dir keine Gedanken. Es wird alles gut. Das verspreche ich dir« versuchte Kian mich auf zu muntern. »Wie denn? Ich muss in zwei Wochen 20.000 Euro haben. Wie soll ich das denn machen? Selbst meine Ersparnisse würden nicht mal ein Viertel der Summe abdecken. Das schaff ich nie. Und wie ich meinen Vater kenne wird er es so hin kriegen, das ich entweder das Geld zurück zahle oder ich komme nach Hause zurück. Und dann bin ich so gut wie tot.«

»Hey ich bin auch noch da. Ich hab mehr als genug Kohle. Bisher hab ich sie nicht angerührt, weil ich nicht wusste was ich mit so viel Kohle machen sollte. Aber jetzt gibt es wenigstens was Sinnvolles. Ich werde dir die 20.000 natürlich sofort an deinen Dad überweisen. Gleich heute noch« meinte Kian.

»Nein Kian, das kann ich nicht annehmen. Weißt du wie viel Geld das ist? Das kann ich nicht annehmen. Auf keinen Fall. Ich würd mir mein Leben lang vorkommen, als hätte ich dich ausgenutzt« versuchte ich ihm entgegen zu setzten. Aber ich wusste, dass das sowieso nichts nützen würde. Ich war zu schwach um mich noch zu wehren und Kian würde eh nicht aufgeben, bis ich zugestimmt hätte. »Alex, willst du lieber zurück zu deinem Dad? Du kannst dich dagegen wehren, wie du willst. Ich bezahl das trotzdem. Es würde ohne deine Hilfe nur ein zwei Tage länger dauern. Mehr nicht. Das wäre kein Problem für mich. Also gib dir einen Ruck. Oder soll es mit uns zu Ende sein, bevor es überhaupt richtig angefangen hat?«

Ich schaute Kian mit Tränen in den Augen an und gab ihm dann einen Kuss. Dann flüsterte ich ihm ein »Danke, ich liebe dich« ins Ohr und schlief in seinen Armen ein.

Irgendwann wurde ich sanft von Kian geweckt. Als ich die Augen aufschlug, bemerkte ich, dass es schon wieder hell war und ich im Hotel lag. »Oh mein, Gott. Wie lang hab ich denn geschlafen? Und wie bin ich denn hier her gekommen? Wir waren doch im Bus.«

»Na ja du hast so süß ausgesehen, als du geschlafen hast. Da wollte ich dich nicht wecken. Also hab ich dich hoch getragen. Hast auch ziemlich fest und lange geschlafen. Es ist mittlerweile Nachmittag.«

Plötzlich war ich hellwach. »Was Nachmittag? Verdammt, ich hätte Klausur schreiben müssen. Was mach ich denn jetzt?«

»Hey beruhig dich. Anne hat alles geregelt. Du hast einen Termin für die Nachklausur. In deinem Zustand hättest du sie eh total verhauen.«

Das beruhigte mich ein wenig. Na ja und Kian hatte eigentlich Recht. Mir tat irgendwie alles weh. Wahrscheinlich bin ich während des Sturzes noch irgendwo gegen gestoßen.

Irgendwie versuchte ich mich hinzusetzen damit Kian platz auf der Couch hat. Nach einigen umständlichen Bewegungen schaffte ich es dann auch endlich und kaum saß Kian neben mir, kuschelte ich mich auch sofort wieder an ihn ran.

So saßen wir eine ganze Weile, bis die Tür plötzlich auf ging. Ich schaute Kian verwirrt an, der mir dann aber sagte, dass Anne einen Schlüssel zur Wohnung hat. Sie erzählte mir dann ein wenig von der Klausur.

Doch kaum war sie fertig, klopfte es an der Tür. Irgendwie regte mich das ständige Klingeln und Klopfen der letzten Tage auf. Kian öffnete die Tür und meinte nur laut »Nicht schon wieder.« Kurz darauf kam ein Polizeibeamter herein.

»Guten Tag. Wer von ihnen beiden ist Alexander Graf?« Ich verdrehte die Augen und dachte nur: Was um alles in der Welt ist jetzt schon wieder los?

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