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Liebe und solche Sachen

Teil 4

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Felix schaut verlegen zum Boden und stammelt:

»Ähm, ich ... ich hab dich gar nicht gehört.«

»Entschuldige Felix, aber ich war extra leise. Ich dachte Du schläfst schon.«, und um die Situation etwas zu entspannen, füge ich lächelnd hinzu: »Na ich lass dich dann mal alleine, aber mach nicht so lange, ich will auch noch ins Bad.«

Noch ehe Felix etwas antworten kann, schließe ich die Badezimmertür und lege mich aufs Bett.
Was war da gerade passiert? Wie würde Felix sich dazu verhalten? Ob er sauer auf mich ist, oder auf sich?

Aus dem Bad dringen die gewöhnlichen Laute, die man diesem Ort zuordnen würde. Das Geräusch von laufendem Wasser, Zähne putzen und die WC - Spülung. Alles andere war Felix wohl vergangen. Nun mir würde das sicher genauso gehen in diesem Fall. Schon steht Felix wieder komplett im Schlafanzug vor mir und meint:

»So, ich bin fertig, wenn du willst, kannst du ins Bad.«

Ich lächele nur ein wenig und verschwinde in dem mir angewiesenem Raum. Die Handgriffe der abendlichen Reinigung gehen mir heute nicht gerade schnell von der Hand. Irgendwie bin ich etwas unsicher. Wie soll ich gegenüber Felix reagieren? Ich beschließe, die ganze Sachen einfach gar nicht zu erwähnen, wenn er darüber reden will, wird er das schon tun.

Felix liegt schon in dem großen Doppelbett, als ich aus dem Badezimmer komme. Er liegt auf dem Rücken und starrt an die Decke. Auch ich lege mich hin und frage ihn, ob ich das Licht ausmachen kann, worauf er nur kurz nickt. Eine ganze Weile liegen wir wortlos nebeneinander bis sich Felix noch mal meldet.

»Was denkst du jetzt von mir, Maik?«

»Wie meinst du das? Was sollte ich von dir denken?«, frage ich erstaunt.

»Na nach dem was du vorhin gesehen hast... Ich meine ... war schon ziemlich peinlich..., aber mir war einfach danach. Entschuldige Maik, tut mir leid.«

»Was soll denn das Felix? Wenn sich einer entschuldigen muss, dann wohl eher ich. Du kannst ja nicht wissen, dass ich mich heimlich herein schleiche. Na ja und ich wusste ja auch nicht was du gerade machst.«

Felix scheint nachdenklich und meint:

»Meine Kumpels sagen immer, wer es sich selber machen muss, ist nur zu blöd sich 'n Mädchen zu suchen.«

»So'n Quatsch Felix. Wetten die machen es trotzdem alle. Es macht doch fast jeder und wenn Du gestern zufällig ins Bad gestürmt wärst, als ich unter der Dusche stand, hättest du mich bei der selben Tätigkeit erwischt.«

»Echt Maik?« Felix seine Stimme klang schon wieder etwas mutiger und er lächelte mich an bei seiner Frage.

»Klar Felix. Du hast doch selber gesagt, manchmal ist einem einfach danach.«

»Na ja, ich bin froh das du es warst, der mich erwischt hat und kein anderer. Du sagst es doch niemanden, oder?« Felix sieht mich dabei so schüchtern und unsicher an, dass ich fast lachen muss.

»Keine Angst, ich schweige wie ein Grab.«

»Danke Maik, dann schlaf schön.«

Bei diesen Worten dreht er sich zu mir und legt seinen Kopf ganz dicht an meinen. Vielleicht nur zwei, drei Zentimeter trennen uns und ich weiß nicht ob ich mich darüber freue oder traurig bin. »Ja Felix, schlaf du auch schön.«

An diesem Morgen weckt uns die Rezeption unseres Hotels telefonisch. Felix nimmt den Hörer ab und schimpft was das Zeug hält.

»Ihr habt sie ja wohl nicht mehr alle. Weiß von Euch Torfnasen eigentlich jemand wie spät es ist? Wir sind schließlich Gäste in diesem Haus und ihr Idioten weckt uns mitten in der Nacht. Ruft gefälligst irgendwo im Dschungel an und macht die Schlangen munter aber lasst uns schlafen.«

Mir ist gar nicht klar was los ist. Felix kann doch die Hotelangestellten, die ja nur ihre Arbeit machen, nicht so angehen. Als er sieht, dass ich ganz erschrocken zu ihm herüber sehe, gibt er mir den Hörer in die Hand. Auf der anderen Seite ist , Gott sei Dank, nur eine automatische Ansage. Ich bin beruhigt und muss lachen.

»Guten Morgen Maik, dachtest wohl ich hätte den letzten Funken Anstand verloren.« Dabei grinste er übers ganze Gesicht.

» Ja ich dachte schon man hätte dir gestern was in den Tee gemischt.«

»Keine Angst, ich bin voll bei Verstand. Irgendwie wäre ich ja mal dran mit 'als erster aufstehen' oder Maik?«

»Das ist 'ne prima Idee, dann kann ich mich noch ein paar Minuten rum drehen.«

»O.K., aber schlaf lieber nicht ein, ich könnte dich mit 'ner Ladung kaltem Wasser wecken.«

»Sieht eher so aus, als ob du das kalte Wasser selber brauchst.« , grinste ich. » Du hattest recht damit, dass es dir morgens auch oft so geht wie mir.«

Felix war aus dem Bett gestiegen und ich zeige bei meinen Worten auf eine deutliche Beule in seiner Schlafanzughose und kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Felix dem das offenbar gar nicht aufgefallen war, schießt sofort die Schamröte ins Gesicht. Er lächelte dann aber nur und sagt:

»Na bei dem was du gestern Abend gesehen hast, ist das ja mittlerweile auch schon egal.«

Irgendwie war es schon ziemlich seltsam, aber in den wenigen Stunden die wir uns bis jetzt kannten, hatte sich eine seltsame Vertrautheit zwischen uns entwickelt, die ich sehr genoss und die mich etwas über meine Sorgen hinweg tröstete. Wenn Felix mich vielleicht auch nicht lieben kann, aber an meiner Freundschaft scheint ihm auf jeden Fall was zu liegen. Trotzdem irgendwie mache ich ihm doch nur etwas vor, wenn ich nicht über meine wahren Gefühle rede, aber dazu bin ich viel zu feige. Außerdem habe ich große Angst, dass er dann eher abweisend reagiert.

Nach dem Frühstück fahren wir weiter in das Bergland Sri Lankas Richtung Nuwara Eliya. Diese Gegend mit Worten zu beschreiben ist fast unmöglich. Die Landschaft die sich uns hier präsentiert, übertrifft alles was ich mir je über dieses Land vorgestellt hatte. Riesige, bis zur Spitze im grünen Dschungel versteckte Berge, schroffe Felswände, die viele hundert Meter in die Tiefe gehen, schmale Schluchten und immer wieder kleine und größere Wasserfälle. Dazwischen liegen die vielen, für dieses Land so typischen, Teeplantagen und kleinere Tempelanlagen. Die Straßen schlängeln sich abenteuerlich an den Bergen entlang und ich mag mir gar nicht vorstellen was wäre, wenn wir hier einen Unfall hätten.
Wir besuchen eine der größten und bekanntesten Teefabriken des Landes und erfahren, was mit den Pflanzen weiter geschieht, wenn sie die vielen fleißigen Plantagenarbeiter hier abgeliefert haben und was notwendig ist, bis der Tee in den auch bei uns bekannten Verpackungen landet. Natürlich gibt es auch eine frische Kostprobe und die Gelegenheit zum Kauf.

Das Klima hier in fast 2000 m Höhe ist sehr angenehm und die Luft scheint sehr sauber. Die Menschen scheinen freundlich und lachen offenbar gern. Eine Freundlichkeit die natürlicher scheint als in den Touristengegenden, in denen man sich das Lachen oft erst durch ein gutes Trinkgeld erkaufen muss.
Nach dem Mittagessen besuchen wir noch einen Gewürzgarten und eine Schnitzerei in der landestypische Souvenirs und Möbel hergestellt werden. Neben interessanten Führungen stehen wir natürlich in erster Linie als Kunden im Mittelpunkt. Schließlich kommen wir ja aus einem reichen Land und sind alle Millionäre. Zumindest denken viele der Einheimischen so und wundern sich, warum niemand geschnitzte Gartenmöbel für »nur« 6000,- DM mit nach Hause nehmen möchte. Ist doch ein Schnäppchen.

Den Abschluss unserer kleinen Rundreise bildet der Besuch einer Batik - Factory. Batik ist ein Seidenstoff der durch eine ganz besondere Technik gefärbt wird. Der Stoff wird in verschiedene Farben getaucht, zuvor werden alle Stellen auf dem Stoff, die nicht mit der entsprechenden Farbe bedruckt werden sollen, mit flüssigem Wachs übermalt. Das Wachs wird nachher mit heißem Wasser wieder ausgewaschen und der Vorgang beginnt mit der nächsten Farbe. So entsteht nach und nach ein buntes Muster. Da alle Stoffe von Hand bearbeitet werden, sind sie auch nicht gerade billig.

Am späten Nachmittag liefert uns der Bus wieder an unserem Strandhotel ab. Wir sind alle müde, aber um viele Eindrücke reicher, die wir aber nicht missen möchten.
Auf dem Weg in unsere Zimmer kommen wir am Pool vorbei. Julian kommt sofort auf mich zu gestürmt, um mich zu begrüßen.

»He Maik, ich hatte schon Angst, dass Euch die Krokodile gefressen haben. Schön das ihr wieder da seid. Hat's Euch gefallen?«

»Ja Julian, war super. Jetzt müssen wir aber erst mal unter die Dusche. Sehen wir uns heute nach dem Abendessen?«

»Gern Maik, treffen wir uns in der Lobby. O.K.?«

»Alles klar bis später.«

Während ich mich mit Julian unterhalten habe, sind die anderen schon weiter gegangen. Noch jemand von uns wurde offenbar schon sehnsüchtig erwartet. Julians Schwester hatte sich Felix aus unserer kleinen Gruppe geangelt und in der Zeit in der ich mit Julian gesprochen hatte, zu einem Drink eingeladen. Nun ja bei »All Inclusiv« ist das ja auch kein Problem.

Felix kam deshalb etwas später wie ich in unser Zimmer, so das ich schon fertig mit duschen war.

»Na Felix, dein Begrüßungskomitee hatte wohl Sehnsucht nach Dir?«

Felix wurde leicht rot im Gesicht.

»Scheint so, es war angeblich total langweilig ohne mich, hat sie gesagt. Ich glaube die steht irgendwie auf mich.«

»Bingo Felix, der Kandidat erhält 100 Punkte. Sie schmelzt ja förmlich weg, wenn sie dir nach sieht.«

»Meinst Du? Ich weiß nicht. Na mal sehen. Wie findest du sie denn.«

Eigentlich hatte ich dazu gar keine Meinung. Sie war halt 'n Mädchen, na und? Was weiß ich schon, wie ein Mädchen sein sollte, damit man drauf steht. Das hat mich schließlich noch nie interessiert und trotzdem antworte ich:

»Na scheint ganz nett zu sein und sieht auch nicht gerade schlecht aus. Ich drücke dir jedenfalls die Daumen Felix, falls du es bei ihr probieren willst.«

»Danke Maik, du bist ein echter Freund.«, und schon verschwindet Felix im Bad.

Ein 'echter Freund'? Ich bin ein riesen Idiot. Felix scheint das sehr ernst zu nehmen mit dem Wort 'Freund', dass ist aus seiner Stimme zu erkennen. Aber was bin ich eigentlich für ein Freund, der zu feige ist ihm die Wahrheit zu sagen. Plötzlich fühle ich mich total mies. Wie komme ich bloß da wieder raus. Ich möchte ihm so gern die Wahrheit sagen. Er ist mir plötzlich so wichtig und ich möcht' so gern, dass er über mich Bescheid weiß. Er ist auf jeden Fall jemand, den ich in meinem Leben gern einen wichtigen Platz geben würde. Warum habe ich nur so eine Scheiß Angst jemanden zu sagen, dass ich schwul bin? Ich habe das doch akzeptiert. Warum geht es mir dann so schwer über die Lippen? Ich bin verzweifelt. Was soll ich machen?
Ich möchte auf jeden Fall, dass er es weiß wenn wir uns nach dem Urlaub mal wieder sehen, was ich ja stark hoffte. Und da kam mir ein prima Idee.

Ich könnte ihm doch einfach alles in einem Brief mitteilen. Den würde ich ihm dann geben, wenn wir uns am Flughafen verabschieden und er soll ihn erst zu Hause lesen. Damit wüsste er Bescheid und hätte Zeit zum nachdenken, bis wir uns wieder mal treffen. Ich müsste kein umständliches Geständnis stammeln und die restliche Zeit hier im Urlaub würde sich nichts zwischen uns ändern. Perfekt.

In diesem Moment kam auch Felix wieder aus dem Badezimmer.

»Ich geh noch an die Bar vor dem Abendessen. Kommst Du mit, Maik?«

»Nee, ich will noch ein paar Karten nach Hause schreiben, wenn ich das jetzt nicht mache, kommen sie wohl möglich später zu Hause an wie ich.«

Eigentlich hatte ich ja alle Karten schon geschrieben, aber die Idee mit dem Brief lässt mich einfach nicht mehr los. Ich will es einfach hinter mich bringen, auch wenn Felix den Brief erst nach unserem Rückflug erhalten sollte, will ich ihn wenigstens fertig in der Tasche haben. Felix verschwindet kurz darauf und ich sitze alsbald vor einem Blatt Papier und schreibe:

Lieber Felix,

Du wirst Dich sicher sehr wundern, warum Du von mir diesen Brief erhältst, aber es gibt da ein paar Dinge, die Du unbedingt wissen musst und ich war bis her einfach zu feige, es Dir ins Gesicht zu sagen.
Für mich waren die zwei Wochen Urlaub mit Dir sehr schön. Ich bin glücklich, dass ich Dich kennengelernt habe. Du bist so, wie ich mir immer einen guten Freund gewünscht habe. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns auch jetzt, nach dem Urlaub, so oft wie nur möglich sehen könnten. Du wirst mir jedenfalls ganz schön fehlen nach diesen zwei schönen Wochen.
Ich hatte einfach große Angst Dir das zu sagen, was ich Dir jetzt schreiben werde. Ich habe Angst, dass Du mich nie wieder treffen willst. Ich habe Angst, dass Du mich hassen wirst. Egal, die Wahrheit ist mir wichtiger und sie wahr mir selten so wichtig wie bei Dir.
Schon nach den ersten Tagen mit Dir wusste ich, dass Du mehr für mich bist als nur ein guter Freund. Viel, viel mehr. JA ICH LIEBE DICH! So nun ist es raus und somit weißt Du auch: ICH BIN SCHWUL!
Ich weiß, ich hätte Dir das schon viel früher sagen müssen. Vielleicht ekelst Du Dich jetzt, weil Du mit mir in einem Bett geschlafen hast. Bitte verzeih mir. Ich hatte einfach Angst.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Du Dich trotzdem mal bei mir melden würdest. Wenn ich Dich auch nicht als Freund haben kann (das weiß ich), als Kumpel bist Du mir sehr wichtig und es würde mir weh tun, wenn ich Dich ganz verliere.

Bitte entschuldige und versuche mich zu verstehen

Dein Maik

Ich hatte über ein Stunde an diesen Zeilen geschrieben. Immer wieder hatte ich neu angefangen und meine Entwürfe dann wieder zerknüllt. Aber jetzt mit dieser Fassung war ich ganz zufrieden und der Brief beruhigte mich auch etwas. Ich wusste, dass ich nicht ewig lügen musste.

Gerade war ich dabei mein Schreiben noch einmal durchzulesen, als Felix plötzlich in der Tür stand.

»He Maik, komm wir wollen essen gehen. Bist du fertig mit Karten schreiben?«

Ich war ziemlich erschrocken und bin nun bemüht, meine Schreibmappe so schnell wie möglich zu schließen. Das geht natürlich voll daneben und sie landet dabei erst mal auf dem Boden. Während ich eifrig die Blätter wieder einsortiere, wende ich mich an Felix mit etwas unsicherer Stimme:

»Na klar habe ich Hunger. Ich bin in zwei Minuten fertig. Wartest Du auf mich?«

»Klar, ich bin dich doch extra abholen gekommen. Beeile dich Maik, die anderen sind schon im Speisesaal.«

Nachdem ich die Schreibmappe in meiner Reisetasche verstaut habe und die Bermudashorts gegen lange Hosen gewechselt habe, kann es auch schon losgehen.
Der Abend versprach ziemlich lustig zu werden. Nach dem Essen treffen wir uns mit Julian und seiner Schwester in der Lobby und beschließen, den Rest des Abends an einem gemütlichen Tisch am Pool zu verbringen. Natürlich unweit der Bar. Auf den Tischen wurden Kerzen aufgestellt und die Hotelband macht Musik - recht gemütlich.

Jetzt haben wir erstmals Gelegenheit uns alle richtig kennenzulernen, den Marcel und Lisa hatten ja unsere schweizer Freunde bisher nur aus der Ferne gesehen. Julians Schwester - Marie hat sich gleich neben Felix auf die Bank gesetzt und versucht offenbar, so nah wie nur irgend möglich an ihr Opfer zu gelangen. Felix scheint das irgendwie zu schnell zu gehen. Er rutscht jedenfalls ziemlich unruhig auf seinen Platz hin und her. Julian hat sich offenbar vorgenommen, für den heutigen Abend als Moderator zu fungieren. Als seine Eltern außer Sichtweite sind, hat er sich zwei Arrak - Cola 'eingeholfen' und der Alkohol, den er wohl absolut nicht gewohnt war, zeigt ziemlich schnell seine Wirkung. Die Mischung aus seiner leichten Verwirrtheit und seinem niedlichen Dialekt führt dazu, dass wir bald alle vor Lachen nicht mehr können.
Für den nächsten Tag verabreden wir uns alle nach dem Frühstück zum Beachvolleyball und machen uns dann auf den Weg zu unseren Zimmern. Julian und Marie müssen sich ein Zimmer teilen und Julian wird nicht müde diesen Umstand zu bedauern, aber Marie scheint dies ebenso zu sehen.

Nach einer kurzen Verabschiedung war ich wieder alleine mit Felix in unserem Zimmer. Obwohl ich ständig versuchte, mir Felix aus dem Kopf zu schlagen (natürlich nur bildlich), empfand ich Marie doch irgendwie als Bedrohung, als Konkurrenz. Na ja - mach einer was gegen seine Gefühle.

Ich will erst noch mal duschen bevor ich ins Bett gehe und Felix lässt mir auch den Vortritt im Bad. Ich nehme mir diesmal ziemlich viel Zeit, aber Felix beklagt sich trotzdem nicht, dass er so lange warten muss, sondern verschwindet wortlos im Badezimmer als ich fertig bin. Erstaunt fällt mir auf, dass er seinen Schlafanzug noch nicht an hat, als er wieder erscheint und tatsächlich, als wenn er das schon jeden Tag so gemacht hätte, stellt er sich vor sein Bett und lässt seine Shorts zu Boden gleiten und greift nach seiner Schlafanzughose auf seinem Bett. Nun dadurch, dass er noch ein sehr langes T-Shirt an hat, gibt es zwar für mich leider nichts zu sehen (ihr wisst schon was ich meine), aber trotzdem ist es etwas neues. Felix sagt dabei allerdings kein Wort. Überhaupt scheint er sehr nachdenklich.

Als ich meinen Reisewecker, den ich ja mit auf Rundreise hatte, aus der Reisetasche nehme, fällt mir meine Schreibmappe wieder in die Hände und ich überlege, ob ich den geschriebenen Brief vielleicht gleich noch in ein Kuvert stecke, damit er mir nicht mal aus versehen herausfällt, doch ich kann das Blatt Papier nicht finden.
Panisch suche ich die ganze Tasche durch und krame ziemlich umständlich in der Mappe und in meinem Schrank. Ich hatte das Blatt doch wieder in die Mappe gesteckt, oder? Mir ging alles noch mal durch den Kopf. Richtig die Mappe war zu Boden gefallen und einige Blätter auch. Aber diese hatte ich doch dann wieder einsortiert. Wo war bloß mein Brief? Ich ahnte schlimmes. Ist er vielleicht unter's Bett gerutscht? Möglichst unauffällig versuche ich unter die Betten zu schauen, aber Felix scheint nun mittlerweile zu bemerken, dass ich etwas ziemlich eifrig und beunruhigt suche.

»Suchst Du das hier, Maik?«

fragt er mich mit ziemlich ernsten Gesichtsausdruck. Dabei hält er ein Blatt Papier in der Hand das meinem Brief ziemlich ähnlich sieht.

Bitte, bitte nicht - denke ich - lass es ein anderes Blatt sein, aber es war das gesuchte Blatt Papier.

»Es lag halb unter meinem Bett, da hab ich es aufgehoben.«

Mit diesen Worten gab mir Felix mein Blatt zurück. Ich wollte am liebsten im Boden versinken, einfach von der Welt verschwinden, so schnell wie es nur geht. Jetzt war wohl alles zu spät. Verzweifelt setze ich mich auf mein Bett.

»Hast Du es gelesen?«, frage ich mit fast schon ängstlicher Stimme.

»Nun ja Maik. Es stand ja mein Name darüber, da hab ich es auch gelesen.«

Er sagte das ebenfalls mit sehr ernstem Ton ohne eine Miene zu verziehen. Das war es also, es ist raus. Was mir als prima Idee erschien, scheint sich zur Katastrophe zu entwickeln.

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