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Kalanja'neiu - Legende einer vergessenen Welt

Teil 3

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Informationen

Vorwort

An der Stelle ein Danke an Björn, Dirk, Gwydi, Konni, Lasse, Marcy und Markus für die »Patenschaften«, die vielen Anregungen und das Korrekturlesen ;-)

Und nun viel Spaß …

Eure Nessi

 

V

Felix ging durchs Dorf. Zum Glück hatten sie kaum Verluste zu beklagen. Keines der Häuser war wirklich beschädigt worden und auch Die Dorfbevölkerung war bis auf ein paar Schrammen unverletzt und war bereits eifrig dabei, die Schäden zu beseitigen.

Einzig die Krieger und Jäger unter Manjus Befehl waren nicht so glimpflich davon gekommen.

Danuro, einer der Krieger war getötet worden, einige andere verletzt. Asa eilte durch die Reihen der verletzten Krieger und untersuchte die Schwere der Verletzungen. Felix merkte, dass Yashi neben ihn getreten war.

»Müssen wir Danuro nicht bestatten, Yashi?«

»Ich vergesse immer wieder, dass du nichts hier wirklich kennst. Auch wenn Dir Manju noch nicht völlig glaubt. Für mich stimmt Deine Geschichte aus der Anderswelt. Aber zu Danuro… sieh hin, Küken und lern.«

Erst wollte sich Felix über die Bezeichnung Küken beschweren, aber als er auf Danuros Leichnam blickte vergaß er dies. Kleine Lichter schienen um den Körper zu schweben, ein sanftes Glühen hüllte ihn ein. Langsam löste sich dieser auf. Ein leiser Windhauch ließ die Spitzen der Gräser erzittern. Das Letzte was Felix sah, waren drei kleine Lichter die sich umkreisten und dann verschwanden.

Verwirrt drehte er sich zu Yashi. Er verstand nicht, was er da eben gesehen hatte. Tote lösten sich doch nicht einfach in Luft auf! Das widersprach allem, an das er je geglaubt hatte und stellte sein Weltbild noch mehr auf den Kopf als das sonst schon Erlebte.

»Elben werden nicht bestattet. Sie sind wie du weißt magische Wesen. Einst geboren aus Ishan und Kalanja'neiu selbst. Darum auch ihre starke Verbundenheit zur Natur. Sie leben ewig, es sei denn, man mordet sie. Geschieht dies, so lösen sie sich auf und kehren zur Erde zurück, aus der einst ihre Vorfahren entsprangen.«

Hier unterbrach ihn Felix. »Ishan und..?«

»Ishan ist der Gott des Lichts, Kalanja'neiu ist der Ursprung allen Lebens, die Erde selbst. Ich muss Dir wahrlich noch viel beibringen.« Er kicherte kurz.

»Sind sie wirklich unsterblich?«

»Nun das weiß heute außer den Göttern wohl keiner wirklich mehr. Und diese wandeln nicht mehr wie früher durch die Welt, so dass man einen fragen könnte. Mein Mentor Yagoda hatte einmal eine sehr interessante Unterhaltung mit Aki, allerdings liebt dieser es, ständig in Rätseln zu sprechen. Das kann etwas ermüdend sein.«

Felix blickte Yashi aus großen Augen an und stellte fest, dass es dem Kleinen ernst war mit diesem Kommentar. Götter die einfach so herumspazierten und dann auch noch ein Schwätzchen hielten… das wurde ja immer verwirrender!

Diesen Blick ignorierend, fuhr Yashi fort.

»Es ist einfach noch nie einer an Altersschwäche gestorben. Der mit Abstand älteste Elb den ich kenne sitzt im Rat der Weisen. Er muss etwa 1200 Jahre alt sein. Ein wirklich bemerkenswerter Gelehrter, wenn auch sehr rechthaberisch. Aber so sind diese Spitzohren nun mal.«

Bei dem beredeten Blick, den Yashi bei diesen Worten Manju zuwarf, musste Felix ein lautes Lachen mühsam unterdrücken. Ein belustigtes Glucksen glitt über seine Lippen und er konzentrierte sich weiter auf Yashis Erzählung.

»Leider wurden im großen Krieg die älteren Elben fast alle ausgelöscht. So wie auch die meisten Älteren der anderen Völker. Die Zeit damals war schrecklich. Aufgestachelt durch Zadok versuchten die Dunkelelben den damaligen Rat zu stürzen. Es endete in Krieg und Mord. Der Funke des Hasses sprang auf die anderen Völker über. So das am Ende Bruder gegen Bruder kämpfte… und keiner wusste mehr genau wofür und warum. Damals geschah es dann auch…«

Yashi verstummte, als Manju sich zu ihnen gesellte. Der Elb warf ihm einen scharfen Blick zu. »Warte mit weiteren Geschichtslektionen bis wir in Akshareen sind. Ich weiß, du traust diesem Seltling Felix. Aber ich trage nun einmal die Verantwortung für jedes einzelne Mitglied dieses Trupps. Solange wir nicht genau wissen, welche Rolle ihm im großen Spiel zugedacht worden ist, wirst du ihn nicht in weitere Dinge einweihen.«

Felix, der sich frustriert von den beiden abgewandt hatte beobachtete Asa, die gerade dabei war, die letzten Verwundeten zu heilen. »Ich möchte euch ja nicht unterbrechen, aber Asa sieht völlig entkräftet und bleich aus«, wandte er sich an Manju und Yashi.

»Ich habe ihr doch gesagt, sie solle sich nicht verausgaben!« Manju eilte zur Heilerin und stützte sie, bevor sie zusammenbrechen konnte.

»Da wir schnell weiterziehen müssen, hat sie die Männer mit Magie und nicht mit den herkömmlichen Methoden wie Salben und Verbänden geheilt. Ich muss sagen, für ihre 412 Jahre ist sie schon sehr talentiert«, antwortete Yashi auf Felix' fragenden Blick und amüsierte sich darüber, dass Felix bei der Zahl 412 überrascht die Augen aufriss.

»Wie schon gesagt, auf ihrem Gebiet ist sie außergewöhnlich talentiert. Aber sie ist hier nicht zuhause. Elben tragen nur eine kleine«magische Reserve» in sich. Sie setzen diese Kräfte auch selten ein und für kleine Sachen reicht ihre Kraft. Wenn sie jedoch etwas Größeres vorhaben, ziehen sie weitere Kräfte aus der Natur. Eine Flusselbe würde hier zu Hochform auflaufen. Aber Asa ist eine Waldelbe aus dem nordischen Hochland und so kann sie hier nicht die gleiche Menge an Magie schöpfen wie sie es zuhause könnte. Mit ein Grund, dass Elben ihre angestammten Gebiete nicht oft verlassen. Leider ist die Heilerin dieses Dorfes zwei Tagesreisen Fluss abwärts und tauscht sich mit einem Kollegen aus.

Und nun komm. Dieses Elbenküken Manju blickt schon wieder ärgerlich. Außerdem ist es Zeit aufzubrechen.«

Die erste halbe Stunde wanderten sie auf dem gleichen Weg zurück, auf dem sie zum Dorf gelangt waren, bis sie auf einmal einen Haken schlugen und Richtung Nordwest weitergingen. Felix merkte, dass der Angriff dieser Dunkelelben sich auch auf die Aufteilung der Gruppe auswirkte. Die Krieger blickten wachsam umher, hielten ihre Bogen schussbereit oder ihre Hände lagen bereits an den Griffen ihrer Dolche oder Kurzschwerter.

Sie bildeten wie einen äußeren Ring um ihn, Asa, Yashi und Kion, der die ganzen Nahrungsvorräte mitschleppte. Allmählich wurde der Weg steiler. Die Bäume standen immer noch dicht beieinander, jedoch wurde das Gelände uneben und es galt immer größere Hügel zu überqueren. Er schnupperte. Irgendwie erinnerte es ihn an Seeluft. Vermutlich schlängelte sich der Fluss, in dem er noch am Morgen gebadet hatte, irgendwo zwischen diesen Hügeln und Felsen durch.

Als Felix sich etwas zurückfallen ließ, um sich mit dem Grünling weiter zu unterhalten griff Manju ein. Er rief Felix zu sich und bedeutete ihm, dass er nun neben ihm weitergehen solle. »Ich bin doch kein Kind mehr, das man einfach rumschubsten kann«, grummelte Felix bei sich. Gleichzeitig war er erfreut über diese Wendung, da er nun viel näher bei ihm war. Er ging gut zwei Schritte hinter Manju, was ihm erlaubte, immer wieder seinen Blick über dessen Körper wandern zu lassen. Wieso musste dieser Elb auch so umwerfend sein? Er seufzte.

»Wieso auf einmal so schweigsam, Felix?«, riss ihn Manju aus seinen Überlegungen und Felix lief puterrot an. Er hoffte nur, dass dieser nicht gemerkt hatte, dass er ihn so bewundernd angestarrt hatte. Verzweifelt suchte er nach einem Gesprächsthema in der Hoffnung, dass Manju sein rotleuchtendes Gesicht nicht bemerken würde.

»Äh.. ah ja.. wieso nennt Yashi mich Küken?… erm..und auch Dich nannte er ein Elbenküken.« Ein kurzes amüsiertes Auflachen war die Reaktion darauf.

»Weil wir im Vergleich zu ihm auch Küken sind, Felix. Yashi ist 627 Jahre alt. Ich habe gerade mein 300. Lebensjahr gefeiert, was aber im Vergleich zu Dir wohl auch schon uralt ist.« Er zwinkerte Felix zu, dessen Beine in dem Augenblick wie aus Gummi waren. Dieses Zwinkern… »Wie ist denn nun Dein Alter, junger Seltling?« Diese Anrede kurierte Felix für ein paar Sekunden von seiner Schwärmerei.

»Vor zwei Tagen wurde ich 19 Jahre alt. Ich dachte, du seist so 25, zumindest siehst du nicht sehr viel älter aus als ich.« Verblüfft sah er den Elben an.

Manju blickte ihn aus großen Augen an. »Erstaunlich. Ich wusste, dass Seltlinge nur eine vergleichsweise kurze Lebensspanne haben. Aber so kurz.. 19 Jahre«, er schüttelte den Kopf. »Einer von uns wäre zwischen 160 und 200 Jahren alt, wenn er vom Aussehen her an dich erinnerte« Ein Rascheln vor ihnen lenkte Manjus Aufmerksamkeit wieder auf den Weg und er verstummte.

Der Wald lichtete sich. Vor ihnen lagen gewaltige grüne Hügel aus denen immer wieder Felsbrocken herausragten. Außer einigen Ausläufern schienen sie endlich den Waldrand erreicht zu haben. Manju blickte Yashi fragend an. Dieser nickte und deutete in Richtung Westen. »Gegen Abend werden wir unser Ziel erreicht haben. Seid wachsam, denn nun verlieren wir den Schutz, den uns der Wald bot. Behaltet den Himmel im Auge. Nun los!«

Während Manju seine Krieger ermahnte blickte Felix angestrengt in die Richtung, in die Yashi gezeigt hatte. Doch er sah nichts, außer einer dichten Nebelwand, die über den steilen Hügel vor ihnen hing.

Wenn er nur wüsste, was diese ganzen Andeutungen und seltsamen Unterhaltungen zwischen dem Grünling und Manju zu bedeuten hatten. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass es hier um etwas Wichtiges ging.

VI

»Meine Füße bringen mich noch um«, murrte Felix vor sich hin und verfluchte diese ungewohnten Elbenstiefel. Im Moment wünschte er sich sehnlichst seine Wanderschuhe her, die in seinem Zimmer auf dem Schrank vor sich hinstaubten. Zum Glück war es bis zum Hügelkamm nicht mehr weit. Zumindest hoffte er, dass die Reise dann für den heutigen Tag zu Ende war.

In der Ferne hörte Felix das immer lauter werdende Geräusch von rauschendem Wasser. Hinter dieser Nebelwand war wohl irgendwo ein Wasserfall. Je lauter es wurde, desto unruhiger wurden die Elben. Felix verwirrte dies. Hatte Yashi ihm nicht gesagt, dass die Elben naturverbunden waren? Wieso fürchteten sie dann?

Während Felix noch über das seltsame Verhalten seiner »Bewacher« nachdachte, erreichten sie den Hügelkamm. Inzwischen war der Nebel so dicht, dass man kaum noch einen Meter weit sah. Manju blieb abrupt stehen. Es sah fast so aus, wie wenn er gegen eine Wand gelaufen wäre. Aber da war doch nur Nebel… Felix kratzte sich am Hinterkopf und blickte fragend auf den Elben.

Yashi schwebte neben Manju. Das Gesicht starr und voller Ernst. Er holte tief Luft und hob seine Hände. Felix hörte nicht, was der Grünling genau murmelte, aber es musste eine Art Zauber sein. Noch während Yashi sprach teilte sich der Nebel wie ein Vorhang und gab den Blick auf die andere Seite des Hügels frei.

Am Ende des leicht abfallenden Hanges war ein kleiner See zu sehen, der sich in die, vor ihnen steil aufragenden, Felsen schmiegte. Felix riss bewundernd die Augen auf. Es war wunderschön.

Ein massives, riesiges Gebirge ragte vor ihnen in die Höhe und die Felsen schienen jeden davor zu warnen, eine Überquerung derselben gar nicht erst in Betracht zu ziehen. Das Rauschen, dass er vorher gehört hatte, stammte von einem kristallklaren Wasserfall der sich über die Felsen in die Tiefe stürzte und in den See mündete. Das klare Wasser lud zu einem Bad ein. Aber instinktiv ahnte Felix, dass dies wohl keine gute Idee war. In zwei kleinen schmalen Bächen floss ein Teil des Wassers weiter. Dies musste die Quelle der zwei Flüsse sein, an denen das Elbendorf stand.

Während die Gruppe durch die Öffnung schritt, entspannten sich die Elben ein wenig und schulterten ihre Bogen wieder. Dennoch, obwohl die Waffen weggelegt worden waren, schienen sie immer noch beunruhigt. Felix, der als einer der Letzten diese Nebelbarriere passierte hörte noch die letzten Worte Yashis: »Mögen mir die Götter diesen Frevel verzeihen. Doch ich musste dies tun.« Gerade wollte er sich umdrehen und den Kleinen Grünen fragen, wieso er seine Götter um Verzeihung bat, als Manju ihn weiterdrängte und so verhinderte, dass die beiden miteinander sprechen konnten.

Am Ufer angelangt stand Manju da, blickte an den Felsen hoch und schien auf etwas zu warten. Yashi, spürst du etwas?» Der kleine Grünling schüttelte den Kopf und blickte nun auch unverwandt zu den Felsen. Ein Geräusch schien sich zu nähern, aber der Wasserfall war zu laut, um genau zu definieren, was es denn nun genau war.

«Was denn spüren?», fragte Felix neugierig. Doch eine Antwort wurde in dem Moment überflüssig. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte und ein großer Schatten verdunkelte die Lichtung. Felix hatte sich mit einem Sprung näher zu Yashi und Manju gestellt und beobachte mit einer Mischung aus Faszination und Angst das Schauspiel, das sich ihnen da bot.

Eine riesige, blaugrüne Gestalt schwebte über ihren Köpfen und verdunkelte die Sonne. Die mächtigen Schwingen ausgebreitet, schien sie bereit hinabzustürzen um die Eindringlinge zu verbrennen und stieß einen markerschütternden Schrei aus.

«Hinweg mit euch! Wie könnt ihr es wagen, euch der heiligen Quelle zu nähern. Es ist jedem untersagt, die Grenze zu unserem Reich zu überqueren. Nennt mir auch nur einen Grund, wieso ich eurer Leben schonen sollte!» Eine dunkle kräftige Stimme sprach zu ihnen. Sie schien von überall herzukommen, hallte von den Felsen wieder. Aber sie schien nicht dem Drachen zu gehören. Es musste einfach ein Drache sein. Felix, den diese mystischen Wesen schon immer begeistert hatten fasste es nicht.

Langsam glitt der Drache hinunter, setzte auf dem Wasser auf und schritt mit halb ausgebreiteten Schwingen auf sie zu. Er musste wohl sechs Meter lang sein, mit einem Schwanz, der nahezu halb so lang war wie er selbst. Die Schuppen auf dem Rücken waren von tiefem, glänzendem satten Blau, am Bauch schimmerten sie in eisblau. Krallen und Zähne waren silbern und auch die Knochen seiner Schwingen schimmerten silbern durch die dünne Haut. Ein silberblauer Kamm stand von seiner breiten Stirn ab und zog sich, immer kleiner werdend bis zur Schwanzspitze. Seine Augen, smaragdgrün und mit geschlitzten Pupillen wie bei einer Katze, blickten sie eiskalt an.

Felix schluckte leer und hoffte mal, dass er hier nicht gleich als Drachenfutter enden würde. Suchend blickte er sich um. Woher war nur diese dunkle Stimme gekommen?

Ein Flimmern lenkte seinen Blick auf die Schultern des Drachens. Langsam wurden die Umrisse eines weiteren Wesens sichtbar. Inzwischen war der Drache am Seeufer angelangt und neigte leicht den Kopf, um seinen Reiter hinunter zu lassen.

«Ein Drachenkrieger», murmelte einer der Elben und Felix musterte den Krieger der, nun vollständig sichtbar, vom Drachen hinunterstieg und auf sie zuschritt.

Er war groß, mindestens zwei Meter. Das dunkelbraune Haar trug er schulterlang. Seine Füße steckten in eine Art schwarzer Stiefel mit denen er wohl mühelos Halt auf den Schuppen des Drachens fand. Die lange, aus dunkelblauer Seide gefertigte Tunika (bei genauerem Hinsehen erkannte Felix, dass es ein Mantel war), die ab Mitte der Oberschenkel mit seitlichen Schlitzen versehen war, sowie die eisblaue, weit geschnittene Hose unterstrichen dies noch. Der fließende Seidenstoff umschmeichelte seinen schlanken muskulösen Körper und ließen seinen Gang so noch geschmeidiger und raubtierhafter erscheinen, als er ohnehin schon war.

Felix' Blick wanderte zum Gesicht des Fremden. Es war das eines Kriegers. Willensstärke und Entschlossenheit sprachen aus seinen Zügen. Jedoch milderte ein sanfter Mund den harten Ausdruck, mit dem er den Elben entgegenblickte. Das seltsamste und zugleich auch faszinierendste waren jedoch seine Augen. Von langen Wimpern umrahmt, schienen sie die Farbe zu wechseln. Gerade noch von einem leuchtenden Blaugrün funkelten sie nun in einem kalten Blaugrau. Er baute sich vor Manju auf und ließ seinen Blick langsam über die ganze Gruppe schweifen.

«Warum trägt er keine Waffe?» wisperte Felix Yashi zu. «Oh er hat eine. Siehst du den länglichen Kasten, der auf dem Rücken des Drachens ist? Darin befindet sich ein Drachenschwert. Aber da die Drachenkrieger auch die Kunst des waffenlosen Kampfes beherrschen ist er auch ohne Schwert ein tödlicher Gegner.» Yashi verstummte, als der Krieger zu sprechen begann.

«Ich bin Konjaru von den Drachenkriegern. Dies ist mein Kampfgefährte Silberklaue.» Er fixierte Yashi. «Wie konntest du es wagen die Barriere für sie zu öffnen?!? So vergiltst du die Ehre, dass du als einziger Außenstehender auf unserem Boden leben darfst! Würde mich der Alte dafür nicht zu Asche verbrennen, wärst du inzwischen ein toter Grünling!»

Er blickte die Elben an, die hinter Yashi standen. Keine Regung seines Gesichtes verriet, was in seinem Kopf vor sich ging. Erst als er Manju erblickte, blitzten seine Augen kurz auf und er blickte ihm ins Gesicht.

«Nun sprich Elb», er blickte Manju leicht spöttisch in die Augen und fuhr in einem sanften ruhigen Ton fort, bei dem es einem eiskalt über den Rücken lief. «Nenn mir einen Grund, warum soll ich dich und deine Männer nicht auf der Stelle für diesen Frevel töten? Euer Tod würde mir keinen Ärger mit dem Drachenrat einhandeln… Im Gegenteil.»

Manju blickte ihn unverwandt an und schluckte leer. Es sah aus, als hätte ihn dieser Krieger völlig aus der Bahn geworfen. Yashi bemühte sich nicht zu kichern. Zum ersten Mal seit er den silberhaarigen Elben kannte, erlebte er diesen nun sprachlos. Doch Manju sammelte sich wieder und wies stumm auf Felix.

Nun war er wieder von Kopf bis Fuß der Elbenkrieger, und reagierte auf die leise Provokation des Drachenkriegers mit stoischer Gelassenheit.

«Was ist mit diesem Seltling? Ich sehe keinen Grund, wieso er eine Entschuldigung für deinen Bruch der Regeln sein soll!»

Hier mischte sich Yashi ein. Nachdem er erst nicht auf Konjarus Vorwürfe geäußert hatte, erhob er nun seine Stimme. «Konjaru, Verzeih uns das Eindringen in das Hoheitsgebiet der Drachen. Jedoch brauchen wir eure Hilfe. Nur deswegen brachen wir dies Versprechen.» In schnellen Worten schilderte Yashi nun die ganze Geschichte. Wie sie Felix gefunden hatten, dessen Traumvision, der Angriff der Dunkelelben...

Als er die Dunkelelben erwähnte, versteifte sich Konjarus Körper und blanker Zorn funkelte aus seinen Augen. Silberklaue, der das ganze bis jetzt gelassen beobachtet hatte spürte den Zorn seines Kampfgefährten und seine blauen Schuppen begannen eine blutrote Farbe anzunehmen.

«Also stimmen die Legenden, dass Drachen durch Emotionen die Farbe ihrer Schuppen verändern, genau wie ihr Krieger eure Augen», flüsterte Asa.

«Dunkelelben! Noi'razu!» Die kalte Wut Konjarus war fast greifbar. «Nach so vielen Jahren bringen sie den Frieden in Gefahr.» Er befahl mit einer Handbewegung Felix zu sich. Dessen Beine trugen ihn wie von alleine genau vor diesen riesigen Krieger. Er legte den Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen blicken zu können. Konjarus Augen weiteten sich, wurden völlig schwarz und er sprach ein Wort das Felix nicht verstand. Er hatte das Gefühl, als könne ihm dieser Drachenkrieger bis auf die tiefsten Gründe seiner Seele blicken.

Dies dauerte nur wenige Augenblicke und Konjarus Augen nahmen wieder ihre blaugrüne Farbe an. Nachdenklich ruhte sein Blick auf Felix, bis er sich wieder an Manju wandte. «Gut, wir werden euch helfen. Zwei etwas größere Drachen sollten reichen, um euch nach Akshareen zu bringen. Lagert hier am See und wagt es nicht weiter in unser Reich einzudringen. Ich muss euren Fall erst dem Ältestenrat vortragen. Im Morgengrauen werde ich zurück sein.»

Sprachs, drehte sich auf dem Absatz um und stieg wieder auf seinen Drachen welcher sich mit einer Leichtigkeit wieder in die Lüfte erhob, die man einer so großen Echse niemals zugetraut hätte. Kaum erreichten sie die richtige Flughöhe, wurden sie genau wie vorher von einen Unsichtbarkeitszauber verschleiert und verschwanden.

Felix fragte sich, was dieser Hühne von einem Mann eben mit ihm gemacht hatte. Hatte er wirklich in ihn hineingeblickt? Bei dem Gedanken fröstelte es ihn. Doch es musste wohl zu seinen Gunsten ausgefallen sein, sonst wären sie vermutlich inzwischen als Drachensnacks verspeist worden.

Nach kurzem Zögern begannen die Elben, ihr Lager für die Nacht aufzuschlagen und ein einfaches Abendessen zuzubereiten. Allerdings wurde diese Nacht kein Feuer entzündet. Zu groß war der Respekt vor diesem Ort.

Auch Felix löste sich aus seinen Grübeleien und setzte sich neben Asa, die Kion davon abhalten musste, ihn zu beißen. Der kleine Nager schmollte immer noch und jedes Mal wenn er Felix' Blick begegnete, hielt er seinen verbundenen Schwanz und blickte ihn anklagend an. Dies machte ihm insgeheim diebischen Spaß, und soo schlimm schmerzte es auch schon nicht mehr. Viel mehr hatte sein Stolz gelitten, da Asa die Haare unter dem Verband abgeschnitten hatte.

Nur Manju stand noch lange am gleichen Ort, völlig in Gedanken versunken. Später setzte er sich ans Ufer des Sees und blieb dort, bis sich alle anderen schon schlafen gelegt hatten.

VII

Das Geräusch mehrer Schwingen weckte Felix am nächsten Morgen. Konjaru setzte mit Silberklaue zur Landung an. Ihnen folgten zwei fast doppelt so große Drachen in fahlem Grün, deren Reiter sie ein Stück hinter Silberklaue landen ließen. Sie trugen die gleiche Kleidung wie auch Konjaru. Jedoch war ihre in Grüntönen gehalten und sie waren etwas kleiner als ihr Führer. Genau wie auch Konjaru wirkten sie äußerlich menschlich. Doch diese raubtierartige Aura umgab auch sie. Ob dies an ihrer Verbundenheit mit den Drachen lag?

Die Elben packten gerade ihre letzten Sachen zusammen. Suchend blickte sich Felix nach Manju um. Dieser saß noch immer an der gleichen Uferstelle, wohin er sich schon am Abend zuvor zurückgezogen hatte. Mit sehnsüchtigem Blick beobachte Felix, wie der Elb sich nun erhob um die angekommenen Drachenkrieger zu begrüßen. Als er Konjaru erblickte ergriff ihn eine unerklärliche Unruhe. Irgendwie ahnte er, dass dieser ihm in die Quere kommen könnte.

«Elb», inzwischen waren Konjaru und seine Begleiter bei Manju angekommen. «Dies sind Sakuna und Nimjaru von den Drachenreitern. Sie werden die Drachen fliegen, welche euch nach Akshareen bringen. Und nun los. Wir sollten aufbrechen.» Manju nickte ihnen nur knapp zu und ging los, um seine Leute zu holen.

«Wie kommt dieser aufgeblasene Schönling dazu mich so zu behandeln?! Der hält sich wohl für was Besseres nur weil er gut aussieht und n paar Muskeln mehr hat..» Manju grummelte vor sich hin. Bei seinen Kriegern angelangt setzte er wieder sein gelassenes Gesicht auf und wies sie an, sich auf die Drachen zu verteilen.

Nun waren es jedoch zu viele Elben, so dass Konjaru auf seinem Drachen auch noch wen mitnehmen musste. Mit einem diabolischen Lächeln winkte er gebieterisch Yashi, Felix… sein Grinsen wurde noch teuflischer, und Manju zu sich. Dieser funkelte ihn wütend an.

«Was ist denn? Ist sich unser Elbenkrieger zu fein, um bei mir mitzufliegen? Nun setz dich endlich in Bewegung oder ich lasse dich hier!» Er sah wie Manju erbost nach Luft schnappte und mit wütend funkelnden Augen an ihm vorbei zu Silberklaue stapfte. Das würde eine unterhaltsame Reise werden mit diesem Elben.

Er stieg als erstes auf und zog Felix zu sich hoch. Yashi schwebte hoch und platzierte sich hinter Felix. «Setzt euch zwischen die Flügel und haltet euch aneinander fest. So und nun Du, Silberhaar. Schwing dich hinter mich und halt dich fest. Außer du fällst lieber runter bevor du einen Drachenkrieger anfasst.» Seine dunkle Stimme troff nur so vor Hohn. Felix blickte verwirrt. Was hatte «sein» Manju diesem Drachenreiter denn getan?

Kommentarlos stieg Manju auf und hielt sich an Konjarus Taille fest. «Ya'nu kaaa» , schrie er und Silberklaue stieß sich vom Boden ab und schwebte in die Luft, die anderen Drachen folgten ihm.

Es war herrlich. Sahen die fliegenden Drachen schon vom Boden aus majestätisch aus so waren sie nun die absoluten Könige der Lüfte. Yashi quietschte fast vor Vergnügen. «Allerliebst! Ich hatte ganz vergessen, dass die schönste Art zu reisen ein Ritt auf einem fliegenden Drachen ist. Ach Silberklaue du bist eine wahre Schönheit!». Der Drache ließ ein geschmeicheltes Schnauben hören, und flog spiralförmig nach oben bis er seine Höhe erreicht hatte. Sie sahen den See unter sich, den Wald, das Elbendorf. Nun erstreckten sich weite grüne Wiesen und Hügel unter ihnen. Nur vereinzelt waren einige riesige Bäume zu sehen. Yashi und Felix genossen die Aussicht bis…

Konjaru griff nach hinten und zog Manju grob an sich. «Nun halt dich gefälligst an mir fest. Nicht zu fassen, würde lieber in den Tod stürzen statt sich die aristokratischen Elbenfingerchen an mir schmutzig zu machen…» So ging das nun die ganze Zeit weiter. Stetige kleine Giftpfeile flogen in Manjus Richtung der dies mit nach außen stoischer Gelassenheit ertrug. Dabei brodelte und kochte er innerlich vor Wut nur so. Irgendwann würde er es diesem… diesem Drachenkrieger heimzahlen, jawohl!

Yashi grinste in sich hinein. Zum ersten Mal brachte ein Mann Manju aus der Fassung. Was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte, da der Drachenkrieger nur den Elben so massiv angriff. Was ihm aber weniger gefiel war die Anspannung, die er in seinem Vordermann fühlte.

Felix funkelte Konjaru erbost an. Wie konnte diese Schnösel es wagen seinen Manju so zu beleidigen?!? Zum Glück konnten seine Blicke nicht töten, ansonsten wären sie inzwischen ohne Führer in der Luft.

Silberklaue flog ein kleines Stück vor den anderen Drachen, da Konjaru die Gegend auskundschaften wollte. Als er mit Silberklaue gerade ein gewagtes Manöver flog, teils aus Freude am Fliegen, teils um vor dem Elb zu prahlen konnte sich Manju ein bissiges «Alter Angeber» und weitere Nettigkeiten nicht verkneifen. Als Antwort darauf startete Konjaru ein weiteres gewagtes Flugmanöver nahe am Boden, drehte sich mit breitem Grinsen zu Manju um und…

Konjaru von den Drachenkriegern war abgeworfen worden. Puterrot rappelte er sich auf und ordnete seine Kleider während Silberklaue auf einer Wiese landete und seinen Kampfgefährten irritiert ansah.

Diese Schande! In seinen 300 Jahren war er noch nie von seinem Drachen gefallen… und nun hatte ihn durch den Flug auf Bodenhöhe ein tiefhängender Ast eines Mammutbaumes vom Drachen gefegt! Er versuchte sich schnellstens wieder unter Kontrolle zu kriegen. Er wollte nach diesem Sturz nicht auch noch sein Gesicht verlieren, in dem er vor allen anderen die Fassung verlor.

Sakuna und Nimjaru landeten ihre Drachen und versorgten diese, während die Elben anfingen ein Lager aufzubauen. Nur Kion schleppte sich mit Asas Hilfe noch zu den Büschen wo er sich übergeben musste. Fliegen war aber auch nichts für ihn. Suchhörnchen waren schließlich für ein Leben im Wald geschaffen und nicht als Flughörnchen. Er würde den Rat bitten, nicht noch einmal mit Manjus Trupp auf die Reise geschickt zu werden. Die Palastküche erschien ihm da schon viel verlockender.

Die anderen waren schon am Essen, als Konjaru sich nach einer Weile wieder zu ihnen gesellte um sich eine Portion zu nehmen. «Ahh! Da ist ja unser Kunstflieger. Ich hoffe die Wiese hat nicht zuviel abgekriegt, als du auf ihr gelandet bist.» Manju überschüttete ihn mit hämischem Spott. Immer wieder ritt er auf Konjarus Sturz herum und zahlte ihm jede noch so kleine Gemeinheit der letzten Tage heim. Auf einmal sprang der Krieger auf schritt eilends zu einem der nahen Hügel. Er musste nur die Techniken anwenden, die sein Meister ihn gelehrt hatte, er würde nicht jetzt vor diesem Manju die Fassung verlieren.

Im ersten Augenblick blieb Manju am Feuer sitzen, erfreut darüber, endlich etwas gefunden zu haben, womit er diesen stolzen Krieger reizen konnte. Er wusste nicht warum, doch ihn ritt ein kleines Teufelchen. Kaum fertig mit Essen erhob er sich, um Konjaru nachzugehen. Yashi wollte ihn zurückhalten. Nach einem Blick von ihm entschied er sich aber dafür, dass die beiden nun mal selber schauen sollten, wie sie die Situation bereinigen konnten.

Im Licht der untergehenden Sonne sah er den Gesuchten oben auf dem Hügel stehen. Flink stieg er hinauf. «Was denn Konjaru. Einfach so abhauen? Kneifst du etwa vor mir, nun wo ich auch mal austeile?»

Der dunkle Krieger wirbelte herum und stieß ein tiefes Grollen aus. «Reize mich nicht, Elb! Du willst gar nicht wissen, was geschieht, wenn ich die Beherrschung wirklich verliere.»

Doch Manju hörte nicht und stichelte weiter. Da sah er ein goldenes Aufglimmen in Konarjus Augen und wich instinktiv einen Schritt zurück – zu spät. Kaum einen Wimpernschlag später stand er vor ihm und seine Finger krallten sich in die Schultern des Elben und er schüttelte ihn. «Du hast es nicht anders gewollt. Eingebildetes Spitzohr!»

«Klatsch!» Manju hatte sich aus Konjarus Griff befreit und antwortete auf dessen Beleidigung mit einer saftigen Ohrfeige. Schwer atmend und um Fassung ringend starrten sie einander schweigend an, die Blicke ineinander verhakt. Nicht fähig, sich voneinander zu lösen. Minuten verstrichen. Kleine blaue und silberne Funken schwirrten um sie herum, die Luft aufgeladen vor mit Mühe im Zaum gehaltener Magie.

Im nächsten Augenblick prallten ihre Körper gegeneinander. Ohne ein Wort trafen sich ihre Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss. Manjus Arme glitten wie von selbst um Konjarus Hals, er schmiegte sich noch enger an den Größeren. Jegliche Vernunft war ausgeschaltet. Wo vorher noch Wut war, loderte nun heiße Leidenschaft in ihren Augen. Nur um kurz Luft zu holen trennten sich kurz ihre Lippen um gleich zu einem noch innigeren Kuss zu verschmelzen.

Im Nachhinein hätte keiner der beiden mehr sagen können wie es geschah. Eben noch stehend fanden sie sich kurz darauf eng umschlungen im weichen Gras wieder. Manju bebte. Alles was er spürte war Konjarus heftige Begierde und sein eigenes glühendes Verlangen nach diesem starken Krieger. Mit einem leisen Lachen löste sich Konjaru kurz aus Manjus Armen, um den lästig gewordenen Mantel und Manjus Tunika loszuwerden. Nach einer Ewigkeit voller heißer Küsse, geflüsterter Liebesworte und forschenden Händen kuschelten sie sich eng aneinander.

Während Konjaru nach einem letzten liebevollen Kuss auf Manjus Nasenspitze rasch einschlief, richtete sich der Elb auf und betrachtete seinen Liebsten im fahlen Mondlicht.

Ein zufriedenes Lächeln lag auf diesen süßen Lippen und erst der Rest. Bewundernd zeichnete er mit den Fingerspitzen die Gesichtszüge nach, ließ seine Hände über die Schultern wandern, strich über seine Brust und bettete schließlich seinen Kopf an Konjarus Schulter um eng an ihn geschmiegt einzuschlafen.

Keiner von ihnen hatte die schmale Gestalt bemerkt, die oben auf dem Hügelkamm alles mit angesehen hatte.

Nachwort

Jaja, die lieben Cliffhanger sind doch was Nettes nicht? *ggg* auf alle Fälle könnt ihr auf den weiteren Verlauf gespannt sein ;-)

Ansonsten… Lob, Kritik und Fragen wie immer an mich... und keine Angst, dass Feedbackformular beißt nicht. *gg*

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