zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

Der ganz normale Weihnachtswahnsinn

Weihnachtschallenge 2007

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

Beitrag zur Weihnachtschallenge 2007

 

Brrr. Kalt. Zitternd schloss ich die Wohnungstür. Winter... einfach nicht meine Jahreszeit. Überall dieser Schnee, die hektischen Menschen in der Stadt, die panisch versuchten, ihre Weihnachtseinkäufe zu erledigen... und habe ich den Schnee und die Kälte erwähnt? Es war der 23.12., also quasi fünf vor zwölf...

Natürlich hatte ich mich von der überall verbreiteten Weihnachtsromantik hinreißen lassen und war in einem merkwürdigen Wahn von Winterstimmung auf den Weihnachtsmarkt gegangen.

Ein großer Fehler!

Stechende Ellebogen, plärrende Kinder und kleine Hunde, die von dicken Männern halb zu Tode getrampelt wurden.

Zur Erläuterung:

Es war zu eng um den Ellebogen auszuweichen, geschweige denn selbst die Richtung oder die Geschwindigkeit des Gehens zu bestimmen.

Und eigentlich habe ich nichts gegen Kinder, aber in der Adventszeit scheinen sich die Kleinen doch immer zu wahren Monstern zu entwickeln.

Außerdem sollte ich an dieser Stelle betonen, dass ich monatlich meinen Beitrag an den Tierschutzverein zahle.

Trotzdem konnte ich den kleinen Kläffer (ein Dackelchen, wie meine Omi ihn schon hatte) nicht retten, da vor mir eine Horde Kleinkinder um Crêpes bettelte und ein Ellebogen mir so tief in den Rippen steckte, dass ich kaum Luft bekam.

Wie gesagt: Einfach nicht meine Jahreszeit!

Aber ich überlebte den Weihnachtsmarkt und war nun froh in meiner kuschelig warmen Wohnung zu sein.

Endlich zog ich die dicken Winterschuhe aus und hängte den Mantel über die Garderobe.

Ich hätte es vorher wissen müssen.

Das war doch immer so:

Man nimmt sich fest vor ein wunderbares Weihnachtsgeschenk für den Mann seiner Träume zu kaufen und dann gestaltete sich die ganze Sache wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.

Wenn es mir einmal gelang aus dem mitreißenden Strom auszubrechen, so stand ich vor den kleinen, niedlich dekorierten Ständen und starrte wild entschlossen in die Auslage.

Das perfekte Geschenk!

Hier musste es irgendwo sein und nur auf mich warten!

Ich war mir so sicher.

Endlich hatte ich mich zu einem Stand gekämpft, an dem es elektrische Dinge zu kaufen gab.

Hier war ich richtig.

Er mag es zu fotografieren und seine Bilder sind immer wunderbar.

Da war es natürlich klar, dass ich ihm eine neue Digitalkamera schenken würde.

Ich hatte schon die Pixelzahlen der einzelnen Kameras erspäht, als mein Blick auf die Preise fiel.

Ein Knoten schien sich in meinem Magen zu bilden.

Vorsichtig hatte ich in meine Geldbörse geschielt.

Eigentlich war dies zu erwarten gewesen.

Es ging ganz klar aufs Monatsende zu und das hieß: Akuter Geldmangel!

Ich zählte das letzte Hartgeld zusammen und kam zu dem Schluss, dass ich vielleicht gerade genug Geld hatte ihm eine linke Socke zu kaufen.

Betrübt kaufte ich mir eine Tüte Walnüsse, um meinen Frust hinunter zu schlucken.

Leider wurde mir erst in dem Moment, als mir die Verkäuferin die Tüte über die Theke reichte, bewusst, dass ich gar keinen Nussknacker bei mir hatte.

Da war der Punkt gekommen!

Ellebogen, Kinder, Hunde, Geldmangel, nicht vorhandene Nussknacker.

Definitiv zu viel für einen Nachmittag.

Ich ging zur Bushaltestelle, ärgerte mich darüber, dass ich kein Auto besaß und fuhr mit dem öffentlichen Nahverkehr zurück zu meiner Wohnung.

Wenigstens erwartete mich dort kein Rohrbruch oder ähnliches.

Nun stand ich also in der Wohnung und begann langsam warm zu werden.

Die Wut über alles und jeden hatte sich langsam in ein stilles “bäh” verwandelt und so setze ich mich an den Schreibtisch, startete den PC und klickte mich auf nickstories.de.

Nachdem ich Ribose all mein Leid geklagt und ihr berichtet hatte, dass das perfekte Geschenk noch nicht gefunden war, ging es mir schon wieder etwas besser.

Natürlich ließ sich auch zuhause kein Nussknacker finden.

Wie hätte es auch anders sein können?

Vor lauter Wut begann ich einfach die blöden Wallnüsse mit dem Kleber, den ich stattdessen gefunden hatte, wild aneinander zu kleben.

Gut, dass sich Wut auch in Kreativität umleiten lässt.

Danach fühlte ich mich noch besser als nach dem Gespräch mit Ribose.

Am nächsten Abend war es also so weit: Geschenkaustausch unter dem Weihnachtsbaum.

“Du packst mein Geschenk zuerst aus!”, murmelte ich und dachte im Stillen, dass es wohl besser sei, das peinliche Geschenk zu erst zu sehen.

Aufgeregt riss er das Papier herunter und starrte auf das Geschenk.

“Was ist das?”, fragte er und grinste schief.

“Oh…!”, stammelte ich. “Ja…ähm…das ist ein Vogelhäuschen! Hab ich selbst gebastelt aus Walnüssen!”

Einen Moment herrschte Stille, doch dann ließ sein lautes Lachen sogar den Christbaumschmuck klirren.

“Gott, bist du süß!”, sagte er und gab mir einen langen und innigen Kuss.

Lesemodus deaktivieren (?)