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Liebe schlägt ein wie ein Blitz

Teil 1 - Der neue Schüler

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Informationen

 

Kapitel I

Der neue Schüler

»Wir kriegen heute nen neuen! Wisst ihr schon was Genaueres?«, fragte Lucas an seine Freunde gewand. Ben, der neben ihm auf dem Schulhof stand, antwortete leicht genervt: »Ach, kein Plan. Hoffentlich ist es nicht wieder so ein Trottel. Noch jemanden wie Kai brauchen wir ja nicht.« Er grinste fies.

»Man, Ben! Was bist du heute wieder so schlecht drauf?« Das war Katrin. Sie ging wie Ben und Lucas in die 10. Klasse.

»Geht dich nichts an!« Kam die schnippige Antwort von Ben. Er fuhr sich mit einer Hand durch die kurzen braunen Haare. »Ich geh schon mal rein. Ihr müsst nicht mitgehen, ich will meine Ruhe!«

Mit einem Handwink machte er sich auf den Weg ins Schulgebäude.

Als er im Gebäude verschwunden war, ließ sich Katrin auf eine Bank fallen und bemerkte an Lucas gewand: »Der ist mal wieder echt gut drauf, das kann ja noch heiter werden!«

»Ach lass ihn doch! Er hat halt seine Tage.« Lucas grinste und auch über Katrins sonst so ernstes Gesicht huschte ein Lächeln.

Ben erstarrte, als er den blonden Jungen sah, der vor ihrer Klassentür wartete. Seine Haare waren kurz geschnitten und hoch gestylt. Sein Körper war gut gebaut, so weit Ben das unter den Klamotten beurteilen konnte.

'Sein Gesicht gleicht einem Engel.', schoss es Ben durch den Kopf.

»Ach du scheiße, was denke ich da??? Er ist ein Junge. Hoffentlich ist die Klasse schon offen. Ich muss hier erst mal weg!«, sagte er leise zu sich selbst. Bens Herz schlug wie verrückt, was ihm nur noch mehr Angst machte. Ohne den »neuen« noch einmal anzusehen schritt der Braunhaarige schnell zu seiner Klassentür und drückte die Klinke.

»Verdammt!« Ben gab der verschlossenen Tür einen Tritt. Dann lehnte er sich gegen die Wand. Der »Neue« gesellte sich zu ihm.

»Hallo. Ich bin neu hier, ich heiße...«

Ben unterbrach ihn. Er sah in seine blauen Augen. Da war es wieder, dieses Kribbeln. Als er sich wieder einigermaßen gefasst hatte, sagte er in einem ruhigen aber gereizten Tonfall: »Es ist mir ziemlich egal, dass du neu hier bist und wie du heißt geht mir auch am Arsch vorbei. Lass mich also bloß in Frieden!«

Der Blondschopf wich erschrocken zurück. Ben sah ihn kurz an.

»Es...es tut mir leid. Ich bin heute nicht so...so gut drauf. Ich bin ein verdammter Morgenmuffel.«, stammelte Ben und sah zu Boden.

Auf dem Flur wurde es lauter. Die Schule fing an, und die Schüler strömten herbei. Lucas und Katrin stürmten zu dem »neuen« und bombardierten ihn mit Fragen. Ben hatte sich ein wenig zurückgezogen und dachte nach. Was war bloß los mit ihm?? Das fragte er sich immer wieder. Er lächelte leicht, als er zu dem Blondschopf sah. Lächelte er etwa zurück, oder hatten Katrin und Lucas ihm nur etwas Witziges erzählt?? Ben hatte nicht mehr die Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn ihr Lehrer schloss bereits die Tür auf.

Als alle Platz genommen hatten, trat der »Neue« gefolgt von dem Lehrer, der die Tür schloss, ein.

Nun stand der »Neue« vor der gesamten Klasse, doch die nahm nicht mal Notiz von ihm, sondern unterhielten sich.

»Ich bitte um Ruhe, ich möchte euch gerne einen neuen Schüler vorstellen!«, sagte der Lehrer ruhig aber bestimmt. Mit Erfolg, denn in der Klasse kehrte Ruhe ein. »So Kevin, dann stell dich mal bitte kurz vor.«

Kevin der »Neue« suchte den Blick der Klasse und fand ihn im Blick von Ben. Er sah ihn an und fing an zu erzählen.

»Mein Name ist Kevin. Ich wohne zurzeit etwas außerhalb der Stadt in einem Haus, das meinen Eltern gehört. Meine Eltern leben zurzeit im Ausland. Ich bin vor kurzem hier her gezogen und freue mich nun auf diese Schule zu gehen.«

Damit beendete Kevin seinen Satz. »Schön, schön,« sagte der Lehrer. Er zeigte auf den freien Platz neben Ben. »Setzt dich bitte neben Ben. Verhaltet euch ruhig sonst muss ich euch auseinander setzen!«

Ben sah Gedanken verloren aus dem Fenster, als Kevin sich neben ihm niederließ.

»Ähm Ben?«, flüsterte Kevin.

Ein leises »Hmmm?« kam als Antwort.

»Könntest du mir nen Stift leihen? Ich hab meine zu hause liegengelassen.«

Ben reichte ihm sein Federmäppchen.

»Such dir einen aus.« Er lächelte vorsichtig. Kevin lächelte zurück.

Die ersten 4 Unterrichtsstunden verliefen normal. In der Pause gingen Kevin und Ben gemeinsam über den Schulhof. »Du Kev, sorry noch mal wegen heute morgen. Weil ich so fies war.«

Ben senkte den Kopf. Kevin legte seine Hand auf die Schulter des Braunhaarigen und lächelte.

»Ist schon ok kann jedem mal passieren.« Kevin lehnte sich an eine Mauer.

»Ich werde dich als Entschuldigung heute ins Kino einladen, vorausgesetzt du hast Zeit und Lust.« Während er dies sagte, war er ganz nah an Kevin rangetreten. Dem Blondschopf stieg die Röte ins Gesicht. Er spürte den heißen Atem von Ben. Seine Beine schienen nachzugeben.

»Hey Ben. Hey Kevin.«, rief Katrin von weitem.

Ben entfernte sich rasch von Kevin und auch er wurde nun rot im Gesicht. Ben war verwirrt. Er hatte doch tatsächlich versucht Kevin zu küssen.

'Gott sei dank kam Katrin noch rechtzeitig.', dachte Ben, doch ganz so froh war er doch nicht.

Kevin sagte schnell mit einem Lächeln: »Du darfst mich einladen, aber ich zahle das Popcorn.«

Ben hatte grade zugestimmt, da stand auch schon Katrin vor ihnen und fauchte zu Ben gewand: »Kannst du nicht aufpassen du Schussel, du kannst nicht mal richtig laufen. Stolperst über deine eigenen Füße.«

Ben sah sie fragend an und auch Kevin sah verdutzt drein, deswegen fuhr sie fort:

»Du hättest beinahe Kevin geküsst, nur weil du stolperst.«

Ben sah Kevin an, der verlegen lächelte. Dann drehte er sich zu Katrin und antwortete mit einem Grinsen: »Nur weil du seinem süßen Kussmund niemals so nah sein wirst, brauchst du nicht so eifersüchtig zu sein.«

Er verschwand in Richtung Jungenklo und ließ einen stark erröteten Kevin und eine ziemlich verwirrte Katrin zurück.

Auf dem Jungenklo angekommen lehnte sich Ben erst mal gegen die Wand. Was hatte er da bloß gesagt? Ob Kevin ihn jemals wieder ansehen würde? Was Katrin dachte, war ihm eigentlich egal, aber Kevin, was denkt er nun?

»Oh verdammt!«, schrie Ben und schlug heftig mit seiner Faust gegen die Wand.

»Du wirst dich noch verletzten!«, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Der Braunhaarige fuhr herum und vor ihm stand ...

»Kevin!«, stieß Ben überrascht aus. Kevin lächelte leicht und nahm seine Hand.

»Damit solltest du zum Arzt gehen, das sieht nicht gut aus.«

Ben sah auf seine Hand. Kevin hatte Recht. Seine Hand war in kürzester Zeit auf das Doppelte angeschwollen. Ben verzog ein wenig das Gesicht.

»Also Ben, bevor wir nachher ins Kino gehen, müssen wir wohl noch schnell zum Arzt gehen.«

Der Braunhaarige sah Kevin verdutzt an.

Kev wollte doch tatsächlich noch mit ihm ins Kino gehen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

Kevin trat hinter Ben und schob ihn vorsichtig an den Schultern zum Ausgang.

»Los wir kommen zu spät.« Die beiden machten sich auf den Weg in die Klasse.

Die letzten beiden Stunden hatten sie Mathe. Katrin beachtete Ben kein bisschen, sie schien noch immer über Bens Bemerkung auf dem Schulhof sauer zu sein.

Das allerdings interessierte Ben recht wenig. Der war damit beschäftigt, an Kevin zu denken. Wie er so nah an ihm stand. An seinen Atem, der seine Haut berührte und als Kevin dann auf dem Jungenklo seine Hand nahm, um sie zu begutachten, war es um ihn geschehen. Er hatte sich doch tatsächlich in einen Jungen verliebt und das erste Mal an diesem Tag schämte er sich nicht deswegen.

Nach dem Unterricht machten sich Ben und Kev auf den Weg zum Arzt. Die Schwellung hatte bereits wieder abgenommen, dennoch verpasste der Arzt Ben einen dicken Verband. Vor der Tür grummelte Ben so vor sich hin, was wiederum Kevin zum Lachen brachte.

»Du bist selbst Schuld, wenn du ne Wand schlägst!«, kicherte der Blondschopf.

»Komm wir gehen jetzt ins Kino!«, entgegnete Ben und die beiden machten sich auf den Weg. Die beiden suchten sich einen lustigen Film aus.

Während Ben die Karten holte, holte Kevin eine große Tüte mit Popcorn. Gemeinsam gingen sie zu ihrem Platz. Da die Werbung mal wieder endlos lang war, redeten sie etwas über ihre Hobbys.

Ben redete einfach drauf los. »Also wie du siehst gehe ich gerne ins Kino,« er grinste. »Und ich lese sehr gerne. Am liebsten Lovestorys und Fantasieromane. Das war´s eigentlich.«

Kevin lächelte, dann schmunzelte er: »Du ließt Lovestorys? Das hätte ich nicht gedacht. Um ehrlich zu sein hatte ich überhaupt nicht erwartet, dass du lesen würdest, außer jetzt in der Schule!«

Ben sah verwirrt drein. »Was....., also ich meine wie kommst du denn auf so was?«

Kevin sah ganz verlegen aus. »Naja, Ben! Also du siehst nach außen immer so aus, als wenn du so super cool wärst und es ist leider oft so, dass die in Anführungszeichen«, Kevin machte eine kurze Geste mit seinen Fingern, »Coolen nicht viel lesen, weil dies ja nicht so cool ist, und man würde ziemlich dumm da stehen, wenn man es dennoch tut. Deswegen dachte ich das. Ich kenne dich nicht wirklich gut, aber eins weiß ich mit Sicherheit, du bist nicht so wie du aussiehst.«

Ben fing an ein wenig rumzuzicken: »Wie soll ich das denn nun wieder verstehen? Ich bin ein Schauspieler?«

»Nein, nein so meinte ich das nicht Ben, ich meine nur, du tust so auf harter Junge und bist aber in Wirklichkeit ziemlich nett und einfach nur sanft.« Versuchte Kevin sich zu rechtfertigen.

Ben lachte: »Ich weiß doch wie du das meinst. Ich wollte dich nur mal aus der Reserve locken.« Der Braun haarige grinste frech und auch Kevin schmunzelte nun. Er war es auch, der wieder auf das vorige Thema zurückkam.

»Also ich mag das, was du aufgezählt hast, auch und ich gehe sehr gerne spazieren. Das finde ich echt schön und romantisch.«, er zwinkerte Ben zu, »Ich bin ein hoffnungsloser Romantiker. Ich bin auch mal gerne schwimmen gegangen, aber ich glaube ich habe etwas zugenommen.« Kevin sah aus den Augenwinkeln, dass Ben ihn vorsichtig musterte und ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen.

Ben sah in seine blauen Augen. 'Wow er hat so tiefe wunderschöne Augen.', dachte Ben, dann fügte er hinzu, »Nein du bist perfekt. Du bist weder dick noch dünn. Bleib einfach so.« Er lächelte dabei lieb und näherte sich vorsichtig Kevins Gesicht.

Nur noch wenige Zentimeter trennten ihre Köpfe. Sie spürten den heißen Atem des jeweiligen anderen. Ihre Köpfe näherten sich noch ein kleines Stück. Plötzlich ging das Licht aus und die beiden schreckten zurück. Sie starrten beide starr auf die Leinwand. Kevins Herz hämmerte wild. Er griff nach dem Popcorn. Ben hatte die selbe Idee. Als er leicht mit Kevins Hand zusammen stieß, durch zog ein Blitz seinen Körper und er zog schnell seine Hand zurück.

Den Rest des Films bekam Ben gar nicht mehr mit. Seine Gedanken kreisten um Kevin und dem schien es ebenso zu gehen. Der Braunhaarige sah kurz zu Kevin und lächelte zärtlich. Belohnt wurde er ebenfalls mit einem sehr liebevollen Lächeln. Immer wieder während des Films warfen sie sich zärtliche Blicke zu.

Nach dem Film verließen die beiden das Kino und Ben brachte Kevin noch nach hause. Auch Kevins Einladung zu einem Drink nahm Ben gerne an.

Ben war von dem Haus überwältigt. »Und das gehört alles dir?«, fragte er. Kevins Gesicht spiegelte einen Moment Trauer wieder. Doch so schnell dieser Gesichtsausdruck kam, verschwand er auch wieder und er antwortete mit einem lächeln:

»Ja, das haben mir meine Eltern zum 18. Geburtstag geschenkt. Soll ich dich mal rumführen?« Ben strahlte regelrecht als er zustimmte. Das Haus war recht groß. Es hatte zwei Badezimmer, ein großes Wohnzimmer mit Kamin und ein Gästezimmer. Ganz zu schweigen von der riesigen Küche.

»Ähm, Kevin? Was war hinter der geschlossenen Tür?«, fragte Ben neugierig.

Mit frechem Grinsen, antwortete der Blondschopf: »Das ist mein Zimmer. Das wirst du später schon noch sehen!« Kevin realisierte erst jetzt, was er da gesagt hatte und lief vor Verlegenheit rot an.

Ben hustete, aber es hörte sich eher wie ein unterdrücktes Lachen an. Schnell wechselte Ben das Thema.

»Also deine Eltern müssen dich wirklich sehr lieben. Wo sind sie eigentlich?«

»Sie leben im Ausland, seit ich 17 bin. Ich habe bis zu meinem 18. Geburtstag bei meiner Tante gewohnt und bin dann hier hingezogen. Ob sie mich lieben? Keine Ahnung und um ehrlich zu sein, ist es mir so ziemlich egal.« Antwortete Kevin kalt. »Dann kam ich auf eure schule. Na ja den Rest weißt du ja und ich hätte nicht gedacht...« Kevin stockte und seine Augen wurden feucht.

Ben trat zu ihm und nahm ihn in dem Arm.

»Hey Kleiner, weine ruhig.« Ben lächelte sanft. Kevin weinte nun bitterlich. Sanft umschlossen von Bens Armen, gab es ihm das Gefühl geborgen zu sein.

Er erzählte unter Tränen weiter.

»Wie gesagt, ich kam auf eure Schule, und ich hatte plötzlich so komische Gefühle, als ich dich sah. Ich fühlte mich geborgen und vertraut. Habe mich wohl gefühlt. Alles nur von deinem Anblick. Und nun? Ben ich habe mich in dich verliebt, aber...das....ich, also ich meine, ich bin ein Junge! Du bist ein Junge. So was gibt es nicht, oder nein so was darf es nicht geben. Aber dann heute das im Kino, das hat mich ziemlich verunsichert. Ich meine, wir haben versucht uns zu küssen.....«

Weiter kam Kevin nicht, denn Ben hatte ihm den Finger auf den Mund gelegt als Zeichen, dass er mal kurz leise sein soll. Vorsichtig hob Ben Kevins Kinn etwas an und gab ihm einen leichten Kuss. Dann ließ er von ihm ab.

Kevin reagierte fast mechanisch und schlang seine Hände um Bens Hals. Bens Arme schlangen sich um Kevs Hüften und die beiden verloren sich in einem endlos scheinenden Kuss. Zärtlich bahnte sich Bens Zunge einen weg in Kevins Mund, wo sich ein leidenschaftliches Spiel ihrer Zungen anbahnte.

Als die beiden kurz davor waren zu ersticken, ließen sie von einander ab, um Luft zu holen.

Die beiden sahen ziemlich verwirrt aus.

'Wow, was für ein Kuss.', dachte Ben.

Kevin hingegen schämte sich etwas und lief rot an.

Kevin lief eine Träne über die Wange und Ben wollte sie wegwischen, doch Kevin wich zurück.

Ben versuchte etwas zu sagen, doch Kevin kam ihm zu vor. Mit einer ruhigen und festen Stimme sagte er:

»Du sollest jetzt besser gehen, Ben!« Ben erschrak ein wenig vor der Kälte in Kevins Stimme.

»Kevin, ich....«, er sprach nicht weiter, denn Kevin machte keine Anstalten zuzuhören. Dem Braunhaarigen blieb nichts anderes übrig als zu gehen.

Schweren Herzens machte er sich auf den Weg zur Tür. Er drehte sich noch einmal um, in der Hoffung Kevin würde ihn angucken oder ihm hinterher gehen. Doch nichts dergleichen geschah.

Leise schloss Ben die Tür hinter sich und trat traurig den Heimweg an.

Kevin lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und rutschte an ihr herunter. Er weinte bitterliche Tränen. Sein Herz tat fürchterlich weh. Er wusste nicht mal, wieso er Ben einfach so hat gehen lassen, nachdem er sagte, er solle verschwinden. Was musste Ben nun wohl von ihm denken? Er erinnerte sich an seine Kälte und dieses Abwesenheit in seiner Stimme. Könnte er ihm jemals wieder in die Augen sehen? Nach allem was er getan hatte? Nein, wohl eher nicht. Aber was war mit seinen Gefühlen für Ben?

'Hmm, ich sollte das alles wohl vergessen. Das, was ich heute getan hab, lässt sich nicht wieder gut machen. Ich bin so ein Arsch.', ging es Kev durch den Kopf.

Träge vor Müdigkeit schleppte er sich in sein Zimmer und sein Bett, wo er unter Tränen einschlief.

Zur gleichen Zeit lief Ben ziellos durch die Stadt. Tausende von Gedanken schwirrten durch seinen Kopf. Er konnte sich einfach nicht erklären, was da los war. Ja er dachte schon, dass Kevin verwirrt war, aber dass er deshalb so reagierte.

'Ich sollte morgen in der Schule dringend mit ihm reden. Vielleicht klärt sich das dann ja!', überlegte Ben.

Er sah sich um. Er war doch tatsächlich im Kreis gelaufen. Noch ein letztes Mal sah er hoch zu dem Haus. Alles war dunkel.

Er überlegte kurz, trat aber dann seinen Weg nach hause an. Vielleicht hatte er nur die Hoffnung gehabt den süßen Blondschopf, in den er sich verliebt hatte, noch einmal zu sehen.

Die Nacht war ein Horror für Kevin. Er hatte Alpträume und einer schlimmer als der andere. Ben kam in seinen Träumen vor, aber auch der Rest der Klasse war vertreten. Alle standen sie um ihn rum und lachten über ihn. Schimpften ihn als Schwuchtel. Ben sagte nichts, doch nahm er ihn auch nicht in Schutz. Er drehte sich weg. Der Kreis der Menge wurde dichter, schloss sich um Kevin. Er kassierte einen Schlag nach dem anderen. Seine Glieder schmerzten bereits. Fäuste schlugen auf ihn ein, während sie ihn als Schwuchtel, schwule Ratte oder Hinterlader beschimpften.

Kevin wachte schweiß gebadet auf. Der Schreck saß ihm noch tief in den Knochen. Nach dem er wieder etwas Gefühl in seinen zittrigen Beinen hatte, wusch er sich schnell das Gesicht. Er stützte sich am Beckenrand ab und sah in den Spiegel. Er sah fürchterlich aus. Zittrig, ängstlich und Schweiß gebadet. Er ging wieder zurück ins Schlafzimmer und warf einen kurzen Blick auf den Wecker. Er hatte den Wecker für 6 Uhr gestellt, aber mit einem kurzen Klick schaltete er ihn ab.

Kevin war nicht nach Schule zu mute. Schon gar nicht um sich zum Gespött zu machen.

Ein paar Stunden später war Ben schon am Schulhof, früher als er das normal tat. Er konnte es kaum abwarten mit Kevin zu reden. Katrin und Jens sah er bereits. Doch noch immer keine Spur von Kevin. Doch die erste Stunde rückte immer näher.

Katrin war die Erste, die merkte, dass mit Ben was nicht stimmte.

Er zuckte zusammen, als Katrin ihn ansprach: »Hey Ben? Was ist los mit dir?«, fragte sie sorgenvoll. Doch Ben gab keine Antwort. »Ben ich weiß ja, dass ich in der letzten Zeit fies zu dir war, aber irgendwie hab ich mir Sorgen gemacht. Frag bitte nicht wieso. Ich hatte es einfach im Gefühl. Wir sind schon so lange Freunde.«

Jens war nun auch zu ihnen getreten.

»Also was ich meinte war, wir sind so lange befreundet. Da merkt man, wenn etwas nicht stimmt. Was ist denn gestern passiert?« Katrins Stimme zitterte leicht.

»Hmm also. Ich war gestern mit Kevin im Kino nach der Schule.«, begann Ben. »Naja und wir hatten viel Spaß. Kevin hat mir sein Haus gezeigt. Seine Eltern leben im Ausland und er wohnt ganz alleine in diesem Haus. Ihn nimmt das ziemlich mit, was man leicht verstehen kann. Dann habe ich ihn getröstet und irgendwie übermannten mich dann meine Gefühle und ich dachte nur Mensch küss ihn endlich. Was ich dann auch getan hab.«, erklärte Ben.

»Und dann war Kevin sauer oder wie soll ich das verstehen?«, fragte Katrin nachdenklich.

Jens sah Ben angewidert an. Er sagte nur ein knappes: »Ich halte mich da raus!« und verschwand.

Ben sah im kurz hinter her und auch Katrin stutzte kurz.

Dann fuhr Ben fort: »Nein eben nicht, Katrin. Wenn es nur das gewesen wäre. Er hat mitgemacht. Erst nur langsam, aber dann hat er mich auch geküsst. Und dann auf einmal. Wir haben von einander abgelassen. Und dann sagte er. Ich sollte besser gehen. Und er hat geweint. Ich wollte heute mit ihm reden, aber er kommt nicht.« Ben sah traurig aus.

Katrin nahm ihn in den Arm. »Er kommt bestimmt morgen.«, flüsterte Katrin in sein Ohr.

Er stimmte zu.

Doch Kevin kam nicht und auch am Tag darauf nicht. Noch dazu kam, dass Jens nicht mehr mit Ben sprach, seit er erfahren hatte, dass er Kevin geküsst hatte. Hier und da einen verachtenden Blick, mehr bekam er nicht. Aber Ben hatte nicht die Kraft sich dem auszusetzen, also ignorierte er ihn erst mal.

In der Pause trat Katrin zu Ben. »Ben, Kevin fehlt jetzt schon seit drei Tagen. Wieso gehst du nach der Schule nicht mal zu ihm?«, sagte Katrin vorsichtig.

Ben überlegte kurz. Dann drehte er sich zu ihr um. Eine Träne rollte über seine Wange.

Mit einem Lächeln stellte Katrin fest: »Du bist wirklich verliebt, oder? Das freut mich für dich. Hmm, ich kann nur raten, was in Kevin vorgeht. Ich denke er hat Angst. Angst vor dem, was andere denken könnten, wenn das heraus kommt. Wenn man in der heutigen Zeit und damals war es noch schlimmer, schwul ist, dann hat man es nicht leicht. Und ich denke, davor hat er Angst. Ihr könnt nie so offen Händchen halten, ohne großen Ärger zu riskieren. Wir leben halt in so einer Zeit und nicht jeder wird das gutheißen. Geh zu Kevin und rede mit ihm. Ich denke alles wird sich klären.«

Ben drückte Katrin fest. Sie hatte ihm Mut gemacht. Und dafür dankte er ihr von ganzem Herzen.

Nach der Schule ging Ben sofort zu Kevin nach hause. Er klingelte.................................

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