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Schutzengel

Teil 2

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Yanét lag nicht mehr am See als er aufwachte. Er sah sich orientierungslos um, ehe er langsam begriff wo er war. Das Zimmer war nicht groß, aber hell. Es gab drei große Fenster, die allesamt auf einer Seite des Zimmers, gegenüber der Tür, lagen und offen waren.

Die Sonne ging gerade unter und ließ das Zimmer rot erstrahlen. Yanét schloss noch einmal die Augen und lauschte in sich hinein. Er spürte, wie in ihm wieder alles ruhig war. Die Verwirrung war nicht mehr da. Er wusste nicht was, aber es war etwas anders, als bevor er eingeschlafen war.

»Hey Kleiner, steh auf, da möchte jemand mit dir reden«, sagte seine Mutter leise und Yanét merkte, wie sie sich neben ihn setzte.

Er öffnete die Augen und sah sie an.

»Jage uns nicht immer so einen Schrecken ein. Du kannst doch nicht am See schlafen. Klay hat dich hergebracht. Er hat sich Sorgen gemacht, als du nach etlichen Stunden noch immer nicht zurück warst.«

»Klay?«, fragte Yanét überrascht.

»Ja, er ist nicht zu seinem Trupp zurück, sondern hier geblieben. Aber das sollte er dir alles selbst erzählen, sonst sage ich noch zuviel.«

Sie lächelte und stand wieder auf. Das Kleid, das sie trug, fiel um ihren Körper, als bestände es aus fließendem Wasser. Der Stoff war dünn und trotzdem sah man nichts.

»Na komm, steh auf. Dass du die Stoffe meiner Kleider schön findest weiß ich. Aber noch wirst du nicht solche Stoffe bekommen«, meinte sie nachsichtig.

»Ich weiß, erst wenn ich 20 bin.«

Es gab eine kleine Vorschrift, die seine Mutter immer pflegte. Nämlich die, das erst die vollen Fähigkeiten vorhanden sein müssen, die Yanét besaß. Es war nicht die Tatsache, das es schlimm wäre, würde er vorher schon Gewänder aus diesem Stoff tragen würde.

Es war eine Bedingung, damit Yanét schnell lernte mit allem umzugehen und sich selbst verteidigen zu können oder andere beschützen zu können, denn dies würde seine Aufgabe werden.

»Genau. So und nun mach. Lass Klay nicht so lange warten.«

Yanét stand auf und streckte sich noch einmal kurz. Das Zimmer seiner Mutter spielte ihm immer wieder das Gefühl vor, wieder ein 3 jähriges Kind zu sein. Einen Moment stand er noch vor den offenen Fenstern, ehe er den Raum verließ und kurz in sich hineinlauschte.

Er spürte Klay nicht weit von sich. Er musste an dem Brunnen im Garten sein. Yanét ging los und blieb auf dem Hof stehen. Der Garten war groß, aber es gab nur zwei Brunnen. Er wusste, an welchen Brunnen Klay immer war, um nachzudenken, oder nur um allein zu sein. Yanét ging nur langsam.

Er wollte, das Klay ihn bemerkte. Doch als er bei Klay ankam, sagte ihm seine Haltung, dass Klay die ganze Zeit wusste wo Yanét war, auch als Yanét noch geschlafen hatte, obwohl die Entfernung viel zu weit war, noch dazu war das Zimmer seiner Mutter abgeschirmt gegen jegliche Art der Magie.

»So ist es auch noch, aber deine Mutter kann gegen eine bestimmte Magie auch nichts ausrichten.« antwortete Klay leise, der Yanéts Gedanken vernommen hatte.

Yanét ging auf Klay zu und setzte sich auf den Rand des Brunnen. Man konnte das Wasser auf dem Grund sehen, da der Brunnen nicht tief war. Er diente nicht dazu, den Garten zu zieren, sondern einfach dem Zweck um Wasser zu schöpfen.

»Meine Mutter sagte, du willst mit mir reden.«

»Ja«, sagte Klay nur kurz und machte eine Pause, ehe er weiter sprach.

»Ich habe viel nachgedacht. Nicht nur heute, sondern schon das ganze letzte halbe Jahr. Ich sagte dir schon, das ich ein paar Dinge erledigen musste.«

»Ja, sagtest du. Was ist dabei nun herausgekommen?«

Yanét sah nicht vom Wasser auf, er wusste, wenn er Klay in die Augen sehen würde, würde er darin versinken.

»Ich habe deine Mutter um etwas gebeten. Ich habe den Entschluss gefasst, hier wegzugehen und wollte, dass sie mich meiner Aufgaben entbindet. Sie hatte anfangs Einwände, da ich an eine Aufgabe gebunden bin, die ich nicht einfach an jemanden anderes übertragen kann, aber das macht mir nichts. Ich kenne diese Aufgabe und weiß, warum ich sie habe und ich werde sie erfüllen. Das einzige was mich noch interessiert ist, kennst du deine Aufgabe?«, fragte Klay fast flüsternd nur noch.

Yanét hatte, nachdem er gehörte hatte, dass Klay weg will, nur noch traurig nach unten gesehen und teilnahmslos zugehört. Doch die letzte Frage verstand er nicht.

»Warum ist es das, was dich nur noch interessiert? Du gehst weg, also geht es dich doch nichts mehr an, was mit mir ist.«

Klay lächelte leicht.

»Mag sein, dass mich das nichts angeht, aber ich muss es wissen, bevor ich mich entscheide, was ich letztlich tue.«

»Ich versteh nicht ganz. Was habe ich mit deiner Entscheidung zu tun?«

Yanét war verwirrt über diese Sätze. Er konnte Klays Gefühle nicht spüren, seine Gedanken nicht hören. All dies verwirrte ihn.

»Meine Bedingung, die ich deiner Mutter noch stellte, bevor sie mich ganz von meinen Aufgaben entbinden soll, war, dass du deine Aufgabe kennst und mit ihr umgehen kannst, denn ich werde nicht ohne dich fort gehen. Ich will dich mitnehmen, aber dazu musst du dir im Klaren sein, worauf du dich einlässt.«

Es fing ein wenig an zu gewittern. Der Wind wurde stärker. Yanét sah Klay nur starr an. Er konnte nichts sagen. Stattdessen sah er noch einmal in den Brunnen und ließ das Wasser spielen. Es dauerte nicht lange bis Tamith bei ihm war und ihn fragend ansah.

Als er Yanéts Gedanken verarbeitet hatte, nickte er nur und verschwand wieder.

»War das ein ja dazu, dass du deine Aufgabe kennst?«, fragte Klay leise und sah Yanét prüfend in die Augen.

Yanét nickte nur leicht.

»Also kommst du mit?«

fragte Klay daraufhin etwas zögernd. Yanét lächelte und fiel Klay um den Hals.

»Ja, klar komm ich mit. Wag es nicht mich noch mal allein zu lassen«, sagte Yanét dann doch noch, als er seiner Stimme wieder mächtig war.

»Ich lass dich bestimmt nicht mehr allein.«

Klay strich ihm ein wenig durchs Haar, während er ihn mit dem anderen Arm um die Hüfte festhielt. Eine ganze Weile standen sie einfach nur so da, bis Yanét Klay in die Augen sah.

»Heißt das auch, dass du zu dem anderen ja sagst?«, fragte Yanét leise, als es ihm wieder einfiel.

»Ja, aber gib mir da trotzdem noch etwas Zeit. Ich muss das alles erst mal verarbeiten und du musst Sachen packen.«

Klay lächelte und küsste ihn kurz auf Stirn, eher er ihn losließ.

»In Ordnung, ich geh Sachen packen«, sagte Yanét lächelnd und verschwand.


Danny wachte auf, als es bereits dunkel war. Der Mond schien ins Zimmer und Alex hatte ihn in den Arm genommen. Er war selbst eingeschlafen und bemerkte nicht, dass Danny ihn jetzt etwas beobachtete, während er mit ein paar von Alex Haarsträhnen spielte.

Er erinnerte sich nicht mehr an den Traum und auch nicht an die Gefühle. Es war als hätte er einfach nur geschlafen und wäre jetzt wieder wach, ohne jegliche Träume. Das einzige woran er sich erinnerte war, dass er mit Mike zu Alex in den Probenraum wollte, um zu gucken wo Philu blieb. Ab da fehlt ihm jegliche Erinnerung.

Danny stand langsam auf und stellte sich ans Fenster. Er versuchte sich an seine Träume zu erinnern. Nicht nur an den einen, den er als Albtraum in Erinnerung hatte. Auch an andere Träume versuchte er sich zu erinnern, ebenso wie an die Sache gestern, als Alex im Probenraum sang und Danny es dennoch alles spürte und sah, was Alex während des Singens durch den Kopf ging.

Nach einer Weile fiel ihm das Flüstern wieder ein, welches ihm das Gefühl gab, etwas vergessen zu haben. Er erinnerte sich an eine Melodie, die er mit Alex in Verbindung brachte, doch wusste er nicht warum.

Eines von Alex` Liedern war es nicht und auch keines, das Alex ihm mal einfach so vorgesungen hatte. Die Melodie ging tiefer, als ein bloßes Lied. Plötzlich spürte er Wärme an seinem nackten Rücken.

Er ließ sich nach hinten fallen und lehnte dabei an Alex Brust. Dieser nahm ihn in den Arm, während Danny die Augen schloss.

»Warum bist du nicht liegen geblieben?«, fragte Alex leise.

»Ich hab nachgedacht?«

»Worüber?«

»Über meine Träume und die Sache von gestern Nachmittag. Erinnerst du dich an das Flüstern?«

»Ja.«

»Was glaubst du, heißt das?«

»Ich weiß nicht. Vielleicht nur ein Traum.«

»Den wir beide träumen?«

»Ja, vielleicht. Vielleicht auch was anderes. Es ist spät, du bist nicht ganz fit und ich bin müde. Lass uns morgen weiterreden«, bat Alex flüsternd und ging ins Bett zurück.

Danny blieb noch einen Moment stehen und kuschelte sich dann aber auch wieder ins Bett ein.

Schlafen konnte Danny jedoch nicht mehr. Alex war wieder fest eingeschlummert und träumte. Danny nutzte die Chance, um weiter nachzudenken.

Er drehte sich auf den Rücken und starrte die Decke an. Er schloss dann die Augen und stellte sich vor, wie er an einem See lag. Es war niemand weiter da, nur er. Der Wind rauschte und blies über seinen Körper. Er hatte nur seine Hose an. Seine Hände hatte er hinter dem Kopf verschränkt.

Er vernahm die Geräusche des Waldes. Das Zwitschern der Vögel, das Zirpen der Grillen, das Plätschern des Wassers, wenn es auf Steine traf, die aus dem Wasser ragten. Er fühlte den Sand zwischen seinen Zehen und das kalte Wasser, welches hin und wieder über seine Füße schwappte. Er fühlte die Wärme der Sonne, die durch die Blätter der Bäume hindurch auf ihn herab schien und seinen Körper trocknete.

»Yanét? Wach auf. Du musst zur Schule«, sagte plötzlich jemand zu ihm.

Danny schreckte hoch. Er saß kerzengerade im Bett und starrte Alex an.

»Was ist?«, fragte dieser verwirrt.

»Wie hast du mich eben genannt?«, fragte Danny verwirrt.

»Danny.«

Alex war verwundert.

»Alles in Ordnung? Du siehst blass aus.«

»Nein, alles in Ordnung, nur ein Traum«», sagte Danny etwas unsicher und stand auf.

Er ging ins Bad und stellte das Wasser der Dusche an, ehe er sich seiner Shorts entledigte und in die Kabine ging. Er ließ das Wasser eine Zeit lang über seinen Körper laufen und schloss die Augen dabei.

Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren stützte er sich gegen die Wand. Seine Gedanken verdrängte er. Nach geraumer Zeit wusch er sich und putzte sich auch gleich in der Dusche die Zähne.

Als er wieder ins Zimmer kam, war Alex dabei das Bett zu machen.

»Na, alles wieder klar?«, fragte Alex leise, der Dannys Verwirrung bemerkt hatte.

»Ja.«

Danny lächelte und küsste Alex kurz auf die Lippen.

»Was gibt's zum Frühstück?«

»Ich denke mal, Dad wird uns schon was gezaubert haben.«

»Na dann sollten wir uns mal in der Küche blicken lassen, sonst schickt er noch einen Suchdienst los«, meinte Danny grinsend.

Alex lachte leicht und nahm gleich seinen Rucksack mit nach unten.

Wie Alex vermutet hatte, war der Tisch bereits fertig gedeckt.

»Ach, seid ihr auch endlich wach?«

»Ja, grade mal so«, grinste Alex und setzte sich an den Tisch.

Nach dem Frühstück ging's noch mal zu Danny und dann direkt in die Schule.


Danny saß im Unterricht und starrte aus dem Fenster, als ihn die Lehrerin bereits mindestens zum dritten Mal ansprach.

»Daniel, wärest du so freundlich bitte aufzupassen und dem Unterricht zu folgen, oder gibt's draußen interessantere Dinge?«

Danny überlegte kurz und hätte beinahe ja gesagt, besann sich aber nur zu einem verlegenen Nicken. Als er daraufhin aber noch immer nicht aufpasste, schmiss ihn die Lehrerin aus dem Klassenraum mit den Worten: »Vor der Tür kannst du auch träumen.«

Danny stand nun schon eine ganze Weile draußen und ihm wurde es allmählich langweilig. Er ging zum Fenster und sah ein bisschen in den Himmel.

»Hey, was ist los mit dir. Du bist sonst doch nicht so abwesend«, kam es von Mike plötzlich.

Es hatte vor ein paar Sekunden zum Stundenende geklingelt und Mike war zu ihm in den Flur gekommen.

»Ach, keine Ahnung. Mir geht ne Menge durch den Kopf und ich weiß noch nicht so recht, was mit mir los ist, aber das krieg ich noch raus«, meinte Danny leise und lächelte.

»Na gut. Aber sag mir, wenn's dir nicht gut geht. Du siehst nämlich etwas blass aus.«

»In Ordnung, du bist der erste der es erfährt.«

»Danke der Ehre.«

Beide mussten grinsen.

»Hey ihr zwei. Lust auf ein Spiel?« fragte Olli herausfordernd und grinste die beiden an. Danny sah kurz zu Mike, der seinen Blick erwiderte.

»Klar.« Sagten beide gleichzeitig und rannten los.

»Hey, das ist unfair.« Rief Olli und rannte den beiden hinterher.

Am Sportplatz angekommen, war Danny schon im Clubhaus verschwunden und holte den Ball. Er schoss ihn Mike vor die Füße und lief selbst auf den Platz. Sie spielten schon eine ganze Weile, bis sich der Rest der Mannschaft einfand und sich einfach am Spiel beteiligte. Dabei dachte jedoch keiner mehr daran, dass noch Unterricht war und hatten bald den Lehrer am Spielfeldrand stehen.

»Wollt ihr nicht mal langsam zum Unterricht kommen, das Fußballtraining ist, wie ich weiß, erst heute Nachmittag.« Ein einstimmiges Ja war zu hören und der Lehrer fing an zu lachen.

»Ich denke bei der Laune Fußball zu spielen, können wir die Stunde dann wohl eh vergessen.« Meinte er als er sein Lachen überwunden hatte. »Aber lasst die Mädels auch mitspielen.« Meinte er nur und holte den Rest der Klasse.

»Danny?« fragte Mike als der Lehrer weg war.

»Wie wär's? Denk an die Schulfeier nächste Woche.« Mike grinste Danny an.

»Klar. Einverstanden.«

»Was heckt ihr beide aus?« fragte Jan die beiden und gesellte sich zu ihnen.

»Du weißt doch, dass nächste Woche unser Schulfest stattfindet?«

»Ja klar. Wie kann man das vergessen.«

»Wie wäre es mit der Wahl des ....« Danny überlegte.

»Gutmütigsten Lehrers?« schlug Mike vor.

»Das Wort hab ich gesucht. Was haltet ihr davon?«

»Keine schlechte Idee und wir wissen alle wer gewinnt.« Ein zustimmendes Nicken ging durch die Runde.»

»Also beschlossene Sache?«

»Klar.« Riefen alle gleichzeitig.

»Was heckt ihr aus?« fragte plötzlich der Lehrer und im Gefolge den Rest der Klasse.

»Nix, Herr Wataba.« Meinte Felix lächelnd.

»Na ob ich euch das glaube?« ließ Herr Wataba die Frage im Raum stehen.

Die letzte Unterrichtsstunde verging somit schnell und am Ende ließ Herr Wataba noch mal alle in den Raum, damit sie ihre Sachen holen konnten und verabschiedete sich.

Danny und Mike waren gerade auf dem Weg zum Fußballtraining, als ihnen Felix noch entgegen kam. Er war auch mit in der Fußballmannschaft, aber er schaffte es aus familiären Gründen nicht immer dabei zu sein. Er musste sich um seine kleine Schwester kümmern, wenn seine Mutter arbeiten war, da sein Vater sich vor Jahren aus dem Staub gemacht und ihn, seine 4 jährige Schwester und seine Mutter allein gelassen hatte. Zu der Zeit hat Felix oft gefehlt in der Schule und seine Mutter unterstützt. Seine Schwester war damals erst drei Monate alt gewesen und kannte ihren Vater daher gar nicht. Seine Mutter verlor ihre Arbeit und musste sich nach dem Erziehungsurlaub um einen neuen Job bemühen, wobei Herr Wataba sehr mitgeholfen hatte. Seine Mutter war gelernte Krankenschwester und in der Schule war eine Stelle frei geworden. Sie fand aber dann wieder eine Stelle im Krankenhaus und arbeitet nun wieder dort und bei ihrem Schichtdienst war es schwer sich Rund um die Uhr um ihre Tochter zu kümmern.

»Leute ich kann heute nicht kommen. Meine Schwester ist krank und ist noch bei unserer Nachbarin.« Sagte Felix bedauernd.

»Kein Problem, unser Kapitän wird dir nicht böse sein, oder Danny?« fragte Mike scherzend.

»Ach iwo. Geh nur. Wann kommt deine Mutter nach Hause?«

»In drei Stunden denke ich, warum?«

»Komm doch dann einfach noch zum Training. Wir machen heute dann einfach länger.« Sagte Danny lächelnd.

»Meinst du, der Rest der Mannschaft macht da mit?«

»Klar. Schon mitbekommen das wir alle Fußball lieben? Es wird keiner was dagegen haben und dass du nicht immer kommen kannst zur gegebenen Zeit, weiß doch jeder und versteht es, also kein Problem. So und nu mach mal, dass deine Schwester nicht so lange auf dich warten muss, die vermisst dich bestimmt schon.«

»Danke.« Sagte Felix freudestrahlend und lief nach Hause.

»Also wieder Sonderschicht heute?«

»Jupp.«

»Das wird dem Neuen nicht passen.«

»Dann muss er wieder gehen. Oder er lernt damit umzugehen, das Felix in die Mannschaft gehört und das auf jeden in der Mannschaft Rücksicht genommen wird, er ist ja davon nicht ausgeschlossen.«

»Hast Recht. Na dann mal los. Wer als erstes am Platz ist?«

»Na dann streng dich an.« sagte Danny nur grinsend und lief los.


Währendessen.

Alex ist noch in den Probenraum gegangen, nachdem er kurz zu Hause gewesen war und saß nun mit seiner Gitarre in der Hand auf der Couch. Er hatte einen Stift im Mund und grübelte über neue Texten nach. Als ihm auf diese Weise nichts einfiel, fing er an zu spielen und schloss dabei die Augen. Er ließ seinen Gedanken freien Lauf und ließ alles auf sich wirken.

Ihm fielen ein paar Zeilen ein, wo er sein Gitarrenspiel unterbrach und sie aufschrieb. Eine ganze Weile lief das Ganze so, bis er an Danny denken musste. Er hörte das Flüstern wieder und spürte wie er wieder in Dannys Gedanken eindrang. Er zwang sich zurück und folgte dem Flüstern, ohne jedoch mit dem Gitarrenspiel aufzuhören.

Er gelangte in eine kleine Welt. Ein Garten lag vor ihm und hinter ihm war die Tür in ein kleines Schloss. Er drehte sich um und ging in das kleine Schloss hinein. Eine Treppe führte ihn nach oben und ließ ihn vor einem kurzen Gang stehen. Ihm fielen dabei die bunten Fenster auf, die auch unten in der großen Eingangshalle durch die Sonne den Raum in allen Farben erleuchten ließen. Von dem kurzen Gang führten drei Wege weg. Eine Tür, die direkt vor ihm war. Zu den Seiten gingen noch einmal zwei Treppen ab. Eine in gerade Richtung nach oben, die andere gewunden steil nach oben.

Alex nahm die gewundene Treppe, als wüsste er wohin sie ihn führt. Oben angekommen, lag wieder ein Flur vor ihm, diesmal etwas länger. Neben ihm fabd sich eine weitere gewundene Treppe nach oben. Dann folgte eine Tür auf einen Balkon und dem gegenüber lag eine verschlossene Tür, hinter der er das Flüstern hörte, welches er nun als Singen identifizierte. Daneben lag ein Badezimmer und dem folgte ein weiteres kleines Zimmer. Die Tür stand offen und es wehte ein angenehmer Wind hindurch. Weitere Zimmer gingen noch von dem Flur ab, doch die meisten Türen waren verschlossen.

Er ging weiter auf den kleinen Raum zu, dessen Tür offen stand und ging leise hinein. Ein Junge stand am Fenster. Sein silbernes Haar wehte in dem Wind, der durch das offene Fenster hereinkam.

Alex fühlte sich zu ihm hingezogen, aber kannte nicht den Grund dafür. Er wusste, dass er ihn kannte, aber nicht woher.

»Alex? Was hast du?« hörte er jemanden fragen. Er drehte sich erschrocken um und wurde dabei aus seiner Illusion gerissen. Er sah Philu orientierungslos an und wusste im ersten Augenblick nicht mal, wer da eigentlich vor ihm stand. Langsam kam seine Erinnerung zurück.

»Alex?« fragte Philu noch einmal.

»Ja, alles in Ordnung. Ich war nur etwas in Gedanken versunken.«

»Man hat's gemerkt, großer Meister.« Sagte Max nun grinsend.

»Du kriegst ja nicht mal mit, wenn hier jemand reinkommt, geschweige denn, dass du angesprochen wirst. Was hat denn deine versunkene Stimmung hervorgebracht?« fragte Francis, der jetzt auch in den Raum kam.

»Ach nicht wirklich viel. Ich wollte nur etwas nachdenken.«

»Dafür, dass du nur nachdenken wolltest, hast du aber ganz schön viel geschrieben.« Bemerkte Philu leise und deutete auf den Zettel vor Alex. Alex folgte seinem Blick und erschrak leicht. Er hatte alles, was er in seiner Illusion gesehen hatte aufgeschrieben und dabei am Ende statt seinen eigenen Namen einen ganz anderen Namen darunter geschrieben.

»Wer ist Klay?« fragte Max, der sich auf den Sessel vor Alex gesetzt hatte.

»Keine Ahnung.« Sagte Alex erschrocken. »Es war nur ein Traum. Ich wollte das eigentlich nicht aufschreiben.«

»Der Text ist schön. So richtig was zum träumen. Seit wann schreibst du so gefühlvolle Lieder? Ich meine, sonst waren es einfach Songs, Themen aus dem Alltag, aber das hier und auch die letzten beiden Songs. Das ist Wahnsinn. Da krieg ich ja Gänsehaut wenn ich's nur lese.« Sagte Francis etwas überrascht.

»Ich weiß nicht woher das kommt, aber ich weiß, mit wem das zusammenhängt und ich glaube, mit der Person muss ich heute noch reden, sonst wird's mir selber zu unheimlich. Noch dazu kommt mir das alles, was ich da schreibe, sehr bekannt vor.«

»Vielleicht ein früheres Leben.« Scherzte Philu lächelnd.

»Warum nicht? Ich meine wer sagt, dass das nicht sein kann. Wer weiß, vielleicht auch einfach nur Träume. Ich werd's ja vielleicht noch erfahren.« Alex lächelte in die Runde.

»Wie wär's mit Proben jetzt?«

»Alles klar. Lass uns loslegen.«


Yanét war gerade fertig mit seinen Sachen. Er hatte nicht viel eingepackt, nur das, was er für wichtig hielt, und ein zwei Dinge, die ihm persönlich wichtig waren. Seine Mutter stand schon eine Weile in der Tür, ohne das Yanét sie bemerkt hatte. Als er sich nun umdrehte erschrak er und fiel auf sein Bett.

»Mum. Erschreck mich bitte nicht so. Ich dachte jetzt schon, da steht sonst wer.«

»Entschuldige, aber du warst so verträumt.« Sagte sie lächelnd. »Versteh ich das packen richtig, wenn ich denke, das Klay wohl Erfolg hatte?«

»Erfolg?« fragte Yanét verwirrt.

»Ja. Er war etwas mutlos, als er mich danach fragte, ob er dich eventuell mitnehmen könnte, da du hier hingehörst und eigentlich deine Aufgaben als mein Sohn hast.«

»Ich gehör aber auch dahin, wo er ist.« Sagte Yanét leise.

»Das gleiche habe ich ihm auch geantwortet. Aber du kennst deine Aufgabe nun schon recht eindeutig und deine Fähigkeiten hast du auch erlernt. Es gibt zwar noch Dinge die du verbessern musst, aber da wird Klay dir helfen. Ich denke in dieser Hinsicht wird es keine Probleme geben. Aber das ist auch nicht der Grund warum ich hier bin.«

»Welcher dann?«

»Ich hab noch etwas für dich.« Sagte sie lächelnd und hielt Yanét ein Päckchen hin.

»Was ist das?«

»Mach es auf.«

Als Yanét das Päckchen offen gelegt hatte, sah er überrascht zu seiner Mutter.

»Du bist erwachsen genug, um eine Ausnahme machen zu können und da Klay bei dir ist, habe ich keine Zweifel, dass etwas passieren könnte.«

Yanét nahm das Gewand, welches sich in dem Päckchen befand heraus und hielt es an sich. Es trug seine Lieblingsfarben, silber, lila und etwas rot.

»Zieh's mal an, damit ich seh', ob's dir passt.«

Er sah kurz zu ihr und bekam nur ein Nicken als Antwort. Dann zog er sich seine Kleidung aus und das Gewand an. Der Stoff fühlte sich genauso an, wie er aussah. Als wenn er nur aus Wasser bestand. Yanét stellte sich vor seine Mutter und sah sie etwas unsicher an.

»Ich weiß, es ist gewöhnungsbedürftig, aber du hast ganz sicher was an.« Sagte sie grinsend. Yanét grinste daraufhin ebenfalls und fiel seiner Mutter um den Hals. Er brachte kein Wort heraus, aber seine Mutter wusste was er dachte.

»Na komm. Lass Klay nicht warten und ich hoffe, ich seh euch noch mal wieder, dann aber bitte als Paar, nicht als Freunde.«

»Woher weißt du das?«

»Was denkst du? Ich bin deine Mutter, ich weiß so was einfach. So und nu Marsch. Lass das gleich an.« Seine Mutter gab ihm seinen Rucksack und begleitete ihn noch nach unten, jedoch nicht nach draußen.

»Mach's gut Mum.«

»Komm mir heil zurück.«

»Klar, hab doch einen Beschützer.«

»Meinst du wirklich Klay passt immer auf dich auf?« Yanét sah sie verwirrt an.

»Wieso Klay? Ich meine doch Tamith.« Grinste Yanét, als ihm die Verlegenheit seiner Mutter auffiel. »Ich geh dann mal. Bis irgendwann.«

»Ja.«

»Und Mum?«

»Ja?«

»Ich liebe dich.« Yanét drehte sich lächelnd Richtung Tür und ging auf den Hof. Er sah Klay nicht und nahm an, ihn wieder beim Brunnen zu finden. Doch er kam nicht bis dort. Klay fing ihn noch auf dem Weg dorthin ab und hielt ihn eine Weile fest.

»Es steht dir.« Meinte Klay plötzlich, als er Yanéts Kleidung bemerkte.

»Danke.« Yanét sah ihn verlegen an und betrachtete Klay nun genauer. Er trug eine weiße Hose und ein langes weißes Shirt darüber mit Türkisen und lila besetzten Fäden in kleinen Mustern.

»Ich kann das Kompliment nur zurückgeben.«

»Danke.« Alex lächelte. »Lass gehen.« Gab er Yanét leise zu verstehen und ließ ihn los. Bis sie in den Wald kamen sagte niemand ein Wort. Es war still. Selbst die Umgebung war still. Kein Vogel war zu hören, kein Wind ging. Keine Menschen waren zu sehen. Als hätte die Erde die Luft angehalten um gespannt zu sehen was passierte. Yanét sah plötzlich auf und zum See. Er sah Tamith schon aus dem Wasser gucken und grinste daraufhin Klay an.

»Wer als erstes im Wasser ist?« fragte er und rannte schon los. Unterwegs nahm er seinen Rucksack ab und ließ ihn fallen. Seine Kleider vergaß er völlig und sprang wie er war ins Wasser.

»Yanét? Hast du nicht was vergessen?« Fragte Klay, der kurze Zeit nach ihm im Wasser landete.

»Was denn?«

»Na ja, du bist noch angezogen.« Grinste Klay nur und schwamm auf ihn zu. Yanét wurde unsicher und rührte sich nicht weiter, als sich über Wasser zu halten.

»Ich denke, du solltest dran denken, das du noch was anhast, oder willst du wirklich nackt durch den Wald ziehen?«

»Nein. Ich denke nicht. Ich geh mich ausziehen.«

»Jetzt brauchst das nicht mehr, nun bist du einmal nass. Lass uns einfach eine Weile am See bleiben, eh wir dann weiter müssen sind deine Kleider trocken.«

»In Ordnung. Aber nun gibt's was anderes.« Sagte Yanét grinsend, der Tamith hinter Klay bemerkte. Doch Alex kannte das Spiel und tauchte ab, bevor Tamith zum Zug kam und er daraufhin Yanét erwischte. Yanét konnte nur kurz auftauchen und Luft holen, ehe er von Klay schon wieder unter Wasser gezogen wurde.

Sie sahen sich kurz in die Augen, woraufhin Yanét lächelte. Ihm fiel wieder ein, dass er unter Wasser auch atmen konnte und zog Klay einfach mit sich unter das Wasser, bis zum Grund des Sees. Dort legte er sich in den Sand und hielt Klays Hand fest. Als Klay auftauchen wollte, rollte Yanét sich zu ihm und küsste ihn kurz, ehe er ihm Atem gab, damit Klay noch eine Weile unter Wasser bleiben konnte. Klay gewöhnte sich an den Druck auf seiner Brust und schloss kurz die Augen. Er fühlte Yanéts Hand in seiner. Hörte seinen eigenen Herzschlag. Auch spürte er wie das Wasser sich leicht bewegte und über ihn hinweg glitt. Klay begriff langsam, warum Yanét sich so wohl fühlte hier unten. Es war ihm als vergingen Minuten, bis er Yanéts Lippen wieder auf seinen spürte, und die Luft daraufhin in seinem Mund. Er sah Yanét daraufhin an und erblickte ein lächelndes Gesicht. Yanét deutete nach oben und als Klay seinem Blick folgte, sah er selbst wie die Sonne sich mehrfach an der Wasseroberfläche brach. Yanét ließ Klays Hand los und schwamm ein wenig. Klay tauchte in der Zwischenzeit wieder auf und holte tief Luft. Er schwamm ans Ufer und legte sich erschöpft ins Gras. Nach einer Weile sah er wieder auf und bemerkte Yanét auf sich zu schwimmen. Yanét tauchte noch einmal kurz und stieg dann endgültig aus dem Wasser.

Klay beobachtete ihn die ganze Zeit. Er fühlte die Geborgenheit und Wärme, die Yanét durchfluteten.

Yanét zog sich seine nasse Kleidung aus und legte sie auf die Wiese zum trocknen. Klay reichte ihm ein Handtuch und legte sich wieder hin, um die Augen unbemerkt schließen zu können ohne, dass Yanét seinen Blick auf bestimmte Gegenden bemerkte.

»Ich hab's dennoch gesehen. Du brauchst nichts zu verstecken, es ist sowieso eindeutig.« Meinte Yanét grinsend. Er legte sich so wie er war neben Klay und sah in den Himmel. Es war fast Mittag und die Sonne hatte fast ihren höchsten Stand. Klay folgte seinem Blick und schloss dann wieder Augen. Er ließ die Umgebung auf sich einwirken und schlief dabei ein.

Yanét bemerkte dies und deckte Klay mit dem Handtuch zu, ehe er sich an ihn schmiegte und selbst ein wenig schlief.


»Hey, da bist du ja, Felix.« Freute sich Danny und lief auf ihn zu. »Wie geht's deiner Schwester?«

»Schon ganz gut. Das Fieber ist weg. Sie kann bald wieder in den Kindergarten. Meine Mum ist gerade eben nach Hause gekommen, ich kann jetzt also mitmachen.«

»Klar. Komm mit, ich stell dir unseren Neuankömmling vor.«

»Nils? Kommst du bitte mal?« rief Danny in die Mannschaft. Dieser kam auch gleich angelaufen und blieb bei Danny stehen, nachdem er Felix kurz gemustert hatte.

»Das ist Felix, unser kleiner Nachzügler. Er gehört auch zur Mannschaft, kümmert sich aber eher um unser Management, da er nicht fest einsetzbar ist. Wenn du Fragen hast, die Spielzeiten oder sonstiges betreffen, kannst du dich an ihn wenden, nicht wahr Felix?«

»Klar. Bei Fragen bin ich zur Stelle. Hallo.« Sagte Felix und reichte Nils seine Hand zur Begrüßung.

»Hallo. Dann hab ich gleich eine.« Sagte Nils leise. Felix rechnete schon damit, die Frage, warum man nicht pünktlich sein muss zu hören zu kriegen, aber dem war nicht so.

»Könnte mir jemand sagen wo die Toiletten sind. Ich müsste da mal dringend hin.« Meinte Nils verlegen.

»Also das ist einfach. Im Clubhaus. Einfach gerade zu die letzte Tür rechts.« Sagte Felix.

»Danke.« Und schon war Nils im Clubhaus verschwunden.

»Bisschen schüchtern der Kleine?«

»Das gibt sich. Wenn er erst mal ne Weile in unserer Mannschaft ist, wird er genauso frech und ungestüm sein. Mach dir da mal keine Sorgen.« Sagte Danny grinsend und lief aufs Spielfeld zurück, während Felix sich umziehen ging. Er war gerade dabei sein Trikot anzuziehen, als Nils von der Toilette kam.

»Fertig?« fragte Felix grinsend.

»Ja. Danke der Nachfrage.« Sagte Nils noch immer etwas unsicher.

»Na hör mal. Was bist du so unsicher. Es tut dir hier keiner was. Wir sind wie ne große Familie. Du kannst auch frech sein und wild, dann passt du sogar noch besser zu uns, aber ich versichere dir. Du brauchst auch nicht so unsicher sein, dafür gibt es keinen Grund. Oder hast du Angst vor uns?«

»Nein.«

»Na dann. Lach ein bisschen und komm wieder mitspielen.«

»Schon unterwegs.« Sagte Nils lächelnd.

»So gefällst du mir. Na los. Die anderen warten.

»Wieso warst du eigentlich zu spät?«

»Ich lebe mit meiner Mutter und meiner kleinen Schwester alleine und meine Schwester ist krank. Da meine Mutter Schichtdienst hat als Krankenschwester, passe ich oft auf die Kleine mit auf und hol sie wenn nötig vom Kindergarten ab. Deswegen bin ich auch mehr fürs Management zuständig, weil ich plötzlich nach Hause gerufen werden kann, wegen der Kleinen und deswegen nicht fest in der Mannschaft eingesetzt werden kann. In ein, zwei Jahren geht das vielleicht, wenn die Kleine selbst zu Schule geht.«

»Wie alt ist sie?«

»Vier.«

»Oh, so alt wie mein Bruder.« Sagte Nils lächelnd.

»Bring ihn doch mal mit. Ich nehme meine Schwester auch ab und zu mit her. Sie freut sich immer, weil alle sich mit ihr beschäftigen.« Sagte Felix verträumt.

»Du magst Kinder sehr, hab ich Recht?«

»Ja.«

»Hey ihr zwei. Nun kommt schon.«

»Zu Befehl Kapitän.« Kam es von Felix und Nils gleichzeitig. Sie sahen sich kurz an und fingen an zulachen. Auch die Mannschaft lachte mit.

»Na du scheinst dich langsam einzuleben. Das freut mich.« Sagte Danny noch immer lachend.

»Damit hätten wir den verrückten Haufen erweitert.« Hing Mike noch an.

»Warum nennen wir die Mannschaft nicht gleich *Die Verrückten von Oldeshaven*?« rief Ron vom Tor her.

»Keine schlechte Idee. Wie wär's wollen wir unserer Mannschaft einen Kosenamen geben?« fragte Danny in die Runde.

»Klar.« Kam es einstimmig.

»Also die Verrückten von Oldeshaven!« grinste Danny und schoss den Ball zu Nils. »Lasst uns weitermachen, es wir bald dunkel.«

»Jawohl Kapitän.«

Eine ganze Zeit spielten sie noch, ehe man kaum noch die Hand vor Augen sah. Sie gingen sich umziehen und räumten noch alles weg.

»Nils, in welche Richtung musst du?« fragte Felix.

»Norden«

»Zu den Neubauten im Ring?«

»Ja.«

»Gut, dann begleite ich dich, ich muss auch dort hin. Am ersten Tag geht uns kein Neuankömmling allein nach Hause.«

»Oki doki.« Sagte Nils fröhlich.

»Gut dann haben wir das ja geklärt. Also Leute dann mal bis Morgen.« Verabschiedete sich Danny und er und Mike gingen auch heimwärts.

»Was meinst du zu Nils?« fragte Danny Mike.

»Er passt zu uns.«

»Dacht ich mir dass du das sagst, aber sein Spiel stimmt wirklich überein. Mit Felix zusammen bilden die beiden ein hervorragendes Team.«

»Hab ich mir auch schon so vorgestellt. Dazu müssen wir aber Felix noch ein bisschen mehr unterstützen. Wie wäre es, wenn bei Spielen, wo er eingesetzt ist, ein anderer der Mannschaft bei ihm babysittet und auf die Kleine aufpasst. Immer der, der nicht dazu kommt eingewechselt zu werden. Seine Mutter kennt die ganze Mannschaft. Ich denke sie hat nichts dagegen.«

»Hey. Super Idee. So ich muss dann auch. Wir sehen uns Morgen. Grüß Alex von mir.«

»Mach ich. Bis dann.«

Am Abend.

Alex war noch bei den Proben und sein Vater im Krankenhaus, lag Danny auf Alex' Bett und schlief beinahe ein. Es war noch nicht dunkel, aber Danny hatte sich beim Fußball etwas überschätzt. Er war völlig erschöpft und schlief fast, als Alex ins Zimmer kam.

»Hey, alles in Ordnung?« fragte Alex leise und beugte sich über Danny.

»Ja. Nur müde.«

»Okay. Du riechst gut.« Sagte Alex daraufhin leise und küsste Danny sanft. »Hast du schon gegessen?«

»Nein. Hab auf dich warten wollen.« Sagte Danny flüsternd.

»Na dann komm. Ich mach uns was.« Alex stand wieder auf und ging schon in die Küche während Danny sich noch die Augen rieb und kurz im Zimmer umsah. Er hatte kein Licht gemacht und es war deshalb auch recht dunkel hier. Er stand langsam auf und ging nach unten, zu Alex in die Küche.

Dieser durchsuchte gerade den Kühlschrank nach Esswaren und als er ein paar Sachen hatte fing er an.

»Schälst du die Karotten mal?« fragte Alex und hielt Danny ein Messer hin.

»Zu befehl Meister.« Grinste Danny. Alex sah ihn etwas verwundert an, lächelte aber auch.

»Ach so, von Mike soll ich dich grüßen.«

»Oh. Danke. Gab's was Neues in der Schule?«

»Nein, nur das ich heute rausgeflogen bin und wir jemand Neues in unserer Fußballmannschaft haben.« Sagte Danny leise.

»Du bist rausgeflogen? Warum?« fragte Alex ernst.

»Mist ich dachte, du überhörst es.«

»Nein. Warum sollte ich auch. Ich mein, du bist noch nie rausgeflogen.«

»Wie heißt es so schön, es gibt für alles ein erstes Mal.«

»Danny. Was war los?« fragte Alex misstrauisch.

»Ach man. Du weißt doch genau was los ist, oder hast du es nicht bemerkt in den letzten Tagen?«

»Doch habe ich, aber das heißt nicht, das ich mich gehen lasse.«

»Alex...« fing Danny an. »Ach vergiss es.« Danny stand auf und ging nach draußen. Er bekam drinnen keine Luft mehr. Es vergingen einige Minuten ehe Alex zu ihm kam.

»Danny. Es tut mir leid. Das wollte ich nicht. Aber die Sache ist für mich auch nicht einfach.«

»Denkst du denn für mich?« fragte Danny leise und spürte, wie Alex seine Arme um ihn legte und ihn festhielt.

»Lass uns nachher in Ruhe darüber reden. Da kann ich dir dann auch von den Musikproben erzählen.«

»Was hat deine Musikprobe damit zu tun?«

»Später. Lass uns erst mal essen. Danach erklär ich's dir.«

»Na gut.« Sagte Danny nur leise und ging zurück in die Küche. Sie bereiteten zusammen das Essen vor und wenig später kam auch Alex` Vater nach Hause. Sie aßen gemeinsam und daraufhin ging Alex duschen, während Danny und Alex` Dad den Tisch abräumten und die Küche in Ordnung brachten.

Danny hatte sich bereits umgezogen, als Alex aus dem Bad kam und sich neben ihn aufs Bett legte.

»Möchtest du noch reden, oder schlafen wir?« fragte Alex leise.

»Schlafen. Ich bin sau müde.«

»Okay. Dann komm her.« Sagte Alex leise und nahm Danny in den Arm. Es brauchte nicht lange und sie waren eingeschlafen.


Yanét wurde langsam wieder wach. Es war bereits dunkel und ihm wurde etwas kalt. Er stand auf um sich seine Kleidung zusammen zusuchen und zog sich dann an. Als er wieder neben Klay saß, beobachtete er ihn noch etwas und legte sich dann wieder hin, um noch etwas zu träumen. Doch Klay schlief nicht mehr lange. Schon nach einer halben Stunde wurde Klay wach und beugte sich zu Yanét rüber und küsste ihn kurz auf die Lippen.

Yanét sah ihn etwas verwirrt an, lächelte dann aber und erwiderte den Kuss.

»Na, wach?« fragte Klay leise.

»Ja, aber ich war vor dir schon wach.«

»Ich weiß, du bist angezogen.«

»Bleiben wir noch ein wenig hier?«

»Ja. Aber nicht mehr so lange, weil sonst sind wir morgen noch hier.«

»Ist gut. Ich mag auch nur noch etwas liegen bleiben. Yanét schloss wieder die Augen und träumte noch ein wenig vor sich hin.

Es wurde schon allmählich dunkel, als sie weiter zogen und in einer kleinen Höhle eine Ruhepause machten. Sie blieben dort bis es wieder allmählich hell wurde. Klay wurde von beiden als erster wach und küsste Yanét kurz, ehe er seine Sachen zusammensammelte und kurz an den Bach ging, um sich zu waschen. Er spürte, das Yanét langsam wach wurde und blieb am Bach liegen. Es dauerte nicht lange bis Yanét zu ihm kam, aber anstatt sich neben ihn zu legen, ging Yanét im Bach schwimmen.

»Sei froh, dass wir's nicht so kalt haben, sonst würde ich fragen, ob's dir noch ganz gut geht.« Sagte Klay grinsend ohne die Augen zu öffnen.

»Ach sei still, wer stellt sich denn im Hochsommer ans heiße Feuer?«

»Tja. Ist nun mal mein Element.«

»Denkst du bei mir ist es was anderes?« fragte Yanét leise und Klay spürte, wie das kalte Wasser auf ihn tropfte. Er öffnete die Augen und sah Yanét an.

»Silber.«

»Hm?«

»Du hast silberne Augen.«

»Wirklich? Ist mir noch nie aufgefallen.« Meinte Yanét nur und flüsterte dabei fast. Er ließ sich auf Klays Brust sinken und blieb einen Moment liegen.

»Du machst meine Sachen nass.«

»Macht nichts.«

»Also wenn wir so weiter machen hängen wir morgen noch hier fest. Lass uns weiter gehen. Ein Stück haben wir noch vor uns.«

»Wo wollen wir eigentlich hin?«

»Zu jemand, den du wahrscheinlich nicht mehr erkennen wirst, da warst du erst 2 Jahre alt, als er bei uns war.«

»Wie alt ist der denn?«

»Ich denke mal Ende 50 dürfte er nun mittlerweile schon sein.«

»Und was wollen wir da?« Yanét zog sich nebenbei an und holte seine Sachen aus der Höhle.

»Ihn besuchen. Er bat mich damals um einen Gefallen und den werde ich ihm jetzt erfüllen.«

»Was für ein Gefallen war das?«

»Seinen Sohn mitzunehmen und mich um ihn zu kümmern. Der Junge ist ein Jahr älter als du.«

»Und warum sollst grade du das machen?«

»Weil der Mann mein Onkel ist.« Meinte Klay leise und sah Yanét prüfend in die Augen.

»Du hast nie was davon erzählt.« Klay hörte, dass Yanét etwas geknickt war und ging auf ihn zu.

»Ich konnte es dir nicht erzählen. Es war ein Versprechen. Wenn du dich nicht selbst daran erinnerst dürfte ich dir erst was sagen, wenn's soweit ist.«

»Wofür so weit?«

»Unsere Aufgaben anzutreten. Wir müssen aber noch ein paar Leute finden. Allein schaffen wir es nicht.«

»Dann sollten wir los, bevor sich die anderen überlegen uns zu suchen.«

»Stimmt. Aber ich würde dich jetzt ungern loslassen.« Sagte Klay leise und schmiegte sich an Yanéts Rücken.

»Musst du vielleicht auch nicht.«

»Wie meinst du das?«

»Sieh mal wer uns gefolgt ist.« Klay sah auf, geradewegs in die Augen seines Pferdes.

»Even. Was machst du hier?« fragte Klay überrascht und streichelte seinem Pferd die Nüstern. »Außerdem kann ich mich nicht erinnern, dich gesattelt zu haben.«

»Ich denke, da ist meine Mutter wohl schuld.« Sagte Yanét grinsend.

»Kann gut sein. Na dann los, hoch mit dir.« Meinte Klay und setzte Yanét auf den Rücken Evens. Daraufhin befestigte er ihre Sachen am Sattel und stieg selber auf. Er setzte sich hinter Yanét und nahm die Zügel in die Hand, während Yanét sich etwas anlehnte. »Bist du müde?«

»Nein. Ich will nur ein bisschen deine Nähe genießen.«

»Mach nur. Ich halt dich schon fest damit du mir nicht runter fällst.« Nach einiger Zeit war Yanét jedoch trotzdem eingeschlafen und wurde erst wach, als Klay ihn auf die Stirn küsste. Yanét sah ihn fragend an und registrierte langsam, dass sie angehalten hatten.

»Wo sind wir?«

»Da wo wir hinwollten.«

»Hab ich solange geschlafen?«

»Beinahe 10 Stunden, ja.«

»Oh. Aber ich wollt mich doch nur ein bisschen anlehnen.«

»Nicht so schlimm. Na komm. Wir werden schon erwartet.« Yanét kletterte vom Pferd herunter und wartete kurz, bis Klay neben ihm stand.

»Wo müssen wir lang?«

»Folg deinem Instinkt. Du kennst den Weg selber.« Meinte Klay lächelnd. Yanét sah Klay einen Moment verwirrt an, schloss dann aber die Augen und versuchte sich zu erinnern, bis ihm etwas einfiel.

»Wo ist der Brunnen?«

»Nicht mehr da. Der wurde abgerissen, weil dort jetzt das Feld ist und er im Weg war.« erklärte Klay und deutete nach Rechts. Dabei lächelte er weiter.

»Ich seh schon, langsam kommt deine Erinnerung wieder. Es gibt nämlich eine Sache die du hier erfahren wirst, aber das musst du selber herausfinden, da kann ich dir nicht bei helfen.«

»Ich versteh kein Wort.«

»Wirst du noch. So und nu komm. Onkel wartet.« Meinte Klay leise und küsste Yanét kurz auf die Lippen. Dieser sah ihn kurz überrascht an, folgte ihm dann aber. Vor einer kleinen Hütte blieben sie stehen. Die Gegend war weitläufig und nur wenige Häuser gab es hier.

»Hey, da seid ihr ja endlich. Ich hab schon gestern mit euch gerechnet.«

»Tut mir leid Onkel, aber wir sind zu spät los und haben's dann nicht mehr geschafft.«

»Nicht so wild. Nun kommt rein. Kjell erwartet euch schon ungeduldig.« Grinste Klays Onkel und kam auf die beiden zu.

»Ach und du bist sicher Yanét. Hast dich ja gut gemacht. Du wirst deiner Mutter immer ähnlicher.« Sagte er lächelnd.

»Klay.« Rief jemand von der Haustür aus und rannte auf Klay zu. Er lief ihn förmlich um den Haufen und man brauchte sich nicht wundern, dass die beiden dann auch das Gleichgewicht verloren und auf der Wiese landeten.

»Hey, na du scheinst mich ja vermisst zu haben.«

»Ja sehr sogar. Lässt mich einfach ein Jahr lang allein, wie kannst du nur, du Schuft?« fragte Kjell gespielt beleidigt.

»Tut mir leid, ich hab Verpflichtungen gehabt, das weißt du doch. Aber geh mal von mir runter, ich will dir jemanden vorstellen.« Kjell sah ihn kurz an und dann zu seinem Onkel und zu Yanét. Als er Yanét sah, war er regungsunfähig. Er starrte ihn nur an. »Der gehört mir.« Meinte Klay flüsternd zu Kjell. Dieser sah ihn verwirrt an und stand erst mal auf um Klay hoch zu helfen.

»Darf ich dir vorstellen, das ist Yanét.« Sagte Klay dann grinsend. Yanét fühlte sich unter Kjells Blick sichtlicht unwohl und griff unbewusst nach Klays Hand. Dieser hielt ihn fest und küsste ihn kurz auf die Stirn.

»Kjell, starr ihn nicht so an. Yanét ist ja völlig eingeschüchtert.« Meinte Klays Onkel grinsend.

»Ihr beide könnt ja mal ein bisschen miteinander reden. Ihr kennt euch wahrscheinlich nicht mehr.«

»Wie auch, ich war erst 3.«

»Drum eben ja. Na los. Geht bisschen spazieren. Dein Vater und ich wollen was besprechen. In Ordnung, mein Kleiner?« fragte Klay dann an Yanét gewandt.

»In Ordnung.« Yanét stahl sich noch einen Kuss und sah dann verlegen zu Kjell. »Wo willst du hin?«

»M..mir egal.«

»Hey Kjell, stottern hast du aber bei mir nicht gelernt.« Sagte plötzlich Kjells Vater.

»Schon, gut. Man was willst du erwarten?« gab Kjell zurück.

»Das du dich in der Gegenwart des Freundes deines Cousins, doch bitte benehmen kannst, oder haben wir das verlernt?«

»Nein Vater. Ich bin ja schon brav.«

»Dann bin ich ja beruhigt. Kommst du Klay?«

»Ja. Bis nachher Engel.« Sagte Klay leise zu Yanét und ging ins Haus.

»Also wo lang?«

»Kennst du den See hier?«

»Nein, aber wenn du mich hinbringst, fällt es mir vielleicht wieder ein. Klay sagte, ich war hier schon mal, und soll mich an etwas erinnern, aber ich weiß nicht, was er meint.«

»Mir wurde von einem Jungen erzählt der mal hier gelebt hat, aber das ist schon Jahrzehnte zurück.«

»Was sagt man über ihn?«

»Ihm wurde nachgesagt geheimnisvolle Kräfte zu haben, deswegen wurde er oft verfolgt. Es wird erzählt, dass er wohl ein Sohn der Königin sein sollte, aber es stellte sich heraus, dass er das nicht war. Man behauptet sogar, dass er bei meinem Onkel mal gewohnt hat, aber der sagt, dass es nicht sein kann, da er den Jungen nicht kennt. Er soll silberne Augen gehabt haben, die noch von weiter Ferne her zu sehen sein sollten, wie zwei Sterne.« Kjell kam ein wenig ins träumen. Yanét jedoch wurde immer ruhiger und sagte dann gar nichts mehr. Ihm war die Gegend so vertraut. Die Gerüche, Klays Onkel, die kleinen Häuser.

»Nach einiger Zeit soll der Junge einfach verschwunden sein, niemand hat ihn mehr gesehen. Manchmal, so sagt man, wenn man nachts durch den Wald geht, kann man seine silbernen Augen durch das Gestrüpp sehen, oder seinen klaren Gesang hören. Aber das sind alles Legenden. Ob es den Jungen wirklich gab, weiß niemand.«

»Es gab ihn.« Sagte Yanét plötzlich und war in Gedanken.

»Was macht dich so sicher?« Kjell sah Yanét an und bemerkte einen Moment den silbernen Schein in Yanéts Augen.»

»Weil ich es weiß. Ich spüre ihn.«

»Das ist nicht schwer Yanét.« Kjell drehte sich erschrocken um und sah seinen Vater. Klay kam auf sie zu und sah Yanét in die Augen.

»Komm deine Erinnerungen zurück?« fragte Klay flüsternd. Yanét sah auf. Seine Augen waren nun komplett Silber und auch seine Haare schienen stärker zu glänzen als sonst.

»Warum muss ich mich daran erinnern?« Klay sah wie Yanéts Augen glasig wurden und nahm ihn in den Arm.

»Weil es notwenig ist. Wir müssen unsere Aufgaben erfüllen und dabei ist es nötig, dass du deine Herkunft kennst. Mein Onkel, Kir, ist dein Vater gewesen, bis du erwischt wurdest. Die Königin fand dich blutüberströmt und mit Wunden die nicht mal sie heilen konnte, also hat sie deine Seele in sich aufgenommen. Dein damaliger Körper starb, aber du selbst wurdest noch einmal geboren, als Sohn der Königin und hast nun den rechtmäßigen Platz. Das alles musste so geschehen, weil du sonst nicht deine Magie einsetzen könntest. Als ganz normaler Junge sind deine Kräfte beschränkt und können dich selbst verletzen.« Erklärte Klay ihm, während er ihn festhielt. Nicht einen Moment ließ er Yanét los.

Kjell sah die drei nur verwirrt an. Er verstand das alles nicht. Kir zog Kjell ein Stück zur Seite und versuchte ihn einwenig über die Situation aufzuklären.

»Hör zu, die Legenden die du gehört hast, sind alle wahr. Yanét ist dieser Junge gewesen von dem alle reden. Die, die meinen, seine Augen gesehen zu haben, haben das auch. Manchmal, wenn er schläft und dann von seiner früheren Gestalt träumt, wandelt sein Geist durch die Wälder hier. Von allem weiß er nichts. Diese Träume hat er immer wieder vergessen. Er muss auch das alles jetzt erst mal verarbeiten und dabei braucht er deine und Klays Hilfe.«

»Warum meine Hilfe?«

»Darum.« Kir deutete auf das Zeichen an Kjells Oberarm. Dort war ein kleines Drachensymbol zu sehen.

»Weißt du noch, was deine Mutter damals sagte?«

»Ja. Pass auf wenn du wütend bist, sonst kann was passieren, was ich nicht will. Von da an hab ich meist aufgepasst, dass ich nicht wütend werde oder bin dann den anderen aus dem Weg gegangen.«

»Genau, aber das ist nicht nur wenn du wütend bist, auch wenn du große Angst hast oder jemand anderen beschützen willst. Jemanden, den du sehr liebst.«

»Und was passiert dann?«

»Das wirst du, denke ich, gleich wissen.« Meinte Kir nachdenklich und sah zu Klay und Yanét. Yanét war zusammengesunken und lag in Klays Armen.

»Wie geht's ihm?«

»Nicht so gut, das war zuviel. Er muss sich unbedingt ausruhen.«

»In Ordnung, bring ihn in mein Haus. Kjell, machst du den beiden etwas zu essen?«

»Ja.«

Kjell, Klay und Yanét waren noch kaum im Haus, als vor Kir plötzlich jemand auftauchte, als hätte er da schon ewig gestanden und war nur unsichtbar.

»Hallo Kir. Lange nicht mehr gesehen. Willst du mich nicht begrüßen?« fragte der Fremde.

»Nein, begrüßen sicherlich nicht. Eher wieder vertreiben.« Man merkte Kir an, das er am liebsten den Mann auf den nächsten Planeten hätte schießen können.

»Was willst du?«

»Jemanden, den ich mal versäumt habe zu töten.«

»Das hast du nicht versäumt, aber es wird dir kein zweites Mal gelingen.«

»Bist du dir sicher?«

»Ja, bin ich, weil niemand das zulassen wird.«

»Na wenn du meinst.«

»Ja, meine ich, außerdem musst du erst an mir vorbei.«

»Kein Problem.« Sagte der andere grinsend und zog seine Waffe. Diese war ein Schwert, dessen Griff komplett aus Silber bestand. Das Schaftende zur Klinge hin bestand aus zwei Schlangen, die sich zum Griffende hin umeinander gewunden hatten. Die Klinge bestand ebenfalls aus Silber und spiegelte das Sonnenlicht.

Auch der Fremde hatte sein Schwert gezogen und machte sich bereit zum Angriff. Der Griff seines Schwertes war schwarz und hatte am Griffende einen Knauf der aussah, als wäre er eine Knospe kurz vor dem Entstehen einer Blüte. Zum Schaftende sah es aus wie Äste einer Rankelpflanze, die sich auch auf der Klinge noch ein Stück eingraviert waren.

»Na, was ist?« fragte der Fremde.

»Ich werde nicht angreifen, ich werde den Kleinen nur beschützen.«

»Wie du willst.« Der Fremde lief los und hob gerade das Schwert, als er zurückgeworfen wurde.

»Was soll das werden, an Yanét werde ich keinen mehr ranlassen auch nicht einen wie dich, selbst wenn ich nicht weiß wer du bist.« Sagte Klay plötzlich, er klang wütend und um seine Hand, die er gehoben hielt, war ein leichter Schimmer zu sehen, der nach und nach stärker wurde und sich zu einem Feuer entwickelte.

»Wer bist du?«

»Ich wüsste nicht was dich das angeht, auf jeden Fall bist du hier nicht erwünscht.« Meinte Klay noch immer wütend und ließ den nun schon recht angewachsenen Feuerball auf ihn los. Der Fremde wich geschickt aus, rechnete aber nicht mit einem Angriff von Kir und stürzte ihm fast in sein Schwert.

»Ich wusste nicht, dass du Schüler hattest.«

»Hatte ich auch nicht. Das sind Freunde.« Meinte Kir nur noch und griff wieder an.

»Klay. Macht, dass ihr hier wegkommt.«

»Alles klar.« Sagte Klay nur schnell und lief zurück ins Haus.

»Kjell? Wir müssen hier weg, meinst du, du schaffst uns beide?«

»Na ja weißt du, Yanét ist kein Gewicht und dich krieg ich alle Mal weg. Aber mir macht Sorgen, dass ich das vorher noch nicht ausprobiert habe.«

»Das kriegst du hin, ich kann dir ja ein bisschen helfen. Aber du hast Recht, hat mich vorhin auch bisschen gewundert. Er ist sehr leicht.«

»Dürfte an seiner Fähigkeit liegen.«

»Aber Wasser hat auch Gewicht.«

»Er hat nicht nur das Element Wasser, sagte Vater.«

»Was meinst du?«

»Er hat einen Teil aller Elemente, nur ist Wasser von allen seinen Fähigkeiten am stärksten ausgeprägt. So und nun lass uns hier verschwinden, mein Vater hält nicht mehr lange durch.«

»Ja.« Meint Klay kurz und ging auf Yanét zu, der noch immer bewusstlos war. Er nahm ihn auf den Arm und ging mit ihm und Kjell durch den Hinterausgang nach draußen. Kjell ging ein Stück von den Beiden weg und breitete die Arme aus. Schon nach wenigen Sekunden stand statt Kjell ein Drache vor ihnen.

»Na los. Hoch mit euch.« Meinte Kjell.

»Ja.« Sagte Klay etwas entrüstet. »Du bist ganz schön gewachsen, ich hab dich kleiner in Erinnerung.« Bemerkte Klay und kletterte auf Kjells Rücken.

»Du warst lange nicht mehr hier. Halt Yanét gut fest, wir müssen noch meinen Vater holen.«

»Ja.«

Kjell erhob sich und flog langsam los. Auf der anderen Seite des Hauses ging noch einmal ein Stück tiefer und griff nach seinem Vater, ehe er weiterflog in Richtung der Berge.


Danny wachte recht früh auf und sah Alex noch eine Weile beim schlafen zu, eh er aufstand und ins Bad ging. Als er dort fertig war und zurück ins Zimmer ging, saß Alex auf dem Bett und sah ihn lächelnd an.

»Seid wann bist du vor mir wach?« fragte Alex leise und zog Danny wieder ins Bett.

»Ich weiß nicht. Mir war nicht mehr nach schlafen. Aber ein bisschen bei dir liegen bleiben würde ich gern noch.«

»Klar. Bisschen Zeit haben wir ja auch noch. Ich komm heute aber erst spät nach Hause, du kannst dann ruhig schon schlafen, ich will nicht schuld sein, wenn du mir morgen in der Schule einschläfst.«

»Okay. Wann kommst denn nach Hause?«

»Ich weiß noch nicht, arbeiten muss ich bis 8 und danach noch proben, wegen dem Auftritt am nächsten Wochenende.«

»In Ordnung. Ich glaube aber, dass ich heute auch mal wieder zu Hause schlafe, meine Mutter ist ja nun auch wieder da.«

»Ja. Und ich hol dich morgen ab, damit du rechtzeitig zur Schule kommst.«

»Ist mir Recht.« Sagte Danny noch und küsste Alex kurz auf die Lippen ehe er aufstand und sich anzog.

»Flieg aber heute nicht wieder aus der Klasse.«

»Ich versuch's. Ich kann nichts dafür, dass ich so durcheinander bin.«

»Hey. Ich auch nicht.« Rechtfertigte sich Alex und schnappte sich Danny, um ihn noch einmal aufs Bett zu drücken. »Mach keinen Unsinn.«

»Ich pass schon auf, keine Bange.«

»Dann ist gut.« Alex küsste ihn noch eine Weile und ging dann selbst ins Bad. Nach dem Frühstück begleitete Alex Danny noch zur Schule und machte sich dann selbst auf den Weg zur Arbeit. Auch wenn er nicht, wie sein Vater es gern gesehen hätte, auch als Arzt anfing, machte ihm seine Arbeit Spaß. Es war zwar nur Büro, aber das hinderte ihn ja nicht, auch ab und zu auf Station zu helfen.

Alex war gerade im Krankenhaus angekommen, als ihm sein Vater schon entgegenkam.

»Da bist du ja. Meinst du, du kannst heute Mittag mitkommen? Ich will dir jemanden vorstellen.«

»Ja kein Problem. Ich muss mich nur abmelden. Aber ich bin schon spät dran.«

»Schon klar, ich halt dich auch nicht weiter auf. Bis heute Mittag. Ich hol dich ab.«

»In Ordnung.«

Alex grübelte noch eine Weile, wen ihm sein Vater vorstellen wollte und entschied sich dann nicht weiter daran zu denken und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Er setzte sich an seinen Platz und fing an. Die Zeit verging wie im Flug und so merkte er gar nicht wie es längst 12 war.

»Alex. Dein Vater.« Sagte ein Kollege plötzlich und riss Alex aus seinen Gedanken.

»Oh. schon?«

»Was heißt schon. Es ist 1 Uhr durch.«

»Mist. Ich hab total die Zeit vergessen, entschuldige.«

»Nicht so schlimm. Nun komm schon.«

»Ja, schon unterwegs.« Meinte Alex nur noch und stand auf. Sein Kollege sah ihn fragend an.

»Ach entschuldige. Hier.« Meinte Alex und griff zu einer Akte auf seinem Tisch.

»Danke. Sag mal, wo bist du mit deinen Gedanken?«

»Noch nicht ganz da.« Alex sah ihn kurz verlegen an und ging zu seinem Vater.

»Ich wundere mich aber auch. So zerstreut warst du lange nicht mehr.«

»Ach, ist nichts wichtiges, oder doch, für mich und Danny wichtig, aber für andere unwichtig.«

»Ihr wollt nicht durchbrennen, oder?«

»Dad.« Sagte Alex erschrocken. »Wie kommst du darauf?«

»Och nur so.« meinte dieser und grinste. »Aber ich denke mal ich weiß schon worum es geht. So und nu komm, ich will dir jemanden vorstellen und würde ihn ungern warten lassen.«

»Ihn?«

»Ja. Ein Junge. Ich will sehen ob dir was einfällt bei ihm.«

»Ich bin vergeben, das fällt mir dabei ein.«

»Das mein ich auch nicht. Jetzt komm schon, du wirst es schon merken.«

»Na meinetwegen.«

Alex und sein Dad gingen fast durch die halbe Klinik, bis sie vor einer Tür stoppten. Sein Vater klopfte und nach kurzem Warten öffnete er die Tür.

»Hallo.« Sagte der Junge freundlich, als er sie bemerkte. Er sah etwas blass aus und war fast ganz unter der Decke verschwunden, wühlte sich aber jetzt nach oben.

»Du musst Alex sein. Dein Vater hat mir schon von dir erzählt.« Fing der Junge an zu reden und reicht Alex die Hand

»Ja. Bin ich. Und wie heißt du?«

»Benjamin, aber alle sagen immer nur Benji.«

»Freut mich dich kennen zu lernen, Benji.« Sagte Alex lächelnd und nahm die Hand zur Begrüßung an. Dabei durchlief ihn ein Schauder, als wenn er den Jungen schon länger kannte.

»Alles in Ordnung?« fragte Benji, doch dabei grinste er leicht. Alex zog seine Hand zurück und sah ihn misstrauisch an.

»Alex, es ist alles in Ordnung. Ich dachte mir, dass du so reagierst.« Meinte Alex Vater lächelnd.

»Was soll das Ganze?«

»Nur ein Test, ob du deine Leute erkennst.«

»Welche Leute?« Alex war noch immer misstrauisch.

»Was glaubst du, was in dir und auch in Danny in letzter Zeit vorgeht?«

»Wir sind durcheinander, das ist alles.«

»Ja ihr seid durcheinander, sehr sogar. Sagt dir der Name Klay etwas, oder Kjell und Yanét?« fragte sein Vater leise.

»Woher weißt du von den Namen?«

»Weil ich die Personen kenne, wahrscheinlich, wie es aussieht, besser als diese selbst. Oder seh ich das falsch, Klay?«

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