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Der Sohn

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Gedämpft drangen die Stimmen aus dem Esszimmer an sein Ohr. Schmeicheleien. Denn Investoren muss man sich warmhalten. Und Investoren müssen die perfekte Familie sehen. Um Vertrauen zu fassen.

Die perfekte Familie. Das war wohl auch der Grund, warum er nicht unten am Tisch saß. Ein schwuler Punkrocker passte nicht in die Welt von Geschäftsessen und Aktionären und seine Eltern mussten Geld auftreiben für die Firma. Um ihn zu ernähren. Sie taten es für ihn.

Er rang sich ein Lächeln ab.

Oh ja, der Sohn spielt auch Klavier, ertönte die Stimme seiner Mutter. Sie müssten es hören: Beethoven, Haydn – wunderschön, wunderschön.

Er spielte Klavier. Seit sechs Jahren. Allein in seinem Zimmer.

Er nahm Klavierunterricht. Seit sechs Jahren. Auf Wunsch seiner Eltern. Um Geld aufzutreiben für die Firma.

Punkrock. Er machte sich Musik an, leise genug, um das Essen nicht zu stören, und laut genug, um das Gespräch von unten nicht zu hören, so hoffte er.

Er legte sich aufs Bett, versuchte zu entspannen, vernahm die Stimme seines Vaters: Der Sohn ist gut in der Schule, sehr gut. Er wird später einmal meine Firma übernehmen.

Die Politikarbeit lag auf seinem Schreibtisch. Eine Fünf. Die hatte er seinen Eltern nicht gezeigt, denn er sollte eines schönen Tages die Firma übernehmen. Sehr gut in der Schule der Sohn, sagte der Vater.

Ich heiße Manuel, dachte er, Manuel.

Nachwort

Anmerkung des Autors: Diese Kurzgeschichte ist ursprünglich für meinen Deutsch-LK entstanden, wobei ich eine winzige Kleinigkeit weggelassen habe (ratet mal welche), was meiner Meinung nach den Lauf der Geschichte jedoch nicht beeinflusst.

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