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Basti und die Feiertagsüberraschung

Weihnachtschallenge 2014

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Inhaltsverzeichnis

1 - Outing

Müde kehrte ich zurück in meine kleine 2-Zimmer-Wohnung. Nach der Arbeit war ich noch auf einen Sprung in den Supermarkt gegangen, um mir etwas zu Essen einzukaufen. Wir hatten Anfang Dezember und wie jedes Jahr um diese Zeit, begannen die Menschen verrückt zu spielen. Ich war froh, dass unsere Familie, seit mein Bruder und ich erwachsen waren, sich nicht mehr an diesem Spiel beteiligten.

Ach ja, mein Name ist übrigens Basti, besser Sebastian. Ich bin 23 Jahre alt, 186 cm groß, schlank, habe braune lockige Haare, die mir bis über die Ohren reichen und dachte immer ich sehe gut aus. Na ja, scheinbar doch nicht so ganz, denn warum sonst hätte sich bis heute noch kein Boy in mich verliebt. Ja, ich bin schwul, ungeoutet und sehne mich nach einem Freund. Ich habe eine Ausbildung zum Elektrotechniker gemacht und hier in der Stadt eine tolle Anstellung gefunden. Mein Elternhaus befindet sich ungefähr 80 km von hier auf dem Land. Einen Bruder habe ich noch, Marco, er wohnt auch hier in der Stadt und hat Einzelhandelskaufmann gelernt. Marco ist Hetero, wohnt mit seiner Freundin zusammen und ist 2 Jahre älter wie ich und weiß wie meine Eltern nicht, dass ich auf Jungs stehe.

Ich brachte also meine Einkäufe in die Küche und räumte die Lebensmittel, die ich eingekauft hatte, in den Kühlschrank und in die Schränke. Dann ging ich ins Bad. Eine warme Dusche sollte mir jetzt gut tun, kalt war es geworden, na ja, wir hatten Dezember, da war das ja eigentlich normal, aber ich stand mehr auf den Sommer. Da konnte man so herrlich die gutaussehenden Typen in eng anliegenden T-Shirts und kurzen Hosen mit den Augen vernaschen. Jetzt im Winter war jeder dick vermummelt und man konnte nur erraten, was sich unter der dicken Kleidung verbarg.

Als ich mir das warme Wasser über den Kopf rieseln ließ, fühlte ich mich gleich wohler. Ich genoss es, das warme, fast heiße Wasser über meinen Körper rieseln zu lassen. Wie gerne würde ich jetzt mit jemanden zusammen duschen, meinen Körper an seinen Körper reiben, ihn küssen, während das Wasser über unsere Köpfe rieselt, ihm den Rücken einseifen. Ich öffnete die Augen und schaute an mir herunter, der kleine Basti war von meinen Gedanken so angetan, dass er den Kopf gehoben hat und sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet hat. Ich griff nach dem Duschgel und begann meinen Kleinen, besser gesagt, jetzt großen Freund einzuseifen, der dadurch sehr schnell anfing zu zucken. Ich lehnte mich an die Wand, legte den Kopf in den Nacken und wurde immer schneller in meinen Bewegungen. So dauerte es auch nicht lange, bis ich anfing zu stöhnen und in mehreren kräftigen Schüben klatschte die weiße Soße an die Duschwand. Ich seifte mich nochmals ein und beseitigte die Spuren meines Orgasmus’ auf der Haut und an der Wand. Dann war es Zeit aus der Dusche zu treten, denn meine Haut begann schon aufzuquellen. Ich trocknete mich ab und schlüpfte in meinen Jogginganzug, machte mir schnell noch einen Wintertee und kuschelte mich im Wohnzimmer auf mein Sofa.

Wieder stieg dieses Gefühl der Einsamkeit in mir auf, gerade in dieser heimeligen Jahreszeit fiel es mir besonders schwer, alleine zu sein. Auch sprechen konnte ich mit niemanden darüber, meine Familie wusste nicht, dass ich schwul bin. Ich hatte immer Angst vor der Reaktion meiner Eltern und meines Bruders, wenn sie das erfahren würden. Dann mit Beginn der Ausbildung und dem Umzug in die Stadt erübrigte sich das. Hier lebte ich, was mein Sexleben angeht, soweit es das gab, völlig anonym. Ich hatte bisher noch keine feste Beziehung gehabt, das längste waren zwei Wochen mit Dirk, aber das war eigentlich keine Beziehung, wir waren einfach geil aufeinander und wenn wir uns getroffen hatten, dann bei ihm oder bei mir im Bett und ich ließ mir von ihm das Hirn rausvögeln. Nach zwei Wochen war die Geilheit dann so abgeflacht, dass wir uns nicht mehr trafen. Ich hatte Dirk im Minotaurus aufgegabelt. Eine Gaydisco, in der ich schon so manche Bettbekanntschaft aufgerissen hatte, aber eben nur etwas fürs Bett, Mr. Right war da leider nicht dabei gewesen. Auf der Arbeit war auch niemand der mir gefiel, außerdem war da bestimmt oder besser gesagt hundertprozentig keiner von denen schwul.

Während ich so dalag und meinen Gedanken nachhing, klingelte mein Telefon. Ich nahm den Hörer und sah auf das Display. „Hallo Marco“, begrüßte ich meinen Bruder. „Hallo Kleiner“, begrüßte er mich. Das „Kleiner“ konnte ich ihm einfach nicht abgewöhnen. Er war zwar etwas größer wie ich, aber ich kam mir immer irgendwie komisch bei dieser Anrede vor.

„Wir wollten dich fragen, ob du Freitag mit ins Green Door gehst?“

Das Green Door war eine Disco mit, na ja sagen wir mal gemischtem Publikum. Eigentlich Hetero, aber es waren immer einige Schwule dabei und eigentlich war es ein netter Schuppen, gemütlich, coole Mucke. Also sagte ich zu und mein Bruder wollte mich abends abholen. Eigentlich war ich ihm dankbar, sonst wäre ich bestimmt wieder das Wochenende im Frustbad daheim geblieben.

Die nächsten zwei Tage verliefen unspektakulär. Am Freitag hatte ich um 15 Uhr Feierabend und freute mich auf den Abend. Den Nachmittag verbrachte ich auf dem Sofa und nach einer ausführlichen Dusche, allerdings diesmal ohne mir Erleichterung zu verschaffen, begann ich mich für den Abend aufzubrezeln.

Ich zog eine hellblaue Jeans aus dem Schrank, die einiges an kunstvoll gestalteten Löchern aufzuweisen hatte und ein enges, halbdurchsichtiges T-Shirt an. Na ja, das Shirt gefiel mir zwar, aber ich wollte auf keinen Fall offensichtlich schwul rüberkommen. Die Hose war ok, aber ich zog dann doch lieber ein einfaches T-Shirt mit Aufdruck an.

Zufrieden schaute ich in Spiegel. Vielleicht konnte ich ja jemanden aufreißen und wenn es schon nicht Mr. Right war, dann wenigsten einen One Night Stand um Druck abzubauen.

Ich war gerade fertig, als es an der Tür klingelte, ich betätigte den Türöffner und kurz darauf standen mein Bruder Marco und seine Freundin Katrin bei mir im Flur. Mein Bruder nahm mich in den Arm und ich konnte mich gerade noch davor retten, dass er meine mühevoll gestylte Frisur als Begrüßung zerstörte. „Hallo Basti“, Katrin nahm mich in den Arm und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich mochte sie echt gerne. Für eine Frau sah sie klasse aus, hatte Charme und Grips und man konnte sich super mit ihr unterhalten. Keine Ahnung wie mein durchgeknallter Bruder so eine Frau abgreifen konnte, aber die beiden waren jetzt schon seit zwei Jahren zusammen und ich freute mich für ihn.

Marco ging in die Küche und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank, dann ließ er sich auf mein Sofa plumpsen und grinste mich an. Ich machte Katrin und mir noch schnell einen Tee. Ich selbst wollte noch keinen Alkohol und Katrin hatte sich angeboten, heute Chauffeur zu spielen.

Als wir dann zu dritt im Wohnzimmer saßen, grinste mein Bruder immer noch und meinte, „Na was macht die Liebe?“

„Die ist im Stau steckengeblieben“, meinte ich. „Langsam wird es aber Zeit dass du auch mal eine abgreifst, sonst wird dein Samen flockig“, frotzelte er und Katrin schüttelte den Kopf. „Ne im Ernst“, fuhr er fort, „so langsam wird es Zeit, dass du dein Junggesellendasein aufgibst, meinst du nicht?“

Ich sagte gar nichts darauf, sondern warf ihm nur einen strengen Blick zu. Ich wechselte das Thema und fragte: „Fahrt ihr am 24. zu unseren Eltern ?“

„Mal sehen“, antwortete er, „Katrins Eltern sind im Urlaub, wahrscheinlich schon, kommst du auch?“

„Denke schon“, grummelte ich, „was sollte ich auch sonst machen, die Festtage daheim versauern?“

Damit war das Thema erledigt und wir machten uns auf den Weg ins Green Door. Es war zwar erst 21 Uhr, aber es war schon jede Menge los. Wir fanden noch eine Sitzecke von der aus man einen guten Überblick über die Tanzfläche und die Bar hatte und ließen uns in die Polster fallen. „Was wollt ihr trinken?“, fragte Katrin. Bald darauf kam sie mit zwei Bier und einer Cola von der Bar zurück und setzte sich wieder zu uns.

Ich nuckelte an meinem Bier und schaute mich um. Mein Gaydar hatte noch nicht reagiert und sah auch niemanden, der mein Singledasein beenden könnte. Während ich meine Blick von links nach rechts lenkte, spürte ich plötzlich den Blick von Katrin und als sich unsere Blicke kreuzten, schaute sie mich fragend aber lächelnd an. „Na schon jemanden ausgemacht?“, fragte sie immer noch lächelnd. Ich lief rot an und sagte nur „Nö“.

Dann stand ich auf und begab mich auf die Tanzfläche, um weiteren Fragen zu entgehen. Schon komisch, immer wenn das Thema auf Partnerschaft oder Liebe kam, schaute sie mich so fragend, wissend an – als ob sie was ahnte. Frauen sind da ja bekannter Weise wesentlich feinfühliger. Ich beschloss mir darüber weiter keinen Kopf zu machen und begann mich auf der Tanzfläche auszutoben. Wie ich mich so herumdrehte, sah ich plötzlich ein paar Meter weiter einen Typen tanzen, der mein Blut in Wallung brachte. Blonde, mittellange Haare, stahlblaue Augen, eine Figur zum Dahinschmelzen, weiße Jeans und ein schwarzes Netzhemd drüber und ich wollte nicht zu schwul rüberkommen. Ha, das hier war wohl noch ne Nummer verschärfter, aber der Schnuckel war einfach endgeil. Ich starrte den Typen an, immer in der Hoffnung mal einen Blick von ihm zu erhaschen, aber den Gefallen tat er mir nicht. Ich beobachtete ihn eine Weile, um mit Genugtuung festzustellen, dass er alleine auf der Tanzfläche war. Inzwischen begann ich schon fast zu sabbern und hatte schon Gänsehaut. Also bewegte ich mich langsam tanzender Weise auf ihn zu und versuchte ihn weiter mit meinem Blick, den er immer noch nicht erwiderte, zu hypnotisieren.

Ich war nun bis auf zwei Meter an ihn herangekommen und betrachtete seine Rückansicht. Der Hintern, der sich da in seiner engen Jeans abzeichnete, war einfach göttlich. Was hätte ich in dem Moment darum gegeben, ihn einmal streicheln zu dürfen. Ich glaube in dem Moment fing ich wirklich an zu sabbern und in meiner Hose wurde es langsam eng. Da drehte sich der Typ plötzlich um und schaute mir direkt in die Augen. Ich zerfloss förmlich, als ich in seine stahlblauen Augen sah. Von der Nähe sah der Junge, der in meinem Alter sein musste, einfach göttlich aus. Er sah mich eine Weile an und lächelte. Mein Gott, er lächelte mich an, ich bekam Hitzewallungen, irgendwie hatte ich das Gefühl, das sich die Knöpfe von meiner Jeans gleich verabschieden würden und der kleine Basti mit einem großem Hallo seinen Weg ins Freie fand. Gerade als ich mir lasziv über die Lippen lecken wollte und ihm zuzwinkern wollte, schob sich hinter mir ein Blondchen vorbei, stellte sich zwischen mich und meinen Mr. Right, drückte ihre für meinen Geschmack viel zu großen Titten an ihn ran und sagte. „Hallo mein Schatz“, worauf Mr. Right sie umarmte und begann mit seiner Zunge ihre Mandeln zu polieren.

Wäre ich betrunken gewesen, so wäre jetzt der Augenblick gekommen auf einen Schlag nüchtern zu werden. Mit einem Schlag verschwanden alle Glücksgefühle, der Druck in meiner Jeans war verschwunden, sabbern konnte ich auch nicht mehr, weil mein Mund total trocken war. Ich stand da und gaffte nur doof. Oh Gott, hoffentlich sieht mich jetzt keiner, dann drehte ich mich um und wankte zur Bar, wo ich mich auf einen Barhocker fallen ließ und einen Caipirinha orderte. Der Barkeeper schaute mich mitleidig an und ließ etwas mehr Cachaça wie üblich ins Glas fließen.

Mein Gott, wie kann man sich so zum Affen machen, wenn die Hormone spinnen. Nicht auszudenken, wenn ich ihn weiter angemacht oder gar angesprochen hätte. Als ich so in mich gesunken da saß, spürte ich plötzlich wie jemand den Arm um mich legte und mich fragte: „Na Basti, alles klar?“ Ich drehte mich um und schaute in das Gesicht von Katrin, die mich besorgt anschaute. „Ja klar, alles in Ordnung“, sagte ich und spürte dabei, wie sich meine Augen mit Tränen füllten.

„Mensch Basti“, sagte sie, „ich habe doch gesehen was auf der Tanzfläche war, hör doch endlich auf dich zu verstecken und uns was vorzumachen.“

Ich schaute sie nun total entgeistert an und fragte nur blöde: „Wie meinst du das?“ Sie lächelte und meinte nur: „Auch du wirst noch den richtigen finden.“

Hatte ich das gerade richtig verstanden? Ich traute mich nicht sie anzusehen und fragte nur „du weißt, dass ich …..?“

„Schwul bist“, vollendete sie meinen Satz als ich herumfuhr, dabei das Caipirinha-Glas, das Gott sei Dank fast leer war, von der Theke fegte, sie ungläubig anstarrte und stammelte „Wo…woher weißt du?“

„Ach Basti, meinst du ich bin blind, ich habe schon lange gemerkt was mit dir los ist, so wie du den Typen hinterher gaffst, mit sehnsüchtigem Blick, da braucht man nur eins und eins zusammenzuzählen.“

Mir schoss nun wieder mal alles Blut in den Kopf, wenn ich jetzt an der Straße stehen würde, würde sicher jeder Autofahrer stoppen, weil wer mich mit einer roten Ampel verwechselt hatte. „Ist das so offensichtlich?“ Dann wurde es mir nochmal heiß, „weiß Marco auch, dass…?“

„Er vermutet es, ist sich aber nicht ganz sicher gewesen, du solltest mal mit ihm reden.“

„Meinst du?“, fragte ich, „ich habe immer Angst vor seiner Reaktion gehabt.“

„Ich glaube, da brauchst du keine Angst zu haben.“

In dem Moment kam Marco dazu und fragte uns was los sei und was wir so geheimnisvolles zu besprechen hätten. „Nichts besonderes“, sagte Katrin und verschwand auf der Tanzfläche, nicht ohne mir vorher aufmunternd zu zuzwinkern.

„Man siehst du scheiße aus, irgendwas ist doch passiert, ich besorg uns erst mal was zum Trinken“, sagte mein Bruder und bestellte zwei Caipis.

Als ich den Alkohol langsam zu spüren begann und ich mich etwas beruhigt hatte, sah mich Marco an meinte, „so und nun raus mit der Sprache, was ist los?“

„Na ja,…“, begann ich rumzudrucksen, „da ist etwas, das ich dir schon eine ganze Weile sagen wollte, ich bin…“, dann blieb mir die Stimme weg und ich musste schlucken.

„Du bist was“, fragte mich Marco und legte zärtlich den Arm um mich.

Ich nahm nun meinen ganzen Mut zusammen und sprach die Worte, die ich bislang nur zu mir selber gesagt hatte, das erste Mal jemand anderem gegenüber aus. „Ich bin schwul“, presste ich mühsam heraus.

Jetzt war es heraus und gleich würde Marco angewidert seinen Arm wegziehen und mich alleine sitzen lassen. Aber nichts dergleichen geschah. Marco nahm mich stattdessen ganz fest in den Arm, drückte meinen Kopf an seine Schulter, streichelte über meinen Kopf und meinte nur: „Na und, das hättest du mir ruhig schon früher sagen können, hab ich eh schon vermutet.“

Ich schaute ihn ungläubig an und fragte nur „und es macht dir nichts aus?“

„Ach Kleiner, ich hab dich lieb, du bist mein Bruder und mir ist es scheißegal wen du vögelst oder von wem du dich vögeln lässt.“

Mein Bruder redete schon von je her wie ihm der Schnabel gewachsen war. Bei dem Spruch musste ich jetzt aber doch lachen und umarmte ihn und sagte nur Danke.

Dann nahm er mich bei der Hand, zog mich auf die Tanzfläche zu Katrin. Die lächelte mich an, strich mir eine Träne von der Backe und sagte nur „Siehst du“.

Es war dann noch ein richtig schöner Abend. Ich hätte mir nie vorstellen können, was das für ein befreiendes Gefühl sein würde mich zu outen und mich nicht mehr verstecken zu müssen. Gut angeheitert und vom vielen Tanzen recht kaputt, verließen wir gegen drei in der Frühe das Green Door und Katrin beschloss, dass ich mit zu ihnen kommen sollte und im Gästezimmer schlafen sollte. Sie wollte nicht, dass ich jetzt alleine in meiner Wohnung war. Also fuhr sie zu ihrer Wohnung, dort angekommen richtete sie noch das Gästebett. Ich zog mich aus, ließ mich hineinfallen und bin augenblicklich zufrieden eingeschlafen.

2 – böses Erwachen

Irgendwie roch es hier nach Kaffee, dachte ich, als ich am nächsten Tag aufwachte, ich streckte mich wohlig und ging ins Esszimmer wo Marco und Katrin saßen und mich angrinsten. „Na Kleiner, auch Kaffee“, fragte Marco.

„Wie spät ist es denn?“

„Halb elf“, antworte Marco. Ich ging ins Bad um zu duschen.

„Im Bad liegt was frisches zum anziehen“, rief mir Katrin noch nach.

Frisch geduscht, die Klamotten von meinem Bruder, welch mir Katrin zurechtgelegt hatte, passten auch, bis auf die Jeans, aber da konnte ich ja meine eigene anziehen.

Dann saßen wir gemeinsam am Tisch und frühstückten. Die beiden waren auch noch nicht so lange auf. Der heiße Kaffee tat allen gut und langsam kamen auch die Lebensgeister zurück.

Marco und Katrin fanden es toll, dass ich mich geoutet hatte. „Jetzt müssen wir nur noch den passenden Mann für dich finden“, meinte Marco und grinste. „Nichts da“, den such ich mir schon selber raus“, sagte ich nur.

„Wissen es eigentlich Mama und Papa?“

„Nein, aber ich glaube an den Festtagen, wenn wir alle zusammen sind, werde ich es ihnen sagen.“

„Meinst du, das ist wirklich eine gute Idee?“ fragte mich Katrin. „Ich meine, ob das der richtige Zeitpunkt ist?“

„Ich weiß“, sagte Marco, „wir wollten doch morgen eh rüberfahren, wie wär‘s wenn du mitkommst und wir fühlen mal vor, wenns gut geht, kannst du es ihnen ja morgen sagen, dann ist es raus.“

Ich überlegte kurz und meinte dann, „vielleicht ist es so am besten, je eher desto besser, was soll schon passieren.“

Also war es beschlossene Sache, morgen würden wir zusammen zu unseren Eltern fahren und ich würde ihnen endlich sagen, dass sie von mir nicht mit Enkelkindern rechnen könnten.

Wir verabredeten, dass Marco mich morgen gegen 10 Uhr abholen würde. Dann machte ich mich auf den Weg, ich wollte mit der Straßenbahn fahren und unterwegs noch etwas einkaufen. Irgendwie fühlte ich mich befreit, es war in letzter Zeit immer schwerer geworden, meine Gefühle zu verstecken und den Fragen, ob ich denn nun endlich eine Freundin hätte, auszuweichen oder sie zu überspielen. Nun brauchte ich mich wenigstens vor meinem Bruder und dessen Freundin nicht mehr zu verstecken. Das war doch schon mal ein Anfang und es war viel leichter als ich es mir vorgestellt hatte. Die beiden hatten so klasse reagiert, ich freute mich.

Ich beschloss für meine Eltern als Mitbringsel für morgen zwei Flaschen Wein einzukaufen. In einem kleinen Geschäft war schnell das passende gefunden. Als ich an der Kasse stand, stand vor mir ein Typ der ungemein gut roch, war das ein Duft, ein tolles Parfum dachte ich und ging mit meinem Kopf näher um den Duft tief einzuatmen, in dem Moment drehte er sich um und wir sahen uns direkt in die Augen, kurz blieben unsere Blicke aneinander kleben, er lächelte verlegen und schob sich mit einem „sorry“ an mir vorbei und verließ den Laden. Schnell bezahlte ich den Wein und stürzte hinterher auf die Straße, aber der Typ war weg. In dem Moment fiel mir die Szene von gestern Abend ein, was machte ich denn eigentlich, wollte ich mich schon wieder zum Affen machen?

Inzwischen war es später Nachmittag und ich schlenderte zur nächsten Haltestelle um nach Hause zu fahren. Dort angekommen haute ich mich aufs Sofa und schlief ziemlich schnell ein.

Als ich wieder aufwachte, war es stockdunkel, ich schaute auf die Uhr und es war bereits halb zehn. Mein Magen machte sich bemerkbar und ich setzte schnell ein paar Spaghetti auf und zauberte eine Tomatensoße dazu. Damit ausgerüstet machte ich es mir auf dem Sofa bequem und schaltete den Fernseher ein. Irgendwann wurde ich dann wieder so schläfrig, ich ging ins Bad um mich für die Nacht zu richten. Dann ging ich ins Bett und es dauerte nicht lange, da war ich fest eingeschlafen.

Pünktlich um zehn Uhr am nächsten Tag klingelte es an der Tür und durch die Sprechanlage tönte mein Bruder, ob ich fertig sei und gleich runterkommen könnte.

Fünf Minuten später saßen wir zu dritt im Auto und waren auf dem Weg zu meinen Eltern.

„Ich habe Mum gestern Bescheid gegeben, dass du auch mitkommst, sie freut sich“, sagte Marco, „bist du aufgeregt, willst du das heute echt durchziehen?“

„Klar will ich“, antwortete ich, „sie werden mir schon nicht den Kopf abreißen.“

„Hm“, kam es von meinem Bruder und er und Katrin schauten sich kurz an.

Eigentlich hatten wir immer ein ganz gutes Verhältnis zu unseren Eltern. Mein Vater war Geschäftsführer in einem großen Produktionsbetrieb für Spezialmaschinen, meine Mutter musste nicht arbeiten und ging im Haushalt und Garten auf. Sie hatten vor ein paar Jahren das Haus gekauft, eigentlich viel zu groß für die Beiden, aber sie fühlten sich wohl und das Haus war bezahlt. Geld war also genug da, wenn wir Kinder auch nicht übermäßig davon profitierten, denn unser Vater war der Meinung, wenn wir etwas Besonderes haben wollten, mussten wir selber schauen wie wir das bekamen. Na ja, ansonsten waren die beiden eher konservativ eingestellt und auch so erzogen worden. Diese Erziehung ließen sie auch uns angedeihen. Ich weiß noch wie Marco sich mit 16 die Haare wachsen ließ, Oh my God, mein Vater was not amused und sprach wochenlang kein Wort mit meinem Bruder.

Jetzt wo ich so zurückblickte, war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, dass meine Eltern cool auf mein Outing reagieren würden, ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit und ich war mir plötzlich nicht mehr so sicher, dass ich es ihnen heute sagen würde, als mein Bruder auch bereits in die Einfahrt zum Haus einbog und kurz darauf den Wagen parkte. Meine Mutter hatte uns schon kommen hören und kam uns entgegen.

„Ist das schön, dass ihr da seid“, freute sie sich und fiel uns nacheinander an den Hals. Im Haus saß mein Vater in seinem Büro und war am arbeiten, ja, auch am Wochenende, scheinbar glaubte mein Vater, dass die Firma zusammen brechen würde, wenn er mal nicht arbeitete. Er erhob sich aus dem großen schwarzen Ledersessel und begrüßte uns förmlich, um gleich danach wieder in seinen Papieren zu versinken.

Meine Mutter quetschte uns dann aus, wie es denn so laufe, beruflich, ob alles in Ordnung sei, während sie weiter um den Herd wuselte und das Essen zubereitete.

Im Kamin brannte ein Feuer, das Haus war winterlich dekoriert und man spürte und sah überall, dass die Feiertage nicht mehr weit sein konnten.

Dann saßen wir alle gemeinsam am Esstisch. Auch mein Vater hatte sich vom Schreibtisch losreißen können und so begannen wir uns Rinderbraten, Spätzle und Salat auf die Teller zu packen. Meine Mutter ist eine ausgezeichnete Köchin müsst ihr wissen. Es schmeckte auch vorzüglich, mein Vater hatte eine Flasche Rotwein aufgemacht und den ließen wir uns zum Braten munden. Als ich meinen Teller das zweite Mal leergemacht hatte und wir vollgefressen bei einer Tasse Kaffee um den Tisch saßen, fragte meine Mutter: „Und Sebastian, hast du auch schon eine Freundin gefunden?“

Ich musste schlucken, Marco und Katrin sahen mich erwartungsvoll an, jetzt war es also soweit, wenn ich jetzt wieder um den heißen Brei herumreden würde, dann würde ich auch wieder unverrichteter Dinge gehen.

Verlegen schaute ich auf das Tischtuch und malte mit dem Finger darauf herum. Mittlerweile schauten mich auch meine Eltern, wahrscheinlich weil ich nicht gleich antwortete, fragend an.

„Nein“, brachte ich mühsam hervor, „und da wird es wohl in Zukunft auch keine geben.“ Erwartungsvoll schaute ich in die Runde, mein Vater schaute mich fragend mit gerunzelter Stirn an, meine Mutter meinte nur, „na, na, na, dir wird schon noch die Richtige über den Weg laufen.“

„Eher DER Richtige“, brachte ich hervor, dann verschluckte sich meine Mutter am Kaffee und mein Vater starrte mich ungläubig an. „Was…, was soll denn das heißen?“, stammelte meine Mutter.

Jetzt war es also so gut wie raus nur noch ein Satz…

„Ich bin schwul“, sagte ich, gespannt was jetzt kommen würde. Und was da kam, damit hätte ich im Traum nicht gerechnet.

Mein Vater schaute mich an, seine Augen waren irgendwie wie tot, blitzten aber irgendwie, was mir Angst machte. Meine Mutter starrte mich an, die Tränen schossen ihr in die Augen, dann begann sie wie eine Furie den Tisch abzuräumen und raste heulend zwischen Tisch und Küche hin und her. Als sie als letztes die Salatschüssel abräumte und diese mit einem lauten Knall auf die Spüle beförderte, kam sie zurück an den Tisch starrte mich an und schrie „das ist doch nicht wahr, wie kannst du uns so was antun?“

Ich war starr vor Schreck, das war doch wohl ein schlechter Film hier, hilfesuchend schaute ich zu Marco, aber der guckte nur ungläubig in die Runde, wahrscheinlich konnte er auch nicht glauben, was hier gerade abging.

Ich sagte nur „doch, das ist wahr und ich habe mir das nicht ausgesucht“, nichtahnend was ich mit diesem Satz auslösen würde.

Meine Mutter schlug mit der Faust auf den Tisch, so stark, dass aus der Tischdekoration zwei goldene Kugeln heraussprangen und über die Tischkante ihren Weg auf den Boden suchten, wo sie auf dem Fliesenboden zersprangen.

„Das ist doch krank“, meldete sich jetzt auch mein Vater zu Wort. Marco schaute ungläubig auf und versuchte zu vermitteln, „also hört mal, wo ist denn jetzt das Problem, was ist denn schlimm daran, dass Basti schwul ist?“

„Du hältst dich da raus“, polterte mein Vater los, „dieses Wort will ich in meinem Haus nicht mehr hören.“ Ich konnte es nicht glauben, das war wirklich ein ganz schlechter Film. „Dann willst du mich ja wohl auch nicht mehr in diesem Haus sehen?“, fragte ich jetzt aufgebracht und provozierend.

Mein Vater schaute mich an und sagte nur eiskalt „Nein“. Ich schaute meine Mutter an, die heulend dasaß. Sie stammelte nur, „da muss man doch etwas machen können, da gibt es doch sicher Ärzte dafür, nein diese Schande.“ Wobei sie mir noch nicht einmal in die Augen schauen konnte.

Ich stand langsam auf und schaute meine Eltern an. Ich konnte nicht glauben, was hier passierte, inzwischen stieg die pure Wut in mir hoch und ich schrie heraus, „Wenn das alles ist, was ihr dazu zu sagen habt, dann sollte ich wirklich besser gehen, aber glaubt bloß nicht, dass ihr mich dann nochmal wiederseht. „Raus hier“, war der einzige Kommentar meines Vaters. Wutentbrannt ging ich in die Diele, griff mir meine Jacke und wollte gerade das Haus verlassen, als mich Marco am Arm packte und mich zurück ins Wohnzimmer schob.

Katrin war auch schon aufgestanden und stand jetzt neben uns. „Das ist doch wohl nicht Euer Ernst, was glaubt ihr eigentlich, ich fasse nicht was ihr da für einen Scheiß von euch gebt“, sagte mein Bruder. Jetzt fuhr mein Vater herum und starrte Marco an, „was fällt dir eigentlich ein so mit uns zu reden und überhaupt, du bist doch normal und verteidigst so was?“

Marco schluckte nur und sagte langsam: „Jetzt reicht’s, was seid ihr nur für Eltern, wenn ihr Basti rausschmeißt, dann seht ihr mich auch nicht wieder, die einzigen die hier nicht normal sind, seid ja wohl ihr und spar dir deine Kommentare. Kommt wir gehen.“ Damit drehten wir uns um, nahmen unsere Jacken und verließen das Haus.

„Schöne Feiertage, lebt wohl“, schrie Marco noch ins Haus und knallte die Tür zu.

Ich war wie versteinert, langsam erfasste ich erst, was da gerade passiert ist. Als wir die Einfahrt verließen und auf der Straße waren, brach ich mit einem Heulkrampf auf der Rückbank zusammen. Marco hielt an und nickte Katrin zu, die ausstieg und bei mir hinten wieder einstieg. Sie nahm mich in den Arm und Marco fuhr weiter. Ich schluchzte und Katrin hielt mich einfach nur fest im Arm. So langsam beruhigte ich mich und bald schon kamen wir an meiner Wohnung an. „Du holst dir jetzt ein paar Klamotten, Duschsachen und auch was fürs Geschäft morgen und kommst mit zu uns und keine Widerrede“, sagte Marco.

Ich wollte gar nicht widersprechen, ich war viel zu froh, nicht alleine bleiben zu müssen. Schnell war die Tasche gepackt und wir fuhren zu Marco nach Hause.

Katrin setzte Tee auf und als wir jeder eine Tasse schweigend getrunken hatten, bedankte ich mich bei den Beiden. „Aber ihr hättet wegen mir nicht mit den Eltern brechen müssen“, meinte ich.

Jetzt platzte es aus Marco heraus: „Diese Vollidioten, was glauben die eigentlich und auf was für einem Stern leben die eigentlich, glaubst du ich will da noch mal hin, wenn die so ne Einstellung haben, nein mir tut es leid, dass ich dir das angetan habe, schließlich habe ich dir ja dazu geraten und dich mit zu den Deppen geschleift, ich kann immer noch nicht glauben, was da heute passiert ist.“

„Ich hätte auch niemals gedacht, dass die so reagieren würden, das ist ja finsteres Mittelalter“, meinte nun auch Katrin, „nun brauchen wir uns um die Feiertagsgestaltung wenigstens keine Gedanken mehr zu machen und Mitbringsel müssen wir auch nicht mehr kaufen, schon Geld gespart. Meine Eltern sind im Urlaub und so werden wir uns hier ein paar schöne Tage machen und du feierst bei uns – keine Widerrede“, sagte sie mich fest anschauend.

Ich musste schlucken und schon kündigte sich die nächste Flutwelle an, die auch gleich darauf aus meinen Augen ihren Weg ins Freie suchte. Ich hasste das, mein Gott, war ich eine Heulsuse, mir war bislang gar nicht aufgefallen, wie nah ich am Wasser gebaut war. Diesmal nahm mich Marco in den Arm. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und sagte nur, „vergiss die Alten, die werden schon wieder zur Vernunft kommen, wirst sehen irgendwann kommen die angekrochen, wir lassen dich jedenfalls nicht hängen, so und jetzt ist genug Trübsal geblasen, wir gehen jetzt aufs Winterdorf und essen dort was.“

So machten wir uns auf und gingen zu Fuß zum Winterdorf. Der Spaziergang durch den kalten Winterabend tat uns gut, irgendwie roch es nach Schnee. Auf dem Winterdorf erwartete uns heimeliger Lichterglanz und es duftete nach Bratwürsten und Glühwein, den wir auch als erstes besorgten und uns schmecken ließen. Nach einem Bummel durch die vielen Buden und einigen Bratwürsten und Pommes, machten wir uns leicht angeheitert auf den Heimweg und konnten dank einiger Glühweine sogar schon wieder etwas lachen.

3 – neue Wege

Inzwischen war es Mitte Dezember geworden. Ich war nach zwei Tagen wieder zu mir nach Hause gegangen und hatte das Erlebnis mit meinen Eltern einigermaßen weggesteckt. Marco hatte ja gehofft, dass sich zumindest meine Mutter melden würde, aber da hatten wir falsch gedacht. Es herrschte absolute Funkstille. Nun war Freitag – Wochenende. Ich beschloss mal wieder ins Green Door zu gehen. Diesmal wollte ich mich aber etwas mehr aufstylen, also hatte ich für den Nachmittag noch einen Friseurtermin ausgemacht und nun saß ich auf dem Stuhl im Friseursalon und wusste auf die Fragte des Meisters, „was soll‘s denn sein“, keine Antwort. „Irgendwas modisches, flottes“, antwortete ich. „Ok, darf’s auch etwas Farbe sein? Strähnchen würden dir super stehen und dazu das ganze etwas kürzer und fransiger.“ „OK“, antwortete ich, „Friseure kann man ja verklagen“, sagte ich mit einem Zwinkern.

Nach zwei Stunden schaute ich in den Spiegel und mein Friseur schaute zufrieden auf mein lächelndes Gesicht. Ich fand ich sah klasse aus, kein Vergleich mit vorher. Zufrieden machte ich mich auf den Heimweg, unterwegs warf ich mir beim gelben M noch was zum Essen ein, um mich dann auf meinem Sofa noch etwas auszuruhen. Gegen neun suchte ich mir dann meine Klamotten zusammen.

Meine Jeans mit den Löchern vom letzten Green Door Besuch, aber oben sollte es diesmal ein hautenges Shirt mit Nyloneinsätzen sein, die meine Brustwarzen durchschimmern ließen. Dazu ein paar Chucks und als ich dann in den Spiegel schaute, war ich sehr zufrieden mit dem was ich da war. „Also Basti“, sagte ich zu meinem Spiegelbild, „ich würde mich in dich verlieben“. Ich musste nun selbst lachen und machte mich auf den Weg.

Kurz überlegte ich noch, ob ich nicht ins Minotaurus gehen sollte, die Gay-Disco in der Stadt, aber da hatte ich immer nur One Night Stands aufgerissen und ich wollte doch endlich einen festen Freund. Die Chancen, dass Mr. Right im Green Door mal wieder Hetero war oder gar nicht da war, waren zwar groß, aber ins Minotaurus konnte ich ja immer noch gehen.

Im Green Door angekommen, besorgte ich mir erst mal ein Bier und schaute mir das Treiben auf der Tanzfläche an. Wenn mein Gaydar richtig funktionierte, waren heute einige Schwule da. Als erstes fielen mir die beiden Typen mit den weißen Hosen, durch die jeweils ein String hindurch schimmerte, auf. Beide standen mit abgewinkelten Ellenbogen und gebrochenen Handgelenken am Rand der Tanzfläche und stierten ein paar Jungs an, die sich mit ihren Freundinnen auf der Tanzfläche vergnügten und zugegebenermaßen endgeil aussahen, aber nun mal hundertpro hetero waren, so wie die mit den Mädels rumknutschten. Die beiden Tucken fingen schon an zu sabbern und ich musste innerlich grinsen.

Dann stürzte ich mich auch auf die Tanzfläche und tobte mich aus. Eine halbe Stunde später und schon recht verschwitzt, bekam ich plötzlich einen Geruch in die Nase, der mir bekannt vorkam, ich wusste nur nicht woher, wo hatte ich diesen Duft schon mal gerochen? Als ich mich umdrehte, wusste ich woher, vor mir stand der Typ, den ich im Weinladen getroffen habe, als ich für meine Eltern den Rotwein besorgt hatte und starrte mich an. Ich starrte zurück und versuchte auszumachen, ob er alleine da war oder ob vielleicht seine Freundin irgendwo in der Nähe war. Wir tanzten eine Weile und warfen uns immer wieder scheue Blicke zu. Es schien so, als wäre er alleine hier. Nach einer Weile beugte ich mich zu ihm hin und fragte, ob er auch was trinken möchte. Er nickte, wobei sein Ohr an meine Nase kam. In diesem Moment durchzuckten mich tausend Blitze. Ich bekam eine Gänsehaut und eisige Schauer kamen über meinen Rücken. Was war das denn? Auch mein Gegenüber zuckte zurück und lächelte mich dann aber an. Er drehte sich um und ging in Richtung Bar, ich folgte ihm und inhalierte seinen Duft.

An der Bar fragte er dann: „Auch‘n Bier?“

„Gerne“, antwortete ich. Kurz darauf reichte er mir eine Flasche stieß mit mir an und sagte Robby. Ich glaube ich muss ich ihn nur dämlich angesehen haben, denn er sagte: “Hey auf welchem Stern bist du denn gerade, ich heiße Robert, aber alle nennen mich Robby.“ „Basti, also Bastian stotterte ich“, als mich von hinten jemand anstieß, ich nach vorne kippte und Robby gerade noch die Hände ausstrecken konnte und meine Brust damit auffing. Ich spürte seine Hände durch das dünne Nylon auf meinen Brustwarzen, die augenblicklich versteinerten und ich erschauderte. Ich glaube Robby hat das auch gemerkt, denn er grinste mich an. Schnell ging ich einen Schritt zurück und versuchte ein Gespräch anzufangen, obwohl alles in mir danach verlangte seine sinnlichen Lippen in diesem süßen Gesicht mit diesen dunkelbraunen Augen und den gesträhnten Haaren zu küssen.

Oh Gott, ich glaube mich hat gerade der Schlag getroffen und ich hatte mich hoffnungslos verliebt.

„Bist du öfters hier“, fragte er mich. „Geht so und du, bist du mit deiner Freundin hier?“ „Nein“, antwortete er mir, „ich habe keine Freundin“, dabei grinste er frech.

Er hat keine Freundin, hatte er das eben wirklich gesagt? Ich konnte kaum glauben was ich da gehört hatte, das brachte mich total aus dem Konzept.

„Und du, ist deine Freundin auch hier?“, fragte er vorsichtig. „Nein die ist heute nicht hier“, antwortete ich. Robby schaute mich an und irgendwie war gerade sein Gesicht auf den Boden gefallen, sein Ausdruck wechselte schlagartig auf traurig und er starrte mich ungläubig an, dann drehte er sich um und murmelte: „ich muss…“ und war im Gewühl verschwunden.

Ich wusste gar nicht was da passiert war, was hatte ich gesagt? „Nein die ist heute nicht hier“, hatte ich den Verstand verloren, wieso hatte ich das gesagt, kein Wunder, dass er weg war, wenn er wirklich schwul ist und was von mir wollte, musste er ja nach so einem Spruch das Weite suchen. Ich war doch wirklich selten dämlich.

Ich machte mich auf ihn zu suchen, ich musste das aufklären, ich musste ihn finden. Aber so sehr ich auch alles absuchte, ich konnte ihn nicht finden. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Was hatte ich da wieder angestellt, niedergeschlagen machte ich mich auf den Heimweg, wieder alleine, meine Gedanken kreisten um Robby, ja ich hatte ich mich in diesen süßen Typen verliebt und musste ihn wiedersehen.

Endlich zuhause schlief ich irgendwann ein, aber Robby ließ mich auch in meinen Träumen nicht los. Der Traum war einfach wunderschön und hätte von mir aus nie enden brauchen, vor allem nicht, als ich morgens aufwachte und die Sauerei in meinen Shorts bemerkte. Seufzend schlich ich mich ins Bad und ging erst mal unter die Dusche.

Am Nachmittag beschloss ich, nochmals ins Winterdorf zu gehen, ich hatte keine Lust mir was zu Essen zu machen und mir war so nach einer heißen Bratwurst. Außerdem wollte ich nicht alleine sein.

Ich schlenderte also zu der Bude mit den guten Thüringer Bratwürsten und stellte mich seitlich an den Tresen, um diese zu verspeisen. Mein Blick schweifte über den Platz, als ich plötzlich an einer Person hängenblieb, die an einem Stand mit geschnitzten Holzfiguren stehengeblieben war. Das, das war doch Robby. Er drehte sich um und ich sah in sein Gesicht, er war es. Sofort spurtete ich los, die halbe Bratwurst fegte ich vom Tresen, der kleine Hund der mir schon die ganze Zeit traurig beim Essen zugesehen hatte, schnappte sie noch in der Luft und lief glücklich davon. Ich rannte quer über den Platz und sah Robby gerade weggehen. Als ich ihn fast eingeholt hatte, rief ich: „Hey Robby, wart doch mal.“

Außer Atem stand ich vor ihm und starrte ihn an. Er schaute auf den Boden und murmelte nur: „Hi Basti.“

Dann schaute er mich mit traurigen Augen an und fragte: „Na ist deine Freundin auch hier?“ „Freundin? – Nö, hab ich doch gar keine“, platzte ich heraus. Er schaute mich ungläubig an und stotterte: „Ich meine doch nur, weil du doch im Green Door gesagt hattest du hättest…“

„Ach was“, unterbrach ich ihn, „da hast du was falsch verstanden, gehen wir ‚nen Glühwein trinken?“

„Ok“, meinte er. Er guckte richtig verunsichert, aber sein Gesicht hatte sich zumindest schon mal ein wenig aufgehellt. Ob ich ihn direkt fragen sollte, ob er schwul ist oder sollte ich ihm sagen, dass ich es bin? Aber nein, wenn er hetero ist, wie wird er dann reagieren. Ich beschloss erst mal nichts dergleichen zu sagen und einfach zu schauen, was passiert.

Als wir die Glühweine vor uns stehen hatten, sah ich ihn an und fragte:

„Und, was machst du so?“

„Wie meinste das?“

„Na was arbeitest du?“

„Ach so, ich bin Bürokaufmann und arbeite bei Platzecks, die machen Kunststoffteile. Und du?“

„Ich bin Elekrotechniker und arbeite bei Stieles, wie alt bis du denn, ich bin 23.“

„Ich bin 22.“

So langsam kam unser Gespräch in Gang und wir wurden beide lockerer. Er sah echt süß aus und ich hatte mächtig Herzklopfen. Am liebsten hätte ich ihn einfach in die Arme genommen und meine Lippen auf seine gedrückt. Er wohnt noch bei seinen Eltern.

Wir schienen was Musikgeschmack und einiges mehr anging, so ziemlich auf derselben Wellenlänge zu liegen. Es wurde richtig lustig und nach dem dritten Glühwein waren wir mehr am Lachen als am Erzählen. Uns beiden war der Alkohol ganz schön zu Kopf gestiegen. Wir lachten, scherzten und rückten immer näher zusammen, immer wieder schauten wir uns in die Augen, aber keiner konnte dem Blick lange standhalten und schaute schnell verlegen weg. Immer wenn wir uns berührten, zuckten wir beide zusammen, die Spannung zwischen uns war schier unerträglich, ich wusste nur eins, ich war hoffnungslos verknallt und ich war mir ziemlich sicher, dass er auch schwul war, aber keiner von uns beiden traute sich den anderen zu fragen.

Irgendwann war es spät geworden, die Buden schlossen nacheinander und wir verabredeten uns für Freitag im Green Door. Als ich alleine meinen Heimweg antrat, schlug es plötzlich wie ein Blitz ein, ich wusste nicht wie er mit Nachnamen heißt, ich wusste nicht wo er wohnt und ich hatte keine Telefonnummer. So ein Mist, jetzt war meine ganze Hoffnung der Freitag im Green Door. Und eins war sicher, das Versteckspielen musste ein Ende haben, ich werde ihn ganz direkt fragen und ihm meine Liebe gestehen, das nahm ich mir fest vor.

Mein Gott, ich wusste ja gar nicht wie lange so ein Tag dauern kann, wenn man darauf wartet, dass er endlich vorbei ist. Das letzte Wochenende vor den Feiertagen stand an, es war Freitag und ich war schon über eine Stunde im Bad, um mich aufzuhübschen. Keine Ahnung wie oft ich mich schon umgezogen hatte, ich war total aufgeregt. Jetzt war es kurz vor Neun und ich machte mich mit Herzklopfen auf den Weg ins Green Door. Man war ich aufgeregt, als ich meinen Eintritt bezahlt hatte. Ich schaute mich um, konnte Robby aber nirgends entdecken. Also setzte ich mich an die Bar und bestellte mir ein Bier. Es war noch nicht so voll und von meinem Platz hatte ich einen guten Überblick und vor allem den Eingang im Auge.

Inzwischen war es halb elf und ich hatte schon mein drittes Bier intus, nervös rutschte ich auf dem Barhocker hin und her und bestellte mein viertes Bier.

Der Alkohol war mir inzwischen in den Kopf gestiegen, ich war mega enttäuscht, es war nach Mitternacht als ich mich Richtung Ausgang bewegte. Ich konnte es gar nicht begreifen, hatte er mich wirklich versetzt? Hätte ich nur eine Telefonnummer von ihm gehabt, aber so. Ratlos, enttäuscht und angetrunken stand ich auf der Straße in einem Zustand zwischen Heulen und Wut. Nach Hause wollte ich noch nicht, also machte ich mich auf den Weg ins Minotaurus.

Der Laden war brechendvoll. Auf der Tanzfläche ein enges Gedränge von verschwitzen Körpern, die teilweise mit freiem Oberkörper tanzten. Ich zögerte nicht lange, noch ein Bier hätte mich wahrscheinlich umgehauen, also ging ich direkt auf die Tanzfläche und ließ mich einfach mitreißen. Zuckende Körper die sich im Takt der Musik bewegten, es waren schon einige geile Typen dabei, aber ich wusste ja, die meisten hier suchten was für‘s Bett und bleiben meist noch nicht mal bis zum Frühstück. Ich war schon eine Weile auf der Tanzfläche, als mich ein Kerlchen mit pechschwarzen Haaren und freiem Oberkörper antanzte. Eigentlich steh ich ja nicht so schwarzhaarig, aber der Typ ging bestimmt täglich zuerst in die Muckibude und dann unter den Tuckentoaster. Über die gebräunte seidige Haut liefen Schweißtropfen und glitzerten im Licht, er hatte eine irre Figur und tatsächlich einen Sixpack. Ich schaute ihn an und begann zu sabbern, als er sich zu meinem Ohr beugte und mich fragte, „Was trinken?“ Ich nickte nur, er griff meine Hand und zog mich zur Bar.

Dort bestellte er zwei Bier, Manuel hieß er, musste in meinem Alter sein, wir tranken erst mal ein halbes Bier auf die Schnelle hinunter um unseren Durst zu löschen, dann fackelte Manuel nicht lange, er stand vor mir, legte seine Hände auf meinen Hintern und küsste mich. Ohne nachzudenken ließ ich mich darauf ein, legte meine Hände um seinen Nacken und zog ihn dichter an mich heran, dann öffnete ich meine Lippen, gewährte seiner Zunge Einlass und erkundete mit meiner Zunge seinen Mund.

Nach einer Weile nahm mich Manuel bei der Hand und zog mich in Richtung Nebenraum. Das Minotaurus, hatte mehrere kleine Nebenräume, die ziemlich dunkel waren und in denen man sich vergnügen konnte. Manche verbrachten den ganzen Abend dort und trieben es mit jedem der reinkam und wollte. Schneller anonymer Sex mit jemanden, den man noch nicht mal im Licht gesehen hatte. Für mich kam das absolut nicht in Frage, aber heute war ich einfach nur geil und wollte Druck ablassen, außerdem hatte ich Manuel ja bei Licht gesehen, ich wusste sogar seinen Namen und schon standen wir im dunklen Nebenzimmer und Manuel hatte mir schon die Hose aufgemacht, während ich seinen Oberkörper streichelte und an seinen Brustwarzen knabberte. Er zog mir mein Shirt über den Kopf und seine Hand verschwand in meinen Shorts. Auch ich öffnete nun seine Hose und erkundete deren Inhalt. Ein ganz schönes Gerät hielt ich nun in meiner Hand, stahlhart, Manuel begann zu stöhnen, ich massierte seinen Stab und er zuckte schon nach kurzer Zeit, dann nahm er meine Hand weg und ging in die Knie, er begann mich zu blasen und wichste sich gleichzeitig, ich lehnte mich gegen die Wand, legte den Kopf in den Nacken und genoss einfach. Es dauerte nicht lange, ich begann zu stöhnen und merkte wie auch Manuel schwer keuchte. Dann kamen wir fast zusammen und ein wohliges Gefühl breitete sich in meinem Körper aus. Ich lehnte immer noch mit herabgelassener Hose an der Wand, als Manuel bereits wieder angezogen vor mir stand, mir einen Kuss auf die Wange gab und mir ein „Ciao“ ins Ohr hauchte.

Dann war er weg, ich zog mir die Hose rauf und verließ den Darkroom. Jetzt hatte ich zwar Druck abgelassen, Manuel konnte traumhaft blasen und hatte mir echt einen geilen Orgasmus verpasst, aber nun fühlte ich mich plötzlich einsamer als zuvor und musste direkt wieder an Robby denken. Ich stand ratlos da und beschloss den Heimweg anzutreten.

Als ich gegen vier Uhr morgens endlich im Bett lag, dachte ich nur an eins, an Robby, wie gerne hätte ich ihn jetzt hier gehabt, neben mir im Bett, mich an ihn ankuscheln und mit ihm im Arm einschlafen und am nächsten Morgen mit ihm im Arm aufwachen.

4 – Überraschung

Am nächsten Morgen wachte ich, natürlich alleine, in meinem Bett auf. Von Morgen konnte man schon fast nicht sprechen, es war bereits halb zwölf und ich hatte einen dicken Schädel. Mühsam quälte ich mich aus dem Bett und beschloss mir erst mal einen Kaffee zu machen.

So saß ich alleine an meinem kleinen Tisch, schlürfte den heißen Kaffee und dachte wehmütig an Robby, er ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf, warum war er gestern nicht gekommen.

Dann ging das Telefon und Katrin fragte mich, ob ich nicht zum Kaffee vorbeikommen wolle, dann könnten wir auch besprechen wie wir die Feiertage gestalten wollten. Ich war froh über die Abwechslung und sagte zu.

Am Nachmittag saßen wir dann gemütlich beim Kaffee und sprachen über die Feiertage als das Telefon ging, Marco meinte er müsste kurz weg einem Freund helfen, er wäre in ner Stunde wieder da.

Also saß ich mit Katrin alleine da.

„Haben sich unsere Eltern eigentlich mal bei euch gemeldet?“, fragte ich Katrin.

„Nein, tut mir leid“, antwortete sie und schaute betreten zu Boden.

„Na ja, dann eben nicht.“

„Es tut dir ganz schön weh oder?“ Katrin schaute mich fragend an. „Aber da ist doch noch was anderes oder? Dich bedrückt doch was.“

Ich druckste ein wenig herum, doch Katrin ließ nicht locker und ich erzählte ihr die ganze Geschichte. Angefangen mit dem Weinladen bis zum vergeblichen Warten im Green Door, nur den Ausflug ins Minotaurus ließ ich weg.

„So, so“, meinte Katrin, „scheint so als wenn du dich bis über beide Ohren verliebt hättest. Beschreib doch mal deinen Robby, wie sieht er denn aus?“

Meine Augen begannen zu glänzen, ich beschrieb Robby so detailliert, ich glaube ein Foto hätte nicht besser sein können. Alles was ich über ihn wusste erzählte ich ihr.

Katrin lächelte. „Bürokaufmann und arbeit bei Platzecks, Robby…. Vielleicht rufst du einfach mal dort an und fragst nach ihm?“

„Ne ne. Das bringe ich nicht, was soll ich denn da sagen? Hallo, ich liebe ihren Bürokaufmann Robby, kann ich den mal sprechen? Nein Katrin das geht nicht.“

„Ach Basti, vielleicht kommt er heute Abend ins Green Door, vielleicht solltest du noch mal hingehen?“

„Bestimmt nicht, ich will nicht noch mal enttäuscht werden und wieder im Darkroom landen.“

„Bitte wo?“

„Ach vergiss es“, sagte ich schnell und wechselte das Thema. „Dann ist ja soweit alles klar, ich komme am 24. gegen sieben, soll ich was mitbringen?“

„Nur gute Laune, schlechte Gedanken sind vor der Tür abzugeben, Bitte nichts für uns kaufen, das gilt für beide Seiten, versprich mir das!“

„OK“, war mir auch recht, ich war gerade sowieso nicht so toll bei Kasse.

Ich machte mich auf den Weg, im Treppenhaus traf ich Marco. „Hey Kleiner, alles klar, du gehst schon, habt ihr alles besprochen?“

„Hi Marco, ja alles klar, hab’ alles mit Katrin bequatscht, wir sehen uns am Dienstag.“

Dann machte ich mich auf den Weg zum Wintermarkt, vielleicht war er ja da, ich hoffte es inständig.

Da stand ich nun, nachdem ich gefühlte 99 Mal über den Platz gegangen war und in jede Ecke geschaut hatte, vor meiner Bratwurst und war wieder enttäuscht. Oh Basti, wie groß war die Chance eigentlich, dass er dir hier wieder über den Weg laufen würde. Ich verspeiste meine Wurst und beschloss wieder nach Hause zu fahren.

Als ich in der Straßenbahn saß und traurig hinausschaute, hielt neben mir auf dem Nebengleis eine andere Linie. Und da, ich glaubte ich sah nicht richtig, da saß Robby und schaute traurig aus dem Fenster. Ich sprang auf und polterte gegen die Scheibe und winkte wie verrückt. In dem Moment als Robby reagierte und mich mit großen Augen ansah, setzte sich meine Straßenbahn in Bewegung und ich flog zurück auf die Sitzbank. Ich konnte es nicht fassen, da war er gewesen, mein Robby und wieder war er weg. Eine Träne lief mir über das Gesicht und ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.

Den Sonntag verbrachte ich fast komplett im Bett, ich wollte niemanden sehen, nur mit mir und meinem Kummer alleine sein. Gott sei Dank musste ich morgen arbeiten und auch am Dienstag hatte ich mich bereit erklärt, bis mittags zu arbeiten, das lenkte mich dann wenigstens etwas ab.

Montagabend rief dann Katrin an und fragte ob mit Dienstag alles klar sei, sie meinte ich solle was zum Übernachten mitbringen, sie hätte das Gästezimmer schon gerichtet und ich solle bitte bei ihnen bleiben. Dann fragte sie mich noch nach Robby und ich erzählte ihr von unserem Kurzen Wiedersehen in der Straßenbahn. Sie meinte nur: „Du armer, du hast aber auch ein Pech.“

Dann war es soweit, im Geschäft hatten wir noch einen kleinen Umtrunk, dann verabschiedeten wir uns in die Feiertage. Drei Feiertage, Freitag war Brückentag und dann war schon wieder Wochenende. Mir wurde ganz übel, was sollte ich denn mit der ganzen freien Zeit machen – alleine?

Aber heute freute ich mich erst mal auf Katrin und Marco. Ich besorgte noch schnell eine Flasche Champagner, die zumindest wollte ich als kleines Dankeschön mitbringen.

Der Nachmittag verging dann schnell und Punkt sieben klingelte ich an der Tür meines Bruders und wurde freundlich empfangen. Ich gab Marco den Champagner, der schimpfte zwar, stellte die Flasche aber dann mit einem Dankeschön in den Kühlschrank. Ich stellte meine Tasche schnell ins Gästezimmer und ging dann ins Wohnzimmer.

Wow, Katrin hatte sich Mühe gegeben, der Raum war festlich dekoriert und sogar ein kleines Nadelgewächs mit kleinen Lämpchen stand schön geschmückt da und gab dem Raum Wärme.

Der Tisch festlich gedeckt und es roch verführerisch. Dann saßen wir zu dritt am Tisch und wünschten uns ein frohes Fest. Die Rinderbrühe mit den Eierklößchen schmeckte vorzüglich. „Selbstgemacht“, strahlte Katrin, „und das was noch kommt auch.“

Und auch der Rest des Essens war echt klasse. Wir saßen nach dem Essen gemütlich zusammen, Marco machte eine Flasche Wein auf und wir unterhielten uns. Katrin kuschelte sich an Marco an und ich schielte neidisch rüber. Als Katrin das merkte, wollte sie sich von Marco lösen, aber ich sagte ihr, sie solle keinen Scheiß machen, das wär’ schon in Ordnung.

„Ich wollte nicht, dass du schon wieder an Robby denkst“, meinte sie.

„Du triffst deinen Robby bestimmt bald wieder“, meinte mein Bruder. Ich hob die Augenbrauen und schaute Katrin an. „Ich hab Marco die Story erzählt, ich hoffe das war ok?“, meinte sie.

„Klar“, antwortete ich, „kein Problem.“

Inzwischen war es schon zehn Uhr, „lass mal sehen, was es im Fernsehen gibt“, meinte Marco und schaltete ein, als plötzlich auf dem Tisch ein Handy vibrierte. „Willst du nicht nachsehen?“, fragte ich Katrin. Sie nahm das Handy auf, schaute kurz drauf und meinte mit einem Blick zu Marco, „nur ne Freundin die schöne Feiertage wünscht.“

„Hey Kleiner, komm, hilf mir mal in der Küche, wir holen noch was zum trinken und ein paar Knabbereien.“ Ich hatte zwar so gar keine Lust aufzustehen, aber ich erhob mich dennoch und folgte ihm in die Küche. Als wir zurück ins Wohnzimmer kamen, blieb ich abrupt stehen und zog die Luft tief durch die Nase ein.

„Sag mal, hast du ein neues Parfum?“, fragte ich ihn und schnupperte an seinem Hals.

„Nö“, meinte er.

„Komisch“, sagte ich „ich könnte schwören….“

Also setzten wir uns wieder aufs Sofa, als Katrin hereinkam und mich grinsend ansah. „Basti, wir haben dann noch eine Überraschung für dich“, sagte sie.

„Aber wir haben doch ausgemacht….“, „dass wir uns nichts kaufen“, unterbrach sie mich, „und das haben wir auch nicht.“

Dann glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, durch die Tür kam Robby herein und strahlte mich an. Ich saß wie versteinert mit offenem Mund auf der Couch und brachte kein Wort hervor.

„Marco, kommst du bitte mal in die Küche“, fragte Katrin und dann waren Robby und ich plötzlich alleine im Wohnzimmer.

„Wie… wie zum Teufel kommst du denn hier her?“, rappelte ich mich schließlich auf.

„Na Katrin ist meine Cousine, sie hat mich angerufen, nachdem sie gemerkt hat, von wem du so geschwärmt hast und mir alles erzählt, sorry dass ich nicht ins Green Horn gekommen bin, ich war mit meinen Eltern unterwegs und wir hatten eine Autopanne und anrufen konnte ich dich ja nicht, weil wir zu blöd waren unsere Nummern auszutauschen. Wir haben dann diesen Plan ausgeheckt, um dich zu überraschen und ja, eh wir es wieder vergessen, ich bin schwul und ja ich habe mich in dich verliebt.“

Wow, das knallte er mir einfach so um die Ohren, das haute mich jetzt doch um, vor allem hätte mir jemand gesagt, dass das heute passiert, ich hätte ihn ausgelacht und gesagt: „Ja klar und an den dicken Typ mit dem roten Mantel und der roten Mütze glaube ich auch noch.“

Inzwischen saß Robby neben mir auf dem Sofa und schaute mir zärtlich in die Augen, unsere Köpfe kamen sich immer näher, bevor unsere Lippen sich berührten sagte ich nur: „Ich liebe dich auch Robby.“

Dann berührten sich unsere Lippen, ganz zärtlich und Robby streichelte meine Wange. Ich schlang meine Arme um ihn und ließ mich nach hinten fallen. Robby landete auf mir und der Kuss wurde fordernder. Ich war wie elektrisiert, mein Blut pulsierte und mein Herz klopfte wie verrückt, es war wie wenn ich, wie passend für den Abend, alle Englein singen hören würde. Ich konnte mein Glück kaum fassen und strahlte Robby an, als wir unsere Zungen aus dem Hals des anderen entließen.

Dann standen Marco und Katrin in der Tür und schwenkten den Champagner und vier Gläser.

„Ich glaube wir haben was zu feiern“, meinte Marco, „ist das nicht ein süßes Paar?“

Ich wurde purpurrot, „eigentlich sollte ich dir ja böse sein, dass du nichts gesagt hast“, lächelte ich Katrin an, „aber danke.“

„Jetzt brauche ich wenigstens kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich mit Marco knutsche und du zugucken musst, jetzt kannst du ja mitmachen“, lachte sie und schenkte den Champagner ein. Ich saß glücklich mit meinem Schatz im Arm da und Katrin erzählte jetzt die ganze Geschichte.

„Als du mir erzählt hast, was Robby gelernt hat und wo er arbeitet, klingelte es bei mir. Das konnte kein Zufall sein, ich war mir sicher, dass das mein Cousin sein musste. Gleich am Sonntag rief ich ihn an. Er war etwas erstaunt, wir wohnen zwar in derselben Stadt, aber ich hatte meine Tante schon eine Weile nicht gesehen und Robby noch viel länger nicht. Als ich anrief, war er zufällig direkt am Telefon. Ich fragte ihn, ob er einen Basti aus dem Green Door kenne.“

„Ja, da hat es mir erst mal die Sprache verschlagen“, warf Robby dazwischen.

Katrin grinste, „ja nach einer gefühlten Ewigkeit antwortete er „ja“ und woher ich das wüsste. Ich habe ihm alles erzählt und gesagt woher ich dich kenne. Dann bin ich am selben Abend vorbeigefahren. Robbys Eltern wissen, dass er schwul ist, sie fanden unseren Plan super, allerdings bestanden sie darauf, dass Robby bis zehn zu Hause bleiben muss und mit der Familie feiern soll.“

„Und jetzt bin ich hier“, strahlte mich Robby an. Ich konnte mein Glück kaum fassen, ich nahm ihn den Arm und küsste ihn leidenschaftlich.

„Hey ihr Turteltauben, es ist schon nach Mitternacht, wir sollten langsam ins Bett gehen“, unterbrach uns Marco. Ich schaute ihn ungläubig an und wollte gerade etwas sagen, als Katrin meinte:

„Tja, nachdem Robby erst so spät hier sein konnte, dachten wir, ihr könnt ja eure Knutscherei im Gästezimmer intensivieren, Robby’s Tasche steht schon drüben, er übernachtet hier. Und morgen sind wir alle bei meiner Tante zum Mittag eingeladen.“

Jetzt blieb mir der Mund offen stehen und ich konnte mich nicht mehr beherrschen, ich musste mal wieder heulen, ich alte Heulsuse, aber diesmal vor Glück.

Wir wünschten uns eine gute Nacht und Robby und ich verschwanden im Gästezimmer. Als wir die Tür hinter uns geschlossen hatten, legte ich mich aufs Bett und streckte meine Arme nach ihm aus. Robby kam zu mir und legte sich neben mich, dann streichelten wir uns gegenseitig und begannen unsere Körper zu erforschen. Robby setzte sich auf mich und dann begannen wir uns auszuziehen, bis wir schließlich splitternackt aufeinanderlagen und uns küssten. Unsere erigierten Glieder rieben aneinander und ich schob Robby von mir herunter. Dann begann ich ihn am Hals zu küssen und arbeitete mich immer weiter runter bis zu seinen Schenkeln. Robby begann heftig zu stöhnen und ich nahm seinen Schwanz zärtlich zwischen meine Lippen. Ein tiefer Seufzer entfuhr Robby, als unser Liebesspiel so richtig begann.

Als wir die letzten Spuren unserer Orgasmen von unseren Bäuchen gewischt hatten, lagen wir engumschlungen unter der Bettdecke.

„Ich lass dich nicht mehr los“, sagte Robby. „Ich dich auch nicht“, antwortete ich. „Ich liebe dich“, „Dito“, erwiderte er und zufrieden schlossen wir die Augen. Das letzte, was ich dachte war, „endlich nicht mehr alleine, zu zweit einschlafen und morgen früh würde ich mit meinem Schatz im Arm aufwachen.“

So schliefen wir beide eng umschlungen, glücklich und zufrieden in dieser ganz besonderen Nacht des 24. Dezember ein.

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