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Über das Schreiben

Letztes Update: 25.07.2013

eine Hilfe für angehende und junge Autoren

Vor mir liegt ein leeres Blatt Papier, das leere Textdokument. Gerade noch hatte ich das Gefühl, als würde jeden Moment ein Damm in mir brechen und die Worte nur so herausquellen. Doch jetzt sitze ich hier, wie fange ich an?

Mit dem ersten Satz fängt alles an! Das ist schon leichter gesagt, als getan. Denn bevor ich den ersten Satz schreibe, brauche ich eine Idee.

DIE IDEE

„Ich bekomme die Ideen beim Durchs-Leben-Laufen, beim Lesen im Internet oder in Büchern, beim Hören von Erzählungen in der Straßenbahn... und wo auch immer man irgendetwas erfahren kann, was die Fantasie anregen kann.“ (Silberchen)

„Bei mir ist es so, daß ich fast immer einfach drauflos schreibe, die Ideen kommen quasi unterwegs. Ich habe irgendeine Grundidee und fange einfach an zu schreiben, wenn mir danach ist. Nur sehr wenige Dinge stehen mehr oder weniger von Anfang an fest“ (Peter)

„Bei mir ist es oft ein: Was-wäre-wenn Spiel, dass auf eine Beobachtung folgt. [...]So kommts zu Ideen. Bei der Umsetzung habe ich gemerkt, dass ich es am besten einfach fließen lasse: Keine Prämisse, kein Handlungsbogen... Die Figuren zum Leben erwecken, sie in die Situation bringen und dann zuschauen, wie sie sich da bewähren. Oder versagen.“ (nathschlaeger)

Schon diese drei Zitate zeigen, dass Ideen zu einer Geschichte auf unterschiedlichste Weise entstehen können. Meist ist es eine Idee, eine Szene, etwas, das uns fesselt und nicht mehr los lässt. Vor unserem inneren Auge entsteht ein Bild, eine Szene oder ein kleiner Film. Viele dieser Gedanken vergessen wir in kürzester Zeit, aber manch eine bleibt hängen, beschäftigt uns. Und hier beginnt es. Ich setze mich hin, will diese Gedanken zu Papier bringen.

ES WAR EINMAL...

„Hallo ich bin...“ Viele der Geschichten bei Nickstories beginnen mit der Vorstellung des Hauptcharakters. In Ich-Form beschreibt der Autor seinen Hauptakteur, meist äußerlich. Hier beginnt ein interessanter Prozess. Aus sich heraus erschafft der Autor einen Charakter, eine Person. Anfänglich ist er ihm wohl recht ähnlich. Dann jedoch wandern Träume und Vorstellungen in die Person und schließlich bemerken wir, dass unser Akteur ein Eigenleben entwickelt. Er ist nicht wie wir, er ist besser oder schlechter, schöner oder hässlicher, wir statten ihn mit Fähigkeiten aus, die wir nicht besitzen und schaffen eine Welt um ihn herum, die wir nicht kennen; doch wir kontrollieren sie - absolut. Mehr und mehr übertragen wir auf Papier und es kommt der Moment, in welchem ich nicht mehr um jeden Satz ringen muss, in dem ich schreibe ohne nachzudenken. Dann wieder halte ich ein, verharre, um erneut weiter zu schreiben, bis ich plötzlich erwache; angekommen an einem Punkt, von dem ich nicht weiß, was nun passieren wird. Die Vision bricht ab.

Vielleicht hat es gereicht und eine Geschichte ist entstanden, vielleicht habe ich nur ein paar Absätze vollbracht. Was tun, sprach Zeus?

DIE KRITIK

Wenn ich die Geschichte nur für mich, zu meiner eigenen Freude geschrieben habe, dann kann ich sie getrost liegen lassen. Wer sich jedoch wünscht, andere mit seiner Geschichte zu erreichen, der muss sich seinen Kritikern stellen. Hier beginnt man am besten mit Freunden - vielleicht nicht die besten Freunde... Denn Kritik ist hart!

In vielen Fällen werden gute Freunde auf die Bitte, eine Geschichte zu lesen und zu sagen, wie sie gefällt, nicht ehrlich antworten. Das ist nur logisch, denn sie wollen den Autor nicht enttäuschen, wollen ihm Mut machen. Doch bei aller Liebe ist damit niemandem geholfen. Erste Geschichten sind - Ausnahmen gibt es immer - zumeist holprig, unvollständig, unlogisch und unklar.

Warum das so ist, erklärt sich recht einfach. Der Autor hat sein Innerstes nach außen gekehrt, geschrieben und geträumt. Oft genügt ein Wort, um beim Autor das entsprechende Bild wieder entstehen zu lassen. Doch genügt es nicht „das Schloss im Grünen“ zu schreiben, wenn sich der Leser ein Bild von der Umgebung machen soll. Denn auch das Bild des Autors ist nicht ein Schloss im Grünen, hier gibt es Bäume, Steine und Geräusche, wie auch Gerüche, das efeuumrankte Eingangstor, die schweren, eisenbeschlagenen, hölzernen Torflügel, das rostige Fallgatter. All das muss der Leser erzählt bekommen, nur dann wird er annähernd das Bild sehen können, das dem Autor vorschwebt.

Die Kritik muss hart sein, ehrlich und klar. Daher bietet es sich an, jemanden zu fragen, der einem offen die Meinung sagt. Das muss nicht der beste Freund und sollte wohl auch nicht der Partner sein. Natürlich ist es möglich, jeder muss wissen, ob er zum einen eine ehrliche Antwort erwarten kann, aber auch, ob er, zum anderen, die Kritik von demjenigen auch wirklich ehrlich und offen bekommen will.

Schmeichelhaft ist es nicht, durch die Blume gesagt zu bekommen, was man doch für einen Mist geschrieben hat. Da helfen schöne Worte auch nicht viel. Und was kann man nicht alles kritisieren?

INHALT

Hier geht es schon los. Wir gehen noch nicht mal auf die formalen Dinge ein, sondern bekommen schon mal gesagt, wie langweilig die Geschichte ist. Hammerhart! Mitten ins Schwarze! Ende!

Sich von einem solchen Schlag zu erholen braucht Kraft. Da heißt es tief Luft holen und nachfragen. Warum? Was genau? Was nützt einem die pauschale Verurteilung in Bausch und Bogen? Nichts! Ist die Geschichte zu konstruiert, zu unlogisch? Ist das Thema uninteressant - vielleicht auch nur für meinen Leser? Nicht jeder interessiert sich für schwule Liebesgeschichten.

Lasst euch hier nicht entmutigen, sondern fragt nach. Auch wenn es schwer fällt, müsst ihr euch von eurem Werk ein Stück entfernen, betrachtet es, seid selbstkritisch. Der Vergleich mit eurem Lieblingsautor mag helfen.

STIL

Als Anfänger hat man es nicht leicht. Da müht man sich ab, schreibt sich die Finger wund, offenbart sein Innerstes und dann kommen diese Kritiker mit so etwas banalem wie Stil. Banausen!

Nur, dass es diese Banausen sind, die ich als Autor erreichen will! Schweren Herzens werdet ihr euch also hinsetzen müssen und den Text überarbeiten. Und was da alles zu finden ist:

Tempus

„Ich las ein Buch, dann gehe ich nach Hause und habe mit meiner Mutter gesprochen!“

Ein einfaches Beispiel, wie es immer wieder zu finden ist. Das Hüpfen zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist häufig und einfach nur irritierend. Unser Zeitbegriff ist linear, mag uns das physikalisch und philosophisch fraglich sein, literarisch ist es eine Tatsache. Schreibe ich in der Vergangenheit über Dinge, die schon früher geschehen sind, so muss ich mich des Plusquamperfekts bedienen.

„Ich wäre heute nicht hier, wenn ich damals nicht die Idee gehabt hätte!“ So und nicht anders. Und ich werde auch in Zukunft, nachdem mir eine Geschichte zur Korrektur geschickt wurde, meine offene und ehrliche Meinung sagen.

Rechtschreibfehler

„Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!“ Und ich würde antworten: Und du deine Story!

Rechtschreibfehler sind keine Kavaliersdelikte, sie ärgern den Leser, sie ärgern ihn massiv. Die Rechtschreibreform hat eine Menge Unklarheiten hinterlassen, vereinfacht und dazu geführt, dass vielen nicht mehr klar ist, was nun noch richtig, was falsch ist. Ob Delfin oder Delphin ist nicht das Problem, „Karakter“ hat man jedoch oder eben nicht. In jedem Fall disqulifiziert mann sich, wärtet sich ab und hat auch offenbahr for dem Leser keine Respäkt.

Unser Korrekturpool hilft dir gerne, wenn du in deinem Freundes- und Bekanntenkreis niemanden hast, der deine Story korrekturlesen kann. Den Korrekturpool findest du auf dieser Seite

Sprichworte und Redewendungen „gezwiebelt“

„Haben Sie schon mal gehört, dass Liebe auf den Magen schlägt, dass einem etwas Unterkante Oberwasser steht und dass jemand friert wie ein Rohrspatz?“ (Spiegel Online, 27. April 2005, Zwiebelfisch, Bastian Sick)

Immer wieder ergeht es dem Leser so, dass er heimtürkisch von Redewendungen übertreten wird, die sich klammlautlos an ihn heranpirschen. Da lobt man etwas über die grüne Wiese, doch das passt wie die Faust aufs Auge, nämlich gar nicht!

Tatsächlich hat die berühmte Faust auf dem Auge durch die unentwegt falsche Verwendung eine komplette Umkehr erfahren. Heute passt die Faust aufs Auge wie der Deckel auf den Tropf. Aber man muss ja nicht gleich den Sand in den Kopf stecken!

Und wer jetzt verwirrt ob der obigen Rechtschreibung und gezwiebelten Ausdrucksweise ist, dem sei gesagt, dass er recht hat. Aber manchmal hilft ein Beispiel mehr als tausend Dinge.

Umgangssprache

„Das denk ich mir eben so, dann stimmt’s schon so.“ Und mich gruselt es beim Lesen. Mag die Umgangssprache in der wörtlichen Rede noch akzeptabel sein, spätestens in einer Situationsbeschreibung eckt man mit derartigen Formulierungen an. In den seltensten Fällen wird Umgangssprache bewusst als Stilmittel eingesetzt. Es ist allein Unerfahrenheit und Unkenntnis des Autors. Der Leser merkt schnell, ob der Autor sich der Umgangssprache bewusst war, oder ob er es nicht besser konnte.

Punkt, Punkt, Komma, Strich...

Zum Punkt kommen, bedeutet beenden. Einen Strich ziehen, etwas abschließen. Das wünscht man sich oft, wenn man sich durch eine Passage gelesen hat, in welchem der Autor ein offensichtliches Vergnügen daran hatte, alles, was er uns mitteilen wollte, in einem einzigen Satz unterzubringen, was dazu führt, dass der Leser hinterher kaum schlauer ist als zuvor. Hier hilft es, den Satz zu trennen. Punkt!

Das leidige Thema der Kommata wird jeden Korrektor, Lektor und Redakteur noch in seinen Träumen verfolgen. Ob man sich nun unbedingt den neuen Duden für die Zeichensetzung besorgt, sei jedem selber überlassen. Fakt ist, dass Kommata dort helfen, wo sie zum Verständnis des Satzes beitragen.

UND JETZT?

Nun habe ich meinen Text wieder, habe mir meine Kritik abgeholt, doch was fange ich damit an? Rechtschreibfehler kann ich korrigieren, Tempusfehler ausbauen. Dann wird es schon schwieriger. Neuschreiben, umschreiben, verändern. Da kann einem schnell die Lust vergehen. Hier zeigt sich, ob ein Autor lernfähig ist, bereit sich wirklich zu entwickeln.

Neben der Kreativität und der Fähigkeit sich hinzusetzen und zu schreiben, braucht es Ausdauer, Kritikfähigkeit und Übung. Nur durch das Schreiben lernt man das Schreiben. An dieser Stelle zitiere ich einen meiner Lieblingsautoren, David Eddings, der einmal geschrieben hat: „Wenn du wirklich sicher bist [Schriftsteller werden zu wollen], schreib jeden Tag und wenn es nur für eine Stunde ist. Streich die Worte „Wochenende“ und „Ferien“ aus deinem Wortschatz. (Solltest du wirklich gut sein, könnte ich dir einen halben Tag an Weihnachten frei geben.) Schreibe eine Millionen Worte oder mehr. Verbrenne sie. Jetzt kannst du mehr oder weniger anfangen.“ (David Eddings, The Rivan Codex, Introduction; Übersetzung: Björn O. Fehr)

Schreiben ist harte Arbeit. Stunden vergehen, in denen man sich weiter quält, man an sich selber zweifeln kann. Man verdammt Kritiker, Leser und sich selber. Man wünscht sich fertig zu werden, doch immer wieder wird man zurück geworfen.

Wie bei allem, was wir tun, wenn wir es wirklich und wahrhaftig tun wollen, verbinden sich auch und gerade beim Schreiben Kreativität und Handwerk, Vision und Erfahrung zu einer Einheit. Nur wer beides mitbringt, beides vorantreibt, wird ein Schriftsteller.

Doch wie jeder Schriftsteller muss man erst einmal den Mut haben anzufangen. Die ersten Schritte sind die schwersten. Irgendwann ist das Wasser nicht mehr kalt, zumindest spürt man es nicht mehr.

Dann kommt der Moment, bei dem man mit dem Schreiben aufhört und dabei, wie aus einer Trance erwacht, sich dabei fragend: Habe ich das gerade geschrieben oder hat etwas durch mich geschrieben? Da hat einen dann die Muse geküsst! Mit ein wenig Glück und Übung gelingt es einem, diesen Zustand immer wieder zu erreichen, ich muss nur schreiben...

Dieser Text wurde von unserem ehemaligen Vorstand Björn O. Fehr verfasst